Archiv für den Tag: 6. November 2017

Frankfurt-Marathon 2017: Arne Gabius glänzt bei Comeback, Katharina Heinig strahlende Deutsche Meisterin

Trotz windigen Wetters liefert der Mainova Frankfurt Marathon Spitzenresultate / Äthiopischer Dreifachsieg bei den Männern mit 2:05er-Siegerzeit / Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot gewinnt das Frauenrennen 

2017 Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 29, 2017 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
Sieger: Shura Kitata Tola (Äthiopien) Foto:Mainova Frankfurt Marathon

Ein beeindruckendes Comeback von Arne Gabius in unter 2:10 Stunden; die sechstbeste Siegerzeit des Jahres 2017; eine Olympiasiegerin triumphiert in der Festhalle und Lokalmatadorin Katharina Heinig glänzt bei ihrem Heimspiel als Deutsche Meisterin: Der Mainova Frankfurt Marathon hat sowohl international als auch aus deutscher Sicht wieder Spitzenresultate geliefert.

Der Äthiopier Shura Kitata Tola und die Kenianerin Vivian Cheruiyot haben die 36. Ausgabe des Laufklassikers am Main gewonnen. Der deutsche Lauf-Star Arne Gabius blieb bei seinem starken Rennen mit 2:09:59 Stunden als Sechster haarscharf unter 2:10. Kitata lief bei schwierigen Bedingungen mit starkem Wind hochklassige 2:05:50 und führte vor seinen Landsleuten Kelkile Gezahegn Woldaregay (2:06:56) und Getu Feleke (2:07:46) einen äthiopischen Dreifachsieg an. „Ich habe von Beginn an erwartet, dass ich gewinne. Sicher war ich mir dann nach 30 Kilometern, als wir uns mit einer Dreiergruppe absetzen konnten. Ich habe gehofft, dass ich schneller laufen kann, aber das Wetter war nicht so einfach“, sagte der 21 Jahre junge Überraschungssieger.

Die Vorentscheidung im Männerrennen fiel bei Kilometer 30. Das äthiopische Trio Getu Feleke, Kelkile Gezahegn Woldaregay und Shura Kitata Tola setzte sich aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe ab. Zunächst forcierte Feleke das Tempo. Bei Kilometer 37 attackierte jedoch Shura Kitata Tola und ließ seinen Landsleuten auf dem Weg in die vor Begeisterung brodelnde Festhalle keine Chance mehr. Bester Europäer war überraschend der britische Debütant Dewi Griffiths. Der Waliser lief als Fünfter 2:09:49 und erreichte die zweitbeste Zeit eines europäischen Läufers in diesem Jahr.

Alle Wettbewerbe zusammengerechnet verzeichneten die Veranstalter 26.482 Meldungen aus 108 Nationen, davon 14.513 Läufer über die 42,195-Kilometer-Distanz. Die Bedingungen waren für die Läufer besser als befürchtet, durch den starken Wind aber sehr herausfordernd. „Letztlich habe ich mit meinem Optimismus Recht behalten und es gab recht vernünftige Rennbedingungen, das zeigen auch die Ergebnisse mit vielen hochklassigen Zeiten“, sagte Veranstalter Jo Schindler. „Es war toll, mit welcher Begeisterung die Läufer das Ziel erreichten.“

Auch der Sportliche Leiter Christoph Kopp zog ein positives Resümee: „Sportlich ist alles gut gegangen, auch wenn nicht alle Träume von Einzelnen in Erfüllung sind. Ich wusste, dass das Potenzial für starke Leistungen da ist. Wir konnten aufgrund der Wetterbedingungen aber nicht davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten auch umgesetzt werden.“ Der Sieger Shura Kitata Tola erzielte trotz schwieriger Bedingungen mit 2:05:50 Stunden die weltweit sechstbeste Marathon-Siegerzeit in diesem Jahr und schob sich an Position elf der Weltjahresbestenliste. Mit acht Läuferinnen unter 2:30 Stunden gab es eine bemerkenswerte Leistungsdichte im Frauenfeld. Dazu setzten sich europäische Läufer stark in Szene. Zusätzlich zum Briten Griffiths und zu Arne Gabius brachte der Pole Henryk Szost mit 2:10:09 eine beachtliche Leistung.

