Notizen aus Berlin und anderswo

Am Rande des Mittsommernachtssportfestes der Leichtathleten im Berliner Mommsenstadion

Mittsommernachtssportfeste im Berliner Mommsenstadion waren auch früher schon Treffpunkt für Leichtathletik-Asse und jugendliche Leichtathleten. So war es für mich ein willkommener Anlaß, am 23. Juni, kurz, bevor ich meine Tochter vom Flughafen Tegel abholte, einen Abstecher ins Mommsenstadion zu unternehmen und Erinnerungen aufleben lassen.

Das Sportfest findet an der Waldschulallee am gleichen Ort wie früher statt, heißt nun aber Charlottenburger Midsommar-Nacht.

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Zwar komme ich etwas spät, was Karsten Just, der Ex-400-Meter Sprinter, mir gleich am Eingang des Stadions mitteilt. Und er hat auch eine negative Botschaft für mich. „Gerade hat sich Mark Koch, der 400-m-Mann von der LG Nord, eine Verletzung am Beuger zugezogen. Unglücklich für ihn, der nach Rio will.“. Auf die Frage, ob er, Karsten, früher auch mal solch eine Verletzung gehabt habe, kann er sich erinnern. „Ja, leider.“ Heute ist Karsten Just auf der anderen Seite des Sports gelandet, trägt als Orthopäde zur Heilung seiner Patienten bei. (siehe auch unter „Treffs mit Leichtathleten“: www.petergrau-leichtathlet.de/?p=147).

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Karsten Just am Arbeitsplatz

Nach diesem Negativ-Anfang will ich nun Angenehmeres hören.   Keine 20 Meter bin ich im Stadion unterwegs, begrüßt mich mein neuer Facebook-Freund Willi Mathiszik:

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Willi Mathiszik im Jahr 2005 im Zielanflug

Vor rund zehn Jahren habe ich ihn noch als aktiven Hürdensprinter interviewt. Nun ist er hier im Stadion als Nachwuchstrainer des OSP Berlin tätig.   Engagiert verfolgt er seine Schützlinge, spart nicht mit Anfeuerung und auch mit Trostworten. Wir verabreden uns für den Herbst zu einem Gespräch, abseits des Wettkampf-Spektakels.

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Lukas Jakubczyk (SCC Berlin)

Wenige Schritte weiter erblicke ich Lukas Jakubczyk, den Kurzsprinter, der gerade hinunter zum Stadionsprecher geht, um diesem ein kurzes Interview zu geben. Die Hauptaussage: „ Ich bin gesund und munter. Eigentlich wollte ich heute in Zeulenroda an den Start gehen. Dort ist gerade Julian Reus über 100 m in 10,03 s einen neuen deutschen Rekord gelaufen, habe ich gerade per Internet erfahren. Da wäre ich auch gern dabei gewesen. Aber ich kümmere ich mich heute hier mit um die Organisation und dann geht es zum Staffeltraining nach Kienbaum. Bei der EM in Amsterdam (6. – 10. Juli 2016) wollen wir mit der DLV-Staffel Gold holen, bei den Olympischen Spielen in Rio (5.-21. August 2016) eine Medaille.“

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Während sich also Lukas Jakubczyk von seiner Verletzung erholt hat, sieht das bei Weitspringerin Melanie Bauschke ganz anders aus.

Ich sehe sie sitzenderweise von außen den Weitsprung verfolgen, sehe, wie ihre Trainerin Annett Stein impulsiv wie immer ihre Schützlinge anfeuert und berät. Melanie Bauschke aber trägt um ihren linken Fuß eine hochmodern aussehende Bandagen-Stütze und bewegt sich später auf Krücken durchs Stadion. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mit ihr zu sprechen, aber irgendwie bringe ich es nicht übers Herz. Was soll sie mir schon sagen? „Sie habe noch Hoffnung, doch noch nach Rio fliegen zu können. Sie habe Glück im Unglück gehabt, weil es nicht ihr Sprungfuß sei, der verletzt sei.“ Und was soll ich antworten? „Ich wünsche alles Gute, schnelle Heilung, bla, bla, bla.“ Und vielleicht dazu noch ein „schönes“ Foto vom einbandagierten Fuß machen? Ich verzichtete darauf und drücke ihr nun umso mehr die Daumen. Gerade auch deshalb, weil sie mir früher immer eine angenehme Gesprächspartnerin war, ob nun in der Berliner Spielbank bei der Vorstellung des Berlin-Teams der Leichtathleten oder aber während des Sportfestes in Elstal.

Als ich dann Fotoaufnahmen vom Stadion machen möchte, funktioniert mein neuer Apparat nicht. Ich hole mir Hilfe bei einem Zuschauer, der eine große Kamera um den Hals baumeln hat und also Ahnung zu haben scheint. Gemeinsam kommen wir schnell auf die Lösung: Die Abdeckklappe vor der Linse ist noch drauf. Da kann es ja nichts werden. Und so ganz nebenbei begegnen wir uns beide erstmals live: Mein Foto-Helfer ist Karl-Heinz Flucke, von dem ich schon oft etwas über die Seniorenleichtathletik gelesen habe. Und er kennt mich auch,  aber eben nur vom Papier oder vom Internet.

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Karl-Heinz Flucke (rechts)

Nun kann ich noch einige Aufnahmen machen, von den Wettkämpfen auf der Bahn, von den Zuschauern.

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Als Zuschauer, der aber als Trainer hier tätig ist, sehe ich auch kurz André Höhne, den Ex-Geher, der glaubhaft versichert, nur Apfelsaft in seinem Trinkbecher zu haben:

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André Höhne (Mitte)

Im Innenraum des Stadions stehen zwei in die Jahre gekommenen Auswechsel-bzw. Trainerbänke der Fußballer.

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Dieses Stadion hat mal glorreiche Fußball-Zeiten von Tennis Borussia Berlin gesehen, die 1974/75 und 1976/77 sogar mal in der Bundesliga spielten.

 

Heute aber ist Leichtathletik hier zugange. Es geht auf 22 Uhr zu, ich muß mich sputen, um zum Flughafen Tegel zu fahren.

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Auf dem Parkplatz treffe ich nochmals André Höhne, der vor seiner Abfahrt noch wichtige Gespräche führt und sich gerade Notizen macht.

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Wir aber verabreden uns auch, für ein Gespräch im Herbst, nach der Saison. Ich muß ja „Futter“ für meine Homepage suchen.

Peter Grau

 

 

 

 

Der Letzte macht das Licht aus – Mitternachtsstunden auf dem Flughafen Berlin-Tegel

Der Brexit– der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union – ist sehr nahegerückt. Die Hälfte der wahlberechtigten Bürger Großbritanniens  hat sich dafür entschieden und nun bangt alle Welt, was das für Auswirkungen haben wird.

Am Freitag, dem 24. Juni 2016, also einen Tag nach der Entscheidung, wähnte ich mich schon selbst fast als Opfer des Brexit.  Meine Tochter Ulrike flog mit der britischen Fluglinie British Airways  von Mexiko-Stadt nach Berlin-Tegel.  Planmäßig unterbrochen wurde die Reise auf dem Londoner Flughafen Heathrow, 19.55 Uhr sollte der Weiterflug sein. Doch Ulrike teilte per email mit, daß der Flug verschoben sei.

Ich aber, gerade beim Leichtathletik-Mittsommernachtssportfest  des SCC Berlin im Mommsenstadion weilend, bekam dort die Nachricht und gab sie skeptisch weiter. „Seht Ihr, das sind die ersten Auswirkungen, die EU-Bürger (wie meine Tochter) werden nicht mehr hinausgelassen“. Nicht ganz ernst gemeint, denn Verspätungen und Umbuchungen sind  bei Fluglinien eben üblich. Die nächste Meldung aus London: Der Abflug verzögert sich um eine Stunde. 22 Uhr verließ ich das Mittsommernachtssportfest und fuhr nach Tegel.

Und dann begann die Zeit des Wartens, die Zeit des Bangens, ob das Flugzeug mit meiner Tochter überhaupt noch nach Berlin-Tegel gelassen oder nach Berlin-Schönefeld umgeleitet würde.  Das hatte mir der erfahrene Beamte am Informationsschalter mitgeteilt. „ Ab 24 Uhr ist hier in Tegel das Nachtflugverbot in Aktion.  Wenn das nicht eingehalten wird, haben wir massive Anrufe und Beschwerden von Anwohnern, die sich von den Nachtfliegern gestört fühlen“.

Angezeigt auf der Ankunftstafel war der Flug der British Airways  BA988  zunächst mit der Ankunft um 0.08 Uhr.

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Eigentlich zu spät, um noch landen zu dürfen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zwei Stunden  auf der Bank vor dem Ausgangstor A05 können lang werden. Doch mir hilft der Zufall dabei, sie zu verkürzen. Um mich herum werden es immer mehr Empfangende, und als es Sieben sind, frage ich: Was treibt Sie zu so später Stunde hierher? „ Wir warten auf Luise, unsere Tochter, die ein Jahr lang in den USA zu einem praktischen Jahr weilte. Nach Abschluß der 10. Klasse flog sie hinüber über den großen Teich, um in Boise, der Hauptstadt des Bundesstaates Idaho, bei einer Gastfamilie ein Jahr US-Luft zu schnuppern“.  Und dann schnappe ich das Wort „Erfurt“ auf. Erfurt, frage ich als gebürtiger Erfurter nach, warum Erfurt? Wir sind aus Erfurt, d.h. die Mutter mit Tochter, die dicht bei Erfurt, in Weimar geboren wurde. Und die anderen 5 Familienmitglieder vom Empfangskomitee kommen aus der Gemeinde Falkensee, westlich vor den Toren Berlins gelegen. Falkensee, werfe ich ein, da kenne ich einen Journalistenkollegen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der dort wohnt. „ Heißt er Michael Reinsch?-„ fragt der junge Mann, mit dem ich mich schon zuvor angeregt unterhalten habe. Ja, antworte ich und er erzählt mir noch, daß er von seinem Balkon aus auf das  Haus der Reinschs schauen kann und deren Kinder kennt.

Das Eis ist gebrochen, und wir sind alle überrascht, wie klein die Welt doch ist. Da kommen zwei Frauen aus Mexiko bzw. aus den USA nach Berlin und die Empfangskomitees am Flughafen Tegel haben einige Gemeinsamkeiten und sind sich deshalb auch schnell näher gekommen. Gemeinsam bangen wir, ob es der Flieger aus London noch schaffen wird, anzukommen, bevor das Nachtflugverbot eintritt.

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An der Anzeigetafel wird die Ankunftszeit mehrmals verändert, zunächst auf 0.01 Uhr und dann sogar auf 23.58 Uhr. Wir schöpfen Hoffnung und jubeln, als das Wort „landing“ erscheint. Nun sind wir sicher, daß wir nicht nach Schönefeld fahren müssen.

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Die Familie übt den Empfang, rollt das Spruchband aus.

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Und dankbar nehmen sie meine Bereitschaft an, das auch auf ihrem Fotoapparat zu verewigen. Vorher habe ich von ihnen noch ein leckeres Eis angeboten bekommen. Das lindert ein wenig meinen Hunger, denn das geplante Verspeisen einer leckeren Currywurst am S-Bahnwagen-Verkaufsstand scheiterte, weil der Laden schon 20 Uhr schloß. Überhaupt ist zu diesem Zeitpunkt der Flughafen Tegel ziemlich ausgestorben. Kein einziges Geschäft, kein Restaurant ist mehr offen. Hier wird der alte DDR-Schlachtruf „ Der Letzte macht das Licht aus“, Wirklichkeit.

Die Spannung steigt, die ersten Fluggäste strömen mit ihrem Gepäck heraus. Dann ist es soweit, ich darf meine Tochter Ulrike in die Arme schließen. Für eine Zigarettenpause geht sie ins Freie hinaus, und bald kommt auch Luise zum Vorschein. Locker und gelöst, man sieht der 17-Jährigen das eine Jahr USA-Aufenthalt an.

