An diesem Sonntag, dem 15. September 2024, will ich endlich mir mit eigenen Augen ansehen, was an der Stelle des Palastes der Republik im Zentrum Berlins seine Heimstatt gefunden hat. Das Schloß oder das Humboldt Forum, gleich wie man es nennt. Ich bin gespannt.
Aus Neuruppin kommend, fahre ich zunächst die Prenzlauer Allee entlang, staune, was in der Nähe meiner ehemaligen Wohnung in der Metzer Straße für ein Riesenhaus entsteht. Gut sind rote Ampeln, um kurz zu fotografieren. Der Fernsehturm blickt mir freundlich entgegen. Vorbei am Berliner Verlag, wo ich früher auch mal für die Berliner Zeitung Korrektur gelesen habe, bin ich gleich am Alexanderplatz. Dominiert wird der von Baukränen, Neues entsteht. An der Längsseite des Roten Rathauses blicke ich auf das Nikolai-Viertel. Ich fahre Richtung Spandauer Straße, vorbei an meiner Uni. Dann weiter über Hackeschen Markt, Ackerstraße, Rosenthaler Platz, zurück Richtung Alex und dann finde ich plötzlich direkt neben der S-Bahnstrecke einen Parkplatz. Zwar kostet die Stunde 4 Euro, aber das leiste ich mir.
Diese Stunde muß reichen, um zu Fuß das „Revier“ zu erkunden. Vorbei am altehrwürdigen Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät spaziere ich Richtung Berliner Dom. Der Goldschmied, bei dem ich 1969 unsere goldenen Eheringe anfertigen ließ, ist erwartungsgemäß nicht mehr dort. Büros haben seinen Platz eingenommen. Aber ich fühle mich schnell zuhause, laufe über die Brücke, blicke rechts auf die Museumsinsel und links auf den Berliner Dom. Und wohltuend finde ich, wieviel Leute, Einheimische und Touristen, umherspazieren. Es ist eine gelöste, entspannte Atmosphäre, dank auch des milden Spätsommerwetters.
Dann aber gilt meine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Gebäude, das nun seit 2021 den Platz des Palastes der Republik einnimmt. Auch wenn ich den Palast mochte und viele schöne Stunden dort verbrachte, will ich unvoreingenommen herangehen. Mein erster Eindruck: Das Humboldt Forum ist ein gelungenes Gebäude, es dominiert den Raum und ist eher ein Schloß als ein Forum.
Ich erinnere mich kurz, daß ich am 4. November 1989 an eben dieser Stelle mit 500.000 Berlinern am Palast der Republik vorbeigezogen bin, kurz vor Ende der DDR. 35 Jahre sind seitdem vergangen, eine lange Zeit. Lang genug, um sich wohl an Vergangenes zu erinnern, aber auch das Neue zu akzeptieren, zu würdigen.
Ich nehme mir vor, beim nächsten Mal auch das Innere des Schlosses zu erkunden, Ausstellungen zu besuchen und näher heranzurücken an das Humboldt Forum. Für heute aber ist es ausreichend, denn ich habe ja nur eine Stunde Zeit.
Einfach ist es überall, zu fotographieren. Einfach, weil das Smartphone alles erleichtert. Einfach aber auch, weil so viele Motive darum bitten, abgelichtet zu werden.
Das gilt auch für den prächtigen Berliner Dom, an dem zwar immer, vergleichbar mit dem Kölner Dom, gebaut wird. Es immer etwas zu renovieren. Aber der Berliner Dom zieht die Massen trotzdem in seinen Bann.
Mich aber zieht es weiter, hinüber zum Gebäudekomplex, in dem früher zu meiner Berliner Zeit das von den Schweden 1979 gebaute Palasthotel seine Gäste empfing. 2001 wurde es abgerissen, und ein neuer Komplex mit dem Namen „Das DomAquaree“ errichtet. Hotel, Büros, Gastronomie vor allem in einigen Freigaststätten direkt an der Spree bilden nun den Anziehungspunkt,.
Mich aber zieht ein Imbißstand an, Currywurst und Pommes beruhigen meinen Magen. Ich esse genüßlich und sitze dabei direkt an der Spree, mit Blick auf den Berliner Dom. Meine Gedanken schweifen zurück, als ich hier ganz in der Nähe an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt Universität von 1961 bis 1965 studierte. Was alles ist seitdem passiert?