Mit großer Begeisterung erlebte Dr. Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender von Titelsponsor Mainova, den Frankfurter Marathontag: „Da war sehr viel Leidenschaft im Spiel und die Veranstaltung war perfekt organisiert. Es war ein großartiges Rennen mit emotionalen Momenten auch für die Zuschauer, das war fantastisch.“

Drei Marathonstarts in Frankfurt, dreimal mit der von Christoph Kopp vergebenen „Glücksnummer 7“ und dreimal unter 2:10 Stunden: Frankfurt erwies sich für den deutschen Rekordhalter Arne Gabius einmal mehr als ideales Pflaster. „Es war richtig hart im Gegenwind, und ich bekam im letzten Teil Probleme mit meiner linken Oberschenkelrückseite. Aber ich bin volles Risiko gegangen, um die Zeit von unter 2:10 noch zu erreichen“, sagte Gabius, der eine deutsche Jahresbestzeit lief. Mit seinen 2:09:59 schob er sich an dritte Stelle der europäischen Jahresbestenliste.

ArneGabius Festhalle-1

Arne Gabius   (Foto: Mainova Frankfurt Marathon)

„Ich bin sehr erleichtert, dass es noch für unter 2:10 gereicht hat. Der schwierige Part war zwischen Kilometer 20 und 30. Ich habe aber nie ans Aufgeben gedacht. Die Geburt meines Sohnes war motivierend, aber während des Rennens war ich so fokussiert, ich habe nicht ständig dran gedacht. Jetzt werde ich die Zeit genießen. Meine Oberschenkel spüre ich sehr, aber in den nächsten Wochen brauche ich ohnehin nur meine Hände zum Windeln wechseln“, so Gabius, der drei Tage vor dem Lauf zum ersten Mal Vater geworden ist.

Die 5.000-Meter-Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot lief in ihrem zweiten Marathon eine persönliche Bestzeit von 2:23:35. Lange Zeit lag sie auf Streckenrekordkurs von 2:21:01, doch im starken Wind konnte auch sie das Tempo nicht durchhalten. „Hier zu gewinnen gibt mir Selbstvertrauen. Es war sehr windig. Ich bin couragiert gelaufen und dachte, dass ich 2:20 erreichen kann. Aber ich bin zufrieden mit der Zeit. Ich bin noch neu im Marathon und werde mich weiter verbessern.“

Zweite wurde Yebrgual Melese in 2:24:30 vor ihrer äthiopischen Landsfrau Meskerem Assefa, die nach 2:24:38 im Ziel in der Festhalle war. Die beiden konnten am Ende den Rückstand auf die Siegerin Cheruiyot noch deutlich verkürzen. Als Fünfte jubelte die US-Amerikanerin Sara Hall über eine persönliche Bestzeit von 2:27:21.

Während Arne Gabius sich erwartungsgemäß den deutschen Meistertitel sicherte, gab es bei den Frauen eine Überraschung: Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) überholte in der Schlussphase die Titelverteidigerin Fate Tola (LG Braunschweig) und war als Achte und beste Europäerin in 2:29:29 im Ziel. Tola folgte unmittelbar dahinter als Neunte mit 2:30:12. Beide blieben damit klar unter der Norm für die Europameisterschaften in Berlin 2018 von 2:32:00 Stunden.

Katharina Heinig brachte mit einem packenden Finish die Festhalle zum Kochen. „Es war ein Hammerrennen und hinten raus wirklich hart. In der Stadt war eine klasse Stimmung, der Einlauf in die Festhalle ist Wahnsinn. Es war ein Sieg für die ganze Stadt. Als Deutsche Meisterin bin ich sicher nächstes Jahr bei der EM in Berlin dabei“, sagte die Frankfurterin strahlend.