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Von ihrem Empfangskomitee wird sie gebührend empfangen, und  ich darf wieder als Fotograf amtieren.

Dann aber heißt es für mich, Abschied zu nehmen von dem Luise-Clan, denn es steht uns noch die einstündige Heimfahrt nach Neuruppin bevor.   Luise treffen wir aber doch noch mal, als sie mit Mutter und Schwester jemanden auf dem fast menschenleeren Flughafen sucht, der eine „Vermißtenmeldung“ annimmt.  „Der Koffer von Luise ist nicht angekommen“. Ein kleiner Wermutstropfen in der Empfangseuphorie. „Doch das ist bei Flügen aus London kein Einzelfall“, meint meine Tochter.

Luise wird es überwinden, vielleicht kommt der Koffer am nächsten Tag in Berlin an. Weit schwerer aber wird es für alle in Großbritannien, mit dem Brexit klarzukommen.

Peter Grau

 

Beim 31. Triathlon in Neuruppin

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Es sieht noch nicht so nach hartem Sport aus, sondern eher nach Abkühlung suchenden, leicht bekleideten Menschen im Wasser und neugierigen Zuschauern in den Strandkörben. Aber die Ruhe täuscht. Es sind vielmehr Triathleten, die kurz vor ihrem sportlichen Abenteuer stehen, das ihnen bevorsteht: 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen.

Der Ausgangspunkt des Geschehens: Das Jahnbad in Neuruppin.

Alljährlich zieht es Triathleten aus nah und fern nach dort, vor allem Berliner Kennzeichen sieht man an den Autos auf dem Parkplatz.

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Aber auch ein großer Truck aus Thüringen brachte Sportler samt ihrer Ausrüstung nach Neuruppin.

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Doch, wie sagte früher mal Fußballtrainer Sepp Herberger: Die Wahrheit liegt auf dem Platz (oder so ähnlich). Hier heißt es: Wichtig ist es im Wasser, auf der Straße und im Wald.

Und so wartet man im Wasser geduldig auf den Startschuß des „Chefs“, auf den Startschuß durch Bernd Gummelt, der seit vielen Jahren der Kopf eines großen Organisationsteams ist.

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Die Zuschauermenge auf dem hölzernen „Laufsteg“ zum Sprungturm wächst:

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Dann ist es endlich so weit. Bernd Gummelt begrüßt das Triathlon-Volk, Bürgermeister Jens-Peter Golde richtet die Grüße der Stadt aus und betont die Sportfreudigkeit Neuruppins.

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Und dann darf endlich geschwommen werden.

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Eine sehr gute Sicht hat die einsame Bootsfahrerin vom Wasser aus.

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Aber auch die Zuschauer auf dem Steg beobachten voller Interesse die schwimmenden Sportler.

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Und es findet sich die Zeit, Gespräche zu führen. Ein gewichtiges Fünfer-Gespann aus Sport und Politik rund um den Neuruppiner Bürgermeister Jens-Peter Golde (Zweiter von rechts) stellt sich dem Fotografen:

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Und auf die Frage, worum es im Gespräch gegangen ist, antwortet der Bürgermeister lächelnd: „Natürlich ums Geld“. Geld für den Sport, wahrlich kein schlechtes Thema. Und das gerade am Tag 1 nach dem Votum der britischen Bürger für den Austritt aus der EU. Brexit – dieses Kunstwort spielte überall ein wenig eine Rolle. Und da wird ja wieder das Geld, aber dann im großen Rahmen, eine große Rolle spielen. Und dazu viele Einzelschicksale. Doch das ist ein anderes Thema, heute regiert in Neuruppin der Triathlon.

Nach zwei 750-Meter-Runden im Ruppiner See stürmen die Ersten hinaus in den Wechselgarten, um sich ihre Räder (oft Hightech-Geräte) zu holen und die 40 km Radstrecke bis nach Gühlen-Glienicke und zurück unter die Reifen zu nehmen.

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Für Veranstaltungschef Bernd Gummelt gibt es weiterhin viel zu tun:

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Im Zielraum muß er die Übersicht behalten, nebenher auch für die notwendige Absperrung sorgen, denn die Badegäste drängen auch ins Freibad und kollidieren fast mit den losrasenden Radfahrern. Doch alles geht gut, Zwischenfälle gibt es nicht (zumindest, so lange ich noch beobachte).

Für die Siegerehrung ist alles gerichtet, die Pokale stehen bereit.

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Und das Zielband ist gespannt:

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Noch liegt ein weiter Weg vor den Triathleten. Für die einen dauert es nicht ganz so lang. Der Sieger braucht für den kompletten Triathlon nur rund 2 Stunden, wie ich später in der Lokalpresse nachlesen werde. Aber auch alle anderen, die das Ziel erreichen, verdienen Lob und Anerkennung.

Ich aber muß pünktlich um 12 Uhr zum Mittagessen zuhause sein. Mit dem Fahrrad nehme ich anfangs den gleichen Weg wie die Radfahrer.

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Doch dann biege ich bald nach links auf die Birkenallee ein (dort begann ich kürzlich meine Erinnerungstour: „Start an der Birkenallee: Mit dem Fahrrad auf meinen Laufspuren“, nachzulesen im Tagebuch).

Es sind nur knapp zehn Minuten bis zum Mittagstisch. Und dann bleibt mir nur noch, in Gedanken bei den Sportlern zu sein, und zu hoffen, daß der starke Regen-und Hagelschauer im Mittagsgewitter gegen 13.45 Uhr nur noch wenige auf der Strecke erwischt.

Peter Grau

Rio-Flair in Neuruppin

Die Olympischen Spiele finden vom 5. August bis zum 21. August 2016 in Rio de Janeiro statt. In Neuruppin war man etwas schneller, nutzte am 24. Juni einen heißen Sommerabend schon mal, um in der Innenstadt ein Vorgefühl auf brasilianische Abende zu bringen. Und etwas ganz Besonderes wurde vom Geschäft „Feder & Gold“ zelebriert:  eine Modenschau auf heißem Sand, sprich eine „Fashion-Show mit Strandfeeling.“ Noch nicht lange existiert das Geschäft, und es will, so der Anspruch, einen Hauch Italien nach Neuruppin bringen. ( www.federundgold.de)

Und das Ganze fand in der Friedrich-Ebert-Straße statt, 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. So konnten wir schon Tage zuvor die Vorbereitungen beobachten. Eifrig wurde für die Modenschau geprobt. Eine Cocktailbar für Barkeeper Ricky wurde aufgebaut, Liegestühle im Sand drapiert.

Alles war angerichtet und die Sonne spielte auch mit.

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Die Chefin  Nadine Zechlin höchstpersönlich führte durch die Modenschau.

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Das Besondere an dieser Modenschau war, daß die Models allesamt vorher Kunden im Modegeschäft waren und zum großen Teil erstmals, und das mit viel Herzklopfen, den Schritt auf den Laufsteg wagten.

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Mit Herzklopfen stolzierten die Models über den Laufsteg, aber jeder durfte das dreimal tun und wurde entsprechend sicherer. Und die vielen Zuschauer erleichterten allen ihren Auftritt mit viel Beifall und wohlwollenden Zurufen.

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Mit einem glücklichen Lächeln stellten sich die „glorreichen Sieben“ dann nochmals dem Publikum, und in kurzen Gesprächen durften sie ihre Eindrücke wiedergeben.

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Auch Alexander Redepenning,  der Chef des Fitneßstudios „clever fit“, das ganz in der Nähe in der Bilderbogenpassage residiert, lobte den neuen Charme, den das Geschäft „Feder und Gold“ in die Innenstadt gebracht hat. Er warb gleichzeitig darum, nicht nur den Laden zu besuchen, sondern auch einen Abstecher ins Fitneßstudio zu machen.   Mode und Fitneß- das paßt doch wunderbar.

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Miss Mode (links) und Mister Fitneß (rechts) im Gespräch

Damit war der erste Teil des Abends vorbei, die Kundschaft durfte den Laden „ stürmen“. Und Barkeeper Ricky verteilte draußen am Tresen den Sekt ans Publikum. Dazu die entsprechende Strandmusik, die Organisatoren rund um die Chefin Nadine Zechlin durften sehr zufrieden sein. Und das Ganze zeigte, wie man mit wenig finanziellen Mitteln Frohsinn und gute Laune verbreiten kann.

Peter Grau

(ein Video der Modenschau, aufgenommen von Glasermeister Mario Wrosch, wird demnächst noch in diesen Beitrag eingearbeitet.)

Vor dem ISTAF 2016: Auftaktpressekonferenz in der Berliner Taubenstraße

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Zu Pressekonferenzen nach Berlin fahre ich sehr gern. Zwar liegen 80 km Anfahrtsweg dazwischen, Neuruppin liegt eben leider nicht so dicht an der Metropole. Aber, in Berlin habe ich 45 Jahre verbracht, 30 in Ostberlin und 15 im vereinigten Berlin. Da bleibt viel Erinnerung, und es macht Spaß, diese aufzufrischen.

Zur ISTAF-Auftaktpressekonferenz  am 9. Juni wählten die Veranstalter wieder den Sitz eines ihrer Hauptsponsoren, der Deutschen Kreditbank (DKB), aus. Sie residieren in der Taubenstraße, einer Nebenstraße der Friedrichstraße. Zu DDR-Zeiten hieß diese Straße Johannes-Dieckmann-Straße, und unweit davon, in der Mohrenstraße, arbeitete ich ab 1960 ein Jahr lang im Außenhandelsunternehmen WMW-Export.

Viel Trubel herrscht heute wie damals in diesem Viertel, und die Parkplätze sind rar. Aber es ist vorteilhaft, wenn man sich in dieser Gegend noch auskennt, auch wenn sich vieles verändert hat. Meine Anfahrt über Kaiserdamm, Ernst-Reuter-Platz, Bahnhof-Zoo, Potsdamer Platz gestaltet sich einfach. In der Leipziger Straße biege ich dort nach rechts ab, wo früher ein Delikat- Laden war, indem es Köstlichkeiten zu sehr hohen Preisen zu kaufen gab. Je mehr man nachdenkt, desto mehr kommen die Erinnerungen.

Doch es soll ja heute um das ISTAF gehen. Also das Auto geparkt und stehenden Fußes (was für eine Floskel, aber sie bedeutet: sofort, umgehend) hinüber zum Gendarmenmarkt gelaufen. Manche sprechen vom schönsten Platz Europas und die Fotos zeigen das ein wenig:

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Von dort sind es nur noch wenige Schritte zum Ort der Pressekonferenz (PK).

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Hinein ins das moderne Gebäude führt eine Freitreppe. Nur der rote Teppich fehlt noch zum ganz großen Auftritt. Doch wir backen heute kleinere Brötchen. Sprich, der Wagen von „lekka berlin“ mit Brötchen, Pommes Frites und Currywürsten wartet schon vor der Tür auf uns.

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Mit Hilfe eines Armbandes haben wir dort später nach der PK freien Zugriff zu Eßbarem. Zunächst aber locken im Innern des Gebäudes  Erfrischungen in Form von Getränken, und auch die beiden sportlichen Gäste dieser PK, Diskuswerfer Robert Harting und Kugelstoßerin Christina Schwanitz, langen erstmal zu.

Auffällig ist die fast familiäre Atmosphäre dieser PK. Und wenn mich Meetingdirektor Martin Seeber und Pressechef Sven Ibald gleich am Eingang freundlich begrüßen, fühle ich mich sofort heimisch. Da denke ich dann einen Moment nicht an all das, was die Leichtathletik gegenwärtig negativ umtreibt.

 

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Und wie geht es Michael Reinsch (links), meinem geschätzten Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)? Im Gespräch mit dem Potsdamer Cheffotografen Eberhard Thonfeld scheint er Verbindung zu den Allmächtigen da „Oben“ aufzunehmen. Was bringt der 17. Juni? Wie urteilt die IAAF an diesem Tag über die russische Leichtathletik? Wird für alle russischen Leichtathleten das Tor nach Rio abgeschlossen?

