Archiv für den Monat: März 2016

Hürdensprinterin Nadine Hildebrand: Warum ich trotz allem zu Olympia 2016 will

Deutsche Meisterin, Medaillenhoffnung, Anwältin: Die Hürdensprinterin Nadine Hildebrand flog von Erfolg zu Erfolg – und landete hart. Sie lief an Krücken, verlor ihren Job. Auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro will sie nun die Hindernisse des Lebens überwinden.
In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) beleuchtet sie viele Facetten ihres Sportlerlebens und erklärt, warum sie trotz aller Probleme um die Fahrkarte für Olympia 2016 kämpfen wird.

Hildebrand   Nadine    klein
Nadine Hildebrand bei den Deutschen Meisterschaften 2014 in Ulm
(Foto: Dirk Gantenberg)

Einmal bei Olympia sein

Eine meiner schönsten Erinnerungen ist die an den 192-Meter-Lauf von Olympia. Ich war 16 Jahre alt, und wir Latein- und Altgriechisch-Schüler waren auf Klassenfahrt in Griechenland. Natürlich haben wir das antike Heiligtum und seine Sportstätten besucht. Alle wussten, dass ich Leichtathletin bin. Wir hatten gemeinsam gelacht, als wir lernten, dass Läufer für einen Fehlstart ausgepeitscht wurden. Als wir ans Stadion kamen, hieß es natürlich: Nadine, lauf mal! Ich bin losgespurtet, in Sandalen und Freizeitklamotten. Jogging verbietet sich in Olympia. Am Ende der langen Geraden war ich ziemlich kaputt. Zurück bin ich gegangen.

Damals ahnte ich nicht, wie bitter es sein kann, Spitzensportlerin zu sein. Und trotzdem: Einmal im Leben will ich bei Olympischen Spielen starten. Ich trainiere dafür, mich für den Hürdensprint zu qualifizieren.
London 2012 habe ich um nur zwei Hundertstelsekunden verpasst. Ein Hauch von nichts. Das soll mir mit Rio de Janeiro und einer Qualifikationszeit von 13 Sekunden nicht passieren. In diesem Jahr, zwölf Jahre nach meinem Olympia, habe ich die Chance, bei den Spielen dabei zu sein. 2020 mit den Olympischen Spielen in Tokio werde ich zu alt sein. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich es nicht jetzt versuchte.

Ein ziemlicher Rückschlag

Olympische Spiele sind etwas Besonderes. Mir geht es nicht um das berühmte Dabeisein-ist-alles. Ich will dort richtig gut sein. Das bedeutet: Bestzeit laufen, eine saubere Leistung zeigen, mit der ich zufrieden sein kann. Ob das für den Endlauf reicht, wird sich zeigen. Mit meiner Bestzeit von 12,71 Sekunden wäre ich im Endlauf der Weltmeisterschaft von Peking Sechste geworden. Aber die Hallen- und die Freiluft-Saison des vergangenen Jahres fand ohne mich statt. Wegen eines Knorpelschadens im Knie musste ich operiert werden. Das war ein ziemlicher Rückschlag. 2014 war mein erfolgreichstes Jahr. Über 60 und über 100 Meter wurde ich deutsche Meisterin, also in der Halle und im Stadion. Bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Sopot wurde ich Siebte, bei der Europameisterschaft in Zürich Sechste, mit der Nationalmannschaft gewann ich die Team-Europameisterschaft.
Doch was es bedeutet, seinen ganzen Tagesablauf und Jahre seines Lebens auf den Leistungssport, auf den einen perfekten Lauf von knapp 13 Sekunden auszurichten, wusste ich damals noch nicht. Das verstehen auch die allerwenigsten „Nichtsportler“. Das Schlimmste daran ist: Nur wenige schätzen dies auch entsprechend wert. Früher wäre ich als deutsche Meisterin vom Bürgermeister am Bahnhof empfangen worden. Heute schauen mich Spaziergänger im Wald komisch an, wenn ich bergauf an ihnen vorbeirase, nur um ihnen kurze Zeit später keuchend entgegenzugehen.

Jurastudium und Hochleistungssport

Ich habe Abitur gemacht, an einer normalen Schule. Ich habe mein Jurastudium in Regelstudienzeit beendet und mein erstes Staatsexamen drei Wochen nach meinem achten Platz bei der Europameisterschaft 2010 in Barcelona bestanden; 35 Prozent meiner Kommilitonen fielen durch. Auch beim zweiten Staatsexamen war ich unter den glücklichen 85 Prozent, die damit ihre Referendarszeit abschlossen; kurze Zeit nach der Hallen-Europameisterschaft 2013. Weder die Schule noch die Hochschule haben mir Erleichterungen eingeräumt. Zu Meisterschaften und in Trainingslager musste ich vor oder nach Prüfungsterminen reisen; mein Sport und meine Doppelbelastung hat niemanden interessiert. Verrückt, wenn ich mir vorstelle, dass meine Konkurrentinnen von amerikanischen Hochschulen für ihre Erfolge gefeiert werden und ihre Bilder an Ehrenplätzen hängen.

Neue Stelle als Rechtsanwältin gefunden

Ich dagegen kann mich heute glücklich schätzen, nach gut sechs Monaten Suche eine neue Stelle als Rechtsanwältin gefunden zu haben. Durch Teilzeitarbeit habe ich genug Freiraum, um mich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Mein alter Arbeitgeber, der stolz darauf zu sein schien, eine Spitzensportlerin halbtags zu beschäftigen, hatte mir im August gekündigt. Statt bei der Reha hätte er mich vermutlich lieber am Schreibtisch gesehen.

Stuttgart-nur noch Fußballstadt

Das ist generell ein Problem: Kaum jemand versteht, was ich eigentlich mache. Meine Eltern haben die Weltmeisterschaft 1993 in unserer Heimatstadt Stuttgart miterlebt. Das war einmalig, erzählen sie. Ein Ereignis, bei dem man dabei sein musste. Das Publikum hat für seine Fairness und seine Begeisterung damals einen Preis von der Unesco bekommen. Heute ist von der Faszination Leichtathletik nichts mehr übrig. Die Stadt betreibt Fußball in Monokultur. Beim Umbau des Stadions ist die Rundbahn verschwunden und in der Folge auch der Sparkassen-Cup, einer der weltbesten Hallen-Wettkämpfe.

Nur für Medaillen und einen Handschlag

Für meine Titel kriege ich – im Gegensatz zu Fußballern mit Meisterschaft oder ohne – eine Medaille und einen Handschlag. Das bisschen, das man von der Sporthilfe bekommt – es sind genau 200 Euro im Monat, nicht, wie landläufig behauptet, mehrere tausend Euro – reicht auch nicht wirklich weit. In unserer Sportart großen Reichtum anzuhäufen, davon träumt hier niemand! Aber wenigstens eine kleine Belohnung dafür zu bekommen, dass man mit dem Sport seinen Körper, seine berufliche Perspektive und auch seine Rente opfert, wäre meiner Ansicht nach nicht mehr als recht und billig.

Medien fördern Monokultur Fußball

Wenn die Bevölkerung wenigstens unsere Leistung anerkennen würde, denke ich oft – das jahrelange Training, die faszinierenden Wettkämpfe. Manchmal ärgert mich das sehr. Aber um eine andere Sportart als Fußball gut zu finden, müssten die Leute sie erst einmal zu sehen bekommen. Die Medien fördern die Monokultur Fußball, und selbst wenn sich die Kameras mal zu anderen Sportarten verirren, wird meist nur die Goldmedaille als einzig zufriedenstellendes Ergebnis dargeboten. Leichtathletik ist eine Randsportart geworden. Und das nicht nur im Fernsehen. In der Zeitung bei uns zu Hause wird fünf Seiten lang beschrieben, wer beim VfB welche großartigen Leistungen gebracht und wer welche Wehwehchen hat. Und dann kommt eine Notiz: Ach ja, es gibt auch noch einen Weltmeister in der Leichtathletik.

Korruption und Doping

Wie ist das nur passiert? Klar, der ganze Korruptionsdreck, in dem der Weltverband IAAF steckt, hat nicht geholfen. Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Das ist mein Sport, der da vor die Hunde geht. Aber es war auch vorher schon schwierig.
Doping? Kann eigentlich auch nicht der Grund sein. Da gab und gibt es regelmäßig Enthüllungen und Skandale, wie jetzt erneut in Russland. Doch der Verdacht fällt allgemein auf die gesamten Sportler. Auch die Deutschen, die sich dann wieder für jede neue Bestleistung rechtfertigen müssen. Dabei ist das doch genau das, was die Medien eigentlich sehen wollen: Bestleistungen, neue Helden.

… und keiner will Leichtathletik sehen

Wenn ich mir das vorstelle: Vielleicht fahre ich zu den Olympischen Spielen und keiner will Leichtathletik sehen. Vielleicht laufe ich wahnsinnig gut und niemand sieht hin, weil alle denken, die Sportart sei total verseucht. Das ist eine so furchtbare Vorstellung, da könnte ich heulen.
Vermutlich werden wir in Rio auch die russischen Leichtathleten wiedersehen. Ein deutscher Leichtathlet kann das nicht verstehen: Wie kann die Welt-Anti-Doping-Agentur, die Wada, einen Kodex verabschieden und dann Länder zulassen zum internationalen Wettbewerb, obwohl sie sich nicht daran halten? Die sich nach dem Skandal nur scheinbar wieder auf dem richtigen Weg befinden. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) in Deutschland die Vorgaben der Wada übererfüllt. Aber wie können Länder an Wettbewerben teilnehmen, die nicht mal eine eigene Nada haben oder deren Nada, wie die russische, suspendiert ist? Warum sind Athleten startberechtigt, deren Verbände non-compliant sind, also nicht den Regeln entsprechen?