Und nun sitze ich wieder hier und fühle mich sofort wieder heimisch. Ich habe eben mehr als einen Koffer in Berlin.
Peter Grau
(Fotos folgen, wenn ich es technisch bewerkstelligen kann)
Olaf Brockmann hatte sich auch für dieses Jahr viel vorgenommen, wollte zu Leichtathletik-Meetings in aller Welt reisen. Doch der Corona-Virus machte ihm einen Strich durch die Reise-Rechnung. Die geplanten Reisen mußte er absagen, weil die Meetings nicht stattfanden.
So blieb ihm, in seinen Archiven zu kramen, und sich seit kurzem auch wieder auf Streifzüge in seiner seit langem Heimatstadt Wien zu begeben.
Eines seiner ersten Ziele war der Volksgarten in Wien. „Der Volksgarten ist für mich der schönste Garten in Wien“, schwärmt er.
Der Garten, der Teil der Hofburg ist, wurde 1821 von Ludwig Remy angelegt. Berühmt ist er vor allem für seine wunderschönen Rosengärten. Aber mitten in der Stadt gelegen, bietet er auch sehenswerte Blicke auf Sehenswürdigkeiten der Stadt.
An die Leere
und Stille in den Straßen und auf den Plätzen Neuruppins, am Ufer des Ruppiner
Sees und sogar auf dem Friedhof hat man sich in diesen Tagen des Corona-Virus
im März/April 2020 schnell gewöhnt,
mußte sich gewöhnen. Es ist täglich greifbar, oft beängstigend.
Da paßt
unser Sonntagsausflug ins 13 km entfernte Lindow irgendwie hinein, weil Lindow
vor allem wegen seines ehemaligen Klosters bekannt ist. Kloster und Stille gehören irgendwie
zusammen. Und wenn man, wie wir, die
Klosterruinen betrachtet, kann man sich schnell in frühere Zeiten
hineinversetzen.
Aber nicht
nur Stille herrscht dort. Wenige Meter weiter öffnet sich der Blick auf den
Wutzsee, der Blick auf die Natur. Zwar sorgen im Moment nur einige Wasservögel
für Leben, aber allein der hörbare Wellenschlag sorgt für eine angenehme „Musik“.
Nicht nur
diese „Musik“ treffen wir auf unserem Spaziergang auf dem Uferweg an, sondern auch
gegenständliche Kunst. Mit viel
Phantasie hat man aus Holz und Metall einige Figuren
hingezaubert.
Auf dem
Rückweg gönnen wir uns nochmals einen Blick auf die Klosterruinen-Landschaft.
Und dann
werden wir auf einer Schautafel darauf hingewiesen, daß es im Land Brandenburg noch viele solcher
Klosterruinen bzw. erhaltene Klöster zu besichtigen gibt. Die nächsten
Kurzreisen können wir schon planen, denn noch dürfen wir mit dem Auto
herumfahren.
Eine Zeit lang habe ich mich weniger mit dieser meiner Homepage befaßt. Der Hauptgrund dafür war, daß WordPress sein System umgestellt hat und ich große Schwierigkeiten hatte und auch noch habe, mich da hineinzuarbeiten. Veränderungen sollen eigentlich immer auch Verbesserungen mit sich bringen. Aber brauche ich eine Veränderung, wenn ich zuvor so gut zurecht kam? Es war so einfach, Texte zu schreiben und sie dann unter der jeweiligen Rubrik einzubauen. Genauso einfach war es, Fotos in den Text einzubauen. Und Fotos hatte ich ja zur Genüge. Nicht nur die eigenen Fotos, sondern auch z.B. die meines Journalistenkollegen Olaf Brockmann aus Wien und natürlich auch die vielen Abbildungen von Werken der Künstler, die ich vorstellte.
