Archiv für den Monat: Februar 2016

1987: Bei den 5. Senioren-Europameisterschaften in Karlovy Vary

1987 war ein recht erfolgreiches Laufjahr für mich. An meinem Geburtstag lief ich den Plänterwald-Marathon in Berlin. Die äußeren Bedingungen waren bei 5 Grad recht frisch. Die Nacht zuvor hatte es geschneit. Deshalb war der Boden teilweise weich und schwammig, und das war besonders auf einem Parkstück und dann unten am Spreeufer recht schwierig. Nur ein Teil der Runde war eben asphaltiert. Am Start bekam ich von Klaus Wanders (EBT) Blumen überreicht, und das und die vielen Glückwünsche animierten mich zu einem flotten Anfangstempo. Die ersten 5 km waren mit 21:35 schnell, auch weil ich anfangs gegen Jürgen kämpfte. 10 km 43:15, 20 km 1:29, 25 km 1:54 h, es pegelte sich dann ein. Allerdings wurden die letzten 10 km dann noch schwieriger. Am Ende war ich mit 3:27:15 h unter 137 Teilnehmern mit dem 66. Platz im gesunden Mittelfeld. Nach meinen Aufzeichnungen von damals nahm ich während des Rennens fünfmal Isostar und zweimal Tee zu mir.

Weitere Läufe folgten u.a. im Berliner Birkenwäldchen (20 km in 1:28:10), bei Quer durch Weißensee (25 km in 1:51 h), beim Hamburg-Marathon (3:21:26), beim Rennsteiglauf (45 km Bestzeit in 4:01:27), beim KMU-Marathon in Leipzig (3:33 h) und beim Schweriner Fünfseenlauf (15 km 1:04:25).

Im August folgte dann die Reise in die Tschechoslowakei nach Karlovy Vary, wo die 5. Europameisterschaften der Senioren stattfanden.
Wie es mir auf dieser Reise erging, habe ich anschließend in einem Brief meiner Mutter geschildert:

Reise nach Karlovy Vary

Am Freitag, dem 21. August 1987, ging es 6 Uhr früh los. Zunächst stieg am nahen U-Bahnhof noch Klaus Goldammer in unser Auto ein. Dann zur Autobahn, an Dresden und Karl-Marx-Stadt vorbei und dann nach Schwarzenberg. Dort werden nicht nur Kühlschränke produziert. Ich habe dort auch meine Fahrschule absolviert.(damals nahm ich drei Wochen Urlaub, und wir übten tagtäglich Theorie und Praxis und alle bestanden die Prüfung. Gefahren wurde mit einem sowjetischen Moskwitsch).
Ein bißchen verfuhren wir uns noch, aber gegen 11 Uhr waren wir kurz hinter Oberwiesenthal an der Grenze. Dort erwartete uns eine lange Auto-Schlange. Rd. 1 ½ Stunden dauerte es, bis wir an der eigentlichen Grenze waren. Dann reibungslose Fahrt bis Karlovy Vary. Dort fanden wir auch schnell das Organisationsbüro, waren glücklich, daß unsere Anmeldung angekommen und im Rechner registriert war und bezahlten das Startgeld von 35 Mark. Ich bekam eine Tüte mit der Startnummer, der sehr schönen Medaille, der Teilnahme-Urkunde und diversen Prospekten. Wir sahen einige Bekannte im Org.büro, so die Winklers, Steinbergs, Kahms und Folker Lorenz.

kleinKarlovy Vary Medaille

Auch unsere Quartierbestellung war angekommen, sodaß wir nicht auf unser Zelt zurückgreifen mußten. Wir buchten für uns drei zuerst für zwei Nächte, dann verlängerten wir noch. Kostenpunkt pro Person und Nacht: 91 Kronen gleich 30 Mark. Dafür war alles bestens in einem Dreibettzimmer in einem sehr guten Studenteninternat, mit drei Schreibtischen, Stühlen, Waschbecken, Spiegel, Schränken, alles sehr sauber, Bettwäsche, vorzügliche Toiletten und Duschräume. Alles für uns im 9. Stock mit Aussicht auf die Stadt.
Das Wetter war von Freitag bis Sonntag bestens mit viel Sonne. Allerdings war es fürs Laufen zu warm. Das Auto stellten wir vor dem Haus ab. Gegen 14 Uhr fuhren wir dann in die Stadt, ca. 7 min dauerte die Fahrt. Einen Parkplatz fanden wir schnell, schauten dann in die Geschäfte, kauften aber nichts besonderes. Der Ort ist sehr überlaufen. Schöne Glaswaren sahen wir weniger als damals in Kosice. Abends 22 Uhr waren wir wieder im Internat, tranken dort noch Bier. Da bekamen wir überraschend Besuch von Horst Prill, Marlis und Jürgen Stark, alle von Motor Lichtenberg, die auch für die EM angereist waren.

