Archiv für den Monat: Juni 2016

Am Rande des Mittsommernachtssportfestes der Leichtathleten im Berliner Mommsenstadion

Mittsommernachtssportfeste im Berliner Mommsenstadion waren auch früher schon Treffpunkt für Leichtathletik-Asse und jugendliche Leichtathleten. So war es für mich ein willkommener Anlaß, am 23. Juni, kurz, bevor ich meine Tochter vom Flughafen Tegel abholte, einen Abstecher ins Mommsenstadion zu unternehmen und Erinnerungen aufleben lassen.

Das Sportfest findet an der Waldschulallee am gleichen Ort wie früher statt, heißt nun aber Charlottenburger Midsommar-Nacht.

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Zwar komme ich etwas spät, was Karsten Just, der Ex-400-Meter Sprinter, mir gleich am Eingang des Stadions mitteilt. Und er hat auch eine negative Botschaft für mich. „Gerade hat sich Mark Koch, der 400-m-Mann von der LG Nord, eine Verletzung am Beuger zugezogen. Unglücklich für ihn, der nach Rio will.“. Auf die Frage, ob er, Karsten, früher auch mal solch eine Verletzung gehabt habe, kann er sich erinnern. „Ja, leider.“ Heute ist Karsten Just auf der anderen Seite des Sports gelandet, trägt als Orthopäde zur Heilung seiner Patienten bei. (siehe auch unter „Treffs mit Leichtathleten“: www.petergrau-leichtathlet.de/?p=147).

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Karsten Just am Arbeitsplatz

Nach diesem Negativ-Anfang will ich nun Angenehmeres hören.   Keine 20 Meter bin ich im Stadion unterwegs, begrüßt mich mein neuer Facebook-Freund Willi Mathiszik:

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Willi Mathiszik im Jahr 2005 im Zielanflug

Vor rund zehn Jahren habe ich ihn noch als aktiven Hürdensprinter interviewt. Nun ist er hier im Stadion als Nachwuchstrainer des OSP Berlin tätig.   Engagiert verfolgt er seine Schützlinge, spart nicht mit Anfeuerung und auch mit Trostworten. Wir verabreden uns für den Herbst zu einem Gespräch, abseits des Wettkampf-Spektakels.

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Lukas Jakubczyk (SCC Berlin)

Wenige Schritte weiter erblicke ich Lukas Jakubczyk, den Kurzsprinter, der gerade hinunter zum Stadionsprecher geht, um diesem ein kurzes Interview zu geben. Die Hauptaussage: „ Ich bin gesund und munter. Eigentlich wollte ich heute in Zeulenroda an den Start gehen. Dort ist gerade Julian Reus über 100 m in 10,03 s einen neuen deutschen Rekord gelaufen, habe ich gerade per Internet erfahren. Da wäre ich auch gern dabei gewesen. Aber ich kümmere ich mich heute hier mit um die Organisation und dann geht es zum Staffeltraining nach Kienbaum. Bei der EM in Amsterdam (6. – 10. Juli 2016) wollen wir mit der DLV-Staffel Gold holen, bei den Olympischen Spielen in Rio (5.-21. August 2016) eine Medaille.“

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Während sich also Lukas Jakubczyk von seiner Verletzung erholt hat, sieht das bei Weitspringerin Melanie Bauschke ganz anders aus.

Ich sehe sie sitzenderweise von außen den Weitsprung verfolgen, sehe, wie ihre Trainerin Annett Stein impulsiv wie immer ihre Schützlinge anfeuert und berät. Melanie Bauschke aber trägt um ihren linken Fuß eine hochmodern aussehende Bandagen-Stütze und bewegt sich später auf Krücken durchs Stadion. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mit ihr zu sprechen, aber irgendwie bringe ich es nicht übers Herz. Was soll sie mir schon sagen? „Sie habe noch Hoffnung, doch noch nach Rio fliegen zu können. Sie habe Glück im Unglück gehabt, weil es nicht ihr Sprungfuß sei, der verletzt sei.“ Und was soll ich antworten? „Ich wünsche alles Gute, schnelle Heilung, bla, bla, bla.“ Und vielleicht dazu noch ein „schönes“ Foto vom einbandagierten Fuß machen? Ich verzichtete darauf und drücke ihr nun umso mehr die Daumen. Gerade auch deshalb, weil sie mir früher immer eine angenehme Gesprächspartnerin war, ob nun in der Berliner Spielbank bei der Vorstellung des Berlin-Teams der Leichtathleten oder aber während des Sportfestes in Elstal.

Als ich dann Fotoaufnahmen vom Stadion machen möchte, funktioniert mein neuer Apparat nicht. Ich hole mir Hilfe bei einem Zuschauer, der eine große Kamera um den Hals baumeln hat und also Ahnung zu haben scheint. Gemeinsam kommen wir schnell auf die Lösung: Die Abdeckklappe vor der Linse ist noch drauf. Da kann es ja nichts werden. Und so ganz nebenbei begegnen wir uns beide erstmals live: Mein Foto-Helfer ist Karl-Heinz Flucke, von dem ich schon oft etwas über die Seniorenleichtathletik gelesen habe. Und er kennt mich auch,  aber eben nur vom Papier oder vom Internet.

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Karl-Heinz Flucke (rechts)

Nun kann ich noch einige Aufnahmen machen, von den Wettkämpfen auf der Bahn, von den Zuschauern.

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Als Zuschauer, der aber als Trainer hier tätig ist, sehe ich auch kurz André Höhne, den Ex-Geher, der glaubhaft versichert, nur Apfelsaft in seinem Trinkbecher zu haben:

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André Höhne (Mitte)

Im Innenraum des Stadions stehen zwei in die Jahre gekommenen Auswechsel-bzw. Trainerbänke der Fußballer.

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Dieses Stadion hat mal glorreiche Fußball-Zeiten von Tennis Borussia Berlin gesehen, die 1974/75 und 1976/77 sogar mal in der Bundesliga spielten.

 

Heute aber ist Leichtathletik hier zugange. Es geht auf 22 Uhr zu, ich muß mich sputen, um zum Flughafen Tegel zu fahren.

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Auf dem Parkplatz treffe ich nochmals André Höhne, der vor seiner Abfahrt noch wichtige Gespräche führt und sich gerade Notizen macht.

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Wir aber verabreden uns auch, für ein Gespräch im Herbst, nach der Saison. Ich muß ja „Futter“ für meine Homepage suchen.

Peter Grau

 

 

 

 

Der Letzte macht das Licht aus – Mitternachtsstunden auf dem Flughafen Berlin-Tegel

Der Brexit– der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union – ist sehr nahegerückt. Die Hälfte der wahlberechtigten Bürger Großbritanniens  hat sich dafür entschieden und nun bangt alle Welt, was das für Auswirkungen haben wird.

Am Freitag, dem 24. Juni 2016, also einen Tag nach der Entscheidung, wähnte ich mich schon selbst fast als Opfer des Brexit.  Meine Tochter Ulrike flog mit der britischen Fluglinie British Airways  von Mexiko-Stadt nach Berlin-Tegel.  Planmäßig unterbrochen wurde die Reise auf dem Londoner Flughafen Heathrow, 19.55 Uhr sollte der Weiterflug sein. Doch Ulrike teilte per email mit, daß der Flug verschoben sei.

Ich aber, gerade beim Leichtathletik-Mittsommernachtssportfest  des SCC Berlin im Mommsenstadion weilend, bekam dort die Nachricht und gab sie skeptisch weiter. „Seht Ihr, das sind die ersten Auswirkungen, die EU-Bürger (wie meine Tochter) werden nicht mehr hinausgelassen“. Nicht ganz ernst gemeint, denn Verspätungen und Umbuchungen sind  bei Fluglinien eben üblich. Die nächste Meldung aus London: Der Abflug verzögert sich um eine Stunde. 22 Uhr verließ ich das Mittsommernachtssportfest und fuhr nach Tegel.

