Ein Buchtip: Berlin 1936 – Sechzehn Tage im August

P1000863

Jeden 18. des Monats treffen sich Lesefreudige in der Fontane-Buchhandlung in Neuruppin, um sich von Autoren aller Genres etwas vorlesen zu lassen und nebenher im Frage -und Antwortspiel Interessantes über das Buch und über den Autoren zu erfahren.

P1000854

Die Filialleiterin der Buchhandlung, Jana-Kolar-Voigt, stellt den Autor vor.

 

Diesmal, am 18. August 2016, war der Historiker Oliver Hilmes aus Berlin angereist, um sein neuestes Buch „Berlin 1936 – Sechzehn Tage im August“ vorzustellen.

P1000857

Irgendwie schien es genau der richtige Zeitpunkt zu sein, denn noch liefen ja die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro Tag und Nacht.

Doch Oliver Hilmes stellte gleich am Anfang klar: „ Ich wollte auf keinen Fall ein Sportbuch schreiben, mich nicht darüber auslassen, wer wann was gewonnen hat, damals im Berliner Olympiastadion.“ Zudem stellte er sich gleich als nicht am Sport Interessierter vor. „ Ich habe keine Lust, mir 24 Stunden lang Beachvolleyball anzuschauen“. Das hörbare Gemurmel unter den rund 30 Anwesenden war klar dahingehend zu deuten, daß er mit dieser Aussage keine Lorbeeren ernten konnte.

Aber man verzieh es ihm wohl, denn er ist Historiker und kein Sportjournalist. „ Ich wollte das Umfeld dieser Spiele beleuchten, all das, was damals in Berlin vor sich ging.“ Und natürlich wollte er aufdecken, daß diese Olympischen Spiele von den gerade an die Macht gekommenen Nazis mit ihrer „Lichtgestalt“ Adolf Hitler zur Propagandaschau gemacht wurden.

Mir kam zu diesem Zeitpunkt bereits der Gedanke, daß es im Olympiastadion auch normale Zuschauer gegeben hat, die nur des Sports wegen gekommen waren. Dazu zählte beispielsweise mein Vater, der ja schon bei den Olympischen Spielen in Amsterdam dabei gewesen war (siehe dazu auch mein Beitrag in der Rubrik Erinnerungen: Als Zuschauer 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam ) und der es sich 1936 nicht nehmen ließ, mit seinen drei Brüdern nach Berlin zu fahren. Mein Vater hat bei diesen Olympischen Spielen mit einer ganz normalen Kamera insgesamt 58 Fotos „geschossen“, von denen ich später eine Auswahl auf meiner Homepage veröffentlichen werde.

Doch zurück zum  Buch „ Berlin 1936 – Sechzehn Tage im August“, das  anders als normal strukturiert ist, wie es der Autor Oliver Hilmes erklärte. Für jeden Tag – also sechzehn an der Zahl – hat er ein Kapitel geschrieben, dazu ein Siebzehntes Kapitel, in welchem er erklärte, was aus den einzelnen handelnden Personen später geworden ist.

Wer sind diese Personen? Im Klappentext des Buches heißt es dazu:

„ Zehntausende Gäste aus aller Welt strömen in die Stadt. Die Olympischen Spiele locken die Besucher zu den Sportstätten, in die Straßen, Bars und Cafés. Für einen kurzen Moment wirkt Berlin in diesem Sommer weltoffen und unbeschwert, als schalte die Diktatur in einen Pausenmodus. Oliver Hilmes folgt Berlinern und Touristen, Sportlern und Künstlern, Diplomaten und Nazi-Größen, Nachtschwärmern und Showstars durch die fiebrig flirrende Zeit der Sommerspiele und erzählt ihre Geschichten. Es sind Geschichten von Opfern und Tätern, von Mitläufern und Zuschauern. Es ist die Geschichte eines einzigartigen Sommers.“

In der Buchlesung setzte der Autor einen Anreiz zum Lesen des Buches, indem er aus den Kapiteln 1. August, 2. August, 3. August, 5. August, 13. August und 15. August las sowie aus dem resümierenden Kapitel.

Auf Nachfrage aus dem sehr interessierten Publikum betonte der Autor, daß alle Geschichten authentisch seien, er sich das Ganze im intensiven Quellenstudium in Berliner Bibliotheken angeeignet habe. „ Da war es ein großer Vorteil, daß ich in Berlin lebe“. Ungefähr ein Jahr brauchte er für die Recherchen und für das Schreiben des Buches.

P1000858

Nach der Buchlesung darf der Autor noch eifrig sein Buch signieren

P1000859

Die Buchlesung brachte alle auf den Geschmack, das Buch zu kaufen und zu lesen. Ich hatte es schon einen Tag zuvor in der Fontane-Buchhandlung gekauft und werde es nun in den Tagen nach den Olympischen Sommerspielen von Rio in Ruhe lesen.

Zwischendurch werde ich, wie so oft in der Vergangenheit, am Ort des Geschehens sein.

ISTAF 2016 Titelfoto

Am 3. September 2016 findet zum 75. Male das Internationale Stadionfest (ISTAF) im Berliner Olympiastadion statt.

Peter Grau

 

Der Buchautor:

P1000853

Oliver Hilmes: 1971 geboren, studierte Geschichte, Politik und Psychologie in Marburg, Paris und Potsdam. Er wurde in Zeitgeschichte promoviert und arbeitet seit 2002 für die Stiftung Berliner Philharmoniker. Seine Bücher über widersprüchliche und faszinierende Frauen „ Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler- Werfel“ (2004) und „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner (2007) wurden zu Bestsellern. Zuletzt erschienen von ihm „ Liszt. Biographie eines Superstars“ (2011) und „ Ludwig II. Der unzeitgemäße König“ (2013).

Oliver Hilmes: Berlin 1936, Sechzehn Tage im August. Siedler Verlag, München, 2016. ISBN: 978-3-8275-0059-5