Archiv für den Monat: April 2016

Spektakuläre Drachenbootrennen beim Neuruppiner Hafenfest

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Die Veranstalter des Neuruppiner Mai- und Hafenfestes haben wohl mit dem Wettergott einen Pakt geschlossen. Die ganze Woche über  regnete es in Neuruppin ziemlich häufig und kühl war es zudem auch noch. Aber am Haupttag des Festes, dem Samstag, schien die Sonne oft, stiegen die Temperaturen in angenehme Sphären. So war der Andrang der Zuschauer an den beiden Eingängen groß.

Drachenboote klein EingangP1020601

Aber auch der Andrang der Paddler, die sich in die Drachenboote setzen wollten, um sich im Wettkampf zu beweisen, war groß.  Insgesamt 47 Boote zu jeweils 20 Paddlern gingen zu Wasser und ließen ihre Stechpaddel fliegen.

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Drachenboot klein P1020654

Drachbooten klein  P1020651

Doch nicht nur die Drachenboote bestimmten das Bild am Bollwerk.

Ungezählte Verkaufsstände, Spielmöglichkeiten für Kinder, Zelte für die Mannschaften, und, vor allem unübersehbar die Zuschauermassen.

Drachenboot klein    Uferweg BudenP1020649

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Drachenboot klein   Kirche P1020643

Drachenboot klein    BollwerkP1020623

Drachenboot klein P1020617

Drachenboote klein Darchenkreis

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Die Schmerzen mit der Barmer

Rückenzemtrum ich zweites Foto

Mein sportliches Kapitel „ Rückenzentrum“ ist vorerst beendet. Zwanzig Mal habe ich mich jeweils eine Stunde lang im „Rückenzentrum“ in der Neuruppiner Junckerstraße an den Geräten abgemüht. Teilweise habe ich in meinem Tagebuch darüber berichtet.

Früher als Läufer hatte ich einen Bogen um Kraftgeräte gemacht, hatte Gymnastik nur bei anderen bestaunt und meinen Körper, sprich vorrangig meine Oberschenkel, nur kurzzeitig gedehnt. Als ich dann las, daß man auch im Alter noch Krafttraining beginnen könne,  habe ich diesen Wunsch meinem Hausarzt mitgeteilt. Aber nicht nur Kraft wollte ich tanken. Auch meine Rückenbeschwerden sollten durch die Stärkung der Muskulatur weniger werden. Mein Hausarzt verschrieb mir neben 6 x Physio und 6 x Fango auch 50 Übungseinheiten beim Rehabilitationssport. Doch als ich dafür bei meiner Krankenkasse, der Barmer GEK, eine Unterschrift holen wollte, machte man mir dort einen anderen Vorschlag:  „Gehen Sie doch ins Rückenzentrum. Dort werden Sie individuell betreut und außerdem finanziert die Barmer auch noch diese Kurse“.

Gesagt, getan. Ich folgte dem Vorschlag, landete im Rückenzentrum bei Toni und paßte mich recht schnell dem Trainingsrhythmus an. Parallel dazu hatte ich meinen Antrag zur Finanzierung des Kurses Ende November 2015 in der Geschäftsstelle der Krankenkasse abgeben, unterstützt durch entsprechende Einlassungen von Ärzten. Vielleicht war ich nicht krank genug, waren meine Rückenschmerzen nicht stark genug und vielleicht gehörte ich als Rentner nicht zur Zielgruppe dieser Therapiemaßnahme. Das weiß ich nicht.

Jedenfalls wartete und wartete ich, bekam bisher, Stand 30. April 2016, keine Antwort, sei sie nun negativ oder positiv. Die Kosten für das Training hatte ich zunächst privat bezahlt, in der Hoffnung, daß irgendwann die Krankenkasse etwas zusteuern würde. Aber diese Hoffnung wurde immer geringer. Ärgerlich nur, daß ich überhaupt keine Antwort bekam.

Barmer Gesundheitskarte Scan_Pic0041

Immerhin bin ich seit  1990 Mitglied der Barmer, habe immer meine Beiträge gezahlt und sehr wenig dafür Leistungen in Anspruch genommen. Ein Leistenbruch, eine Augen-OP, Zuzahlungen bei der Zahnbehandlung und beim Hörgerät waren die einzigen außergewöhnlichen Sachen. Dazu der nicht eben häufige Besuch bei Ärzten und regelmäßig Tabletten gegen Bluthochdruck, das war es dann auch. Man kann sich ausrechnen, daß ich in über 25 Jahren viel mehr eingezahlt als Kosten verursacht habe. Doch dieses Aufrechnen ist nur die eine Seite. Keine Antwort zu bekommen ist die andere Seite der Medaille.

Die Geräte fehlen mir

Aber nicht nur die Antwort der Krankenkasse fehlt mir. Mir fehlt auch das wöchentliche Training an den Geräten. Man glaubt gar nicht, wie schnell man sich an eine Sache gewöhnen kann. Das kam auch beim Abschlußgespräch im Rückenzentrum zur Sprache. Toni schätzte ein, daß ich mich während dieser drei Monate stark verbessert habe, vor allem in der unteren Rückenmuskulatur, der seitlichen Bauchmuskulatur und der Rotationsmuskulatur. Die Halsmuskulatur ist ausgeglichener geworden. Gestärkt werden muß in Zukunft besonders die Bauchmuskulatur. Sprich, dort waren die Fortschritte weniger groß. In der Bilanz schlug zu meinen Ungunsten an, daß ich anfangs 73 kg wog und nun 76 kg.  Aber trotzdem waren die Veränderungen an den einzelnen Geräten beachtlich:

Rumpfbeugen            Anfang 15 kg Gewicht eingestellt, Ende   30 kg

Zur Seite beugen        Anfang 27,5   Ende   42,5

Rotation Anfang  17,5    Ende  30

Rückenstrecker  Anfang 27,5    Ende 40 kg

Halswirbelsäule:  zur Seite beugen   Anfang 5 kg, Ende 7 kg

Halswirbelsäule:  nach hinten drücken:  Anfang  9 kg, Ende 13 kg.

Wie nun weiter?

Mein Anfangsgedanke war, das Training an den Geräten eine Etage über dem Rückenzentrum, in der Fitness-Lounge, weiterzuführen. Dort wartet Sören schon auf mich, ich hätte also wieder eine individuelle Betreuung. Und neben der Arbeit an den Geräten könnte ich dort auch Neues praktizieren, könnte auch auf dem Laufband probieren, ob ich doch noch mal „ins Laufen“ kommen kann.

Stichwort Laufen: Gerade beim Ausgestalten meiner Homepage kam mir wieder zu Bewußtsein, wie eng ich doch immer am „Laufen“ war, wie sehr es mir vom Kopf her liegt. Und so versuche ich mich nach einem Trainingsplan, der verspricht:  In einem Monat 30 Minuten im Stück laufen zu können, ohne Gehpausen. Die ersten drei Male verliefen ohne Mühe, doch dann siegte erneut die Bequemlichkeit. Und es drängte ja auch kein Termin, kein Trainer wartete.