All das fällt mir jetzt schwerer. Deshalb die Pause, und auch der Gedanke, mich mehr meinem Buchprojekt zu widmen. Aber die Vorstellungen, wie ich mein Buch, daß vor allem Lebenserinnerungen enthalten soll, anlege, reifen nur langsam. Ich habe schnell gemerkt, daß der Stoff von nunmehr 80 Lebensjahren den Rahmen eines Buches (auf Papier) sprengen würde. Im Internet , etwas auf dieser Homepage, könnte ich zwar endlos schreiben, doch ich mag Papier, bin da sehr konservativ und möchte ein Buch in altbewährter Form gestalten. So gehe ich im Moment davon aus, daß ich Geschichten aus meiner Berliner Zeit von 1960 bis 2005 schreiben werde, und auf all das, was zwischen 1940 und 1959 (in meiner Erfurter Zeit) geschehen ist, verzichten werde.
Aber da ich diese Homepage nicht brachliegen lassen möchte, beispielsweise viele Künstler kenne, die ich vorstellen will, werde ich mich wohl oder übel in das neue WordPress einarbeiten müssen. Mal sehen, wie schnell das mir gelingt.
Peter Grau
P.S.: Es gelang mir eben, das Foto aus dem Neuruppiner Stadtpark (Goldfischteich) in den Beitrag hineinzuschieben!
„Das trifft nach meiner Kenntnis…ist das sofort, unverzüglich.“ Ein Satz, eher holprig, aber im Nachhinein mit einer ungeheuren Wirkung versehen. Günter Schabowski, Sprecher des SED-Zentralkomitees, des Machtzentrums der DDR, spricht den Satz auf einer internationalen Pressekonferenz am 9. November 1989 um 18:57 Uhr in der Berliner Mohrenstraße aus und kündigt damit eine neue Reiseverordnung an.
Es dauert einige Minuten, ehe die Journalisten die
Tragweite erkennen. Und genauso ergeht es mir im fernen Neuruppin. Ich habe die
Pressekonferenz direkt im Fernsehen verfolgt. Verblüfft überlege ich, was das bedeuten könnte. Dann gehe ich ins
Nachbarzimmer, wo meine Frau Ruth in ihrer Funktion als Glaserobermeisterin mit
einigen Glasern der Region zusammensitzt und Fachprobleme diskutiert. „Ich
glaube, wir dürfen bald alle legal reisen“, formuliere ich vorsichtig. Und
damit war die Arbeitsberatung beendet. Reisefreiheit, dieses Wort elektrisiert
in diesen Tagen alle.
Auch mich und meine Frau. An diesem Abend verfolgen wir bis in die Nacht hinein gebannt das Geschehen am Fernseher und sehen, wie sich in Berlin zuerst an der Bornholmer Straße die Schlagbäume heben und die Massen nach Westberlin strömen. In diesem Moment bedauere, daß ich an diesem Abend nicht in Berlin in meiner Wohnung bin. Dann wäre ich garantiert auch an die Mauer gefahren.
So aber warte ich bis zum nächsten Tag. Am 10. November aber fahre ich nach Berlin zum Grenzübergang an der Invalidenstraße. In einer kleinen Hausnische auf der linken Seite sitzt ein Grenzpolizist und drückt mir einen Stempel in meinen Personalausweis. Ein wenig Bürokratie muß eben noch sein. Mein Herz klopft ein wenig, aber im Spalier durch die Beifall klatschenden Westberliner nimmt meine Nervosität ab und die Freude zu.
Dann streife
ich durch die Straßen, schaue mir die Gegend rund um den Kurfürstendamm an und lasse mich vom Glanz der
neuen Welt blenden. Kurz vor meiner
Rückfahrt vom S-Bahnhof Zoologischer Garten nach Ostberlin gehe ich noch zu
einer Telefonzelle und berichte meine Erlebnisse nach Neuruppin. Als ich fertig
bin und mich umdrehe, steht meine Tochter Ulrike überraschenderweise vor mir. Überraschend
deshalb, weil ich nicht wußte, daß sie an diesem Tag ebenfalls in Westberlin ist.
Wir fallen uns in die Arme, genauso, wie es am Tag der Maueröffnung viele Ostberliner
und Westberliner taten.
Peter Scheerer
P.S.: Viel ist danach über dieses Ereignis geschrieben worden. So auch im November 2019, 30 Jahre nach dem Mauerfall:
Es liegt 30 Jahre zurück, aber auch nach dieser langen Zeit
kann ich mich noch gut daran erinnern. Die Unzufriedenheit mit den Zuständen in
der DDR nahm damals immer mehr zu, der Drang nach Veränderungen wuchs. Nicht jeder traute sich, offen aufzubegehren,
viele hatten sich mit den Gegebenheiten arrangiert und sich eigene Nischen
geschaffen.
