Tagebuch

Das Laufspektakel beim Berliner Halbmarathon

Erick Kiptanui Ziel Berliner Halbmarathon

Erick Kiptanui, Sieger des Berliner Halbmarathons 2018
© SCC EVENTS/Camera4

Erick Kiptanui hat am 8. April 2018 beim Berliner Halbmarathon  mit einem Streckenrekord überrascht: Der Kenianer gewann das Rennen mit der Weltklassezeit von 58:42 Minuten und stellte damit auch die Jahresweltbestzeit ein. Der kenianische Newcomer, der am Sonntag erst sein drittes Rennen in Europa lief und dabei seinen dritten Sieg feierte, erzielte auf der schnellen Strecke sogar die fünftbeste je gelaufene Zeit und verpasste den Weltrekord um lediglich 19 Sekunden.

In dem von Kenianern dominierten Rennen belegten Kiptanuis Landsleute Emmanuel Kiprono und Richard Mengich in 60:29 beziehungsweise 60:36 die Ränge zwei und drei. Bester deutscher Läufer war Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt), der als Achter eine Zeit von 62:13 erreichte. Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) lief als 13. mit 63:14 eine persönliche Bestzeit.

Milde sechszehn

Philipp Pflieger

Schnellste Frau war die für Grün-Weiß Kassel startende Äthiopierin Melat Kejeta mit 69:04 Minuten. Als Zweite lief die Schweizerin Martina Strähl in 69:29 einen Schweizer Rekord, Rang drei belegte Anne-Mari Hyryläinen (Finnland) mit 71:04. Die 3.000-m-Hindernis-Europameisterin Gesa-Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) kam im zweiten Versuch erstmals ins Ziel eines Halbmarathons und stellte mit 72:16 eine deutsche Jahresbestzeit auf. Siebente wurde Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt), die mit 72:44 eine persönliche Bestzeit erreichte.

Für die 38. Auflage des größten und hochkarätigsten deutschen Halbmarathonrennens hatten, Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, 36.000 Athleten gemeldet. Dies ist eine Rekordzahl für das Rennen, bei dem rund 250.000 Zuschauer an den Strecke standen.

Bereits auf den ersten Kilometern hatten Erick Kiptanui und sein Landsmann Vincent Kipchumba, der als Tempomacher fungierte, einen deutlichen Vorsprung herausgelaufen. Mit Rückenwind erreichten sie die 10-km-Marke in superschnellen 27:32 Minuten – eine Zwischenzeit, die bei gleichbleibendem Tempo ausgereicht hätte, um den Weltrekord von 58:23 Minuten zu brechen. „Es war mein Plan, so schnell zu laufen. Denn ich wusste, dass Berlin eine flache Strecke hat“, sagte Erick Kiptanui, der vom renommierten italienischen Coach Renato Canova trainiert wird. Nachdem Kipchumba zwischen Kilometer 12 und 13 aus dem Rennen gegangen war und nun Gegenwind herrschte, konnte Kiptanui das Tempo nicht mehr ganz halten. Doch er zeigte eindrucksvoll, dass er das Vermögen hat, zum nächsten kenianischen Top-Marathonläufer zu werden. „Ich werde auf jeden Fall auf der Straße weiter laufen und plane auch ein Marathon-Debüt“, sagte Erick Kiptanui, der sich in früheren Jahren zunächst als 1.500-m-Läufer versucht hatte.

Milde zwölf

Homiyu Tesfaye

Für Homiyu Tesfaye lief es in Berlin nicht ganz so gut wie erhofft. Den avisierten deutschen Rekord von 60:34 Minuten verpasste der 24-Jährige deutlich. Mit 62:13 Minuten lief er aber trotzdem eine ordentliche Zeit. „Ich konnte heute leider nicht meine Trainingsleistungen umsetzen“, sagte Homiyu Tesfaye, den zuletzt auch eine Erkältung behindert hatte. „Aber insgesamt bin ich zufrieden, es ist schließlich meine zweitbeste Halbmarathonzeit. Und ich werde auch in der Zukunft weiter Halbmarathon laufen.“

Milde siebzehn

Melat Kejeta

Zu einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg lief Melat Kejeta mit 69:04 Minuten. „Nach zehn Kilometern habe ich mich nicht mehr so gut gefühlt, denn ich bin etwas erkältet, und zudem hatten wir dann Gegenwind“, sagte die seit gut vier Jahren in Kassel lebende Äthiopierin. Sie hat die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und hofft, mittelfristig für Deutschland starten zu können.

Milde zweiundzwanzig

Gesa Felicitas Krause

Ein gleichmäßiges, solides Rennen lief Gesa Krause, die auf Platz fünf als beste deutsche Läuferin ins Ziel kam. Vor gut einem Jahr war sie bei ihrem ersten Halbmarathon-Versuch in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) nicht ins Ziel gekommen. „Ich bin heute gut ins Rennen gekommen, und es hat Spaß gemacht. Aber das ist natürlich nach wie vor Neuland für mich“, sagte Gesa Krause, die sich nun wieder auf die 3.000-m-Hindernisstrecke konzentrieren wird. In Berlin will sie im Sommer ihren Europameisterschafts-Titel verteidigen. „Aber es ist durchaus möglich, dass ich wieder zum Berliner Halbmarathon zurückkommen werde“, sagte Gesa Krause, die gut die Hälfte der Strecke gemeinsam mit Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) lief. Ihre Trainingspartnerin wurde am Ende Siebente. „Ich bin zufrieden mit meiner Bestzeit, aber es lief nicht so richtig rund. Eigentlich ist es mein Anspruch, eine 70-Minuten-Zeit zu erreichen“, sagte Katharina Heinig, die Tochter der früheren Marathon-Weltklasseläuferin Kathrin Dörre-Heinig.