So ist der Stand, und ich denke wieder neu nach.

Mal sehen, wohin es mich in den nächsten Monaten treibt:  Zum Laufen, zum Radfahren (eine weitere Alternative) oder ins Studio.

Peter Grau

 

Laufen oder an die Geräte, das ist hier die Frage:

London-Marathon klein Ziel ohne Zeit

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Marathon in Zürich: 2016 bei Kälte, 1989 im Sonnenschein

 

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Die Europameisterschaften in Zürich im Jahre 2014 waren zumindest in  Leichtathletik-Kreisen in aller Munde. Damals gab es beim Marathon keine spektakulären Aufgaben, aber das war im August auch nicht zu erwarten. Das Wetter war okay,  die meisten Läufer und Läuferinnen kamen gut durch.

Anders war das nun am letzten Wochenende, am 24. April 2016.

Katharina Heinig, Tochter von Katrin Dörre – Heinig und Wolfgang Heinig, wollte beim Marathon in Zürich unter der Olympianorm von 2:30:30 Stunden bleiben, und nach den Trainingswerten schien das machbar.   Doch dann kam der Wettergott und setzte mit Kälte und Regen den meisten Profi-Athleten ein Halt.

Auf ihrer Facebookseite hat Katharina Heinig das alles emotional und überzeugend beschrieben.  Zwar wird immer noch diskutiert, ob sie nun falsch angezogen gewesen sei und welche Fehler sie ansonsten gemacht habe, aber wegdiskutieren kann man den Einfluß des Wetters nicht.

Ich selbst habe zwar nie einen Marathon aufgegeben, obwohl ich das bei manchem Hitzemarathon gern getan hätte. Aber ich stand auch nie unter dem Zwang, eine Norm zu laufen.

Zürich kenne ich aus eigenem Erleben.

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1989 stand dort der 6. Züri-Marathon auf dem Plan, aber ich kam nicht bis ins Marathon-Ziel. Ein Widerspruch? Nein.  Ich hatte mich von vorherein nur für den Halbmarathon angemeldet. Und den absolvierte ich dann bei Sonnenschein in 1:35:59 Stunden fast problemlos, wenn man von einem ungeplanten Zwischenstop absieht.

Der Onkel half

Damals, im Jahr 1989, war es für mich schon ein Sieg, überhaupt in Zürich starten zu dürfen. Die Mauer stand noch, und normalerweise hätte ich keine Chance gehabt, als Ostberliner in der Schweiz zu sein und Marathon zu laufen. Doch normal waren die Zeiten damals nicht, und dank eines Westonkels, der auch noch zum richtigen Zeitpunkt  Geburtstag hatte, konnte ich „wegen dringender Familienangelegenheiten“ -, so hieß damals der DDR-Terminus-, in den Westen reisen.

1987 war ich „dank meines Onkels“ beim Hamburg-Marathon gestartet, 1988 beim München-Marathon. Und eine kleine Randnotiz zum Jahr 1987: Damals startete ich nicht nur in Hamburg, sondern danach auch noch beim 3. Schluchseelauf über 18 km. Und dort lag am 3. Mai am höchstem Punkt der Strecke, unterhalb des Feldbergs, Schnee.

Schluchseelauf klein 1987

Die Schluchsee-Medaille von 1987

Der Wettergott kann also immer und überall zuschlagen.

Zurück zum Jahr 1989. Da meine Erinnerungen leicht verblassen – immerhin sind  27 Jahre seitdem vergangen-, lasse ich wieder einen Brief sprechen, den ich nach dem Lauf an meine Mutter schrieb und der auch das ganze Drumherum ein wenig beleuchtet:

„ Die Hinfahrt ab Berlin-Friedrichstraße war unkompliziert. Ich hatte 1. Klasse genommen, da es nur dort noch Platzkarten gab. Schlief oder ruhte und kam einigermaßen frisch in Stuttgart an. War zweimal bei Onkel Karl in Esslingen. Am ersten Tag hatte ich mich zum Laufen mit Werner Sonntag in Ostfildern verabredet, blieb aber zu lange bei Onkel Karl, so daß ich erst zum Abendessen nach Ostfildern fuhr.

Zwei Tage weilte ich in Konstanz. Dort kam ich mit einem  Triathleten ins Gespräch, meine Schwägerin hatte ihn auf meine Ankunft vorbereitet. Mit ihm und zwei anderen Läufern fuhr ich am Sonntag früh nach Zürich, um dort zu laufen. Es war gut, daß ich nur für den Halbmarathon und nicht für den Marathon gemeldet hatte. Ich fühlte mich nicht in Form.

Zunächst starteten die Marathonläufer, unser Start war 9.30 Uhr.

Die Strecke führte immer am Zürichsee entlang und fast immer durch saubere Ortschaften. Aber von Beginn an rumorte mein Magen, so daß ich ab 8 km nach einer Toilette Ausschau hielt. In der Schweiz darf man nämlich nicht so einfach in die Büsche gehen. Bei km 12 fand ich dann endlich eine Toilette.

Jan Fitschen hat solch einen Zwischenstop beim Berlin-Marathon praktiziert, vor laufenden Fernsehkameras.

Bei mir waren keine Kameras dabei, warum sollten sie auch. Jedenfalls lief es nach dem Notstop bestens. Das Ziel lag in einem Stadion und mit meiner Zeit von 1:35:59 Stunden und dem 881. Platz  war ich zufrieden. Zudem, wenn man eine Minute für die Startverzögerung und 2 Minuten für die Toilette abzieht.

Meine Kumpels einschließlich Werner Sonntag liefen Marathon. Mit Werner fuhr ich später zurück. In Donaueschingen legten wir eine Kaffeepause ein, abends war ich wieder in Stuttgart.

Der 90. Geburtstag wurde in Coburg gefeiert

Dann hieß es Kofferpacken, und am 1. Mai fuhr ich per Bahn nach Coburg, mit Umsteigen in Nürnberg und Lichtenfeld. Sechs Stunden war ich  unterwegs. Am Bahnhof nahm ich ein Taxi und fuhr zum Gasthof Söhnert in Coburg-Scheuerfeld, bekam den Zimmerschlüssel, sprach mit Onkel Karl und  dann warteten wir auf den Abend. Cousine Ute und Manfred aus Oberweißbach waren schon einen Tag eher mit der Bahn angereist und mit Onkel Karl aus Esslingen nach Coburg gekommen. Abends fand also die Veranstaltung mit ca. 50 Leuten statt.  Ansprachen, kaltes Büffet, Singen von Liedern, Trinken, Gespräche, vor allem mit zwei Mitgliedern der Burschenschaft von Onkel Karl. Das war ja etwas völlig Neues für mich, diese Studenten-Burschenschaften. Die hatten wir an der Berliner Humboldt-Universität leider nicht. Die Zeit verging jedenfalls schnell. Um Mitternacht dann die Gratulation zum 90. Geburtstag meines Onkels (mein Reisegrund!).  Überreichen der Geschenke, noch ein bißchen plaudern und dann ab ins Bett. Am anderen Morgen  zum Bahnhof gefahren, und zufälligerweise kam der nächste Zug schon nach fünf Minuten. Schnell die Fahrkarte gekauft, die freundliche Dame am Informationsschalter reichte mir noch die Umsteigezeiten und ab ging die Post, sprich der Zug. Ein bißchen schnell alles, aber irgendwie hatte mich das Reisefieber gepackt. Nachmittags war ich in Stuttgart, am nächsten Morgen (3. Mai) holte ich in Esslingen meinen Paß wieder ab, und am Abend ging es zurück nach Berlin.

