Tagebuch

Der Martinimarkt in Neuruppin zieht die Massen an

Flyer dreißig

Er hat Tradition, dieser Martinimarkt in Neuruppin. Zum 362. Mal fand er statt, und zwölf Tage lang, vom 3. November bis zum 12. November,  zog er die Besucher ins Zentrum der Stadt. Über 100 Schausteller, Gastronomen, Händler und spektakuläre Fahrgeschäfte sorgten für Unterhaltung.

Erstmals waren diesmal der „VMAXX-Booster“, die Riesenschaukel mit einer Höhe von 55 Metern und einer Geschwindigkeit von 100 km/h und „The Flyer“, der 80 m hohe Kettenflieger, dabei.

Am Samstag (11. November) unternahm ich wieder den obligatorischen Rundgang und hielt einiges mit der Kamera fest.

Nur wenige Meter brauchen wir von zuhause bis zum Schulplatz, wo ein Teil des Martinimarktes aufgebaut ist.  Zunächst blickt man auf das Riesenrad:

Flyer eins

Dann aber hinein ins bunte Treiben:

:Flyer zwei Flyer drei Flyer fünf Flyer vier Flyer sechs Flyer acht Flyer neun Flyer sieben Flyer zehn Flyer fünfzehn

Dann spaziere ich durch die Karl-Marx-Straße, vorbei an diversen Ständen. Doch dann kommt praktisch der zweite Teil des Martinimarktes, auf dem Braschplatz. Und alles wird dort überstrahlt von der Premiere des „Flyers“.  80 m hoch ragt das Ganze in die Höhe (wir haben den obersten Teil, der ständig die Farben wechselt, auch aus unserer Wohnung sehen können).

Flyer vierzehn Flyer dreizehn Flyer neunzehn Flyer achtzehn Flyer dreiundzwanzig

Auch ein Video habe ich darüber gedreht, aber noch habe ich Probleme, dieses Video hier zu zeigen.

Aber nicht nur „The Flyer“ lädt dort auf dem Braschplatz ein, sondern auch vieles andere:

Flyer siebzehn Flyer einundzwanzig Flyer zweiundzwanzig Flyer vierundzwanzig Flyer sechsundzwanzig Flyer siebenundzwanzig Flyer achtundzwanzig Flyer fünfundzwanzig

Genug des Schauens, zurück zum Anfang des Abendspazierganges auf dem Schulplatz:

Flyer neunundzwanzig Flyer einunddreißig Flyer zweiunddreißig

Peter Grau

 

 

 

Ralf Kerkeling: Heute Chefredakteur zweier Zeitschriften – früher Sänger und Gitarrist

Kerkeling Porträt eins

Viel wußte ich bis vor kurzem von und über Ralf Kerkeling nicht. Im Jahr 2015 wechselte die Redaktion für die Zeitschrift “Leichtathletik“ und für die Laufzeitschrift „aktiv Laufen“. Nach den Chefs Christian Ermert und Norbert Hensen folgte nun Ralf Kerkeling. Beide Zeitschriften kommen weiterhin im Kölner Marken Verlag heraus, die Redaktion wurde vom Kölner Redaktionsbüro Wipperfürth übernommen und Ralf Kerkeling wurde der Chefredakteur beider Zeitschriften. Soweit das Formelle.

Aber wer ist Ralf Kerkeling?

Im September 2016 konnte ich mit ihm am Rande einer Pressekonferenz beim Berlin-Marathon sprechen. Das Gespräch war zwar kurz, aber die „Chemie“ zwischen uns stimmte sofort. Doch ich wollte mehr über ihn erfahren, und so nutzte ich unsere zweite Begegnung am 24. September 2017. Wieder war der Berlin-Marathon der Anlaß. aber diesmal nahmen wir uns beide viel Zeit zum Gespräch.

Zunächst aber verfolgten wir gemeinsam die Pressekonferenz (PK).  Ralf Kerkeling führte am Rande der PK viele Gespräche, u.a. mit  Thomas Dold, dem Manager der Hahner-Zwillinge,  mit Wilfried Raatz von German Road Races (GRR) und mit  dem enttäuschten Marathonläufer Philipp Pflieger, der bei 38 km den Lauf aufgeben mußte:

Kerkeling PK Marathon Berlin

Kerkeling PK Raatz

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Nach der Abschlußpressekonferenz des Marathons plauderten wir in der Lobby des Berliner Hotels „Interconti“ miteinander. Dort, wo ich mich früher mit Teilnehmern des ISTAF getroffen hatte. Berlin – das bringt eben immer viele Erinnerungen an früher hervor.

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Ralf Kerkeling spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Er kann dabei nicht verleugnen, daß er, wie er sagt, „ein echter Kölscher Junge“ ist. Er will es aber auch nicht verleugnen. Und wahrscheinlich sieht er es nur als kleines Manko, daß er 1970 auf der „falschen“ Rheinseite geboren wurde. Die falsche Seite, so klärt er mich auf, ist die rechte Rheinseite, die sogenannte Schäl Sick (falsche Seite). Sie heißt so, weil dort früher die Pferde, die die Lastkähne zogen, wegen der Sonne blinzeln mussten.

Kerkeling Rhein zwei Kerkeling Rhein eins

Blick auf den Kölner Dom von der Schäl Sick aus  (Fotos:  Petra Grau)

Das aber ist lange her. Und verfeindet sind beide Rheinseiten heute auch nicht, anders, als vielleicht Köln und Düsseldorf. Für Außenstehende ist solche „Feindschaft“ sowieso oft nicht zu verstehen. Ich kann mich daran erinnern, daß ich mal in Düsseldorf ein „Kölsch“ bestellt habe und dort schäl angesehen wurde, da man normalerweise „Alt“ bestellt. (Tünnes und Schäl, an diese Kölsche Originale kann ich mich auch noch erinnern).

Ralf Kerkeling besucht jedenfalls ganz normal die Schule in Köln. An die Leichtathletik wird er zunächst durch seinen Vater herangeführt. „Der war seit ewigen Zeiten Leichtathletik-Fan,“ erzählt der Sohn. „Er war 1960 schon mit 16 Jahren als Zuschauer bei den Olympischen Spielen in Rom. Aktiv war er als Läufer unterwegs, seine Bestzeit über 10 km war mit 35 Minuten nicht so schlecht. Er war ein Waldläufer im klassischen Sinne. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß mein Vater nach der Arbeit immer in den Wald gegangen ist, um zu laufen. Und ich bin damals auch öfter mitgelaufen.“

Sportlich war Ralf Kerkeling jedenfalls, und so wählte er auch als Studienfach Sport und Deutsch auf Lehramt. (auch so eine Redewendung, an die ich mich mit meiner DDR-Vergangenheit erst gewöhnen mußte. Übersetzt heißt das: er wollte Lehrer für Sport und Deutsch werden). Genauer strebt er das Lehramt für Sonderschulen an. „Ich fand das interessanter, als „nur“ ein normaler Lehrer zu sein. Ich habe meine 18 Monate Zivildienst an einer Sonderschule für Körperbehinderte absolviert und da reifte der Berufswunsch Sonderschullehrer“. „Genau“, sagt er, um es zu bekräftigen.

Doch manchmal läuft das Leben anders als geplant. Zwar ist er recht eifrig, um seinen Sportteil an der Kölner Sporthochschule und die Deutschlektionen an der Uni in Köln zu schaffen. Aber in seinem Hinterkopf spukt noch etwas anderes: die Musik!

Kerkeling Porträt drei

„Mein Wunsch, Musiker zu werden, war zu dieser Zeit sehr, sehr groß. Musik war schon vorher ein sehr großer Bestandteil meines Lebens, aber irgendwann muß man auch mal etwas riskieren.“ Deshalb singt er bei einer damals regional bekannten Kölner Band, den „All Wayz Ultra“ (später hieß sie „China Lopez“), vor und bekommt auch den Zuschlag.“ Fortan gehört Ralf zur Band, die bei den damals in der Musikszene dominierenden Fernsehsendern MTV und Viva gezeigt und immer bekannter wird. „Unsere Musik groovte gut, d.h. man konnte gut danach tanzen.“

Nicht ganz überraschend, dass Ralf Kerkeling sein Studium Sport und Deutsch abbricht und zu Musikwissenschaften und Geschichte wechselt. Da ahnt er noch nicht, daß er später nach vielen Jahren wieder zu Sport und Deutsch (als Journalist) zurückkehren würde.

In der Band fühlt er sich schnell wohl. „Unsere Musikrichtung in den End-90ern hieß Crossover, eine Mischung aus Hip Hop und alternativer Rockmusik. Ich bin sehr viel durch ganz Deutschland getourt. Auf Festivals spielten wir schon mal vor 12.000 Zuschauern, aber auch vor 10 Leuten. So lief es finanziell nicht super, auch wenn wir ein Management hatten. Aber es war auch die Zeit, in der es der Musikbranche immer schlechter ging.“

Kerkeling China Lopez zwei

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Ralf Kerkeling bei einem Festivalauftritt der Band „China Lopez“, der Nachfolgegruppe der Band „All Wayz Ultra“ (Foto: privat).

 

Und auch bei einer anderen Band, den Sickboys, spielte und sang Ralf Kerkeling:

Kerkeling Band vierKerkeling Band allein

Ralf Kerkeling (links) und die anderen drei Mitglieder der Band „Sickboy“.