SCC-Events

Laufenderweise über Stock und Stein durch den Neuruppiner Stadtpark

Zum Auftakt der Laufserie „Grand mit Vieren“ fand im Neuruppiner Stadtpark am Samstag (7. April) der 19. Startparklauf über 10 km und 5 km statt. Am Start vor dem Jahn-Bad versammelten sich 82 Teilnehmer:

Jahn eins Jahn zwei

 

Vorbei am Denkmal für Turnvater Jahn geht es auf die 5-km-Runde:

Jahn vier

 

Ein Blick auf das Ende des Läuferfeldes:

Jahn drei

Und plötzlich-, ich denke, daß sie  den Start verpaßt haben, kommen zwei Läufer vorbei. Ich erkenne Thomas Röper, der hier früher oft gestartet ist und auch gewonnen hat. Mit ihm habe ich mich früher unterhalten, als er noch auf dem Weg zur deutschen Mittelstreckenspitze auf der Bahn war.

Das ist einige Zeit her. Nun läuft er hier die 1-km-Runde im Familienlauf gemeinsam mit seiner Tochter Henriette.

Jahn sieben

Weil ich noch immer nicht wieder die Lust am Laufen entdeckt habe (ich hoffe, daß sie in diesem Jahr wiederkommt), drehe ich mit dem Rad  eine kleine Runde.

Jahn sechs

Das Grün fehlt zwar weitgehend noch, aber trotzdem bildet der Goldfischteich einen schönen Anblick:

Jahn vierzehn Jahn acht

Zwar sind keine Goldfische zu sehen, aber insgesamt drei Enten begrüßen mich:

Jahn neun Jahn dreizehn Jahn elf Jahn zehn Jahn fünfzehn

Und ich darf den späteren Sieger des 10-km-Wettbewerbes Stefan Schulz vom Ruppiner Triathlon Verein auf dem Rückweg zum Ziel (bzw. Zwischenziel) ablichten:

Jahn sechszehn

Jahn siebzehn

Sein Vorsprung vor den Verfolgern ist schon groß, und er wird ihn noch ausbauen.

Ich  aber fahre wieder nachhause und nehme mir in Gedanken vor, beim nächsten Mal hier im Stadtgarten oder im Oktober beim Hubertuslauf wieder selbst zu Fuß aktiv zu sein.

Jahn neunzehn

Peter Grau

Zwischen Fischottern und Zwergziegen – ein Spaziergang im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin

Irgendwie scheint diese Fischotter irritiert. Wo bleibt denn mein Futter?

Tier zwei

Vielleicht wirkt da die Zeitumstellung noch nach und sie ist zu früh dran. Sei es, wie es sei. Wir warten nicht, sondern werfen einen Blick auf den gegenüberliegenden Teich:

Tier drei

Früher tummelten sich die Wasservögel hier zuhauf, seit der Vogelgrippe ist das leider anders.  Zwei Störche beim Nestbau und später beim Fischverzehr, dazu einige wenige Enten, das ist nun alles.

Tier zweiunddreißig

Tier elf Tier zehn

Später erzählt uns die Tireparkmitarbeiterin, daß sie nicht die Kapazität haben, um die Masse von Wasservögeln in feste Behausungen zu bringen, wenn dann mal wieder eine Vogelgrippe im Anmarsch ist.

Besser haben es da unsere Lieblinge, die Zwergziegen. Sie sind froh und munter, haben wieder Nachwuchs bekommen:

Tier fünf Tier sieben Tier sechs

Doch dann schnell zurück zu den Fischottern. Die Fütterung beginnt. Allerdings hat anscheinend nur eine dieser Europäischen Fischottern ausgeschlafen. Die Zweite hört nicht auf Zurufe.

Tier acht

Später, als wir wieder vorbeikommen, sehen wir das zweite „Exemplar“. Sie hat verschlafen und wartet nun vergeblich auf ihre Fischration. Einen halben Tag muß sie auf die nächste Fütterung warten:

Tier vierunddreißig

Wir aber spazieren weiter, zu den Frettchen:

Tier zwölf Tier dreizehn Tier vierzehn

Wie immer sehr possierlich bieten sich anschließend die Waschbären dar:

Tier fünfzehn Tier sechszehn Tier siebzehn Tier achtzehn

 

Die Schweine halten sich in Bewegung:

Tier einundzwanzig

Bei ihnen hat sich auch Nachwuchs eingestellt:

Tier zwanzig Tier neunzehn

Keine kleinen Uhus erblicken wir dann im großen Fluggehege. Aber wie immer halten die beiden erwachsenen Uhus still, wenn man sie mit dem Fotoapparat ablichten möchte:

Tier dreiundzwanzig Tier vierundzwanzig

Ganz munter aber sehen sie nicht aus. Da wuselt das Frettchen doch viel mehr umher:

Tier neunundzwanzig

Und wir haben wieder genug gesehen, begeben uns langsam auf  den Heimweg:

Tier siebenundzwanzig Tier fünfundzwanzig Tier dreißig Tier sechsundzwanzig

Text und Fotos:  Peter Grau

Vor dem Berliner Halbmarathon – Pressekonferenz mit Homiyu, Philipp und Gesa

Mit rund 36.000 Teilnehmern hat dieser Berliner Halbmarathon ungeahnte Dimensionen erreicht. Zwar ist er, gemessen am großen Bruder Berlin-Marathon, in der Öffentlichkeit nicht ganz so bekannt, aber trotzdem hängt mein Herz auch an dieser Laufveranstaltung. Nicht nur deshalb, weil ich selbst 2003 daran teilnahm, sondern auch, weil ich viele Jahre diesen Lauf journalistisch begleitete. Und gerade in diesen Tagen, am 4. April, wurde ich durch Carsten Eich auf seiner Facebook-Seite daran erinnert, daß er 1993 vor nunmehr 25 Jahren in diesem Wettbewerb den noch heute bestehenden deutschen Rekord von 60:34 min aufgestellt hat. Darüber ich damals für die Zeitschrift Leichtathletik geschrieben:

Milde Zwei Eich

Wer sind seine möglichen Nachfolger?  Zuallererst fällt mir da Homiyu Tesfaye ein, der gebürtige Äthiopier und seit vielen Jahren  Deutscher. Eigentlich Mittelstreckler, fühlt er sich auch auf den längeren Distanzen zuhause, lief vor einem Monat in Den Haag im Halbmarathon 61:20 Minuten.