Eigentlich hatte ich geplant, am 7. Mai noch den 25-km-Lauf in Berlin zu bestreiten. Eine Startnummer hatte ich auch schon dafür. Und aus dem Zug aussteigen hätte ich in Westberlin ohne Probleme gekonnt ( das hat ja mein Lauffreund Roland später zum Berlin-Marathon praktiziert). Aber dann habe ich doch darauf verzichtet.“

Soweit die Briefauszüge und soweit das „Abenteuer“ Zürich, das für mich zumindest kein Laufabenteuer wurde.

Peter Grau

 

 

 

Ein neues Buch zum Welttag des Buches

Welttag des Buches und dazu eine Buchvorstellung. Besser konnte es nicht passen.

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Altes Gymnasium

Am Sonnabend, dem 23. April 2016, stellte Verleger Günter Rieger in der Stadtbibliothek im Alten Gymnasium in Neuruppin ein neues Buch vor:

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„Neu geboren. Neuruppins Wiederaufbau nach dem großen Brand“. Geschrieben hat es Dr. Peter Schmidt, der Experte für brandenburgische Wirtschafts-, Sozial-und Baugeschichte ist, viel über die Neuruppiner Stadtgeschichte und die berühmten Bilderbogen geforscht und rund 17 Jahre im Neuruppiner Museum gearbeitet hat.

Anders als gewohnt

Bei Buchvorstellungen wird normalerweise erst das Buch besprochen und dann verkauft. Diesmal war das anders. Gleich hinter dem Foyer der Bibliothek hatte Martina Krümmling, Inhaberin des Antiquariats „BuchKonsum“, einen Stand aufgebaut und verkaufte  das vorzustellende Buch.

Und der Autor Peter Schmidt, -wie immer sehr kommunikativ und freundlich zu jedermann-, stand ganz in der Nähe und wurde gleich aufgefordert, seine Bücher zu signieren. Und er tat das mit Bravour, stilvoll mit Tintenfederhalter. Zwar mußte man danach das Buch noch offen halten, damit die Tinte trocknen konnte, aber das tat man gern.

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Peter Schmidt (sitzend) mit dem historikinteressierten KfZ-Meister Wolfgang Hintze

Einer fing an, und fast alle der 50 Gäste schlossen sich an, stellten sich in die Schlange (in alter, guter DDR-Manier), kauften das Buch und warteten auf eine Signatur.

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Dann füllte sich der Veranstaltungsraum inmitten der Bibliothek so sehr, daß Stadtführer Eberhard Greulich noch zusätzliche Stühle holen mußte.

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Die einleitenden Worte sprach Verleger Günter Rieger:

“ Ich habe nicht geglaubt, daß es im Zusammenhang mit dem Stadtbrand in Neuruppin im Jahr 1787 und dem anschließenden Wiederaufbau noch viel Neues zu entdecken gibt. Aber Peter Schmidt hat mich eines besseren belehrt. Er förderte auf Grund umfangreichen Quellenstudiums neue Fakten und Erkenntnisse zutage“.

Dann aber hatte der Autor Peter Schmidt die „Bühne“ für fast eine Stunde ganz für sich allein.

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Und er stellte nicht nur eben mal sein Buch vor, sondern gab Einblicke in sein beeindruckendes Fachwissen. Angefangen vom durch König Friedrich Wilhelm II. genehmigten Wiederaufbau der Stadt nach dem Brand, über das Wirken solcher Persönlichkeiten wie Staatsminister von Voß, Stadtdirektor Noeldechen, Oberbaurat Berson und Bauinspektor Brasch bis hin zu Finanzierungs – und Materialfragen umriß er einiges, ohne den Inhalt des Buches vorwegzunehmen. Und beantwortete dann noch  Fragen aus dem Publikum.

So verging eine Stunde wie im Flug.

Mehr Zeit aber wird es brauchen, wenn die Käufer des Buches nun die 160 Seiten studieren werden.

Beim Hinausgehen aber kam man nochmals an einer Gedenktafel für die wesentlichen Persönlichkeiten beim Wiederaufbau Neuruppins vorbei:

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Peter Grau

Buch-Neuerscheinung:  Neu geboren. Neuruppins Wiederaufbau nach dem großen Brand. Edition Rieger. (www.edition-rieger.de).

Vor 20 Jahren beim London-Marathon

Als die Mauer zwischen Ost und West noch fast undurchlässig war, träumten wir von Marathonstarts in Boston, New York oder London. Als es dann nach 1990 so einfach war, packte ich es lange nicht, weil ich der Arbeit den Vorzug gab und deshalb viel weniger als früher trainierte. Und Marathon ohne ausreichendes Training, das wird entweder zur Quälerei oder aber bringt kein vernünftiges Ergebnis. Und Ergebnisse wollten wir früher immer, nicht nur einen Spaßmarathon laufen.

1990 war ich den Berlin-Marathon gelaufen, 1996 wollte ich wieder mal einen Anlauf nehmen. New York und Boston waren mir zu weit entfernt London schien machbar. Dachte ich.

Aber das Training vorher war einfach nicht ausreichend. Nur 30 bis 40 km schaffte ich pro Woche. Doch ein Rückzieher kam nicht in Frage, die Reise war bereits kurz vor Weihnachten 1995 fest gebucht.

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Am 19. April 1996 war es dann soweit. Gemeinsam mit Arno und Marion fuhr ich mit einem Großraumtaxi von Neuruppin zum Berliner  Flughafen Tegel. Alles klappte perfekt, der Flug nach London war kurzweilig und die Fahrt zum Hotel St. Giles verlief auch ohne Probleme.

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Am gleichen Tag holten wir uns noch die Startunterlagen ab, sahen uns ein wenig in der Stadt um, und dann begann das Warten.

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Früh am Morgen des 20. Aprils bewegten wir uns per Bahn im Strom der  Gleichgesinnten in Richtung Greenwich. Dieser Ort ist vor allem bekannt als Null-Meridian, als Datumsgrenze. Doch das interessierte uns diesmal nur am Rande. Für uns stand der Start im Riesenpark von Greenwich im Vordergrund.

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Einen kleinen Dämpfer hatte es für mich aber schon gegeben: Es war recht warm. Wenig trainiert – später heiß, das war eine sehr leistungsmindernde  Mischung.

Anfangs merkte ich das zwar noch nicht, zumal die Strecke gefühlt nur abwärts führte. Der erste Höhepunkt kam bei Meile 6 (ca. 10 km), als wir das Segelschiff Cutty Sark umrundeten.