Gemeldet hatte ich für die 25 km am Sonntag, am Sonnabend standen für die anderen schon die 10 km auf dem Plan. Am Sonnabend trainierte ich leicht eine halbe Stunde, Elke und Ulrike gingen allein zum Einkaufen. Wir trafen uns dann in der Stadt und begegneten dort vielen anderen Läufern aus der DDR. Gegen 12 Uhr waren wir vor dem Grandhotel Moskau, wo sich Roland Winkler mit dem Münchner Heiko treffen wollte. Und der kam auch bald mit seinem weißen Mercedes auf den Parkplatz gefahren. Wir kannten ihn ja schon vom Rennsteig. Heiko hatte eine Sportgruppenreise gebucht.
15 Uhr war schon der Start über 10 km. Den Startschuß gab, wie auch bei uns am Sonntag, Emil Zatopek ab. Wie es sich für Europameisterschaften gehört, beteiligten sich Läufer aus vielen Ländern, so aus der DDR und der CSSR, aber auch aus der Bundesrepublik, der Schweiz, Belgien, Rumänien und Frankreich. Roland wurde am Ende guter Fünfter, kam bei diesen sehr warmen Temperaturen wie immer gut zurecht. Karen Jahns aus Wernigerode, mit der wir kürzlich in Glowe an der Ostsee gezeltet hatten, wurde in ihrer Altersklasse Erste und damit Europameisterin. Nach dem Lauf lud uns Roland für den Abend in die Slowakischen Weinstuben im Moskau-Hotel ein. Bis Mitternacht hielten wir aus. Das war wohl nicht so die richtige Vorbereitung auf meinen 25-km-Lauf.
Sonntag früh hatte ich wider Erwarten keine Kopfschmerzen. Nach dem Start mitten im Ort ließ ich es langsam angehen, und nahm mir vor, es nicht so verbissen zu sehen. Vor allem rechnete ich auch mit großer Hitze, und das mag ich ja nicht. Die Hitze hielt sich aber am frühen Morgen noch zurück. Außerdem gab es genügend Wasserschwämme. Auf dem Hinweg ging es leicht bergauf, rückwärts dann abwärts. Nach 1:53:01 Stunden war ich im Ziel, konnte in der Zielgasse noch glücklich den Zuschauern zuwinken und war auch danach nicht sehr kaputt. Das Auto hatten wir schon am Vortag in der Nähe des Zieles abgestellt. So konnten wir nach dem Lauf schnell zum Duschen ins Internat fahren. Dann ging es zurück zur Siegerehrung, die in einem schönen, alten Saal im Moskau-Hotel stattfanden. Die Sieger wurden geehrt, ich war erwartungsgemäß nicht dabei. Aber Wolfgang Kahms und zwei DDR-Damen wurden mit schönen Gläsern ausgezeichnet. Für uns gab es Saft und vier Schnitten. Am Schluß besorgte mir Elke von Emil Zatopek noch ein Autogramm auf meiner Startnummer.

kleinKarlovy Vary Startnummer mit Zatopek

Anschließend zogen rund 15 DDR-Leute in ein nahes Cafe.Dann bummelten wir durch das alte Karlovy Vary, nippten am gesunden Wasser, was aber fürchterlich schmeckte. 19.30 Uhr gingen wir dann alle in die Weinstube, wir hatten insgesamt 30 Plätze bestellt. Eine ganze Menge Westler stieß hinzu, es folgte essen, trinken, reden und etwas tanzen. Das Unterhalten aber war das Wichtigste. Heiko war aber leider schon am Sonntag gleich nach dem Lauf abgefahren, mußte am Montag arbeiten. Bis Mitternacht blieben wir drei. Am nächsten Morgen fuhren wir dann zurück, zunächst nach Oberweißbach (Thüringer Wald), dort, wo in der Nähe in Neuhaus am Rennweg immer der Rennsteiglauf gestartet wird. Mittags kamen wir an, plauschten lange mit Onkel Karl, Manfred und Ute, und gegen 18 Uhr ging es zurück nach Berlin. 21 Uhr fand dort unsere ereignisreiche und schöne Reise ein glückliches Ende.

KleinKarlovy Vary Diplom

kleinKarlovy Vary Informationen

Wie geht man mit dem Fakt Doping um?

An Dopingmeldungen aus der Leichtathletik hatte man sich fast gewöhnt, doch die Praktiken der IAAF um den Präsidenten Diack sind für viele unfaßbar gewesen. Und irgendwie weiß man kaum mehr, wie man damit umgehen soll, vor allem, wie die aktiven Leichtathleten noch ihren Sport unbeschwert ausüben können. Kritisches dazu hat kürzlich Robert Harting in seinem Interview mit dem „Bonner Generalanzeiger“ geäußert (siehe Treffs mit Leichtathleten: Über Wiederbeginn, Doping-Frust und Machtlosigkeit).

Langsam verliert man auch die Übersicht, wer wann und wie lange wegen Dopings gesperrt war. So ging es mir auch, als ich die Geschichte über die Plätzers in Norwegen schrieb. Hinterher monierte ein Leser, daß ich nicht extra angemerkt habe, daß Erik Tysse schon mal zwei Jahre wegen Dopings gesperrt war. Ich konnte mich daran einfach nicht mehr erinnern, auch weil ich damals nicht mehr über die Geher schrieb. Ich googelte daraufhin und versuchte, mich durch diesen Fall durchzukämpfen, scheiterte allerdings am Ende an der Fülle des Materials. Mir wurde nur klar, daß es kein normaler Fall war (was aber ist da schon normal?). Der monierende Leser bestätigte das auch: „Ja, ich weiß, dass der Fall Tysse kein einfacher war. Trotzdem ist er gesperrt geblieben. Ob zu Recht oder zu Unrecht, können wir beide nicht beurteilen.“

Wie soll man nun damit in Zukunft umgehen? Wenn ich von einer Dopingsperre weiß, werde ich bei Interviews immer danach fragen, zumindestens aber den Fakt anmerken. Schwieriger wird es, wenn der Interviewpartner nie positiv getestet wurde. Eigentlich gilt dann die Unschuldsvermutung, doch das ist beispielsweise bei DDR-Athleten anders, weil sie unter Generalverdacht stehen. Aus eigenem journalistischem Erleben habe ich keine Erfahrungen damit, weil ich damals nur selten über den Hochleistungssport schreiben durfte und auch nur einmal hellhörig wurde. Das war bei einem Abschlußsportfest vor einem internationalen Großereignis im Berliner Dynamo-Sportforum, als Diskuswerferin Ilke Wyludda sehr weit warf und wir hinterher angehalten wurden, nicht darüber zu berichten. Ein wenig machten wir uns Gedanken, doch diskutiert wurde später nicht mehr darüber.
Das aber ist in der heutigen Zeit ganz anders. Heute darf jeder seine Meinung sagen, und das ist auch gut so. Leichter wird es aber auf keinen Fall, sich eine Meinung zu bilden, denn man ist leider nur auf Informationen von außen angewiesen. Und leichter wird es auch nicht für die Leichtathletik.