Milde eins

Und wie es der Zufall will, läuft er mir an diesem Freitag ( 6. April ) wenige Minuten vor der Pressekonferenz zum Berliner Halbmarathon im Hotel Intercontinenal „vor die Füße“.  Aus etwas fünf Metern lächelt er mir zu – er ist meistens so freundlich -, und ich merke, daß er mich wiedererkennt, obwohl wir uns doch länger nicht gesehen haben. Schnell ein Foto „geschossen“, ohne Blitzlicht und leicht verwaschen, aber nachher werden die Fotos besser.

Milde neu eins

Für mich sind solche Pressekonferenzen immer auch deshalb  interessant, um „alte“ Kollegen wiederzutreffen und uns gemeinsam zu freuen:  Hurra, wir leben noch!   Diesmal sind es die beiden Mildes,  Vater Horst und Sohn Mark, Thomas Steffens, Jörg Wenig, Philip Häfner und Wolfgang Weising. Mehr sind es nicht, leider. Aber so ist der Gang der Zeit.

Milde sechs Milde fünf

Zuspruch findet die Pressekonferenz im Raum Schöneberg trotzdem und unterhaltsam wird sie wie immer, auch wenn ich leider nicht jedes Wort verstehe. Zum einen „flüstern“ die Akteure vorn oft nur – eine positive Ausnahme ist Mark Milde -, und zum anderen läßt mein Hörvermögen doch nach.

Urs Weber (links), dessen Beiträge ich aus verschiedenen Laufzeitschriften kenne, moderiert, spricht  mit   Jürgen Lock vom SCC Events GmbH über die allgemeinen Themen des kommenden Laufes.

Milde neu zwei

Einiges zu sagen hat auch der Sportliche Leiter Mark Milde:

Milde acht

Ich aber bin nun damit beschäftigt, die einzelnen Läufer abzulichten:

Homiyu Tesfaye:

Milde elf Milde zwölf

Philipp Pflieger:

Milde sechszehn Milde vier

Gesa Felicitas Krause:

Milde zweiundzwanzig Milde neunzehn

Und dann nochmals alles zusammen und in Grüppchen:

Milde achtzehn Milde einundzwanzig Milde neun Milde vierundzwanzig Milde sechsundzwanzig Milde siebenundzwanzig

 

Es folgt ein kurzer Plausch  mit Thomas Steffens (links), der nebenher mit der Pressemitteilung beschäftigt ist und sich mit Jürgen Lock  austauscht:

Milde dreißig

Einige Stunden später lese ich im Internet die folgende Pressemitteilung des SCC Events GmbH:

Berliner Halbmarathon am Sonntag: Homiyu Tesfaye plant Rekordjagd, Gesa Krause für Überraschung gut

06.04.2018

Milde achtundzwanzig

Top-Athleten des Berliner Halbmarathons: Melat Kejata, Philipp Pflieger, Richard Mengich, Homiyu Tesfaye, Gesa Felicitas Krause (von links)
Deutsche Läufer haben beim hochklassigsten und größten nationalen Halbmarathon am Sonntag deutlich bessere Chancen, als das zuletzt der Fall war. Während Läufer aus Kenia und Äthiopien einmal mehr als Favoriten beim 38. Berliner Halbmarathon an den Start gehen, sind vor allen Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) und Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) für Überraschungen gut.

Bei den Männern kommen die Favoriten aus Kenia: Mit Gilbert Masai und Richard Mengich treffen dabei die Sieger der vergangenen beiden Jahre aufeinander. Masai geht als Titelverteidiger ins Rennen, sein kenianischer Landsmann Mengich gewann den Berliner Halbmarathon 2016. „Ich habe gut trainiert, nachdem mich im vergangenen Jahr ein Ermüdungsbruch im linken Bein zurückgeworfen hat. Am Sonntag will ich gewinnen“, sagte Richard Mengich. Ein kenianischer Newcomer gehört ebenfalls zu den Favoriten: Erick Kiptanui gewann sein Halbmarathon-Debüt in Lissabon im März in flotten 60:05 Minuten.

Auch Homiyu Tesfaye will vorne mitlaufen. „Richard Mengich wird es nicht leicht haben, wenn er gewinnen will“, sagte der aus Äthiopien stammende 1.500-m-Spezialist, der bereits vor einem Jahr beim Berliner Halbmarathon als Siebenter in 62:58 Minuten überrascht hatte. „Das war gar nicht so gut im letzten Jahr, dieses Mal bin ich besser vorbereitet“, sagte Homiyu Tesfaye, der sich im März in Den Haag auf starke 61:20 steigerte und nun am Sonntag in Berlin den deutschen Rekord ins Visier nimmt. „Mein Ziel ist es, diesen Rekord zu brechen.“ Die Bestmarke hatte der damalige Leipziger Carsten Eich beim Berliner Halbmarathon vor 25 Jahren aufgestellt. Er gewann 1993 das Rennen in 60:34 Minuten, was damals sogar ein Europarekord war. Mit Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) ist ein zweiter deutscher Topläufer am Start, der gut in das Wettkampfjahr 2018 gestartet ist. „Ich habe zuletzt gut trainieren können und will mich am Sonntag weiter steigern“, sagte der 30-Jährige.

