Wie geht man mit dem Fakt Doping um?

An Dopingmeldungen aus der Leichtathletik hatte man sich fast gewöhnt, doch die Praktiken der IAAF um den Präsidenten Diack sind für viele unfaßbar gewesen. Und irgendwie weiß man kaum mehr, wie man damit umgehen soll, vor allem, wie die aktiven Leichtathleten noch ihren Sport unbeschwert ausüben können. Kritisches dazu hat kürzlich Robert Harting in seinem Interview mit dem „Bonner Generalanzeiger“ geäußert (siehe Treffs mit Leichtathleten: Über Wiederbeginn, Doping-Frust und Machtlosigkeit).

Langsam verliert man auch die Übersicht, wer wann und wie lange wegen Dopings gesperrt war. So ging es mir auch, als ich die Geschichte über die Plätzers in Norwegen schrieb. Hinterher monierte ein Leser, daß ich nicht extra angemerkt habe, daß Erik Tysse schon mal zwei Jahre wegen Dopings gesperrt war. Ich konnte mich daran einfach nicht mehr erinnern, auch weil ich damals nicht mehr über die Geher schrieb. Ich googelte daraufhin und versuchte, mich durch diesen Fall durchzukämpfen, scheiterte allerdings am Ende an der Fülle des Materials. Mir wurde nur klar, daß es kein normaler Fall war (was aber ist da schon normal?). Der monierende Leser bestätigte das auch: „Ja, ich weiß, dass der Fall Tysse kein einfacher war. Trotzdem ist er gesperrt geblieben. Ob zu Recht oder zu Unrecht, können wir beide nicht beurteilen.“

Wie soll man nun damit in Zukunft umgehen? Wenn ich von einer Dopingsperre weiß, werde ich bei Interviews immer danach fragen, zumindestens aber den Fakt anmerken. Schwieriger wird es, wenn der Interviewpartner nie positiv getestet wurde. Eigentlich gilt dann die Unschuldsvermutung, doch das ist beispielsweise bei DDR-Athleten anders, weil sie unter Generalverdacht stehen. Aus eigenem journalistischem Erleben habe ich keine Erfahrungen damit, weil ich damals nur selten über den Hochleistungssport schreiben durfte und auch nur einmal hellhörig wurde. Das war bei einem Abschlußsportfest vor einem internationalen Großereignis im Berliner Dynamo-Sportforum, als Diskuswerferin Ilke Wyludda sehr weit warf und wir hinterher angehalten wurden, nicht darüber zu berichten. Ein wenig machten wir uns Gedanken, doch diskutiert wurde später nicht mehr darüber.
Das aber ist in der heutigen Zeit ganz anders. Heute darf jeder seine Meinung sagen, und das ist auch gut so. Leichter wird es aber auf keinen Fall, sich eine Meinung zu bilden, denn man ist leider nur auf Informationen von außen angewiesen. Und leichter wird es auch nicht für die Leichtathletik.

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