Je mehr die Welt durch schlimme Nachrichten erschüttert wird und der Sport im Dopingsumpf versinkt, versuche ich, durch eigenes Sporttreiben dagegenzuhalten. Nur so, glaube ich, kann ich mein persönliches Gleichgewicht halten bzw. finden.
Und in diesem Zusammenhang ist es hilfreich, wenn ich mich an Vergangenes erinnere, um daraus Kraft zu schöpfen.
Am Sonntag (17. Juli) weilte ich wieder mal in Berlin und begab mich alsdann auf die Spuren des Lauftrainings. 1974 hatte ich mit dem Laufen begonnen, und die ersten Runden drehte ich auf dem Zachertsportplatz in Berlin-Lichtenberg. (lese dazu auch unter „Geschichten aus meinem Läuferleben“)
Dort sieht es jetzt ganz anders aus als früher. Die damalige Aschenbahn ist schon seit längerem einer Tartanbahn gewichen.
Der Schaukasten unserer Laufgruppe aber existiert noch. Einige Läufer auf dem Foto erkenne ich noch.
Aber der zweite Schaukasten ist gerade zerstört worden:
Hier also trafen wir uns, d.h. die Laufgruppe von Borussia Friedrichsfelde.
Laufgruppe von Borussia Friedrichsfelde vor dem Start beim Rennsteiglauf
Wer gehörte damals zu unserer Laufgruppe?
Jürgen Stark, Horst Prill, Bernd Dehnke, Siggi Büttner, Peter Grau, Gunther Hildebrandt, Michael Täuber (Köln), Klaus Hennig, Werner Pohl, Günther Peschel, Manfred und Gabi Naumann, Michael Kujath. Erst später hinzu kamen dann Klaus Hopf und seine Frau Birgit.
Ebenfalls auf diesem Trainingskurs liefen Udo Bauermeister und Rainer Lehmann, aber sie liefen separat, weil sie zu schnell für uns waren. Gudrun Strohbach wohnte direkt am Zachertsportplatz, war schon in jungen Jahren Langstrecklerin und im DDR-Marathonlauf an der Spitze. Sie war sicherlich auch viel zu schnell für unsere „langsame“ Trainingsgruppe, aber zumindest auf dem Sportplatz sind wir oft gemeinsam mit ihr gelaufen. Und auch heute läuft Gudrun, seit langem mit Gerhard Brettschneider verheiratet, regelmäßig und nimmt an Wettkämpfen im Orientierungslauf teil.
Gudrun Brettschneider im Jahre 2015
Ehe ich mich auf die Laufstrecke begebe, schaue ich noch in die Lincolnstraße, in der ich auch einige Zeit eine Wohnung hatte.
In einem der Häuser rechts habe ich gewohnt:
Sie machen einen schmucken Eindruck und die ganze Straße ebenfalls.
In der anderen Richtung sind linkerhand eine ganze Reihe neuer Häuser hinzugekommen. Dort gab es früher einen Kindergarten.
Doch nun zurück zum Ausgangspunkt des Trainings. Manchmal war ich gleich am Anfang mit dabei, manchmal stieß ich auch erst später, nach zehn Minuten hinzu, denn ich wohnte an unserer normalen Trainingsstrecke Richtung Wuhlheide.
Los ging es also vom Sportplatz, nach links auf einem schmalen Weg. Damals gab es aber noch nicht soviel sattes Grün wie heute:
Vorbei an einer Schule, dann die Rummelsburger Straße überquert und durch das Wohnviertel gelaufen. Wieder überrascht mich heute das viele Grün, sogar einige Kiefern sind hinzugekommen:
Weiter führte uns damals der Weg die Hans-Loch-Straße entlang und vorbei an der Mellenseestraße.