Im Rennen der Frauen startet mit Kejeta Melat eine Läuferin, die vor kurzem sehr gute Form zeigte: Die Äthiopierin, die für Grün-Weiß Kassel startet und in Deutschland lebt, ist die einzige Läuferin im Feld, die eine Bestzeit von unter 70 Minuten aufweist (68:41). „Ich habe gut trainiert und hoffe, dass das Wetter gut ist“, sagte Melat.  Einen zweiten Anlauf nimmt beim Berliner Halbmarathon Gesa Krause. Europas beste Hindernis-Läuferin hatte sich vor einem Jahr in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) schon einmal an den 21,0975 km versucht, kam dort jedoch nicht ins Ziel. „Ich freue mich, dass ich wieder in Berlin laufen kann – wenn auch auf einer ungewohnten Strecke. Deswegen ist es schwer, eine Zeitprognose abzugeben. Aber ich bin in Topform“, sagte Gesa Krause, die erst am Freitagmorgen aus einem Trainingslager in Südafrika direkt nach Berlin kam. Wenn die Hindernis-WM-Dritte von 2015 ihr Potenzial auch nur halbwegs auf den Halbmarathon übertragen kann, kann sie am Sonntag eine gute Rolle spielen.

Hilfreich ist für Gesa Krause, dass mit Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) eine Trainingspartnerin und Freundin im Rennen ist. Nachdem sie vor einem Jahr beim Berliner Halbmarathon ihre persönliche Bestzeit um 30 Sekunden verpasst hatte, will Heinig es dieses Mal besser machen. 72:55 Minuten war sie vor zwei Jahren in Barcelona gelaufen. In Berlin plant die 28-Jährige eine deutliche Steigerung.

Ausgewählte Topläufer mit Bestzeiten

Männer:

Gilbert Masai        KEN        0:59:31

Richard Mengich    KEN        0:59:35

Erick Kiptanui        KEN        1:00:05

Noah Kigen        KEN        1:00:25

Vincent Kipchumba    KEN        1:00:32

Simon Tesfaye        ERI        1:01:00

Homiyu Tesfaye    GER         1:01:20

Zouhair Talbi        MAR        1:02:00

Suttoali Khoarahlima    LES        1:02:04

Evans Kurui        KEN        1:02:08

Emmanuel Kiprono    KEN        1:02:56

Birhanu Addisie    ETH        1:03:20

Philipp Pflieger         GER        1:03:44

Frederick Kipkosgei    KEN        Debüt

 

Frauen:

Kejeta Melat         ETH        1:08:41

Maryanne Wangari    KEN        1:10:13

Eunice Kioko        KEN        1:10:31

Maja Neuenschwander  SUI        1:10:46

Anne-Mari Hyryläinen    FIN        1:11:10

Martina Strähl        SUI        1:11:50

Neheng Khatala    LES        1:12:46

Katharina Heinig    GER        1:12:55

Gesa Felicitas Krause     GER             – – –

 

Und später sehe ich noch ein hörenwertes Interview, welche Urs Weber nach (oder vor) der Pressekonferenz mit den deutschen Hauptakteuren führte.

 

 

 

Ein Besuch im Schloß Rheinsberg

Kultur und Geburtstag ist für mich eine sehr gute Kombination. Und so hielt ich es auch an diesem  21. März 2018.

Ziel  ist für uns die etwa 30 km nördlich von Neuruppin gelegene Gemeinde Rheinsberg.  Der Hauptanziehungspunkt ist dort das Schloß.

Rheinsberg neun

Vorab lesen wir uns ein wenig kundig:

Das malerisch am Ufer des Grienericksees gelegene Schloß Rheinsberg war von 1736 bis 1740 die Kronprinzenresidenz des späteren preußischen Königs Friedrich des Großen. Friedrich Wilhelm I. erwarb den Landsitz für seinen ältesten Sohn im Jahr 1734 nach dessen Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erweiterte das Gebäude zu einer Dreiflügelanlage und gestaltete die Innenräume im Stil des frühen Rokoko. Der Kronprinz schuf hier einen Musenhof, an dem er sich fernab von Berlin seinen philosophischen, literarischen und musischen Interessen widmen konnte.
Nach seinem Regierungsantritt schenkte Friedrich das Schloß seinem Bruder Heinrich. Der Prinz, ein Diplomat von europäischem Rang, führte die Tradition des Musenhofes ab 1752 glanzvoll fort. Der friderizianische Park wurde erweitert und zu einem der frühesten empfindsamen Landschaftsgärten Deutschlands umgestaltet.
Die Umbauten, die Heinrich über ein halbes Jahrhundert hinweg an seiner Residenz vornahm, fanden mit der Einrichtung der Paraderäume und der Sommerwohnung als frühklassizistische Raumkunstwerke einen krönenden Abschluß. Aus der Kronprinzenzeit Friedrichs hat sich unter anderem der prachtvolle Spiegelsaal erhalten:

Rheinsberg fünfundzwanzig

Soweit einige geschichtliche  Bezüge.

Die Sonne lacht

Für unseren Besuch haben wir Sonnenschein bestellt und Petrus erfüllt den Wunsch.  Schnee und Sonnenschein bilden einen interessanten Kontrast:

Rheinsberg eins Rheinsberg zwei Rheinsberg fünf

 

Und noch bevor wir das Schloß erreichen,  haben wir eine kurze Begegnung mit einem Eichhörnchen.

Rheinsberg drei Rheinsberg vier Eichhörnchen

 

Dann aber spazieren wir weiter Richtung Schloß, schauen auf den Grienericksee:

Rheinsberg acht Rheinsberg sieben Rheinsberg sechs Rheinsberg zehn Rheinsberg elf

 

Weil unsere Führung durch das Schloß erst um 12 Uhr beginnt, erkunden wir weiter das Umfeld:

Rheinsberg zwölf Rheinsberg dreizehn Rheinsberg vierzehn Rheinsberg sechszehn

Dann aber schließen wir uns 15 Leuten an und lassen uns die Schönheiten des Schlosses von der Fremdenführerin  erläutern.