Vor weiten Sprüngen beim ISTAF INDOOR in Berlin

Sie kommen im wahrsten Sinne des Wortes auf einen Sprung in Berlin vorbei. Beim dritten ISTAF INDOOR am 13. Februar 2016 in der Berliner Mercedes-Benz Arena treffen sich einige der weltbesten Athletinnen im Weitsprung der Frauen. Einige von ihnen kämpfen noch um die Qualifizierungsnorm von 6,75 Metern für die Hallen-Weltmeisterschaften in Portland /USA (18- bis 20. März 2016). Vize-Weltmeisterin Shara Proctor aus Großbritannien trifft unter anderem auf die Amerikanerin Chelsea Hayes, die Schwedin Erica Jarder, die deutsche Meisterin Lena Malkus, Lokalmatadorin Melanie Bauschke und Youngster Alexandra Wester.

Die 27-jährige Britin Shara Proctor schaffte den Sprung auf die große Bühne mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften 2015 in Peking. Ihr Satz von 7,07 Metern bedeutete zugleich neuen britischen Landesrekord und bescherte ihr die Mitfavoritenrolle für die Europameisterschaften und die Olympischen Spiele in diesem Jahr. Derzeit liegt sie mit 6,69 Metern auf Platz 5 der Weltjahresbestenliste 2016.

Die deutschen Weitspringerinnen wollen zwei Wochen vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig ihre Form überprüfen. Alexandra Wester (ASV Köln) sorgte Anfang Februar in Düsseldorf mit einem Satz von 6,72 Metern für Aufsehen. Die 21-Jährige verbesserte damit ihre persönliche Bestleistung um 22 Zentimeter und schob sich auf Platz 3 der Weltjahresbestenliste.
Die deutsche Meisterin Lena Malkus (SC Preußen Münster) kämpft derzeit mit Schienbein-Problemen, wollte aber unbedingt in Berlin starten. Melanie Bauschke (LAC Olympia 88 Berlin) will vor heimischem Publikum die WM-Norm für Portland springen.

ISTAF Indoor
ISTAF Indoor

Melanie Bauschke beim ISTAF INDOOR 2015 (Fotocredit: Camera4)

Tegla Lourupe: Laufschuhe statt Kalaschnikows


FAZ-Korrespondent Michael Reinsch hat mir auf meinen Beitrag über Manager Volker Wagner eine recht kritische Wertung sowohl des Films „ The Long Distance“ als auch vor allem des Agierens des Mana
gers geschrieben. Er hat sich 2012 mit Tegla Loroupe, einem der Schützlinge von Volker Wagner, beschäftigt und dabei große Sympathie zu der Kenianerin entwickelt.
Lesen Sie Auszüge aus seinem FAZ-Artikel vom 2. 4.2012:

Kenias Laufstar Tegla Loroupe hat ihre Sportkarriere genutzt, die Fesseln einer archaischen Gesellschaft zu sprengen und Hoffnung zu stiften. Doch ein Kampf überfordert auch sie – der mit dem deutschen Fiskus.
Tegla Loroupeklein Foto

KAPENGURIA. Mit Räubern und Kriegstreibern nimmt es diese zierliche Frau von 1,55 Meter Größe auf, auch mit rückwärtsgewandter Politik und menschenverachtender Tradition, mit Korruption und Dummheit. Die drei Weltmeisterschaften im Halbmarathon, die sie gewann, die zwei Weltrekorde im Marathon, die sie aufstellte, ihre Siege in New York und London, in Berlin und Boston, in Rotterdam, Rom und Hongkong erscheinen nur als Aufwärmübungen in Kraft und Zähigkeit, wenn man sieht, was diese Frau, gegen viele Widerstände, so alles stemmt.
Am 3. Januar 2012 hat Tegla Loroupe in ihrem Heimatort Kapenguria in der kenianischen Provinz West Pokot, vierzig Kilometer von der Grenze zu Uganda entfernt, eine Schule eröffnet. Das allein wäre schon so etwas wie ein Wunder, doch die „Peace and Leadership School“ soll nicht nur den üblichen Bildungskanon vermitteln. Sie soll Mädchen auch Schutz bieten vor Missbrauch, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung, was im ländlichen Afrika noch immer üblich ist. Sie soll Kinder und Jugendliche auffangen, denen bewaffneter Viehdiebstahl, Stammesfehden, Krieg, Hunger und Aids die Eltern genommen haben. Und sie soll Sprungbrett sein für eine sportliche Karriere, wie sie Tegla Loroupe selbst nutzen konnte, um sich frei zu machen von den Fesseln einer archaischen Gesellschaft. Leider hat ihr deutscher Manager (Volker Wagner, d.R.) sie im Laufe dieser Karriere ins Dickicht des deutschen Steuerrechts geführt – das Finanzamt ist ihr deshalb bis heute auf den Fersen.

Das riesige Gebäude in ihrem Heimatort Kapenguria an einem malerischen Berghang in 2700 Meter Höhe beherbergt knapp dreihundert Schul- und Vorschulkinder. Schlafhäuser und Stadion sind geplant, Speisesaal und Sporthalle für mehr als tausend Kinder sowie Felder und Viehweiden für deren Versorgung. Das Projekt belegt die Kraft des Sports; sein Fundament sind die Läufe von Tegla Loroupe.

Vor 39 Jahren geboren in die Familie eines Patriarchen, der mit fünf Frauen 26 Kinder zeugte, warf Tegla Loroupe im Laufschritt die Fesseln der Stammesgesellschaft ab. „Durch Sport habe ich meinen Kopf freibekommen“, sagt sie. „Durch Sport bin ich hier rausgekommen und konnte viel Geld zurückbringen und meiner Familie helfen. Durch Sport habe ich Freunde gefunden auf der ganzen Welt.“ Sie deutet auf das Gebäude. „Ohne Sport gäbe es dies alles hier nicht.“

Die Tegla Loroupe Friedensstiftung veranstaltet Läufe im Norden Kenias und am Horn von Afrika. Diebesbanden und Krieger, Söldner und Kindersoldaten sollen erleben, dass Laufschuhe eine bessere Lebensgrundlage sind als Kalaschnikows. Der kenianische Präsident Mwai Kibaki hat Tegla Loroupe dafür den Ehrendoktortitel verliehen. Die Vereinten Nationen haben sie zu ihrer Botschafterin gemacht. Das Internationale Olympische Komitee hat sie ebenfalls ausgezeichnet. Im Wohnzimmer des Hauses, das sie mit ihrer Mutter, den Waisen ihrer verstorbenen Schwester und weiteren Adoptivkindern teilt, stehen Fotos, die sie mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama zeigen sowie mit dem Schauspieler und Afrika-Aktivisten George Clooney.