Wenig später, bei Meile 8,  stand dann einer der vielen Fotografen parat und schoß dieses Foto:

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Bei Meile 8 mit  Nr. 2457 und gelbem Hemd vorn in der dritten Reihe.

Wenn man genauer hinschaut, bemerkt man, daß wir da noch alle recht gut und frisch aussahen. Aber sicher täuschte das bei den meisten Läufern schon.

Anschließend kamen wir zunächst durch weniger attraktive Vororte, doch bald, bei Meile 12, liefen wir  auf die Tower Bridge zu.

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Aber schon da spürte ich immer mehr, daß angesichts der steigenden Temperaturen meine Kräfte spürbar schwanden.  Und bald, und das war kein gutes Zeichen, mußte ich Gehpausen einlegen. Da nützte auch der Beifall und das Geschrei der Zuschauer wenig. Man schämte sich eher, weil man nicht mehr lief, sondern nur noch ging.

Die Gehstrecken wurden immer länger, die Freude am Laufen immer geringer. Noch in Erinnerung ist mir eine sehr lange Straße, gelegen über der U-Bahn-Station Embankment. Zwischen hohen Häusern „promenierten“ wir, doch eher schlichen wir vorwärts.  Arno und ich konnten sich kürzlich sehr gut daran erinnern, daß dort die Straße „dampfte“.  Warum, das wissen wir nicht mehr so genau, aber uns war,  als ob der Asphalt kochte. Denn geregnet hatte es ja nicht.  Irgendwann war auch diese Straße passiert. Vorbei am Parlamentsgebäude mit dem Big Ben rechterhand ging es dann  Richtung Buckingham Palace. Vorbei an Westminster Abbey, durch die Prachtstraße  Birdcage Walk,  und endlich rückte das Ziel immer näher.

London-Marathon Buckingham

Um dann im Ziel frisch auszusehen, legte ich nochmals eine lange Gehpause ein, und dann konnte ich die abfallende Straße hinunter ins Ziel einigermaßen genießen.

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Auf dem Zielfoto sah ich dann auch nicht erschöpft aus. Aber die Zeit über mir sprach Bände:  5:01:33.

Doch eine Medaille gab es trotzdem:

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Früher war ich zwischen 3:30 und 3:08 gelaufen, doch mit solch geringem Training war das eben nicht machbar. Und deshalb habe ich diesen London-Marathon auch nicht als „richtigen“ Marathon in Erinnerung.  Für mich mußte damals ein Marathon mindestens unter 4 Stunden enden, möglichst unter 3:30 Stunden.

Geblieben ist die Erinnerung an einen spektakulären Lauf, und jedes Jahr im April wird mir das bewußt, wenn der London-Marathon wieder 30.000 Läufer und Läuferinnen in die Themse-Stadt ruft.

Peter Grau

Per Rad rund um die Neuruppiner Lindenallee

Wenn man die üblichen Tagesthemen wie Böhmermann,  AfD, Flüchtlingsstrom  oder Doping im Sport einmal kurz hinter sich lassen will, dann muß man hinaus in die Natur, um den Kopf wieder freizubekommen.

Gesagt, getan. Diesmal geschah es nicht laufenderweise, sondern mit dem  Rad. Eine Stunde fuhr ich umher und hielt öfter mal an, um Fotos zu „schießen“. Die Motive drängten sich förmlich auf:

Blick von der Seedammbrücke, Birkengrund,  Lanke, Kirche in Wuthenow, Badewiese am Hotel „Waldfrieden“,  Uferweg in der Nähe der Lindenallee und immer wieder: Der Blick auf die Klosterkirche.

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Ulrike Nasse-Meyfarth: Zweimal olympisches Gold im Hochsprung

Ulrike Nasse-Meyfarth gewann 1972  in München mit einem Sprung von  1,92 m  die Goldmedaille. Zwölf Jahre später holte sie 1984 in Los Angeles mit einem  Satz von 2,02 Metern  erneut olympische Gold. Zwischenzeitlich hielt sie einige Male den Weltrekord. So 1972 mit 1,92 m, 1982 mit 2,02 m und 1983 mit 2,03 m.

Vor vier Jahren hatte Gabriela Herpell  mit ihr eine intensive Begegnung. Daraus entstand  für das  Magazin der Süddeutschen Zeitung (Heft 31/2012)  die folgende Geschichte:

 

Hoch gesprungen, tief gefallen

Ulrike Meyfarth war der Star der Olympischen Spiele in München 1972. Das Leben nach der Goldmedaille fiel ihr nicht so leicht wie ihre Rekorde. Eine Begegnung, 40 Jahre später.

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Sie war 16 und das Wundermädchen, das bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Goldmedaille im Hochsprung holte: Ulrike Meyfarth. Damals wollten Tausende sein wie sie – so fröhlich wirkte sie, so unkompliziert und auch süß, mit den stufig geschnittenen braunen Haaren, die ihr Markenzeichen wurden. Sie schien aus dem Nichts zu kommen und hob an einem Sommerabend ab: zur Heldin einer Nation und einer Generation. Das war der Blick von außen.

In ihr drinnen aber sah es anders aus: Ulrike Meyfarth war von ihrem Olympiasieg 1972 überfordert. Und hat heute, 40 Jahre später, ihren Frieden damit noch nicht gemacht. Sie konnte den Sieg nicht genießen, sagt sie, er machte sie sogar unglücklich: weil sie sehr groß und sehr unsicher war und überhaupt nicht gemacht für das Berühmtsein. Und weil sie nur halb stolz sein konnte auf die Medaille, die ihr in den Schoß zu fallen schien. Nur Talent und Glück hätten sie so weit gebracht, da war sie sich sicher. Mit Leistung hatte das wenig zu tun, sie hatte sich ja nicht einmal gequält für den Sieg.

In den vielen Jahren, die folgten, kämpfte sie mit sich und gegen sich und gegen die Erwartungen der anderen, die, wie sie selbst ja auch, Großartiges von ihr erhofften. »Dabei musste ich mich selbst erst mal einholen.« Vier Jahre später, 1976, konnte sie, die Olympiasiegerin, sich nicht einmal qualifizieren für Montreal. Und 1980 boykottierte die BRD die Olympischen Spiele in Moskau, weil die Sowjettruppen in Afghanistan einmarschiert waren.

»Zwölf Sommer Einsamkeit vergingen«, schreibt sie in einem Buch. Und endlich, 1984 in Los Angeles, gewann Ulrike Meyfarth ihre zweite Goldmedaille.

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Olympische Spiele 1984 in Los Angeles (Foto: Gustav Schröder)

Wenn sie nun darüber redet, über Los Angeles und ihren Triumph, hellt sich ihr Gesicht auf.  Doch leider,  sagt sie, spreche man sie immer auf 1972 an, nicht auf 1984.

So wie jetzt, zum 40. Jubiläum der Olympischen Spiele in München. Alle wollen sie wieder alles über den Sieg von 1972 wissen. Man mag kaum glauben, dass Ulrike Nasse, wie sie inzwischen heißt, noch wie traumatisiert ist von dem, was nach dem Sieg in München kam. »Nichts war mehr so, wie es sein sollte«, sagt sie mit Nachdruck. Und gleich noch einmal, doch jetzt haut sie jedes Wort raus wie ein Geschoss: »Nichts! War! Mehr! Normal!« Wenn sie aufgeregt ist, fahren ihre Hände über den Tisch, wischen unsichtbare Krümel weg.