Zu schauen gibt es sehr viel. Hier nur ein kurzer Eindruck:

Rheinsberg fünfunddreißig Rheinsberg dreiunddreißig

Rheinsberg fünfzig Rheinsberg dreiundvierzig Rheinsberg siebenunddreißig Rheinsberg dreiundfünfzig

Nach einer Stunde verabschieden wir uns vom Schloß und fahren ins zwei Kilometer entfernte Hafendorf  Rheinsberg.  Dort im Hotel erwartet uns ein leckeres Mittagessen. Anschließend werfen wir noch einen Blick ins eigentliche Hafendorf:

Rheinsberg zwanzig Rheinsberg achtzehn Rheinsberg neunzehn Rheinsberg zweiundzwanzig Rheinsberg vierundzwanzig Rheinsberg dreiundzwanzig

Peter Grau

 

 

 

 

 

 

Das Wort zum Sonntag: Vielen Dank für alle Glückwünsche

 

Die Tage gehen ins Land, mein Geburtstag ist Vergangenheit.

Nachlesen kann ich auf Papier, wer an mich gedacht hat. Drei Briefe erreichten mich: Einer aus Berlin von meinem Lauffreund Jürgen, einer von meinem Neuruppiner Freund Günther und einer vom Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg, genauer von Jürgen Fischer, den ich sicherlich schon seit 40 Jahren kenne.

Die meisten Glückwünsche aber kamen über Facebook. Rund 190 Freunde dachten an mich.  Einen Teil von ihnen kenne ich persönlich, aus meiner Journalisten-Zeit. Andere sind virtuelle Freunde, die ich bei Facebook gewonnen habe.  Alle habe ich registriert, nur bei wenigen konnte ich mich bisher persönlich bedanken. Ich schaffe das zeitlich einfach nicht. Deshalb an dieser Stelle: Dank an alle, die an mich dachten.  Ich denke auch an sie, wenn sie wieder Geburtstag haben. Und wenn ich nicht jedem Glückwünsche schicke, sei mir das verziehen. Inzwischen, im März 2018, sind es allein 2082 Freunde bei Facebook geworden. Eigentlich zuviel, um sich mit ihnen ständig zu „unterhalten“. Aber ich habe mich daran gewöhnt, will sie nicht mehr missen. Jeden Tag erfahre ich viel von ihnen, und manchmal darf ich auch solche Meldungen nutzen, um mit ihnen meine Homepage zu verschönern.

Vor allem Künstler und deren Werke habe ich in der letzten Zeit vorgestellt, sowohl auf meiner Homepage als auch auf meiner zweiten Facebook-Seite (Peter Grau, Journalist, Kunst-und Kulturseite).

Wie lange ich dafür die Kraft aufbringen werde, weiß ich nicht. Ganz damit aufhören will ich nicht, weil ich damit soviel Freude habe und neues Wissen erlange. Aber ich will in den nächsten Monaten mich vor allem auch mit meinem eigenen Leben befassen, mich an all das erinnern, was ich in nunmehr 78 Jahren erlebt habe. Und  das soll dann in einem Buch münden. Zwar sehe ich jetzt schon das Problem, daß ein Buch wohl nicht reichen wird. Aber sammeln möchte ich erstmal den Stoff und dann kann ich entscheiden, was daraus wird. Mal sehen, wie ist in einem Jahr aussieht.

Man wird bei Geburtstagen oft gefragt, was man denn geschenkt bekommen habe. Hier ist ein Blick auf meinen Gabentisch:

Geburtstag fünf Geburtstag sechs  Geburtstag zwei Geburtstag eins Geburtstag sieben Geburtstag neun Geburtstag acht Geburtstag vier Geburtstag zehn Geburtstag elf Geburtstag zwölf Geburtstag dreizehn Geburtstag vierzehn Geburtstag sechszehn Geburtstag fünfzehn Geburtstag siebzehn Geburtstag zwanzig Geburtstag neunzehn Geburtstag einundzwanzig Geburtstag zweiundzwanzig

Depeche Mode – Von Ostberlin bis Mexiko

Ich freue mich immer,  wenn ich auf Facebook neue Entdeckungen machen kann. Und eine solche hat mir Marion Mergen beschert.  Sie schrieb über ihre Erinnerungen an ein Depeche Mode-Konzert, was sie vor nunmehr dreißig Jahren am 7. März 1988 in Ostberlin in der Werner –Seelenbinder-Halle  besucht hatte.

Mergen sechs

Marion Mergen (Mari März):