Fate Tola, die Zweite der deutschen Meisterschaften, sagte: „Ich bin rundherum zufrieden. Ich bin während des Rennens müde geworden, daher konnte ich das Tempo nicht halten. Der Wind war sehr stark, da hatte ich keine Kraft mehr. Aber trotzdem bin ich zufrieden, ich bin Zweite bei der Deutsche Meisterschaft und habe die Norm für die EM, alles okay.“ Mit den Marathon-Debütantinnen Laura Hottenrott in 2:34:43 und Franziska Reng in 2:34:57 haben zusätzlich zwei deutsche Läuferinnen das Team-Limit für die EM von 2:35:00 Stunden unterboten.

Ergebnisse, Männer:

  1. Shura Kitata Tola ETH 2:05:50
  2. Kelkile Gezahegn ETH 2:06:56
  3. Getu Feleke ETH 2:07:46
  4. Martin Kosgey KEN 2:09:39
  5. Dewi Griffiths GBR 2:09:49
  6. Arne Gabius GER 2:09:59
  7. Henryk Szost POL 2:10:09
  8. Scott Smith USA 2:12:21
  9. Scott Fauble USA 2:12:35
  10. Mark Korir KEN 2:12:37

Frauen:

  1. Vivian Cheruiyot KEN 2:23:35
  2. Yebrgual Melese ETH 2:24:30
  3. Meskerem Assefa ETH 2:24:38
  4. Abebech Afework ETH 2:26:45
  5. Sara Hall USA 2:27:21
  6. Merima Mohammed BRN 2:27:49
  7. Sylvia Medugu KEN 2:29:09
  8. Katharina Heinig GER 2:29:29
  9. Fate Tola GER 2:30:12
  10. Anna Incerti ITA 2:32:11

„Aufgeregt, glücklich und voller Euphorie“

 Frankfurt Marathon 2017

Katharina Heinig  (Foto:  Mainova Frankfurt Marathon)

Deutsche Meisterin Katharina Heinig in Hochstimmung nach ihrem geglückten „Heimspiel“ beim Mainova Frankfurt Marathon / Nationales und internationales Ausrufezeichen gesetzt mit beeindruckenden Resultaten der Topathleten  / Mehr Frauen an der Startlinie und eine erstaunlich gute Finisher-Quote

Jo Schindler hatte am Tag nach der 36. Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon frische Zahlen dabei. Der Renndirektor freute sich über die aufgrund der schwierigen Bedingungen sehr gute Finisher-Quote. 11.146 Läufer erreichten beim Laufklassiker am Main am Sonntag das Ziel in der wieder mal außerordentlich stimmungsvollen Festhalle – ein erstaunliches Plus im Vergleich zum Vorjahr, als die Läufer von strahlendem Sonnenschein verwöhnt waren.

Es ließen sich weder die Breitensportler noch die Profis in dem windumtosten Rennen von ihrem Kurs abbringen. Nach den gezeigten sportlichen Leistungen hat der älteste deutsche Stadtmarathon national und international ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Legt man die schnellsten zehn Zeiten zugrunde, belegt der Laufklassiker am Main in Deutschland Rang zwei und weltweit Platz 7. Die Zeit von 2:05:50 Stunden des äthiopischen Champions Shura Kitala Tola (die sechstbeste Siegerzeit weltweit 2017) war ebenso Weltklasse wie die Tatsache, dass in Frankfurt erstmals die ersten acht Frauen in der Festhalle allesamt unter 2:30 Stunden geblieben sind.

„Es war eine sehr schöne Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon. Wir haben wieder bewiesen, dass in Frankfurt Topathleten und Breitensportler gleichermaßen gute Bedingungen für einen schnellen Marathon geboten werden“, sagte Schindler, der sich auch über den um vier Prozent gestiegenen Anteil von Frauen an der Startlinie freute.

Eine Teilnehmerin, nämlich die Frankfurterin Katharina Heinig, war nach ihrem beherzten Lauf zum Deutschen Meistertitel in 2:29:29 Stunden auch am Tag danach noch „aufgeregt, glücklich und voller Euphorie.“ Der ganze Druck und die Anspannung nach ihrer tollen Leistung auf heimischem Pflaster seien schlagartig von ihr abgefallen. Dass die 28-Jährige unter diesen Rennbedingungen nicht weit über ihrer persönlichen Bestzeit blieb in der unter der Begeisterung der Zuschauer brodelnden Festhalle, „rechne ich mir hoch an“, sagte Heinig.

Die neue Deutsche Meisterin wird in der kalten Jahreszeit unter anderem wieder in Kenia und auch in Südafrika in der Höhe trainieren. Das nächste Ziel sei, über Unterdistanz-Rennen „meine Grundschnelligkeit zu verbessern, was mir dann im Marathon zugutekommt“, so Heinig. Im Fokus stehen bei Katharina Heinig und auch bei der DM-Zweitplatzierten Fate Tola (2:30:12), deren Kräfte bei ihrem dritten Marathonlauf 2017 am Ende schwanden, die Europameisterschaften in Berlin im Sommer.

Arne Gabius, der mit dem Verband im Streit liegt, kann sich in Berlin eine Rückkehr auf die Bahn im 10.000-Meter-Rennen vorstellen. Doch nach seinem weiteren fulminanten Frankfurter Lauf wollte der deutsche Lauf-Star erstmal schnellstmöglich zurück ins heimische Stuttgart zu seiner Frau und seinem drei Tage vor dem Mainova Frankfurt Marathon geborenen Sohn.

Obwohl von Schmerzen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur geplagt, hielt Gabius während des Rennens eisern an seinem Ziel fest, unter 2:10 Stunden ins Ziel zu kommen. „Ich bin volles Risiko gegangen – entweder schaffe ich es oder ich komme humpelnd nach 2:12 Stunden ins Ziel“, lautete seine Devise im letzten Renndrittel. Letztlich schaffte er es mit einer abermals starken Leistung am Main auf die Sekunde genau: 2:09:59.

Damit ist Arne Gabius der einzige deutsche Läufer, der jemals drei Marathons unter 2:10 Stunden bewältigt hat. Alle seine beeindruckenden Finishs waren in: Frankfurt. „Arne ist ja fast schon ein Frankfurter“, betonte der Sportliche Leiter Christoph Kopp die besondere Beziehung von Gabius zum Mainova Frankfurt Marathon.

Besondere Freude machten den Veranstaltern auch die Leistungen der zweiten deutschen Garde bei den Deutschen Meisterschaften. Hinter Gabius deuteten Jonas Koller (2:16:03) und Frank Schauer (2:16:30) ihr Potential mehr als nur an. Auch bei den Frauen setzten Laura Hottenrott (2:34:43) und Franziska Reng (2:34:57) Ausrufezeichen. Für großen Jubel in der Festhalle sorgte auch Klemens Wittig. Der 80 Jahre alte Dortmunder erreichte in der Altersklasse M80 in 3:39:54 Stunden eine neue europäische Bestleitung.

Einen neuen persönlichen Rekord erreichte auch Vivian Cheruiyot. Die Olympiasiegerin über 5000 Meter gewann den Laufklassiker am Main in 2:23:35 Stunden und fand anschließend persönliche Glückwünsche des kenianischen Staatspräsidenten in ihrem Emailfach. „Ein Marathonsieg ist etwas ganz Besonderes“, sagte die mehrfache Weltmeisterin über 5000 und 10.000 Meter. „Auch wenn der starke Wind meinen kleinen Körper fast hat wegfliegen lassen.“

Daheim in Kenia wolle sie auf jeden Fall berichten, dass man in Frankfurt einen schnellen, top organisierten Marathon laufen kann. „Ich“, sagte Cheruiyot, „komme gerne wieder.“

Alex Westhoff
PR+Kommunikation Mainova Frankfurt Marathon
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