( zu hören auf: https://youtu.be/o–AgH8Wrls)

 

Es wurden fünf sehr intensive Jahre.1997 habe ich angefangen, die Musik professionell zu betreiben und habe das bis 2002, also bis zu meinem 32. Lebensjahr, durchgezogen. Professionell bedeutet bei den meisten Bands auch, daß man viel unterwegs ist, viel konzentrierter sein muß, als man vielleicht denkt. Das heißt in der Regel aber auch, daß man noch einen Nebenjob haben muß, der einem das Musikmachen finanziert. Aber ich war damals sehr, sehr glücklich, und darum geht es ja auch. Ich habe dieses Künstler-Dasein sehr geschätzt, es aber auch als Luxus begriffen. Man muß dabei auch bereit sein, zu opfern. Ich bin beispielsweise in den fünf Jahren nicht in Urlaub gefahren, weil ich dafür kein Geld hatte. Ich war dafür viel In Deutschland unterwegs. Es war innerhalb der Band ein gutes Miteinander, es war sehr, sehr lustig. Wir haben uns schließlich aufgelöst, ab einem gewissen Punkt haben wir nicht mehr gemeinsam an einem Strang gezogen. Das Ding war irgendwann einfach durch. Aber: auch heute haben wir teilweise noch Kontakt, auch wenn es die Band nicht mehr gibt.“

Einen gewissen Nutzen sollten die gesammelten Kontakte der Band später dennoch bringen. Teile der Band  gründeten die kleine Firma „mindtone(heute: www.2bild.de) und Ralf Kerkeling macht sich in diesem Zusammenhang erstmals selbständig. „Wir bauten ein kleines Studio auf und produzierten dort Videos mit und für Bands. Auch schrieben wir zahlreiche Konzepte für Musik-TV-Formate“.

Es war damals aber noch nicht klar, ob aus der kleinen Firma wirklich etwas werden würde. „Heute weiß ich, daß daraus ein gutflorierendes Unternehmen geworden ist. Die alten Kollegen machen immer noch das, was wir damals angefangen haben, nur bin ich eben nicht mehr dabei.“

Denn 2001 wurde sein Sohn Can Noah geboren (später gesellte sich noch die Tochter Lucie hinzu). „Ein positiver Einschnitt im Leben, an dem es sich lohnte, über die Zukunft nachzudenken. Ich mußte mich verändern, schneller Geld verdienen. Der Aufbau der Firma dauerte zu lange. Die Alternative:  Mich Vollzeit um das Kind kümmern, es betreuen.“ So kam es dann auch: „Ich verließ die Firma und wurde für drei Jahre Hausmann. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue. Eine sehr intensive Zeit, die mich und meinen Sohn extrem zusammengeschweißt hat.“

Die Musik ließ ihn aber weiterhin nicht los. „Ich fing nach diesen drei Jahren an, für unseren ehemaligen Live-Ton-Mann Markus Maschke zu arbeiten. Der hatte in der Zwischenzeit ein Aufnahme-Studio aufgebaut, und ich habe mich nun um die Bands gekümmert, habe die Bands produziert und …. mich in die Technik hineingearbeitet.

„Markus Maschke hat dann für den TV-Bereich für die Tonmischung einen Ü-Wagen aufgebaut und ich bin als Projektleiter mit in die Firma Recordlab eingestiegen. Wir kamen dadurch in engen Kontakt zu Künstlern und Gruppen wie: Xavier Naidoo, die Scorpions, Söhne Mannheims, Sascha, Peter Maffay, und, und und … Wir sind mit denen getourt und haben deren Musik aufgenommen. Zu dieser Zeit gab es die Firma Concert Online in Köln, die ein zuschauerfreundliches Konzept entwickelt hatte, was den Leuten ermöglichte, direkt nach dem Konzert einen USB-Stick ihres gerade gesehenen Konzertes zu kaufen, praktisch mit ihrem Live-Erlebnis. Wir waren quasi als Dienstleister mit dem rollenden Studio dabei.“ Und somit war Ralf Kerkeling wieder bei der Musik gelandet, allerdings nun auf der anderen Seite. „Das habe ich sieben Jahre lang gemacht. Neben den Kontakten zu vielen bekannten Leuten aus der Musikszene waren auch besondere Sachen dabei. Beispielsweise haben wir gemeinsam mit einem internationalen Team, – ich war dort Produktionsleiter-, ein armenisches Orchester aufgenommen und sind dazu nach Syrien gereist, noch vor dem Krieg. Wir haben das Orchester begleitet und sind mit ihm auch in den Libanon gereist, waren damals für die gesamte technische Seite inklusive des Personals der Produktion verantwortlich, jobtechnisch eine tolle Sache.

Ich bin also damals ganz schön herumgekommen …“.

Aber wie das so ist im Leben, kommt es manchmal anders als man denkt und hofft. „Es war eine spannende Zeit, aber leider ging der Firma das Geld aus, Personal mußte gespart werden, und es betraf leider auch mich. Nun mußte ich neu nachdenken, denn in der Arbeitslosigkeit wollte ich auch nicht landen.“

Und da zahlte es sich doch aus, daß er lange Zeit nicht nur der Musik gehuldigt hatte, sondern auch seine Vorlieben für das Schreiben nicht vergessen hatte. „Das Schreiben ist immer auch ein Teil meiner Arbeit in der Musik gewesen, denn wenn man Musiker ist, schreibt man oft auch die Texte. Allerdings ist das komplett etwas anderes, als eine Reportage, einen Erlebnisbericht oder ein Porträt zu schreiben.“

Die Suche nach einer neuen Arbeit begann und da half der Zufall. Ralf Kerkeling war seit längerem mit Norbert Hensen befreundet, war mit ihm und dessen Familie auch öfters im gemeinsamen Urlaub. Und Norbert Hensen war zu dieser Zeit Redakteur der Leichtathletik und Chefredakteur von aktiv Laufen. Der zweite Zufall: Zu dieser Zeit war dort für ein Jahr eine Vertretungsstelle frei, weil eine Redakteurin ins Mütterjahr ging. „Ich habe also ein Jahr für aktiv Laufen und für die Leichtathletik gearbeitet, und bin so in den Sportjournalismus hineingerutscht“, beschreibt Ralf Kerkeling die Situation.

„ Zeitgleich habe ich mit einem Freund die Hotel-Tageszeitung „news to go“ (http://www.newstogo.info) gegründet. Auf einer DINA4-Seite, die wir digital im PDF-Format verschickten, wurden dort aktuelle Nachrichten des Tages aus Politik, internationalen Themen, Sport und Wetter komprimiert. Sechs Jahre bis zum Februar 2017 habe ich jeden Abend eine Tageszeitung für meine Kunden geschrieben.“

Sein Hauptaugenmerk aber gilt seitdem aktivLaufen und der Leichtathletik. Aber nicht nur für die Leichtathletik und für aktivLaufen schrieb er, sondern auch Pressemitteilungen für den Silvesterlauf in Trier. Berthold Mertes, selbst früher Marathonläufer, dann als Journalist bei SID tätig und über die Zwischenstation der Nationalen Dopingagentur nun im Sport beim Bonner Generalanzeiger gelandet, mischt seit langem in Trier mit. Aber da er nicht alles selbst machen konnte, bat er Ralf Kerkeling, einen Teil der Pressearbeit zu übernehmen. „Berthold hat mir wertvolle Tips gegeben, bei ihm habe ich sehr viel gelernt. Wenn wir uns heute sehen, tauschen wir uns immer noch gerne aus.“

Anders wurde es für ihn, als 2015 der Herausgeber, der Kölner Marken-Verlag, für beide Zeitungen, die Leichtathletik und aktiv Laufen, mit dem Kölner Büro Wipperfürth ein neues Redaktionsbüro wählte. „Nach einem Moment kurzer Unsicherheit und der Frage, ob ich weiterhin für die Magazine schreiben kann, habe ich dann die Zusage erhalten und konnte mitwechseln. Dort bekam ich dann die  Chance, die Magazine als Chefredakteur inhaltlich zu gestalten und dennoch als Freiberufler weiter arbeiten zu können.“

Kerkeling Zeitschrift Leichtathletik Kerkeling aktiv Laufen

 

Die Tücken des sportlichen Anfangs

Sport getrieben hat Ralf Kerkeling auch früher sehr viel. Ob es Skifahren, Basketball, Tennis oder Fußball war, er war breit aufgestellt. Mit der Leichtathletik hatte er seit seiner Jugend Berührungspunkte. Seit 2011 wurde diese Beziehung noch intensiver.

Der Schritt Richtung Chefredaktion war dann für Ralf Kerkeling ein mutiger Schritt, zumal ihm vor allem bei der Leichtathletik die Wissensfülle, die man haben muß, zumindest anfänglich Kopfzerbrechen bereitete.

„Mir war die Verantwortung völlig bewußt, aber ich habe ja auch schon früher, als es um den Einstieg in die Musikszene ging, einiges gewagt. Natürlich habe ich, haben wir, am Anfang auch Fehler gemacht. Wir als Redaktion und ich in meiner neuen Rolle sind dafür auch teilweise zu Recht kritisiert worden. Wir mußten unsere Erfahrungen sammeln. Wir haben aber auch Dinge bewußt verändert, versucht, gerade der Zeitschrift Leichtathletik neues Leben einzuhauchen. Das war nicht einfach. Aber wir haben es mittlerweile gut im Griff, und es hat sich gelohnt.“

Kerkeling London 2017

Ralf Kerkeling bei der Leichtathletik-WM 2017 in London auf der Pressetribüne

Ralf Kerkeling, der früher am liebsten 5 km oder 10 km gelaufen ist, ist dem aktiven Laufen treu geblieben. „Ich laufe bei mir zuhause in Rösrath bei Köln. Dort im Bergischen Land findet man wunderschöne Laufstrecken. Leider muß ich im Moment eine Laufpause einlegen, weil ich mich am Oberschenkel verletzt habe und es noch nicht geklärt ist, was es wirklich ist. Jetzt merke ich, daß mir etwas fehlt. Ich habe geradezu Entzugserscheinungen.“

„Früher, während meines Studiums und in der Zeit davor, bin ich nur kürzere Strecken gelaufen. Längere Strecken laufe ich erst, seitdem ich bei aktiv Laufen angefangen habe zu arbeiten. Ich kann mich gut daran erinnern, daß ich anfangs 2011 über einen Marathon in Genf (Schweiz) schreiben sollte. Da habe ich mir gedacht: Wenn ich darüber schreibe, dann würde ich auch gern mitlaufen. In der kurzen Zeit konnte ich mich zwar nicht mehr auf einen Marathon vorbereiten, aber mit meinem bisherigen Training reichte es immerhin zum Halbmarathon. Den absolvierte ich nach vier Wochen Training  in 2:24 h. Keine brillante Zeit, aber für mich zählte es angekommen zu sein. Es folgten in den Jahren danach mehrere Halbmarathons, eine Distanz, die ich mag, Hindernisläufe, wie der StrongmanRun und ein Marathon in Nizza.