Doch das ist heute nicht das Hauptthema. Heute dreht sich alles um das ISTAF 2016, das in diesem Jahr mit der 75. Auflage ein Jubiläum feiert, erstmals seit 1970 an einem Samstag stattfindet und einige Neuerungen bringt   (mehr dazu auch unter www.istaf.de).

Doch zunächst sind die Fotografen gefragt. Robert Harting und Christina Schwanitz müssen in allen Lagen posieren und tun dies mit einem Lächeln.

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Dann aber wird Platz genommen, sowohl auf den „billigen“ Plätzen:

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als auch im Podium:

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Meetingdirektor Martin Seeber, Robert Harting, Christina Schwanitz, Vorstandsvorsitzender der DKB Stefan Unterlandstätter, Geschäftsführer der EM 2018 Frank Kowalski (von links).

Und neu in der Runde ist Sven Ibald, seines Zeichens nun Head of Communications des ISTAF und der TOP Sportevents Gmbh, kürzer gefaßt Pressesprecher. Seine Premiere gelingt bestens, Nervosität ist ihm nicht anzumerken.

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Sven Ibald

Konkrete Fragen werden an alle fünf Persönlichkeiten, die im Podium Platz genommen habe, gestellt, untermalt mit kurzweiligen Filmen rund um das ISTAF. Es ist ein stimmiges Konzept einer Pressekonferenz.

Meetingdirektor Martin Seeber gibt das Ziel des Veranstalters vor, sowohl Topathleten als möglichst alle deutschen Medaillengewinner von Rio einzuladen. Neue Zuschauer sollen gewonnen werden, und dazu wird der günstige Sonnabend-Termin ebenso beitragen wie die Flutlichtatmosphäre und das Abschlußfeuerwerk. Und mit Blick auf seinen Nachbarn Robert Harting teilt er mit, daß dessen langjähriger Wunsch nun erfüllt wird. Der Diskusring wird vor die Ostkurve gelegt, dort wo sonst die Hertha-Fans Stimmung machen. „ Von dort haben die Athleten Gegenwind, der Diskus fliegt weiter (wenn denn Wind da ist, das kann er natürlich nicht garantieren). „ Robert Harting freut sich und fügt später im Gespräch mit Ulrike Krieger (BZ) hinzu: „ Ein weiterer Vorteil ist, daß wir nicht mehr diagonal aus einer Ecke, sondern parallel zu den Tribünen werfen. Die Zuschauer bekommen dadurch ein anderes Weitengefühl, der Genußfaktor ist viel höher“.   Jeder Genuß aber hat auch seinen Preis. Die Veranstalter mußten einiges Geld in die Hand nehmen. So kostet der neue Wurfboden, der dort stehen wird, wo sonst das Fußballtor ist, rund 15.000 Euro. Dazu muß der Rasen im Fünf-Meter – Raum ausgehoben und ein neuer Betonring eingelassen werden.

Neu an der Veranstaltung wird auch sein, daß die Kugelstoßerinnen und Kugelstoßer erstmals ihre Wettbewerbe gemeinsam austragen. Der Doppelpack rückt außerdem ins Hauptprogramm. Die Männer und Frauen bekommen auch eine gemeinsame Sitzbank im Stadion, sind dann eine ISTAF-Familie.“ Und träumen darf man auch: David Storl und Christina Schwanitz mit olympischen Medaillen im Gepäck im Berliner Olympiastadion, das wäre doch ein schönes Bild.

Einen anderen Traum träumt Frank Kowalski, Geschäftsführer der EM 2018, in eben diesem Berliner Olympiastadion. Er schaut schon zwei Jahre voraus und sieht, daß bei den Europameisterschaften jeder Abend wie ein Meeting ablaufen wird, daß zwischen 18.15 Uhr und 21.45 Uhr nur Finals geboten werden. Und er verschweigt auch nicht, daß Martin Seeber und er gewissermaßen „ Brüder im gleichen Geiste“ sind, was die Gestaltung einer Leichtathletikveranstaltung angeht und daß er Neuerungen des ISTAFs nach Möglichkeit auch auf die EM übertragen will.

Der Hausherr Stefan Unterlandstättner von der DKB betont seine Nähe zum ISTAF und sein großes Interesse an dieser Veranstaltung.

Robert Harting erzählt, daß er nun wieder die Leidenschaft des Wettkämpfers entdeckt hat (siehe mehr über ihn im „Treffs für Leichtathleten“ auf dieser Homepage).

Bei Christina Schwanitz wird noch einmal ihr grandioses Jahr 2015 mit dem Weltmeistertitel in Peking hervorgehoben. Und um sich die Dimension ihrer Bestweite von 20,77 m zu verdeutlichen, haben die Veranstalter im Raum der PK dicht vor dem Podium einen hölzernen Kugelstoßring aufgebaut, und ganz weit entfernt, kurz vor der nach außen führenden Treppe, auf der Erde die 20,77 m markiert.

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Manchmal braucht es solche einfachen Mittel, um sich Dimensionen deutlich zu machen. Ähnlich ist es ja, wenn man sich beim Hochsprung die 2,30 m an der Wohnungstür markiert oder in seinem Wohnraum die 8,00 m eines Weitspringers abschreitet (wenn das Zimmer das überhaupt zuläßt).

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Christina Schwanitz, die wie immer mit ihrer fröhlichen Präsenz überzeugt, verweist darauf, daß dieses Jahr 2016 nicht gerade reibungslos für sie verlief. Kurz nach dem Jahreswechsel verletzte sie sich, mußte dann 14 Wochen mit dem Training aussetzen und Wettkämpfe waren nicht möglich. Nun aber trainiert sie seit sieben Wochen wieder und es geht aufwärts. „ Aber Geduld ist nicht meine Stärke.“ Doch, und das äußert sie später mir gegenüber: „ Es ist positiv, daß ich dank 2015 weiß, wie es geht. Und Kugelstoßen ist wie Fahrrad fahren. Man verlernt es nicht.“ Und daß sie es nicht verlernt hat, bewies sie zwei Tage später beim Saisonauftakt in Gotha mit einer Weite von 19,05 m.

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Zwischendurch und zum Abschluß dieses Teils der Pressekonferenz wird eifrig fotografiert.

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Eberhard Thonfeld (Potsdam).

 

Es folgen die schon erwähnten Einzelgespräche.

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Und dann verabschiedet man sich langsam, darf vor dem Haus noch eine der Berliner Köstlichkeiten, die Currywurst mit Pommes Frites oder mit Brötchen genießen. Ich lasse in der Schlange (wie in früheren DDR-Zeiten, wir sind ja auch auf ehemaligem DDR-Gebiet) meinen Journalistenkollegen Ralf Jarkowski vor, weil er im Zeitstreß ist. Fünf Minuten gewinnt er vielleicht, aber das hilft ihm, denn 14.59 Uhr geht seine dpa-Meldung über die PK in die Welt hinaus.

Ich  nehme mir noch die Zeit, mich am Stehtisch mit einer Professorin aus München zu unterhalten, und darüber zu sinieren, wie normal es heute ist, wegen des Berufes die Wohnorte zu wechseln (sie hat das schon einige Male praktiziert). Sie, die im Bereich Bildung tätig ist, hebt hervor, daß heutzutage Jugendliche in der 11. oder 12. Klasse schon Praktikumswochen oder Monate im Ausland verbringen. Für Erwachsene ist es selbstverständlich, wegen des Berufes oder aus privaten Gründen rund um den Erdball reisen.

Ich aber, der ich 1980 oder 1985 oft in dieser Straße weilte, hatte damals nicht im Traum an ein solches „Wunder“ geglaubt. Zu unüberwindlich schien damals die Mauer.

Und da kann ich auch wieder den Bogen zum 75. ISTAF am 3. September schlagen. Denn dann ist es völlig normal, daß die Athleten aus aller Welt, aus Ost und West, aus Süd und Nord, nach Berlin einfliegen werden.

Peter Grau

Michael Wolffsohn – Ich will keine Gesinnungs-Republik

 Soeben habe ich in meinem Tagebuch unter „ Entenküken, Fontane und Landschaften – die Chance zum Innehalten“  auch kurz zu politischen Themen Stellung genommen, so auch zur Armenien-Resolution. Gleichzeitig schrieb ich, daß es besser für mich sei, mich nicht auf die politische Ebene zuzubewegen.  Das schließt aber nicht aus, andere politische Wortmeldungen zu veröffentlichen.

Und da kommt mir eine Wortmeldung von Prof. Michael Wolffsohn gerade recht, die heute, am 3. Juni 2016,  in „BILD“ stand. Nicht jeder wird mit dem Inhalt einverstanden sein, aber zum Nachdenken regt es allemal an.

Lesen Sie im folgenden den Beitrag von Prof. Michael Wolffsohn:

Ich will keine
​Gesinnungs-Republik!

Von MICHAEL WOLFFSOHN

Hilfe, wir werden eine Gesinnungsrepublik! Wohin man in unserem Land schaut und was man hört, sieht oder liest: Einheitsmeinungen, Einheitsmeinungen, Einheitsmeinungen. Nun werden sie uns auch noch sozusagen staatlich verordnet.

Das jüngste Beispiel: Am Donnerstag beschloss der Bundestag fast einstimmig, den 1915 vom Osmanischen Reich mit deutscher Hilfe organisierten Mord an rund 1,5 Millionen christlichen Armeniern als „Völkermord“ zu bezeichnen. Einige Abgeordnete nannten diese Entscheidung „mutig“. Hier und da fällt sogar das (selbst-)lobende Wort „Zivilcourage“.

Natürlich war jener Massenmord ein Völkermord. Mich beeindruckt die selbst beanspruchte Zivilcourage überhaupt nicht. Ich sage denen, die im Jahre 2016 den Völkermord von 1915 verurteilen: „Guten Morgen. Auch schon aufgewacht? Glückwunsch.“

Ich erinnere daran, dass der US-Kongress eine vergleichbare Entschließung schon 1995 verabschiedet hat. Da so mancher bei uns fast alles aus den USA für „reaktionären Mist“ hält, weiß das kaum jemand.

Auch ich habe reichlich spät, nämlich 1995, in diversen nationalen und internationalen Medien die Verurteilung jenes Völkermords gefordert. Spät, aber 1995 war doch etwas früher als 2016.

Inhaltlich stimme ich der Bundestagsentscheidung zu. Ohne Wenn und Aber.

Und doch ABER: Ich kann es kaum noch ertragen, dass unsere Volksvertreter von links bis rechts, dass „der“ Staat sich immer häufiger zur erzieherischen und moralischen Anstalt emporschwingt.

Das genau ist der Staat eben nicht. Jedenfalls kein demokratischer Staat, denn in einer Demokratie spiegelt der Staat die VIELfalt der Meinungen, die es in der Gesellschaft gibt, wieder.

In unserer bundesdeutschen Demokratie nennen seit Bundeskanzler Willy Brandt die Staats- und Volksvertreter uns Bürger oft und gerne „mündige Bürger“. Wenn sie uns für mündige Bürger halten, müssen sie uns nicht erziehen. Genau das tun sie.

Das bedeutet: Sie nennen uns „mündige Bürger“, aber sie betrachten und behandeln uns als Unmündige, als kleine, dumme Kinder, denen man sagen muss: „Das darfst du, das darfst du nicht. Das ist gut, das ist schlecht.“ Ich möchte das, bitte schön, selbst entscheiden. Sie nicht, liebe Mitbürger?

Ich möchte mir auch nicht von Kanzlern, Ministern oder anderen Volksvertretern sagen lassen, welches Buch das Volk lesen oder nicht lesen soll. Das möchte ich selbst entscheiden. Sie auch, liebe Mitbürger?

Ich finde auch den inflationären Missbrauch des Wortes „Zivilcourage“ unerträglich. Zivilcourage ist so etwas wie Widerstand, Heldenmut und Notwehr. Das bedeutet: Zivilcourage ist eine ganz seltene Tugend. In einer Diktatur bedarf es der Zivilcourage zum Widerstand.