Und dann begann die Zeit des Wartens, die Zeit des Bangens, ob das Flugzeug mit meiner Tochter überhaupt noch nach Berlin-Tegel gelassen oder nach Berlin-Schönefeld umgeleitet würde.  Das hatte mir der erfahrene Beamte am Informationsschalter mitgeteilt. „ Ab 24 Uhr ist hier in Tegel das Nachtflugverbot in Aktion.  Wenn das nicht eingehalten wird, haben wir massive Anrufe und Beschwerden von Anwohnern, die sich von den Nachtfliegern gestört fühlen“.

Angezeigt auf der Ankunftstafel war der Flug der British Airways  BA988  zunächst mit der Ankunft um 0.08 Uhr.

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Eigentlich zu spät, um noch landen zu dürfen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zwei Stunden  auf der Bank vor dem Ausgangstor A05 können lang werden. Doch mir hilft der Zufall dabei, sie zu verkürzen. Um mich herum werden es immer mehr Empfangende, und als es Sieben sind, frage ich: Was treibt Sie zu so später Stunde hierher? „ Wir warten auf Luise, unsere Tochter, die ein Jahr lang in den USA zu einem praktischen Jahr weilte. Nach Abschluß der 10. Klasse flog sie hinüber über den großen Teich, um in Boise, der Hauptstadt des Bundesstaates Idaho, bei einer Gastfamilie ein Jahr US-Luft zu schnuppern“.  Und dann schnappe ich das Wort „Erfurt“ auf. Erfurt, frage ich als gebürtiger Erfurter nach, warum Erfurt? Wir sind aus Erfurt, d.h. die Mutter mit Tochter, die dicht bei Erfurt, in Weimar geboren wurde. Und die anderen 5 Familienmitglieder vom Empfangskomitee kommen aus der Gemeinde Falkensee, westlich vor den Toren Berlins gelegen. Falkensee, werfe ich ein, da kenne ich einen Journalistenkollegen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der dort wohnt. „ Heißt er Michael Reinsch?-„ fragt der junge Mann, mit dem ich mich schon zuvor angeregt unterhalten habe. Ja, antworte ich und er erzählt mir noch, daß er von seinem Balkon aus auf das  Haus der Reinschs schauen kann und deren Kinder kennt.

Das Eis ist gebrochen, und wir sind alle überrascht, wie klein die Welt doch ist. Da kommen zwei Frauen aus Mexiko bzw. aus den USA nach Berlin und die Empfangskomitees am Flughafen Tegel haben einige Gemeinsamkeiten und sind sich deshalb auch schnell näher gekommen. Gemeinsam bangen wir, ob es der Flieger aus London noch schaffen wird, anzukommen, bevor das Nachtflugverbot eintritt.

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An der Anzeigetafel wird die Ankunftszeit mehrmals verändert, zunächst auf 0.01 Uhr und dann sogar auf 23.58 Uhr. Wir schöpfen Hoffnung und jubeln, als das Wort „landing“ erscheint. Nun sind wir sicher, daß wir nicht nach Schönefeld fahren müssen.

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Die Familie übt den Empfang, rollt das Spruchband aus.

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Und dankbar nehmen sie meine Bereitschaft an, das auch auf ihrem Fotoapparat zu verewigen. Vorher habe ich von ihnen noch ein leckeres Eis angeboten bekommen. Das lindert ein wenig meinen Hunger, denn das geplante Verspeisen einer leckeren Currywurst am S-Bahnwagen-Verkaufsstand scheiterte, weil der Laden schon 20 Uhr schloß. Überhaupt ist zu diesem Zeitpunkt der Flughafen Tegel ziemlich ausgestorben. Kein einziges Geschäft, kein Restaurant ist mehr offen. Hier wird der alte DDR-Schlachtruf „ Der Letzte macht das Licht aus“, Wirklichkeit.

Die Spannung steigt, die ersten Fluggäste strömen mit ihrem Gepäck heraus. Dann ist es soweit, ich darf meine Tochter Ulrike in die Arme schließen. Für eine Zigarettenpause geht sie ins Freie hinaus, und bald kommt auch Luise zum Vorschein. Locker und gelöst, man sieht der 17-Jährigen das eine Jahr USA-Aufenthalt an.

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Von ihrem Empfangskomitee wird sie gebührend empfangen, und  ich darf wieder als Fotograf amtieren.

Dann aber heißt es für mich, Abschied zu nehmen von dem Luise-Clan, denn es steht uns noch die einstündige Heimfahrt nach Neuruppin bevor.   Luise treffen wir aber doch noch mal, als sie mit Mutter und Schwester jemanden auf dem fast menschenleeren Flughafen sucht, der eine „Vermißtenmeldung“ annimmt.  „Der Koffer von Luise ist nicht angekommen“. Ein kleiner Wermutstropfen in der Empfangseuphorie. „Doch das ist bei Flügen aus London kein Einzelfall“, meint meine Tochter.

Luise wird es überwinden, vielleicht kommt der Koffer am nächsten Tag in Berlin an. Weit schwerer aber wird es für alle in Großbritannien, mit dem Brexit klarzukommen.

Peter Grau

 

Beim 31. Triathlon in Neuruppin

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Es sieht noch nicht so nach hartem Sport aus, sondern eher nach Abkühlung suchenden, leicht bekleideten Menschen im Wasser und neugierigen Zuschauern in den Strandkörben. Aber die Ruhe täuscht. Es sind vielmehr Triathleten, die kurz vor ihrem sportlichen Abenteuer stehen, das ihnen bevorsteht: 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen.

Der Ausgangspunkt des Geschehens: Das Jahnbad in Neuruppin.

Alljährlich zieht es Triathleten aus nah und fern nach dort, vor allem Berliner Kennzeichen sieht man an den Autos auf dem Parkplatz.

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Aber auch ein großer Truck aus Thüringen brachte Sportler samt ihrer Ausrüstung nach Neuruppin.

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Doch, wie sagte früher mal Fußballtrainer Sepp Herberger: Die Wahrheit liegt auf dem Platz (oder so ähnlich). Hier heißt es: Wichtig ist es im Wasser, auf der Straße und im Wald.

Und so wartet man im Wasser geduldig auf den Startschuß des „Chefs“, auf den Startschuß durch Bernd Gummelt, der seit vielen Jahren der Kopf eines großen Organisationsteams ist.

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Die Zuschauermenge auf dem hölzernen „Laufsteg“ zum Sprungturm wächst:

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Dann ist es endlich so weit. Bernd Gummelt begrüßt das Triathlon-Volk, Bürgermeister Jens-Peter Golde richtet die Grüße der Stadt aus und betont die Sportfreudigkeit Neuruppins.

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Und dann darf endlich geschwommen werden.

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Eine sehr gute Sicht hat die einsame Bootsfahrerin vom Wasser aus.

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Aber auch die Zuschauer auf dem Steg beobachten voller Interesse die schwimmenden Sportler.

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Und es findet sich die Zeit, Gespräche zu führen. Ein gewichtiges Fünfer-Gespann aus Sport und Politik rund um den Neuruppiner Bürgermeister Jens-Peter Golde (Zweiter von rechts) stellt sich dem Fotografen:

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Und auf die Frage, worum es im Gespräch gegangen ist, antwortet der Bürgermeister lächelnd: „Natürlich ums Geld“. Geld für den Sport, wahrlich kein schlechtes Thema. Und das gerade am Tag 1 nach dem Votum der britischen Bürger für den Austritt aus der EU. Brexit – dieses Kunstwort spielte überall ein wenig eine Rolle. Und da wird ja wieder das Geld, aber dann im großen Rahmen, eine große Rolle spielen. Und dazu viele Einzelschicksale. Doch das ist ein anderes Thema, heute regiert in Neuruppin der Triathlon.

Nach zwei 750-Meter-Runden im Ruppiner See stürmen die Ersten hinaus in den Wechselgarten, um sich ihre Räder (oft Hightech-Geräte) zu holen und die 40 km Radstrecke bis nach Gühlen-Glienicke und zurück unter die Reifen zu nehmen.

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Für Veranstaltungschef Bernd Gummelt gibt es weiterhin viel zu tun:

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Im Zielraum muß er die Übersicht behalten, nebenher auch für die notwendige Absperrung sorgen, denn die Badegäste drängen auch ins Freibad und kollidieren fast mit den losrasenden Radfahrern. Doch alles geht gut, Zwischenfälle gibt es nicht (zumindest, so lange ich noch beobachte).