DER SOUND DER ANDEREN
Heute vor genau 30 Jahren war ich dabei, als Depeche Mode Geschichte schrieb. Ostdeutsche Geschichte. Zu einer Zeit, als niemand auch nur im Traum daran dachte, dass dieses Ungetüm aus Stahl und Beton eines Tages verschwinden würde. Ich war fünfzehn … damals … am 7. März 1988. Der Geburtstag der FDJ – der Freien Deutschen Jugend. Ein bitterer Witz, der mir zu dieser Zeit so langsam bewusst wurde. FREI. Dieses Attribut gab es hinter der Mauer nicht. Jedenfalls nicht für mich in Ost-Berlin. Schon gar nicht mitten in der Pubertät – als Freigeist und Outlaw zwischen all den Söhnen und Töchtern der Staatssicherheit. In meiner Schule, die nicht umsonst den Namen des Begründers dieser paranoiden und menschenverachtenden Organisation trug. Felix Dzierzynski. Etwas Gutes hatte dieser Umstand allerdings. Ich war mit meiner Freundin Romana die Einzige in unserer Klasse, die überhaupt englische Musik hörte und mit diesem SOUND DER ANDEREN etwas anfangen konnte. Ich weiß heute ehrlich gesagt nicht mehr, wie wir es geschafft haben, legal an diese Karte zu kommen, für die zahllose DM-Fans in der DDR mehrere Monatsgehälter und sogar ganze Motorräder auf dem Schwarzmarkt bezahlten oder aber zu Hunderten vor der Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin/Prenzlauer Berg in dieser unglaublichen Märznacht umsonst warteten.
Wir hatten damals kein Telefon, kein Internet, im DDR-Fernsehen wurde darüber nicht berichtet, auf der Eintrittskarte stand nicht mal der Name der Band … und trotzdem wussten meine Freundin und ich, dass diese „goldene“ Eintrittskarte mehr wert war als alles Geld der Welt. Depeche Mode machte übrigens 100.000,00 DM Verlust an jenem Abend … und doch spielten sie. Für uns! Die Atmosphäre am Einlass war mit nichts zu vergleichen. Ich habe sie sehr still und bedrückend in Erinnerung. Angst ging um. Die einen (wie wir) fürchteten, dass uns jemand die Karte wegnehmen könne. Ich hatte meine im Stiefel versteckt. Und die anderen (so viele) konnten die bittere Wahrheit kaum ertragen, dass sie ohne Karte das einzigartige Konzert ihrer Idole nur von draußen erleben durften. Viele weinten an diesem Abend. Heulten sich die Seele aus dem Leib. Ich auch. Obwohl ich zu den Glücklichen gehörte, die Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher und (damals noch) Alan Wilder live erleben durften, flennte ich die ganze Zeit … als ein Traum Realität wurde, wir die Unfreiheit für einen unvergesslichen Moment vergaßen, als unsere Idole von den heimlich geschmuggelten BRAVO-Postern stiegen und wir uns fühlen durften wie ganz normale Teenager jenseits der Mauer. Ein Jahresvorrat an Tränen ging an diesem Abend drauf. Nicht nur bei mir…“

Soweit der authentische Bericht von Marion Mergen. Und ich muß gestehen: Schon beim Lesen dieses Berichtes flossen bei mir die Tränen, obwohl ich kein Depeche Mode-Fan war (allerdings gefällt mir deren Musik heutzutage). Aber solche Tränen sind leicht erklärbar. All das, was wir damals in der DDR erlebten, blieb bis heute in unserem Gedächtnis. Und vor allem auch das, was wir damals nicht erleben durften. Eben, weil wir eingemauert waren.

 

Die Erinnerungen verblassen

Dreißig Jahre sind eine sehr lange Zeit. Manches verblaßt. Doch erinnern konnte ich mich zumindest,  daß Ulrike, eine meiner Töchter, damals auch Depeche Mode-Fan gewesen ist. Sie war etwa im Alter von Marion Mergen, wir lebten ebenfalls in Ostberlin. Ulrike, die nun seit vielen Jahren in Mexiko-Stadt lebt schrieb mir dazu jetzt:

„Ich habe dunkel in Erinnerung, daß damals in unserer Schulklasse 2 Tickets verteilt wurden. Mit Sicherheit weiß ich, daß wir alle für René gestimmt haben, weil er der Mega-Fan von Depeche Mode war. Ich denke fast, daß ich ebenfalls eine Eintrittskarte hatte, auf der allerdings nicht mal der Name der Band stand. Also hatte ich vielleicht das zweite Ticket. Oder ich habe damals soviel darüber gelesen, daß ich denke, daß ich dabei war“.  Meine zweite Tochter Petra allerdings ist der Meinung, daß ihre Schwester nicht live dabei war. Gleich, wie es war.  Dieses Konzert hat Ulrike damals sehr bewegt.

 

Doch nun kommt der Knalleffekt. Drei Tage, nachdem ich die Geschichte von Marion Mergen gelesen hatte, bekam ich folgende Fotos aus Mexiko zugeschickt:

Mergen Ulrike Depeche zwei

Mergen Depeche Ulrike

Depeche Mode tourt gerade in Amerika, und Ulrike hatte kurzfristig mit ihrer Kollegin Valentina  (rechts) Tickets für ein Konzert der nunmehr dreiköpfigen Band in einem Baseball-Stadion von Mexiko-Stadt erstehen können. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

Peter Grau

Über das Konzert von Depeche Mode 1988 in  Ostberlin kann man auch im Folgenden nachlesen

http://www.spiegel.de/einestages/depeche-mode-in-der-ddr-a-946720.html.

Und über Marion Mergen, die ja der eigentliche Auslöser dieser Geschichte war, werde ich bald auf meiner Homepage berichten.

Mergen eins

Wer sehr neugierig ist, kann sich über sie, die auch mit ihrem Künstlernamen Mari März  bekannt ist, unter  www.mari-März.de   oder www.korrekt-getippt.de  informieren.

Frühlingsgefühle am Ruppiner See

Ruppi sieben

Am 10. März schien bereits der Frühling seinen Einzug zu halten. Die Sonne kam heraus, die Neuruppiner und ihre Gäste spazierten am Bollwerk entlang und genossen den Blick auf den Ruppiner See.  Der war teilweise noch vereist, aber das hindert beispielsweise einen Kanuten nicht daran, seine Runden zu drehen:

Ruppi drei

Und auch die Enten fühlen sich schon wohl:

Ruppi fünf

Ruhe haben noch die Passagierschiffe, so die MS Kronprinz Friedrich (links) oder die Gustav Kühn, die an der Holzbrücke ankert.