In einer Demokratie ist Widerstand unnötig. Widerspruch tut not. Ganz viel und ganz oft. Widerspruch in einer Demokratie ist – der Verfassung (bei uns Grundgesetz) sei Dank – nötig, aber ungefährlich für Leib und Leben. Das gilt erst recht für Zuspruch.

Bezeugt die Verurteilung des osmanisch-deutschen Völkermords von 1915 Zivilcourage? Nein. Sie bezeugt vielmehr die Entwicklung unserer Bundesrepublik zu einer Gesinnungsrepublik.

Die herkömmlichen Parteien sind dabei, den Bürgern einen einheitlichen Gesinnungsbrei zuzubereiten. Der mag durchaus wohl schmecken oder angebracht sein. Doch angewidert vom politischen Einheitsmenü wenden sich eher früher als später viele Bürger anderen Speisen zu.

Im Klartext: Immer mehr Bürger wenden sich von den etablierten Parteien (zu denen längst auch Die Linke gehört) ab und protestieren. Jeder Erzieher stößt irgendwann beim Erzogenen auf Widerspruch. Wenn die etablierten Parteien die Bürger immer mehr erziehen, werden diese sich ihnen entziehen.

Bitte, liebe von mir wirklich verehrte Volksvertreter, weniger Volkserziehung und mehr Politik. Dann haben Protestparteien wie die AfD auch weniger Zulauf.

Michael Wolffsohn

(aus BILD vom 3. Juni 2016)

Wolfsohn

Prof . Dr. Michael Wolffsohn , 69, ist Historiker. Soeben erschien ist  sein neuestes Buch „Zivilcourage, Wie der Staat seine Bürger im Stich lässt“, München, dtv, € 7,90

Die Halleschen Werfertage 2016: Eine Reportage (Zusammenfassung)

Halle Werfertage 2016 Programm

Jedes Jahr im Mai wird die Werferfamilie, sprich alles, was mit Kugel, Diskus, Hammer und Speer zu tun hat, nach Halle an der Saale gerufen. Dort, im Sportzentrum Brandberge, finden seit vielen Jahren die Hallenser Werfertage statt. Sie haben ihren Namen einige Male geändert, heißen jetzt Halplus-Werfertage, immer angelehnt an einen der Hauptsponsoren. Doch geblieben ist seit eh und je das Familiäre, das Aktive, Trainer, Zuschauer immer wieder in die Saale-Stadt zieht.

Seit 1992 bin ich selbst dort als Berichterstatter für die Zeitschrift „ Leichtathletik“ und für den Internetdienst „leichtathletik.de“ aktiv gewesen, immerhin fast 25 Jahre. Diesmal stand für mich nicht das aktuelle Geschehen im Vordergrund, denn dafür waren

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Jan-Henner Reitze (leichtathletik.de)              und

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Ewald Walker ( Zeitschrift „ Leichtathletik“)      zuständig.

 

Ich konnte mich den vielen schönen Randerscheinungen der Werfertage widmen, ohne auf Gespräche mit Ex-Werfern, Trainern und mit aktuellen Spitzenathleten verzichten zu müssen.

Der Vortag

Rechtzeitig anreisen ist in der heutigen Zeit Pflicht. Zu sehr hemmen Staus den „Fluß“ auf der Autobahn. Früher fuhr ich jeweils am Samstag morgens von Berlin nach Halle und dann abends nach der Veranstaltung zurück. Diesmal also die Anreise am Freitag und wie gewohnt ein Zimmer im Athletenhotel gebucht.

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Schon im Foyer merkt man, daß die Werfertage bevorstehen:

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Und an der Rezeption werde ich von Boris Obergföll freundlich begrüßt. Nicht, daß er hier arbeitet. Nein, er kümmert sich gerade in seiner Funktion als DLV-Bundestrainer um die „menschlichen“ Belange seiner Schützlinge. Für mich auffällig, wie entspannt er ist. Und ich sollte ihm an diesen zwei Tagen noch öfters begegnen.

Überraschend für mich aber war, daß plötzlich, bei meiner Ankunft so gegen 18 Uhr, sehr viele DLV-Trainer im Hotelvorraum herumwuselten, und beileibe nicht nur Wurftrainer. Ob nun die Heinigs, Volker Beck, Henning von Papen, Dietmar Chounard,   Idriss Gonschinska, Uwe Mäder, alles war vertreten. Aber warum? Geherchef Ronald Weigel klärte mich auf: „ Jedesmal vor den Werfertagen haben wir in Halle eine Trainertagung.“ Sprach es und düste nach Hause ab, um am Sonntag wieder in Naumburg bei den Deutschen Meisterschaften der Geher über 20 km aktiv zu sein. „ Und dann geht es bald ins Trainingslager nach Oberhof“, sagte er noch und deutete damit an, daß auch für die Geher, die ja für Rio schon vornominiert sind, nun eine heiße Trainingsphase beginnt.

Für mich aber war an diesem Freitag eher Ruhe vor dem Sturm angesagt. Das war früher anders, als ich die aktiven Sportler abpassen konnte und mußte und schon viel Stoff für die aktuelle Berichterstattung sammelte. Erinnerlich ist mir außerdem, daß man abends in der kleinen gemütlichen Bar direkt neben dem Eingang des Hotels Athleten und Trainer vereint sitzen sah und sich je nach Wunsch die einzelnen Athleten herbeirufen konnte. Das ist heute nicht mehr so, aus welchen Gründen auch immer.

Ich aber nutzte die freie Zeit, um in den nahen Einkaufspark, das „ Halle Center Peißen“, zu gehen und durch die am Freitagabend nicht sehr frequentierten Geschäfte zu schlendern. Im Mediamarkt führte ich dann am Stand für Fotoapparate ein aufschlußreiches Gespräch mit einem freundlichen Verkäufer. Mein Ansinnen: Ich habe eine kleine, normale LumixDigital-Kamera von Panasonic, die zwar zum „Knipsen“ ausreicht, aber zu mehr auch nicht. Zwar will ich kein Profifotograf werden, aber zur Ausgestaltung meiner Homepage wäre es schön, wenn die Kamera bessere Fotos machen könnte, u.a. durch einen besseren Zoom. Der Verkäufer gab mir folgenden Tip: Eine Kamera „ Canon Powershot SX 540“ , mit einem 50er Zoom wäre für meine Zwecke das Richtige. Diesen Tip speicherte ich im Kopf, und mein Fotografen-Freund Dirk Gantenberg bestätigte mir, daß es ein guter Tip sei. Nun muß ich nur noch den Tip in die Tat umsetzen, sprich die neue Kamera kaufen.

Für diesmal aber mußte die alte Lumix DMC-FS56 noch ihren Dienst tun.

Die Anfahrt zur Wettkampfstätte

Der Samstagmorgen verhieß mit Sonnenschein sehr gute Witterungsbedingungen für die Wettkämpfer. Für mich gab es erstmal ein gutes Frühstück, verbunden mit einem längeren Plausch mit DLV-Trainer Werner Goldmann. Und ihm erzählte ich auch, daß ich soeben fast mit Lars Riedel gesprochen hätte. Als ich so in Ruhe vor meinem Frühstücksei saß und Karl-Heinz Leverköhne, dem ehemaligen DLV-Wurftrainer, freundlich zugewinkt hatte, kam ein Hüne von Athlet an mir vorbei, d.h. es waren rund 15 m Luftlinie zwischen uns. Er setzte sich an einen entfernten Tisch und ich dachte sofort: Das ist Lars Riedel. Nicht ganz überraschend eigentlich, denn hier in Halle hat er oft den Diskus fliegen lassen.

Halle Werfertag Riedel

Und ich habe ihm auch mal-, es war sicher noch im vorigen Jahrhundert-,  die Auszeichnung der Zeitschrift “ Leichtathletik“ für den Leichtathleten des Jahres übergeben.

Überraschend aber, weil er gerade so oft im Fernsehen aktiv zu sehen ist und nicht für alles Zeit haben wird. Jedenfalls bereitete ich mich schon auf ein Gespräch vor, wollte ihn über all das befragen, was er so in den Jahren nach seinem sportlichen Karriereende erlebt hat. Doch dann die Enttäuschung. Als ich mich seinem Tisch näherte, merkte ich: Er war es nicht. Es stimmte zwar manches in Größe, Statur, Aussehen überein, aber : Es war ein Doppelgänger. Doch damit muß man leben. Das Gespräch mit Lars Riedel muß ich eben auf später verschieben.

Gegen 10.30 Uhr setzte ich mich dann ins Auto, um zu den Brandbergen zu fahren. Was es mit diesen „Bergen“ auf sich hat, wird später erläutert. Den Weg vom Hotel zur Wettkampfstätte hätte ich jedenfalls auch ohne Navi gefunden. Gefühlt 1000 mal (leicht übertrieben) bin ich diesen Weg gefahren und immer bin ich über eine Brücke gekommen, die über die Saale führte. Nun endlich nahm ich mir mal die Zeit, dort einen Halt einzulegen und das Ganze aus der Nähe zu betrachten.

Werfertage klein Saale 752

Von der Uferstraße sieht es so aus:  Links ein steinernes Rind, auf dem Fluß Schiffe und ein Paddler. Die Rind-Skulptur wurde von Gerhard Marcks geschaffen, der später auch die Rückseite der Goldmedaille für die  Olympischen Sommerspiele 1972 in München gestaltete. An dem anderen Ende der Brücke  (auf dem Foto nicht sichtbar) steht seine zweite Skulptur, ein Pferd.

Eine Treppe führt auf die Kröllwitzer Brücke hinauf, die auch Giebichensteinbrücke genannt wird.

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Das amtliche Schild macht es deutlich: Unter mir fließt die Saale.

Und der Blick von der Brücke öffnet sich auf beiden Seiten hin zu einem imposanten Fluß:

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Aber nicht nur Wasser ist zu sehen. Direkt an der Brücke schaut ein interessantes Gebäude auf die Saale:

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Auf der anderen Seite steht auf einem Hügel ein japanischer Pavillon:

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Aber alles wird von einer Burg überragt. Zwar kommt wegen der Lichtverhältnisse das Ganze nicht so zur Geltung, und ich weiß auch nicht, wie diese Burg heißt. Eigentlich müßte ich nach oben fahren oder hinaufklettern, doch dafür bleibt keine Zeit, denn der Beginn der Wettkämpfe rückt näher.

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So heißt es  warten, bis Herr Google zuhause wieder hilft. Und der überrascht mich: Es ist die Burg Giebichenstein. Diese Burg, die schon zu DDR-Zeiten bekannt war, vor allem als Sitz der Hochschule für industrielle Formgebung, später als Kunsthochschule. Heutzutage residiert in der Burg noch ein Teil der Kunsthochschule, der andere Teil ist in der Nähe der Burg untergebracht. Rund 1000 Studenten sind hier zugegen, um sich für eine künstlerische Zukunft vorzubereiten.

Die Begegnung mit einem Radfahrer

Mitten auf der Brücke treffe ich einen Radfahrer, der ebenfalls seinen Fotoapparat gezückt hat, um das Saale-Motiv festzuhalten.