Für die Siegerehrung ist alles gerichtet, die Pokale stehen bereit.

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Und das Zielband ist gespannt:

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Noch liegt ein weiter Weg vor den Triathleten. Für die einen dauert es nicht ganz so lang. Der Sieger braucht für den kompletten Triathlon nur rund 2 Stunden, wie ich später in der Lokalpresse nachlesen werde. Aber auch alle anderen, die das Ziel erreichen, verdienen Lob und Anerkennung.

Ich aber muß pünktlich um 12 Uhr zum Mittagessen zuhause sein. Mit dem Fahrrad nehme ich anfangs den gleichen Weg wie die Radfahrer.

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Doch dann biege ich bald nach links auf die Birkenallee ein (dort begann ich kürzlich meine Erinnerungstour: „Start an der Birkenallee: Mit dem Fahrrad auf meinen Laufspuren“, nachzulesen im Tagebuch).

Es sind nur knapp zehn Minuten bis zum Mittagstisch. Und dann bleibt mir nur noch, in Gedanken bei den Sportlern zu sein, und zu hoffen, daß der starke Regen-und Hagelschauer im Mittagsgewitter gegen 13.45 Uhr nur noch wenige auf der Strecke erwischt.

Peter Grau

Rio-Flair in Neuruppin

Die Olympischen Spiele finden vom 5. August bis zum 21. August 2016 in Rio de Janeiro statt. In Neuruppin war man etwas schneller, nutzte am 24. Juni einen heißen Sommerabend schon mal, um in der Innenstadt ein Vorgefühl auf brasilianische Abende zu bringen. Und etwas ganz Besonderes wurde vom Geschäft „Feder & Gold“ zelebriert:  eine Modenschau auf heißem Sand, sprich eine „Fashion-Show mit Strandfeeling.“ Noch nicht lange existiert das Geschäft, und es will, so der Anspruch, einen Hauch Italien nach Neuruppin bringen. ( www.federundgold.de)

Und das Ganze fand in der Friedrich-Ebert-Straße statt, 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. So konnten wir schon Tage zuvor die Vorbereitungen beobachten. Eifrig wurde für die Modenschau geprobt. Eine Cocktailbar für Barkeeper Ricky wurde aufgebaut, Liegestühle im Sand drapiert.

Alles war angerichtet und die Sonne spielte auch mit.

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Die Chefin  Nadine Zechlin höchstpersönlich führte durch die Modenschau.

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Das Besondere an dieser Modenschau war, daß die Models allesamt vorher Kunden im Modegeschäft waren und zum großen Teil erstmals, und das mit viel Herzklopfen, den Schritt auf den Laufsteg wagten.

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Mit Herzklopfen stolzierten die Models über den Laufsteg, aber jeder durfte das dreimal tun und wurde entsprechend sicherer. Und die vielen Zuschauer erleichterten allen ihren Auftritt mit viel Beifall und wohlwollenden Zurufen.

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Mit einem glücklichen Lächeln stellten sich die „glorreichen Sieben“ dann nochmals dem Publikum, und in kurzen Gesprächen durften sie ihre Eindrücke wiedergeben.

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Auch Alexander Redepenning,  der Chef des Fitneßstudios „clever fit“, das ganz in der Nähe in der Bilderbogenpassage residiert, lobte den neuen Charme, den das Geschäft „Feder und Gold“ in die Innenstadt gebracht hat. Er warb gleichzeitig darum, nicht nur den Laden zu besuchen, sondern auch einen Abstecher ins Fitneßstudio zu machen.   Mode und Fitneß- das paßt doch wunderbar.

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Miss Mode (links) und Mister Fitneß (rechts) im Gespräch

Damit war der erste Teil des Abends vorbei, die Kundschaft durfte den Laden „ stürmen“. Und Barkeeper Ricky verteilte draußen am Tresen den Sekt ans Publikum. Dazu die entsprechende Strandmusik, die Organisatoren rund um die Chefin Nadine Zechlin durften sehr zufrieden sein. Und das Ganze zeigte, wie man mit wenig finanziellen Mitteln Frohsinn und gute Laune verbreiten kann.

Peter Grau

(ein Video der Modenschau, aufgenommen von Glasermeister Mario Wrosch, wird demnächst noch in diesen Beitrag eingearbeitet.)

Bleiben die Briten in der EU oder gehen sie?

Der heutige Tag, der 23. Juni 2016, ist ein Tag, der viele umtreibt, die Politik nicht nur am Stammtisch verfolgen. In Großbritannien (GB) wird das Volk gefragt, ob ihr Staat, der sicher nicht aller Staat ist, in der Europäischen Union (EU) bleiben soll oder nicht. Premierminister David Cameron hat diese Abstimmung 2013 ins Rollen gebracht, und nun kämpft er verzweifelt darum, daß GB in der EU bleibt.

Die Gegner haben sich gesammelt und streben den Brexit an. Brexit, das ist ein Kunstwort, bestehend aus  englisch „Britain“ für Großbritannien und englisch „Exit“ für „Ausgang, Austritt“. Dieses Wort wurde, wie bei Wikipedia nachzulesen ist, erstmals im Juni 2012 in einem Artikel des „Economist“ verwendet.

Die Debatte über „ bleiben oder gehen“ wurde mit äußerster Schärfe geführt, die Nation ist gespalten. Und in all dem „Für oder wieder“ soll sich der britische Normalbürger zurechtfinden.  Viele sind überfordert, und meines Erachtens dürften sie auch nicht so einer so wichtigen Sache befragt werden. Sie haben die Politiker gewählt, und die sollten es richten.

Ein großer Schwenk zum Sport sei mir gestattet. Zuletzt wurden in unseren Landen die Bürger Hamburgs befragt, ob sie für oder gegen eine Bewerbung Hamburgs für Olympische Spiele sind. Sie entschieden sich dagegen und ich habe am 30. November 2015 in meinem Tagebuch folgendes geschrieben:

An diesem Sonntag-Abend wird natürlich viel über die Entscheidung der Hamburger gegen eine Olympiabewerbung im Jahr 2024 geschrieben, vor allem auch im Netz. Ich hätte mir auch ein Ja gewünscht, denn das wäre für mich vielleicht erstmals die Gelegenheit gewesen, auch einmal bei Olympia dabei sein zu können. Doch es sollte nicht sein.
Und schon vorher habe ich gemeint, daß man mit dieser Abstimmung die Demokratie übertreibt… und kaum habe ich das gedacht, lese ich bei Facebook vom Sportredakteur bei der BILD Berlin Sebastian Kayser die folgende Meinung, die mir so richtig aus dem Herzen spricht:

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…wusste schon immer, dass man es mit der Demokratie auch übertreiben kann. The Olympic Games werden in Deutschland nicht stattfinden. Kein Wunder nach der Fehlerkette: Falsche Stadt, falsche Zeit, falsches Demokratie-Verständnis.
Ich bleibe dabei: Olympia-Chancen hätte nur Berlin gehabt, und dann auch nur für 2028 oder 2032. Die Bewerbung für 2024, wo Deutschland die Fußball-EM bekommt, war rausgeschmissenes Geld, völlig sinnlos. Und dann mit Hamburg! Nur Berlin hat als deutsche Stadt weltweiten Klang. Das ist eindeutig. Aber wenn ich mich als DOSB und Politik schon entscheide, ins Rennen zu gehen, dann muss ich es durchziehen – OHNE Volksabstimmung. Erst Recht, wenn sich über die IOC-Vorgaben hinweggesetzt wird, die da “Bestand nutzen” lauteten. Hamburg hat im Gegensatz zu Berlin kaum nutzbare Sportstätten. Die immensen Kosten haben nun anscheinend abgeschreckt. Umso mehr muss ich einfach mal anpacken, statt ständig hier noch ne Abstimmung und da noch ne Befragung zu machen. Das Volk hat die Bürgerschaft in Hamburg und das Abgeordnetenhaus in Berlin gewählt, und wenn die Ja zu Olympia sagen, dann wird es eben gemacht. Sonst brauche ich ja keine Wahlen, weder für den Bundestag noch für den Landtag noch in der Kommune.