Nur an den Wettkampf selbst erinnert sie sich gern, an das ungeheure Gefühl dabei: »Die Situation war einmalig, das lief ab wie im Film. Ich hab gesehen, wie mein Name auf der Anzeigentafel immer höher kletterte. Und wie das Publikum hinter mir stand. Aber als ich die 1,90 Meter einmal gerissen habe, haben sie gebuht. Die können auch anders, dachte ich da.«

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Bei den Olympischen Spielen 1972 in München (Foto: Gustav Schröder)

Ein wunderbares Bild war das, wie sie mit dem damals neuen Fosbury-Flop rückwärts über die Latte sprang. Unfassbar spannend, als nur noch drei Springerinnen im Wettbewerb waren, eine davon Ulrike Meyfarth, ein unbekanntes Mädchen aus einem Kaff bei Köln. Und alle drei schafften die 1,88 Meter. Die Favoritin, die Österreicherin Ilona Gusenbauer, scheiterte dreimal an 1,90 Meter, die Bulgarin Jordanka Blagojewa auch. Da war Ulrike Meyfarth Olympiasiegerin – sie übersprang die 1,90 Meter im zweiten Versuch.

Und machte dennoch weiter, ließ 1,92 Meter auflegen, Weltrekord damals. Und rollte wie mühelos auch darüber. Das Publikum tobte, sie hüpfte von der Matte, strahlte, winkte, der dunkle Haarschopf wippte auf und ab, die Leute schlossen sie in ihre Herzen, alle schienen glücklich. Es war der 4. September, 19.05 Uhr, der Abend vor dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft.

Eine Stunde nach ihrem Sieg und der Hymne stand Ulrike Meyfarth im lindgrünen Trainingsanzug im Fernsehstudio und sollte erklären, wie es zu dieser Leistungsexplosion kam. Sie trat von einem Bein aufs andere, kaute an ihrer Lippe, lachte verlegen und hätte sich am liebsten hinter dem Strauß roter Rosen, den man ihr im Namen von Bundeskanzler Willy Brandt überreichte, versteckt.

Wenn ihre beiden Töchter heute das Video auf Youtube sehen, »laufen sie schreiend aus dem Zimmer«, erzählt sie. Es ist ihnen peinlich, wie piepsig ihre Mutter da spricht. Und sie selbst ist sich auch peinlich: »Aber ich gehe mal davon aus, dass sie das sonst nicht so schlecht finden, was ihre Alte da früher vollbracht hat.« Sie lacht. Wenn sie entspannt ist, spricht sie leicht rheinländisch, sagt »datt« und »watt«. Wenn sie entspannt ist, sieht sie jung aus, fast unverändert, sogar die Haare sind bis heute stufig, im Ulrike-Meyfarth-Stil eben, geschnitten. Sie sagt, sie habe ein paar Experimente gemacht mit kurzen Haaren und Dauerwelle, »da hab ich wie ein Pudel ausgesehen. Und ich bin ja eher konventionell«.

Das Leben nach der Sportkarriere ist ihr gut gelungen, das findet sie auch. Sie arbeitet in der Kinder- und Jugendabteilung von Bayer 04 Leverkusen, des Clubs, in dem sie selbst jahrzehntelang trainiert hat. Das Büro teilt sie mit vier anderen Trainern, angenehme Atmosphäre, sagt sie. Seit 1987 ist sie mit dem Rechtsanwalt Roland Nasse verheiratet, sie trägt seinen Namen, die Töchter Alexandra und Antonia sind 24 und 19.

Sie ist schlank, und man kommt kaum nach, solche Riesenschritte macht sie. Wegen ihrer Größe, 1,86 Meter, haben die anderen sie schon als Kind aufgezogen, »langer Lulatsch« und »Klappergestell« gerufen. Als die anderen Mädchen flirteten, las sie viel, malte und stromerte herum im ländlichen Wesseling bei Köln, wo sie aufwuchs. Nur beim Sport fühlte sie sich wohl in ihrem Körper, sie lief schnell, holte Ehrenurkunden bei den Bundesjugendspielen. Im Leichtathletik-Verein entdeckte sie ihr Talent für den Hochsprung und probierte alle Techniken und Sprünge aus, die es damals so gab: den traditionellen Straddle, bei dem man sich bäuchlings über die Latte wälzt; den Schersprung, bei dem man mit gestrecktem Oberkörper und den Beinen voran springt; und den Flop, mit dem Dick Fosbury 1968 die Olympischen Spiele in Mexiko gewann. Das Neue dabei: Man sprang rückwärts und zog die Beine schnell nach. Der Flop wurde ihr Sprung. Mit 14 schaffte sie es über 1,68 Meter, holte den deutschen Schülerrekord, mit 15 wurde sie Deutsche Vizemeisterin bei den Erwachsenen, da sprang sie schon 1,80 Meter.

Es war diese neue Technik, der leichte, elegante Flop, sagt sie, mit dem sie ihre zehn Jahre älteren Konkurrentinnen übertraf, die den Straddle sprangen. Damals trainierte sie nur dreimal in der Woche nach der Schule, mehr nicht, und eigentlich hatte man sie nur mitgenommen zu den Olympischen Spielen, damit sie Erfahrungen sammelte. Und weil sie im eigenen Land stattfanden.

Die Olympiasiegerin wurde dann groß empfangen in der Schule, dem Gymnasium Rodenkirchen. Die Lehrer sagten, sie wollten der Ulrike helfen, mit dem plötzlichen Ruhm zurechtzukommen. Aber die Ulrike ging nicht raus auf den Schulhof in der Pause. Sie genierte sich, fühlte sich ständig beobachtet, und manchmal standen wildfremde Jungs vor der Tür. »Das ist für ein Mädchen in dem Alter, in dem man ja kein Selbstbewusstsein hat, total schrecklich.« Ihre Stimme wird rau, sie räuspert sich, fühlt sich noch heute unwohl bei diesen Erinnerungen. »Ich war ein Außenseiter. Meine Unbefangenheit war verloren gegangen.« Und dann, wieder: »Nichts! War! Mehr! Normal!«

Ein Lehrer fragte sie, warum sie überhaupt noch weitermachen würde im Sport, sie hätte doch alles erreicht. Ihr Trainer sagte, sie könnte sich jetzt nicht mehr erlauben, nur 1,80 Meter zu springen. Keiner war da, der ihr geholfen hätte, das Erdbeben, das über sie hereinbrach, zu verarbeiten. »Es ist einfach, hochzukommen«, sagt sie, »aber schwierig, oben zu bleiben. Und die Leistung beständig bringen zu müssen. Nur: Darüber redet keiner.«

Sie blieb nicht oben. Das zahlte man ihr heim: »Unsere Ulrike bringt nichts mehr«, schrieben die Zeitungen oder spekulierten: »Ist Ulrike schwanger?« Vier Jahre nach München scheiterte sie mit 1,78 Meter bereits in der Qualifikation für Montreal. Sie war am Tiefpunkt.