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Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, daß er aus Hamburg kommt, eine Woche lange auf dem Rad Deutschland erkundet. Hamburg-Halle-Nürnberg, es beeindruckt mich, der ich über 20 km Radfahren schon glücklich bin. Jeden Tag fährt er so seine 100 km, jeden Tag übernachtet er woanders. 47 Jahre ist er alt und fit wie ein Turnschuh. So schaut es zumindest aus. Zwei kleine Reisetaschen sind hinten am Rad befestigt, viel darf man auf solchen Radfahrten nicht mitnehmen. Und die Technik fährt natürlich auch mit. Vorn am Lenker hat er ein Samsung-Smartphone befestigt, das praktisch als Navi funktioniert und die Straßen und Flüsse exakt wiedergibt und auch die Entfernungen. Nun sucht er gerade den Uferweg, aber da kann ich ihm helfen, denn von dort komme ich ja. Zwischendurch erzählt er noch, daß er vorgestern noch in Hamburg war, auch an den Landungsbrücken. Und da kann ich wieder mit meinen Hamburg-Kenntnissen prahlen: 1987 bin ich in Hamburg Marathon gelaufen und habe oberhalb der Landungsbrücken in einer Jugendherberge übernachtet. Solche Herbergen sucht mein Radfahrer jeden Tag. Und er findet sie jeden Tag. Wir aber nehmen Abschied. Er radelt nun „an der Saale hellem Strande“ ( so ist es mir aus meinen Thüringer Tagen noch gegenwärtig) , und ich steige wieder ins Auto und fahre die zwei Kilometer bis hin zum Wettkampfort.

Es ist Samstag 11 Uhr. Ein freundlicher Parkwächter empfängt mich. Er hat eben von einem Autofahrer eine Flasche Wein überreicht bekommen, sicher kennen sich beide. 30 Jahre ist er schon hier als guter Geist für all die Sportler, Trainer, Funktionäre und Journalisten, die ihre Autos für den Tag loswerden wollen, um die wenigen Schritte hinüber zur Sportanlage zu gehen.

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Mein grüner Hyundai sticht immer heraus. In der Masse von schwarzen, grauen und weißen Limousinen ist er leicht zu finden.

Ich hole mir im Organisationsbüro meinen Presseausweis und mein „Fotoleibchen“ und darf dann hinein ins „Mekka der Werfer“.

Von David Storl bis Julia Fischer

Schon vom Parkplatz aus kann man einen Blick auf die Wettkampfanlagen werfen. Und man darf sich zunächst auch Gedanken über den Namen Sportzentrum Brandberge machen. Brandberge – dieser Name irritiert ein wenig. Und bei Wikipedia werden die Brandberge als ein 92 Hektar großes Naturschutzgebiet beschrieben, im nordwestlichen Stadtgebiet von Halle, zwischen Kröllwitz und Heide Nord.

Nicht Berge im eigentlichen Sinne erwarten einen, sondern vielmehr eine hügelähnliche Landschaft. Sie hatte ich ja schon bei meinem Abstecher rund um die Kröllwitzer Brücke gesehen. Die Brandberge haben ihren Ursprung in kalkhaltigem Gestein, hat man mir früher mal erzählt. Davon ist hier allerdings wenig zu sehen. Vielmehr viel Grün, viel Rasen. Denkt man sich die einzelnen Wurfanlagen weg, dann ist es einfach eine große Wiese, dazu eine Ebene höher noch ein Rasenplatz. Mittendrin steht die Wurfhalle, in der allerdings nicht geworfen wird, sondern in der die Athleten Kraft im Kraftraum tanken können. Bei den Werfertagen dient sie den Athleten vor allem als Aufenthalts- und Aufwärmraum.

Und an diesem Sommertag nutzen sie gern die Kühle der Halle. Da die Wettkämpfe noch nicht begonnen haben, suche ich auch zunächst diese Halle auf, um nach Gesprächspartnern Ausschau zu halten. Da läuft mir zum zweiten Mal Boris Obergföll über den Weg, Bundestrainer und Heimtrainer seiner Frau Christina. Gemeinsam mit Werner Daniels, dem langjährigen Trainer der Weltmeisterin von 2013, läßt er die Speere überprüfen:

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Jürgen Schmitt, seines Zeichens Obmann der Gerätekontrolle, wiegt jeden Speer, ermittelt den Schwerpunkt und stellt den Durchmesser der Speere an verschiedenen Meßpunkten fest. Stimmt alles, bekommt der Speer das „Okay“.

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Gerätechef Jürgen Schmitt   bei der Arbeit

Gleich daneben wird Kugelstoßer David Storl vom Physiotherapeuten auf den Wettkampf vorbereitet. Nicht nur ums Knie kümmert er sich, er prüft auch die Reflexe.

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Ansonsten wird in der Halle viel gedehnt, oder einfach nur geruht. Auch hier überwiegt das Familiäre, die Zuschauer können einfach durch die Halle spazieren und zusehen.

Die Präsentation der Spitzenathleten

Familiär ist auch immer die Vorstellung einiger Spitzenathleten zu Beginn der Veranstaltung. Schon hier ist die Aufmerksamkeit des sachkundigen Publikums zu spüren.

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Ein herzliches Willkommen wünscht Gesamtleiter Dr. Falk Ritschel:

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Kleine Geschenke werden den Athleten überreicht, die Fotografen kommen auf ihre Kosten:

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Kathrin Klaas, Christina Obergföll, Linda Stahl (von links)

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Lokalmatadorin Nadine Müller

Dann aber beginnt endlich das eigentliche Kräftemessen.

Ab 12.30 Uhr versammelt sich eine unübersehbare Menge rund um den Kugelstoßring. Man muß als Zuschauer möglichst 2 Meter groß sein und dazu über Stehvermögen verfügen, um alles verfolgen zu können:

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Aber wer nicht alles mitbekommt, wird vom Sprecher auf dem Laufenden gehalten.

Ich schaue mir das Ganze aus der Ferne an und blicke auf den Wurfsektor:

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In der anderen Richtung erblicke ich das Schild „Doping-Kontrolle“:

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Der Weg der dafür ausgelosten bzw. bestimmten Athleten führt von dort hinunter in die nächste Halle, die Sporthalle Brandberge. Diese Halle ist vor allem als Leichtathletikhalle konzipiert und bietet mit 1.840 Sitz- und 160 Stehplätzen viel Platz für die Zuschauer. Aber nicht nur Leichtathletik wird dort zelebriert, sondern es finden auch kulturelle Veranstaltungen aller Art statt.

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Doch heute, an einem Sommertag, spielt sich das sportliche Geschehen im Freien ab.

Meine Aufmerksamkeit gilt den aktiven Kugelstoßern. Einfach ist es, die „Rückfront“ des nach David Storl gegenwärtig zweitbesten Deutschen Tobias Dahm aufs Foto zu bekommen. Er sitzt nach seinem dritten Versuch von 19,77 m auf der Bank am Rande des Sektors und beobachtet die Konkurrenz:

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Einfach ist es auch, David Storl bei seinen Vorbereitungen „abzulichten“:

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Schwerer ist es für mich dagegen, die Aktionen der Kugelstoßer aus der Entfernung ins rechte Bild zu setzte. Da reicht, wie vorher schon beschrieben, der „Zoom“ meiner Kamera nicht aus. Aber mit ein wenig Phantasie erkennt man hier, daß Publikumsliebling David Storl gerade die Kugel aus der Hand „gelassen“ hat:

Halli Storl im Ringe 0795

20,25 m werden für ihn gemessen, und das sollte am Ende  sein weitester Versuch bleiben. Der Weltmeister von 2011 und 2013 und Olympiazweiter von 2012 ist damit nicht zufrieden, auch wenn es sein Saisoneinstand nach 8 Monaten Wettkampfpause ist.

So äußert er sich später im Gespräch mit den Journalisten recht enttäuscht.

Und hier sieht man wieder die Vorteile des Meetings für die Medien. Sofort nach Ende des Wettkampfes stehen die Athleten zur Verfügung, und David Storl darf schildern, wie er alles bewertet und auch, wie es seinem Knie „geht“. Diese Frage aber hörte er wohl zu oft, denn leicht genervt meint er bald: „ Hört doch endlich mit dem Quatsch auf“. Man kann das als gutes Zeichen deuten.

Die Journalisten bei der Arbeit:

Halli Storl Journal 1 804

Frank Schober (rechts, Leipziger Volkszeitung) interviewt David Storl

Halli Jarko 806

Gespanntes Lauschen bei Ralf Jarkowski (dpa)

Halli Heft 809

Hier werden die „goldenen Worte“ festgehalten, die später um die Welt gehen.

Halli Jan 0812Jan-Henner Reitze hält alles für „leichtathletik.de“ im Video-Interview fest.

Nach dem Interview-Marathon geht es für David Storl dann zur Siegerehrung. Vorher werden noch freundliche Worte mit dem Ex-Kugelstoßer Ralf Bartels (rotes T-Shirt) gewechselt, der hier in Halle früher zu den Lieblingen des Publikums gehörte, auch wenn er nicht immer gewinnen konnte. Oliver-Sven Buder (ganz links) schaut zu,  auch ein Exkugelstoßer ( über ihn kann man bei mir in „ Treffs mit Leichtathleten“ manches nachlesen.).

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Typisch für Halle, wo sich aktuelle und frühere Athleten immer wieder freundschaftlich begegnen.

Dann also die Siegerehrung für die Kugelstoßer:

Zunächst wird Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) für seinen dritten Rang ausgezeichnet:

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Dann darf sich David Storl (SC DHfK Leipzig) zu seinem zweiten Platz beglückwünschen lassen:

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Nach seinen vorherigen Leistungen nicht unerwartet gewinnt der polnische Drehstoßer Konrad Bukowiecki mit einer Weite von 20,62 m:

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Die mehr oder weniger glücklichen Drei:

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Und erwähnenswert noch, daß Dennis Lewke (SC Magdeburg / 19,42 m) Vierter wird, Christian Jagusch (SC Neubrandenburg / 19,09) Siebenter und Patrick Müller (SC Neubrandenburg /19,05) Achter.

13.30 Uhr beginnt der Diskuswurf der Frauen, gleich neben der Kugelstoßanlage. Für die Diskuswerfer stehen vier Wurfringe zur Auswahl und jeweils kurz vor Beginn des Wettkampfes kann vom Veranstalter der vermeintlich beste, sprich windbegünstigste Ring ausgewählt werden. Zwar hat man sich früher auch mal bei dieser Auswahl vertan, aber wie sagt man so schön: „ Mit des Windes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten“. Oder so ähnlich. Diesmal spielte der Wind eine relativ untergeordnete Rolle, denn er wehte nur recht schwach.

Julia Fischer – die Königin der Werfertage

Halle 2016 klein Fischer TafelP1020832

Ihren Schrei konnte man überall auf dem weitläufigen Gelände des Sportzentrums Brandberge hören. Es mußte etwas Besonderes im Diskusring geschehen sein und das war es auch: 68,49 m stand auf der Anzeigetafel und das bedeutete den Sieg im Diskuswerfen für die 26-jährige Berlinerin Julia Fischer. „ Ich mußte einfach meine Freude herausschreien, denn solch einen Wurf hatte ich zwar nach dem Trainingswerten erwartet, aber so ganz einfach verlief dieser Wettkampf nicht.“

Wie gut sie in Form ist, hatte sie vor einer Woche beim Saisonauftakt in Wiesbaden mit einem Erfolg mit einer Weite von 66,59 m bewiesen.

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Siegerehrung in Halle /Saale

Nun aber gelang ihr in Halle/Saale im Schlußdurchgang mit 68,49 m nicht nur der bisher weiteste Wurf ihrer Karriere, sondern auch der Sieg gegen starke Konkurrenz wie der Weltmeisterin Denia Caballero (Kuba/66,41), den Chinesinnen Xinyue Su (65,40) und Bin Feng (65,14) und der von einer Erkältung gehandicapten Hallenser Lokalmatadorin Nadine Müller (64,30).

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Halle Fischer klein Autogramme P1020827

Entsprechend aufgewühlt und superglücklich stellte sie sich dann den zahlreichen Journalisten. Und es ist eben ein Vorteil bei diesen familiären Hallenser Werfertagen, daß man als Journalist nicht mühsam in einer Mixed-Zone um Stimmen „kämpfen“ muß, sondern leicht und locker direkt nach dem Wettkampf und dicht neben der Wettkampfanlage in ein Gespräch kommt.

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Julia Fischer stand bisher zumindest in den Medien meistens im Schatten ihres Freundes Robert Harting. Der wußte als ein Aushängeschild der deutschen Leichtathletik nicht nur mit Leistungen zu überzeugen, sondern vielmehr auch mit vielen Wortmeldungen, die von den Journalisten in der Regel immer dankbar aufgenommen wurden.