Die Medaille von Nizza:

Ralf Kerkeling Medaille Nizza

Mein Traum wäre ein Ultramarathon, mal sehen. Mein bisher letzter Lauf war Jahr 2017 der Halbmarathon in Tel Aviv.

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Ralf Kerkeling laufenderweise vor dem Tempelberg in Jerusalem. Vorher war er für aktiv Laufen beim Marathon in Tel Aviv (Israel).   (Foto: Privat)

Ralf Kerkeling betont, daß er kein Wettkampfläufer ist. „ Dafür bin ich zu langsam. Und ich bin in diesem Sport nicht ehrgeizig genug. Für mich ist Laufen: Abschalten und genießen. Ich liebe das Laufen an sich und im Speziellen die langen Läufe in einem gemütlichen Tempo. Zwei Stunden am Rhein entlang laufen oder durch den Wald entspannt mich. Ich kann dort nachdenken oder einfach komplett den Kopf ausschalten. Am liebsten laufe ich Trails in den nahen Wäldern und nicht in den Städten. Allerdings nutze ich bei meinen Reisen immer die Möglichkeit, eine Stadt oder eine Gegend laufend zu erkunden. Und ich reise gerne.“

Premiere beim Strong Run am Nürburgring

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Ralf Kerkeling (links) mit seinem besten Kumpel Frank am Nürburgring vor dem StrongmanRun (Foto: privat)

„Ich schreibe gern über Sachen, die ich selbst erlebt habe, wo ich vor Ort dabei war. Und ich versuche zu verstehen, wohin das Laufen gehen wird. Eine Tendenz beim Laufen ist, daß es für viele nicht unbedingt der Wettkampf sein muß, sondern vor allem, daß es Spaß macht. Zu den Spaßläufen kommen viele Teilnehmer, und eine Form dieser Spaßläufe ist der Hindernislauf. Nicht im klassischen Sinne auf der Bahn, sondern über andere Hindernisse im Gelände. Ich habe 2016 bei meiner Premiere beim StrongmanRun am Nürburgring besonders das Gemeinschaftsgefühl genossen. Wir waren vier Kollegen, haben zusammen im Vorfeld oft in der Mittagspause trainiert und uns dann bei den Hindernissen gegenseitig geholfen.“ (mehr zum StrongmanRun unter: https://www.strongmanrun.de/runs/nuerburgring/

Seine sportlichen Voraussetzungen kann Ralf Kerkeling sicher am besten einschätzen: „Ich entspreche nicht dem normalen Läufertypus, bin nicht ganz so drahtig und schlank, wie der austrainierte Marathonläufer. Früher entsprach ich eher dem idealen Läuferbild. Aber das „wilde Leben“ als Musiker und einige Lebensumstände danach haben leider dazu geführt, daß ich weniger zum Sporttreiben kam. Sagen wir es so: Iich arbeite an meinem Idealgewicht (grinst).“

Vielseitige journalistische Aktivitäten

Besucht man seine Homepage http://www.ralf-kerkeling.de  erfährt man, was und für wenn er gegenwärtig außer für die beiden Magazinen noch arbeitet und gearbeitet hat. „Ich bin Freiberufler und muß mich darum kümmern, mehrere Auftraggeber zu haben“, nennt er den Grund. „Gern bin ich zudem auf mehreren „Baustellen“ tätig, um neue Eindrücke zu bekommen und nicht einseitig zu bleiben, Neues zu lernen. Das treibt mich auch an.“

Und auf dieser Homepage hat er seinen Weg von der Musik in den Journalismus nochmals kurz und knapp so zusammengefaßt:

„Über die Untiefen der Musik- und TV-Branche landete ich 2011 bei der „Schreiberei“. Die Gitarre wurde gegen den Stift, der Reiseschreibtisch beim TV gegen einen Laptop mit festem Tisch zu Hause getauscht. Erzeugte bei mir lange Zeit das Schreiben eines Songs tiefe Befriedigung, gelingt mir dies heute durch das Aneinanderfügen von Worten. Das Schreiben und Konzipieren von guten Inhalten ist zum Beruf geworden.“

Zwei Bücher als Co-Autor mitgeschrieben

Im Gespräch fügt er noch hinzu: „Ich bin in der Schreiberei total angekommen fühle mich dem sehr verbunden. Auch das Thema Laufen ist bei mir sehr groß und sehr wichtig. Deswegen habe ich ja auch die beiden Bücher mit Rafael Fuchsgruber mit sehr viel Herzblut konzipiert und als Co-Autor mit geschrieben. Die Bücher heißen „Running wild“ und „Passion Laufen“.

Kerkeling Running Wild Kerkeling Passion Laufen

Running wild“ ist eine Biografie, „Passion Laufen“ ist ein besonderes Trainings- und Motivationsbuch, an dem sich auch Sportler wie Jan Fitschen  beteiligt und ihre Sicht der Dinge beigesteuert haben.

https://www.delius-klasing.de/running-wild-10152?number=DK-10152

https://www.delius-klasing.de/passion-laufen-11050

Nach  zwei Stunden war unser Gespräch in der Lobby des Berliner Hotels „Interconti“ beendet. Es wird bestimmt nicht das letzte Gespräch gewesen sein. Ob in Köln, wo eine meiner beiden Töchter wohnt,  oder aber wieder in Berlin am Rande des Marathons oder anderer Laufveranstaltungen oder zur Europameisterschaft der Leichtathleten im August 2018 im Berliner Olympiastadion, die Gelegenheiten werden kommen. Und ich bin gespannt, was mir Ralf dann Neues erzählen kann.

Peter Grau

 

 

Am 9. November 1989 fiel die Mauer

 

Ab und an stelle ich auf meiner Homepage Bücher vor, die mir gefallen haben. Vor fast zwei Jahren habe ich das Buch „ Goodbye DDR“ gelesen und es hier kurz vorgestellt:

Buchtip klein

Prominente aus Ost und West erzählen darin, wie sie den Mauerfall am 9. November 1989 erlebt haben. Unterschiedlicher könnten die Erinnerungen nicht sein. Rainer Eppelmann hebt persönlich den Schlagbaum an der Bornholmer Straße, während Opernsänger Jochen Kowalski noch seine Arie zu Ende singt. Gregor Gysi legt den Hörer wieder auf und bleibt im Bett. Schauspielerin Anja Kling sitzt im bayerischen Auffanglager. Doch es geht nicht nur um diese Nacht, sondern um das Gefühl dieser Wochen, die Euphorie und die Zweifel, die sich einstellten. Sehr persönliche Erinnerungen stammen u.a. von Daniel Barenboim, Heinz Rudolf Kunze, Margot Käßmann, Dirk Roßmann, Manfred Stolpe, Regina Ziegler und Wolfgang Niedecken.

Auch heute, am Abend des 9. November 2017, erinnere ich mich sehr gern an diesen aufregenden Tag im November, an dem sich vor  allem für viele von uns DDR-Bürgern alles änderte. Die einen kamen  besser, die anderen schlechter mit den vielen Veränderungen zurecht.

Für mich erfüllte sich sprichwörtlich ein Traum – oft hatte ich davon geträumt, war von Ost nach West gegangen oder gerannt und dann aufgewacht- noch im Osten… Nun aber wurde es Wirklichkeit, die trennenden Grenzen fielen. Sicher für mich einige Zeit zu spät, aber ich habe viel daraus gemacht, habe beruflich im Sportjournalismus meine Erfüllung gefunden und persönlich in Berlin die Veränderungen hautnah mitbekommen. Ein wenig schade ist es, daß man heute, 28 Jahren danach, nicht mehr die gleichen Emotionen empfinden kann wie damals.

Metro fünfdreißigMetro zwanzig

Aber ich denke trotzdem oft zurück, wenn ich durch die Berliner Straßen gehe, fahre und mir dabei bewußt werde:  jetzt bist Du im Westen, jetzt kommst Du wieder in den Osten.  Ich mag einfach diese Gefühle. Was wäre die Welt ohne Gefühle?

Peter Grau

Frankfurt-Marathon 2017: Arne Gabius glänzt bei Comeback, Katharina Heinig strahlende Deutsche Meisterin

Trotz windigen Wetters liefert der Mainova Frankfurt Marathon Spitzenresultate / Äthiopischer Dreifachsieg bei den Männern mit 2:05er-Siegerzeit / Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot gewinnt das Frauenrennen 

2017 Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 29, 2017 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
Sieger: Shura Kitata Tola (Äthiopien) Foto:Mainova Frankfurt Marathon

Ein beeindruckendes Comeback von Arne Gabius in unter 2:10 Stunden; die sechstbeste Siegerzeit des Jahres 2017; eine Olympiasiegerin triumphiert in der Festhalle und Lokalmatadorin Katharina Heinig glänzt bei ihrem Heimspiel als Deutsche Meisterin: Der Mainova Frankfurt Marathon hat sowohl international als auch aus deutscher Sicht wieder Spitzenresultate geliefert.

Der Äthiopier Shura Kitata Tola und die Kenianerin Vivian Cheruiyot haben die 36. Ausgabe des Laufklassikers am Main gewonnen. Der deutsche Lauf-Star Arne Gabius blieb bei seinem starken Rennen mit 2:09:59 Stunden als Sechster haarscharf unter 2:10. Kitata lief bei schwierigen Bedingungen mit starkem Wind hochklassige 2:05:50 und führte vor seinen Landsleuten Kelkile Gezahegn Woldaregay (2:06:56) und Getu Feleke (2:07:46) einen äthiopischen Dreifachsieg an. „Ich habe von Beginn an erwartet, dass ich gewinne. Sicher war ich mir dann nach 30 Kilometern, als wir uns mit einer Dreiergruppe absetzen konnten. Ich habe gehofft, dass ich schneller laufen kann, aber das Wetter war nicht so einfach“, sagte der 21 Jahre junge Überraschungssieger.