Morgens 6 Uhr klingeln die Dopingkontrolleure

Wir deutschen Leichtathleten haben uns damit abgefunden, dass man morgens um 6 Uhr aus dem Bett geklingelt wird, um seine Doping-Probe abzugeben. Man öffnet im Schlafanzug und uriniert wenig später im Badezimmer vor den Augen einer fremden Frau in einen Plastikbecher. Danach füllt man die minimum 90 Milliliter Urin in zwei versiegelbare, manipulationssichere Behälter um und füllt diverse Formulare aus. Wenn alles schnell geht, dauert das etwa dreißig Minuten, aber es können auch einmal mehrere Stunden vergehen, wenn etwa die Dichte des Urins nicht den Anforderungen entspricht oder der Harndrang auf sich warten lässt. All das nehmen wir in Kauf. Doch sollte das nicht für alle Sportler – nicht nur für Leichtathleten – weltweit so sein?

Mein bestes Rennen kommt noch

Manchmal werde ich gefragt, warum ich nicht meine Verletzung zum Anlass genommen habe, auszusteigen. Eine Vollzeitstelle anzutreten und Karriere zu machen. Aber ich kann nicht mit 35 Jahren sagen: Da ist noch was offen, ich will mich für Olympia qualifizieren. Ich muss es jetzt versuchen, mit 28. Ich weiß, dass ich mein bestes Rennen noch nicht gelaufen bin. Zu erleben, wie ich mich in einem guten Lauf selbst übertroffen habe, wie ich mir sage: So schnell warst du! Auf der Laufbahn zu sein, wenn die Zuschauer aufspringen und schreien und klatschen – das bietet mir einzig und allein der Sport.

(aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19.3. 2016)

Beim Hamburg-Marathon 1987 getroffen – nun die Wiederbegegnung mit Steen

Wenn man viele Facebook-Freunde hat, dann bekommt man auch viele Geburtstagsglückwünsche. Und ich habe seit Dezember 2015, als meine Homepage „auf Sender“ ging, viele neue Freunde gewonnen. 51 meldeten sich grüßend und erhielten alle einzeln meine Dankesworte.
Auffällig, daß eine ganze Reihe Wünsche aus dem Ausland kamen, so aus Mobasa, Accra, Oslo, Kopenhagen, Kiew und Bukarest. Ein Wiedersehen dank Facebook feierte ich mit dem Dänen Steen, der heute in Odense wohnt. Wo lernte ich ihn kennen?
Im Mai 1987 übernachteten wir vor dem Start beim Hamburg-Marathon gemeinsam in einer Jugendherberge an den Landungsbrücken (siehe die damalige Ansichtskarte), dort wo der Marathonkurs nach rund 10 Kilometern vorbeiführte. Auch nach dem Lauf wechselten noch einige Zeit Briefe zwischen Ostberlin und Odense, doch dann riß der Kontakt ab. Nun nach 29 Jahren haben wir uns wiedergefunden. Und wollen weiter in Verbindung bleiben, was heutzutage mittels Internet natürlich viel einfacher ist.

Hamburg klein Landungsbrücken Jugendherberge

Andreas Busse – Vom Weltklasse-Mittelstreckler zum Veranstaltungsmanager

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Andreas Busse mit einem „Feuerfisch“ (leon fish) 2013 in Kuba am Strand von Cayo Libertad

Der Dresdner Andreas Busse sorgte als Mittelstreckler in den 80er Jahren für Aufsehen, als er in die Weltspitze vorstieß. 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau ging er zweimal auf Medaillenjagd, aber es blieb am Ende nur ein vierter Platz. „ Enttäuscht war ich trotzdem nicht, denn immerhin war mit Sebastian Coe, Steve Ovett, Steve Cram und Jürgen Straub die Weltspitze komplett vertreten, und ich war gerade mal 20 Jahre alt.“ Und seine Leistungen wurden in den nächsten Jahren noch besser. Mit 1:34:10 min über 1500 m kurz vor Los Angeles 1988 konnte er sich erneute Medaillenchancen ausrechnen. Doch dann die größte Enttäuschung seiner Laufbahn: Der Boykott der Ostblockstaaten. Dahin waren alle Medaillenträume.“ 1988 beendete er seine sportliche Karriere.
Heute ist Andreas Busse Projektleiter für Veranstaltungen in Karlsruhe.

Am Rande der diesjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig konnte sich der mittlerweile 56-Jährige noch gut an alles erinnern. Für seinen Doppelstart in Moskau über 800 m und 1500 m hat Andreas Busse eine einfache Erklärung: „Ich war schnell genug und hatte auch die entsprechende Ausdauer“. Es war ein hartes Programm, zumal er sich kurz vor Moskau noch eine Zerrung zugezogen hatte. „ Außerdem hatten wir alle andere Rennen erwartet, mit einem Sieger Coe über 800 m und Ovett über 1500 m. Doch dann war das Ergebnis genau umgekehrt.“ Und Busse wurde nur Fünfter über 800 m.
Anschließend hatte er nur kurz frei. „ Da sah ich mir live das Handballfinale zwischen der DDR und der UdSSR an, welches die DDR mit 23:22 nach Verlängerung gewann. Das war mein einziges Olympiaerlebnis“. Ansonsten war er ständig selbst aktiv, zunächst bei 3 Läufen über 800 m und dann nochmals bei 3 Läufen über 1500 m, wo er im Finale Vierter wurde.
Heutzutage ist ein solches Programm schwer vorstellbar.

OS 1980 1500 m Straub, Coe, Cram, Ovett, Busse (v.r.
Finale über 1500 m bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Von rechts: Straub, Coe, Cram, Ovett, Busse (296); Foto: Sportverlag / Schlage

Schwer vorstellbar auch, was man empfinden würde, wenn einem kurz vor dem Größten, der Teilnahme an Olympischen Spielen, plötzlich mitgeteilt wird, daß boykottiert wird. „Ich war im bulgarischen Plowdiw im Trainingslager, als der Trainer uns das mitteilte. Da brach bei mir eine Welt zusammen. Dabei waren wir ein Jahr zuvor im Rahmen des Länderkampfes USA-DDR schon mal in Los Angeles gewesen, kannten also die Wettkampfanlagen und das olympische Dorf in der „University of Southern California“.
Da war es dann nur ein schwacher Trost, als nach der Olympiade die von ihm in Potsdam erzielten 1:34:10 mit dem Ergebnis von Los Angeles verglichen wurden und für ihn ein dritter Platz errechnet wurde. „Ich war für die DDR nun Bronzemedaillengewinner, bekam den Vaterländischen Orden in Bronze und durfte nach Kuba fahren.“

Andreas Busse klein Autogrammkarte eins

Andreas Busse klein Autogramm zwei
Zwei Autogrammkarten aus früheren Zeiten

Andreas Busse blieb zwar weiter aktiv, aber die jüngeren und schnelleren Hauke Fuhlbrügge und Jens-Peter Herold rückten nach. „ Als man mir sagte, daß ich zu alt sei und die Reise zu den Olympischen Spielen 1988 nach Seoul zu teuer sei, hörte ich dann auf, und das ziemlich abrupt“.

Finanzfachmann in Berlin

Aber zumindest fiel er nicht beruflich nicht in ein Loch. Er hatte zunächst in Dresden ein Kfz-Ingenieurstudium begonnen, war dann zum Sportstudium gewechselt. An der Dresdner Außenstelle der DHfK Leipzig studierte er, aber dann kam der Abschied vom Sport und das Angebot, in Berlin in der Zentrale des Deutschen Verbandes für Leichtathletik (DVfL) zu arbeiten. Diese Gelegenheit packte er beim Schopfe und war ab 1989 in der Storkower Straße in Berlin in der Abteilung Finanzen beschäftigt. Dort befaßte er sich vor allem mit den Abrechnungen größerer Veranstaltungen wie DDR-Meisterschaften und Crossmeisterschaften. Als Delegationsleiter begleitete er auch eine Mannschaft nach Bulgarien.
„ Zur Wende und mit der Auflösung des DVfL Ende 1990 haben wir das noch vorhandene Material an die Sportclubs verkauft.“ Sie waren also praktisch diejenigen, die das Licht ausmachten. Aber nicht im Sinne der Floskel, die auf die wachsende Republikflucht anspielte. Die war ja mit der Einheit nicht mehr nötig.

Projektleiter für Veranstaltungen

Andreas Busse aber mußte sich nun um eine neue Arbeitsstelle bemühen. Als beim Sport-und Bäderamt der Stadt Karlsruhe eine Stelle im Bereich Veranstaltungsbetreuung ausgeschrieben wurde, bewarb er sich dort. Er wurde angenommen und ist seit dem 2. Januar 1991 in Karlsruhe als Projektleiter tätig. Aktuell ist Andreas bei der Karlsruher Event GmbH, einer städtischen Tochter, als Projektleiter für Sportveranstaltungen angestellt.
„Seit nunmehr 20 Jahren betreue ich das Indoor-Meeting der Leichtathletik.“ Aber auch für andere Sportarten wie Handball, Basketball, Volleyball, Boxen oder Radsport und Turnen oder Tischtennis hatte er mit den Hut auf.