Und arbeitete sich langsam wieder hoch, trennte sich von ihrem Trainer, fing an, Sport zu studieren, und traf auf Gerd Osenberg, einen der erfolgreichsten deutschen Leichtathletiktrainer. Mit ihm machte sie einen Plan, Stufe eins: viel Training, Stufe zwei: sehr viel Training. Das war es, was Ulrike Meyfarth brauchte in ihrem Leben: Verlässlichkeit, realistische Pläne, Struktur und Berechenbarkeit. Denn es war das vollkommen Unverhoffte beim Sieg von 1972, das ihr so zugesetzt hatte. Das Unverhoffte, das ihren Aufritt so unvergesslich machte wie Boris Beckers Sieg mit 17 in Wimbledon, 1985. Aber das Unverhoffte wollte sie nie mehr.

Zwischen 1981 und 1984 wurde sie viermal Sportlerin des Jahres, gewann 1982 die EM und sprang zwei Weltrekorde, 2,02 Meter und 2,03 Meter. Bald war sie wieder ganz oben und gewann 1984 in Los Angeles ihre zweite Goldmedaille. Das war endlich eine, die sie in ihren Augen auch verdient hatte. Jetzt konnte sie aufhören. »Wenn man nicht aufhören kann, das finde ich abschreckend.«

Ihren Mann lernte sie auf dem Ballaballa-Karnevalsball beim Kölner Sportverein RotWeiß kennen, mit ihm geht sie bis heute jeden Sonntagvormittag, »wenn andere in die Kirche gehen«, auf den Sportplatz, joggen, ein bisschen Krafttraining. Früher kamen die Töchter mit, tobten über Kästen und Matten. Die eine wird nun Tänzerin, die andere hat gerade Abitur gemacht.

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Am Rande der Olympischen Spiele 2012 in London, gemeinsam mit Yvonne Mai-Graham (links) und deren Zwillingsschwester Yvette McKoy (Foto: privat).

Man muss mit gutem Beispiel vorangehen, sagt Ulrike Nasse, darum hat sie immer für Bewegung gesorgt, für Struktur, gemeinsames Abendessen und Tatort-Gucken. Normalität. »Das ist das höchste Gut für einen Menschen«, sagt sie, »dass er das erlebt. Weil er das weitergeben kann.«

Gabriela Herpell

(SZ-Magazin Heft 31/2012)

( Gabriela Herpell war übrigens 1972 voll vom Ulrike-Meyfarth-Virus erfasst – wie ihre halbe Klasse.  Sie sprangen im Sportunterricht nur noch den Flop und baten den Friseur um den Haarschnitt von Ulrike Meyfarth.)

 

 

Laufbeginn im Neuruppiner Tempelgarten

Mein Gastspiel im Rückenzentrum ist vorerst vorbei, nach 20 Sitzungen an den Geräten. Nun besteht die Kunst darin, den Schwung  in  die weitere sportliche Betätigung mitzunehmen. Und was wäre da einfacher, als wieder das Läufergen zum Leben zu erwecken.

Das war zwischenzeitlich verschüttet, ohne äußere Gründe. Einfach aus Bequemlichkeit. Und es war einfacher,  zweimal wöchentlich an die Kraftgeräte zu gehen und auf dem Ergometer zu strampeln.

Nun also der Versuch, wieder ins Laufen zu kommen.  Eine Hilfe dabei sollen die Erinnerungen an frühere Lauferlebnisse sein. Ein anderes Hilfsmittel: Tips bei www.laufen.de, in der Zeitschrift  laufen.de oder bei anderen Zeitungen zu suchen.

Aber laufen muß man selbst. Eine Binsenwahrheit.

Der Samstag vor dem Hamburg-Marathon war der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang. Vormittags 11 Uhr nahm ich den kurzen Weg in den nahen Tempelgarten. Ein kleiner Park, mit ganz kleinen Runden und einem kleinen Anstieg zum Tempel.

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Weniger Zuschauer als einen Tag später beim Marathon in Hamburg waren zwar zugegen, aber einige standfeste  Gesellen säumten meine Runden:

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Und nicht nur „Erwachsene“ bewunderten mich. Auch deren „Kinder“ zollten mir Anerkennung:

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Blumen und Magnolienbäume sorgten außerdem für Freude für die Sinne:

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All das machte das Laufen leichter und eine halbe Stunde, mit Gehpausen, war wie im Fluge vergangen.  Und Lust auf mehr bekam ich allemal.

1987 in Hamburg: Mein erster Marathon im Westen

 

Hamburg 1 klein Medaille

Diese Medaille bekam ich am 26. April 1987 im Ziel des Hamburger Marathons überreicht.  3:21:26  Stunden hatte ich für die 42,195 km  gebraucht. Doch es ist nicht allein diese Zahl, die mir in Erinnerung geblieben sind.

 

Ein Traum wurde wahr

Viele Läufe hatte ich bis dahin bestritten, darunter 26  Marathons.  Aber es blieben, wie bei vielen DDR-Läufern, auch Träume. Einmal wenigstens wollte man in New York, Boston oder London, in Westberlin oder Hamburg laufen. Doch, so schien es, mußte man dazu eben erst Rentner sein. Dann hätte man die Chance gehabt, die unüberwindlich erscheinende Mauer zu überwinden.

Träume werden aber auch manchmal schneller wahr. Das politische Klima zwischen Ost und West veränderte sich langsam, ausgehend von den Vereinbarungen der Schlußakte von Helsinki 1975. Speziell im Korb 3 waren dort Themen wie Menschenrechte und Freizügigkeit auf die Tagesordnung gesetzt und später in Folgekonferenzen präzisiert wurden. Gleichzeitig wurde der Drang der DDR-Bürger immer größer,  das Land für kurz oder für immer zu verlassen. Deshalb versuchten die DDR-Machthaber, einige Ventile zu öffnen. Nicht nur Rentnern wurden nun Westreisen genehmigt, sondern auch jüngere Menschen durften bei dringenden Familienangelegenheiten Reiseanträge stellen.

Fieberhaft wurde überall nach Verwandten „gegraben“, glücklich, wer solche im Westen besaß. Ich musste nicht viel „graben“. Einer der Brüder meines Vaters, Onkel Karl, lebte in Esslingen bei Stuttgart, hatte im Mai 1987 seinen 88. Geburtstag und sprach gern eine Einladung aus.

Die nächste Hürde stand noch bevor, denn es wurden ja nicht alle Anträge genehmigt.  Aber bei mir waren die DDR-Behörden wohl einigermaßen sicher, daß ich wieder zurückkommen würde. Schließlich ließ ich ja drei „Pfänder“ da, meine Frau und meine beiden Töchter. Eine Republikflucht war also nicht zu erwarten. Auch, weil außerdem vorher das familiäre Klima erkundet und für gut befunden wurde. So konnte ich erstmals seit dem Mauerbau vom 13. August 1961 wieder meinen Fuß auf westlichen Boden setzen.