Ich schwebte gewissermaßen zwischen Baum und Borke. Zufrieden war ich mit manchem in der DDR nicht, obwohl ich mit meiner Laufleidenschaft eine Nische gefunden hatte, die mir vieles erleichterte. Offen Widerstand leisten wollte ich nicht, mein Leben bei einem Fluchtversuch riskieren ebenso nicht. Außerdem hatte ich ja auch Familie und wollte und konnte sie nicht im Stich lassen. Im Nachhinein müßte ich Selbstkritik üben, daß ich mich nicht traute, wenigstens in die Kirchen zu gehen und dort den Widerstand zu stärken.z
So war es für mich schon mutig, mich am 4. November 1989 in die U-Bahn zu setzen und zur großen Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz zu fahren. Doch inmitten der Massen brauchte ich dann wenig Mut, zumal die Kundgebung ja vom Staat genehmigt war. Und es gehörte auch wenig Mut dazu, solchen Rednern wie Stefan Heym, Christa Wolf, Heiner Müller, Friedrich Schorlemmer oder Marianne Birthler Beifall zu spenden, die Mißstände im Staat anprangerten und Veränderungen anmahnten, vor allem Pressefreiheit, Reisefreiheit und freie Wahlen forderten. Noch gut kann ich mich an die Worte der Schauspielerin Steffie Spira erinnern: „lch wünsche für meine Urenkel, daß sie aufwachsen ohne Fahnenappell, ohne Staatsbürgerkunde, und daß keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen.“
Bei den SED-Rednern Gregor Gysi, Lothar Bisky oder Günter
Schabowski bewunderte ich, daß sie sich vor einer solchen Masse überhaupt auf
die Bühne wagten und riskierten, ausgelacht und ausgebuht zu werden. Aber diese
drei Redner gehörten eher zu den Hoffnungsträgern, die die Probleme nicht
leugneten, sondern nach Lösungen suchten, um die Leute bei der Stange zu halten
und vor allem den täglichen Strom der Flüchtlinge in den Westen aufzuhalten.
Fast paradox, daß einer von ihnen, Günter Schabowski, fünf Tage später auf
einer Pressekonferenz bei der
Ankündigung einer neuen Reiseverordnung eher ungewollt auf die Frage, wann diese Verordnung denn
eintrete, erklärte: „ „Das
trifft nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“.
Dabei war, wie sich später herausstellte, für die Verlautbarung eine Sperrfrist
angegeben: 10. November 4 Uhr.
Sei es wie es sei, dieser eine Tag früher oder später ist im
Nachhinein unerheblich. Fakt ist, daß die Mauer fiel, viel schneller, als auch
die 500.000 auf dem Alexanderplatz gedacht hatten.
Straßendemo zum Palast der Republik
Viele von ihnen schlossen sich nach der Kundgebung dem Demonstrationszug an, der vom Alexanderplatz zum Palast der Republik und zurück bis zur Münze am Molkenmarkt führte. Auch hier sprang ich über meinen Schatten, reihte mich direkt hinter dem Kaufhaus in den Zug ein und war darüber später mächtig stolz. Diszipliniert spazierten wir die Karl-Liebknecht-Straße entlang, vorbei an der Marienkirche, über die Kreuzung Spandauer Straße, nur wenige Meter entfernt vom Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, wo ich von 1961 bis 1965 studiert hatte, und dann vorbei am Berliner Dom. Es war fast wie ein Marsch am 1. Mai, nur ohne Fahnen, aber mit vielen Transparenten und eben einer ganz anderen Zielrichtung. Etliche dieser Schilder waren dann auf der Empore des Palastes der Republik aufgestellt worden und schmunzelnd und zustimmend von den Vorbeiziehenden zur Kenntnis genommen. Vor wenigen Wochen wären solche Schilder nicht erlaubt worden. Doch jetzt schien vieles möglich.
Ich aber trabte mit der Masse weiter, voll der vielen Eindrücke und mit der Frage auf den Lippen: Wo wird das enden? Es endete bald, viel schneller, als sich alle gedacht hatten. Die Demonstration am 4. November 1989 war ein wichtiger Schritt zur baldigen Öffnung der Mauer am 9. November und der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands.
