Die Hallen-Europameisterschaften der Leichtathleten fanden vom 3. bis 5. März 2017 im serbischen Belgrad statt und aus deutscher Sicht waren sie recht gelungen. So werden es sicher die Journalisten vor Ort empfunden haben. Wenn man selbst am Ort des Geschehens weilt, dann erhöht man schnell die Wichtigkeit des Ereignisses.
Ich erinnere mich, daß es mir sowohl bei nationalen als auch bei internationalen Titelkämpfen ähnlich erging. International war ich 1994 in Paris und 1996 in Stockholm bei Hallen-Europameisterschaften, 1995 in Barcelona und 1997 in Paris bei Hallen-Weltmeisterschaften. Und gleich wo, die Halle hat mir immer sehr gut gefallen. Vor allem war man dicht am Geschehen.
Dicht am Geschehen war ich auch diesmal, allerdings zuhause. Zunächst versuchte ich es über Eurosport. Aber der Zugang zu Eurosport 2 war mir einfach zu kompliziert. So nahm ich mit den kurzen Berichterstattungen bei Eurosport 1 vorlieb und schaute dafür ausgiebig den Livestream des Europäischen Leichtathletikverbandes (EAA). Zwar fehlte da eine Kommentierung, aber die brauchte ich nicht.
Mein Ärger, daß ARD und ZDF erneut nur als Wintersportsender auftraten, hielt sich deshalb in Grenzen. Allerdings machte ich mir schon Gedanken, wenn in epischer Länge beispielsweise Eisschnellaufwettbewerbe übertragen wurden. Irgendwie scheint die Leichtathletik in den Medien doch immer mehr zu einer Randsportart tendieren. Und das nicht nur im Fernsehen, sondern auch in der Presse.
Da ist es tröstlich, daß zumindest das schriftliche Angebot durch leichtathletik.de und durch die EAA perfekt war.
In Ruhe konnte ich beobachten, wer sich so alles in Richtung Belgrad begeben hatte. Eine meiner Facebook-Freundinnen, die Ex-DDR-Mittelstrecklerin Yvette McKoy (geb. Grabner), hatte den weiten Weg aus dem kanadischen Toronto nicht gescheut:
Und sie traf am Rande des Geschehens einige gute Bekannte aus früheren Zeiten.
So den italienischen Mittelstreckler Stefano Mei:
Den britischen Mittelstreckler Steve Cram:
Den sowjetischen Weitspringer Robert Emmijan:
Den Ex-Stabhochspringer Sergej Bubka:
Carol Coe, die Gattin von Sebastian Coe (IAAF-Präsident) und zwischen beiden Damen der Direktor des Tesla-Museums:
Die österreichische Kugelstoßerin Walentina Fedjuschina:
Den britischen Hürdenkurzsprinter Colin Jackson:
Eine besondere Überraschung erwartete sie dann noch. „Fahre in ein anderes Land und du triffst einen Freund aus deiner Heimatstadt“. Und wer war das? Ex-Sprinter Ben Johnson, der 1988 bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul erstmals in die Dopingschlagzeilen geriet. Fast 29 Jahre ist das nun schon her.
(alle Fotos: Yvette McKoy)
Über Doping sprach man in diesen Europameisterschaftstagen nur wenig. Allein beim Sieg des polnischen Kugelstoßers Bukowiecki konnte sich Reporter Sigi Heinrich nicht zurückhalten. Er verwies darauf, daß der Pole im Sommer eine positive A-Probe (also den Dopingnachweis) hatte, die B-Probe aber später verschwand und nicht geprüft werden konnte.
Doch das war nur ein kleiner Schatten, der über diese Europameisterschaften gelegt wurde.
Peter Grau
Nach ihrer Rückkehr nach Toronto schickte mir Yvette McKoy noch einige Fotos:
Zunächst vom ersten Halbfinale der Hürdensprinterinnen:
Und dann vom Start des Finales der Hürdensprinterinnen:
Und zuletzt vom Kampf der Fotografen um die besten Fotos von den drei besten Weitspringerinnen, der Siegerin Ivana Spanovic (Serbien) , der Zweitplazierten Lorraine Ugen (Großbritannien) und der Drittplazierten Claudia Salman-Rath (Deutschland):
Nachklang:
Passend zum Thema Leichtathletik hat Achim Achilles bei Spiegel-Online einen sehr lesbaren Artikel unter der Überschrift „ Früher war mehr Dreisprung“ geschrieben. Nachzulesen unter: