Archiv für den Tag: 3. Mai 2018

Zwei Marathons in Hamburg und in Düsseldorf – eine Nachbetrachtung


Habe ich zuvor über wenig erfreuliche Aspekte bei den Boxwettkämpfen geschrieben, kann ich nun wieder frei und locker über das schreiben, was mir seit langem am Vertrautesten ist: das Laufen.

Wer wie ich lange Jahre aktiv gelaufen ist, dann lange Zeit über die Laufwettbewerbe geschrieben hat, den läßt die Lust, die Freude am Laufen nicht los. Und wenn der Hamburg-Marathon ruft, dann bin ich noch mehr mit dem Herzen dabei. Warum?  Weil ich 1987 selbst in Hamburg lief. Darüber habe ich unter http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=1541  geschrieben.

Die Erinnerungen werden immer wieder wach, wenn ich jedes Jahr die Fernsehübertragungen aus Hamburg verfolge.

 

Hamburg Marathon logo

Die Strecke 2018:

Hamburg Marathon eins Strecke Hamburg Marathon zwei Strecke

Diesmal schauten wie immer alle auf die Wettervorhersagen, bangten und ließen sich dann vom guten, wenn auch etwas zu warmem Wetter positiv überraschen.

Da schaute es an diesem Sonntag in der anderen Marathon-Stadt Düsseldorf ganz anders aus. Dort waren die Straßen sehr naß und auch während des Laufes regnete es fast pausenlos, zumindest während der ersten Hälfte.  Keine guten Voraussetzungen für die vielen deutschen Spitzenläufer, die eine schnelle Zeit laufen und sich damit für die Europameisterschaft im August in Berlin qualifizieren wollten.

Hamburg im Fernsehen, dazu Düsseldorf im Livestream, an diesem Vormittag war ich ständig mit dem Schauen beschäftigt.

Sonne beim Hamburg-Marathon

Hamburg Marathon logo

Interessant ist es für mich, was mir nun, vier Tagen nach dem Marathon, vor allem in Erinnerung geblieben ist. Zuviele Informationen erhält man täglich, sodaß ich mich an die Sieger schon nicht mehr erinnern kann. Allein Philipp Pflieger blieb mir in Erinnerung. Zum einen war er während der Übertragung recht oft im Bild und zum anderen hatte ich im September 2017 seinen Lauf in Berlin hautnah verfolgt. Verfolgen wollen, muß es heißen, denn ich stand bei km 40 und kurz vorher gab Pflieger das Rennen auf. Um so mehr freute ich mich diesmal mit ihm, als er sein Zeitziel errreichte und sich mit 2:13:39 h für die EM in Berlin qualifizierte.

Mehr zum Hamburg-Marathon ist zu lesen und zu schauen unter     

https://www.hdsports.org/marathon/ergebnisse-hamburg-marathon-2018-fotos

https://www.runnersworld.de/marathon/aethiopische-sieger-in-hamburg.550910.htm

https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/Aethiopier-Deksisa-siegt-Pflieger-laeuft-zur-EM,hamburgmarathon226.html

Fotos: https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/hamburg_marathon/Der-Hamburg-Marathon-2018-in-Bildern,marathon1676.html

 

Viel Regen in Düsseldorf

 Düsseldorf logo

Düsseldorf scheint es mit dem Wetter für  Marathonläufer oft nicht gut zu meinen. Ich kann mich daran erinnern, daß ich 2009 den Lauf im Journalistenauto begleitete und daß damals die Temperaturen viel zu hoch waren.  Diesmal schüttete es schon vor dem Start und auch während des Marathons ließ der Regen anfangs nicht nach.  Das war  für schnelle Zeiten Gift. Und es war auch schwierig, dieses Rennen in einem Livestream darzubieten. Allerdings darf man da dem Veranstalter keine Vorwürfe machen, denn in Düsseldorf wurden viel weniger Gelder für den Livestream aufgewendet als etwa für die Fernsehübertragung des Hamburg-Marathons. Zudem waren die Bedingungen für die Begleitmotorräder sicher nicht die Besten. So hatten die beiden Moderatoren, Jan Wochner  und Jan Fitchen, Mühe, zu kommentieren. Auch deshalb, weil sie nicht genügend Informationen bekamen. Sie wurden dann förmlich vom Einlauf überrascht, als zunächst  Gilbert Yegon   und dann in geballter Masse die besten deutschen Läufer einliefen, angeführt von Tom Gröschel, der damit auch deutscher Meister wurde.