Olaf Brockmann war in diesem Jahr 2019 viel unterwegs, um von den internationalen Höhepunkten der Leichtathletik zu berichten. Diesmal reiste er zur Blumeninsel Madeira, die zu Portugal gehört und vor der Nordwestküste Afrikas liegt. Er besuchte die Hauptstadt Funchal und deren Umgebung und brachte wie immer viele Fotos mit. Einige sind im folgenden zu sehen, viele andere kann man auf der Facebookseite von Olaf Brockmann anschauen.
Abrudern beim Neuruppiner Ruderclub am Samstag (26. Oktober). Angeführt von einem Achter, begleitet von drei Vierern, setzte sich die Ruder-Armada auf dem Ruppiner See bei guten äußeren Bedingungen in Bewegung. Zuerst Richtung Lanke, dann vorbei am Hotel „Waldfrieden“ ging es am Ostufer entlang, unter der Bahnbrücke hindurch bis zur Schleuse Neumühle in Alt Ruppin. Von dort zurück und zum abschließenden Kaffeeplausch mit Kuchengarnierung ins heimische Bootshaus.
Das Lied über die kleineBiene Maja klingt sicher vielen in
den Ohren. Meine beiden Töchter sangen dieses Lied gern und ich mochte es auch.
Und wie sehr es noch in meinem Kopf herumschwirrt, habe ich gemerkt, als eine
neue Mieterin mit ihrer Tochter bei uns einzog. Die Tochter heißt Maja, eben
wie die Biene Maja. Das dachte ich zunächst, aber ich erfuhr, daß die fast Vierjährige zwar Maja gerufen,
aber anders geschrieben wird: Maya. Nun spreche ich von ihr immer als Maja mit y.
Warum aber diese Einführung? Weil der Sänger, mit dem ich dieses Lied vor allem verbinde, vor kurzem verstorben ist: Karel Gott hat die kleine Biene Maja bekannt gemacht.
Den tschechischen Sänger habe ich über viele Jahrzehnte
beobachtet und geschätzt. Oft gastierte er in der DDR und kam dabei immer
freundlich und sehr angenehm herüber. Nun ist er im Oktober 2019 verstorben.
Ganz nah an ihm dran war meine Ex-Kollegin Bärbel Beuchler,
die sich zuletzt im Jahr 2014 mit Karel Gott in Prag traf. Sehr informativ und lesenswert
sind ihre Erinnerungen an den Künstler, die sie jetzt auf ihrer Homepage www.prominentimostblog.com
veröffentlichte.
Der Text „Die kleine Biene Maja“:
In einem unbekannten Land
Vor gar nicht allzu langer Zeit
War eine Biene sehr bekannt
Von der sprach alles weit und breit
Und diese Biene, die ich meine nennt sich Maja
Kleine freche schlaue Biene Maja
Maja fliegt durch ihre Welt
Zeigt uns das was ihr gefällt
Wir treffen heute uns’re Freundin Biene Maja
Diese kleine freche schlaue Maja
Maja alle lieben Maja
Maja (Maja) Maja (Maja)
Maja erzähle uns von dir
Olaf Brockmann, gerade zurück von der Leichtathletik-WM aus Doha, stürzte sich wenige Tage später in seiner Heimatstadt Wien auf den nächsten Höhepunkt. Marathonläufer Eliud Kipchoge wollte zum zweiten Mal versuchen, die Schallgrenze von 2 Stunden zu unterbieten.
Schon vor dem Lauf sprach Olaf Brockmann mit Eliud Kipchoge und verfaßte den folgenden Text:
Eliud Kipchoge: Ich will Geschichte schreiben
„Der Kurs
ist ausgezeichnet, einfach perfekt, flach und schnell. Alles ist hervorragend
vorbereitet“, bedankte sich Weltrekordler Eliud Kipchoge, der am Samstag früh im Prater als
erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden laufen will. Erstmals überhaupt
hat er seine Frau Grace und seine drei Kinder Lynne, Griffin und Gordon zu
einem großen Bewerb einfliegen lassen: „Sie sollen erleben, wenn ich Geschichte
schreibe.“
Wien als Nabel der Sportwelt.
Der Kenianer, schon jetzt der größte Marathonläufer aller Zeiten, versprühte bei der Pressekonferenz am Rande der Prater Hauptallee, wo er am Samstag auf einem Rundkurs laufen wird, unendlichen Optimismus. „Der Druck ist enorm, aber ich versuche, ruhig zu bleiben. Ich kann nicht sagen, dass ich zu 100 Prozent unter zwei Stunden laufe. Das kann man niemals sagen. Aber ich bin voller Zuversicht.“ In Monza vor zwei Jahren hatte er bei seinem ersten Versuch, diese magische Grenze zu unterbieten, mit Hilfe von Tempomachern das Ziel in 2:00:25 hauchdünn verfehlt. Danach verbesserte er den offiziellen Weltrekord in Berlin auf grandiose 2:01:39. Jetzt folgt Wien. „Berlin und Wien sind verschiedene Sachen – in Berlin ging`s um den Weltrekord, in Wien geht es darum, dass ich Geschichte schreibe.“
Wien sei für Eliud Kipchoge der ideale Ort für die Challenge: „Die Menschen hier lieben den Sport. Wien ist eine Sportstadt. Das Wetter ist jetzt sehr gut. Und die Strecke im Prater ist windgeschützt.“ Alles passt. Und auch auf den Wendepunkten am Lusthaus (wo die Kurve mit einer günstigen Überhöhung neu geteert wurde) und am Praterstern werde er „keine Zeit verlieren“. Kipchoge: „Im Rennen gibt es keinen einzelnen speziellen kritischen Punkt. Jeder Kilometer ist kritisch.“ Er müsse immer aufpassen. Schritt für Schritt. „Du kannst nicht physisch fit sein, ohne auch mental fit zu sein. Wenn dein Geist stark ist, dann wirst du gut sein.“
Insgesamt 41 Tempomacher, alles Weltklasseläufer, sind engagiert, die sich während der 42,195 km abwechseln, um Kipchoge zu der Traumzeit zu verhelfen. Kollegen aus seinem Trainingscamp in Kaptagat berichten, dass er in einer „unglaublich guten Form“ sei. Die Rede ist davon, dass er derzeit das Potenzial im Marathonlauf von 1:58 Stunden habe.
Immer wieder betont Kipchoge, dass er bei der INEOS 1:59 Challenge der Welt zeigen will, „dass Menschen keine Grenzen haben“. Der Kenianer: „Wer setzt die Grenzen? Alle Grenzen sind im Kopf. Ich möchte die Grenzen im Kopf verschieben.“ Alles sei möglich. Er glaubt, dass bis zu drei Milliarden Leute sein Rennen am Samstag sehen werden, 30 TV-Stationen übertragen live in 200 Länder. Der genaue Zeitpunkt des Starts auf der Reichsbrücke wird noch bekannt gegeben. Er will durch seinen Lauf vor allem weltweit Menschen motivieren.
Wurde vor zwei Jahren eine Million Dollar als Prämie für eine Zeit unter zwei Stunden ausgelobt, so war diesmal nie die Rede von einem Bonus. Kipchoge: „Geld spielt keine Rolle.“ Es gelte nur, in die Geschichtsbücher zu laufen. Er verschwende keine Gedanken daran, was passiert, wenn er sein Ziel verpasst. „Ich bin nur auf Samstag fixiert.“ Selbst Kenias stellvertretender Staatspräsident William Ruto fliegt nach Wien ein, um Kipchoges historischen Rekordversuch im Prater zu erleben.
Das weltweite Medieninteresse war schon bei der Pressekonferenz, von Michelle Sammet souverän geleitet, gewaltig. Kollegen von China bis Südafrika, von Kenia bis in die USA und allen großen Leichtathletik-Nationen Europas waren anwesend. Wien als Nabel der Sportwelt. Für Wolfgang Konrad, Renndirektor des Vienna City Marathons und mit seinem Team als lokaler Veranstalter in diese Challenge eng in die Organisation eingebunden, hat es eine derart weltumspannende Sportveranstaltung in Wien noch nie gegeben. „Es ist wie das Neujahrskonzert im Sport.“
Olaf Brockmann
Olaf Brockmann saß ganz in der Nähe der Ziellinie auf seinem Presseplatz und konnte von dort aus die Entwicklung des Rennens bestens beobachten. Dann durfte er jubeln. Aber andererseits war er wieder sehr schnell mit dem Abfassen seines ersten Artikels, der dann auf Facebook und bei krone.net erschien:
Sportgeschichte im Prater!
