Es gibt Dinge, die gibt es einfach nicht. Seit 1977 habe ich einen Führerschein, bin seitdem viele Tausende Kilometer in Städten, auf Landstraßen und auf Autobahnen gefahren. Von Trabant über Wartburg, Opel Kadett, Opel Vectra, Toyota Corolla und nun seit 2012 Hyundai i 20 habe ich alles probiert und manches erlebt. Doch was an diesem Sonntag, dem 26. Mai 2024, geschieht, ist für mich eine Premiere. Vormittags 10.30 Uhr fahre ich von Neuruppin aus auf die Autobahn, die A24, Richtung Berlin. Zunächst bewege ich mich auf den zwei Fahrspuren, dann wird es großräumiger, drei Fahrspuren bieten uns viel Platz. Auch wenn der Verkehr überschaubar ist, mag ich es doch viel mehr, wenn ich drei Fahrspuren zur Verfügung habe.
Aber dann traue ich meinen Augen nicht. Ich fahre auf der Mittelspur, mit moderatem Tempo von ca. 120 km /h. Da rollt plötzlich, wie von Geisterhand getrieben, ein kleiner Autoreifen auf meiner Fahrspur vor mir her. Kurz denke ich nach, erinnere mich, daß ich bei Wild auf der Straße draufzuhalten soll. Aber hier draufhalten traue ich mich nicht, denn ich weiß nicht, was der Reifen mit meinem Auto macht, wenn ich drüberfahre. Was ich nicht schaffe, ist, die Warnlampe zu bedienen. Der Reifen rollt weiter vor mir her, etwa 1 Meter von der rechten Spur entfernt. Ich habe kein Gefühl, ob in den beiden anderen Fahrspuren jemand fährt, ob dicht hinter mir jemand den Vorgang beobachtet. Ich hoffe, daß der Reifen nicht weiter in meine Fahrspur hinrollt, und habe Glück. Ich lenke etwas nach links, schlängele mich an dem Reifen vorbei. Glück habe ich, daß mein Auto nicht sehr breit ist. So komme ich zwar etwas nach links, aber nicht in die linke Spur. Glück gehabt, denn im gleichen Moment werde ich links überholt. Und mir gelingt es, mich am Reifen vorbeizudrücken. Und soweit ich es mitbekomme, richtet der Reifen auch hinter mir keinen Schaden an. Ich sehe noch, daß zwei Autos am rechten Autobahnrand anhalten. Vielleicht hat einer den Reifen verloren bzw. vermißt ihn. Ich aber fahre weiter, danke meinem Schutzengel und hoffe, daß das eine einmalige Begegnung bleibt.