Ruppi sechs Ruppi neun

Von der Brücke aus bietet sich dieses Bild:

Ruppi acht  Ruppi vier

Genug geschaut, wir spazieren zurück. Auf dem Rückweg werfen wir noch vom „Spucknapf“, dem beliebten Aussichtspunkt, einen Blick zurück. Und das nicht im Zorn:

Ruppi eins

Und dann kommen wir wie so oft auch an der Pfarrkirche vorbei:

Ruppi elf

 

 

 

 

 

Die letzten Tage im März 1945 als Soldat an der Ostfront

Bisher wußte ich nicht viel darüber, wie es meinem Vater Walter Grau während seines Einsatzes an der Ostfront ergangen ist. Zwar fand ich einige Fotos aus seiner Wehrmachtszeit, aber ansonsten hatte ich von meiner Mutter nur wenig über Vaters Schicksal erfahren. Auf meiner Homepage  habe ich  unter  http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=9309   geschrieben, was ich vom Volksbund  Deutsche Kriegsgräberfürsorge über den Verbleib meines Vaters erfahren habe.

Walter in Mor und Seregelyes

Nun aber kommt etwas mehr Licht ins Dunkel. Beim Aufräumen fand ich jetzt einen Brief meiner Cousine Ute, den sie mir am 20.3. 1998 geschickt hat und der einige Papiere enthielt, die die Bemühungen meines Onkels Karl (damals wohnhaft in Neustadt bei Coburg) zeigten, das Schicksal seines Bruders aufzuklären, u.a. durch Anfragen beim Roten Kreuz.

Vor allem zwei längere Briefe schilderten die letzten Tage meines Vaters, wobei beide Berichterstatter im Nachhinein doch alles recht unterschiedlich empfanden. Aber ich kann ein wenig nachfühlen, wie schwer es ist, ein solch einschneidendes Erlebnis, das einen wohl ein Leben lang nicht mehr losgelassen hat, einigermaßen genau zu schildern.

Im März 1945 in Mor/Ungarn

Walter Karte Mor

Mor liegt zwischen Budapest und dem Balaton

Zunächst fand ich den Brief von Herbert Müller (Burkhardtsdorf im Erzgebirge),  geschrieben am 11.11.1945 an meine Mutter.

„Gern will ich Ihnen schreiben, was ich von Ihrem Gatten weiß, da ich der Letzte der Batterie war, der mit ihm zusammen war.

Mitte März 1945 lagen wir in Mor in Ungarn. Wir, das war unsere Batterie, aufgeteilt in zwei Kampftrupps, zu je zwei 8,8 und 3,2 cm-Geschützen und dem Infanteriezug. Wir waren am Ortseingang und am Ortsausgang zur Sicherung gegen feindliche Panzer- und Infanteriekräften eingesetzt.  Den ersten Kampftrupp führte Ihr Gatte. Es war am 18. März gegen 11 Uhr, als sein Kampftrupp erste Feindberührung hatte, nachdem ich kurz zuvor dort mit dem Infanteriezug eingetroffen war. Nach einem ca. einstündigen Feuergefecht, das auf beiden Seiten zahlreiche Opfer forderte, ging bereits die Munition bei uns zur Neige. Wegen des immer mehr wachsenden Personalausfalls und der gegnerischen Übermacht waren wir gezwungen, nachdem alle Munition verschossen war, die Fahrzeuge und Geschütze zu sprengen. Es wird so um 13 Uhr gewesen sind, als plötzliche Ruhe eintrat. Ich hatte bis dahin, hinter einer Böschung liegend, die feindliche Infanterie beobachtet und bekämpft. Da erschrak ich wegen einer plötzlichen Detonation in meiner Nähe und sah in die Richtung eines 8,8 cm-Geschützes, welches Ihr Gatte soeben gesprengt hatte. Er rief mir zu, daß es höchste Zeit sein, abzurücken. Da merkte ich erst, daß wir zwei die Einzigen von unserem Kampftrupp waren. 100 Meter von uns entfernt zogen in Richtung Friedhof die letzten unserer Kameraden, die Verwundete mit sich trugen. Während Ihr Gatte als Waffe nur eine 6,35 mm-Walther-Pistole trug, hatte ich noch eine Maschinenpistole mit 8 Schuß. Aber diese Waffe hatte eine Ladehemmung, die ich nicht beheben konnte. Geduckt rannten wir über die Straße, durch ein Gartentor in einen Hof und standen dann auf einem freien Gelände. Weil wir uns dort nicht auskannten, wählten wir den Weg hinter den Häusern längs der Straße A, bis wir an einen Erdhügel kamen. Dort verschnauften wir erstmalig, sprachen kurz miteinander und sahen uns nach allen Seiten um. Hier merkte ich, daß Ihr Gatte am rechten Unterarm leicht verwundet war. Dabei erblickte ich plötzlich in ca. 120 m Entfernung drei russische Gruppen von jeweils 5 bis 15 Mann. Ich erklärte deshalb Ihrem Gatten, daß es Unsinn sei, in der geplanten Richtung weiterzulaufen, zumal meine Maschinenpistole nicht mehr funktionierte. Während ich mich umdrehte und nach hinten schaute, um nicht von dort überrascht zu werden, rief mir Ihr Gatte zu, daß ich kommen solle. Ich lief ihm nach und rief zweimal, daß er zurückkommen solle. Da mittlerweile Bewegung in die Russen kam, rannte ich zurück längs der Straße B, an deren Ende ich plötzlich Soldaten sah, deren Nationalität ich nicht erkennen konnte. Da es für mich sowieso keine andere Wahl gab, rannte ich auf sie zu und war froh, daß es einige Kameraden meiner Batterie waren. Ihren Gatten habe ich seit jenem Tag nicht mehr gesehen“.

Soweit diese Schilderung, deren Kern ich so immer im Gedächtnis hatte.

Walter in Uniform eins

 

Interessant ist auch,  was im zweiten  handschriftlichen Brief eines seiner Kameraden stand, zumal dort die Märztage doch etwas anders dargestellt wurden.