Die Europahalle“ war eine für den Sport sehr taugliche Halle. Aber auch Konzerte wurden dort durchgeführt. Die Zahl der dort Auftretenden ist lang gewesen und reichte von André Rieu und Hansi Hinterseer über die Ärzte, BAP, Boss Hoss, Deep Purple, Chris de Burgh, PUR, Yes, Hooters oder Status Quo, Die Toten Hosen, Silbermond bis zu Mario Barth, Bylent Ceylan, Helene Fischer uvm.

Ein wenig stolz ist Andreas Busse vor allem darauf, daß er das Indoor-Meeting mit aufgebaut hat. Gründer und lange Zeit dabei war Siegfried König als 1. Meeting Direktor, der vor allem für die Athletenverpflichtung zuständig war. Der holte dann Alain Blondel mit ins Boot und zog sich selbst aus beruflichen Gründen zurück. Auch mit Blondel kommt Andreas Busse sehr gut aus. „Alain war Trainer und ist Manager, war 2014 in Zürich bei den letzten Europa-Meisterschaften Technischer Direktor und nutzt seine guten Verbindungen, auch bis in die IAAF- Zentrale hinein. Alain ist auch einer der Mitinitiatoren der neuen Indoor-World-Tour bei der IAAF, sozusagen „unser Mann vor Ort“.
Er ist in Karlsruhe unser Sportdirektor und als meine rechte Hand die perfekte Ergänzung.“
Andreas Busse aber trägt die Hauptverantwortung für die gesamte Durchführung und ist ganzjährig u.a. mit dieser Veranstaltung befaßt. „Hier sehe ich mich sowohl als „Strippenzieher“ wie auch als Teamleiter.“

2014: Das Aus für die Europahalle

Eine echte Bewährungsprobe für das ganze Team begann im Mai 2014, als die Europahalle von der Gebäudeverwaltung wegen diverser Probleme, vor allem aus brandschutztechnischer Sicht gesperrt wurde. Das Indoor-Meeting stand damit auf der Kippe. Die Hauptfrage war, ob man in einer der vorhandenen Messehallen die Leichtathletik anbieten kann. Andreas Busse schildert das in einem Rückblick so: „ In der Europahalle war die Leichtathletikanlage fest eingebaut, konnte also nicht einfach ausgebaut werden. Mobile Anlagen aber gibt es nur wenige. Ich hatte das Glück, in Karlsruhe den gebürtigen Amerikaner Darrell Tuxford zu haben, der mit der Sportartikelfirma Nordic gute Kontakte hatte. Tuxford kaufte in Göteborg die alte EM-Anlage für die Stadt Karlsruhe. Die Rundbahn war fertig konfektioniert, wurde auf Paletten gelagert und transportbereit. Das Infield aber bestand nur aus einzelnen Rollen. Die hätten geklebt werden müssen, und die Gefahr war groß, daß das nicht hält bzw. nicht paßt. So ließen wir bei der estnischen Firma „Kanstet“ den Unterbau als Guß anfertigen, mit Holzplatten belegen, und die Läufer darauf verkleben, um dann alles wieder in einzelne kleine Platten zerschneiden und palettieren zu lassen. Insgesamt 17 Trucks aus Schweden und Estland haben das Material nach Karlsruhe gebracht, und hier wurde das Puzzle wieder zusammengesetzt.
Meine Hauptaufgabe bestand darin, alle technischen Gewerke und die Leichathletik-spezifischen Dinge termingerecht zusammen zu führen.“
Voller Spannung erwartete man dann den ersten Testwettkampf, aber die Anlage hielt das, was sie versprach. Und auch die folgenden Bewährungsproben beim Indoor-Meeting, bei den Süddeutschen Meisterschaften und den Deutschen Meisterschaften 2015 verliefen erfolgreich. „ So gut, daß beim DLV gleich der Gedanke aufkam, sich für Hallen-Europameisterschaften zu bewerben.“
Busse und Blondel klein

Und deshalb wurden Andreas Busse (links) und Alain Blondel auch nach Prag geschickt, um sich die Hallen-EM 2015 anzusehen.

Schon 25. Hochzeitstag

Beruflich lief also bei Andreas Busse vieles wie gewünscht. Und auch privat setzte er auf Kontinuität. „Wir hatten gerade unseren 25. Hochzeitstag.“ Seine Frau Petra kennt er schon fast ein Leben lang, seit ihrer gemeinsamen Vereinszugehörigkeit beim SC Einheit Dresden. Petra Krug war ebenfalls Leichtathletin, spezialisierte sich auf die 400 m Hürden, lief 1989 ihre Bestzeit von 54,35 s und gewann 1989 auch die letzten DDR-Meisterschaften.
An der Leipziger DHfK schloß sie ihr Sportstudium ab und hatte bei der SG Dynamo Hohenschönhausen in Berlin ihre erste Arbeitsstelle als Trainerin einer Jugendgruppe. Sie war noch einiges länger als Andreas aktiv, trainierte zuletzt bei Inge Utecht zusammen mit Ellen Fiedler in Berlin. Im Juni 1991 kam ihr Sohn Marc zur Welt.
Anschließend versuchte sie es nochmals, sich für die Olympischen Spiele 1992 zu qualifizieren. Doch sie hatte eine Schilddrüsenunterfunktion, und es dauerte zulange, bis sie richtig medikamentös eingestellt war. Der Zug nach Barcelona war damit abgefahren, und Petra beendete 1992 ihre Karriere.

Heute arbeitet Petra Busse als Übungsleiterin bei der SG Siemens in Karlsruhe und bietet vom Kindergarten bis zum Seniorensport, von der Rückenschule über Nordic Walking bis hin zu Stepp-Aerobic alles im Verein an.
Andreas Busse ist ebenfalls noch sehr aktiv, fährt täglich 15 km mit dem Rad zur Arbeit, spielt bei der SG Siemens zweimal pro Woche Tischtennis. Einige Zeit hat er auch Nordic Walking praktiziert. „ Nur das Laufen habe ich heruntergeschraubt. Wenn ich heute mal laufe, dann maximal 45 Minuten und ganz moderat“.

Ruhe und Entspannung beim Angeln

Ruhig und moderat geht es auch bei seinem wichtigsten Hobby zu, dem Angeln. „Schon als Kleinkind bin ich mit einer kleinen Handangel losgezogen und war stolz, wenn ich einen Fisch gefangen hatte. Auch ins Trainingslager in Kienbaum bin ich oft mit Koffer und Angel angereist. Ich hatte immer einen Angelausweis, später den Fischereischein. In Karlsruhe haben wir eigene Seen, auch am Rhein angele ich gern.
Und was ist für ihn das Besondere am Angeln?
Die Ruhe, die Entspannung und das Naturerlebnis. Ich finde es einfach schön, wenn ich beispielsweise einen Eisvogel beobachten kann. Und das kann ich hier in Karlsruhe, wo ich mich insgesamt sehr wohl und inzwischen auch heimisch fühle.“

Peter Grau

Sind wir wirklich zu dumm für Frieden?!

Sonnenaufgang klein in Safaga (Ägypten)

Wie schön kann die Natur sein, wie schön ist solch ein Sonnenaufgang im ägyptischen Safaga. Und wie grausam sind die Geschehnisse gerade auch in der letzten Zeit…

Dietmar Koszewski, in Berlin groß geworden, später als Hürdenkurzsprinter in der Weltklasse gelandet und nun seit 2002 am Roten Meer in Ägypten lebend, hat es nicht mehr ausgehalten. Er mußte sich äußern, gerade auch nach dem neuerlichen Bombenterror in Brüssel:

Sind wir wirklich zu dumm für Frieden?!

New York, Paris, Ouagadougou, Al-Baghalijeh, Istanbul, Ankara, Bamako, Brüssel, Irak, Syrien, Bangladesh, Nigeria, Kenia, Jemen etc. etc.
Die Liste der Länder, Städte und Regionen, welche von Terroraktionen betroffen sind, lässt sich leider beliebig fortsetzen. Allein hier vorsichtig zu selektieren oder sich auch nur einen Überblick verschaffen zu wollen – dieser Versuch ist von vorn herein zum Scheitern verurteilt.

John Kornblum ( amerikanischer Botschafter in Deutschland von 1997 bis 2001) sagte einmal in einem Interview anlässlich des Besuches von Barack Obama in Berlin, dass die Menschheit in ihrer Geschichte es nur wenige Tage ohne kriegerische Handlungen geschafft hat.

Ist der Gedanke an eine friedliche Koexistenz von Völkern, Religionen oder Weltanschauungen wirklich nur ein Traum?

Ist es wirklich eine Meldung wert, wenn syrische Flüchtlinge in Hessen einem verunfallten Autofahrer (zufälligerweise ein führendes NPD-Mitglied) Erste Hilfe leisten? Ist solch eine normale Menschlichkeit heutzutage eine Meldung wert?

Wenn dies der Fall sein sollte, dann lebe ich in der falschen Welt …
Meine Eltern, meine Schulen, alle haben meine ganze Erziehung immer geprägt mit Werten wie Weltoffenheit, Kompromissbereitschaft und Problemlösungen. OHNE Gewalt!

Ich bin beschämt darüber, wie viele Eiferer und Opportunisten jedweder Religion, Konfession oder politischer Ausrichtung diese Werte mit Füßen treten und sich anmaßen, ihre verqueren Vorstellungen durch Bomben und Kalaschnikows durchzusetzen.
Verwechselt nicht einen Muslim mit einem IS-Kämpfer, verwechselt nicht einen Christen mit einem Kreuzzugteilnehmer…

Das Töten von anderen Menschen ist für alle verboten und eine religiöse Verfehlung – egal, ob wir weiß, gelb, braun oder sonst was sind!