Julia Fischer hat dazu vor drei Jahren in einem Interview mit Sebastian Arlt von der Berliner Morgenpost gesagt, daß es sie, wenn es um ihre eigenen Leistungen gehe, nicht nerve, immer den Zusatz „ die Freundin von Robert Harting“ zu lesen. „ Ich beachte es gar nicht“ . Vielmehr sehe sie es pragmatisch. „ Er ist eben der Superstar der Leichtathletik, da steht jeder dahinter im Schatten. Aber ich habe schließlich genügend Selbstbewußtsein als Frau“.

Drei Jahre sind seit diesem Interview ins Land gegangen. Wie selbstbewußt Julia Fischer nunmehr ist, zeigte sie nun bei den Hallenser Werfertagen bei dieser „kleinen Pressekonferenz“ nach ihrem 68,49-m-Wurf. Und es sprudelte förmlich aus ihr heraus. Eine Freude für die Journalisten.

Notizen aus dem Plausch mit den Medien

„ Im Training ist es in den letzten Wochen sehr gut gelaufen. Ich habe schon mal in diesen Bereich geworfen, wußte also, daß ich es drin habe.“ Aber der Wettkampf begann mit zwei ungültigen Versuchen sehr schlecht. „ Ich kam nur schwer in den Wettkampf und hatte ganz schön Herzklopfen vor dem dritten Versuch.

Halle Fischer klein im Ring P1020816

Ich wußte, daß ich nun einen heraushauen muß, denn sonst wäre der Wettkampf zuende gewesen. Das hat mir einen Adrenalinstoß gegeben und so sind auch die 64,14 m zu erklären“. Früher hatte sie in solchen Situationen oft Nerven gezeigt. Warum war das nun anders, wurde nachgefragt: „ Ich habe einfach gelernt, mit solchen Situationen fertig zu werden. Es klappt zwar nicht jeden Tag, man ist nicht jeden Tag gleich gut. Aber ich habe , auch durch meinen Mentaltrainer Markus Flemming, gelernt, in schwierigen Situationen mit Druck umzugehen und das eher positiv für mich zu nutzen“. Und die Berlinerin verwies auch darauf, daß manche Wettkämpfe recht einschläfernd beginnen, aber dann plötzlich „ explodieren“. „ Dann wirft einer in den letzten Versuchen weit und dann muß man aufpassen, nicht den Anschluß zu verlieren. Aber mich pusht das immer, ich kann mich dann nochmals richtig aufbauen. Und auch heute dachte ich: Es muß doch nun mal irgendwie klappen. Es war bei jedem Wurf anfangs etwas anderes, was nicht stimmte, und dann im fünften Versuch kam viel Gutes zusammen, es wurden 65,15 m. Der Wurf war solide, aber nicht optimal. Ich dachte, daß ich im sechsten Versuch überall etwas zulegen müßte, um noch weiter zu werfen.

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Ich habe dann mit meinem Coach Torsten Schmidt (links, mit seinen 2,07 m alle überragend) nochmals geredet und beraten, wie ich das mit dem Wind machen soll und dann habe ich es einfach probiert. Es war fifty-fifty, aber es klappte, und ich freue mich unfaßbar.“

Doch mitten in der Euphorie trat sie auch gleich auf die Bremse. „ Es wäre ein Fehler, sich nun zurückzulehnen und zu denken, daß ich sicher in Rio dabei bin. In Kassel bei den Deutschen Meisterschaften wird sich entscheiden, welche drei Diskuswerferinnen für die Olympischen Spiele nominiert werden.“ Daß sie dabei sein will, darf man aber voraussetzen, besonders auch nach diesem Superwurf von Halle.

„Ich will in Rio auf alle Fälle eine Medaille gewinnen. Das war schon immer mein Traum, als ich mit dem Leistungssport angefangen habe. Und diesen Traum möchte ich mir erfüllen.“

 

Von Kathrin Klaas bis Christina Obergföll

Das Kugelstoßen der Männer und das Diskuswerfen der Frauen sind also Geschichte. Nun gilt es, sich zu entscheiden, wohin man seine Füße setzen und seine Augen kreisen lassen will. Zeitliche Überschneidungen der einzelnen Wurfdisziplinen gibt es bei diesen Werfertagen immer. Aber sie sind nicht zu vermeiden, denn sonst würde die Veranstaltung doppelt so lang werden. Und ich habe sie schon immer dadurch verkürzt, daß ich auf den zweiten Tag, den Sonntag, immer verzichtete. Und der ist ja nochmals eine geballte Ladung von Wettkämpfen, nur eben der jüngeren Athleten.

Während das Diskuswerfen der Frauen läuft, hat an der anderen Seite, dicht neben dem Kugelstoßring, das Hammerwerfen der Frauen begonnen. Von der „Empore“ haben die Zuschauer den besten Blick.

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Kathrin Klaas möchte heute gern die Olympianorm von 71,00 m packen.

Halli 850 Klaas

Halli 852 Klaas

Doch von Wurf zu Wurf sieht man ihr an, daß es diesmal nicht richtig rund läuft bzw. dreht. Am Ende wurden es 70,30 m und ein fünfter Platz. „ Es war kein einfacher Wettkampf. Aber lieber langsam ins Rollen kommen, als zu früh alles Pulver verschießen“, urteilt sie selbst.

Sie ist zwar sehr mit sich beschäftigt, aber aus den Augenwinkeln sieht sie, daß die Weltrekordlerin aus Polen, Anita Wlodarczyk, den Hammer weit fliegen läßt und mit 79,48 m den bisherigen Meetingrekord von Betty Heidler von 79,42 m, den diese am 21. Mai 2011 aufstellte, verbesserte.

Ein Schild weist noch auf Heidlers Rekord hin, der damals auch Weltrekord bedeutete:

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Sprecher Andreas Möckel kommentiert die Weitenjagd weiter, links auf der Anzeigetafel ist noch die neue Meeting-Rekordweite zu sehen: 79,48 m:

Halli 857 Möckel

Ich aber verabschiede mich vom Hammerwurfplatz und führe einige Gespräche, so mit einer Ex-Diskuswerferin und einem Ex-Speerwerfer. Darüber schreibe ich demnächst kleine Geschichten. Ihre Namen aber nenne ich noch nicht, denn die schreibende Konkurrenz „lauert“ überall. Das habe ich gerade erfahren, als ich mir vornahm, in Berlin mit Ex-Weitspringerin Susen Tiedtke zu sprechen. Aus Termingründen verschoben wir unser Treffen und dann las ich es am Sonntag: „Bild“ hatte eine Story geschrieben. Ärgerlich, denn man möchte bei solchen Geschichten schon immer der Erste sein. Aber, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Auf dem Weg zur Speerwurfanlage treffe ich Jürgen Schult, den Wurf-Bundestrainer. Der Schweriner, der jetzt bei Potsdam wohnt, ist gewissermaßen ein „altes Inventar“ bei diesen Werfertagen. „Schon mit 14 Jahren habe ich hier geworfen und bin immer wieder gern hierher gekommen.“ Nun beobachtet er, wie sich seine Nachfolger schlagen.

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Einige Schritte weiter treffe ich auf Martin Sanne. Er war zu DDR-Zeiten beim SC Magdeburg Cheftrainer der Leichtathleten und zudem Verbandstrainer für die Mittel- und Langstreckler. Nach der Wende war er beim SC Magdeburg von 1991 bis 2010 Sportlicher Leiter für alle Sportarten:

Halli 803 Martin

Seine Liebe zur Leichtathletik hat er sich bis heute erhalten. Deshalb ist er auch in Halle Stammgast.

Und eine Begegnung habe ich dann noch, die mir hinterher Kopfschmerzen macht. Ex-Kugelstoßerin Kathrin Neimke kommt vorbei. Wir nicken uns kurz zu, mehr nicht. Danach denke ich: Das wäre doch auch eine Geschichte für mich, d.h. ihren Berufsweg nach ihrer sportlichen Karriere zu schildern. Aber warum zögere ich? Weil Kathrin Neimke, wie ich mich erinnere, nach der Wende recht lange gegen Dopingvorwürfe ankämpfen mußte. Zwar war sie nie positiv getestet worden, aber sie fiel eben mit unter den Generalverdacht: DDR-Staatsdoping. Um so mehr reizt es mich im Nachhinein, mit ihr zu reden. Immerhin habe ich früher ihre Erfolge ausgenutzt, um Berichte und Geschichten über sie zu schreiben. Und sie war immer sehr auskunftsfreudig. Warum soll ich heute nun nicht mehr mit ihr reden? Ein bißchen feige kam ich mir schon vor, und es war wieder ähnlich wie zu DDR-Zeiten, als die „Schere im Kopf“ allgegenwärtig war, man nicht über alles schreiben durfte und wollte. Heute darf man es eigentlich, doch beim Thema Doping ist die Öffentlichkeit hellwach und kritisch, aber nicht immer gerecht. Mein Fazit: Beim nächsten Mal traue ich mich.

Eine neue Speerwurfanlage

Gespannt bin ich, wie die neue Speerwurfanlage bei den Athletinnen ankommt:

Halli 764 SpeerHalli 799 Speeranlag

An der gleichen Stelle wie die alte Anlage errichtet, – zwischen Parkplatz und Wurfhalle gelegen-, bietet sie äußerlich einen schmucken Anblick. Es sieht fast aus, als ob die Anlaufbahn ansteigt, aber Ex-Speerwerferin Tanja Damaske meint, daß das eine optische Täuschung sei.

Für ein Trio mit Christina Obergföll, Linda Stahl und Christin Hussong geht es nicht nur darum, die Konkurrentinnen hinter sich zu lassen. Es lockt auch die Olympianorm von 62,00 m.

Linda Stahl, wie immer konzentriert am Ablauf:

Halli 845 Stahl

und am Abwurf:

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Aber es wird nur eine Weite von 60,60 m und damit der 4. Platz.

Christin Hussong, die junge Aufsteigerin vom LAZ Zweibrücken,  sehe ich erstmals live und bin von ihren körperlichen Möglichkeiten beeindruckt. Auffällig, daß sie am Ablauf immer dicht bei Linda Stahl steht.

Halli Hussong

Für Christin Hussong  (rechts) fliegen die Speere zunächst nicht allzuweit, doch im sechsten Versuch schafft sie mit 62,32 m noch eine annehmbare Weite, die den dritten Rang bedeutet.

Rund 20 m entfernt von den beiden nimmt Christina Obergföll Platz, wenn sie geworfen hat. Das beweist aber nicht, daß sie mit den beiden anderen nicht „ kann“, sondern wie konzentriert und fokussiert sie ist.

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Dann im vierten Versuch klappt es bei Christina Obergföll. 64,96 m weit segelt ihr Speer und der Jubel über den Siegwurf ist bei der Offenburgerin entsprechend groß. „ Das ist ein großer Befreiungsschlag. Ich hoffe, daß es noch ein bißchen weiter gehen kann“.

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Und sie freut sich auch mit ihrer zeitweiligen Trainingskameradin Mathilde Andraud aus Frankreich über deren zweiten Platz und den neuen französischen Rekord von 63,54 m.

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„ Das kam völlig überraschend, wir waren alle aus dem Häuschen“, so Trainer Werner Daniels. Und er organisierte flugs noch eine Dopingkontrolle – man erinnere sich an meine Ausführungen und das Schild „Dopingkontrolle-, denn das ist für die Anerkennung eine Rekordes notwendig.

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Freude also beim Trainergespann Obergföll /Daniels. Trotzdem wertet Werner Daniels die neue Wurfanlage etwas kritisch. „ Beim Abwurf rutschten die Werferinnen und blieben so unter ihren Möglichkeiten. “ Und das sah man später auch bei den Männern, die nicht auf die herausragenden Weiten kamen.

