Archiv für den Tag: 18. August 2017

1995 war in Barcelona die Welt noch in Ordnung

Barcelona_Cityscape_Panorama_-_Jan_2007

Vor 1 ½ Jahren habe ich auf meiner Homepage unter http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=1334    einiges über die Hallenweltmeisterschaften 1995 im spanischen Barcelona geschrieben. Dabei ging es vor allem um technische  Probleme bei der Übertragung der Berichte für die Zeitschrift „Leichtathletik“. Wie klein sind doch diese Probleme gewesen, in  Anbetracht des Terroranschlages vom 17. August 2017 mitten in Barcelona, auf der Prachtstraße „La Rambla“?

Gestern habe ich die schrecklichen Ereignisse viele Stunden am Fernseher und im Internet verfolgt. Manchmal denke ich, daß es vielleicht besser wäre, nicht so intensiv in den Medien zu berichten. Doch das ist wohl ein frommer Wunsch, denn im Zeitalter der digitalen Vernetzung und des Dauergebrauchs von Handys und Smartphones ist ein Verschweigen sowieso nicht mehr möglich.

Aber wie geht man damit um, im Augenblick des Sehens und danach? Live dabei wird man vom Geschehen gepackt, ernüchtert, ist entsetzt, fühlt sich hilflos.  Die wohl egoistische erste Reaktion: Wer ist von Verwandten und Bekannten gerade dort? Eine Tochter ist gerade im niederländischen Zeeland, die andere in Mexiko-Stadt, also weit weg vom Geschehen. Aber beide sind schon einige Male in Barcelona gewesen, könnten also auch diesmal dort gewesen sein.

Doch, was ist mit den anderen, den Betroffenen und den nochmal heil Davongekommenen? Man denkt an sie, trauert mit und dann geht die Zeit des Vergessens leider sehr schnell voran.

Erinnerungen an eine aufregende Stadt

Erinnern aber kann man sich, wenn man schon mal in der Stadt gewesen ist, in der der Terroranschlag stattfand.

Ich war das einzige und letzte Mal im Jahr 1995 in Barcelona. Zu lange her, um noch intensive Erinnerungen hervorkramen zu können. Leider hatte ich damals noch keine Homepage, führte kein Tagebuch und hatte auch keine Kamera, die mir das Fotografieren so leicht macht wie heute.

Erinnern kann ich mich, daß wir in ausgedehnten Stadtspaziergängen die Schönheit Barcelonas aufsaugten. Vor allem die Kirche Sagrada Familia, 1882 von Baumeister Antoni Gaudi begonnen, ist mir da in Erinnerung.

Barcelona Sagrada Familia

Gewohnt haben wir im Hotel (der Name wird mir noch einfallen). Von dort gingen wir zu Fuß zur Veranstaltungsstätte Palau Sant Jordi :

Barcelona Palau Sant Jordi

Diese imposante Halle liegt auf dem Montjuic, einem im Süden der Stadt gelegenen 173 m hohen Berg.   Ganz in der Nähe befindet sich das Olympiastadion, Austragungsort der Olympischen Spiele 1992.

Barcelona Olympia Vignette Barcelona Olympiastadion

 

An irgendwelche Bedrohungen dachten wir damals garantiert nicht. Auch unsere Gespräche mit Einheimischen ließen uns unbeschwert sein.  In einem Restaurant in der Nähe des Hotels stellte uns mein Kollege Karl-Heinz Bergmann, -der damals für die Berliner Zeitung schrieb und später, 2003, viel zu früh ohne Abschied aus dieser Welt verschwand-, einen Deutschen vor, der schon lange in Barcelona lebte und uns viel über die Mentalität, über die Lebensweise der Spanier erzählte. Solche Gespräche sind sicher eindrucksvoller als irgendwelche Texte in Reiseführern.

Sicherlich war mein Aufenthalt in Barcelona vor allem von meiner journalistischen Tätigkeit geprägt und ausgefüllt. Aber an den Schönheiten der Stadt kann man nicht vorbeisehen, vorbeigehen.

Um so mehr erschüttert mich dieser Terroranschlag. Wohin soll das nur führen?

Peter Grau