Verfasser: ein Mensch
(Dietmar Koszewski)

Alexandra Wester: Vom Laufsteg in die Weitsprunggrube

Weitspringerin Alexandra Wester hatte sich mit ihrem 6,95 –m-Satz beim 3. ISTAF-INDOOR in Berlin direkt in die Weltspitze katapultiert.

Nachklang 164

Danach mit Wolf-Dieter Poschmann im Interview

Naturgemäß stiegen damit auch die Erwartungen der Öffentlichkeit für ihren ersten Auftritt in der deutschen Nationalmannschaft bei der Hallen-WM in Portland (USA) spürbar an.

Zwei Tage vor ihrem dortigen Finalauftritt hatte mein Kollege Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Geschichte über einen kürzlichen Besuch an der Kölner Trainingsstätte der 21-Jährigen veröffentlicht.

Auch wenn Alexandra Wester dann bei der Hallen-WM nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, nach einem ersten ungültigen Versuch nur schwer in die Gänge kam und am Ende mit 6,67 m in einem sehr starken Wettbewerb „nur“ Sechste wurde, lohnt es sich nochmals, Auszüge aus dem FAZ-Artikel vom 18. März 2016 zu lesen:

Grau lastet der Himmel auf der Stadt. In Kälte und Nieselregen trainieren Leichtathleten. An den Maschinen im Vereinsgebäude schuften Freizeitsportler. Andere wärmen sich an Tee- und Kaffeetassen die Hände. Willkommen beim ASV im Westen von Köln.

Southbeach Miami: Sonne, Sand, Meer. Eine Yacht bringt Alexandra Wester an den Strand, damit sie mit uns unter Palmen Liegestütz und Kniebeugen übt oder den Reifen eines Trucks stemmt. „Al-X-Fitness“ heißt das Programm. Das Video ist noch zu sehen im Internet. Doch es ist Vergangenheit.

Warum nur hat Alexandra Wester, wie sie 1,80 Meter groß, athletisch und strahlend vor uns steht im Klubhaus, Florida aufgegeben für das Rheinland?
„Ich habe Miami total genossen“, antwortet die 21-Jährige. „Aber ich habe mich für den Hochleistungssport entschieden.“ Dieser hat, das ist gewiss, nur auf sie gewartet. Beim Hallen-Istaf in Berlin machte die Weitspringerin einen Satz, der erst fünf vor sieben endete. Die 6,95 Meter bewiesen: Sie ist auf dem Sprung in die Weltklasse. Seit Heike Drechsler, Olympiasiegerin von Barcelona 1992 und Sydney 2000, ist keine deutsche Athletin mehr so weit gekommen…
So weit war in diesem Winter weltweit noch keine Frau gesprungen. Von Druck will sie dennoch nichts wissen. „Das ist allgemein bekannt, dass auf einem Athleten mehr Druck lastet, sobald er so eine Hammerweite raushaut“, sagt sie. „Für mich ist das eine Befreiung. Der Sprung hat mir Druck genommen.“

Weitsprunggrube im Garten

Vor Miami war Saulheim in Rheinhessen. Dort wuchs das Mädchen auf. Tochter eines Deutschen und einer Mutter aus Ghana, geboren in Gambia, trägt sie an einem Lederband eine Kauri-Muschel am Hals. „Sie erinnert mich daran, woher ich komme“, sagt sie. „Sie ist mein Glücksbringer.“
Doch mit dem Schicksal ist das so eine Sache. Damit die kleine Alexandra ihre unbändige Energie kanalisieren konnte, setzte ihr Großvater einen speziellen Sandkasten in seinen Garten: eine >Weitsprunggrube. Das Mädchen nutzte sie begeistert. Aus dem Kind wurde eine Leichtathletin, so vielseitig wie vielversprechend.

Totalschaden am Knie

2011 sollte sie als Mehrkämpferin an der U-18-Weltmeisterschaft in Lille teilnehmen; ihr erster internationaler Einsatz. Zwei Wochen vor der Qualifikation stürzte sie schwer beim Hürdenlauf. Die Diagnose war niederschmetternd. „Totalschaden im Knie“, fasst sie die Bänder- und Meniskusrisse heute zusammen.

Da hätte ihre sportliche Laufbahn schon zu Ende sein können. Doch sie bewies, wie groß ihr Talent und ihr Ehrgeiz sind. Weil das Knie, das linke, das ihres Sprungbeins, wohl nie mehr so belastbar sein würde wie zuvor, lernte sie um. Nun springt sie mit rechts ab, wie manchmal als Kind. Und sie nahm das Angebot an, mit ihrer großen, schlanken Figur Kleidung zu präsentieren.
Bevor sie in diesem Winter beim Istaf in Berlin die mehr als 12.000 hingerissenen Zuschauern mitnahm in den Anlauf zum Weitsprung, war sie schon zweimal bei der Fashion Week in der Stadt gewesen. Nicht, dass sie den Anlauf in einen Catwalk verwandelt.
Aber neben der Leistung, über die nackten Zahlen hinaus, aus denen die Resultate der Leichtathletik bestehen, hat sie etwas zu bieten, das rar ist im Sport: die Interaktion mit dem Publikum, die Freude, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und die Fähigkeit, ihre Freude am Erfolg mit den Zuschauern zu teilen.

Alexandra Wester klein Leipzig sitzend

Entspannt bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig
Foto: Dirk Gantenberg

Was vor fünf Jahren womöglich ein Ausweg war, sich über Schmerz und Zweifel hinwegzutrösten, das Modeln, gibt ihr heute die Sicherheit, im Scheinwerferlicht zu bestehen. Wer sie bei ihren Fernsehauftritten gesehen hat seit Berlin, weiß, dass sie das Potential zum Star hat.
Auch deshalb nennt sie, wenn sie von großen Leichtathleten spricht, die Läuferin Alyson Felix, die immer wieder Verletzungen überwand, Usain Bolt, der eine ganz eigene Lockerheit ausstrahlt, vor allem Zehnkämpfer Ashton Eaton und Heike Drechsler, weil sie im größten Erfolg bodenständig geblieben seien. Es klingt wie eine Mahnung an sich selbst, wenn die Weitspringerin verspricht: „Abheben ist nicht.“

Alexandra Wester klein Leipzig springend

Alexandra Wester wird in Leipzig 2016 deutsche Meisterin
(Foto: Dirk Gantenberg)

Im Sport allerdings doch. Seit ihrer Verletzung konzentriert sich Alexandra Wester mehr und mehr auf ihre stärkste und liebste Disziplin, den Weitsprung. „Für mich war das viel mehr Druck als heute“, sagt sie, „als ich zurückkam und niemand an mich glaubte.“ Bundestrainer Uli Knapp allerdings hatte immer ein Auge auf die lange, schlanke Athletin. „Sie hat gute Hebel“, sagt er. „Ich habe sie immer als Weitspringerin gesehen. Im Gegensatz zu vielen anderen großen, schlanken Frauen ist sie schnell und explosiv.“

Personaltrainer in den USA

Die Welt des Sports erschien ihr reizvoller als die der Mode. Ein Stipendium der University of Miami eröffnete ihr den Weg nach Amerika. Alexandra Wester ließ sich zum Personal Trainer ausbilden und wurde Fitness-Coach mit eigenem Youtube-Kanal. Aus Alexandra wurde Al-X.
Dann ein Muskelfaserriss. Es scheint, dass unter den vielen Verletzungen ihres Lebens diese ein Glück war. Denn die Sportlerin war damit raus aus der Knochenmühle der College-Wettkämpfe, in denen sie mehrmals täglich hart trainieren und wöchentlich in verschiedenen Disziplinen hätte antreten müssen. Übers Internet stimmte sie mit Bundestrainer Knapp ihr Reha- und Fitnesstraining ab und profilierte ihre Athletik von Masse auf Schnellkraft um. Autoreifen stemmt sie seit gut einem Jahr nicht mehr. Von elf Einheiten pro Woche fuhr sie ihr Training runter (in Köln sind es fünf). Fußgelenke, Achillessehne, Knie und Hüftbeuger erholten sich. Alexandra Wester baute Muskeln ab. In Miami wog sie zeitweilig 72 Kilo. Nun, in Köln, bringt sie nicht mehr als 64 Kilo auf die Waage.

Erst im Sommer 2015 war Alexandra Wester wieder bereit für Wettkämpfe. Aber sie wusste, sie würde ihr Stipendium, das einen Wert von reichlich 60.000 Dollar hat, nicht verlängern. Auf eigene Faust flog sie nach Los Angeles, um ihr Comeback im Weitsprung zu geben. Die 6,29 Meter, die ihr gelangen, hatten einen hohen Preis. „Beim letzten Sprung zieht es extrem in meinen Fuß rein“, erinnert sie sich. „Mir wurde schwindelig, der Fuß schwoll an.“ Um nicht das Comeback zu gefährden, das sie sich selbst erarbeitet hatte und mit dem sie die große Hoffnung verband, redete sie sich ein, dass dies eine Stauchung sei – bis im Oktober, lange nach der deutschen Meisterschaft und ihrem Entschluss, nach Köln zu gehen, ein Sportarzt feststellte: „Die Bänder sind weg.“ Nun macht sie, zusätzlich zu den Stabilitätsübungen für ihr linkes Knie, auch noch Übungen für den rechten Fuß.