Eliud Kipchoge unterbot als erster Mensch in 1:59:41 die legendäre Zwei-Stunden-Grenze im Marathonlauf. Vor zwei Jahren hatte der jetzt 34 Jahre alte Kenianer diese Marke in Monza noch um 26 Sekunden verpasst. Jetzt ist er am Ziel aller seiner Träume angelangt. Und das bei uns in Österreich. Eine der größten Momente in der Geschichte der Leichtathletik. Eine Sternstunde des Sports!
„Ich bin überglücklich. Ich habe gezeigt, dass man Grenzen brechen kann. Die Tempomacher waren großartig, die Unterstützung von den Fan einmalig“, schwärmte Kipchoge. „Wir haben gezeigt, dass wir die Welt schöner machen.“
Noch vor Jahren war es unvorstellbar, dass ein Läufer über die 42,195 km eine solche Zeit laufen könnte. Aber Eliud Kipchoge, der größte Marathonläufer aller Zeiten, revolutionierte die Leistungen im Langlauf. Nach seinem ersten, knapp gescheiterten Versuch vor zwei Jahren, die Zwei-Stunden-Grenze zu durchstoßen, stellte er im Vorjahr in Berlin einen neuen Weltrekord in 2:01:39 Stunden auf. Ein nächster Meilenstein seiner großen Karriere. „Spätestens danach war ich überzeugt, dass ich auch unter zwei Stunden laufen kann!“, meinte der Kenianer, der in Wien in die Geschichtsbücher lief. Offizielle Zeit auf die Hundertstel: 1:59:40.20!
Mit Hilfe von insgesamt 41 Tempomachern, durch die Bank alles Weltklasseläufer, realisierte Kipchoge diese Traumzeit in der bis ins kleinste Detail vorbereitete INEOS 1:59 Challenge. Da das Ein- und Aussteigen der Pacemaker den Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes widerspricht, kann die Zeit nicht als neuer Weltrekord anerkannt werden. Aber mit seiner Berliner Zeit von 2:01:39 ist er nicht nur offizieller Weltrekordler, sondern jetzt auch jener Mann, der die Zwei-Stunden-Grenze im Marathonlauf durchstieß. Der Größte aller Zeiten. Und es war gewaltig, wie Wien, wie Österreich diese Laufsensation angenommen hat. Zig Tausende Fans säumten die Strecke im Prater, beim Wendepunkt am Praterstern war die Hölle los. Die Zuschauer trugen ihn förmlich zur Traumzeit!
Diese Traumgrenze wurde schon im Vorfeld dieser mit einem Millionen-Aufwand vorbereiteten Veranstaltung immer wieder mit dem legendären Meilen-Weltrekord von Roger Bannister verglichen worden war. Der Brite war am 6. Mai 1954 in Oxford 3:59,4 als Erster über die Meile unter vier Minuten gelaufen.
Österreich war damit an diesem 12. Oktober 2019 zum zweiten Mal in der Leichtathletik-Geschichte Schauplatz eines legendären Weltrekordes. Am 26. und 27. Mai 2001 hatte Roman Sebrle beim Mehrkampf-Meeting in Götzis als erster Zehnkämpfer die 9000-Punkte-Grenze übertroffen. Der Tscheche stellte damals mit 9026 Punkten einen Fabelrekord auf.
Jetzt also schrieb Eliud Kipchoge ein weiteres Stück Leichtathletik-Historie in Österreich. Die Prater Hauptallee wird für immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Start des Marathons war auf der Reichsbrücke, dann führte das Rennen über den Praterstern auf die Hauptallee, wo auf einem Wendekurs (mit den Punkten Lusthaus und Praterstern) auf der geraden, flachen und windgeschützten Strecke der Marathon bewältigt wurde. Ziel war auf der Prater Hauptallee in Höhe des Stadionpark-Platzes, wo sich um Kipchoge schließlich unfassbare Freudenszenen abspielten.
