Am Donnerstag (24.7.) beginnen die zwei tollen Tage in und um Berlin. 14.30 Uhr Abfahrt mit Ulrike , 16 Uhr Ankunft Berlin-Kastanienallee, Parkplatz direkt an der Zionskirche gefunden. Von dort die Kastanienallee Richtung U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute Eberswalder Straße) spaziert, an alte Zeiten um 1960 gedacht, als ich hier ganz in der Nähe in der Lychener Straße bei Frau Rosniewski mein möbliertes Zimmer hatte. Damals machte ich oft Halt beim Currywurst-Stand von Konopke. Den gibt es auch heute noch , deshalb gönnen wir uns dort jeder eine Wurst mit Kartoffelsalat. Gestärkt geht es zum Treffpunkt für Ulrike , der Sprachschule. Eine Stunde hospiziert sie im Unterricht von Deutschlehrerin Petra, bewertet später den Unterricht. Gemeinsam gehen wird noch kurz zur Zionskirche. Dort bin ich erstmals in meinem Leben gewesen, sprach mit dem Kirchenangestellten, der mir von 1989 erzählte, als sich in der Zionskirche oft Oppositionelle trafen.
Zurück fahren wir vorbei an der Rheinsberger Straße, wo mein Studienkollege Hans-Dieter Möhling in der Rheinsberger Straße direkt in der Sperrzone, dicht an der Bernauer Straße wohnte. Heute hat die Bernauer Straße ein völlig anderes Gesicht. An früher soll der Mauerpark direkt am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark erinnern. Das große Sportstadion, in welchem ich selbst 10.000-m-Wettkämpfe bestritt und meine Tochter Petra am BZA-Lauf teilnahm, wird leider abgerissen und soll neu gebaut werden.
Weiter führt die Rückfahrt unter der U-Bahnlinie hindurch bis zur Kreuzung Prenzlauer Straße und dann Richtung Autobahn. Getankt wird auch, für 1,63 Euro pro Liter. Und wir gönnen uns beide eine Bockwurst mit Brötchen und Senf. Gestärkt geht es auf die Autobahn. 18 Uhr sind wir in Neuruppin und bereiten uns auf den nächsten Reisetag vor.
Auf der Eberswalder Straße waren wir ja heute schon. Morgen fahren wir nach Eberswalde. Das bietet sich an, weil Ulrike dort einen Arbeitstermin hat.
Abfahrt am Freitag (25.7.) 8.30 Uhr, ca. 80 km nach Eberswalde, über Alt Ruppin, Grieben, Löwenberg, Liebenberg bis ins Zentrum von Eberswalde, dicht an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung, so der moderne Name. Beim Bäcker Wiese sitzt schon Luis, der Mexikaner, der an der Hochschule arbeitet. Wir trinken einen Kaffee , essen ein Stück Kuchen, die beiden Experten reden über die kommende Sitzung. 11 Uhr beginnt sie, ich habe 2 Stunden Zeit zum Stadtbummel. Dicht an der Kirche ruft eine Bank „Setz Dich doch“, und diese Bitte nehme ich dankbar an. Rückweg zur Bäckerei über den Markt, durch ein altes Viertel, alles ähnlich wie in Neuruppin. Ulrike und Luis kommen bald, mit dem Auto geht es Richtung Berlin-Karlshorst. Auf einer für mich völlig neuen Route, u.a. über Werneuchen. Das Schild Blumberg zeigt mir an, dass ich schon mal hier war. Es war der Wendepunkt der 25-km-Strecke „Quer durch Weißensee“. Damals lief ich meine Bestzeit von 1:45 h. Die Strecke führte vom Stadion Buschallee Weißensee, durch Ahrensfelde, kurz über die Autobahnbrücke und dann zurück. Davon existiert ein sehr schönes Foto einer Vierergruppe, mit mir und mit Dieter Gummelt, und unser „Höllentempo“ ist sichtbar.
Wir fahren also mit dem Auto den Streckenabschnitt durch Ahrensfelde ab, biegen dann in die Märkische Allee, wir sind in Marzahn im Norden Berlins. Links stehen die Häuser, rechts fährt die S-Bahn. Zwischenziel ist der Bahnhof Lichtenberg, wo wir Luis verabschieden. Dann fahre ich mit Ulrike durch unser „altes“ Wohnviertel, vorbei am Zachertsportplatz, durch die Lincolnstraße, die Sophienstraße, dann zurück durch die Volkradstraße, vorbei an der Mellenseestraße bis zum Friedhof in Karlshorst. Auf dem Urnengrab, wo meine beiden Ehefrauen Elke und Ruth ihre letzte Ruhe gefunden haben, blüht es in allen Farben.
Weiter fahren wir Richtung S-Bahnhof Karlshorst, rechts in die Ehrlichstraße hinein. Ulrike steigt aus, geht zur Apotheke und wen trifft sie dort? Lucas Böttcher, Sohn des Malers Strawalde, der für seinen Vater gerade Tabletten holt. Welch Zufall, denn das Haus von Lucas ist ja Ulrikes Ziel. Kurze Besichtigung des Gartens mit einer kleinen Bühne für Konzerte, einem Wohnwagen und vorn dem Haus, wo nachher das Klassentreffen stattfindet. Ich aber verabschiede mich, spaziere noch kurz zum Traberweg und denke zurück, als ich mit der Laufgruppe von Borussia Friedrichsfelde dort während unserer Trainingsrunden vorbeikam.