Onkel Karl in Esslingen, Tante Gerda in Stuttgart-Feuerbach und Ilse  in Konstanz hießen die offiziellen Reiseziele. Inoffiziell, weil nicht unbedingt von den DDR-Behörden gern gesehen, aber war ein Start beim Hamburg-Marathon. Aber verboten war ein solcher Start auf keinen Fall. Doch ich erzählte vorher nur Familienmitgliedern und einigen wenigen guten Bekannten von meinem Vorhaben.

Mit dem ICE zum Marathon

Erinnern kann ich mich noch gut an meine erste Fahrt mit einem ICE. Von Stuttgart aus ging es in einem solchen ICE direkt nach Hamburg, eine Fahrt voller Vorfreude.

Nicht schwer zu finden waren die Messehallen, wo die Startunterlagen ausgeben wurden.  Aus Vorsicht lief ich unter dem Pseudonym Walter Becker und mit einer Stuttgarter Meldeadresse. Ich wollte ja auch im nächsten Jahr wieder in den Westen fahren.

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Genug Zeit blieb auch noch zu einem Stadtbummel, doch die große Stadtbesichtigung aus der Perspektive des Läufers  stand ja noch bevor.

Die Nacht vor dem Marathon  verbrachte ich in einer Jugendherberge dicht über den Landungsbrücken. Dort, wo ich am nächsten Tag bei km 10 vorbeilaufen würde.

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Auch andere Läufer schliefen dort. So der Däne Steen Aagaard aus Odense,  mit dem ich mich lange unterhielt, später auch korrespondierte. Natürlich hatte ich einen unruhigen Schlaf, aber das ist vor einem Marathon normal, mindert in der Regel nicht die Leistung.

Mit 7000 Läufern am Start

Erst zum zweiten Mal fand dieser Hamburg-Marathon statt, der damals hanse-Marathon hieß. Und 7193 Läuferinnen und Läufer holten ihre Startunterlagen ab. Halb soviel wie in diesem Jahr 2016, aber für mich war das trotzdem damals eine Riesenzahl.

In drei Startblöcken versammelten wir uns. Ich war dem Block C 1   zugeteilt. Rein zufällig traf ich, der Ostberliner, dort einen Westberliner, Volker Schröder. Wir hielten auch nach dem Marathon Verbindung. Wenige Monate später besuchte uns Volker  mit Hilfe eines Passierscheines in unserer Wohnung im Ostberliner Bezirk Lichtenberg. Passierscheine gab es damals für Westberliner Bürger für Eintages-Besuche in  Ostberlin. Lange her, aber unvergessen. Wie normal ist dagegen heute alles geworden.

Normal aber war dieser Marathon auf keinen Fall für mich. Das begann schon mit dem Start. Einen solchen Start hatte ich bisher noch nie erlebt. In drei Wellen setzte sich die Läuferschar in Bewegung und kurz vor der Reeperbahn vereinigte sich alles. Reeperbahn: Dieses Wort hatte für mich  einen besonderen, geheimnisvollen Klang. Aber davon war dann an diesem frühen Morgen wenig zu spüren. Laufen war Trumpf, die Damen des horizontalen Gewerbes hatte ihre Schicht noch lange nicht begonnen.

Groß dann der Gegensatz, als die Villengegend an der Elbchaussee passiert wurde.

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Heutige Reihenvillen an der Elbchaussee

 

Erstaunlich, was einem beim konzentrierten Erinnern einfällt, ohne daß man den Streckenplan in die Hand nimmt. Leider habe ich den bisher nicht gefunden.

Irgendwann liefen wir zurück Richtung Innenstadt. Rechts von uns lag das Wasser, konnten wir die Schiffe auf der Elbe sehen. In dieser Zeit hatten wir alle noch genügend Kraft, um uns die Gegend zu betrachten.

Stimmung an den Landungsbrücken

Und dann, kurz vor dem 10-km-Punkt, führte die Straße bergab, das Tempo konnte gesteigert werden. Da waren wir dann an den Landungsbrücken angekommen, dicht unterhalb meiner nächtlichen Schlafstätte. Und über der Straße spannte sich eine Brücke, auf der viele Zuschauer uns zujubelten.  Es folgte bald der Elbtunnel, auch etwas völlig Ungewöhnliches für mich. Noch nie war ich bei meinen Laufveranstaltungen durch einen Tunnel gelaufen. Recht laut konnten wir dort unsere eigenen Schritte hören und noch lauter wurde es, als unser Rufe als Echo zurückkamen. Was man doch während eines Marathons so alles treiben kann.

Irgendwann tauchten wir aus dem Tunnel wieder auf, aus dem Dunkeln in nun gleißendes Sonnenlicht. Es wurde wärmer und wärmer, doch der Beifall der Zuschauer ließ uns manche Anstrengung leichter ertragen. Insgesamt 700.000 Zuschauer wurden geschätzt, und auch das war vollkommen neu für mich.

Als ich einigen Zeit  gemeinsam mit zwei attraktiven Frauen lief, wurde der Beifall besonders stark. Der galt zwar nicht mir, aber ein wenig bekam ich schon davon ab.

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Erinnern kann ich mich, daß ich am Schluß doch das Ziel herbeisehnte, zumal sich die letzte Straße am Dammtorbahnhof leicht ansteigend  ewig hinzog. Dafür war dann nach der letzten Linkswendung schon das erste Glücksmoment erreicht und das wurde  auf der leicht abschüssigen Zielgeraden noch gesteigert. Das Ziel vor Augen, den Beifall der Zuschauer genießend, das entschädigte für die Strapazen vorher, die allerdings durch mein vorhergehendes gutes Training zu ertragen waren.

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Erschöpft sah ich im Ziel  zwar aus, aber das war auch nicht der perfekte Moment für ein Zielfoto. Der wäre fünf Meter vorher gewesen, als ich schon jubelnd die Arme hob.  Warum  meine Endzeit von „nur“ 3:21:26 Stunden 13 Minuten über meiner bisherigen Bestzeit von 3:08:57 Stunden lag, ist leicht zu erklären. Es war mir einfach zu warm geworden. Waren es anfangs am Start 12 Grad gewesen, zeigte das Thermometer im Ziel 21 Grad. Einfach zuviel, denn ein Hitzeläufer war ich nie. Aber trotzdem war ich sehr glücklich.

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Ergebnisheft des hanse-Marathons 1987

Die erste Belohnung kam in Form einer  geschmackvollen Medaille, die zweite dann mit der Teilnahmeurkunde. Die Urkunde war vom Begründer und langjährigen Chef des Hamburger Marathons, Wolfgang Kucklick, unterzeichnet. Und wie es der Zufall so will, hatte ich bald noch die Gelegenheit, mit ihm in den Messehallen ein kurzes Gespräch zu führen.

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Und auch die Siegerehrung für  die Frauensiegerin  Charlotte Teske (2:31:49) und den Männersieger Karel Lismont (Belgien / 2:13:46) erlebte ich im Kreise vieler anderer Läufer mit.

