Beim 50. Hubertuslauf in Neuruppin

An diesem Sonntag (19.10.25) findet der Hubertuslauf in Neuruppin zum 50. Mal statt.  Ich war bereits 1978 dabei, damals noch mit dem Start auf dem Sportplatz in Alt Ruppin. Zunächst lief ich nur die 13 km, aber bereits 1980 wagte ich mich an die lange Strecke von rund 27 km. 1981 wurde die Strecke mit 25 km vermessen, bei 12 Grad brauchte ich 1:54:53 h. Der Kurs führte bis zum Wendepunkt nach Boltenmühle und zurück,  und diesen Kurs habe ich in den Jahren danach oft absolviert, im Training und im Wettkampf. Mittlerweile ist der Start auf das Gelände des Oberstufenzentrums verlegt worden, weil dort bessere Bedingungen für die Organisatoren und Teilnehmer angeboten werden.

Lang, lang ist es her, aber die Erinnerung bleibt. Und an diesem Sonntag will ich wenigstens als Zuschauer dabei sein.

10.15 Uhr  ist der erste Start für die 3-km-Läufer und die 8-km-Wanderer angesetzt. Ich fahre 9.45 Uhr mit dem Auto in die Nähe der Wettkampfstätte, parke aber einiges früher vor dem Haus einer  KfZ-Werkstatt. Das Fenster öffnet sich, aber ich bin nur zufällig hier gelandet. Der KfZ-Meister fragt nach meinen Wünschen und staunt, daß ich von hier aus bis zum Startgelände gehen, wandern will. „ Das sind aber 1,5 km“, meint er. „Ich schaffe das locker“, entgegne ich. Nicht wissend, welche Strecke ich heute noch bewältigen werde. Spontan wird es sein, und das ist manchmal das Beste. Jedenfalls schaffe ich es locker bis zum Start, kann noch fotografieren und dann spaziere ich einfach den Läufern und  Wandersleuten nach. Zuerst über einen großen Parkplatz, dann einen schmalen Wald-und Wiesenweg  entlang, hinein in das Waldgebiet. Je länger ich gehe, desto mehr überrede ich mich, weiter zu gehen. Die Neugier siegt, denn schon länger habe ich diese Gegend nicht gesehen, weder mit dem Fahrrad noch zu Fuß. Bald bin ich auf dem Radweg. Rechts führt er hinunter zur Schleuse Altruppin, nach links aber laufen und gehen die Teilnehmer des Hubertuslaufes. Ich versuche mich zu erinnern, wähle dann einen anderen Weg, nicht weit von der Strecke, aber in der gleichen Richtung. Bald komme ich an vielen Bungalows (so hieß es früher) und auch an vielen neuen Häusern vorbei. Keine Menschenseele ist zu sehen, zu hören. Ich bin froh, als mir endlich drei Wandersleut entgegen kommen. Erfreut grüße ich sie, verwickele eine freundliche Dame in ein kurzes Gespräch. Weil ich verwundert darüber bin, daß der früher sehr holprige Weg nun glatt und autofreundlich hergerichtet ist, meint sie: „ Ja, hier ist viel gebaut worden, und weil nun viel Prominenz hier lebt, hat sich auch die Straße verbessert“.  Aber, so meinte sie zum Abschied, „wir haben es doch schön hier.“

Ich komme bald an eine Schneise, die ich noch gut von Trainingsläufen her kenne. Dort haben wir oft Zwischenspurts eingelegt, denn jeder wollte oben der Erste sein. Jetzt aber geht es für mich herunter, vorbei am River Cafe Molchow, dort, wo ich  vor vielen Jahren mal die Berliner  Gerhard und Alexandra getroffen habe, die von dort aus in ihr Paddelboot stiegen. Jetzt aber wird nicht gepaddelt. Vielmehr stehen viele kleinere und größere Boote am Ufer, aber wohl schon im Herbstschlaf.

Nicht mehr weit ist es bis zur Molchow-Brücke. Über sie wurde vor Jahren viel gestritten. Zwar war die alte Brücke morsch und mußte abgerissen werden, aber die neue, moderne Brücke fand nicht überall Zustimmung. Nun steht sie aber und sie gefällt mir. Kurz vor der Brücke ist der Punkt, wo sich die Geister scheiden. Ich bin, das habe ich gar nicht erwähnt, wieder auf der richtigen Wettkampfstrecke und durch einen freundlichen Helfer werden die ankommenden 8-und 15-kmLäufer und Läuferinnen (die um 11 Uhr gestartet sind) in die richtige Richtung gewiesen. Für die 15er geht es nach rechts über die Brücke und dann bis Stendenitz, für die 8er nach links. Und dorthin wende ich mich auch und sehe einen mächtigen Anstieg vor mir. Ich schaffe es wandernd, neben mir schnauft und keucht es, kein Zuckerschlecken für die Läufer.  Spätestens jetzt bin ich froh, nicht mitlaufen zu müssen. Eigentlich hatte ich mir vor einiger Zeit vorgenommen, wieder mit dem Laufen anzufangen und die 8 km zu bestreiten. Doch ich schaffte es nicht und ich weiß auch: Diesen „Berg“ hätte ich nur gehend überwinden können.

Bis jetzt bin ich 4 km gewandert, nun liegen wieder 4 km  vor mir. Diesmal wähle ich den Kurs der Läufer, darf hautnah beobachten, wie leicht oder schwer es ihnen fällt. Und ich merke auch, daß wandern ohne Training auch nicht so einfach ist. Die Strecke zieht sich. Aber irgendwann höre ich wieder die Lautsprecheransagen aus dem Start-und Zielbereich, sehe die Zielgerade. Ich bekomme zwar keine Medaille, weil ich mich ja nicht als Teilnehmer angemeldet habe und keine Startnummer besitze, aber ich kann mit den Glücklichen mitfühlen, die das Ziel erreichen. Ich „schieße“ schnell noch ein Foto vom Mitorganisator Bernd Gummelt, der früher mal DDR-Spitzengeher war und heute die Siegerehrungen vornimmt, die Urkunden und Pokale ausgibt. 

1,5 km liegen nun nur noch vor mir, ich bin praktisch im Endspurt. Es ist zwar ein langsamer Spurt, aber mein „Benzin“ reicht noch bis zum Parkplatz. Mein Auto erwartet mich schon sehnsüchtig und begrüßt mich: „Herzlichen Glückwunsch, 12 km Gehen ohne richtiges Training ist eine gute Leistung“.