Dort wohnte ich lange Zeit in einem Neubau, im 10. Stock, links oben:
Gegenüber lag damals wie heute eine Schule, meine jüngste Tochter ging in diese Schule:
So sieht es heute hinter dem Haus Mellenseestr. 60 aus, die Bäume sind fast in den Himmel gewachsen:
Nach dem Abstecher aber weiter auf dem Laufweg, entweder direkt geradeaus:
oder aber die langgeschwungene Kurve der Hans-Loch-Straße entlang:
Vorbei an einer Autowaschanlage, die es damals auch noch nicht gab:
Und dann ein markanter Punkt: Unter den S- und Eisenbahngleisen hindurch:
Gleich wird es wieder grün:
Links ab geht es durch eine Gartenanlage:
Kurz auf die blühenden Gärten geschaut und weiter durch das nächste Wohngebiet an der Ilsestraße. Und bei Ilse fällt mir einmal meine Tante Ilse ein, die immerhin 100 Jahre alt wurde und von 1912 bis 2012 in Erfurt lebte. Zweitens erinnere ich mich an folgenden Spruch: „Ilse Bilse, niemand willse. Kam der Koch, nahm sie doch, steckte sie ins Ofenloch. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, wo ist denn mein Schatz geblieben?
Blick zurück in die Ilsestraße:
Dann geht bzw. läuft es weiter nach links, ein wenig steigt der Weg an:
Ich erkenne die Häuser auf der rechten Seite wieder:
Und dann belebt sich die Straße. Ein Gruppe von gefühlt 50 Radfahrern zieht an mir vorbei:
Auch sie drängen über die schmale Fußgängerbrücke.
Bevor ich aber auf der Brücke bin, schaue ich nochmal nach links, in die Dönhoffstraße:
Nun also über die Brücke, die wegen der vielen Schmierereien ziemlich unansehnlich wirkt:
Dann traben wir durch den Traberweg:
Wieder mache ich einen kleinen Abstecher zu einem Haus in der Treskowallee. Dort, direkt an der viel befahrenen Straße und gegenüber der Karlshorster Trabrennbahn, habe ich ebenfalls einige Jahre gewohnt:
Das war mein Balkon:
Im Jahr 2005 habe ich diese Wohnung dann gekündigt und bin nach Neuruppin gezogen. Für einige Zeit zog mein Journalisten-Freund Christian Klaue in diese kleine 2-Zimmer-Wohnung. Er arbeitete damals beim Sportinformationsdienst (sid) in Berlin, wechselte 2009 als Leiter der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und ist seit dem 1. September 2015 direkt am Gipfel der sportlichen Macht, beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), angekommen. Dort ist er für die Kommunikations- und Medienarbeit für die deutschsprachigen Länder zuständig. An ihn muß ich beim Niederschreiben dieses Textes denken, denn er erlebt gerade eine sehr aufregende Zeit, mitten im Geschehen rund um das Doping in Rußland.
Wir liefen damals ungedopt, und es machte uns fast immer riesigen Spaß, gleich, ob wir nun eine, zwei oder drei Stunden unterwegs waren.
Der Trainingsweg führte ganz dicht an dieser meiner Wohnung vorbei, vom Traberweg zur Treskowallee:
Aus dieser Richtung kamen wir:
Irgendwann mußten wir auf die andere Straßenseite. Meistens wählten wir dazu diese Straßenbahnhaltestelle:
Dabei bekamen wir damals noch mit, daß sich auf der rechten Seite ein großer Krankenhauskomplex der Sowjetarmee befand. Der ist nun fast vollkommen abgerissen, nur zwei verfallene Gebäude sind noch zu sehen:
Auf dem Großteil des Geländes aber ist ein neuer Bau des Diakoniewerkes Simeon entstanden:
Das Schild an der Straßenbahnhaltestelle zeigt uns, wo wir sind:
Aber ich weiß auch so, daß es nun nach links hinein ins Grüne geht:
Es kommt mir alles aber sehr schmal vor. Ich werde also unsicher, ob es hundertprozentig der richtige Weg von damals ist.
Links erblicke ich den Eingang zum Bad, das es auch damals schon gab und das sich heute Sommerbad nennt:
Dann sehe ich zur Orientierung diese große Schautafel:
Und dann erblicke ich den breiten Weg, der hin zum Pionierpark führte.
Der Weg ist zwar nicht mehr so breit wie früher, es sind auch viele neue Bäume am Rand gepflanzt worden.
Aber ich fühle mich trotzdem irgendwie heimisch. Und genieße die Natur:
Doch dann ist für heute Schluß. Die Trainingsstrecke von damals rennt mir ja nicht weg. Beim nächsten Mal werde ich den anderen, größeren Teil unseres Trainingsreviers erkunden.
(Fortsetzung folgt demnächst)