Buchtip: Sergej Lochthofen: GRAU – Eine Lebensgeschichte aus einem untergegangenen Land

Sergej Lochthofen GRAU

An diesem 3. Oktober wollte ich über etwas schreiben, was mit diesem Tag der Einheit zusammenhängt. Zwar hätte ich mir lieber den 9. November, den Tag des Mauerfalls, als Einheits-Tag gewünscht, aber dem stand entgegen, daß dieser Novembertag  historisch gewissermaßen schon überbesetzt ist. Am 9. November 1918  wurde die erste deutsche Republik ausgerufen, der 9. November  1938 ist durch den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung belastet und nun der Mauerfall am 9. November  1989.   Ein anderes Datum wurde also gesucht.

Der 7. Oktober sollte es auch nicht sein, denn das war ja 40 Jahre lang der Jahrestag der DDR-Gründung gewesen (und natürlich ist er mir noch im Gedächtnis). Es wurde also der  3. Oktober.  Und da fiel mir schnell ein, daß ich vor kurzem ein Buch gelesen hatte, das viel mit der DDR zu tun hatte.

Ich hatte es gekauft, weil mir der Autor Sergej Lochthofen bekannt war, vor allem durch seine häufige Teilnahme an Talkshows.  Vor zwei Wochen sah ich ihn zuletzt und da hörte ich erstmals, daß er als Stimme des Ostens angekündigt wurde. Seinem Buch habe ich angemerkt, welche Sachkenntnis er in den Jahren seines abwechslungsreichen Lebens zwischen dem Arbeitslager in Workuta (als Kind) und dem Chefposten bei der Erfurter Tageszeitung „Thüringer Allgemeine“ gesammelt hat.  Die Erfurter Zeitungsszene habe ich immer verfolgt. Zu DDR-Zeiten hieß diese Zeitung noch „Das Volk“, ich als gebürtiger Erfurter, habe sie zumindest bei Tante und Onkel gelesen, denn meine Mutter und ich hatten die Thüringische Landeszeitung (TLZ) abonniert.

Lang, lang ist es her.

Das Buch „GRAU – Eine Lebensgeschichte aus einem untergegangenen Land“ habe ich nicht nur wegen des Autors gekauft, sondern auch wegen des Titels. Das GRAU lockte mich einfach an. Ein bißchen eitel bin ich ja, und meinen Nachnamen mag ich auch. Gerade auch deshalb, weil diese Farbe grau oft unterschätzt wird, eher negativ belegt ist. Dabei, und das werden viele Künstlern bestätigen, ist grau eine Farbe, auf die Maler nicht verzichten möchten. Ein  bekannter Maler, den ich in DDR-Zeiten durch meine Tätigkeit bei der Zeitschrift „Prisma“, die sich mit den Schokoladenseiten der DDR beschäftigte, kennenlernte, hat mir einmal seine positive Sicht zur Farbe grau geschrieben.

 

Kahnt:  den Text suche ich noch!

 

Doch allein GRAU hätte nicht zum Kauf des Buches ausgereicht. Vielmehr bin ich an allem interessiert, was die DDR, die ja den Großteil meines Lebens bestimmte, durchleuchtet, ihre vielschichtigen Seiten beleuchtet.

Soviel zum Motiv des Buchkaufes. Nun aber zum Inhalt. Und da bediene ich mich des Klappentextes, der den Autor folgendes sagen läßt:

„ Nichts war, nichts ist selbstverständlich. Daß ich im Gulag auf die Welt kam und doch eine behütete Kindheit hatte, daß ich von dort nach Deutschland kam und nicht irgendwohin in die Steppe, daß es der Osten war und nicht der Westen, Gotha und nicht Berlin, daß ich in eine russische und nicht die deutsche Schule ging, einen sowjetischen Paß und nicht einen Ausweis der DDR besaß. Nicht davon ist selbstverständlich. Vermutlich auch nicht, daß ich keine Heimat habe.“

Der Norden Rußlands: Drei Jungen kämpfen in einem schadhaften Boot mitten im eisigen Fluß um ihr Leben. Es ist die Workuta, die einer ganzen Schreckensregion den Namen gibt. Jahrzehnte später steht einer von ihnen auf den Domstufen in Erfurt und verkündet vor Zehntausenden Demonstranten, daß seine Zeitungsredaktion sich gerade von der allmächtigen Partei unabhängig gemacht hat. Es ist die Geburtsstunde der ersten Reformzeitung in der DDR.

Nun blickt Sergej Lochthofen zurück auf ein Leben als Deutscher unter Russen und als Russe unter Deutschen: erlebte Geschichte, spannend erzählt.“

Soweit ein kleiner Einblick in den Inhalt des Buches des Journalisten Sergej Lochthofen.

Mehr erfährt man, wenn man das im Rowohlt-Verlag erschienene Buch kauft:   ISBN 978 3 499 62863 4.

Peter Grau