Soweit der Bild-Kollege Sebastian Kayser.

Zurück zur britischen Insel. Wenn heute um Mitternacht das Ergebnis der Befragung der britischen Bürger feststehen wird, wird man wieder zur Tagesordnung übergehen müssen. Entscheidet man sich gegen einen Brexit, bleibt wohl alles wie zuvor.  Wählt man den Brexit, werden die Verwerfungen sicher größer sein, und auch internationale Auswirkungen haben. Weil ich es nicht beeinflussen kann, muß ich geduldig auf das Ergebnis warten.

Und ich erinnere mich lieber an schöne Erlebnisse, die ich mit Großbritannien, speziell mit London verbinde.

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Leider war es mir erst nach dem Fall der Mauer vergönnt, auch mal eine private Reise nach London zu unternehmen. Aber dieser einwöchige Aufenthalt in London  ließ uns das Flair der britischen Hauptstadt genießen, sodaß wir immer wieder gern daran zurückgedacht haben.

Und später, 1996, weilte ich dann nochmals in London, nahm am London-Marathon teil (siehe auch im Tagebuch unter : Vor 20 Jahren beim London-Marathon).

London-Marathon klein Ziel ohne Zeit

Wenn das auch wegen meines ungenügenden Trainings und der Hitze am Wettkampftag nicht eben der läuferische Höhepunkt wurde, blieb es mir lange in Erinnerung, nicht zuletzt dann, wenn ich die jährlichen Fernsehübertragungen des London-Marathons verfolgte.

Das Fernsehen wird mir auch die Kunde zur Abstimmung der Briten übermitteln. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.

Peter Grau

 

Sprinterin Gina Lückenkemper: Am Rande der Weltspitze

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Gina Lückenkemper

Kurz vor den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Kassel hatte Michael Reinsch von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit  Gina Lückenkemper (Foto von ihrer Facebookseite) und deren Trainer Uli Kunst  gesprochen und dabei auf einige interessante Aspekte rund um die junge Sprinterin aufmerksam gemacht. Und irgendwie schien er beeindruckt von der jungen Dame. Und nach Kassel war er es noch mehr, denn  Gina Lückenkemper gewann auf ihrer Lieblingsstrecke, den 200 Metern, in 22,84 Sekunden  die Goldmedaille. Aber einfach war das nicht, denn Lisa Mayer  setzte ihr bis zum Zielstrich stark zu und mußte sich in 22,87 Sekunden nur knapp geschlagen geben.  Erfrischend, wie sich beide hinterher im Videointerview auf  „leichtathletik.de“ präsentierten. Da wächst eine neue Sprint-Lockerheit heran.

Und um das zu untermauern, möchte ich  Auszüge aus dem Beitrag von Michael Reinsch zitieren, der am 19. Juni 2016 in der FAZ erschien.

Gina Lückenkemper: Am Rande der Weltspitze

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Gina Lückenkemper bei der DM 2016 in Kassel (Foto: Dirk Gantenberg)

Locker wie eine Jamaikanerin sprintet Gina Lückenkemper kurz vor Rio ins Rampenlicht. „Rennen gibt mir ein Gefühl von Freiheit“, sagt sie – und ist mittlerweile gar die schnellste deutsche Sprinterin.

Gina Lückenkemper muss einfach zu den Olympischen Spielen. 22,67 Sekunden hat die Sprinterin der LG Olympia Dortmund am 5. Juni in Regensburg für die 200 Meter gebraucht. Das ist rasend schnell für eine Neunzehnjährige, selbst wenn sie Junioren-Europameisterin auf dieser Strecke ist. Innerhalb von acht Tagen hat sie sich damit zur schnellsten Deutschen gemacht. Nur eine Woche zuvor war sie in Mannheim – mit einem Schrei im Ziel – die hundert Meter in 11,13 Sekunden gelaufen. „Ich liebe Läufe, in denen ich nicht vorneweg renne“, behauptet die 1,68 Meter große Sprinterin, „sondern anderen hinterherjagen muss.“ Das soll sie doch bitte schön im August in Rio de Janeiro tun, als Kurvenläuferin der deutschen Staffel und über 200 Meter. Auch noch über hundert Meter zu starten, für die sie auch qualifiziert ist, wäre allerdings zu viel verlangt von der jungen Sportlerin.

Reifeprüfung auf der Bahn

Im April hat Gina Lückenkemper die Klausuren für ihr Abitur geschrieben, nun folgt die Reifeprüfung auf der Bahn. „Sie ist am Rande der Weltspitze angekommen“, sagt ihr Trainer Uli Kunst. Deutsche Meisterschaft, Europameisterschaft, Olympia – vielleicht in diesem Jahr schon wird sie einen weiteren Schritt hin zur Exzellenz in ihrer Sportart tun. Keine deutsche Sportlerin ist so schnell wie sie. Verena Sailer, mit der gemeinsam Gina Lückenkemper noch im vergangenen Jahr Fünfte der Weltmeisterschaft in der Staffel wurde, ist vor drei Jahren 11,03 Sekunden auf der Geraden gesprintet, eine glatte Zehntelsekunde schneller. Inzwischen ist sie zurückgetreten.

Auf der Lieblingsstrecke von Gina Lückenkemper, die aus der Kurve auf die Gerade führt, muss man schon bis 1999 und zu Andrea Philipp zurückgehen, um eine Bessere zu finden.

Doch selbst deren 22,25 Sekunden wirken, als hätte die junge Westfälin sie in Reichweite. Kunst scheint sich auf die Zunge beißen zu müssen, um nicht die tollsten Prognosen abzugeben. Ein außergewöhnliches Talent sei das Mädchen, verrät er, mit fünf Einheiten pro Woche trainiere sie bisher geradezu auf Sparflamme. „Sie ist noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen.“

Schon im Kindergarten ließ die kleine Gina im Wettkampf auf der Wiese Mädchen und Jungs hinter sich. „Schnell war ich schon immer“, sagt sie. „Ich rede schnell, ich esse schnell.“ Manchmal fährt sie auch schnell Auto. Doch mit ihrem Tempo zu Fuß fiel sie auf, sagt sie, und sei richtig trainiert worden. „Jetzt bin ich noch schneller.“ Von Anatomie und Technik spricht sie, davon, dass sie ein sauberes Laufbild herausgebildet habe, den Schritt unter dem Körper treffe, nicht mehr allzu große Bremseinwirkungen im Bewegungsablauf habe und beim Start, statt zu trippeln, große Schritte mache. Alles zusammen aber bewegt mehr als den Körper. „Rennen gibt mir ein Gefühl von Freiheit“, sagt sie. „Ich mache mir keine Gedanken, ich blase mir dabei einfach den Kopf frei.“ Nicht Erste zu werden, sei entscheidend, sondern Freude zu haben.

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Gina Lückenkemper im Jahr 2014 (Foto:  Dirk Gantenberg)

So erlebt es auch ihr Trainer. Die Psyche von Gina sei herausragend, sagt er. „Sie verfügt über die Fähigkeit, über den Spaßfaktor locker zu bleiben. Und im Sprint ist Lockerheit unabdingbar.“ Was bei anderen das Trainingslager in der Karibik besorgt – oder das Leben dort -, die Entspannung von Geist und Muskulatur, verschafft der blonden jungen Dame aus Soest in Westfalen die Sonne im Herzen. Als während der U-20-Europameisterschaft in Eskilstuna in der schwedischen Provinz Södermanlands der Startschuss zum Endlauf über 200 Meter auf sich warten ließ, nutzte sie Zeit und Stimmung für ein Tänzchen hinterm Startblock. Dann gewann sie. „Das sind Fähigkeiten, die kann man niemandem antrainieren“, sagt Kunst. Man muss schon an einen sehr schnellen Jamaikaner denken, an Usain Bolt, um ein Beispiel für ähnliche Lockerheit am Start zu finden.