Johann Franz, Führer des 1. Kampftrupps der 2. Batterie des Flak-Regiments 231,  schrieb am 12. Juni 1963:

Die letzten Tage des Einsatzes von Walter Grau sind schnell erklärt:

Walter hatte die Führung des 2. Kampftrupps und ich die des 1. Kampftrupps der 2. Batterie. Die Front war in den Märztagen des Jahres 1945 in völliger Auflösung. Wir versuchten mit unserer 2. Batterie als einer der wenigen noch intakten, mit enormer Feuerkraft ausgestatteten 8,8 cm-Batterie, das Chaos für die Landser zu mildern. Aus diesem Grunde erreichten wir eine Zurücknahme unserer HKL (Hauptkampflinie) nach Mor. Der Rückzug war notwendig, weil ich einige Tage zuvor bei einer bewaffneten Aufklärung festgestellt hatte, daß der Russe nachts mit scheinbar aufgelösten Verbänden durch unsere losen Linien gestoßen war. Dies wollte mir leider damals keiner glauben, vor allem, unter welchen Umständen das geschah. Aber es würde zu weit führen, über alle Einzelheiten zu berichten.

Die Rücknahme der Hauptkampflinie nach Mor war schon unter diesen Umständen ein Erfolg. Sie hätte allerdings noch fünf Kilometer weiter zurückgenommen werden müssen, und alles wäre uns erspart geblieben. Hauptmann Paul Jodeit war ein großartiger Kamerad, der mir ob meiner großen Erfahrungen großzügige Freiheiten ließ. Das war auch der Grund, weshalb ich mit Walter zusammen die Stellung aussuchte (in der er dann gefallen ist). Wir beide versuchten drei Tage lang, die  Westseite des Städtchens Mor mitsamt Umgebung aufzuklären, um für meine Beobachtungen den Beweis zu erbringen. Wir beiden brachten diesen Beweis.

Große Truppenkontingente mit 7,62 mm Pak ( Panzerabwehrkanone) und ganze Granatwerferkompanien der Russen hatten sich hinter unserer Front eingegraben. Dieser Beweis brachte die ahnungslosen Stäbe in Mor völlig durcheinander. Walter und ich machten uns nun daran, diese einzelnen, gut getarnten Granatwerfer und Pak-Nester, die uns in aller Ruhe in Stellung ziehen ließen, „ohne zu knallen“, in harten Nahkämpfen, teil in den Weinbergen, auszuheben. Wie wollten uns auf einen eventuellen Stellungswechsel „ohne Verluste“ vorbereiten. Das wäre uns auch gelungen, ja wenn!!

Wie schon erwähnt, waren die Stäbe der verschiedensten Truppenteile in Mor stationiert. Denen mußten wir nun den Rücken sauber halten und konnten nicht nach den von uns gewonnenen Erkenntnissen handeln. Walter und ich arbeiteten uns Tag und Nacht an neue Stellungen der Russens heran und spielten uns so aufeinander ein, daß jeder die Handlung des anderen ohne Worte erkannte. Es war großartig, soweit im Krieg überhaupt etwas großartig sein kann. Wir freuten uns schon, daß wir die größte Gefahr von unseren Männern ferngehalten hatten.

Dann aber kam der große Knall! Der Russe hatte im letzten Moment erkannt, daß  unsere ganzen Stäbe sich aus der Stadt absetzen wollten und griff nun mit ungeheurem Elan von drei Seiten an. Wir kämpften – jetzt jeder bei seinem Kampftrupp-, gegen die große Übermacht und hielten so lange aus, bis die spärlichen eigenen Infanterieverbände in den anschließenden Stellungen links und rechts von unserem Abschnitt niedergemacht waren. Wie Sie sich denken können, kam jetzt der Stoß des Gegners von hinten und von vorn auf uns zu. Walter wurde zuerst überrannt. Nachdem das letzte 8,8 cm-Geschütz ausgefallen war, kämpfte er mit der Pistole im Nahkampf weiter, bis alles, was sich von seinem Kampftrupp noch wehrte, niedergeschossen war.

Wir wollten vom Friedhof her im Gegenstoß  die Häuser säubern und Walters Kampftrupp erreichen, um sie noch herauszuholen. Bis zum Kampftrupp sind wir durchgebrochen und dabei fanden wir Walter mit seinen Männern. Helfen konnten auch wir nicht mehr. Mit ganz wenigen Männern konnten wir uns dann zwischen den Russen hindurch herauskämpfen.

Das war die Geschichte von den letzten Tagen Ihres Bruders Walter, die Sie besser – außer der Gewißheit seines Todes, nicht erfahren hätten. Aber wie sollte ich Ihnen sonst die letzten Tage ihres Bruders beschreiben? Zumal Sie ein Mann sind und mittlerweile 18 Jahre vergangen sind. Seiner Gattin hätte ich all diese Umstände nicht mitgeteilt. Dabei habe ich Ihnen nur einen kurzen Eindruck von dem heillosen Durcheinander geben können.

Walter war damals in meinem jetzigen Alter (42 Jahre) und hat alles in seiner ruhigen, besonnenen Art kommen sehen. Wir beide haben mit Paul Jodeit alle Chancen für unsere Truppe überlegt, aber was galten die Überlegungen gegen die Befehle von oben…

Mit freundlichen Grüßen   Ihr Johann Franz.

 

Soweit die beiden Berichte über die letzten Tage meines Vaters Walter Grau

So schmerzlich das alles ist, so sehr bin ich jetzt froh, daß ich wenigsten einigermaßen Gewissheit bekommen habe. Andererseits besteht kein Zweifel:  Solche Kriegsberichte, die es ja millionenfach gibt, gewinnen eine ganz andere Dynamik, wenn sie einen ganz nahen Verwandten, eben den Vater, betreffen. Und sie zeigen, wie schrecklich dieser Krieg gewesen ist.

Peter Grau