Einmal Berlin und zurück

Das ist nicht der Kauf einer Fahrkarte bei der Bahn, sondern die Fahrt mit dem Auto. An diesem  Mittwoch (19.11.25) bin ich für 11.30 Uhr mit dem Auktionsbüro für Briefmarken  und Münzen in Berlin- Marzahn, Wolfener Straße,  verabredet. Ich will mir die bei der letzten Auktion ersteigerten Briefmarken abholen.  Glück habe ich mit dem Wetter, denn der Schnee läßt noch auf sich warten. Für mich scheint die Sonne.  Schnell bin ich auf der Autobahn Richtung Berlin und merke, daß der Verkehr nicht sehr stark ist. Nur viele Lkws sind unterwegs. Das Navi führt mich und die freundliche Dame meint nach 50 Minuten: in 3 km abfahren. Weiß ich doch, will ich antworten, aber solche Überheblichkeit rächt sich. Gerade verdecken einige Autos die Sicht nach rechts, ich sehe zwar das Zeichen „Ausfahrt“, aber mir fehlt die Richtung (Hohenschönhausen müßte draufstehen). So fahre ich weiter und verfehle damit erstmals diese Abfahrt. Damit bleibt mir diesmal die Staufahrt durch Ahrensfelde erspart. 6 km weiter kommt die Ausfahrt nach Berlin-Marzahn, mein Navi bleibt auch ruhig, hat sich schnell angepaßt. 3 km angenehme Fahrt und dann sehe ich den Kaufpark Eiche. Viel habe ich darüber gelesen, aber noch nie war ich dort. Und weiter sehe ich bekannte Namen wie Hönow (dort wohnte früher eine Bekannte von uns, und auch die U-Bahn fährt vom Tierpark nach Hönow). Ringleber Straße soll ich abbiegen, mache ich auch. Ich komme an der Wuhletalstraße vorbei, hier im Wuhletal finden  immer die Laufveranstaltungen der Kaulsdorfer Orientierungsläufer statt, mit den Brettschneiders als Organisatoren. Gudrun Brettschneider habe ich ja neulich in Sommerfeld besucht, als sie eine neue Hüfte bekam. Nach vier Wochen spazierte sie schon wieder munter über die Orientierungsstrecken (übrigens orientieren sich die Läufer dort doch mit Karte und Kompaß, das hatte ich kürzlich falsch beschrieben). Doch ich schweife ab, es soll ja eine kurze Geschichte werden (wenn ich das überhaupt noch kann). 

Meine Navi-Frau gibt sich alle Mühe, aber weil der Blumberger Damm teilweise gesperrt ist, muß sie eine neue Strecke durch die Marzahner Häuserschluchten vorschlagen, kommt fast an ihre Grenzen, denn plötzlich lande ich in einer Sackgasse. Doch irgendwie finde ich die Lösung, über den Blumberger Damm gelange ich schließlich bald zur Wolfener Straße, mein Ziel. Und nun folgt eine weitere Premiere.  Parkte ich früher hier immer irgendwo außerhalb des Gewerbegebietes, wage ich mich diesmal hinein ins Getümmel. 1. Tor keine Einfahrt, 2. Tor keine Einfahrt, aber aller guten Dinge sind 3. Einfahrt möglich, ich ziehe ein Ticket vor der Schranke und flugs öffnet sich diese. Auf diesen Höfen kenne ich mich schon aus und so kann ich ohne Probleme das Auto direkt in der Ladezone am vierstöckigen Gebäude parken, dort, wo im 4. Stock das Auktionsbüro residiert.

Der Fahrstuhl funktioniert, die Bürotür läßt sich leicht öffnen und schon sehe ich das bekannte Bild. Rechts sitzt Frau Wegner, die Empfangsdame und fragt mich nach meinem Begehren. Links sehe ich schon geschäftiges Treiben, die beiden Chefs (der Vater ist der Briefmarkenexperte und der Sohn der Münzfachmann)  schieben im großen Raum Kisten und Kartons umher, um sie zum Abtransport fertig zu machen. Der Chef kommt gleich auf mich zu, begrüßt mich mit Handschlag und meint zu Frau Wegner: „ Hier habe ich alles für Herrn Scheerer bereitgestellt.“  Auf einem kleinen Transportwägelchen (Möbelroller) sehe ich den Umzugskarton, einen kleinen Karton und ein Album. Frau Wegner vergleicht alles, es stimmt. Und bezahlen muß ich heute auch nicht, denn es wird mit dem Erlös meiner Münzen verrechnet. Ich bedanke mich, nehme meine Errungenschaften mit.  15 Meter sind es bis zum Fahrstuhl, vier Etagen bis ins Erdgeschoß und dann schiebe ich das Wägelchen bis zum Auto, lade alles ein. Zurück mit dem Fahrstuhl und nun  ergibt sich die Gelegenheit, noch ein wenig mit beiden Chefs zu plaudern. Warum am Schluß der Auktion so viele Kartons zu geringen Preisen versteigerten wurden, frage ich.   „Wenn wir größere Sammlungen abholen, wollen die Kunden immer alles geräumt haben. So nehmen wir auch das mit, was nicht viel wert ist.“  Jetzt wird schon wieder die nächste Auktion, die im April 2026 stattfindet, vorbereitet. Dazu fahren wir, erzählt der Chef, in mehrere Orte, empfangen dort die Kunden mit ihren Schätzen. Am Arbeitstisch klebt der Reiseplan, ganz oben steht Erfurt. Hotel Mercure, das kenne ich und auch der Chef weiß gleich Bescheid, ja, mitten im Zentrum, dicht am Anger. „Es ist angenehm dort, aber leider sind die Preise deutlich angestiegen“.   Flugs sind wir bei den alten Zeiten. Versteigerungen waren damals völlig anders als heute. „ Es gab noch kein Internet, wir versteigerten direkt vor den Kunden. Zunächst im Saal am Berliner Ostbahnhof (dort war ich zu DDR-Zeiten auch mal Gast), später in der Berliner Kongreßhalle am Alexanderplatz. Stolz zeigt mir der Chef Fotos von damals, er jung und gut aussehend, der Saal mit über 100 Leuten gefüllt. „Doch die Zeiten haben sich eben geändert, es macht sich einfacher für die Käufer, alles am Bildschirm zu verfolgen und dort auch die gewünschten Lose zu ersteigern.“ So, wie ich das ja auch gern tue.

Genug geschwatzt, die Arbeit ruft und ich verabschiede mich. Die Rückfahrt  ist kein Problem, der Stau in Ahrensfelde ist kleiner als gewöhnlich, ich verpasse auch nicht  die  Auffahrt auf die Autobahn und auch nicht die Abfahrt kurz vor Neuruppin. 14.20 Uhr bin ich wieder  zuhause, glücklich und zufrieden.