Der glückliche Julian

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Doch einer war trotzdem hinterher sehr glücklich. Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz) unterstrich seine Olympia-Ambitionen, gewann mit der persönlichen Bestleistung von 82,69 m vor Johannes Vetter (Offenburg / 81,53 m) und blieb damit nur 31 cm unter der geforderten Olympianorm. Der Ex-Handballer hielt sich deshalb auch mit etwaiger Kritik an der neuen Anlage zurück. „ Es ist eine schön gemachte Speerwurfanlage“.

Christoph Harting glänzte mit dem Diskus

Zeitlich eingebettet zwischen den beiden Speerwettbewerben aber bot der Diskuswurf der Männer ein Spektakel. Ich verfolgte es nur mit dem Ohr, sprich, ich registrierte die Weiten und den Sieg des Berliners Christoph Harting mit 65,61 m. Damit hatte er die Scharte von Wiesbaden, als er nur drei ungültige Versuche zuwegebrachte, ausgewetzt. Entsprechend entspannt konnte er auf dem Podest lächeln.

Halli 875 Sieger Disksu

Die ersten Drei: Daniel Jasinski ( 65,38 m/ 2.), Christoph Harting (1.), Martin Wierig (63,88 m / 3. – von links)

Von der Hitze des Tages leicht geschafft, verzichtete ich darauf, den letzten Spitzenwettbewerb des Tages, das Kugelstoßen der Frauen, live zu beobachten. Es reichte mir, das Ergebnis im Nachhinein im Internet nachzulesen und zu registrieren, daß drei Chinesinnen die ersten Plätze belegten.

Zaungast Thomas Röhler

Dafür sprach ich noch kurz mit dem gegenwärtig besten deutschen Speerwerfer  Thomas Röhler aus Jena, der am Vorabend den Wettkampf im tschechischen Ostrava mit der Weltjahresbestleistung von 87,37 m gewonnen hatte und deshalb bei den Werfertagen nicht am Start war.

Thomas Röhler 3 klein mit Trainer DSC09330-2

Man merkt ihm förmlich noch an, wie in der gestrige Wettkampf begeistert hatte. „ Es war ein sehr spannender Wettkampf,  und ich war im letzten Durchgang sogar auf Platz 3 zurückgedrängt worden. Doch dann hatte ich alles in der Hand. Es war mein Moment, weil ich den allerletzten Versuch hatte.“ Und der gelang ihm dann mit 87,37 m bestens. Dem Ägypter Abdelrahman (84,85) und dem Polen Krukowski (84,74 m) blieben nur die Plätze 2 und 3. Und Thomas Röhler hatte die Genugtuung, daß er mehr Beifall als Usain Bolt bekam. Kein Wunder in einem Speerwerferland, das mit Jan Zelezny noch den aktuellen Weltrekordhalter hat.  „ Es ist sehr schön, daß ich so früh in der Saison solch eine Herausforderung hatte,“ erklärt Röhler. Aber gleichzeitig verweist er darauf, daß das internationale Niveau gestiegen ist. „ Es geht wieder hin zu den Zeiten, wo man mit 90 Metern gewonnen hat und nicht mit 84 Metern.“ Und diesen 90 Metern nähert sich der Gewinner der Diamond Race 2014 und WM-Vierten von Peking nun mit Macht. (mehr dazu auf meiner Homepage unter „Treffs mit Leichtathleten“). Und Thomas Röhler weiß, was er tun muß. „ Man muß immer über den Tellerrand hinausschauen, und das tun mein Trainer Harro Schwuchow und ich. Wir wollen keinen Stillstand haben.“

Voller Interesse hat er den Speerwurfwettbewerb bei den Werfertagen verfolgt. „ Wir kennen uns alle schon lange und mit Johannes Vetter, Andreas Hofmann und dem heutigen Sieger Julian Weber kommen starke Werfer nach. Es wird also nicht leicht, sich durchzusetzen und für Rio zu qualifizieren. Wir werden auf alle Fälle ein starkes, konkurrenzfähiges Team zusammenbekommen. “ Keine Frage, daß Thomas Röhler dabei sein will. Vor allem gesund bleiben muß er. „Dafür mache ich eine ganze Menge, vielleicht mehr als alle anderen“, äußert sich der schlanke Athlet. „ Physio besuche ich nie“, verblüfft er mich. „ Das ist eine spannende Geschichte“, nicht eben so am Rande zu erläutern. „ Wir kümmern uns also selbst darum, neue Möglichkeiten zu entdecken. Es gibt tolle Möglichkeiten, so etwa Back Rolling.  „ Später lasse ich mir von „Herrn Google“ sagen, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Toll, wenn man selbst in einem solchen Gespräch auch hinzulernt.

Thomas Röhler führt noch ein kurzes Gespräch mit Ralph Hirsch, dem Chef des Dessauer Anhalt-Meetings, das am 27. Mai im Paul-Greifzu-Stadion stattfindet:

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Dann steigt er ins Auto und fährt auf der A 9 südwärts nach Hause ins relativ nahe Jena. Ich aber schließe das Kapitel „Hallesche Werfertage“ für dieses Jahr ab und fahre auf der A 9 nordwärts.

Die vielen Erlebnisse und Begegnungen dieser zwei Tage schwirren mir noch lange im Kopf herum. Im nächsten Jahr – geplant ist der 20. und 21. Mai 2017 -, bin ich gern bei der 43. Auflage der Halleschen Werfertage wieder dabei.

Peter Grau

(Fotos: Peter Grau)

BIG 25 Berlin mit 11.335 Teilnehmern

15.05.2016, Berlin, Berlin, GER, , im Bild Start am Olympiastadion Berlin, Brandenburger Tor, Gendarmenmarkt, Kurfuerstendamm, Gedächtnis Kirche Foto Juergen Engler
15.5.2016, Brandenburger Tor;  Foto: Jürgen Engler

Der größte und schnellste 25-Kilometer-Lauf der Welt machte seinem Namen am Pfingstsonntag trotz teils widriger Witterungsbedingungen wieder alle Ehre. 11.335 Läuferinnen und Läufer gingen bei den BIG 25 Berlin an den Start – so viel wie bei keinem anderen Rennen weltweit über diese Distanz. Erster im Ziel war Favorit Benard Kiplangat Bett in 1:15:51 Stunden. Er holte den bereits 17. Sieg eines Kenianers in Folge bei den BIG 25 Berlin. Bei den Frauen sicherte sich mit Viola Jelagat (1:26:00 Stunden) ebenfalls eine Kenianerin den obersten Platz auf dem Treppchen.

Insgesamt 11.335 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich bei Sonne mit leichter Bewölkung, aber kühlen Temperaturen um 9 Grad und zum Teil böigen Winden auf die Strecke begeben. Vom Olympischen Platz vor dem Olympiastadion ging es für die Läufer der längsten Distanz  über Reichsstraße, Kaiserdamm, Bismarckstraße, Straße des 17. Juni durch das Brandenburger Tor und über die Straße Unter den Linden zum Gendarmenmarkt. Von dort über Leipziger Straße, Tiergartenstraße, Kurfürstendamm, Kantstraße und Neue Kantstraße Theodor-Heuss-Platz, über Reichsstraße, Olympische Straße und Coubertinplatz zurück zum Ziel im Olympiastadion.

Der Gewinner hatte sich frühzeitig von den anderen Spitzenathleten abgesetzt und den Vorsprung von gut einer halben Minute nicht mehr hergegeben. „Es war etwas zu kalt für eine schnellere Zeit, aber ich bin zufrieden. Das Rennen hat mir großen Spaß gemacht. Es ist schon etwas ganz Besonderes, am Ende in dieses fantastische Olympiastadion einzulaufen“, so Benard Kiplangat Bett. Zweiter wurde sein Landsmann Patrick Mugur Ereng (1:16:18 h) vor dem Äthiopier Gudela Biratu (1:18:10 h).

15.05.2016, Berlin, Berlin, GER, , im Bild Start am Olympiastadion Berlin, Brandenburger Tor, Gendarmenmarkt, Kurfuerstendamm, Gedächtnis Kirche Foto Juergen Engler
15.5.2016, Berlin, Gedächtniskirche
Foto: Jürgen Engler

Viola Jelagat hatte am Ende mit ihrer Siegeszeit von 1:26:00 h über 25 km einen Vorsprung von über zweieinhalb Minuten auf die folgenden Äthiopierinnen herausgelaufen. Helen Bekele Tola benötigte 1:28:32 h, die Drittplatzierte Urge Diro Soboka 1:30:53 h.

Auch die UNO-Flüchtlingshilfe konnte sich am Ende als Gewinner fühlen. Sie erhielt vom Veranstalter Berlin läuft! einen Spendenscheck in Höhe von 10.000 Euro. 2.000 Läuferinnen und Läufer hatten das Spendentor 200 Meter vor dem Ziel passiert und somit automatisch eine Spende für die humanitären Projekte in Syrien, Irak und den Nachbarländern geleistet. Die Region produziert und beherbergt derzeit die höchste Zahl an Flüchtlingen.

Die 37. BIG 25 Berlin finden am 7. Mai 2017 statt. Informationen dazu und zur diesjährigen Veranstaltung gibt es auf der Webseite: www.berlin-läuft.de.

Peter Grau / PM

Die Ente auf dem heißen Glasdach

Dieser Titel ist folgendem Filmtitel aus den 1950er Jahren nachempfunden:  Die Katze auf dem heißen Blechdach. Dieser Film, nach  dem gleichnamigen Theaterstück von Tennessee Williams gedreht, wurde am 18. September 1958 in den USA uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten damals Elisabeth Taylor und Paul Newmann. Der Film wurde zu einem der größten Kassenschlager der 1950er Jahre. Und ich kann mich dunkel erinnern, daß ich dazu auch mein Scherflein beigetragen habe, irgendwann 1960 oder 1961, als ich schon in Berlin wohnte und für Ostmark in einem Westberliner Kino diesen Film sah. Und wenn mich auch der  Inhalt nicht ganz so begeisterte, ist mir der Filmtitel bis heute im Gedächtnis geblieben.

Genug der Einleitung, denn es soll ja hier nicht eine Katze, sondern eine Ente die Hauptrolle spielen.

Das Nest auf dem Dach

Vor einem Monat, am 13. April,  wollten wir unser Glasdach, das sich über der Sitzecke unseres kleinen  Hausgartens spannt, von Efeuranken und Blättern reinigen.

Ente klein Idylle im GartenP1020587

Glasermeister Mario Wrosch, ( mehr zu ihm  am Ende der Geschichte) der in unserem Haus seine Werkstatt betreibt,   stieg also aufs Dach und staunte nicht schlecht. Dort, wo der größte Haufen an Ästen und  Blättern lag, hatte sich eine Ente niedergelassen. Und da sie sich nach ihrer Entdeckung auch nicht vom Fleck rührte, kamen wir schnell zum Schluß:  Sie brütet.

Mario 378 BrütenDSC00378

Fortan wurde es zur täglichen Routine, mit unseren Fernstechern aus ca. 10 Meter  Entfernung zu beobachten, was sich tat.  Es tat sich nichts, und wir waren immer sicherer, daß diese Ente brütete. Sie verließ nie ihren Platz, verlagerte nur ein wenig die Stellung. Und ein Entenmann ließ sich nicht blicken.

Wir machten uns im Internet sachkundig. Dort stand, daß es im Frühjahr üblich sei, daß Enten, besonders Stockenten,  auf Balkonen oder Hausdächern brüten würden.  Man solle also den Dingen seinen Lauf lassen. Tips bekamen wir viele, was man tun solle und wie lange es dauern könne. Der Anruf beim Tierpark Kunsterspring brachte nur allgemeine Hinweise. Wir hatten auf Unterstützung gehofft, aber die Auskunft war:  „ Wir haben viel zu viele Enten, können also nicht helfen“.

Es dauerte und dauerte. Die Ente bewegte sich zwar wenig vom Fleck, aber baute ihr Nest immer mehr aus.  Am Schluß war es fast wie eine Trutzburg um sie herum.