Die Vorentscheidung im Männerrennen fiel bei Kilometer 30. Das äthiopische Trio Getu Feleke, Kelkile Gezahegn Woldaregay und Shura Kitata Tola setzte sich aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe ab. Zunächst forcierte Feleke das Tempo. Bei Kilometer 37 attackierte jedoch Shura Kitata Tola und ließ seinen Landsleuten auf dem Weg in die vor Begeisterung brodelnde Festhalle keine Chance mehr. Bester Europäer war überraschend der britische Debütant Dewi Griffiths. Der Waliser lief als Fünfter 2:09:49 und erreichte die zweitbeste Zeit eines europäischen Läufers in diesem Jahr.

Alle Wettbewerbe zusammengerechnet verzeichneten die Veranstalter 26.482 Meldungen aus 108 Nationen, davon 14.513 Läufer über die 42,195-Kilometer-Distanz. Die Bedingungen waren für die Läufer besser als befürchtet, durch den starken Wind aber sehr herausfordernd. „Letztlich habe ich mit meinem Optimismus Recht behalten und es gab recht vernünftige Rennbedingungen, das zeigen auch die Ergebnisse mit vielen hochklassigen Zeiten“, sagte Veranstalter Jo Schindler. „Es war toll, mit welcher Begeisterung die Läufer das Ziel erreichten.“

Auch der Sportliche Leiter Christoph Kopp zog ein positives Resümee: „Sportlich ist alles gut gegangen, auch wenn nicht alle Träume von Einzelnen in Erfüllung sind. Ich wusste, dass das Potenzial für starke Leistungen da ist. Wir konnten aufgrund der Wetterbedingungen aber nicht davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten auch umgesetzt werden.“ Der Sieger Shura Kitata Tola erzielte trotz schwieriger Bedingungen mit 2:05:50 Stunden die weltweit sechstbeste Marathon-Siegerzeit in diesem Jahr und schob sich an Position elf der Weltjahresbestenliste. Mit acht Läuferinnen unter 2:30 Stunden gab es eine bemerkenswerte Leistungsdichte im Frauenfeld. Dazu setzten sich europäische Läufer stark in Szene. Zusätzlich zum Briten Griffiths und zu Arne Gabius brachte der Pole Henryk Szost mit 2:10:09 eine beachtliche Leistung.

Mit großer Begeisterung erlebte Dr. Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender von Titelsponsor Mainova, den Frankfurter Marathontag: „Da war sehr viel Leidenschaft im Spiel und die Veranstaltung war perfekt organisiert. Es war ein großartiges Rennen mit emotionalen Momenten auch für die Zuschauer, das war fantastisch.“

Drei Marathonstarts in Frankfurt, dreimal mit der von Christoph Kopp vergebenen „Glücksnummer 7“ und dreimal unter 2:10 Stunden: Frankfurt erwies sich für den deutschen Rekordhalter Arne Gabius einmal mehr als ideales Pflaster. „Es war richtig hart im Gegenwind, und ich bekam im letzten Teil Probleme mit meiner linken Oberschenkelrückseite. Aber ich bin volles Risiko gegangen, um die Zeit von unter 2:10 noch zu erreichen“, sagte Gabius, der eine deutsche Jahresbestzeit lief. Mit seinen 2:09:59 schob er sich an dritte Stelle der europäischen Jahresbestenliste.

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Arne Gabius   (Foto: Mainova Frankfurt Marathon)

„Ich bin sehr erleichtert, dass es noch für unter 2:10 gereicht hat. Der schwierige Part war zwischen Kilometer 20 und 30. Ich habe aber nie ans Aufgeben gedacht. Die Geburt meines Sohnes war motivierend, aber während des Rennens war ich so fokussiert, ich habe nicht ständig dran gedacht. Jetzt werde ich die Zeit genießen. Meine Oberschenkel spüre ich sehr, aber in den nächsten Wochen brauche ich ohnehin nur meine Hände zum Windeln wechseln“, so Gabius, der drei Tage vor dem Lauf zum ersten Mal Vater geworden ist.

Die 5.000-Meter-Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot lief in ihrem zweiten Marathon eine persönliche Bestzeit von 2:23:35. Lange Zeit lag sie auf Streckenrekordkurs von 2:21:01, doch im starken Wind konnte auch sie das Tempo nicht durchhalten. „Hier zu gewinnen gibt mir Selbstvertrauen. Es war sehr windig. Ich bin couragiert gelaufen und dachte, dass ich 2:20 erreichen kann. Aber ich bin zufrieden mit der Zeit. Ich bin noch neu im Marathon und werde mich weiter verbessern.“

Zweite wurde Yebrgual Melese in 2:24:30 vor ihrer äthiopischen Landsfrau Meskerem Assefa, die nach 2:24:38 im Ziel in der Festhalle war. Die beiden konnten am Ende den Rückstand auf die Siegerin Cheruiyot noch deutlich verkürzen. Als Fünfte jubelte die US-Amerikanerin Sara Hall über eine persönliche Bestzeit von 2:27:21.

Während Arne Gabius sich erwartungsgemäß den deutschen Meistertitel sicherte, gab es bei den Frauen eine Überraschung: Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) überholte in der Schlussphase die Titelverteidigerin Fate Tola (LG Braunschweig) und war als Achte und beste Europäerin in 2:29:29 im Ziel. Tola folgte unmittelbar dahinter als Neunte mit 2:30:12. Beide blieben damit klar unter der Norm für die Europameisterschaften in Berlin 2018 von 2:32:00 Stunden.

Katharina Heinig brachte mit einem packenden Finish die Festhalle zum Kochen. „Es war ein Hammerrennen und hinten raus wirklich hart. In der Stadt war eine klasse Stimmung, der Einlauf in die Festhalle ist Wahnsinn. Es war ein Sieg für die ganze Stadt. Als Deutsche Meisterin bin ich sicher nächstes Jahr bei der EM in Berlin dabei“, sagte die Frankfurterin strahlend.

Fate Tola, die Zweite der deutschen Meisterschaften, sagte: „Ich bin rundherum zufrieden. Ich bin während des Rennens müde geworden, daher konnte ich das Tempo nicht halten. Der Wind war sehr stark, da hatte ich keine Kraft mehr. Aber trotzdem bin ich zufrieden, ich bin Zweite bei der Deutsche Meisterschaft und habe die Norm für die EM, alles okay.“ Mit den Marathon-Debütantinnen Laura Hottenrott in 2:34:43 und Franziska Reng in 2:34:57 haben zusätzlich zwei deutsche Läuferinnen das Team-Limit für die EM von 2:35:00 Stunden unterboten.

Ergebnisse, Männer:

  1. Shura Kitata Tola ETH 2:05:50
  2. Kelkile Gezahegn ETH 2:06:56
  3. Getu Feleke ETH 2:07:46
  4. Martin Kosgey KEN 2:09:39
  5. Dewi Griffiths GBR 2:09:49
  6. Arne Gabius GER 2:09:59
  7. Henryk Szost POL 2:10:09
  8. Scott Smith USA 2:12:21
  9. Scott Fauble USA 2:12:35
  10. Mark Korir KEN 2:12:37

Frauen:

  1. Vivian Cheruiyot KEN 2:23:35
  2. Yebrgual Melese ETH 2:24:30
  3. Meskerem Assefa ETH 2:24:38
  4. Abebech Afework ETH 2:26:45
  5. Sara Hall USA 2:27:21
  6. Merima Mohammed BRN 2:27:49
  7. Sylvia Medugu KEN 2:29:09
  8. Katharina Heinig GER 2:29:29
  9. Fate Tola GER 2:30:12
  10. Anna Incerti ITA 2:32:11

„Aufgeregt, glücklich und voller Euphorie“

 Frankfurt Marathon 2017

Katharina Heinig  (Foto:  Mainova Frankfurt Marathon)

Deutsche Meisterin Katharina Heinig in Hochstimmung nach ihrem geglückten „Heimspiel“ beim Mainova Frankfurt Marathon / Nationales und internationales Ausrufezeichen gesetzt mit beeindruckenden Resultaten der Topathleten  / Mehr Frauen an der Startlinie und eine erstaunlich gute Finisher-Quote

Jo Schindler hatte am Tag nach der 36. Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon frische Zahlen dabei. Der Renndirektor freute sich über die aufgrund der schwierigen Bedingungen sehr gute Finisher-Quote. 11.146 Läufer erreichten beim Laufklassiker am Main am Sonntag das Ziel in der wieder mal außerordentlich stimmungsvollen Festhalle – ein erstaunliches Plus im Vergleich zum Vorjahr, als die Läufer von strahlendem Sonnenschein verwöhnt waren.

Es ließen sich weder die Breitensportler noch die Profis in dem windumtosten Rennen von ihrem Kurs abbringen. Nach den gezeigten sportlichen Leistungen hat der älteste deutsche Stadtmarathon national und international ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Legt man die schnellsten zehn Zeiten zugrunde, belegt der Laufklassiker am Main in Deutschland Rang zwei und weltweit Platz 7. Die Zeit von 2:05:50 Stunden des äthiopischen Champions Shura Kitala Tola (die sechstbeste Siegerzeit weltweit 2017) war ebenso Weltklasse wie die Tatsache, dass in Frankfurt erstmals die ersten acht Frauen in der Festhalle allesamt unter 2:30 Stunden geblieben sind.

„Es war eine sehr schöne Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon. Wir haben wieder bewiesen, dass in Frankfurt Topathleten und Breitensportler gleichermaßen gute Bedingungen für einen schnellen Marathon geboten werden“, sagte Schindler, der sich auch über den um vier Prozent gestiegenen Anteil von Frauen an der Startlinie freute.

Eine Teilnehmerin, nämlich die Frankfurterin Katharina Heinig, war nach ihrem beherzten Lauf zum Deutschen Meistertitel in 2:29:29 Stunden auch am Tag danach noch „aufgeregt, glücklich und voller Euphorie.“ Der ganze Druck und die Anspannung nach ihrer tollen Leistung auf heimischem Pflaster seien schlagartig von ihr abgefallen. Dass die 28-Jährige unter diesen Rennbedingungen nicht weit über ihrer persönlichen Bestzeit blieb in der unter der Begeisterung der Zuschauer brodelnden Festhalle, „rechne ich mir hoch an“, sagte Heinig.