Vom Geld der Läuferin hat die Stiftung Grundstücke erworben und einen Großteil der Baukosten von mehr als 200 000 Euro getragen. „Dies ist keine normale Schule“, sagt Tegla Loroupe. „Die Kinder kommen aus verschiedenen kriegführenden Gemeinschaften. Sie lernen zusammen, sie treiben gemeinsam Sport. Dadurch verstehen sie, dass sie alle gleich sind. Das lehren sie dann auch ihre Eltern.“
Eigentlich sollte es Tegla Loroupe leichtfallen, zu erzählen, wie aus sportlicher Konkurrenz internationale Solidarität, wie aus einem Funken Hoffnung eine Perspektive entstanden ist. Doch plötzlich stockt die Kämpferin. „Es ist schlimm, dass die deutsche Regierung mir so viel Geld weggenommen hat“, klagt sie. „289 000 Euro.“ Als Kinder jüngst an einer Detmolder Schule Geld für Kapenguria sammelten, erzählt sie, „kam ein Mann und verlangte das Geld für die deutsche Steuer. Vor allen Kindern. Ich habe mich so geschämt.“
Forderungen von einer Million Euro bestünden gegen Tegla Loroupe, sagt ihr Manager Volker Wagner am Telefon; durch Verzugszinsen dürften sie sich auf zwei Millionen verdoppelt haben. Zwar schimpft er am Telefon, „Neid und Missgunst“ bestimmten das Verhalten des Finanzamtes, der deutsche Staat habe die Läuferin bestohlen. Doch offenbar war er mit den Grundlagen von Buchhaltung und Steuererklärung überfordert. Seiner Klientin konnte nachgewiesen werden, dass sie ihren ständigen Wohnsitz bei ihm in Detmold und deshalb ihr gesamtes, weltweit erzieltes Einkommen dort zu versteuern habe. Prämien und Preisgelder des Berlin-Marathon 2001 sowie weiterer Läufe in Köln und in Leipzig wurden gepfändet. Einen Prozess vor dem Finanzgericht Münster verlor Tegla Loroupe 2007. „Als Laie, der im Grunde keine Ahnung hat, hat man da ein Manko“, sagt der ehemalige Lehrer Wagner über seine Auseinandersetzung mit dem Fiskus. Als er Tegla Loroupe nicht mehr allein vertreten konnte, verpflichtete er, wie er sich erinnert, „einen Spitzenanwalt“. Der aber hatte keine Zeit, als die Läuferin zur Gerichtsverhandlung aus Kenia einflog…

Wagner macht kein Geheimnis daraus, dass er auch mit den eigenen Finanzen gescheitert ist und Privatinsolvenz angemeldet hat. Das hindert ihn allerdings nicht, weiterhin kenianische Athleten zu vertreten…
Michael Reinsch
(Quelle: Frankfurter Allgemeiner Zeitung, 2.4.2012, Sport, Seite 10, Ausgabe R 1)

Robert Harting: Über Wiederbeginn, Doping-Frust und Machtlosigkeit

Robert Harting 14.11.2013  Foto

Vor drei Jahren, am 14. November 2013, nahm ich dieses Foto in der O2 World Berlin auf, bei einer Pressekonferenz zur Vorbereitung des ersten ISTAF-INDOOR. Robert Harting konnte da noch ungezwungen in die Kameras lächeln. Und auch danach gab es für ihn oft Grund zur Freude. Doch dann im September 2014 riß ihm beim Training das Kreuzband, und nach der OP folgten lange Monate der Rehabilitation und des Neuaufbaus.
Nun soll nach 530 Tagen Pause der Wiedereinstieg in den Wettkampfmodus folgen, und das auch wieder beim ISTAF-INDOOR, am 13. Februar 2016 in der gleichen Halle, die nun Mercedes-Benz Arena Berlin heißt.

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Eine Woche vorher hat sich Berthold Mertes, Sportchef des „Bonner Generalanzeigers“, mit Robert Harting getroffen und mit dem 31-Jährigen über seinen körperlichen und seelischen Zustand, über seine Olympiahoffnungen und über den neuen Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Sebastian Coe, gesprochen.

Lesen Sie einige Auszüge aus diesem Interview:

Berlin/Bonn. 5.2.2016. Das Café Mirbach in Berlin-Weißensee ist in die Jahre gekommen, strahlt einen rauen Charme aus. Wie Robert Harting, der an diesem grauen Februar-Nachmittag von der Trainingshalle in Hohenschönhausen zum Interview mit dem General-Anzeiger rübergekommen ist. Mit kratziger Stimme bestellt der Diskuswurf-Olympiasieger einen Ingwertee mit Zitrone. „Halb so wild“, sagt er, „Comeback nicht gefährdet.“ Robert Harting ist Querdenker, vielleicht Querkopf. Hört zwar auf seine Oma, die ihn bat, nach großen Siegen nicht mehr sein Trikot zu zerreißen. Aber nicht auf Funktionäre. Er zeigt Haltung im Anti-Doping-Kampf und wurde auch deshalb dreimal zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt.
Die Leistungen des 2,01-Meter-Mannes sind überragend: Seit dem ersten seiner drei WM-Titel 2009 ist er der Herr der Ringe. Dem EM-Gold 2014 ließ Harting noch den Heimsieg beim Berliner ISTAF mit mächtigen 68,21 Meter folgen. Zwei Wochen später riss im Training das Kreuzband im linken Knie.

Herr Harting, wie geht es Ihrem Knie?
Robert Harting: Das Knie ist eigentlich super. Ich konnte nach der Verletzung relativ schnell wieder laufen, so nach sechs Monaten. Auch mal wieder einen Ball schießen. Aber es ist schwer, die ganzen Automatismen wieder aufzubauen. Die sind total unterbrochen.