Zurück nach Deutschland

„Die Entscheidung, zurück nach Deutschland zu gehen, war schwer“, sagt sie. „Aber ich habe das Gefühl: Für den Leistungssport, wenn ich wirklich ganz oben ankommen möchte, ist das richtig.“ Schon vor sieben Jahren, als Rio de Janeiro den Zuschlag erhielt, in diesem Sommer die Olympischen Spiele auszurichten, hatte sie sich vorgenommen: Da will ich hin.
Kann es ein besseres Omen geben als die schnurgerade Verbindung zwischen ihrem Studienort, der Sporthochschule und ihrer Trainingsanlage beim ASV? Sie heißt Olympiaweg.

Was hat Köln, was Miami nicht hat?

Zwei Daumen und eine Mütze“, ruft Charles Friedek. Und hebt zwei Daumen. 44 Jahre alt ist der Mann inzwischen, der 1999 erst in der Halle von Maebashi und dann im Stadion von Sevilla Weltmeister im Dreisprung wurde. Der Deutsche Leichtathletik-Verband beschäftigt ihn als Bundestrainer für den Dreisprung.
Alexandra Wester trainierte gerade zwei Wochen bei ihm, da sprang sie 6,59 Meter, 13 Zentimeter weiter als je zuvor. Jeden Trainingstag hatte er sie einen Zentimeter besser gemacht. „Da wusste ich“, sagt sie, „er ist ein sehr besonderer Trainer.“ Er gibt das Kompliment zurück: „Alexandra ist ein sehr fokussierter Typ mit hohen Zielen. Sie hat das Potential, sie zu erreichen.“

Alexandra Wester klein zwei Fotos nebeneinadner

Eine tolle Entwicklung hat Alexandra Wester von 2009 bis 2016 genommen.
Fotos: Dirk Gantenberg (website: www.diga-media.com)

Ihr Krafttraining bestimmt die Fitness-Expertin selbst. Friedek ist für die Trainingsplanung zuständig. Im selbstbewussten Austausch begegnen sich die Athletin, die am 21. März 22 Jahre alt wird, und ihr doppelt so alter Trainer auf Augenhöhe. Für ihn ist die Herausforderung, ihr Talent in Erfolg umzumünzen, mindestens ebenso groß wie für sie. Für den Sport verzichtet sie derzeit auf die Welt der Mode. „Vielleicht später einmal wieder“, sagt sie. Wieder gilt es für sie, sich zu konzentrieren. Dennoch will sie, im Gegensatz zu vielen anderen Leichtathleten, auf die Hallen-Weltmeisterschaft in Portland nicht verzichten. „Nach so vielen Anläufen werde ich endlich das Nationaltrikot tragen“, sagt sie. „Wegen zwei Wochen Aufbautrainings sollte man so eine Gelegenheit nicht sausen lassen.“ Sie freut sich darauf, zu lernen, mit der Stimmung, mit den Abläufen und mit der Konkurrenz bei einem Großereignis umzugehen.

Knackt sie auch die Sieben-Meter-Marke?

Wird Alexandra bei der WM sieben Meter springen? „Damit legen Sie die Latte ganz schön hoch“, sagt der Bundestrainer. „Manchmal hat es jahrelang keinen Sieben-Meter-Sprung gegeben.“ Wer allerdings in der Halle so weit springe, könne in der Freiluft-Saison, sobald er den richtigen Windstoß von hinten erwische, auch mal 7,10 Meter weit fliegen, prognostiziert er. Die Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen von London 2012 und bei der WM von Peking 2015 gingen für nur ein kleines bisschen mehr weg: 7,12 und 7,14 Meter.

Was hat Köln, was Miami nicht hat? Eine Perspektive, die selbst über Rio hinausreicht.

Michael Reinsch, FAZ-Korrespondent für Sport in Berlin

Michael Reinsch

Bei der Hallen-WM 1995 in Barcelona – Probleme mit Modem und Telefon

Barcelona klein Presseausweis vorn

Barcelona klein Presseausweis hinten

Die diesjährigen Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Portland (USA) bekam ich nur im Fernsehen und im Internet mit, war also nicht vor Ort. Aber immerhin darf ich meine Erinnerungen schweifen lassen, einige Jahre zurück, als ich selbst noch von solchen Großereignissen berichten durfte.

Ob bei den Hallen-Weltmeisterschaften 1995 in Barcelona und 1997 in Paris, ob bei den Hallen-Europameisterschaften 1994 in Paris und 1996 in Stockholm, immer hat mir die Hallenatmosphäre sehr gefallen. Da brauchte ich keinen Feldstecher, um wie bei manchen Freiluftveranstaltungen die einzelnen Athleten erkennen zu können. Hautnah war das in der Halle für mich, und genauso wichtig, auch für das Publikum.

Schwierig war damals für uns vor allem der Kampf mit der Technik. Und da meine ich nicht die Notebooks, die wir alle bereits besaßen, und die uns auch wenig Probleme beim Schreiben bereiteten. Komplizierter aber war es, das Ganze dann an die Heimatredaktionen zu überspielen. Ich habe diese ersten Zeiten mitgemacht, als das Modem Trumpf war. Es gab weder die kleinen Sticks, mit denen man ins Internet hineinkam, noch das WLAN.
Nicht alle hatten solch ein Modem am Anfang. So erinnere ich mich, daß ich der Einzige war, der ein Modem besaß und deshalb von allen anderen, die für die Zeitschrift „Leichtathletik“ schrieben, die Berichte bekam und sie überspielen sollte. Nur gut, daß damals die Viren noch nicht so verbreitet waren. Aber auch so war es nicht einfach, denn zunächst mußte man sich den Gegebenheiten des Gastgeberlandes anpassen, ob es nun der ganz normale Stecker für die Stromsteckdosen war, denn man erst in der Stadt kaufen mußte, oder aber die Telefonzellen im Pressezentrum, in denen man auf engstem Raum Computer plus Modem ausbreiten mußte.
Und manchmal kam es sogar zu privaten Problemen. In Barcelona war ich an einem der Tage sehr lange mit dem Überspielen beschäftigt, konnte auch meiner Frau, die als Zuschauerin mitgereist war, nicht mitteilen, wann ich fertig sein würde (Handys gab es da noch lange nicht). So saß ich im Streß noch in der leeren Halle, während sich meine Frau, die keinen Zutritt zum Pressezentrum hatte, allein auf den Heimweg machte. Ein wenig hing dann der Haussegen schief, aber Gottseidank nicht lange.

Aber in Erinnerung habe ich auch, daß damals immer sehr viele Journalisten der einzelnen Zeitungen dabei waren, und das wir uns nicht nur im Pressezentrum sahen und sprachen, sondern dann auch in den sogenannten Deutschen Häusern. Das waren die Häuser, in denen wir Journalisten, die Athleten, Trainer und Funktionäre endlich nach den Mühen des Tages Speis und Trank bekamen…

WM 1995 Göteborg

Im Deutschen Haus bei der Freiluft-WM 1995 in Göteborg ( Peter Grau, Eberhard Thonfeld, Klaus Weise v. links)

Drei Medaillen in Portland – unverhofft kommt oft

Nachklang 125

Die Leichtathletik kann auch in der Halle Spaß machen (wie hier beim ISTAF-Indoor 2016 in Berlin

Die Leichtathletik-Hallen-WM 2016 in Portland (USA) hat bisher leider nur wenig Medieninteresse entfacht. Und das liegt wohl weniger an den gegenwärtigen Problemen der Leichtathletik um Doping und Korruption oder an den nächtlichen Übertragungszeiten im Fernsehen, sondern vor allem am mit 14 Athleten nur kleinen und sehr jungen deutschen Aufgebot. Einige der Medaillenhoffnungen verzichteten aus unterschiedlichen Gründen auf diese WM, um dann bei der EM in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio bessere Chancen zu haben, wie man meint. D.h. zwei Wochen mehr Training gleich bessere Vorbereitung auf den Sommer. Ob das aufgeht, wird man sehen.

Sehen kann man aber, was bei solch einer Hallen-WM möglich ist. Und die Öffentlichkeit, was immer das auch ist, wird in einigen Monaten oder Jahren nicht sagen: Kristin Gierisch (Dreisprung) und Max Heß (Dreisprung) sind nur Vizeweltmeister in der Halle geworden, und Mathias Burger (Siebenkampf) nur Bronzemedaillengewinner in der Halle.
Anders wird ein Schuh darauf. Alle drei, die vorher beileibe nicht allen Sportinteressierten bekannt waren, haben ihre Medaillen, können glücklich damit sein und gehen nun voller Optimismus in die Sommersaison. Und eine Alexandra Wester, die nach ihrem 6,95 –m-Satz beim ISTAF-Indoor in Berlin ebenfalls zu den Medaillenhoffnungen zählte, hat diese Medaille zwar klar verfehlt, auch weil sie ihren ersten Sprung übertrat und danach keinen optimalen Anlauf zuwege brachte. Aber sie weiß nun, wie es international zugeht und was noch zu tun ist.

Rund um den München-Marathon im Jahr 1988

München Marathon 1988

Nachdem ich im April 1987 den Hamburg-Marathon, meinen ersten Marathon im Westen, gelaufen war, freute ich mich schon auf den nächsten „Schlag“ im Jahre 1988. Und wieder war ich meinem Onkel Karl dankbar, daß er im Mai Geburtstag hatte. Einmal war ich dankbar, daß er schon so alt war und damit in das Kapitel „ Reisen bei dringenden Familienangelegenheiten“ fiel. Nur so war es für mich, der ich ja mit 48 Jahren noch weit vom Rentenalter entfernt war, möglich, den legalen Schritt über die Grenze zu tun und in die Bundesrepublik zu reisen. Dankbar war ich auch, daß mein Onkel seinen Geburtstag in der marathonfreundlichen Zeit Anfang Mai feierte.