Die neue Deutsche Meisterin wird in der kalten Jahreszeit unter anderem wieder in Kenia und auch in Südafrika in der Höhe trainieren. Das nächste Ziel sei, über Unterdistanz-Rennen „meine Grundschnelligkeit zu verbessern, was mir dann im Marathon zugutekommt“, so Heinig. Im Fokus stehen bei Katharina Heinig und auch bei der DM-Zweitplatzierten Fate Tola (2:30:12), deren Kräfte bei ihrem dritten Marathonlauf 2017 am Ende schwanden, die Europameisterschaften in Berlin im Sommer.

Arne Gabius, der mit dem Verband im Streit liegt, kann sich in Berlin eine Rückkehr auf die Bahn im 10.000-Meter-Rennen vorstellen. Doch nach seinem weiteren fulminanten Frankfurter Lauf wollte der deutsche Lauf-Star erstmal schnellstmöglich zurück ins heimische Stuttgart zu seiner Frau und seinem drei Tage vor dem Mainova Frankfurt Marathon geborenen Sohn.

Obwohl von Schmerzen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur geplagt, hielt Gabius während des Rennens eisern an seinem Ziel fest, unter 2:10 Stunden ins Ziel zu kommen. „Ich bin volles Risiko gegangen – entweder schaffe ich es oder ich komme humpelnd nach 2:12 Stunden ins Ziel“, lautete seine Devise im letzten Renndrittel. Letztlich schaffte er es mit einer abermals starken Leistung am Main auf die Sekunde genau: 2:09:59.

Damit ist Arne Gabius der einzige deutsche Läufer, der jemals drei Marathons unter 2:10 Stunden bewältigt hat. Alle seine beeindruckenden Finishs waren in: Frankfurt. „Arne ist ja fast schon ein Frankfurter“, betonte der Sportliche Leiter Christoph Kopp die besondere Beziehung von Gabius zum Mainova Frankfurt Marathon.

Besondere Freude machten den Veranstaltern auch die Leistungen der zweiten deutschen Garde bei den Deutschen Meisterschaften. Hinter Gabius deuteten Jonas Koller (2:16:03) und Frank Schauer (2:16:30) ihr Potential mehr als nur an. Auch bei den Frauen setzten Laura Hottenrott (2:34:43) und Franziska Reng (2:34:57) Ausrufezeichen. Für großen Jubel in der Festhalle sorgte auch Klemens Wittig. Der 80 Jahre alte Dortmunder erreichte in der Altersklasse M80 in 3:39:54 Stunden eine neue europäische Bestleitung.

Einen neuen persönlichen Rekord erreichte auch Vivian Cheruiyot. Die Olympiasiegerin über 5000 Meter gewann den Laufklassiker am Main in 2:23:35 Stunden und fand anschließend persönliche Glückwünsche des kenianischen Staatspräsidenten in ihrem Emailfach. „Ein Marathonsieg ist etwas ganz Besonderes“, sagte die mehrfache Weltmeisterin über 5000 und 10.000 Meter. „Auch wenn der starke Wind meinen kleinen Körper fast hat wegfliegen lassen.“

Daheim in Kenia wolle sie auf jeden Fall berichten, dass man in Frankfurt einen schnellen, top organisierten Marathon laufen kann. „Ich“, sagte Cheruiyot, „komme gerne wieder.“

Alex Westhoff
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Der Sonnenschein folgt dem Sturm Herwart

Sturm Herwart hat am Sonntag (29. Oktober) im Stadtzentrum von Neuruppin nur wenig Schäden angerichtet. Diesmal waren die Angst vorher und die schlechten Wettervorhersagen größer als die negativen Auswirkungen. Allerdings mußte am Sonntag zwei Stunden vor dem Start der traditionelle Hubertuslauf abgesagt werden. „Es war eine Vorsichtsmaßnahme, wir konnten nichts riskieren“, erklärte dazu der Cheforganisator Bernd Gummelt.

Einen Tag später, am Montag, strahlte die Sonne vom Himmel, als wäre nichts gewesen. Grund genug, den alltäglichen Spaziergang quer durch die Stadt zu unternehmen.

Sonne zwei Sonne drei Sonne fünf Sonne sieben Sonne acht Sonne neun Sonne zehn Sonne elf Sonne zwölf Sonne eins

 

Abendlicher Zauber in Neuruppin

Eine Woche vor Beginn des Martinimarktes in Neuruppin füllt sich die Stadt langsam mit den Fahrgeschäften. Und ganz in unserer Nähe ist über Nacht das Riesenrad aufgebaut worden:

Neur Abend fünfundzwanzig

Gern spazieren wir abends durch die Stadt. Diesmal ist Paulie aus Köln dabei, mit neuen LED-Schuhen mit allen Farben und Farbwechseln:

Neur Abend eins Neur Abend vier Neur Abend dreiundzwanzig Neur Abend sechsundzwanzig

Nicht weit von uns liegt der Ruppiner See, und auch hier ist die abendliche Stimmung anheimelnd:

Neur Abend neun Neur Abend acht Neur Abend zehn Neur Abend zwölf Neur Abend vierzehn Neur Abend fünfzehn Neur Abend sechszehn Neur Abend achtzehn Neur Abend neunzehn

Auf dem Rückweg kommen wir noch  am Spielplatz am Neuen Markt vorbei. Dort eröffnet demnächst der Weihnachtsmarkt:

Neur Abend zwanzig

Doch nun ist es Zeit, zurück in die Friedrich-Ebert-Straße zu gehen:

Neur Abend zwei Neur Abend siebenundzwanzig

Mein Freund- der Uhu! Besuch im Heimattierpark Kunsterspring bei Neuruppin

Kunster siebenundzwanzig Kunster siebenunddreißig Superporträt

Wenn meine Kölner, Tochter und Enkeltochter, in den Schulferien nach Neuruppin kommen, gehört traditionell ein Besuch im Tierpark Kunsterspring zum Programm. Diesmal, Ende Oktober, war dieser Besuch gefährdet. Hurrikan Xavier hatte vor kurzem gewütet und auch im Tierpark Schäden angerichtet.

 

Kunster vierunddreißig Kunster dreiunddreißig

Kunster achtzehn Kunster fünfundzwanzig

Zwar wurden die Tiere rechtzeitig in feste Behausungen einquartiert, aber einige Anlagen, vor allem die für Wölfe, Luchse, Wisente mußten gesperrt werden, weil die Zäune demoliert waren.

So waren wir also froh, daß der Tierpark überhaupt geöffnet hatte:

Kunster eins Kunster zwei

Kunster neun

Die erste Überraschung: Der Teich, in dem sich sonst hunderte Enten und anderes Getier tummeln, war fast leer. Nur wenige Tiere waren noch zu sehen und abzulichten:

Kunster fünf Kunster sechs Kunster zehn Kunster sieben Kunster sechszehn Kunster siebzehn

Ein wenig besser sah es dann bei den Zwergziegen aus. Die kleinen Ziegen fehlten zwar, aber das hatte wohl biologische Gründe. Aber die Großen waren wie immer sehr hungrig.

Kunster zwölf Kunster einunddreißig

Wohlgenährt suchten nebenan die Schafe ihre Beute und auch die Schweine sind auf Nahrungssuche:

Kunster fünfzehn

Kunster zweiundzwanzig Kunster neunzehn

Wenig Tiere waren dann auf dem Weg zu meinen Lieblingen, den Uhus, zu sehen. Keine Marder, keine Fischotter, keine Flugvögel. Da waren wir schon glücklich, drei Waschbären in luftiger Höhe zu erblicken:

Kunster zwanzig

Und ein Reh schaute uns mit treuen Augen an (was aber sind treue Augen?):

Kunster zweiunddreißig

Kunster einundzwanzig Kunster dreiundzwanzig

Das beste Fotomotiv für mich aber ist immer der Uhu. Warum? Weil er so schön ruhig sitzt und still hält, bis das Foto im „Kasten“ ist:

Kunster siebenundzwanzig Kunster achtundzwanzig

Peter Grau

Vom aktiven Triathlon in Waren an der Müritz 1989 bis zum passiven Ironman von Hawaii 2017

Triathlon begeistert mich seit langem. Als Marathonläufer versuchte ich in den 1980er-Jahren, dort Fuß zu fassen. Doch es blieb bei einem einmaligen Versuch. Nicht so weit von Berlin bzw. Neuruppin entfernt wurde in Waren an der Müritz für den 5. August 1989 zum vierten Mal ein Triathlon ausgeschrieben.  0,5 km Schwimmen, 25 km Radfahren und 8 km Laufen sollten absolviert werden.

Laufen brauchte ich nicht extra trainieren, Radfahren auch nicht (allerdings fehlte mir damals ein richtiges Rennrad). Nur vor dem Schwimmen hatte ich Respekt. So trainierte ich einige Male im Kalksee bei Boltenmühle, dort, wo glasklares Wasser das Schwimmen zu einem Vergnügen machte, wenn man denn richtig und schnell schwimmen konnte. Und das konnte ich leider nicht. Zwar hatte ich in Erfurter Zeiten 1954 meine Freischwimmer – Prüfungen und auch meine Fahrtenschwimmer-Prüfungen ablegt. 45 Minuten im Kreis schwimmen war kein Problem. Auch hatte ich richtig das Schwimmen gelernt, im Erfurter Dreienbrunnenbad, teilweise an der Angel. Dort sprang ich auch vom 5-m-Brett. Aber ein Manko hatte das Ganze: Mir wurde nur das Brustschwimmen gelehrt. Und das erwies sich beim Triathlon als großes Hemmnis.