Können Sie das erläutern?
Harting: Der Körper geht sofort in die Schonhaltung. Die Bewegungsmuster, die immer intuitiv waren, sind weg. Das muss man sich alles wieder erdenken, und das kostet Zeit.

Nennen Sie eine Prozentzahl: wo stehen Sie physisch?
Harting: Nicht schlecht eigentlich. Zu einem vergleichbaren Zeitpunkt etwa vor den Spielen 2012 in London vielleicht bei 90 Prozent – gemessen daran, dass ich nach den Trainingswerten etwa 63,50 Meter werfen könnte. Das ist alles im Plan.

Wie wollen Sie zu alter Stärke zurückfinden?
Harting: Ich brauche Wettkämpfe, damit ich wieder die eigene Leistungsfähigkeit spüren kann. Das kann man von hier aus dem Café leider nicht. Da kann man nur viel erzählen.

Also ist es höchste Zeit für ein Comeback – kommt das Hallen-Istaf, quasi in Ihrem Wohnzimmer, gerade zur rechten Zeit?
Harting: Ja, ich brauche das jetzt zur Orientierung.

Auch weil Ihnen mental ein paar Prozent mehr fehlen als körperlich?
Harting: Das liegt nach einer so langen Pause auf der Hand. Jeden Tag aufzustehen, sich zu fragen: Bin ich leistungsfähig? Was tut weh, was nicht? Das ist eklig, das macht keinen Spaß. Man muss jeden Tag eine Enttäuschung in Kauf nehmen können und sich zusammenreißen.

Wie meinen Sie das?
Harting: Im letzten Sommer ging alles immer nur vorwärts. Jetzt kommt man wieder in diese ganzen nervigen Arbeitsprozesse hinein, die Feinabstimmung.

Spüren Sie Ihr Alter?
Harting: Ich habe ein bisschen meine körperliche Veränderung unterschätzt. Ab 30, 31 verändert sich der Körper eines Sportlers. Die Verletzung kam in einem blöden Moment. Nun habe ich zwei Störfelder, die ich gleichzeitig behandeln muss: Das Alter und die Verletzung.

Erleben wir wieder den Robert Harting, wie wir ihn vor zwei Jahren gesehen haben?
Harting: Nein, den alten Harting wird es nicht mehr geben. Ich muss im Wettkampf selbst erst einmal sehen, wieviel vom Rest noch übrig ist. So eine Vorherrschaft wird es nicht mehr geben.

Warum so skeptisch?
Harting: Es gab bisher nur einen Diskuswerfer, der nach einem Kreuzbandriss wieder unter die Top Ten gekommen ist. Das ist eine aussagekräftige Statistik.

Das hört sich nicht so an, als könnte es in Rio einen Olympiasieger namens Robert Harting geben.
Harting: Ganz ehrlich? Das stimmt! Mir fehlen noch Bausteine, Informationen. Dazu brauche ich jetzt Wettkämpfe.

Sie wirken grüblerisch. Gibt sich das bis Rio? Erwarten Sie die alte Geradlinigkeit und Klarheit zurück?
Harting: Ich arbeite daran, dass Letzteres passiert. Aber das Thema nervt mich. Ich bin seit eineinhalb Jahren raus, war auch mal eine Weile entlastet. Aber ich muss mich erst mal wieder da reinarbeiten.

Hört sich an, als fingen Sie ganz von unten an.
Harting: Im Sport geht es immer um Einordnen, Unterordnen, Durchsetzen. Vor der Verletzung musste ich mich nur noch durchsetzen. Jetzt bin ich zwei Schritte zurückgegangen, beim Istaf-Indoor folgt erst einmal wieder die Einordnung.

Wie wirkt sich das Erreichen der 30er-Marke konkret aus? Kommen Sie morgens schwerer in Gang?
Harting: Es gibt physische und psychische Punkte. Physisch merkt man in vielen Bereichen keine großen Unterschiede, aber leider in den entscheidenden. Zum Beispiel in der Schnelligkeit. Wenn ich nur ein Zehntel verliere, verliert auch der Diskus an Energie. Das sieht man von außen nicht, aber man merkt es beim Abwurf, am Wurfgefühl. Alle Werfer, Gerd Kanter und wie sie alle heißen, die sind alle ab 30, 31 langsamer geworden. Und das wartet auf mich genauso.

Und psychisch?
Harting: Man hat immer mehr Enttäuschungen. Mit 25 ging alles vorwärts, man konnte sich immer verbessern und hat dazugelernt. Das Thema ist mit 28 durch. Dann heißt es: Niveau halten durch Nachdenken. Wo kriege ich noch Leistung her? Ab 31 bist du auf dem absteigenden Ast. Und dann vergleicht man sich: Was ich vor fünf Jahren noch richtig gut konnte, kann ich jetzt viel schlechter. Da muss man einen klaren Kopf bewahren.

Wie schaffen Sie das?
Harting: Als Sportler braucht man neue Reize. Man kann sich das wie bei einem Handy vorstellen. Da hält der Akku am Anfang anderthalb Tage, nach zwei Jahren muss ich es abends aber auf jeden Fall aufladen. Mit dem Handy kann ich immer noch telefonieren und alles andere, aber ich muss mit weniger Akkuleistung auskommen. So ist das auch bei mir. Mein Akku ist schwächer geworden, das limitiert mich. Deswegen ist das Istaf-Indoor auch so wichtig für mich. Ich kann sehen, wie ich unter Stress reagiere, das habe ich eineinhalb Jahre nicht gehabt.

Was dominiert vor Ihrem Comeback: Vorfreude oder Sorge?
Harting: Alles. Alle Gefühle, Angst, Respekt, Freude, Motivation, Aufregung, der Stress des eigenen Anspruchs.