Nun aber bevorzuge ich das Auto. Um dem Verkehr in der Treskowallee zu entgehen, wähle ich eine andere Strecke und das werde ich büßen. Blockdammweg, rechts Richtung Ostkreuz, Versuch, in die Schlichtallee hineinzufahren. Zwar steht auf einem Schild „nur bis zur Polizeidirektion“ , aber ich riskiere es. Muß aber umkehren, fahre zurück Richtung Treskowallee. Hier ist kürzlich eine Straßenbrücke abgerissen worden, die Kreuzung ist jetzt gut passierbar. Ich fahre die Treskowallee Richtung S-Bahnhof Karlshorst , vorbei an meiner früheren Wohnung geradeüber der Trabrennbahn. Doch dann lese ich im Navi „8 min Verzögerung“. Die Autos bewegen sich nur ganz langsam, ich verliere die Nerven und biege wieder in die Ehrlichstraße , also zurück zum Ausgangspunkt, der Villa von Lucas. Nochmals Blockdammweg, wieder rechts herum auf die Hauptstraße, vorbei am Kraftwerk Klingenberg, am Knast, an neuen Wohnbauten. Diesmal biege ich an der Schlichtallee nicht ab. Stehe etwas im Stau und lese: „18 min Verzögerung“. Das will ich nicht erdulden, fahre unter der S-Bahnstrecke hindurch und biege gleich rechts ab in die Nöldnerstraße. Vorbei am Blumenladen, am Haus meiner früheren Hausärztin, vorbei an der Kirche und dann bis zur Weitlingstraße. Zwischendurch stehen überall neue Häuser, in 30 Jahren hat sich viel getan. Wenig Neues sehe ich in der Weitlingstraße. Nun bin ich wieder am Bahnhof Lichtenberg, wo wir vor einigen Stunden Luis abgeliefert haben. Mein Vorhaben, Richtung Rhinstraße zu fahren, führe ich nicht aus, sondern fahre Richtung Alexanderplatz, werde vom Navi am Ringcenter nach rechts in die Möllendorfstraße geführt. Dann nehme ich erstmals das Angebot wahr, in die Storkower Straße zu fahren. Und wieder staune ich über die vielen Neubauten, verpasse dadurch beinahe meine alte Arbeitsstätte beim DTSB (Deutscher Turn-und Sportbund). Aber ich erkenne das Gebäude noch. Und auch die Kniprode Straße ist mir noch bekannt, weil dort früher mal eine Freundin wohnte. Wichtig ist aber jetzt, dass kein Stau mehr kommt. Bald bin ich auf der Prenzlauer Promenade, dort, wo ich erst gestern mit Ulrike an der Tankstelle eine Bockwurst gegessen habe. Endlich bin ich auf der Autobahn. Nun scheint die lange Rücktour gut beendet. Aber zu früh gefreut. Kurz vor der Raststätte Linumer Bruch erwischt mich und die anderen Autofahrer ein Wolkenbruch, die Sicht geht gegen Null. Glücklicherweise erwische ich die Ausfahrt zur Raststätte, kann abwarten, bis es nicht mehr regnet. Es dauert 10 min, dann will ich weiterfahren. Zündschlüssel gedreht, dann ertönt ein Dauerton und auf dem Display steht: „Feststellbremse lösen“. Was tun? Es ist ein Automatikauto, und ich muß erst in der Gebrauchsanweisung nachsehen, was diese Warnung bedeutet. Doch ich finde nichts, versuche nochmals das Auto in Gang zu setzen, aber vergebens. Steige aus dem Auto, noch regnet es etwas. Ich entdecke nichts am Auto, will einen in der Nähe parkenden Autofahrer um Rat bitten. Vorher aber setze ich mich nochmals ins Auto, und Überraschung: Der Dauerton ist weg, die Warnschrift auf dem Display auch. Ich fahre und bin sehr glücklich. Nun passiert nichts mehr, 18.30 Uhr, nach 2 ½ Stunden, bin ich wieder in Neuruppin. Die zwei tollen Tage sind geschafft.
Und ein Zusatz. Sonnabend ist für mich Ruhetag, am Sonntag (27.7.) fahre ich wieder Richtung Berlin, bringe Ulrike zum Bahnhof Spandau, wo sie 11.46 Uhr in den Flixtrain einsteigt, der sie nach Köln bringen wird. 18 Uhr fährt ihr Zug in Köln- Hauptbahnhof ein. Ihre Nichte Paulie holt sie ab und gemeinsam fahren sie zum Schokoladenmuseum, parken dort den Koffer, wollen noch eine halbe Stunde am Rhein sitzen. Doch etwas kommt dazwischen: ein Wolkenbruch.
Regen, das ist das Thema des Sonntags. In Paris fängt es auf der Schlußetappe der Tour des France 20 km vor dem Schlußspurt an zu regnen. Die Fahrer aber fahren zumindest in der Spitzengruppe „volle Lotte“, teilweise auf Kopfsteinpflaster. Und zum Glück stürzt keiner. Begeisternd das Publikum, trotz Regen. Eine große Tour de France!