Waren sechs

Auf einer ähnlichen Wiese war vor 28 Jahren auch  der Start zum Schwimmen über 0,8 km. (Foto:  Olaf Brockmann /2017)

Ich wußte um mein Handicap, nur das Brustschwimmen zu beherrschen, aber  ich versuchte das zu überspielen. Zu Hilfe kam mir, daß ich kein Rennrad hatte und deshalb in Waren beim Schwimmwettbewerb einen Vorsprung vor den anderen eingeräumt bekam. Aber das half mir wenig, denn eingeholt wurde ich trotzdem von der Meute. Dabei schluckte ich heftig Wasser, aber irgendwie schaffte ich es doch bis zum rettenden Ufer.

Das Radfahren über 25 km auf einer normalen Landstraße war dann weniger ein Problem, auch nicht mit dem Sportrad. Dann der Umstieg aufs Laufen, den ich zwar trainiert hatte, aber eben nicht unter Wettkampfbedingungen. So hatte ich anfangs das Gefühl, überhaupt nicht vorwärtszukommen. Und dieses Gefühl ließ mich auf den ganzen 8 Kilometern nicht los. Überrascht war ich, später zu erfahren, daß ich mich im Laufen doch recht gut gegenüber den Konkurrenten hielt.

Jedenfalls war ich am Ende stolz darüber, für meinen ersten  Triathlon die folgende Urkunde bekommen zu haben:

Peter Waren Triathlon

Es blieb der einzige Triathlon, aber seitdem habe ich immer sehr interessiert den Neuruppiner Triathlon live erlebt und die vielen Fernsehübertragungen am Bildschirm.  So auch wieder gestern (14. Oktober 2017) bzw. heute Nacht, als der Ironman 2017 auf Hawaii übertragen wurde, der Höhepunkt für viele Triathleten.

Zunächst sah und hörte ich mir ab 18.30 Uhr alles im Livestream des ZDF an, das Internet machte es möglich. Und ich erlebte, wie der eigentliche Favorit Jan Frodeno große Probleme zu Beginn des Laufens bekam und die Aussicht auf einen nunmehr dritten Erfolg auf Hawaii dahinschwinden sah.

Gegen 1 Uhr legte ich mich dann zu Bett und wurde, wie oft, nach 1 ½ Stunden wieder wach, nahm mein Smartphone zur Hand und beobachtete, wie Patrick Lange nach vorn marschierte und erstmals siegte.

Am Morgen dann aber war mein erster Gang zum Computer. Voller Freude sah ich, daß ARD-Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder nach 10:56:12 Stunden das Ziel erreicht hatte.

Viele Fans hatte er auf diesem Weg auch bei Facebook hinter sich und entsprechend zahlreich waren die Glückwünsche. Und irgendwie ist man als „normaler“ Läufer oder Triathlet eben bei solchen Leuten dabei, die nicht Profis sind, sondern so fast nebenher (was beim Triathlon ja nicht geht) sich auf einen Ironman vorbereiten und dann erfolgreich sind.

28 Jahre liegen zwischen meinem einzigen Triathlon und diesem Triathlon auf Hawaii. Eine lange Zeit mit sehr vielen Veränderungen, auch im Triathlon.

Peter Grau

Buchtip: Sergej Lochthofen: GRAU – Eine Lebensgeschichte aus einem untergegangenen Land

Sergej Lochthofen GRAU

An diesem 3. Oktober wollte ich über etwas schreiben, was mit diesem Tag der Einheit zusammenhängt. Zwar hätte ich mir lieber den 9. November, den Tag des Mauerfalls, als Einheits-Tag gewünscht, aber dem stand entgegen, daß dieser Novembertag  historisch gewissermaßen schon überbesetzt ist. Am 9. November 1918  wurde die erste deutsche Republik ausgerufen, der 9. November  1938 ist durch den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung belastet und nun der Mauerfall am 9. November  1989.   Ein anderes Datum wurde also gesucht.

Der 7. Oktober sollte es auch nicht sein, denn das war ja 40 Jahre lang der Jahrestag der DDR-Gründung gewesen (und natürlich ist er mir noch im Gedächtnis). Es wurde also der  3. Oktober.  Und da fiel mir schnell ein, daß ich vor kurzem ein Buch gelesen hatte, das viel mit der DDR zu tun hatte.

Ich hatte es gekauft, weil mir der Autor Sergej Lochthofen bekannt war, vor allem durch seine häufige Teilnahme an Talkshows.  Vor zwei Wochen sah ich ihn zuletzt und da hörte ich erstmals, daß er als Stimme des Ostens angekündigt wurde. Seinem Buch habe ich angemerkt, welche Sachkenntnis er in den Jahren seines abwechslungsreichen Lebens zwischen dem Arbeitslager in Workuta (als Kind) und dem Chefposten bei der Erfurter Tageszeitung „Thüringer Allgemeine“ gesammelt hat.  Die Erfurter Zeitungsszene habe ich immer verfolgt. Zu DDR-Zeiten hieß diese Zeitung noch „Das Volk“, ich als gebürtiger Erfurter, habe sie zumindest bei Tante und Onkel gelesen, denn meine Mutter und ich hatten die Thüringische Landeszeitung (TLZ) abonniert.

Lang, lang ist es her.

Das Buch „GRAU – Eine Lebensgeschichte aus einem untergegangenen Land“ habe ich nicht nur wegen des Autors gekauft, sondern auch wegen des Titels. Das GRAU lockte mich einfach an. Ein bißchen eitel bin ich ja, und meinen Nachnamen mag ich auch. Gerade auch deshalb, weil diese Farbe grau oft unterschätzt wird, eher negativ belegt ist. Dabei, und das werden viele Künstlern bestätigen, ist grau eine Farbe, auf die Maler nicht verzichten möchten. Ein  bekannter Maler, den ich in DDR-Zeiten durch meine Tätigkeit bei der Zeitschrift „Prisma“, die sich mit den Schokoladenseiten der DDR beschäftigte, kennenlernte, hat mir einmal seine positive Sicht zur Farbe grau geschrieben.

 

Kahnt:  den Text suche ich noch!

 

Doch allein GRAU hätte nicht zum Kauf des Buches ausgereicht. Vielmehr bin ich an allem interessiert, was die DDR, die ja den Großteil meines Lebens bestimmte, durchleuchtet, ihre vielschichtigen Seiten beleuchtet.

Soviel zum Motiv des Buchkaufes. Nun aber zum Inhalt. Und da bediene ich mich des Klappentextes, der den Autor folgendes sagen läßt:

„ Nichts war, nichts ist selbstverständlich. Daß ich im Gulag auf die Welt kam und doch eine behütete Kindheit hatte, daß ich von dort nach Deutschland kam und nicht irgendwohin in die Steppe, daß es der Osten war und nicht der Westen, Gotha und nicht Berlin, daß ich in eine russische und nicht die deutsche Schule ging, einen sowjetischen Paß und nicht einen Ausweis der DDR besaß. Nicht davon ist selbstverständlich. Vermutlich auch nicht, daß ich keine Heimat habe.“

Der Norden Rußlands: Drei Jungen kämpfen in einem schadhaften Boot mitten im eisigen Fluß um ihr Leben. Es ist die Workuta, die einer ganzen Schreckensregion den Namen gibt. Jahrzehnte später steht einer von ihnen auf den Domstufen in Erfurt und verkündet vor Zehntausenden Demonstranten, daß seine Zeitungsredaktion sich gerade von der allmächtigen Partei unabhängig gemacht hat. Es ist die Geburtsstunde der ersten Reformzeitung in der DDR.

Nun blickt Sergej Lochthofen zurück auf ein Leben als Deutscher unter Russen und als Russe unter Deutschen: erlebte Geschichte, spannend erzählt.“

Soweit ein kleiner Einblick in den Inhalt des Buches des Journalisten Sergej Lochthofen.

Mehr erfährt man, wenn man das im Rowohlt-Verlag erschienene Buch kauft:   ISBN 978 3 499 62863 4.

Peter Grau

Horst Prill: Er war ein liebenswerter Freund

Horst einunddreißig

Manche Freundschaften sind oberflächlich, nur in eine Richtung angelegt. Im Nachhinein denke ich, daß es auf meine Beziehung zu meinem  Freund Horst zutrifft, mit dem ich zwar seit 1975 bis ca. 2005 oft zusammen war, allerdings vor allem bei Laufveranstaltungen und im Lauftraining, und außerdem bei Geburtstags- und Silvestertreffen. Horst war handwerklich vorgebildet, konnte fest zupacken und weil er sehr hilfsbereit war, mußten mir nur anrufen und schon kam er vorbei. Vor allem auch in der Zeit, als wir uns in der  Lincolnstraße in Berlin-Lichtenberg auch näherkamen, weil ich eine Wohnung zwei Häuser neben seiner Wohnung (Nr. 57) bezog.  Meine Frau und ich erinnern uns noch gut,  wie er beispielsweise  eine Badewanne für mich auftrieb, die gewissermaßen als Sperrmüll in einem Container auf der Straße abgestellt war, aber noch fast neu war.  Auch gegen meinen Widerstand setzte er durch, daß die Badewanne sichergestellt wurde und mit unseren gemeinsamen Lauffreunden Jürgen, Bernd und Siggi per Hand ca. 150 m getragen wurden und dann ins erste Stockwerk hinausgetragen wurde.

Horst zweiunddreißig Horst dreiunddreißig

Horst Prill ist seit einer Woche im Himmel (siehe auch mein Bericht  unter  http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=9667). Ich bin sicher, daß er im Himmel und nicht in der Hölle ist. Dazu hatte er zu viele positive Eigenschaften, war menschlich einfach eine Perle.

So werden es die meisten gesehen haben, die ihn kannten. Und es war kein Zufall, daß vor einer Woche, als wir Horst auf seiner letzten Reise begleiteten, diese menschlichen Charakterzüge auch in der anrührenden, aber sehr informativen Abschiedsrede in der kleinen Kapelle auf dem Evangelischen Friedhof in Berlin-Lichtenberg in der Marzahner Straße 20 hervorgehoben worden.

Die Zeremonie auf dem Friedhof würde Horst gefallen haben. Angefangen von besinnlicher Musik, die uns und die 40 Trauergäste einstimmen sollten, über die Rede, die Horst würdigen sollte bis hin zum letzten Weg, als die Urne in die Erde gesenkt wurde, ein Trompeter aus der Ferne letzte Grüße sandte und wir uns dann von Horst verabschiedeten. Da wurde uns bewußt, daß es auf ewig sein würde. Oder sehen wir uns alle im Himmel wieder?

