Foto: Olaf Brockmann
Ein wenig Historie schwang schon mit – bei unserem Treffen in Berlin am 24. Januar 2018. Ich kenne meinen Wiener Journalistenkollegen Olaf Brockmann schon lange. Sehr lange waren wir allerdings durch die Mauer getrennt. Er lebte zunächst in Düsseldorf, später in Wien, ich in Ostberlin.
Höchstwahrscheinlich haben wir uns nach dem Fall der Mauer 1989 erstmals am Rande der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart gesehen. Und dann folgten viele internationale Höhepunkte der Leichtathletik, bei denen wir für unterschiedliche Zeitungen tätig waren. Das brachte es dann auch mit sich, daß wir nie die Zeit hatten, uns länger zu unterhalten, uns auszutauschen.
Aber es ist ja nie zu spät. So ergriffen wir diese Gelegenheit, um uns abseits einer sportlichen Veranstaltung zu treffen.
Treff bei Dussmann
Olaf Brockmann flog am Vormittag in Berlin-Tegel ein, und für 14 Uhr hatten wir uns im Dussmann-Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße verabredet.
Warum gerade dort? Weil wir beide Bücher mögen. So kann man es auf eine kurze Formel bringen. Olaf hat zuhause rund 8000 Bücher in seiner Bibliothek, ich um einiges weniger, aber gelesen habe ich seit meiner Jugend immer gern. Ich war sowohl in Erfurt als auch später in Berlin und jetzt in Neuruppin Stammgast in den Bibliotheken.
Diesmal fuhr ich nicht mit dem Zug nach Berlin, sondern mit dem Auto. Und weil mein Stamm-Parkhaus nahe der Charite besetzt war, suchte ich einige Zeit und fand dann einen Parkplatz im Freien in der Dorotheen-Straße.
Da noch genug Zeit war, spazierte ich zunächst in der Gegend rund um den S-Bahnhof Friedrichstraße umher. Und ich merkte erneut, wieviel sich seit 1989 dort verändert hat. Zeitweise fühlte ich mich recht fremd… Aber es sind ja auch fast dreißig Jahre seitdem vergangen.
14 Uhr ging ich dann zum Kultur-Kaufhaus Dussmann und dort vor dem Eingang winkte mir Olaf freundlich zu:
Er war zuvor schon am Brandenburger Tor gewesen und hatte von dort erste Fotos mitgebracht:
Wir sind ja beide Hobby-Fotografen geworden, wobei Olaf noch einen ziemlichen Vorsprung vor mir hat.
Doch wir wollten ja nicht nur fotografieren, sondern miteinander reden.
Olaf Brockmann, Wien
Und dazu suchten wir bei Dussmann ein ruhiges Eckchen und fanden es auch vor der grünen Wand.
Was hat es mit dieser Wand, die sich über vier Stockwerke erstreckt, auf sich? Sie bildet gewissermaßen eine grüne Oase im Kaufhaus. Der in Paris lebende Botaniker und Gartenkünstler Patrick Blank hat dieses tropische Pflanzenkunstwerk auf einer Wandfläche von 270 Quadratmeter vor einigen Jahren erschaffen.
Wir schauten während unseres Gespräches auf diese Wand, die eine beruhigende Wirkung ausübt.
Olaf Brockmann Peter Grau
Wir tauschten uns intensiv aus. Klar war, daß wir nicht unser ganzes Leben ausbreiten konnten. Olaf ist Jahrgang 1953, ich Jahrgang 1940. Da ist seitdem viel passiert. Ich habe einen ausführlicheren Lebenslauf auf meiner Homepage festgehalten. Olaf erzählte mir einiges aus seinem Leben, und das werde ich demnächst in einer Geschichte zum Besten geben.
Beide waren wir mal DDR-Bürger, Olaf für wenige Monate, ich bis 1990. Olaf ist in Rostock geboren, ich in Erfurt. Nun trafen wir uns gewissermaßen in der Mitte, in Berlin.
Zwei Stunden lang plauderten wir miteinander. Danach ging es hinaus an die frische Luft, an diesem Tag war es leicht frühlingshaft. Und es war ein guter Einfall von mir, ins Cafe Einstein Unter den Linden zu gehen, rund 300 m vom Brandenburger Tor entfernt:
Bei Rüblitorte plus Schlagsahne und bei Cappucino und Kaffee ließen wir es uns dort gut gehen.
Danach spazierten wir gemeinsam zum Parkplatz meines Autos, und von dort nochmals an der Spree entlang, wieder am S-Bahnhof Friedrichstraße vorbei bis zur Straße Unter den Linden.
Kurz vor der Staatsbibliothek und der Humboldt-Universität verabschiedeten wir uns voneinander. Ich fuhr zurück nach Neuruppin, Olaf wandte sich Richtung Alex, machte noch einen Abstecher zu den Hackeschen Höfen. Wie immer ließ er dabei seinem Fotoapparat keine Ruhe (weitere Fotos von Olaf Brockmann werden folgen, denn er ist ja noch zwei Tage in Berlin):
Bleiben aber wird uns beiden die Erinnerung an dieses Treffen, das mehr als ein Wiedersehen war.
Peter Grau
(Fotos: Olaf Brockmann und Peter Grau)