Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Versöhnung über den Gräbern. Arbeit für den Frieden.

Ein wenig blüht sie im Verborgenen, die deutsche Kriegsgräberfürsorge. Um so erfreuter war ich, als ich am 11. August 2017  vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.  einen dicken Brief mit viel Material zum Verbleib meines Vaters Walter Grau bekam.

Angefragt hatte ich zuvor, ob die Kriegsgräberfürsorge auch im ungarischen Mór tätig gewesen ist. Diesen Ort hatte ich im Gedächtnis, weil dort mein Vater von seinen Kameraden auf dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht letztmals gesehen worden sei. So hatte es mir meine Mutter erzählt und mit einigen Fotos untermauert.

Mein Vater im März 1945 im ungarischen Mor und in Seregelyes:

Walter in Mor und Seregelyes

Die Antwort brachte für mich viel Neues.

Zunächst die kurze Mitteilung der Deutschen Dienststelle (ehemalige Wehrmachtsauskunftsstelle), Berlin:

Name: Walter Grau, Dienstgrad Leutnant, geboren 20.8.1903 Lichte (Thüringen); Erkennungsmarke: -18-2.Res.Flak.Abt.433; Todesort: bei Mor/Ungarn (nahe der Grenze zu Österreich); Grablage: Friedhof Mor.

Weiter hieß es im Schreiben der Kriegsgräberfürsorge:

„Ihr Vater verstarb nach unseren Aufzeichnungen im März oder April 1945. Das genaue Datum geht aus den Unterlagen leider nicht hervor.

Im Rahmen der in Ungarn stattgefundenen Umbettungsmaßnahmen deutscher Soldaten konnten aus dem Gelände des Gemeindefriedhofes in Mor die Gebeine von 22 Soldaten exhumiert und auf die Kriegsgräberstätte Székesfehérvár überführt werden.

Nicht alle für die Ortschaft Mor registrierten Soldaten konnten bei den Exhumierungen geborgen werden. Dies trifft leider auch auf Ihren Vater zu. Die Grablagen waren zum Teil mit Ziviltoten überbettet. Die Lage des Ortes Mor entnehmen Sie bitte dem beigefügten Kartenausschnitt:

Walter Karte Mor

Um das Schicksal Ihres Vaters vor dem Vergessen zu bewahren, haben wir seine persönlichen Daten in das Gedenknamenbuch Székésfehérvár übernommen. Einen entsprechenden Auszug aus dem Namenbuch können Sie gern bei uns bestellen. (ist von mir bestellt worden):

Walter Gedenknamenbuch Walter Gedenktafel Namen

 

Auf der Suche nach einer weiteren Gedenklösung haben wir seine persönlichen Daten zusätzlich auf der deutschen Kriegsgräberstätte Székésfehérvár verzeichnet. Das Todesdatum erscheint hier jedoch nicht.“

Kriegsgräber zwei

Soweit das Schreiben der Kriegsgräberfürsorge, genauer der Abteilung Gräberdienst. Angeboten wurde mir noch, Fotowünsche zu Kriegsgräberstätte Székésféhérvár  zu äußern und bei Interesse mich für eine vom Volksbund organisierten Gemeinschaftsfahrt zum Friedhof anzumelden.

Beigefügt waren dem Brief neben der Lageskizze diverses Material über die Kriegshandlungen in den Jahren 1944 /45  in Ungarn, speziell rund um  Budapest. Ebenso war Material über die Kriegstoten des 1. und des 2. Weltkrieges in Ungarn beigelegt und eine ausführliche Darstellung über die deutsche Kriegsgräberstätte in Székésféhérvár:

Walter Kriegsgräber null

Walter Kriegsgräber drei Walter Kriegsgräber vier Kriegsgräber zwei Walter Kriegsgräber fünf

 

Alles in allem: eine umfassende Antwort, die mich nun anregt, weiter über meinen Vater nachzuforschen. Dabei werde ich sowohl private Fotos meines Vaters (den ich, Geburtsjahr 1940, nur wenig sehen konnte) als auch Fotos seiner Wehrmachtszeit und Auszüge aus seinen Feldpostbriefen an meine Mutter sichten.  Das bin ich meinem Vater schuldig!

Inzwischen habe ich einige Fotos meines Vaters gefunden, die ihn im Kreise seiner Wehrmachtskameraden zeigen und die einiges vom Kriesgeschehen abbilden:

Walter in Uniform eins Walter an der Front

Eine Zusammenstellung von Fotos, die meine Mutter aufbewahrt hatte, sind  typisch für die Kriegsjahre:

Vereidigung – Nachsinnnen – Grab:

Walter Vereidigung

Es hat lange gedauert, bis ich mich nun mehr  mit der Vergangenheit beschäftige.  Meine Mutter hat mir über alles, was mit meinem Vater zusammenhing, wenig bis garnichts erzählt. Sicherlich, weil sie wegen der Geheimhaltung in den Kriegszeiten wenig von ihm wußte, aber später wohl mehr, um zu vergessen. Mein Vater galt viele Jahre als vermißt. Zu DDR-Zeiten spielte das Kapitel Wehrmacht und Kriegsgräberfürsorge praktisch  keine Rolle.  Entsprechend wenig wurde geforscht, getrauert, erinnert.

Und das wurde mir so mitgegeben. Ich wuchs faktisch ohne Vater auf.  Meine Mutter war Mutter und Vater zugleich, meine Hauptbezugsperson. Sie hielt immer ihre Hand über mich, wollte mir alles Unangenehme fernhalten.

Im Nachhinein bedauere ich, daß ich mich nicht schon Jahre eher um das Leben meines Vaters gekümmert habe.  Als meine Mutter noch lebte (verstorben ist sie im Jahr 1998), bekam ich nur n mit, daß sie dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ Spenden zukommen ließ. Ich selbst habe als kleine Aufmerksamkeit eine ganze Zeit lang auf der Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges auf dem Neuruppiner Friedhof ein willkürlich ausgewähltes Grab  gepflegt.  Nun aber bin ich froh, daß ich regelmäßig dem Volksbund eine Spende zukommen lassen kann.

Ich weiß nun, wie nötig diese Spenden sind und wie sinnvoll sie verwendet werden.

Peter Grau