An große Ziele will Gina Lückenkemper noch nicht denken. „Sie wird sich entscheiden müssen: Will sie in die Weltspitze hinein?“ prognostiziert ihr Trainer, „Ist sie bereit, mehr in Training zu investieren.“ Doch da spricht er schon von der Perspektive Tokio 2020. Sie denkt erst einmal nur acht Wochen weit: „Ich werde mit allem zufrieden sein. Ein Traum geht allein dadurch in Erfüllung, dass ich dort renne.“ Doping im Übrigen sei ein zu hoher Preis für jedes Ziel; nicht einmal Nahrungsergänzung, sagt der Trainer, spiele bei ihnen eine Rolle.

Bei ihren Konkurrentinnen aus der Karibik hat sich die Jamaikanerin im Herzen noch nicht bekanntgemacht. Klar, sie gucke schon mal rüber, was Shelly-Ann Fraser-Pryce macht, bevor sie bei der WM mit der Weltmeisterstaffel antritt. „Die Jamaikanerinnen machen die selben Aufwärmübungen wie wir“, hat sie im Vorjahr beobachtet. „Aber sie wirken unnahbar.“ Um sie anzusprechen, ist sie noch zu schüchtern. Gina Lückenkemper wird sich wohl in vollem Lauf bekannt machen müssen.

(soweit Auszüge aus dem Beitrag von Michael Reinsch in der FAZ vom 19. Juni 2016)

Michael Reinsch

Michael Reinsch

Robert Harting: Sein Diskuswurf nach Rio

Diskuswerfer Robert Harting unterhält die Öffentlichkeit gern, mit Worten und mit Taten. Und wer den sechsten Versuch des Berliners im Finale der Deutschen Meisterschaften in Kassel live im Stadion oder zuhause am Fernseher erlebte, wird ihn so schnell nicht vergessen. Solche Momente prägen sich ins Gedächtnis ein, solche Momente kann nicht jeder herbeizaubern, zudem in der Leichtathletik.

Vor einigen Tagen hatte ich in Berlin eine Pressekonferenz zum ISTAF 2016 besucht und danach für meine Homepage einen Artikel über Robert Harting geschrieben: „ Die Leidenschaft des Wettkämpfers ist wieder da“.

Darin hatte ich ihm auch geraten, nicht mehr so viele Interviews zu geben, um sich mehr auf den Sport konzentrieren zu können. Dabei sind mir Athleten viel lieber, die viel sagen und vor allem, die  gern Interviews geben.  Inwieweit er sich seitdem daran gehalten hat, weiß ich nicht. Und sicherlich werden nun nach dem Paukenschlag in Kassel die Anfragen wieder mehr werden.

Doch, was war eigentlich in Kassel geschehen, und wie habe ich es verfolgt?

Fest vorgenommen hatte ich mir, in Kassel selbst dabei zu sein. Das Hotelzimmer im nahen Baunatal war gebucht, die Eintritts- und Parkkarten hatte ich ebenfalls. Doch dann ereilte mich eine Sommergrippe und schweren Herzens mußte ich absagen. Doch der Gesamtverbund von ARD, leichtathletik.de  und Ergebnisdienst war ein wenn auch nicht so emotionaler Ersatz.

Sonntag, 19. Juni 2016, 14:30 Uhr:  Die 14 Diskuswerfer werden vorgestellt. Es sind recht viele, aber das ist eben ohne Qualifikation so. Im ersten Durchgang wirft Robert Harting  63,53 m und setzt sich damit an die Spitze. Die anderen schwächeln, und ich starre immer auf den Ergebnisdienst, ob er diesen Platz hält (ich bin ein wenig parteiisch, das darf ich).  Es dauert bis zum dritten Durchgang, ehe Daniel  Jasinski mit 65,18 m die Spitze übernimmt. Dessen Vater Miroslaw kenne ich seit vielen Jahrzehnten, immer als Trainer. Nun ist sein Sohn soweit, um aufs Treppchen zu kommen.

Jasinski im Wurf

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Doch alles ist nur Vorgeplänkel. Schade, daß nun die ARD Pause macht und die Meisterschaft der Vielseitigkeitsreiter überträgt. Doch ich habe ja meine Liveergebnisse. Und darauf starre ich wie gebahnt, sehe, daß Robert Harting im fünften Versuch mit 65,60 m wieder die Spitzenposition erringt.

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Dann aber setzt die ARD wieder ein, faßt das bisherige Geschehen im Diskusring nochmals zusammen. Der sechste Durchgang übertrifft dann alles an Dramatik.  Zunächst schleudert Bruder Christoph Harting die 2-kg-Scheibe auf  66,41 m.

Christoph Tafel

Das scheint der Sieg zu sein. Und ich denke mit Schrecken an meine Kollegen in Kassel. Ein Sieger, der nicht spricht. Ein Albtraum für Journalisten. Aber Christoph hatte es immer wieder gesagt: „ Ich gebe im Sommer keine Interviews.“ Und nach der aktuellen dpa-Meldung hat er das wohl nun auf das ganze Jahr ausgedehnt.  Warum? Ich weiß es nicht. Ich kann mich an ein eigenes Gespräch vor einigen Jahren erinnern, bei der Vorstellung des Berlin-Teams in der Berliner Spielbank am Potsdamer Platz. Da sprach er mit mir, und ich bekam es auch hin, ihn zu lockern. Nun aber verschließt er sich, warum auch immer. Man darf gar nicht vorausschauen:  Was würde sein, wenn Christoph Harting in Rio Gold holt und stumm wie ein Fisch bleibt? Aber das ist bisher nur ein Albtraum.

Zurück zur Realität nach Kassel. Der letzte Wurf des Robert Harting wird im Fernsehen zelebriert. Und dann ist es wie früher.  Der 2,01- m-Hüne geht in den Ring, läßt die Scheibe fliegen und schreit, schreit, als könne er sie damit noch weiter treiben. Aber da weiß er schon, daß es weit gehen wird. „ Ich habe gespürt, daß günstiger Wind aufkam, wollte deshalb auch so schnell wie möglich in den Ring“. Und der Wind hilft auch ein wenig, um diese Zahl auf die Videowand zu werfen:  68,04 m.

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Robert Harting geht auf die Knie, schlägt die Fäuste auf den Rasen und kann es  selbst zunächst nicht fassen.

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Damit ist der Meistertitel gesichert, und, noch viel wichtiger, das Flugticket nach Rio.

Die Leidenszeit nach dem Kreuzbandriß 2014 hat endlich ein Ende. Und nun sprudelt es aus ihm heraus, verzückt er die fragenden Journalisten mit seiner Wortgewalt, mit seinen oft so klugen Worten, die so gar nicht dem normalen Äußerungen anderer Sportler ähneln.

Für leichtathletik.de  gibt er dem Ex-Stabhochspringer Michael Stolle ein langes Videointerview, nachzulesen und zu hören bei „Leichtathletik.TV“.

Heute am Montag surfe ich durchs Netz und sehe, daß sich vieles um Robert Harting dreht. So hat  Saskia Aleythe am 20. Juni für die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel: „ Der neue Harting kämpft gegen sein altes Ich“ einen lesenswerten Artikel geschrieben.

Und ein Ex-Diskuswerfer, Alwin Wagner, der von 1981 bis 1985 deutscher Meister im Diskuswerfen war und 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles einen sechsten Platz belegte,  möchte seine Begeisterung über den live in Kassel erlebten Wettkampf auch mit anderen teilen und stellt einige Fotos ins Netz, die ich in dieser Geschichte bringen darf.

Robert Harting aber „grüßt“ aus der Eiskammer, und bereitet sich auf die nächsten Wettkämpfe in Schweden und in Zeulenroda vor. Danach aber wird eisern trainiert. In Rio will er wieder ganz vorn mitmischen. Ist er wieder so emotional wie in Kassel an diesem Sonntag, dann ist ihm alles zuzutrauen.

Peter Grau

(Fotos:  Alwin Wagner)

Gesa Felicitas Krause: Fühlt sich wohl auf der Hindernisstrecke

 

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Gesa Felicitas Krause (Foto: Dirk Gantenberg)

Gesa Felicitas Krause dominierte die 3000 m Hindernis am 18. Juni 2016 bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel im Alleingang. Ungefährdet vor dem Feld holte sich die Hessin in 9:31:00 min den Meistertitel.  Zuvor hatte sie wochenlang auf dem Werbeplakat der Meisterschaften geprangt.