Wenn, dann würden wir sicherlich genug Zeit haben, unser Leben nochmals voreinander ausbreiten.

Es begann in Jarmen an der Peene

Ein wenig konnte ich mich erinnern und einiges erfuhr ich durch die Abschiedsrede, die vor allem durch seine Schwester Evi gespeist worden war. Geboren wurde Horst am 26. Februar 1938 in Jarmen, einer Gemeinde am Fluß Peene. 19 km nördlich von Jarmen liegt Greifwald, 43 km südlich liegt Neubrandenburg. Ich habe Jarmen immer bemerkt, als ich auf dem Weg an die Ostsee, zur Insel Rügen oder nach Usedom, fuhr und dabei durch den Ort kam.

Gemeinsam mit seiner Schwester Evi und seinem Bruder wuchs Horst in Jarmen auf, hatte eine behütete Kindheit. Beruflich tendierte er zum Technischen, und deshalb absolvierte er auch eine Lehre als Elektromaschinenbauer (kam mir bekannt vor, weil man Onkel in Erfurt auch Elektromaschinenbaumeister war). Und 1961, mit 23 Jahren, begann er dann ein Studium für Ingenieur-Elektromaschinenbau und schloß es erfolgreich ab. Dann arbeitete er viele Jahre im Kombinat Robotron (   http://www.robotrontechnik.de/   ), hatte dort mit Computern zu tun (die damals langsam ihren Weg auch in die DDR fanden) und wurde wegen seiner Zuverlässigkeit viel in Ungarn eingesetzt. Deshalb begann er auch, die ungarische Sprache zu lehren.

Wie sehr er an diesem Land hing, habe ich erfahren, als wir als Zuschauer zur Leichtathletik-Europameisterschaft nach Budapest fuhren. Zwei Ereignisse habe ich von damals noch im Gedächtnis.

Zum einen wurden wir, als wir eines Tages dort durch die Straßen spazierten, von Eurosport-Kommentator Dirk Thiele angesprochen und eingeladen, als Gäste an einem Festessen teilzunehmen. Wir ließen uns überreden, obwohl wir mit unseren kurzen Hosen nicht gerade richtig angezogen waren. Ein wenig litten wir, weil im Hotel die Klimaanlage so eingestellt war, daß wir froren. Das wurde aber durch die Speisen und die alkoholischen Getränke ausgeglichen.

Zweitens erinnere ich mich, daß wir eines späten Abends mit meinem Trabant durch die Budapester Straßen fuhren und dabei auf ein haltendes Taxi und einen gestikulierenden Fahrgast aufmerksam wurden. Wir hielten an und ich sah meinen Journalistenkollegen Olaf Brockmann im Disput. „Der Taxifahrer will mich betrügen, die mitlaufende Kilometeruhr war viel zu schnell eingestellt. Doch Olaf konnte sich auch dank seiner ungarischen Sprachkenntnisse wehren und die letzte Hilfe leisteten wir, indem wir ihn praktisch „befreiten“. Das hat mir Olaf nie vergessen. Wir haben uns noch oft bei internationalen Veranstaltungen getroffen und nun habe ich ihm auf meiner Homepage eine eigene Rubrik eingerichtet.

Horst war seit langem ein Fan der Leichtathletik. Beim ASK Vorwärts Potsdam war er als Mittelstreckler vor allem auf den 800 m unterwegs. Zwar schaffte er  es nicht bis in die DDR-Spitze, aber zumindest legte er die Grundlage, um später als Ausdauerläufer auf den längeren Distanzen bis zum Marathon gut zurecht zu kommen.

Kennengelernt haben wir uns als Läufer. Ich hatte 1974 mit dem Laufen auf dem Zachertsportplatz in Berlin-Lichtenberg angefangen, zunächst in der Laufgruppe von Bernd Rost.  Nach und nach steigerte ich meine Trainingskilometer und bestritt dann 1978  meinen ersten Wettkampf.

Horst gehörte 1981 mit zu den Gründungsmitgliedern der Laufgruppe von Borussia Friedrichsfelde.  Ich trat zwar diesem Verein nie bei, weil ich schon vorher Mitglied der BSG Empor Brandenburger Tor (EBT) war.

 

Zach 387

Der Zachertsportplatz im Jahr 2017

Aber ich trainierte viel gemeinsam mit den Borussen. Und Ausgangspunkt war in der Regel immer der Zachertsportplatz. Horst wohnte ganz dicht am Sportplatz, und ich hatte nur etwa 10 Minuten Anrenn-Weg. Gemeinsam ging es hinaus, durch die Gartenanlagen in Richtung des Pionierparkes und des Waldgebietes Wuhlheide.

Ich habe einen Teil unserer Trainingsstrecke auf meiner Homepage unter dem Titel „ Auf den Laufspuren“ unter http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=2474   vorgestellt.

Zu den Borussen gehörten damals vor allem: Jürgen Stark, Horst Prill, Bernd Dehnke, Siggi Büttner, Gunther Hildebrandt, Klaus Hennig, Werner Pohl, Günther Peschel,  Manfred und Gabi Naumann, Michael Kujath. Später hinzu kamen dann Klaus Hopf und seine Frau Birgit. Auch aus dem fernen Köln kam nach dem Mauerfall mit Michael Täuber ein Läufer hinzu, der bald ein enges Verhältnis zu uns Ostlern aufbaute und uns viele neue Impulse brachte, auf läuferischem und auf gesellschaftlichem Gebiet.

Ebenfalls auf diesem Trainingskurs liefen Udo Bauermeister und Rainer Lehmann, aber sie liefen separat, weil sie zu schnell für uns waren.

Udo Bauermeister (vorn) und Peter Grau beim Halbstundenlauf auf dem Zachertsportplatz:

Horst Peter Udo

Gudrun Strohbach wohnte direkt am Zachertsportplatz, schaute von ihrem Balkon direkt auf die Läuferschar. Sie war schon in jungen Jahren Langstrecklerin und im Marathonlauf an der DDR-Spitze. Sie war sicherlich viel zu schnell für unsere „langsame“ Trainingsgruppe, aber zumindest auf dem Sportplatz sind wir oft gemeinsam mit ihr gelaufen.

Gudrun Porträt

Und auch heute läuft Gudrun, seit langem mit Gerhard Brettschneider verheiratet, regelmäßig und nimmt an Wettkämpfen im Orientierungslauf teil.

Zurück zu meinen gemeinsamen Läufen mit und gegen Horst. Wir liefen gern zusammen, aber es war auch immer Ernst in unserem Bemühen, Erster zu sein.  Manchmal gelang mir das, weil ich eben in der Regel größere Umfänge trainierte und damit die größere Grundschnelligkeit von Horst übertrumpfen konnte.

Ein Erlebnis ist mir noch in Erinnerung geblieben. Bei einem Wettkampf, entweder beim Hubertuslauf in Neuruppin oder aber beim Baaseelauf in Bad Freienwalde, lief Horst vor mir, d.h. er ging und machte mit den Armen Lockerungsübungen gen Himmel. Ob ich dadurch noch an ihm vorbeigezogen bin, weiß ich nicht mehr. Wir haben danach oft darüber gesprochen und uns amüsiert.

Horst konnte also auch über sich selbst lachen, Späße machen. Aber andererseits vermittelte er immer den Eindruck, alles genau zu wissen. Manchmal habe ich ihn damit aufgezogen, bin aber nicht sicher, ob er das überhaupt gemerkt hat. Wie ich überhaupt meine, daß man noch mehr über alles hätte sprechen müssen. Doch vieles wurde überlagert durch das Laufen. Es war unsere Nische, in der wir uns so wohl fühlten. Es machte Spaß und füllte uns aus.

Wenige Fotos wurden zu dieser Zeit bei den Laufveranstaltungen gemacht. Deshalb sind auch Fotos rar, auf denen wir beide im Wettkampf zu sehen sind. Ziemlich am Anfang nahmen wir an einem 5000- oder 10.000-m-Lauf auf den Willi-Sänger-Sportanlagen in Berlin-Schöneweide teil.

Auf dem Foto liege ich dabei vorn, Horst „hechelt“ hinterher. Sicher hatte er nicht genug trainiert:

Horst 10.000 m 1981

Einen ganzen Marathon bestritten wir 1988 gemeinsam. Beim EBT-Team Marathon im Berliner Plänterwald, – organisiert von Roland Winkler-, mußten die Dreierteams die gesamten 42,195 km gemeinsam zurücklegen.

Hier kurz nach dem Start können alle noch lächeln (Horst Zweiter von rechts, mit Stirnband):

Horst Plänterwald

 

Eher eine Ausnahme war lange Zeit vor dem Mauerfall,  daß sich auch westdeutsche oder Westberliner Läufer an unseren Läufen beteiligten.  Aber manche wie Jürgen Roscher oder Horst Preisler wagten es trotzdem.

Auf dem Foto ist sogar ein Ost-West-Trio zu sehen. In der vorderen Reihe laufen  Jürgen Roscher (Westberlin), Peter Grau und Horst Prill (beide Ostberlin, v. links):

Horst Teammarathon Plänterwald

Der 5-km-Kurs im Berliner Plänterwald war oft Treffpunkt der Berliner Läufer und der Läufer von außerhalb. Anfangs wurden dort die Wettkämpfe von Bernd Steinberg  ausgerichtet, später vor allem vom leider viel zu früh verstorbenen Folker Lorenz und eben, wie gesagt, der Teammarathon von Roland Winkler.

Aber es gab auch anderswo Wettkämpfe, so im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark an der Cantianstraße, in Weißensee (Cross), in der Lichtenberger  Parkaue, in den Müggelbergen und anderswo

Sportplätze sehen manchmal gleich aus, aber ich glaube, daß das folgende Foto aus dem Stadion an der Weißensee Buschallee stammt. Werner Zock hat das Foto am 9. April 1988 gemacht:

Horst Weißensee zwei

Oft war Horst auch außerhalb Berlins bei Wettkämpfen dabei. Er mochte vor allem auch den Rennsteiglauf, sicher auch, weil dort vor allem das Gemeinschaftsgefühl zum Tragen kam.