Leichte Zweifel kamen bei uns auf, ob das Brüten Erfolg haben würde, ob die Eier befruchtet waren oder es sich vielleicht nur um eine Scheinschwangerschaft handele.

30 Tage nach der Entdeckung war es dann endlich soweit.

Die Küken sind da

Am Freitag, dem 13. Mai 2016, Punkt 8 Uhr in der Früh schaute ich gewohnheitsmäßig aufs Dach und bekam einen freudigen Schreck. Die Ente war in voller Größe zu sehen und viele Küken standen um sie herum.

Ente klein Küken gerade daP1020720

Ente klein kurz nach GeburtP1020722

Ente klein 24 Ente plus KükenP1020724

Die Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Nun kam der größere Teil des Abenteuers für uns. Im Geiste vorbereitet hatten wir uns, denn wir wollten die Entenschar zu Fuß hinunter zum Ruppiner See bringen. Der Weg war klar, das Ziel auch. Aber, zunächst mußte sich die Entenmama mit  ihren Schützlingen in Bewegung setzen.

Und sie tat es mit Bedacht. Einige Male stolzierte sie mit den 10 Küken über das Glasdach, um zum einen das Laufen zu trainieren und zum anderen den Fluchtweg vom Dach auszuloten. Auffallend, wie diszipliniert die Küken waren. Niemand ging eigene Wege, alle folgten der Mutter.

Ente klein auf GlasdachP1020729

Wir aber trafen Vorbereitungen, schleppten Wannen mit Wasser in den Garten und legten Holzlatten an das Dach, um das Herunterkommen zu erleichtern.

Ente klein Wannen 35P1020735

Ente klein Blick durchs GlasdachP1020737

Es zog sich bis in den frühen Nachmittag hin. Und dann wählte die Entenmama einen von uns unerwarteten Weg. Der führte nicht wie erhofft in unseren Garten, sondern man stürzte sich gemeinsam etwa zwei Meter hinab auf Nachbars Grundstück.  Unsere Aufregung wuchs.  Dann aber sichteten wir die Mama mit ihren Küken im tiefen Gras von Nachbars Garten. Aufgeregt schnatterte die Ente, aber es gelang uns zu Dritt, die Ente zum Gang durch den Torweg hinaus auf die Friedrich-Ebert-Straße zu bewegen. Und wie erhofft folgte die aufgeregte Kükenschar ganz diszipliniert.

Der Weg zum See

Nun hieß es für uns, die Ruhe zu bewahren und der Entenschar den Weg zu weisen. Mit  Holzlatten in Form von Löffeln zeigten wir den Weg.   Zwei Kinder, die zufälligerweise vorbeikamen, schlossen sich auf unsere Bitte hin an. „ Wir sind tierlieb, helfen gern“.  Nebenher ihr Eis schleckend, waren sie uns eine große Stütze.  Aber ganz ohne Aufregung ging es trotzdem nicht.

Ente klein EntenmarschP1020741

Zunächst führte unser Weg nach 50 Metern über den Schulplatz, wo wie jeden Freitag der Markt stattfand.  Die Marktbesucher wurden schnell auf uns aufmerksam.  Wann sieht man schon mal solch einen Entenzug in der Stadt?

Es wurde etwas unruhiger im Umfeld und auch die  Ente zeigte sich leicht irritiert. Sie versuchte zunächst, nach rechts auszubrechen. Vielleicht konnte sie sich erinnern, daß  sie vor rund einem Monat mal aus dieser Richtung eingeflogen war.

Aber durch geduldiges Zureden und sanfte Gewalt mit Hilfe unserer „Holzlöffel“  brachten  wir sie wieder auf den richtigen Weg.  Kurz hinter dem  Postgebäude kam bald die nächste Bewährungsprobe für unsere „Prozession“.  Es galt, die Friedrich-Engels-Straße  zu überqueren. Nur gut, daß diese Straße immer noch eine Dauerbaustelle ist und der Autoverkehr deshalb gering war.

Mario Poststraße 413

Zwar wollte unsere Entenfrau wieder nach rechts ausbrechen, aber das wußten wir geschickt zu verhindern.  Nun mußten wir nur noch durch die Poststraße. Vielleicht konnten die Enten das Wasser schon erahnen.  Jedenfalls ging es flott voran, in brütender Sonne.

Ente klein KlosterhofP1020742

Mario 414 Post 2

Ente klein StolpersteineP1020743

Erstaunlich, wie fit die Küken an ihrem ersten Lebenstag schon waren. Und auch die Ente, die ja 30 Tage nur still im Nest gesessen hatte, watschelte mit flottem Tempo voraus.   Entgegenkommende Passanten wurde von  uns freundlich auf die andere Straßenseite „komplimentiert“, unsere Schützlinge sollten keine Hindernisse mehr haben.

Der See ruft

Erleichterung bei uns, als wir dann den Ruppiner See  direkt  vor uns sahen. Links das Restaurant „Zur Wichmannslinde“ und der Aussichtspunkt „ Spucknapf“, rechts vor der Klosterkirche der gewaltige Bühnenaufbau für das Musikschauspiel „Grete Minde“ im Rahmen der Fontane-Festspiele.

Und wir marschierten mittendurch. Wir hatten schon vorher unsere eigene Aufführung, die für uns ja auch eine Uraufführung war.

Mario 415 Ufer Fontanes

Leicht abschüssig nun der Pflasterweg hinunter zum Bollwerk, doch Frau Ente wählte den kürzeren Weg über den Rasen.

Ente klein Ente plus Küken 44 P1020744

Vielleicht sah sie dort auch die vier gelben Fontane-Figuren, die  vom Künstler   Ottmar Hörl aufgestellt worden sind (400 weitere Skulpturen aus Plastik stehen gegenwärtig vor der Neuruppiner Pfarrkirche, unter dem Motto:  Theodor Fontane – Wanderer zwischen den Welten) ,  und dachte sich:  Wo Fontane ist, da wandert es sich gut.

Die letzten Meter schaffte unsere „Prozession“   mit Bravour. Die kleinen Treppenabsätze bildeten kein Hindernis, springend und purzelnd wurden sie überwunden. Dann endlich war man am Wasser angelangt.

Mario 416 Bollwerk

Wir konnten nachfühlen, als unsere Ente genüßlich einen ersten Schluck Wasser zu sich nahm.  Sehr lange hatte sie darauf gewartet, denn in den 24 Tagen der Brut war nur wenig Regen gefallen.

Nun aber hatte sie Wasser im Überfluß vor sich. Und deshalb: hinein in den Ruppiner See. Die 10 Küken zeigten sich nicht als wasserscheu und stürzten sich erstmals in ihrem bisher so kurzen Leben ins Wasser.

Mario Wasser 417

Ente klein im WasserP1020745

Und dann segelte die Enten-Armada davon, mit einem beachtlichen Tempo. Unsere guten Wünsche begleiteten sie.

Ente klein WegschwimmendP1020746

Das Abenteuer  „ Die Ente auf dem heißen Glasdach“ hatte ein glückliches Ende gefunden.

Peter Grau

(Fotos: Peter Grau und Mario Wrosch)

Glaserei Wrosch

BIG 25 Berlin: Der schnellste und weltgrößte 25-km-Lauf wieder auf den Straßen der Hauptstadt

2015 Berlin 25km Berlin, Germany May 10, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
2015 Berlin 25km. Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Es ist ein Lauf der Superlative und er startet am  Pfingstsonntag (15. Mai 2016) in seine 36. Auflage seit 1981: Die BIG 25 Berlin ist der älteste Straßenlauf Deutschlands und mit zwei Weltrekorden über 25 Kilometer auch der schnellste und wohl größte Lauf über diese Distanz weltweit. Neben vielen Freizeit- und Breitensportlern starten auch zahlreiche Profiläufer aus Ostafrika, die um neue Bestzeiten und Siegprämien kämpfen.

Die Läufer aus Kenia dominieren den Lauf bereits seit 2001, holten 15 Siege in Folge. 2015 gewann der Titelverteidiger Abraham Cheroben in der Jahresweltbestzeit von 1:12:31 Stunden. Die Äthiopierin Sutume Asefa Kebede konnte im selben Jahr die 14 Jahre andauernde Siegesserie der Kenianerinnen durchbrechen und lief nach 1:21:55 Stunden ins Ziel, was zugleich neuen Landesrekord und die fünftschnellste Zeit aller Zeiten bedeutete. Auch die Weltrekorde über 25 Kilometer wurden bei den BIG 25 Berlin durch Kenianer aufgestellt: Mary Keitany benötigte im Jahr 2010 nur 1:19:53 Stunden für die Distanz, Dennis Kimetto zwei Jahre später nur 1:11:18 Stunden.

Gestartet wird traditionell auf dem Olympischen Platz vor dem Olympiastadion Berlin. Alle Läuferinnen und Läufer der Distanzen 10 km, Halbmarathon und 25 km gehen zeitgleich um 10 Uhr an den Start. Das Ziel für alle ist das Olympiastadion. Der Einlauf durch das berühmte Marathontor auf die blaue Bahn ist dabei ein garantiert unvergesslicher Moment.

Für die Läufer ist es eine echte Sightseeing-Tour, vorbei an einigen der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Berlins: Siegessäule, Brandenburger Tor, Unter den Linden, Friedrichstraße, Gendarmenmarkt (mit Schauspielhaus, Deutschem und Französischem Dom), Potsdamer Platz, Kurfürstendamm, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Funkturm.

Der Veranstalter Berlin läuft! arbeitet erstmals mit der UNO-Flüchtlingshilfe zusammen und sammelt Spenden, um zur Lösung der Flüchtlingsproblematik beizutragen. 200 Meter vor dem Ziel ist ein Spendentor aufgestellt. Entscheidet sich ein Teilnehmer dafür, durch das Spendentor hindurch zu laufen, wird er automatisch über seinen Zeitnahme-Chip erfasst. Durch die bei der Anmeldung hinterlegten Kontodaten wird dann eine Spende in Höhe von fünf Euro zugunsten der Flüchtlingshilfe abgebucht. Das Geld soll in Syrien, dem Irak und deren Nachbarländern helfen und Perspektiven schaffen.

Die Organisation und Durchführung einer Laufveranstaltung dieser Größenordnung ist eine logistische Meisterleistung. Damit alles reibungslos abläuft, koordinieren die Mitarbeiter von Berlin läuft! die Arbeit von 650 fleißigen Volunteers, die dabei helfen, unter anderem 2.500 Meter Zäune und 74 Müllcontainer aufzustellen, 10 Kilometer Flatterband zu ziehen und den Sportlern an der Strecke 12.000 Liter Wasser zu reichen. Hinter der Ziellinie warten sie auf die Läuferinnen und Läufer mit 11.500 Medaillen, Wasser, 2,2 Tonnen Äpfeln und 2.000 Liter Bier.

Weitere Informationen zur Veranstaltung sind  auf der Webseite www.berlin-läuft.de  nachzulesen.

Meine eigenen Eindrücke von meinen Starts im Jahr 1990 und im Jahr 1998 sind unter  „ Lauferlebnisse“ zu lesen.

Die STRECKE der BIG 25 BERLIN im Jahr 2016

 Berlin 25 km klein 2016 Strecke

 25 km // Start 10 Uhr
Verlauf: Olympischer Platz / Reichsstraße / Kaiserdamm / Siegessäule / Brandenburger Tor / Friedrichstraße / Gendarmenmarkt / Potsdamer Platz / Tauentzienstraße / Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche / Kurfürstendamm / Funkturm / Ziel: Olympiastadion.

 Halbmarathon // Start 10 Uhr
Verlauf: Olympischer Platz / Siegessäule / Kleiner Stern / Bellevueallee / Tiergartenstraße / Tauentzienstraße / Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche / Kurfürstendamm / Funkturm / Ziel: Olympiastadion.

10 km // Start 10 Uhr
Verlauf: Olympischer Platz / Sophie-Charlotte-Platz / Windscheidstraße / Kantstraße / Ziel: Olympiastadion.

Peter Grau / Pressemitteilung