Und kurz vor den Meisterschaften hatte mein Journalistenkollege Berthold Mertes für den Bonner Generalanzeiger ein Interview mit der WM-Dritten von Peking geführt, welches ich in Auszügen nachfolgend veröffentlichen darf.

Gesa Krause: Sport macht nur ohne Manipulation Sinn

Gesa Foto von Dirk Gantenberg

(Foto:  Dirk Gantenberg)

Bonn, 18. Juni 2016.   Sensibel, höflich, bescheiden: So wirkt Leichtathletin Gesa Krause bei dem Treffen auf ihrer Heim-Trainingsanlage in Frankfurt-Niederrad. Irgendwie auch zerbrechlich während ihrer Steigerungsläufe auf der Kunststoffbahn. Im Gespräch nach der Übungseinheit: Die zierliche Person, die 2015 mit WM-Bronze über 3000 Meter Hindernis eine 15 Jahre währende Medaillenflaute deutscher Läufer beendet hat, strahlt unglaubliche Energie aus. Krause ist fokussiert auf Erfolg. Und sie hat einen Plan. Über den für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sprach sie mit Berthold Mertes – und über den Caipirinha danach.

Frau Krause, Sie haben 2015 in Peking die erste deutsche Laufmedaille bei einem Weltereignis seit Nils Schumanns 800-Meter-Gold von Sydney 2000 gewonnen. Träumen Sie noch öfter davon?

Gesa Krause: Ich hatte die Bilder lange präsent. Es war nicht wie sonst: Wettkampf abhaken und an den nächsten denken. Über die Wintermonate ist das WM-Rennen aus den Gedanken herausgerückt, weil ich mich mehr mit dem Training für die neue Saison beschäftigt habe.

Schildern Sie doch mal Ihre Olympiavorbereitung.

Krause: Seit dem Herbst bis zu den Spielen im August in Rio gehören fünf je dreiwöchige Höhentrainingslager dazu, vier davon habe ich jetzt hinter mir. Täglich trainiere ich bis zu dreimal, dabei neben den Laufeinheiten auch reichlich Athletik.

Insofern müssen Sie froh sein, vor den deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende ein wenig durchzuschnaufen, oder?

Krause: Ja, das gibt mir Zeit für Dinge, die auch zum Sport gehören: PR-Termine, Interviews für Radio, Fernsehen oder Zeitschriften. Damit fülle ich lockere Wochen so, dass ich mich nicht nutzlos fühle.

Rund 15 000 Menschen folgen Ihnen auf Facebook. Dort gewähren Sie Einblick in Ihren Profi-Alltag. Warum tun Sie das?

Krause: Ich versuche, den Alltag eines Sportlers zu zeigen, denn ich habe schon oft die Frage gestellt bekommen: Fängst du im April wieder mit dem Training an? Deshalb zeige ich, dass eine Saisonvorbereitung bereits im Oktober beginnt. Dass wir sehr viel unterwegs sind. Und dass Kenia für mich nicht Sonne, Strand und Urlaub bedeutet.

Sondern?

Krause: Knallharte Arbeit.

Hilft dabei das Kopfkino vom WM-Bronze?

Krause: Klar sind das Bilder, die sich bei harten Tempoläufen im Kopf abspielen. Aber das wird verstärkt erst wieder vor Olympia kommen. Jetzt will ich zunächst wieder deutsche Meisterin werden, dann kommt die EM – erst danach rückt Olympia in mein Blickfeld. Ich denke immer von Ziel zu Ziel. Vor Rio entwickelt sich eine neue Traumvorstellung.

Nach WM-Bronze hören Sie bestimmt öfter: „Und in Rio holst du Gold.“ Wie empfinden Sie das?

Krause: Das ist ja motivierend gemeint. Aber ich sage dann immer: Ich gebe mein Bestes. Ich bin Realist und kämpfe bis zum letzten Tag um die absolut beste Form.

Zum deutschen Rekord – 9:18,54 Minuten von Antje Möldner-Schmidt – fehlten Ihnen in Peking 71 Hundertstelsekunden – wann fällt er?

Krause: Den Rekord habe ich schon lange Zeit vor Augen. Er ist definitiv ein Ziel für dieses Jahr. Unter 9:15 sollte es schon gehen. Zumal die Top Drei der Welt zwischen 9:00 und 9:10 Minuten laufen können.

Mit welchem Plan wollen Sie denn eine Olympiamedaille gewinnen?

Krause: Bisher ist es mir immer sehr gut gelungen, mein Potenzial auszuschöpfen. Auf den 15. August 2016 (Krauses Olympiafinale, die Red.) kommt es an. Alles ist auf diesen Tag X ausgerichtet.

Und irgendwann wollen Sie ganz oben stehen, die Hymne hören?

Krause: Definitiv ja. Das ist meine Triebfeder, auch wenn ich dieses Jahr davon noch entfernt bin. Ich bin noch jung, es steckt viel Potenzial in mir, das herausgekitzelt werden will. Meine Zeit kommt noch. Irgendwann will ich nicht die Erste sein, die sich anstellt, sondern ganz vorne sein.

Wie ist es, im Läuferland  Kenia zu trainieren, die Athleten dort zu erleben und kennenzulernen?

Krause: Es ist beeindruckend für die Psyche und wirkt sich auf die eigene Einstellung aus. Weil die Menschen mit einem Lächeln auf den Platz gehen. Und dann rennen sie einfach, bis sie nicht mehr können. Das muss man sich zu Herzen nehmen. Denn unser Sport ist ein Knochenjob. Ist mit Schmerz und Leid verbunden. Ich bin immer froh, wenn ich die Trainingslager hinter mir habe. Aber ich weiß halt, dass dieses harte Training mich besser macht.

Ist die Bereitschaft der Afrikaner, sich zu quälen, stärker ausgeprägt als bei Mitteleuropäern?

Krause: Ja. Vereinzelt bringen Menschen sie auch hier mit.

Wie Sie zum Beispiel. Warum eigentlich?

Krause: Das hat mit Leidenschaft zu tun. Wenn einem etwas wichtig ist, nimmt man auch mehr Strapazen auf sich.

Warum sind Sie Läuferin?

Krause: Ich habe als Schülerin auch Stabhochsprung ausprobiert. Alles außer Hammerwurf und Dreisprung. Aber ich war schon immer relativ klein und zierlich. Ich bin kein geborener Sprinter, war aber von Beginn an recht gut über die Mittelstrecke. Also blieb nur das Laufen übrig. Die Vielseitigkeit in jungen Jahren hat gut getan – deshalb bin ich heute vielleicht auf der Hindernisstrecke zu Hause.

Seit 2009 werden Sie von Wolfgang Heinig (aktuell Bundestrainer für alle Laufdisziplinen ab 800 Meter) betreut. Welche Rolle spielt er?

Krause: Er hat mich als hessischer Landestrainer von Dillenburg nach Frankfurt geholt und mir angeboten, aufs Sportinternat zu gehen. Das war die wichtigste Entscheidung. Er hat mir den Weg aufgezeigt. Er hat einen Plan, wie man Leistung entwickelt – fundiert, strukturiert und zielstrebig. Das war mir gleich plausibel.

Sind Sie ein Kopfmensch?

Krause: Auf jeden Fall. Auch wenn mir das in jungen Jahren noch nicht bewusst war.

Bleibt noch Zeit für Genuss?

Krause: Ja, ich koche sehr gerne, wenn die Zeit es erlaubt, und mag frisches Essen. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, aber ich trinke auch gerne einmal ein Glas Rotwein zum Essen.

Doping beeinträchtigt stärker denn je die Leichtathletik. Russische Athleten haben betrogen, was das Zeug hält. Auch Kenia steht im Zwielicht. Wie empfinden Sie das?

Krause: Russland macht mich sprachlos. Wöchentlich kommen neue Meldungen. Man kann derzeit keinem Sportler von dort vertrauen. Es tut mir leid für den einen oder anderen sauberen Athleten, den es vielleicht auch in Russland gibt. Aber ich habe inzwischen keine Lust mehr, mir das anzuschauen und darüber zu lesen.