Düsseldorf Tom Gröschel

Tom Gröschel jubelt über den Meistertitel und die gute Zeit (Foto:  Foto: METRO Marathon Düsseldorf / Klaus-Dieter Weber)

Über den Verlauf des Marathons und die Ergebnisse konnte ich dann bald in der folgenden Pressemitteilung nachlesen:

PRESSEMITTEILUNG – METRO MARATHON DÜSSELDORF:

Volha Mazuronak läuft Streckenrekord in Düsseldorf, Gilbert Yegon gewinnt nach Umweg, Tom Gröschel und Fabienne Amrhein Deutsche Meister

Volha Mazuronak sorgte für den Höhepunkt beim METRO Marathon Düsseldorf. Die Weißrussin stellte mit 2:25:25 Stunden einen Streckenrekord auf. Bei teilweise regnerischen Bedingungen lief Mazuronak, die beim Olympia-Marathon in Rio 2016 als Fünfte beste Europäerin war, zu einem souveränen Start-Ziel-Sieg. Als Zweite überraschte Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), die sich auf 2:32:35 Stunden steigerte und damit für die Europameisterschaften in Berlin im Sommer nominiert werden dürfte. Dritte wurde die Kenianerin Rose Maru mit 2:33:55, als Vierte lief die Titelverteidigerin Doroteia Peixoto Alves (Portugal) nach 2:35:15 ins Ziel.

Volha Mazuronak, die seit Dezember von Wolfgang Heinig trainiert wird und zeitweise auch eine Trainingspartnerin der deutschen Hindernis-Rekordlerin Gesa Krause ist, lief die erste Hälfte in 73:02 Minuten. Damit lag sie noch knapp über dem Streckenrekord der Kenianerin Agnes Jeruto, die das Rennen 2012 in 2:25:47 gewonnen hatte. Doch Volha Mazuronak, die eine Bestzeit von 2:23:54 aufweist, lief die zweite Hälfte schneller. „Ich bin sehr zufrieden und freue mich, dass ich den Streckenrekord nach der schnelleren zweiten Hälfte gebrochen habe“, sagte die Weißrussin, die bei den Europameisterschaften in Berlin im Sommer 10.000 m laufen möchte, um dann bei einem Herbst-Marathon an den Start zu gehen.

„Ich freue mich sehr über meinen ersten deutschen Meistertitel“, sagte Fabienne Amrhein, die im Ziel als Zweite auch über eine neue Bestzeit jubeln konnte. Der erwartete Zweikampf mit Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) war bereits nach 18 km beendet. Nachdem sie wesentlich zu schnell losgelaufen war, gab Franziska Reng bereits frühzeitig wegen Magenbeschwerden auf.

Bei den Männern gewann Gilbert Yegon zum zweiten Mal nach 2014 den METRO Marathon Düsseldorf. Der Kenianer lief 2:13:55 Stunden, hatte jedoch Pech, da er zu den Läufern der Spitzengruppe gehörte, die durch eine fehlerhafte Streckenabsperrung nach rund acht Kilometern fehlgeleitet wurden. Die Spitzengruppe rannte dadurch rund einen Kilometer mehr. Als Zweiter kam Richard Mutai nach 2:14:08 ins Ziel. Der Kenianer musste ebenfalls den Umweg laufen. „Ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass wir falsch gelaufen sind“, sagte Gilbert Yegon, der sich langfristig auf einen Herbst-Marathon vorbereiten wird und gerne in Frankfurt an den Start gehen möchte.

Überraschend sicherte sich Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) bei seinem Debüt den deutschen Meistertitel. Als Dritter der Gesamtwertung lief er 2:15:20 Stunden, nachdem er erst 1,5 km vor dem Ziel Sebastian Reinwand (ART Düsseldorf) überholt hatte. Auf den Rängen vier und fünf liefen Reinwand (2:15:27) und Marcus Schöfisch (Leipzig/lauftraining.com/2:15:59) persönliche Bestzeiten. An einem außergewöhnlich guten Tag für den deutschen Männer-Marathon rannten Philipp Baar (ART Düsseldorf/2:16:17) und Karsten Meier (LG Braunschweig/2:16:26) gute Debüts und belegten die Ränge sechs und sieben. Sie blieben ebenfalls unter der EM-Team-Norm von 2:17:00. Maximal sechs Läufer können nominiert werden.

Insgesamt hatten für die verschiedenen Wettbewerbe beim 16. METRO Marathon Düsseldorf rund 16.000 Läufer gemeldet. 3.700 von ihnen gingen über die Marathondistanz an den Start.

Ergebnisse, Männer:
1. Gilbert Yegon KEN 2:13:55
2. Richard Mutai KEN 2:14:08
3. Tom Gröschel TC Fiko Rostock 2:15:20
4. Sebastian Reinwand ART Düsseldorf 2:15:27
5. Marcus Schöfisch Leipzig/lauftraining.com 2:15:59
6. Philipp Baar ART Düsseldorf 2:16:17
7. Karsten Meier LG Braunschweig 2:16:26
8. Luis Alberto Orta Millan VEN 2:16:30

Düsseldorf Voha

Die Siegerin Mazuronak Volha (Foto: METRO Marathon Düsseldorf / Klaus-Dieter Weber)
Frauen:
1. Volha Mazuronak BLR 2:25:25
2. Fabienne Amrhein MTG Mannheim 2:32:35
3. Rose Maru KEN 2:33:55
4. Doroteia Peixoto Alves POR 2:35:15
5. Fadime Suna Celik TUR 2:36:21

Düsseldorf logo

Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.metro-marathon.de

 

 

Ein Eklat im Boxring und ein geschenkter Sieg

Wenn man sich wie ich für viele Sportarten interessiert (obwohl der Name meiner Homepage vor allem die Leichtathletik zu favorisieren scheint), gibt es im Fernsehen, im Internet und in der Presse viel Unterhaltung. Da ist es dann schwer, noch selbst kreativ zu werden, selbst zu schreiben.

