Ein Phänomen, das ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Facebook ist eine Realität, der man sich hingibt oder auch nicht. Soziales oder unsoziales Medium? Das liegt immer an denen, die es nutzen. Ich nutze es mit Freude, mit zuviel Intensität (gegenwärtig) und schöpfe viel Positives daraus. Wohl ist es nicht einfach, 1300 FB-Freunde „im Griff“ zu haben (oder wie andere 4000 oder 5000). Aber man muß und kann ja nicht mit jedem ständig korrespondieren. Man stelle sich vor, man müßte telefonieren… Unmöglich. So aber weitet man seinen Horizont, lernt andere Leute kennen, andere Berufe…
Genug der einführenden Worte. Übergebe ich doch einfach das Wort bzw. die Schrift an meinen Facebook-Freund Manfred Dechert, der sich über die Nutzung von Facebook so seine Gedanken gemacht hat:
Lebensinhalt – FB-Nutzer
Ja, ich könnte den ganzen Tag hier verbringen. Nein, ich starre nicht auf den Bildschirm, ich bin nicht hypnotisiert. Eher fasziniert, manchmal irritiert – aber, das ist „draußen“ ja auch. – Wie sehen gute FB-Nutzer denn aus? Ich denke, das liegt auch am eigenen Anspruch. Will ich eine Spielwiese haben, Fotos posten, die gerade andere FB-Bekannte über meinen Alltag, Aktivitäten, auch Haustiere, Reisen, neue Jobs informieren?
Will ich neue Kontakte in Literatur, bildender Kunst haben, mich über psychologische, spirituelle Themen austauschen, oder einfach nur „adden“? Alles geht, alles ist möglich, wenn es einem Anderen nicht schadet, eher allen nützt.
Sich nicht verlieren, ziellos durch die Seiten irren – das kann allerdings zum Problem werden.
Vielleicht ist es so wie beim „Zappen“ im Fernsehen – ich sehe alles, und doch nichts…Da noch gucken, da noch, aber die Entscheidungslosigkeit, wo man wirklich hin will – die kann auch quälen.
Ja, ich könnte den ganzen Tag hier verbringen. Hinausschauen, durch dieses virtuelle Fenster, alles aufsehen, auflesen, aufschauen, aufnehmen,
mit Augen, die manchmal viereckig schauen. Ja, ich werde meinem PC manchmal ähnlich – und wer betrachtet wen, wer leitet wen?
Ein umfangreiches, wachsendes FB-Netz zu haben, ist Chance, Herausforderung, manchmal auch Über-forderung zugleich.
Wie alles pflegen?
Du bräuchtest eine Hilfskraft, die Dir hilft, den Überblick zu wahren.
Alte Kontakte pflegen – schauen, wie ich anschließen kann – neue Kontakte ausbauen. Nein, es soll schon gegenseitig sein, ich will nicht nur „abgelikt“ werden, oder ab-liken müssen. Aber, es ist Zeit-intensiv.
Videos schauen, Blogs, umfangreiche Statements lesen – wichtig, aber Zeit-intensiv. Da bräuchtest Du wieder einen zweiten, der sich mit Dir ergänzt, der immer mal wieder die „Sichtung“ und Bewertung übernimmt.
Ja, ich könnte den ganzen Tag hier verbringen. Denken, daß ich in Sekunden in Amerika sichtbar bin, und umgekehrt – Landschaften weltweit, ob drüben, oder Oberösterreich, oder einfach heimatliche Bilder sehen, und zeigen.
Das Leben „draußen“ hm, nicht so leicht zu erkennen, weil Du jeden dritten draußen ebenfalls mit „Bildschirmblick“ siehst. Das sind nicht nur die Smart-Phone-Frauen, die sehr zahlreich in Bahnen unterwegs sind.
Das sind auch die Leute im Supermarkt, die vor sich hin sprechen – und auf einmal siehst Du ein Kabel baumeln…
Wie sehen gute FB-Nutzer aus, wie schlechte? Nun ja, Beleidigen, Beschimpfen, Abwerten, das kennen wir, nicht nur hier, auch draußen. Das Gegenteil könnte sein: sich gegenseitig stützen, begleiten, Raum geben, sich zu zeigen, auch mal Kritik üben. Aber so, daß Du weißt – mit den Worten könnte ich auch gut leben!
Gute, sinnvolle FB- Nutzung könnte bedeuten, Texte zu begleiten, durch konstruktive Kritik zu ermutigen, noch authentischer zu schreiben, zu teilen, zu fotografieren. Anteil nehmen, und vermitteln, das FB-Bekannte nicht, wie das Vorurteil oft heißt, nur „Phantom-Bekannte“ oder gar „- freunde“ sind.
Es kann viel mehr sein. Oder auch nur wenig, aber in jedem Fall leibhaftiges Interesse und Präsenz vermitteln, ein Schritt hin zu wirklicher Begegnung.
Dieser Schritt kann auch ganz winzig sein, wenn er zusammen und auf Augenhöhe Dich mit Anderen gehen läßt.
Dann war oder ist es sicher nicht sinnlos!
Manfred Dechert
Interessant waren die ersten Wortmeldungen zum Beitrag von Manfred Dechert. Unterschiedlich in der Aussage, aber gemeinsam in der Ansicht: Facebook ist etwas Nützliches.
Vera : Die virtuelle Welt ist voller Möglichkeiten, Segen und Fluch zugleich…..Eins ist sicher, ohne fb hätte ich nie meinen Lieblingsmenschen kennengelernt…
Hetty: Ich persönlich bin froh, daß es Internet gibt. Die ganze Welt kommt zu mir nach Hause, ohne daß ich auf Reisen gehen muß, und das ist für mein Alter ideal!
Rosi: Ich habe auch über Fb und früher wkw Menschen kennengelernt, die ich sonst nie kennengelernt hätte – und aus vielen Netz-Freunden sind liebe reale Bekannte und Freunde geworden, die ich nicht mehr missen möchte!
Hilde: Für mich ist es das Netz, das sich weit spannt, nicht einschränkt und mir die Möglichkeit läßt, meinen Horizont zu erweitern. Ja, die Welt rückt näher… Und trotzdem habe ich noch meine kleine Welt um mich. Es ist beides interessant, und ich möchte auf beides nicht gern verzichten. Aber das Internet soll mich nicht total beherrschen.
Angela: Facebook ist ein tolles Medium, weil man sich aktiv einbringen und gedanklich austauschen kann – das geht beim normalen Fernsehen nicht. Aber auch bei Facebook hat man die Qual der Wahl – wie bei Büchern, Fernsehsendungen usw. Ich möchte es nicht mehr missen, wie das Internet überhaupt.
Genug der einzelnen Wortmeldungen. Manfred Dechert hat, so scheint, es, ein Thema angesprochen, was viele bewegt. Viele? Eben die, die auf Facebook zuhause sind, die es nutzen, in vielerlei Hinsicht. Und eines darf man nicht vergessen: Gerade im vorgerückten Alter ist das Internet, ist Facebook, eine „Spielwiese“, auf der sich kräftig spielen läßt und die nur jedem zu empfehlen ist. Einfach versuchen, und dann kann man entscheiden, ob man es mag oder nicht.
Noch ein Gedanke: Wie wäre es gewesen, wenn wir zu DDR-Zeiten schon das Internet, schon Facebook gehabt hätten… Doch sicherlich hätten die damals Regierenden ein Mittel gefunden, um soviel wie möglich zu verbieten. Wie schön, daß heute in Deutschland diese Gefahr nicht droht.
Peter Grau