Die Leichtathletik steckt momentan in der Krise. Der Weltverband IAAF soll Dopingsünder gedeckt haben, Russlands Leichtathleten stehen unter Generalverdacht. Belastet das Ihre Psyche zusätzlich?
Harting: Das Schlimme ist die Pauschalisierung, das fehlende Diffenzierungsvermögen. Es gab schon viele Sportler, vor allem aus der deutschen Leichtathletik, die sich klar gegen Doping positioniert haben. Die mussten sich teilweise in Interviews fragen lassen, ob sie nicht einfach neidisch auf die anderen Nationen wären. Und nun werden sie auch noch in dieses ganze System mit hineingeschmissen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat gesagt: „Schlimmer als die Fifa geht’s nimmer. Aber die Leichtathletik bekommt es hin.“ Fühlen Sie sich als Leichtathlet in Ihrer Ehre verletzt angesichts des schlechten Images Ihrer Sportart?
Harting: Natürlich. Es ist ideologisch erniedrigend, enttäuschend. Der gute Sport, der sportliche Wettstreit, der wird eben nicht von allen so betrieben. Aber das Schlimmste sind die Pauschalisierungen.

Was können Sie als Sportler konkret tun?
Harting: Wir haben ja letzten Sommer schon vor dem großen Skandal im Weltverband die Aktion „HitIAAF“ auf Youtube gestartet und wurden dann in unseren Ahnungen bestätigt. Viele Leute fanden es gut, dass die Athleten sich zu Wort gemeldet haben. Ich bin für eine Allianz zwischen Medien, Sportlern und Zuschauern. Da könnte man richtig viel Druck ausüben.

Der Druck ist ja schon teilweise entstanden. Sie haben selbst gefordert, dass der IAAF-Präsident Lamine Diack und seine Gefolgschaft weg müssen. Nun ist er weg.
Harting: Aber es ist nicht damit getan, dass drei, vier Leute ausgetauscht werden. Es muss einiges verändert werden.

Was denn konkret?
Harting: Der Absolutismus muss weg. Das Hierarchische dieses Verbandes, der die Sportart nicht zusammenhält, sondern abgrenzt. Und zwar, um so viele eigene Vorteile wie möglich daraus zu ziehen. Diack ist schweinereich geworden, weil er Leute bestochen und alles in seine Tasche gewirtschaftet hat. Ihm ging es nicht um die Sportart. Auch Thomas Bach hat als DOSB-Präsident vor allem persönliche Ziele verfolgt – er wollte IOC-Präsident werden. Das hat er nun geschafft….

IAAF-Präsident Sebastian Coe ist einer, der total diplomatisch wirkt, der Menschen zusammenbringt. Haben Sie ihn schon einmal außerhalb einer Medaillenzeremonie erlebt?
Harting: Leider nicht. Ich habe ihn aber ein paarmal angetwittert.

Hat er zurückgetwittert?
Harting: Nein, natürlich nicht. In einem Posting habe ich ihm einmal ein paar Fragen gestellt, auch darauf hat er nicht geantwortet. Jetzt habe ich ihn „entfolgt“.

Kann ein so diplomatischer Mensch genau der Mann sein, der die Kultur im Weltverband verändert?
Harting: Das glaube ich nicht. Wer so was jahrelang gemacht hat, weiß nicht mehr, was das Beste ist. Neuen Wind bekommst du nur, wenn du neue, frische Gedanken reinbringst. Ich glaube nicht, dass eine absolutistische Institution in der Lage ist, andere Denkweisen anzunehmen.

Ihre Zuversicht, dass sich wirklich etwas ändert, wirkt äußerst gering, richtig?
Harting: Das stimmt.

Sie wissen nun, Ihr (Welt)Verband hat jahrelang Dopingbetrug gedeckt. Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie selbst in den Ring steigen?
Harting: Ein Gefühl von Machtlosigkeit, Erniedrigung, Unwichtigkeit. Meine Werte sind völlig zerstört. Eigentlich müsste jeder Athlet, der sich betrogen fühlt, eine Anzeige stellen. Aber das macht ja keiner.

Der britische Leichtathletikverband will alle Weltrekorde löschen lassen, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Das hat der damalige DLV-Präsident Helmut Digel schon vor der Jahrtausendwende gefordert. Was halten Sie davon?
Harting: Historische Rekorde, dann neu anfangen, das wäre korrekt gewesen. Ich verstehe nicht, warum das nicht geklappt hat. Ich wäre auf jeden Fall dafür.

Obwohl Rekorde auch als Mahnmal einer unrühmlichen Dopingära verstanden werden können?
Harting: Es sollte nichts reingewaschen werden, in dem Sinne, dass es nicht stattgefunden hätte. Aber die ständige Spiegelung mit der Vergangenheit für die heranwachsenden Athleten würde wegfallen. Und bei Weltmeisterschaften würde man nicht immer von damals reden.

Motto durchatmen, neu anfangen – welche positiven Effekte sähen Sie noch, außer dass Robert Harting auch zum Weltrekordler werden könnte?
Harting: Es würde den Zustand der Leichtathletik verändern. Man könnte das übrigens mit einem einfachen Kunstgriff hinkriegen. Indem man zum Beispiel festlegt, dass der Diskus ab sofort 2001 Gramm wiegen muss statt bisher 2000. Schon hätte man neue Listen. Mit dem Löschen der Rekorde würde Sebastian Coe ein eindeutiges Zeichen setzen.

(Auszüge aus einem am 5. Februar 2016 im „Bonner Generalzeiger“ erschienenen Interview. Das ganze Interview ist auf der Website der Tageszeitung unter www.general-anzeiger-bonn.de nachzulesen.)

Halbzeit im Rückenzentrum beim Kampf mit den Geräten

Es ist Halbzeit bei meinem „Auftritt“ im Rückenzentrum Neuruppin. Heute war ich zum zehnten Mal dabei und mittendrin. Nach den üblichen zehn Minuten Ergometer-Strampeln (60 Watt und 70 Wiederholungen pro Minute) und lockeren Dehnungsübungen, die sicher wichtig sind, aber mir nicht so großen Spaß bereiten, folgten die üblichen 5 Geräte:

Erstes Gerät zur Kräftigung der Halswirbelsäule. Zuerst nach hinten, dann nach rechts und dann nach links gegen bestimmte „Widerstände“ ankämpfen. Nach vorn waren 11 kg eingestellt, nach den beiden Seiten jeweils 6 kg. Starttaste drücken, dann jeweils 1 ½ Minute durchhalten und hinterher auf dem Display eingeben, wie schwer die Übung fiel. Bei mir hat sich eingepegelt, daß ich immer den Mittel-Button drücke. Das bedeutet weder ganz leicht, leicht, ganz schwer, schwer, sondern eben mittendrin. Damit hat dann mein Rückenschmerztherapeut Toni auch keine Handhabe, die Gewichte zu erhöhen.
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Nächstes Gerät: Rumpf-Rotation, nach rechts und links.
Gewicht 25 kg. Das ist dann aber nicht gleichbedeutend mit 25 kg beim Reißen oder Stoßen der Gewichtheber. Am Kraftgerät muß ich das Gewicht selbst mit einem messerähnlichen Metallstück eingeben, dann mich in Positur setzen, die Knie festzurren und ab geht die Post. Diesmal fallen mir die 2 Minuten nach links leichter, die nach rechts etwas schwerer.