So erging es mir am Wochenende rund um den 29. April 2018.

Eingeläutet wurde das Ganze am Samstag mit einem Boxabend.

Da ging ich zunächst skeptisch heran. Ich hatte es zuvor zweimal erlebt, daß sich zwei Fernsehsender ( Sport 1 und MDR) am gleichen Abend mit Boxveranstaltungen die Zuschauer am Bildschirm abjagen wollten. Im Grunde sind es wohl nicht die Sender, sondern zwei nicht eben freundschaftlich verbundene Boxställe, der Berliner Sauerland-Boxstall (schon lange etabliert) und der noch nicht so lange im Geschäft befindliche Magdeburger SES-„Stall“ von Ulf Steinforth (den ich vor einigen Jahren am Rande des Dessauer Leichtathletikmeetings mal kurz kennenlernte).

Für mich war es einfach frustrierend, denn wo sollte man hinschauen, wo wurden die spannenderen und boxtechnisch bessere Kämpfe geboten? Das konnte man nicht ahnen. So zappte ich hin und her, und am Ende erlebte ich etwas, was ich so noch nicht gesehen hatte.

Kopfstöße und Massenprügelei im Ring

Schwergewichtler Tom Schwarz aus dem SES-Boxstall war am 21. April im Kampf gegen Senad Gashi zwar favorisiert, aber der körperlich kleinere Gashi   versuchte es, sich mit Kopfstößen zu wehren. Unsportlich (auch wenn mein früherer Liebling, Käpt`n Huck, meinte, daß das zum Boxen gehöre) und der Ringrichter verwarnte ihn zunächst. Da lag Schwarz einige Minuten auf dem Ringboden und man befürchtete das Schlimmste. Aber er gab nicht auf, doch    stieß weiter mit dem Kopf und wurde dann deswegen disqualifiziert. Dann kam der Eklat: Gashi  rannte auf Schwarz zu, deutete an, daß er weiterkämpfen wolle. Und zugleich waren auch Trainer, Bekannte und Sicherheitsleute im Ring und schlugen aufeinander ein. Nur mit Mühe wurden die wilden Kämpfer auseinandergetrieben… Das Publikum pfiff, und ich war am Ende froh, nicht live dabei gewesen zu sein. Eigentlich wollte ich ins Berliner Hotel Estrel fahren, und am Ring zuschauen.

So manövriert sich das Boxen mehr und mehr ins Abseits.

Aber irgendwie hänge ich immer noch an dieser Sportart, auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Und zu dem Mißvergnügen tragen auch oft die sogenannten Boxexperten bei, die ihren „Senf“ bei den langen Fernsehübertragungen dazugeben. Und das ist dann teilweise akustisch schwer zu verstehen (weil die Ex-Boxer keine geschulten Stimmen haben)  und teilweise irritierend, weil sie keine fehlerfreien  Sätze bilden können. Da denke ich immer mit Wehmut an einen Henry Maske, der ein Vorbild für einen Experten im Fernsehen war.

Mehr zur Boxschlacht ist nachzulesen bei https://www.mdr.de/boxen/agit-kabayel-miljan-rovcanin-tom-schwarz-senad-gashi-100.html.

König Abraham ist kein König mehr

Trotz dieses Eklats sah ich mir dann eine Woche später wieder Boxen an. Positiv zunächst, daß Boxen diesmal nur auf einem Sender lief. Auf Sport 1, das sich großspurig durch Axel Schulz so ankündigen läßt: Wir sind Boxen. Abgesehen davon, daß dieses „Deutsch“ nicht meines ist, klingt es überheblich, wenn man weiß, daß auch woanders Boxen angeboten wird.

Jedenfalls schaute ich am 28. April doch wieder, ersparte mir aber die vielen Vorkämpfe ab 18.30 Uhr. Erst gegen 22.30 Uhr begann dann der eigentlich Hauptkampf mit Arthur Abraham, für den ich früher geschwärmt habe, der aber nun kurz vor Ausklang seiner Karriere viel von seiner Klasse verloren hat. Sein dänischer Gegner war meistens überlegen und am Ende wohl der Sieger nach Punkten. Doch die Punktrichter sahen es anders, schenkten Abraham den Sieg. Es blieb ein schaler Beigeschmack.

Mehr zum Kampf Abraham gegen Nielsen ist nachzulesen unter: https://www.welt.de/sport/article175922480/Arthur-Abraham-Umstrittenes-Urteil-Er-verarscht-doch-die-Leute.html

Eigentlich wollte ich nun über schönere Sporterlebnisse berichten, über die beiden Marathons des Sonntags in Hamburg und in Düsseldorf. Doch ich möchte das nicht mit den Negativerlebnissen beim Boxen vermischen. Es kommt also in einem Extra-Bericht.

Peter Grau