Kipchoge war schon 2003 Weltmeister in Paris über 5000 m, dreimal war er Crosslauf-Weltmeister, dann folgten bei Olympia im Marathonlauf Bronze, Silber und Gold. Viermal gewann er den Marathon-Klassiker in London, dreimal in Berlin. Und mit seiner Zeit unter zwei Stunden ist er jetzt für ewig in die Geschichtsbücher gelaufen. Der Größte aller Zeiten. Man sollte ihm auf der Hauptallee ein Denkmal setzen.
Olaf Brockmann
Olaf Brockmanns Nachbetrachtungen:
„Die letzten 100 Meter waren die schönsten Momente in meinem Leben. Dieses Gefühl zu wissen, dass ich die Grenze durchbreche, war einfach unbeschreiblich“, ging Eliud Kipchoge die letzten Augenblicke seines historischen Marathons noch einmal durch. Mit einem glücklichen Lächeln, schon jubelnd, lief er nach 42,195 km in 1:59:41 Stunden auf der Prater Hauptallee ins Ziel. Als erster Mensch bewältigte er einen Marathon unter zwei Stunden.
Was sich danach um den Wunderläufer im Prater abspielte, war sagenhaft. Die Fans, übrigens viel, viel mehr als erwartet, lagen Kipchoge zu Füßen, feierten ihn mit Sprechchören. Deshalb bedankte sich der 34-jährige Kenianer zunächst immer wieder bei den Zuschauern: „Sie haben mich entlang der Strecke wunderbar unterstützt. Ich bin ihnen sehr dankbar.“ Wie seinem Management, seinem Sponsor, seinem Trainer, seiner Familie (Frau und seine drei Kinder waren anwesend) und natürlich den 41 Tempomachern, die beim Rennen ein- und ausgestiegen sind und ihn zu dieser unfassbaren Traumzeit gezogen haben.
„Es ist eine goldene Ära“, schwärmte Eliud Kipchoge, „ich habe heute Sportgeschichte geschrieben. Ich habe gezeigt, dass der Mensch keine Grenzen kennt. Die Grenzen gibt es nur im Kopf. Man kann Mauern einreißen.“ Seit Monaten habe er auf dieses Event hintrainiert. „Daher ist dies der glücklichste Tag in meinem Leben.“ Er ist der Größte aller Zeiten. Im Marathon Olympiasieger und offizieller Weltrekordler (2:01:39), Sieger bei den größten Rennen in Berlin (3x) und London (4x). Wichtiger als die Weltrekordzeit ist Kipchoge das Durchstoßen der Zwei-Stunden-Grenze – mit Hilfe der Tempomacher, was gegen die Regeln des Weltverbandes verstößt.
Aber erstmals unter zwei Stunden! Sagenhaft. Die Zeit wurde sogar auf die Zehntel gemessen. Exakt 1:59:40.2 – nach den Regeln im Marathonlauf wird diese Zeit aber aufgerundet auf 1:59:41. Man darf sie nicht, wie es viele Berichterstatter gemacht haben, auf 1:59:40 abrunden. Aber ganz egal! Die Traumzeit ist Tatsache. Unter zwei Stunden. „Es war heute wie eine Reise zum Mond. Jetzt sind wir aber wieder auf der Erde gelandet.“ Mit beiden Beinen. „Der Druck war groß. Ganz Kenia hat von mir eine Zeit unter zwei Stunden erwartet.“ Selbst Kenias Staatspräsident Jomo Kenyatta hatte Kipchoge tags vor dem Rennen noch angerufen und motiviert. Circa drei Milliarden Menschen, heißt es, haben das Rennen live am TV in 200 Ländern verfolgt.
Natürlich sei er vor dem Rennen aufgeregt, sehr nervös gewesen, bekannte Kipchoge. „Von 9 Uhr abends hatte ich bis 3 Uhr nachts geschlafen. Dann aber lag ich lange wach.“ Um fünf Uhr sei er aufgestanden, habe Haferflocken gefrühstückt. „Die Zeit von 5 Uhr bis zum Start um 8:15 Uhr war die schlimmste Zeit meines Lebens!“ Mit dem Startschuss aber sei er ruhig gewesen. Im Rennen selbst lief er den Kilometer meist wie ein Uhrwerk in 2:50 Minuten. Den letzten Kilometer lief Kipchoge in 2:41. Er sagte: “Ich habe im Rennen nie Zweifel gehabt, es nicht zu schaffen.“