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Charlotte Teske

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Karel Lismont

Das einmalige Erlebnis des Hamburg-Marathons  behielt ich in meinem Herzen. Nur meiner  Familie, Freunden und wenigen ausgewählten Lauffreunden berichtete ich von meinem ersten West-Marathon. Wie gern hätte ich aller Welt davon erzählt, wie gern hätte ich in der Zeitschrift  „Leichtathlet“, in der ich sonst so viel über Laufveranstaltungen berichtete, darüber geschrieben. Doch damals war die Zeit noch nicht reif. Die war es erst, als die Mauer fiel und ich dann darüber berichten durfte, wie ich gemeinsam mit 25.000 Läuferinnen und Läufer jubelnd durchs Brandenburger Tor lief, beim ersten Gesamtberliner Marathon im Jahre 1990.

Peter Grau

Thomas Röhler und der Traum vom deutschen Speerwurf-Rekord

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Mit 89,27 Metern hat Speerwerfer Thomas Röhler (LC Jena) im letzten Jahr schon an den 90 Metern gekratzt und zudem bei der Weltmeisterschaft  in Peking (China) in einem denkwürdigen Finale eine Medaille nur knapp verpasst. Jetzt will der drittbeste deutsche Speerwerfer aller Zeiten Weiten jenseits der 90 Meter attackieren und international um die Medaillen kämpfen.

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Thomas Röhler im Jahr 2014  (Foto: Dirk Gantenberg)

 

Von Rekorden spricht Speerwerfer Thomas Röhler vom LC Jena eigentlich nicht so gern. Aber jetzt kommt er wohl nicht drum herum. Vor 21 Jahren, am 21. Juli 1995, warf Raymond Hecht 92,60 Meter weit. Bis heute ist das deutscher Rekord. Nur Hecht selbst kam im Jahr darauf mit 92,28 und 91,50 Metern noch einmal sehr nah an diese Marke heran. Geht es nach Thomas Röhler, wird er den Rekord im Olympiajahr 2016 angreifen.

Aber nicht, weil er den Rekord will, sondern weil er einfach muss, „um Wettkämpfe erfolgreich zu bestreiten“. Schon 2015 zeigte sich, auf welch hohem Niveau sich der Männer-Speerwurf derzeit befindet. Röhler warf  bei den Weltmeisterschaften fünfmal über 86 Meter, zwei Würfe davon waren sogar weiter als 87 Meter, der weiteste 87,41 Meter. Eine unglaubliche Serie, die trotzdem „nur“ zu Rang vier reichte.

90 Meter –  das Maß der Dinge

Vor ihm lagen der Kenianer Julius Yego (92,72 m), der Ägypter Ihab Abdelrahman (88,99 m) und der Finne Tero Pitkämäki (87,64 m). „Was gerade international abgeht, ist crazy“, meint Thomas Röhler. Und er rechnet nicht damit, dass das im Olympiajahr anders wird. „Mein Trainer Harro Schwuchow und ich gehen davon aus, dass vielleicht sogar fünf Leute 90 Meter werfen können. Das heißt, 90 Meter werden nicht reichen, um bei Olympia zu gewinnen.“

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Thomas Röhler bei den Deutschen Meisterschaften 2014 in Ulm (Foto: Dirk Gantenberg)

 
Den Kopf in den Sand stecken wird Thomas Röhler deswegen aber nicht. Er sieht es pragmatisch: Er müsse sich dann halt etwas einfallen lassen, um auch weiter zu werfen. Die 90 Meter will er auf jeden Fall knacken. Im Vorjahr war er mit 89,27 Metern schon ganz nah dran. Weiter geworfen haben in Deutschland nur der deutsche Rekordler Raymond Hecht und der heutige Bundestrainer Boris Obergföll (90,44 m), der damals noch Henry mit Nachnamen hieß. Er war auch der letzte Deutsche, der am 9. Juli 1997 die 90-Meter-Marke übertraf. Weltweit haben in der Geschichte erst 14 Athleten weiter als 90 Meter geworfen.

EM-Quali auf dem Museumplein

Nicht nur bei Olympia will Thomas Röhler wie im vergangenen Jahr bei der WM vorn mitmischen. Auch für die EM in Amsterdam (Niederlande) hat er sich hohe Ziele gesetzt. „Die Konkurrenz wird stark sein. Top Fünf ist ein realistisches Ziel, aber das ist bei der EM nicht mein Anspruch. Es soll aufs Treppchen gehen“, gibt er das Ziel selbstbewusst aus. Dabei wartet in Amsterdam eine besondere Herausforderung auf den 24-Jährigen: Die Qualifikation soll auf dem Museumplein stattfinden, einem Platz mit einer Rasenfläche.

Zum Finale geht es dann ins Olympiastadion. „Eine coole Idee“, findet Thomas Röhler. Allerdings stellt es die Werfer auch vor ein kleines Problem: „Ich habe noch nie in Amsterdam im Stadion geworfen. Deshalb ist es schon eine Herausforderung, die Quali draußen zu werfen und dann für das Finale ins Stadion zu kommen. Ich hoffe, dass wir mindestens eine Begehung bekommen, damit man sich wenigstens ein bisschen auf die Bedingungen einstellen kann.“

„Perfekter“ Vorbereitungsverlauf

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Momentan arbeitet Thomas Röhler noch daran, fit für den Saisoneinstand zu sein. Vom 17. bis 27. April feilt er im Trainingslager noch einmal an der Wurftechnik, für den 14. Mai ist dann beim Diamond League-Meeting in Shanghai (China) der Saisoneinstieg geplant. Bislang läuft bei Thomas Röhler alles nach Plan. „Nahezu perfekt“, sagt er, „obwohl man das Wort perfekt im Sport ja eigentlich nicht benutzt.“ Von Verletzungen blieb er verschont, das Training kann er voll durchziehen.
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Und das braucht er auch für eine Saison, in der er sich viel vorgenommen hat – und in der er sich erst einmal gegen die starke nationale Konkurrenz durchsetzen muss. Den Mannheimer Andreas Hofmann und Johannes Vetter aus Offenburg, die beide im vergangenen Jahr weiter als 85 Meter geworfen haben, hat er besonders auf der Rechnung. „Und Lars Hamann ist auch eine Wundertüte, der kann auch richtig weit werfen“, weiß er. Wer sich dann aber national durchsetzt – und noch die 90 Meter knackt – der sollte bei Olympia gute Karten haben.

Anja Herrlitz

(aus   „leichtathletik.de“ vom 9.4.2016)

 

Würfe deutscher Athleten über 90 Meter*:

92,60 m – Raymond Hecht (21.7.1995; Oslo/NOR)
92,28 m – Raymond Hecht (14.8.1996; Zürich/SUI)
91,50 m – Raymond Hecht (1.9.1996; Gengenbach)
90,44 m – Boris Henry (9.7.1997; Linz/AUT)
90,20 m – Raymond Hecht (10.8.1996; Monaco/MON)
90,06 m – Raymond Hecht (12.2.1994; Eschenbach)
90,06 m – Raymond Hecht (25.5.1996; Jena)

*nach Einführung des neuen Speers mit verändertem Schwerpunkt im Jahr 1986