Was erschüttert Sie am meisten?

Krause: Es ist eine Schande, dass dieses System offenbar vom Staat instruiert ist. Dass fast alle unter einer Decke stecken.

Und in Kenia?

Krause: Dort ist die Führung das Problem, bei den Russen sind es inzwischen die Athleten selbst, weil der Staat sie über Jahrzehnte zu Betrügern gemacht hat. In Kenia wirkt alles unorganisiert, Verbandsfunktionäre kochen ihr Süppchen. Und es kommt mir so vor, dass die dopenden Athleten meistens aus der dritten und vierten Reihe kommen. Weil sie sich ein bisschen Geld verdienen wollen.

Stört es Sie, wenn Leute sagen, ohne Doping ließe sich keine Medaille in der Leichtathletik gewinnen?

Krause: Na klar. Vor allem finde ich es unfair, dass wir und Athleten einiger Nationen 24 Stunden rund um die Uhr überwacht werden. Wir melden der Nationalen Anti Doping Agentur, wo wir sind, was wir machen. Dagegen kriegt man es anderswo nicht auf die Reihe, den Athleten beizubringen, dass Kontrollen und harte Strafen notwendig sind – weil der Sport nur ohne Manipulation Sinn macht.

Sind Sie dafür, dass Russlands und Kenias Leichtathleten in Rio nicht starten?

Krause: Bei den Russen fände ich es sehr grenzwertig, wenn sie am Ende doch noch zugelassen würden. Dagegen kann ich mir bei den Kenianern nicht vorstellen, dass sie ausgeschlossen werden.

Was hat sich für Sie seit WM-Bronze verändert?

Krause: Es gab ein paar Fernsehauftritte, die Zahl der facebook-Follower hat sich erhöht, aber in puncto Sponsoren ist leider nichts passiert.

Obwohl Sie zu Deutschlands Leichtathletin des Jahres gewählt wurden?

Krause: Die bestehenden Partnerschaften haben sich gefestigt, aber es kam nichts Neues dazu. Der Verein und der Ausrüster – das sind meine einzigen Sponsoren, und natürlich die Bundeswehr. Im Prinzip habe ich diese drei Arbeitgeber.

Laufsternchen Sabrina Mockenhaupt oder Eisschnellläuferin Anni Freisinger haben mit Modeln mehr Geld verdient als mit dem Sport. Wäre ein solches Parallel-Engagement etwas für Sie?

Krause: Darüber habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht. Bis 30 will ich den Sport definitiv machen. Ich hoffe, dass sich in dieser Zeit die eine oder andere Tür öffnet.

Über die Karriere nach der Karriere machen Sie sich noch keine Gedanken?

Krause: Es gibt Tage, an denen ich grüble, ob ich in meinem Fernstudium der Wirtschaftspsychologie vielleicht etwas schneller vorwärts komme. Aber Laufen ist momentan ein Fulltime-Job. In den letzten beiden Jahren ist mir das sehr deutlich geworden.

Brasilien steckt in einer gesellschaftlichen Krise. Gehört Olympia dorthin?

Krause: Es ist immer so, wenn die Spiele in weniger entwickelte Länder vergeben werden, dass es Volksgruppen gibt, die darunter leiden. Leider trifft es dann meistens die Armen. Auch wenn ich mir selbstverständlich darüber Gedanken mache: Was soll ich tun? Ich trainiere mein ganzes Leben für Olympia. Das ist mein Job. So hart es klingt: Deshalb kann ich darauf auch leider keine Rücksicht nehmen. Ich muss an mich selbst denken.

Machen Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit wegen des Zika-Virus?

Krause: Ich mache mir keinen großen Kopf darüber. Für die Leute, die in verschmutztes Wasser müssen, sieht die Sache sicherlich anders aus.

Angst vor Terror?

Krause: Habe ich nicht. Ich denke immer positiv. Es kann dich überall erwischen, nicht zuletzt bei einem Trip in eine europäische Metropole, auch in Frankfurt. Das ist ein grundsätzliches Problem, mit dem wir heute leben müssen. Alles weitere ist Schicksal. Vielleicht bin ich in Rio nicht so viel alleine außerhalb des Dorfes unterwegs wie in London. Ich werde auch nicht mit Schmuck an der Copacabana herumlaufen.

Nach den Spielen in London waren Sie total erschöpft und reisten früher ab als geplant. Wie kam das?

Krause: Damals wollte ich unbedingt dortbleiben und gemeinsam mit der gesamten Mannschaft die Heimreise mit dem Schiff antreten. Doch ich war emotional und körperlich völlig ausgelaugt, wollte plötzlich nur noch nach Hause. Wenn man das ganze Jahr auf ein großes Ziel hinarbeitet, folgt danach ein unglaublicher Spannungsabfall.

Für Rio schließen Sie einen solchen Zusammenbruch aus?

Krause: Jetzt bin ich vier Jahre älter und habe einen festen Platz im deutschen Team, kenne die Leute besser und habe meinen Coach dabei. Ich bleibe diesmal definitiv bis zum Ende der Spiele. Das Erlebnis Olympia will ich mitnehmen.

Wie genießen Sie den Abschluss?

Krause: An der Copacabana mit einem Caipirinha – das ist sowieso mein Lieblingscocktail.

(Auszüge aus einen von Berthold Mertes geführten und am 18. Juni 2016 im „ Bonner Generalanzeiger“ erschienenen Interview.  Nachzulesen auch auf der Webseite der Tageszeitung unter www.general-anzeiger-bonn.de)

Berthold Mertes klein Porträtfoto

Berthold Mertes

Start an der Birkenallee: Mit dem Fahrrad auf meinen Laufspuren

In früheren Jahren traf sich eine größere Laufgruppe jeden Sonntag am Rande des Neuruppiner Stadtparks, an der Birkenallee. Damals war ich immer mittendrin, und dachte, daß es auch später mal so sein würde. Doch die Mitstreiter wurden immer weniger und ich lief auch nur noch sporadisch. Deshalb kam mir nun der Gedanke, mich mit dem Fahrrad auf die Laufspuren zu begeben. Einmal, um die Natur zu genießen, und zum anderen, um vielleicht die Laufbegeisterung wiederzuerwecken.

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Anfangs steht nur eine Birke an der Startlinie,

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doch bald werden es mehr:

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Nach rund 150 Metern langte ich am Goldfischteich an, war nun mitten im Stadtpark.

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Auf der anderen Seite führte ein Weg Richtung See. Dort lag und liegt auch heute noch die Sprintübungsstrecke des Neuruppiner Leichtathletik-Clubs. legten und legen solche Alterssportler wie Brigitte Schommler die Grundlagen dafür, um Medaillen auf nationaler und internationaler Ebene einzusammeln.

 

Weiter führt der Weg, immer am Ufer des Ruppiner Sees entlang. Manchmal ist der Blick zum Wasser von vielen Bäumen versperrt, manchmal ist der Blick frei, wie hier dicht am Weinberg. Dort wächst zwar kein Wein, aber früher haben ihn die Neuruppiner im Winter, wenn es denn Schnee gab, als Rodelberg zur rasanten Abfahrt genutzt.

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Heute liegt kein Schnee. Vielmehr komme ich mit einem Berliner Pärchen ins Gespräch, die auf Schusters Rappen unterwegs sind und noch bis zum Kalksee in Binenwalde wandern wollen. Sehr weit weg ist das Ziel, doch schon bisher sind die Berliner, die aus Tempelhof kommen, von der Landschaft begeistert. Und auch ihre kurze Stippvisite im Ort Neuruppin ließ sie schwärmen. Und ich konnte mit meinen Kenntnissen über frühere Zeiten, als sowohl in der Stadt als auch in den Kasernen außerhalb der Stadt sehr viele Soldaten und Offiziere der Roten Armee ihre Unterkünfte hatten, überzeugen. Hier ganz in der Nähe haben die Sowjets, wie man sie damals auch nannte, die gerade gefangenen Fische gebraten, während wir vorbeiliefen. Lang, lang ist es her.