Kleine Hürden vor der Westreise

Wie immer mußte ich vorher für die Genehmigung einer Westreise einige Befürworter haben, so im Betrieb oder im Haus. Aber da ich mich nie renitent benahm, bekam ich auch von überall nur „gute Zensuren“. Erinnern kann ich mich noch, daß ich dann meinen Antrag für eine Besuchsreise in der Meldestelle der Volkspolizei in der heutigen Möllendorff-Straße in Berlin-Lichtenberg „verteidigen“ mußte. Als ich nebenbei erwähnte, daß ich mit einer Erbschaft eines anderen Onkels rechnen würde und auch deshalb „rüberfahren“ müßte, sprang man darauf an. Ich hatte einen weiteren Pluspunkt gesammelt.
Und dann der Tag des Glücks: Ich erhielt meine Reiseerlaubnis. Es konnte losgehen.

Sicherlich sind meine Erinnerungen etwas vage, aber da kann ich ja wieder einen Brief ins Spiel bringen, den ich hinterher meiner Mutter geschrieben habe und den ich wörtlich wiedergebe:

Liebe Mutti! Berlin, d. 22.5.88
Ein kurzer Bericht über meine zweite Reise quer durch die Bundesrepublik. Am Montag (25.4.) bekam ich die Genehmigung, am Mittwoch (27.4.) abends 21 Uhr war Abfahrt des Zuges von Berlin-Friedrichsstraße. Ich hatte wieder, wie im Vorjahr, die Fahrkarten nach Konstanz gelöst. Im Zug bekam ich die Liegewagenplätze für unser Ost-Geld (30.-), das zahlte sich später mit einer ruhigen Nacht aus. Am Bahnhof Zoologischer Garten kamen ein Westberliner und ein Marokkaner in mein Abteil und wir unterhielten uns lange. Der Westberliner macht seit drei Jahren Urlaub in Marokko. Nun wollte er nach Stuttgart, um sich dort einen gebrauchten Mercedes zu kaufen. Im Zug habe ich erstmals in meinem Leben gut und lange geschlafen, mit einer Schlaftablette und Oropax in den Ohren zur Lärmdämmung. Kam ausgeruht in Stuttgart an. Am 28.4. Stadtbummel, dann nachmittags nach Ostfildern gefahren, um dort ab 17 Uhr mit meinem Lauffreund Werner Sonntag 11 km auf seiner Hausstrecke zu laufen. Anschließend Abendessen bei ihm.

Mit Werner nach dem Marathon
Treff mit Werner Sonntag (rechts) viele Jahre später nach einem Berlin-Marathon (den nur Werner lief)

Am Samstag (30.4.) erlebte ich auf einem 10.-DM-Stehplatz im Neckarstadion das Fußballspiel VfB Stuttgart-HSV, das Stuttgart 5:1 gewann.
(Damals konnte ich nicht ahnen, daß ich fünf Jahre später an gleicher Stelle als Journalist bei der Leichtathletik-WM 1993 dabei sein würde!).

Am 2. Mai früh nach Esslingen gefahren, dort das Begrüßungsgeld in Höhe von 130.- DM abgeholt. Anschließend Jeans (29.-) gekauft, durch den Ort gebummelt, beim Bäcker für 2,20 DM einen Kaffee plus Erdbeerschnitte verkonsumiert. Mittags wieder nach Stuttgart zurückgefahren, dann wieder nach Esslingen. Kaffee bei Onkel Karl (mit Frau Geißer), dann mit deren Auto mitgefahren nach Berkheim. Dorthin kamen auch Franz, Lisbeth, Wolfgang und diverse Verwandte, um Onkel Karls Geburtstag zu feiern.

Am 3. Mai gegen 14 Uhr nach Konstanz weitergereist. Dort eine Stunde in der Stadt gebummelt, dann von Gerhard abgeholt. Abends lange unterhalten. Am 4. Mai vormittags am Bodensee gelaufen, mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Herrlich! Dann wieder Stadtbummel mit Gerhard, mittags zusammen mit Sohn Ullrich griechisch essen gewesen. Abends fuhren wir per Bus zurück. Ich ging dann auf die Fähre, fuhr über den Bodensee und sah mir Mersburg an.

Am 5. Mai fuhr ich zurück nach Stuttgart. Am 6.5. hatte ich mich für 9 Uhr mit Werner Sonntag am Hauptbahnhof verabredet, gegen 11.30 Uhr waren wir in München. Dort bummelte ich allein durch die Stadt bis zum Marienplatz und fuhr per S-Bahn Richtung Olympiagelände. Dort holte ich meine Startnummer ab.

München Marathon 1988 (4)

Ich lief unter dem Pseudonym Walter Becker, weil ich nicht extra die DDR-Behörden darauf aufmerksam machen wollte, daß ich in München gelaufen bin, obwohl es ja nicht verboten war. Aber da hatte ich die Rechnung ohne die Stasi gemacht, die mich schon seit dem Hamburg-Marathon im Visier hatte.

Ich sah mir jedenfalls alles an (nur das Stadion noch nicht), spazierte später zurück zum Bahnhof. Dann rief ich Heiko, den Münchner, an. Der holte mich dort ab, und dann fuhren wir zu seiner Wohnung und noch in eine Gaststätte. Ich hatte ein kleines Zimmer für mich und fühlte mich wohl. Am 7. Mai machten wir einen gemeinsamen Einkaufsbummel, fuhren nochmals zum Olympiagelände, abends in eine wienerische Gaststätte.

Dann kam der 8. Mai, der Tag des München-Marathons. Früh fuhren wir zum Olympiagelände. Vor dem Parkgelände gab es einen Stau, sodaß ich aussteigen mußte und Heiko wieder nach Hause fuhr. Er konnte den Marathon leider nicht mitlaufen, weil er verletzt war. Ich bewegte mich in ruhigem Tempo, weil ich noch genügend Zeit bis zum Start hatte, zur Olympiaschwimmhalle, zog mich dort um und gab meinen Kleider-Beutel ab. Um 9 Uhr war der Start, immer in 1000-er Gruppen. Es war wieder ein sehr berührendes Gefühl, bei solch einem Riesenlauf mit 8000 Teilnehmern dabei sein zu dürfen. Und ich war sehr traurig, daß nicht alle meine Berliner Lauffreunde das erleben durften.

Die Strecke führte quer durch München, an vielen bekannten Bauwerken vorbei. Besonders schön war es am Marienplatz, denn zum einen kannte ich diesen Platz schon und zum anderen bildeten die Zuschauer ein dichtes Spalier und spendeten viel Beifall. Später wurde es nach 30 km schwerer für mich, kein Wunder bei den vergangenen aufregenden zehn Tagen. Heiko kam laufenderweise auch mal im Englischen Garten an die Strecke. Ich war froh, als ich wieder den Olympiaturm sah. Das Ziel war also nicht mehr weit. Bei 40 km feuerten uns die Zuschauer nochmals gewaltig an, und dann kam der Höhepunkt. Zuerst lief ich im Glücksgefühl durch den Stadiontunnel ins Stadion ein, dann ließ ich dieses herrliche Stadion auf mich wirken. Nur noch 100 m waren es bis zum Ziel, und dann, nach 3:32:19 h war ich im Ziel. Glücklich bekam ich die Medaille und eine Urkunde überreicht.

München klein MedailleMünchen-Marathon 1988

München Marathon 1988 (2)

Später zog ich mich in der Schwimmhalle um. Geschwommen bin ich nicht, weil ich meine Badehose vergessen hatte. Mit Heiko traf ich mich später, auch Werner Sonntag stieß zu uns. Er brauchte 3:45 h, war aber auch glücklich. Ab 16 Uhr ging es per Auto mit Werner Sonntag zurück nach Stuttgart. Er brachte mich bis zu meiner Tante Gerda nach Stuttgart-Feuerbach. Am 9. Mai machte ich die letzten Einkäufe, nachmittags verabschiedete ich mich von der Stuttgarter Königsstraße. Am 10. Mai frühmorgens 7.06 Uhr fuhr ich dann zurück, wurde in Berlin von beiden Töchtern und einem Laufkumpel per Auto abgeholt.
Nun setze ich auf den 90. Geburtstag von Onkel Karl im Jahr 1989. Marathon kann sehr schön sein!

Soweit der Brief an meine Mutter.

Und er beweist ein wenig, wie wir wenigen Glücklichen, die damals schon legal solche Reisen unternehmen durften, das genossen und viel erlebt haben. Wie einfach ist das alles heutzutage.

Jochen Busse: Weitspringer, Trainer und Sporttherapeut

Busse Jochen klein Autogrammkarte

„ Das war mein bester Sprung, diese 8,12 m am 19. Juli 1981 auf Schalke“. So beschreibt Jochen Busse, seines Zeichens damals Weitspringer, das Video, auf dem der Sprung aufgezeichnet ist, mit allen Emotionen, mit Zehnkämpfer Jürgen Hingsen im Hintergrund und mit dem allseits beliebten und leider zu früh verstorbenen Fotografen Gustav Schröder – dem Mann mit der Baskenmütze – in Aktion.