Start des Rennsteiglaufes (45 km) im Jahr 1984:

Horst 1984 Rennsteiglauf

Vier Jahre später Gruppenbild vor dem Rennsteiglauf:

Horst zehn 1988

 

Horst fühlte sich immer wohl, wenn er sich mit anderen treffen, austauschen, einfach nur reden konnte.

Denn es gab ja auch noch einen anderen Horst, einen mit einem Beruf und einem Privatleben. Doch das wird mir erst jetzt, wo er nicht mehr da ist, so richtig bewußt.

Glücklich in der Familie

1964 hatte er Erika geheiratet, bald kam auch seine Tochter Karin zur Welt. Mit Erika war er sehr glücklich, sicher auch stolz, weil sie eine solch attraktive Frau war. Horst mußte in diesen Jahren immer den Spagat zwischen privat und Sport schaffen. Manchmal trainierte er weniger, eben um seiner Familie nahe zu sein.  23 Jahre war er verheiratet, aber dann brach seine Ehe auseinander.  Ich habe zwar gemerkt, was das für ein herber Verlust für ihn war, aber  es selbst hat er sich mir gegenüber und wohl auch den anderen Läufern gegenüber nie völlig geöffnet, nie durchblicken lassen, wie schwer ihn das damals getroffen hat. Meine Frau Ruth aber öffnete er sich mehr, ließ durchblicken, wie sehr er noch an Erika hing. Und das hinderte ihn sicher auch später daran, neue feste Verbindungen zur holden Weiblichkeit zu knüpfen. Er brachte zwar immer mal wieder neue Freundinnen zu unseren Veranstaltungen mit, doch irgendwie war das alles nicht von Dauer. Dabei hätte er es so nötig gehabt, denn Einsamkeit ist für viele nur schwer zu ertragen. Und auch räumliche Trennungen sind oft schwer zu überbrücken. Seine Tochter Karin war zwar beruflich sehr erfolgreich,  doch nach der Wende zog sie, wie manche Ostler, der Arbeit nach, landete in Leverkusen.  Dort bzw. in der nahen Umgebung blieb sie bis heute. Einige Male fuhr Horst nach Leverkusen, doch das war zu wenig, um eng aneinanderzurücken.

So blieb ihm weiterhin als Lebenselixier das Laufen und seine Laufkameraden in Berlin-Lichtenberg.  Und er fuhr auch weiter zu Veranstaltungen, auch ins Ausland. Zunächst nur ins sozialistische Ausland, denn noch stand die Mauer.

Ein Höhepunkt unserer Wettkämpfe war  im Jahr 1987 der Start bei den Europameisterschaften der Senioren in Karlovy Vary (von links Horst Prill, Peter Grau, Jürgen Stark):

Horst sieben

Nach dem Mauerfall aber öffnete sich für Horst, wie für viele andere Läufer und für alle Bürger der DDR die Tür zum Westen.

Horst nutzte es weidlich, erfüllte sich mit dem Start beim New York-Marathon einen Traum.  Aber auch die Teilnahme am Medoc-Marathon in Frankreich war für ihn eindrucksvoll, genauso wie Läufe auf Zypern.

Horst elf 1994

Jedes Jahr fuhr eine Gruppe von Borussenläufern samt ihren Anhörigen nach Holland, wo viel gelaufen wurde, aber man  auch Land und Leute entdeckte.  Horst war oft dabei, genauso wie Jürgen Stark und dessen Marlis, die auch die folgenden Fotos machten:

In Holland:

Horst vierundzwanzig Holland

Oft war Horst auch bei den Sylvesterfahrten dabei, die vor allem von Günther Peschel und von Jürgen Stark geplant worden waren:

Horst eins Sylvester Horst Barbarossahöhle

Wieck am Darß:

Horst fünfzehn 2005

 

Vor allem machte es Horst Spaß, wenn es sportlich zuging. Sei es nun bei Radausflügen oder aber bei ganz normalen Urlaubsreisen.

Pec (Tschechien):

Horst neununddreißig Horst sechsunddreißig

Horst fünfunddreißig Horst dreiunddreißig

Horst sechszehn Schnee Horst siebzehn 2004 Horst achtzehn 2004 Horst siebenundzwanzig Pec Horst achtundzwanzig Pec

 

Zypern:

Horst neun

 

Solche Fahrten waren für Horst immer Höhepunkte, von denen er lange zehren konnte.

Und ähnlich war es auch, wenn er sich an der Organisation von Läufen in Berlin beteiligen konnte, wie dem Veteranen-Marathon im Pionierparl oder dem Gartenlauf in Berlin-Friedrichsfelde:

Horst dreizehn 2001

 

Aber auch ganz normale Kaffee-Runden in Berlin mochte er:

Horst sechs 1 2013 Bei Horst -Kaffee Horst acht Horst vierzig Garten

 

Aber leider gab es für ihn auch gesundheitliche Rückschläge.  Der erste größere Rückschlag kam, als er einen Schlaganfall?   erlitt. Dank seiner guten körperlichen Verfassung konnte er das aber gut bewältigen. Als wir ihn bei der Reha in Wandlitz besuchten, was er zumindestens äußerlich wieder fit.  Vielleicht taten ihm auch die Gespräche mit anderen Patienten dort gut.

Unterhalten war ihm wichtig. Sicher fühlte er sich oft einsam, und das verstärkte sich, als die ehemalige Laufgruppe der Borussen langsam auseinanderfiel. Einige Läufer zogen aus Berlin weg  ( Michael Kujath, Michael Täuber, Peter Grau), andere zogen aus Lichtenberg in andere Stadtteile um (Gunther Hildebrandt, Udo Bauermeister, Gudrun Brettschneider). Es kamen zwar junge Läuferinnen und Läufer nach, doch da taten sich dann bald Generationenkonflikte auf.  Jedenfalls waren die Zeiten des gemeinsamen Erlebens und des Zusammengehörigkeitsgefühls leider vorbei bzw. sie bauten sich ab.

Ein aktuelles Foto der Laufgruppe Borussia -Friedrichsfelde zeigt, wie sich der Generationenwechsel vollzogen hat:

Horst dreiundzwanzig Laufgruppe

 

Horst versuchte alles, um in den Jahren nach dem Mauerfall auch beruflich noch mithalten zu können. Zwar packte er es nicht mehr, tiefer in die Computerbranche einzudringen und die Geheimnisse des Internets zu entziffern.  Einige Zeit lang arbeitete er in einer Firma mit, die Registrierkassen reparierte. Da fühlte er sich wieder in seinem Metier, bewies, daß er präzise arbeiten konnte.  Präzision, Genauigkeit, das war immer eines seiner Markenzeichen. Und auch wenn es dann manchmal etwas länger dauerte, fand es doch letztendlich Anerkennung.

Je älter er wurde, desto schwerer aber wurde es, noch die richtige Arbeit zu finden. Vielleicht kamen dann auch Selbstzweifel auf.  So war es kein Zufall, daß er immer förmlich auflebte, wenn  wir zu zweit aus Neuruppin „einflogen“, in meine neue Wohnung in  der Lincolstraße gingen und das Mittagsbrot vorbereiteten. Ein Anruf genügte und Horst kam voller Freude zu uns. Und wir konnten  ein klein wenig zurückgeben, was er mir /uns in all den Jahren gegeben hatte. Ob es nun der Aufbau der Küche, das Anbringen der Gardinenstangen, der Zusammenbau der Schrankwand, der Anschluß der Badewanne war, Horst konnte alles. Manchmal dachte ich schon, ihn zu sehr „auszubeuten“. So war ich froh, wenn ich ab und zu etwas zurückgeben konnte.

Aber 2004 zog ich ganz nach Neuruppin um, gab meine letzte Wohnung in Berlin, an der Treskowallee gegenüber der Trabrennbahn auf. Auch dort hatte Horst bei der Vorbereitung der Wohnung und beim Umzug von der Lincolnstraße in die Treskowallee mitgeholfen.

Horst war inzwischen auch umgezogen, blieb aber in der Lincolnstraße.  Aber immer weniger konnte er sich zum Laufen überwinden. Das war vielleicht noch zu verkraften. Doch seine Gesundheit macht ihm mehr und mehr Probleme.

Letztendlich sahen er und seine Schwester Evi, zu der er nach wie vor ein sehr enges Verhältnis hatte, die Lösung darin, in ein Seniorenheim umzuziehen. Es lag an der Volkradstraße, also nur wenige Schritte vom Zachertsportplatz entfernt. Doch die Welt im Heim war eine andere. Umgeben von kranken Leuten wurde er langsam immer schwächer.  Jürgen Stark und seine Frau Marlis besuchten ihn jedenfalls noch sehr lange regelmäßig dort. Sie brachten ihn auch nochmals im Rollstuhl zum Gartenlauf in der Märkischen Aue, einem Lauf, den er sowohl als aktiver Läufer als auch als Mitorganisator immer mochte.  Alle freuten sich, aber alle waren auch traurig.

Man hätte gewünscht, daß ihm die letzten Jahren im Heim erspart worden wären. Zuletzt konnte er die Signale der Umwelt nicht mehr aufnehmen, lebte nur noch vor sich hin. So war es fast eine Erlösung für alle, die ihm wohlwollten, als sie die Nachricht bekamen, daß er am 26. August 2017 endlich seine Augen für immer geschlossen hat.

Nun ist Horst im Himmel und findet dort immer mehr Gefährten, die er im Leben auf der Erde kannte. Gefährten, die ihn mochten, schätzten, die gern mit ihm zusammen waren.

Das wurde in der Abschiedsrede zu seinem Ableben nochmals bekräftigt. Und ein Satz ist mir im Ohr geblieben:

Vielleicht war Horst Prill ein wenig zu gut für diese Welt.

Peter Grau

(Die meisten Fotos dieses Artikels stammen von Jürgen Stark)