Und lang ist es auch her, als wir nach dem Abzug der Roten Armee in einem der nun fast zugewachsenen kleinen Seen im Stadtpark einen „Saporoshez“ linkerhand im Wasser liegen sahen, einen sowjetischen Kleinwagen mit 40 PS, den man u.a. auch „Zappelfrosch“ nannte.

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Schade drum, aber zu dieser Zeit waren „Westautos“ die großen Rennen für die Ex-DDR-Bürger.

Nach rund 5 Kilometern komme ich hinein in den Ort Alt Ruppin, d.h. fahre durch eine kurze Straße, die von kleinen und größeren Häusern gesäumt ist.

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Am Ende der Straße steht links ein Riesenbau, das ehemalige Hotel „Hubertus“.

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„ Lang ist er her, und vergeblich haben seitdem verschiedene Investoren versucht, aus dem Bau etwas Nützliches zu machen. Die Handwerkskammer hatte mal vor, hier zu bauen, doch auch daraus wurde nichts. Nun wartet das Hotel auf den Prinzen, der es wach küßt.

Die viel befahrene große Straße zwischen Neuruppin und Alt Ruppin überquere ich, und weiter geht es Richtung Schleuse.

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Hier auf der Asphaltraße ließ es sich immer besonders schnell laufen, kann ich mich erinnern.

Bald ist die Schleuse Altruppin erreicht.

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Aus neuerer Zeit kann ich mich daran erinnern, daß ich hier von der Brücke die Fußballer von RB Leipzig fotografierte, die u.a. mit Ex-Stabhochspringer Tim Lobinger sich als Kanuten übten. (siehe auch „Wiedersehen mit Tim Lobinger“   unter “ Treffs mit Leichtahtleten“ )

Weiter führt der Weg Richtung Molchow vorbei an einem großen Backsteinbau. Hier restauriert Tischlermeister Manfred Neumann Möbel und verkauft Antiquitäten.

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Und ab und an werden hier auch Konzerte aufgeführt. Wir haben dort vor einiger Zeit den Pianisten Axel Zwingenberger gehört. Zum Konzert der Polkaholics bekamen wir leider keine Eintrittskarten mehr.

Etwa 150 danach biege ich von der Asphaltstraße ab und wähle den romantischeren Weg direkt unten am See.

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An der Badestelle in Molchow will ich zwar diesmal nicht baden, aber geschwommen bin ich damals öfters hier.

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Später komme ich zunächst am ehemaligen Kaffee vorbei, das aber nicht mehr existiert.

Aber es hat guten Ersatz gefunden und das Schild „River Cafe“ weist darauf hin.

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Auf der gepflasterten Dorfstraße führt der Weg zum Ortskern.

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Und dann geht es auf einem schmalen Weg hinunter zur Molchowbrücke.

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Von der Brücke schaut das Wasser, auf der einen Seite der Molchowsee und auf der anderen Seite der Teetzensee, heute zwar etwas düster aus, aber jedes Wetter hat seine Reize.

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Nach der Brücke sind es nur noch wenige Meter bis zum neuen River Cafe.

Einige Boote ankern dort:

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Urlaubsgäste staken in ihrem Kajak nach Kaffee und Kuchen wieder von dannen:

 

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Ich aber kehre heute nicht ein.

Auch wenn ich den Weg nicht kennen würde, hätte ich keine Orientierungsschwierigkeiten. Auf einem Wegweiser kann ich mir aussuchen, wohin ich fahren will. Ich wähle Neuruppin.

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Ich radle weiter auf dem bekannten Laufweg früherer Zeiten und erinnere mich daran, daß wir gerade hier oft das Tempo anzogen, um die Laufpartner ein wenig herauszufordern.

Das Fahrradfahren ist dagegen keine Herausforderung, zumal ich jetzt vom Waldboden auf den asphaltierten neuen Radweg wechsele.

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Auf dem Foto sieht er recht eben aus, doch das täuscht. Im Lauf der letzten Jahre ist er leider durch zahlreiche Unebenheiten, hervorgerufen von Baumwurzeln, nur noch mit Vorsicht zu befahren.

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Bald bin ich wieder an der Schleuse und kann nun den gleichen Weg wie vorhin nehmen.

Ein schöner Ausflug, beladen mit vielen Erinnerungen, geht damit zuende.

Peter Grau

Die Kunst, Fotos auf der Homepage einzubauen

In meiner Jugend habe ich mit diesem Fotoapparat  gearbeitet, d.h. ich habe damit schöne Papierfotos in Schwarz-Weiß  gemacht:

Foto Peter klein

Viele Jahre später, als Journalist, habe ich dann nur Texte fabriziert und die Fotoarbeit den echten Fotografen überlassen. Doch nun, bei meiner eigenen Homepage, entdecke ich, daß das Fotografieren Spaß macht. Anfangs verwendete ich dazu die kleine Digitalkamera

Panasonic   Lumix DMC-FS56.Lumix erste Kamera

Doch spätestens, als ich merkte, daß ich die Ente und ihre 10 gerade geschlüpften Küken auf unserem Glasdach nicht richtig „heranzoomen“ konnte, dachte ich um. Es sollte eine bessere Kamera sein. Doch wie findet man die Richtige aus der Vielfalt des Angebots?

Bei den Halleschen Werfertagen nutzte ich eine freie Stunde, um in den Media-Markt zu gehen und mich dort beraten zu lassen. Der freundliche Verkäufer gab mir folgenden Tip:  Eine Canon-Kamera,  „ Canon SX 540“ , mit einem 50er Zoom wäre für meine Zwecke das Richtige.  Diesen Tip speicherte ich im Kopf, und  mein Fotografen-Freund Dirk Gantenberg bestätigte mir, daß es ein guter Tip sei.

Zurück in Neuruppin wandte ich mich an das Fachgeschäft „ Expert“ und erkundigte mich per Internet, ob dort diese Kamera vorrätig sei. Man verneinte, bot mir aber Hilfe beim Bestellen an und verwies auch auf andere Kameras. Doch ich wollte die „Canon“ und nahm mir vor, meine Fahrt am 9. Juni 2016   zur ISTAF-Pressekonferenz zu nutzen, um anschließend im Spandauer Mediamarkt die Canon zu kaufen. Einen Tag zuvor aber brachte „General Zufall“ die Wende.

Bei einem meiner normalen Friedhofsgänge – die Pflanzen an zwei Gräbern brauchen immer Wasser – sah ich dort ein Pärchen fotografierender Weise. Ich sprach die Dame an, weil ihr Fotoapparat meiner angepeilten „Canon“ ähnlich war. Und dann konnte ich den Redefluß der Dame nicht mehr stoppen. Sie hatte gerade eine neue Kamera im Neuruppiner „Expert“ erstanden und war des Lobes voll. Die Kamera:    Panasonic Lumix FZ72.    

Am gleichen Tag fuhr ich zum „Expert“ und erstand dort bei Herrn Wetzel die letzte Kamera.

Panasonic Lumix neu

Und dann fotografierte ich schon am nächsten Tag auf der ISTAF-Pressekonferenz „lustig“ vor mich hin. Zwar merkte ich beim Einarbeiten der Fotos auf meine Homepage, daß der neue Apparat größere, andere Fotos macht als der Vorgänger. Ich hatte wieder mehr zu tun, um die Fotos so zu verkleinern, damit sie vom System der Homepage angenommen wurden. Aber ich meinte, daß alles in Ordnung sei.

War es aber nicht. Einer paßte auf und schickte mir eine Nachricht: „ Deine Fotos sind alle unscharf. Du mußt die Verschlußzeit der Kamera verkürzen. Außerdem mal die Fotos auf wetransfer  hochladen.“ Wer aber war der Schreiber?  Robert Harting, der Diskuswerfer. Und ich war ihm dankbar für die konstruktive Kritik. Nun gilt es, weiter daran zu arbeiten. Das Gute ist, daß ich ja die Fotos auf meiner Homepage immer wieder ersetzen kann.

Und einen Tip habe ich noch: einfach die Fotos einmal anklicken. Dann werden sie nicht nur größer, sondern auch schärfer.

Peter Grau