Auf Schalke, das ist für den gebürtigen Duisburger Jochen Busse nicht nur eine Floskel. „ Im Ruhrpott ist man entweder Schalke- oder Dortmund – Fan. Und ich bin seit eh und je Schalke-Anhänger. So war es für mich als Leichtathleten ein besonderes Ziel, im Parkstadion Gelsenkirchen, das in den 70er-Jahren aus der Glück-Auf-Kampfbahn Gelsenkirchen entstanden war, zu starten. Zweimal, 1975 und 1981, fanden dort die Deutschen >Leichtathletik-Meisterschaften statt. Und beide Male gewann ich im Weitsprung diese Meisterschaften.“

Sein bester Sprung

Interessant ist auch die Geschichte, wie Jochen Busse viel später an dieses Video gekommen ist. „ 2006 kam Marlene Lufen, heute Moderatorin beim SAT 1-Frühstücksfernsehen, nach der Operation ihres gerissenen Kreuzbandes in meine Physiotherapie-Praxis in Köln. Nachdem ich sie behandelt hatte, fragte sie mich, wie sie mir einen Gefallen tun könne. Ich erzählte ihr, daß ich noch nie den besten Sprung meiner Laufbahn, eben diese 8,12 m, gesehen habe. „ So etwas wie die heutigen Mediatheken gab es damals noch nicht. Aber ich hatte die Hoffnung, daß es irgendwo beim Fernsehsender noch eine Kopie der DM 1981 geben könne. Zu dieser Zeit war Marlenes Mann, der ARD-Sportreporter Claus Lufen gerade bei der Fußball-WM in Südafrika. Aber es gibt ja Telefone und so regelten es die Lufens irgendwie. Marlene Lufen kam dann in meine Praxis: „Schau mal, Jochen, was ich hier habe.“ Und sie hatte meinen Sprung auf einer DVD. Als ich ihn dann anschaute, kamen mir die Freudentränen.“

Wie aber war Jochen Busse überhaupt zur Leichtathletik gekommen?

Geboren am 10. März 1954 in Duisburg, lernte Jochen Busse zunächst am Steinbart-Gymnasium. „Mein Sportlehrer Herr Sparritz sah, daß ich als Zwölfjähriger 5 Meter weit sprang und meinte, ich solle in einen Verein gehen. Diesem Rat folgte ich und ging zu Eintracht Duisburg, übrigens auch der Stammverein von Jürgen Hingsen.“ Das Training schlug an. Als 16-Jähriger sprang er 6,60 m und als 18 Jähriger war der nunmehr 1,91 m große Schlaks im Jahr 1972 mit 7,35 m Dritter der Deutschen Jugendmeisterschaften in Bielefeld. Dort lag auch Hans-Peter Briegel vor ihm, die „Walz aus der Pfalz“ und später als Fußballspieler und Trainer bekannt geworden.
Jochen Busse aber verbesserte sich weiter, langte 1974 bei 7,85 m an und war damit in der deutschen Spitze angekommen. Seine kontinuierliche Entwicklung kam auch daher, daß er nach der Schule zur Bundeswehr gegangen war und zwar als Sportsoldat nach Warendorf. Und danach begann er mit einem Studium an der Sporthochschule in Köln. Sportlich war er auf der Jagd nach den 8 Metern, aber auf diesem Weg gab es 1978 einen Rückschlag, als er einen schweren Unfall mit Schädelbruch und langem stationären Aufenthalt hatte. Da stand seine sportliche Laufbahn auf der Kippe.

Zusammen mit Mögenburg und Thränhardt

Ein Jahr Ausfall war die Folge, doch bei neuen Vereinen, zunächst Bayer Leverkusen und dann ASV Köln, ging es wieder aufwärts. „ In Köln kam ich in eine Trainingsgruppe mit Brigitte Holzapfel (heute Kurschilgen und Bundestrainerin), Ulrike >Paas, Dietmar Mögenburg und Carlo Thränhardt. Und ich merkte schnell, daß unter Trainer Dragan Tancic ganz anders trainiert wurde, anders, als ich es vorher kannte. Und von Tancic habe ich sehr viel für meine spätere Trainerlaufbahn gelernt.“ Aber nicht nur das Training gestaltete sich anders. „Auch das Leben, das die führten, gefiel mir. Angefangen von den langen Aufenthalten im Trainingslager Estepona im spanischen Andalusien.“ Bis dahin hatte Jochen Busse international noch nicht mitmischen können, aber nun fiel bald die 8-Meter-Marke, 1980 in Warschau. Und diese 8 Meter bedeuteten auch damals schon etwas. „ Ich kam damit in jedes internationale Feld, konnte in Zürich, Berlin und Brüssel starten.“ Und was noch wichtiger war: Er konnte sich für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau qualifizieren. „ Wir waren bereits komplett eingekleidet und voller Vorfreude, doch dann erreichte uns die Nachricht vom Boykott. Die Enttäuschung war natürlich groß. Als kleines Trostpflaster wurde eine Alternativveranstaltung in Philadelphia (USA) organisiert. Die Ergebnisse wurden mit denen von Olympia verglichen und danach ein sechster Platz ausgerechnet. „Dafür bekam ich dann eine bescheidene Prämie und eine Reise für 14 Tage nach Vancouver/Kanada.“
Aber Jochen Busse gab nicht auf, steigerte sich weiter, bis zu den 8,12 m auf Schalke.

Jochen Busse 8,12 m

Und er nahm einen zweiten Anlauf, an Olympischen Spielen teilzunehmen. „ 1984 wurde ich deutscher Meister mit einer Weite von 7,92 m bei Gegenwind, war außerdem in Fürth 8,01 m gesprungen und hatte die Olympianorm geschafft.“ Aber er wurde nicht mitgenommen. „ Ich war 30 Jahre und die Funktionäre haben mir gesagt, daß ich zu alt sei“.

Diplomarbeit über Bob Beamons 8,90 m-Satz

Sicherlich war Jochen Busse enttäuscht, Olympia nicht erleben zu dürfen. Aber er bekam schnell die Kurve, suchte nun nach dem Ende seiner sportlichen Karriere die nächste Bewährung. „ Ich wurde Trainer, und da bin ich erst so richtig zum Profi geworden. Trainer bin ich auch deshalb geworden, um bei meinen Athleten die Fehler zu vermeiden, die ich gemacht habe. “
Um Trainer zu werden, mußte Jochen Busse zunächst sein Sportstudium abschließen. „Die letzte Hürde war die Diplomarbeit, die ich in Anatomie schrieb, was mir später viel geholfen hat“. Als Weitspringer wählte er ein naheliegendes Thema: „ Ich habe den 8,90-m-Sprung von Bob Beamon bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko anatomisch analysiert, d.h. auf 84 Seiten untersucht, welcher Muskel wann wo arbeitet. Es war gewissermaßen eine Symbiose aus Anatomie und Biomechanik.“ Diese Arbeit wurde für gut befunden, und Jochen Busse hatte damit den Diplomsportlehrer (heute Diplomsportwissenschaftler) in der Tasche.
Im Fitneßstudio
Aber er wurde nicht gleich Trainer, sondern er eröffnete zunächst gemeinsam mit Partnern in Köln ein Fitneßstudio. „ Ich war dort Teilhaber und Teilzeitangestellter.“ Es war ein völlig neues Konzept innerhalb eines Hotels, des Ascot-Hotels am Hohenzollernring.“ Aber das lag ihm mehr, als etwa Berufssoldat bei der Bundeswehr zu werden oder den Verwaltungsweg einzuschlagen.

Ein Anruf von Mögenburg

Wie oft in seinem Leben kam dann überraschend ein Wechsel. Hochspringer Dietmar Mögenburg, mit dem er ja noch gemeinsam trainiert hatte, rief eines Montags an. „Didi, so sein Spitzname, fragte, ob ich sein Trainer werden wolle. Ich, der ja nur sieben Jahre älter war, sagte sofort zu, und am Mittwoch saßen wir schon gemeinsam im Flugzeug nach Los Angeles. Zwei Monate trainierten wir dort und anschließend begann eine erfolgreiche Zeit.“ Insgesamt holte sich Dietmar Mögenburg auf Welt-und Europaebene acht Goldmedaillen, u.a. Gold bei den Olympischen Spielen 1984.

Busse und Didi klein
Jochen Busse (links) und Dietmar Mögenburg

Doch Jochen Busse sieht es auch kritisch: „Er war erfolgreich, aber nicht erfolgreich genug. Nach seinen Erfolgen nervte es dann, daß Didi auf einmal nur noch Vierter wurde. Er hatte massive Knieprobleme, aber ich habe ihn körperlich immer noch so hinbekommen. Aber wegen der Schmerzen konnte er die gute Technik nicht mehr springen. Am Ende waren wir beide unzufrieden, und Didi trennte sich von mir und ging wieder zu Tancic zurück“.

Trainer von Sabine Braun

Jochen Busse aber war inzwischen hauptamtlicher Trainer in Wattenscheid geworden, trainierte dort auch gemeinsam mit Gertrud Schäfer die Mehrkämpferin Sabine Braun. „ Sabine Braun wurde in Split Europameisterin und Weltmeisterin 1991 in Tokio. Ich habe sie im Hochsprung von 1,86 m auf 1,94 m und im Weitsprung auf 6,67 m gebracht.“

In dieser Zeit der politischen Wende und dem Ende der DDR kamen von dort, besonders aus Erfurt und Chemnitz, viele Athleten, um in Wattenscheid zu trainieren. Und der Wattenscheider Mäzen Steilmann nahm sich ihnen sofort an. „ Zu mir kamen u.a. die Weitspringer Konstantin Krause und Dreispringerin Angela Barylla. “
Aber dann gab es wieder einen der Zufälle im Leben des Jochen Busse.