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Nächstes Gerät: Rumpfaufrichtung (oder auch Rumpfstreckung).
Gewicht: 35 kg. Damit komme ich gut klar. Ich staune aber, denn mein Trainingspartner Andre, Jahrgang 1983 und von der Statur mindestens Halbschwergewichtler, hat vor mir 80 kg auflegen lassen. Aber ich bin froh, daß ich meine zwei Minuten gut durchhalte.

Nächstes Gerät: Rumpfbeugung
Gewicht 25 kg. Und auch wieder 2 Minuten.

Letztes und fünftes Gerät: Seitliche Rumpfneigung.
Gewicht: 37,5 kg. 2 Minuten Dauer. Auch das wird bewältigt

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Alles wird dann mit einem langen Schluck aus der „Pulle“ belohnt. Sprich natürliches französisches Mineralwasser „Volvic“. Darin enthalten sind: Calcium, Chlorid, Natrium, Kalium, Silizium, Hydrogencarbonat, Magnesium und Sulfat. Damit sind alle verlorenen Mineralien wieder in meinem Körper.
Und zuhause zeigt die Waage: 74,5 kg. Vor einigen Tagen war ich schon bei 75,5 kg. Aber dieses Abnehmen liegt wohl mehr am weniger Essen als am Training. Oder doch nicht? Am nächsten Mittwoch geht das Training weiter. Dann folgen die nächsten 10 Trainingsstunden.

Astrid Lindgren: Sich Zeit nehmen und einfach vor sich hinschauen

Homepage Astrid Lindgren Zitat

„Wie Recht sie hat“, schrieb Schauspielerin Maria Furtwängler auf ihrer Facebook-Seite zu diesem Zitat der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren. „ Und wie schade, daß Müßiggang in unserer Zeit so aus der Mode gekommen ist. Dabei ist es so wichtig! Ich muß nach der Kinotour durch verschiedene Städte, zig Interviews und vielen Reisen auch erst wieder üben, ohne den dauernden Blick auf mein Handy auszukommen…“

Große Zustimmung erfuhr die beliebte Schauspielerin damit, viele fühlten sich angesprochen. Vor allem die, die durch Arbeitsstreß und Streß in der Familie keine Zeit mehr haben bzw. sich keine Zeit zum Durchatmen mehr nehmen.
Ich selbst muß das gerade jetzt ab und an auch beherzigen, denn eine Homepage erfordert viel Pflege, beansprucht aber auch den Geist ständig. Da ist ein Ausgleich wie das Krafttraining im Rückenzentrum entspannend. Aber auch das einfache Innehalten, in die Natur schauen oder am Ufer des Ruppiner Sees so einfach vor sich hinträumen.
Und nicht ständig auf‘s Smartphone schauen.

Volker Wagner: Das Auf und Ab eines Laufmanagers

Beim Zappen am Fernsehapparat hatte ich vor einigen Tagen einen Volltreffer. Eine halbe Stunde vor Mitternacht landete ich bei ZDF Kultur und erblickte einen alten Bekannten: Volker Wagner, den Laufmanager. Vor vielen Jahren war ich oft als Berichterstatter bei Straßenläufen dabei. Dort traf ich auch Volker Wagner, entweder am Straßenrand oder auch im Begleitfahrzeug mitten im Läuferfeld. Immer war er auskunftsbereit, obwohl er eigentlich mit seinen Schützlingen beschäftigt war. Sachkundig erzählte er mir vieles über die afrikanischen Läufer, so auch über Tegla Loroupe oder Joice Chepchumba.
Er schien ganz oben, doch dieser Film zeigte eher einen nachdenklichen, manchmal zweifelnden Manager. Und auch seine russische Ehefrau schien nicht die wünschenswerte Stütze, sondern wurde als zwar sachkundige, aber eher kritisierende Gefährtin vorgestellt. Manchmal kamen mir da Zweifel, ob das überhaupt ein Dokumentarfilm sei. Aber er war es. Regisseur Daniel Andreas Sager war mit seinem Team dicht am Geschehen, dicht an den Wagners und auch an den Läufern. Und er brachte die Zuschauer mit diesem Film garantiert zum Nachdenken.

Lesen Sie den Text, mit dem dieser Dokumentarfilm unter dem Titel „ The Long Distance“ vorgestellt wurde:

Um der Armut zu entfliehen, trainieren Felix und Eunice in den Bergen Kenias Marathonläufe. Sportmanager Volker Wagner holt sie für die Jagd nach Siegen und Geld eine Saison lang nach Europa. Die Reise ins vermeintliche Glück führt die beiden an die Grenzen ihrer menschlichen Leistungsfähigkeit. Wie lange bleibt ihre Hoffnung stärker als die Schmerzen im Kampf gegen den eigenen Körper? Wann wird die Distanz – auch zu ihrem Manager – doch zu groß für sie? Langstreckenläufe gehören zu den härtesten Disziplinen der Welt. Bei professionellen Marathonläufen geht es nach über 40 Kilometern Distanz um Sekunden. Sekunden, die über viel Geld entscheiden. Der Laufsport ist ein Geschäft geworden, dem lotterieähnliche Züge anhaften. Die Preisgelder der großen Läufe liegen im fünfstelligen Bereich. Um an diese Beträge zu gelangen, muss man Weltklasse sein. Oder erfolgreicher Athletenmanager. Der 63-jährige Volker Wagner ist Athletenmanager. Er bringt Menschen aus Afrika nach Deutschland und lässt sie auf Läufen antreten. Wenn sie gewinnen, bekommt er seinen Teil ab. Wagner hat den Handel mit afrikanischen Athleten im deutschen Laufsport erfunden. Er hat kenianische und äthiopische Läufer von der Straße nach ganz oben gebracht. Mit ihnen hat er alle großen Marathonläufe gewonnen: New York, Tokio, London, Berlin. Seine Athleten waren auf den Olympischen Spielen vertreten und haben 13 Weltrekorde aufgestellt. Läuferinnen wie Tegla Loroupe oder Joyce Chepchumba hat er zu Weltstars und Millionären gemacht. Volker Wagner war selbst ganz oben, bis konkurrierende Manager sein System erkannten und es perfektionierten. Sie betraten die Welt des Laufsports mit mehr Geld, größeren Sponsoren und Skrupellosigkeit. Seit zehn Jahren sind große Erfolge für Wagner ausgeblieben. Immer wieder werden seine besten Läufer von anderen Managern abgeworben. Aber aufhören will er nicht. Sein neues kenianisches Laufteam soll wieder einen Weltstar hervorbringen. Zum Team gehören auch die 28-jährige Eunice Chelagat Lelay und der 25-jährige Felix Kiprotich. Sie leben im kenianischen Rift Valley in kleinen Lehmhütten. In einer Höhe von über 3000 Metern führen sie mit ihren Familien ein Leben in Armut. Mit Wagner verbindet sie nicht nur ein Athletenvertrag, sondern auch das Ziel viel Geld zu verdienen und damit ihr Leben völlig zu verändern. Eunice und Felix laufen um ein lebenswertes Leben. Mit dieser Saison – so hoffen sie alle – wird es gelingen.
(Quelle: The Long Distance ZDF Kultur)

Volker Wagner  Film
Volker Wagner bei einem Sichtungstraining in Kenia (Fotoquelle: ZDF/Julia Höhnemann; mehr Fotos unter The Long Distance-TV.de)

Wie im Rückenzentrum die Endorphine einschwebten

Gejubelt hatte ich genug, über die Tennis-Queen Angelique Kerber und die famosen Handballer. Aber nun? Um nicht in ein mentales Loch zu fallen, ist es wohl das Beste, wenn man selbst Sport treibt. Und da kam mir entgegen, daß ich am Dienstag früh 9 Uhr einen Trainingstermin im Neuruppiner Rückenzentrum hatte. Doch nicht immer hat Morgenstunde auch Gold im Munde. Ich fühlte mich beileibe nicht fit für das 60-Minuten-Programm, dachte mit Sorge daran, wie ich das wohl überstehen würde. Ein wenig lockerer wurde ich durch den 15-Minuten-Spaziergang von zuhause bis in die Junckerstraße Nr. 10 a. Meinem Rückentherapeuten Toni beichtete ich dann meine körperliche Schwäche, und er zeigte sich einfühlsam. „ Dann lassen wir es eben etwas langsamer angehen“. Sprich, u.U. etwas weniger Gewichte und weniger intensives Dehnen. Die zehn Minuten auf dem Ergometer fielen mir dann recht leicht, und auch die speziellen Dehnübungen auf der grünen Bodenmatte. Erleichtert wurde es mir, weil meine Trainingspartnerin Vera mit ihrem fröhlichen Wesen für gute Stimmung sorgte.
Der „Ritt“ an den fünf Kraftgeräten klappte auch besser als erwartet, zumal Toni ein wenig die Gewichte verringerte. Hinterher sagt ich zu ihm: „ Ich fühle mich jetzt viel besser als heute früh“. Und Toni hatte die fachmännische Antwort parat: „Das sind die Endorphine, die körpereigenen Glückshormone, die man bei einem solchen Training ausstößt. So ähnlich wie beim Laufen.“ Und da konnte ich wieder mitreden, denn in meiner Laufkarriere hatte ich solch Glückshormone auch öfter genießen dürfen.
Rückenzemtrum ich zweites Foto

Wie Journalisten den Handball-Triumph erlebten

Die deutschen Handball-Europameister ließen sich am Sonntag in Krakau feiern, feierten selbst danach im Restaurant „La grande mamma“ und flogen dann am Montag voller Erwartung nach Berlin. Doch was sie dann in der Max-Schmeling-Halle vorfanden, überstieg alles. Die Halle war mit 10.000 Zuschauer gefüllt, die in einer kurzweiligen Veranstaltung jeden Einzelnen feierten. Und Moderator Alexander Bommes, selbst einmal Handballspieler in der Bundesliga, hatte daran einen gehörigen Anteil. Ich zitterte vorher mit ihm, war gespannt, wie er das wohl lösen wollte. Aber in Oliver Roggisch, dem Manager der Handballer, hatte er einen guten Assistenten. Da fiel nicht so sehr auf, das Allesversteher und Alleskommentierer Stefan Kretzschmar nicht dabei war, obwohl ihn manche wohl vermißten. Aber er hatte seine Arbeit bereits beim Finale am ARD-Mikrofon geleistet.
Da ich mich immer dafür interessiere, wie die Journalisten es packen, habe ich in diesen Handballtagen verfolgt, wie der dpa-Kollege Martin Kloth, den ich aus früheren Jahren kenne, als er noch über die Leichtathletik berichtete, diese zwei Wochen bewältigte. Jeden Morgen schickte er ein Foto aus seinem Hotelzimmer, jeden Tag darüber hinaus auch aus den verschiedenen Hallen. Und ich weiß, wie sich Journalisten bei Siegen fühlen. Das macht die Arbeit viel leichter. Und Siege gab es ja zahlreiche, und Krimis dazu.
Martin ist seit längerem dicht an den Handballern dran. Sonst wäre wohl ein solches Bild nicht möglich geworden, das er am Montagmorgen aus Krakau überspielte. Strahlend hielt er das Original der Siegesschale der Handballer in der Hand. So, als ob er sie selbst mit erkämpft hätte.
klein Martin Kloth mit Schale