Gina Lückenkemper ist eines der neuen, jungen Gesichter des deutschen Frauensprints. Ins Berliner Olympiastadion bringt sie zum 75. ISTAF zwei Bronzemedaillen von der EM aus Amsterdam mit.
Würde eine „Miss Lächeln“ gewählt werden, wäre Gina Lückenkemper erste Anwärterin. Die 19jährige Sprinterin lächelt oft und gern. „ Ich bin ein Honigkuchenpferd“, charakterisiert sie sich selbst. Und es ist beileibe keine Unsicherheit. Das würde auch überraschen, bei ihrem rasanten Aufstieg in die deutsche Sprintspitze. Nach dem Abschied der jahrelang besten Sprinterin Verena Sailer hatte man sich Sorgen gemacht. Doch unbegründet, denn die Dortmunderin schaffte nach dem Gewinn der Goldmedaille über 200 m bei der U20-EM sofort den Sprung in die Erwachsenspitze. Ihre große Stärke ist ihre Lockerheit. „ Sie verfügt über die Fähigkeit, über den Spaßfaktor locker zu bleiben. Und im Sprint ist Lockerheit sehr wichtig,“ hat ihr Trainer Uli Kunst kürzlich erklärt.
Und sie selbst meint: „Schnell war ich schon immer. Ich rede schnell , ich esse schnell“. Und manchmal fährt sie auch schnell Auto.
Die Hauptschnelligkeit aber bringt sie auf die Laufbahn. In diesem Jahr kannte sie einfach keine Zeitgrenzen. Bei der DM 2016 in Kassel holte sie sich über ihre Lieblingsstrecke von 200 m in 22,84 s Gold.
Gina Lückenkemper bei der DM 2016 in Kassel (Foto: Dirk Gantenberg)
Anschließend lief sie bei der EM in Amsterdam 22,74 s und bekam dafür die Bronzemedaille. Nochmals Bronze gab es für sie in der 4×100-m-Staffel, und das in der Besetzung Tatjana Pinto, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase.
„ Rennen gibt mir das Gefühl von Freiheit“, erklärte sie danach. Und das wollte sie auch in Rio beweisen. Die Staffel sollte es richten, eine Medaille wurde angepeilt. Beinahe wäre einer der stärksten Gegner, die US-Staffel, im Finale nicht dabei gewesen, weil sie im Vorlauf den Stab verloren. Doch durch eine recht zweifelhafte Entscheidung wurde ihnen ein Sololauf genehmigt, und damit kamen sie durch die Hintertür ins Finale und dort zu Gold. Die deutsche Staffel mit Gina Lückenkemper lieferte ein beeindruckendes Rennen, aber am Ende reichte es nur zu einem vierten Platz. Oder streicht man am besten dieses „Nur“?
Ihr Trainer sieht bei ihr noch große Reserven. „ Sie muß sich aber entscheiden, ob sie in die Weltspitze hinein und dafür mehr ins Training investieren will.“ Doch da spricht er aber eher von der Perspektive in Richtung Olympia 2020 in Tokio.
Zunächst aber wird Gina Lückenkemper dem Berliner Olympiastadion ihre Aufwartung machen. Zwei Jahre später bei der EM 2018 könnte hier für sie eine weitere „Sternstunde“ kommen. Das Lächeln wird sie bis dahin nicht verlieren.
Gina Lückenkemper im Jahr 2014 (Foto: Dirk Gantenberg)
Gina Lückenkemper
200 m I Frauen
Alter: 19 Jahre
Land: Deutschland
Bestleistung: 22,67 s
Erfolge: 4×100 m: Vierte Olympia 2016, Dritte EM 2016, Dritte U20-EM 2014; 200 m: Dritte EM 2016, U20-Europameisterin 2015