Konditionstrainer bei den Fußballern

„Als ich eines Morgens mit Sabine Braun trainierte, stand plötzlich Hannes Bongartz in der Halle. Er war damals Fußballtrainer bei der SG Wattenscheid 09, die 1990/1991 in der zweiten Liga spielten.“ Bongartz sagte: „ Ich brauche einen Konditionstrainer.“ Und Busse antwortete: „ Ja, hier! Und dann hat er mich für den nächsten Morgen zum Training eingeladen. Anschließend durfte ich eine Woche auf Probe arbeiten und dann hatte ich den Job.“

Busse Jochen klein Fußball Wattenscheid

Mannschaftsfoto der SG Wattenscheid 09 (Jochen Busse: 2. Reihe, Dritter von rechts)

Das Jahr 1991 wurde zum schönsten Jahr im Berufsleben von Jochen Busse. „ Sabine Braun wurde Weltmeisterin in Tokio und die SG Wattenscheid 09 stieg in die 1. Bundesliga auf.“
In der Leichtathletik hielten die Erfolge danach an, denn Sabine Braun holte 1992 Bronze bei der Olympiade in Barcelona und 1993 Silber bei der WM in Stuttgart.

Aber die Glückssträhne hielt nicht an, zumindest nicht beim Trainer Busse. „ Ich wurde als Trainer betriebsbedingt gekündigt, weil die Abteilung Leichtathletik ein Haushaltsloch von 400.000 Mark aufwies.“ Sabine Braun trainierte er zwar trotzdem weiter, und er war auch noch Konditionstrainer beim Fußball, aber es fehlte ihm nun eine hauptamtliche Tätigkeit.
„ So bin ich Therapeut geworden“, meint er lakonisch. Und im Nachhinein erzählt es sich wieder ganz einfach: „ Ich war ziemlich verzweifelt. Und da kam wieder so ein Telefonanruf: Hier ist der Werner. Wir machen eine Reha in Essen auf, hast Du Lust?“ Werner Kisters, der Anrufer, war früher mal Masseur beim Deutschen Leichtathletikverband (DLV) gewesen. Jochen Busse sah sich das in Ruhe an, war von dem Objekt, immerhin einer Investition von 12 Millionen DM, beeindruckt. Er sagte zu und war fortan Therapieleiter in der “Ambulanten Tagesklinik für orthopädische Rehabilitation“.

Lizenz als Therapeut

Busse Jochen klein Frau behandelnd

Jochen Busse bei der Arbeit

Einen kleinen Haken hatte die Sache aber. Jochen Busse war noch gar kein Therapeut. „ Ich hatte mir zwar ein Grundwissen erworben, im Studium und in der Praxis in Köln. Aber mir fehlten die notwendigen Schriftstücke für die Krankengymnastik, für die Rehabilitation, sprich die Zeugnisse. Das mußte er nun alles in Lehrgängen nachholen. „ Ich fuhr nach Regensburg zu Klaus Eder, dem Physiotherapeuten der Deutschen Fußballnationalmannschaft und habe dort meine Lizenz für Rehabilitation gemacht, die sogenannte EAP-Zulassung. Danach war ich anerkannter Therapeut.“
Und einer, der vor Arbeit kaum mehr eine Ruhepause hatte. „ Ich bin morgens in die Klinik nach Essen fahren, danach nachmittags zum Konditionstraining der Fußballer nach Wattenscheid. Und ich hatte auch noch Sabine Braun und andere Leichtathleten wie Weitspringer Konstantin Krause zu trainieren.“

Da war es dann eine „Arbeitsentlastung“, als Ende er 90er die Trennung von Sabine Braun kam. „ Gertrud Schäfer, die Haupttrainerin von Sabine, hatte gekündigt und da habe ich gesagt, daß ich auch nicht mehr will. Wir haben uns dann freundschaftlich getrennt und haben auch heute noch eine gute Verbindung.“
Die Fülle an Arbeit in den 90er-Jahren hatte jedoch auch einen Preis. Der Sport ließ sich mit einem normalen Familienleben nicht vereinbaren. Und seine erste Ehe, aus der sein Sohn Christoph stammt, wurde geschieden. „ Das hat mich zu dieser Zeit natürlich sehr beschäftigt und einige Konzentration im Job gekostet. Aber der Sport hat mich auch so geprägt, daß ich Konflikte bewältigen kann.“

Probleme durch die Gesundheitsreform

Und Schwierigkeiten gab es dann auch kurz vor der Jahrtausendwende, als die Gesundheitsreform von Ulla Schmidt (SPD) griff, und vorübergehend die ambulante Reha abgeschafft wurde. „ Damals war das Rehazentrum in Essen im freien Fall und ging pleite, weil keine Aufträge mehr kamen. Ich bin da mit einem blauen Auge herausgekommen, auch wenn ich erstmals in meinem Leben arbeitslos war.“ Er ging zum Arbeitsamt und bekam dort den Rat, sich selbständig zu machen. „Ich wurde freier Mitarbeiter in einer Praxis für Physiotherapie und Krankengymnastik in Köln-Widdersdorf an und arbeitete dort von 2003 bis 2012.“
Aber nach wie vor hing Jochen Busse an der Leichtathletik, und deshalb erfreute ihn zu dieser Zeit ein Anruf (das Telefon spielte im Leben von Jochen Busse immer eine große Rolle), der vom Pulheimer SC kam, einem Leichtathletikverein aus der Nähe von Köln, und ihm die Betreuung einer Jugendgruppe anbot. Von 2006 bis 2012 trainierte er also eine Gruppe von 20 Jungen und Mädchen der Altersklasse 14/15.

Umzug von Köln nach Neuruppin

Privat segelte er auch wieder in ruhigen Wassern. Seine jetzige Frau Heike hatte er 2003 in Köln kennengelernt. Sie ist eine gebürtige Neuruppinerin, hatte dort 17 Jahre als Medizinisch-Technische Assistentin in den Ruppiner Kliniken gearbeitet und war nach der Wende nach Köln gegangen, um dort zu arbeiten. „ Sie kam mit einer lädierten Schulter in meine Praxis“, erinnert sich Jochen Busse sehr genau. „ Und dann erzählte sie mir etwas über ihre Geburtsstadt Neuruppin. Künftig fuhren wir oft nach Neuruppin, und es gefiel mir auf Anhieb.“ Ab 2005 beobachteten sie, wie am Ufer des Ruppiner Sees ein neues Hotel gebaut wurde. „ Wir gehörten dann mit zu den ersten Gästen und waren mit der Zeit dort Stammgäste.“ Und bei einem dieser Besuche wurde Jochen Busse in der Bar zufällig Ohrenzeuge, als die Hotelchefin Martina Jeschke sich mit Bekannten über Gesundheit und Sport unterhielt. „ Meine Ohren wurden immer größer, und dann mischte ich mich einfach ein: Entschuldigung, das kann ich. Ich hole ihnen die Bundesliga hierher,“ sagte er in seiner zupackenden, selbstbewußten Art.

Fußballmannschaften nach Neuruppin geholt

Jochen Busse überzeugte und wurde 2012 als Sport- und Gesundheitsmanager im Hotel eingestellt. Morgens arbeitete er im Marketingbüro des Hotels und sorgte dafür, daß viele Fußballmannschaften ins Trainingslager nach Neuruppin kamen. Vom HSV, über Union Berlin, Eintracht Braunschweig, Werder Bremen, RB Leipzig, bis zu Sevilla, alle kamen und waren zufrieden.

6 Die Bullen in der Schleuse

RB Leipzig im Trainingslager in Neuruppin (siehe auch Geschichte mit Tim Lobinger in dieser Rubrik)

Außerdem entwickelte er physiotherapeutische Produkte im Gesundheitswesen, die als Arrangements für Hotelgäste angeboten wurden. Und in seine Gesamttherapie baute er auch Erkenntnisse aus der Kinesiologie ein. Kinesiologie ist die Lehre von der ganzheitlichen Energieversorgung. Damit nutzt man manuelle Muskeltests, Krankheiten und Beschwerden zu diagnostizieren und entsprechende Therapien zu entwickeln. „ Die Gesamttherapie wurde Hotelgästen, aber auch Neuruppinern angeboten und war sehr erfolgreich.“ Auch seine Frau Heike Busse bekam in der Gesundheitstherme des Hotels eine Stellung. Es deutete alles darauf hin, daß die Busses ihr endgültiges Lebensglück in Beruf und Privatleben gefunden hatten. Doch das war ein Trugschluß.

Noch viele Projekte im Kopf

Mitte 2015 zogen fast aus heiterem Himmel dunkle Wolken auf.
Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Hotelchefin und Jochen Busse über die künftige Geschäftsausrichtung und am Ende stand die Trennung. „ Es tat mir zwar sehr leid, denn ich hatte mich dort lange Zeit sehr wohl gefühlt, aber schon aus Selbstachtung mußte ich einen Schlußstrich ziehen. Wenn es deutlich unterschiedliche Auffassungen gibt, ist es besser, wenn man sich trennt.“

Es soll aber noch kein Ende seines Berufslebens sein. „ Ich fühle mich noch nicht alt genug, um aufzuhören. Ich habe viele Projekte im Kopf und bin gespannt, was durchzusetzen ist.“

Peter Grau