Wo sind die Freunde geblieben…

Der sonntägliche Spaziergang führte mich nicht weit, „nur“ bis zum nahen Fitneßstudio. Diesmal stand vormittags Ausdauertraining auf dem Plan. 25 Minuten spulte ich auf dem Fahrradergometer ab,  bewältigte dabei 10 km und arbeitete 200 kcal ab. Nicht viel, aber Punkt 12 Uhr wartete die Ente auf dem Mittagstisch. Am späten Nachmittag ein zweiter Spaziergang, wieder ins Studio. Aber, keine Angst, ich will mich nicht übertrainieren. Vielmehr suche ich ab und an die Entspannung, verbunden mit Massage, auf diesem Wunderwerk der Technik:

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Diesmal wählte ich das Programm Nr. 82  mit dem Titel    Freundschaft.

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Und hörte entspannt zehn Minuten zu, wie mir aus den Kopfhörern all das, was sich um Freundschaft, um Freunde, rankt, von einer angenehmen Frauenstimme überbracht wurde. Sofort kam der Gedanke, daraus eine kleine Geschichte für meine Homepage zu gestalten.

Dabei dachte ich zunächst nicht an die vielen Freundschaftsanfragen, die ich zuletzt bei Facebook stellte, und die mich auf die Schnelle auf über 700 brachten. Ich finde den Terminus „Freunde“ in diesem Zusammenhang richtig, weiß aber auch, daß damit nicht der ursprüngliche Gedanke von „echten“ Freunden gemeint ist.  Doch was sind „echte“ Freunde?

Schulfreunde

Meine Schulzeit in Erfurt liegt weit zurück. In der Grundschule hielten sich echte Freundschaften in Grenzen.  Ich kam mit allen gut aus, mehr nicht.

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Mit 14 Jahren kam ich dann in die Heinrich-Mann-Oberschule, dicht am großen Stadion, dem Georgij-Dimitroff-Stadion, gelegen. In dieser Zeit entwickelte sich die Freundschaft vor allem zu Bernd, mit dem ich den gemeinsamen Schulweg teilte, aber auch viele Erlebnisse in der Schule und in der Freizeit.

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Oben mit Bernd, unten mit Peter

 

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Schulfreunde Oberschule

Auch mit Peter spazierte ich oft gemeinsam zur Schule, aber unsere Wege trennten sich dann, als ich nach Ostberlin zog und er in Erfurt bzw. Jena blieb. Mit Bernd aber hatte ich auch nach der Schule engen Kontakt, denn wie es der Zufall wollte, kam er nach seinem Physik-Studium in Jena auch nach Ostberlin, zum Institut  Manfred von Ardennes. Und wir wohnten im Stadtbezirk Lichtenberg in enger Nachbarschaft, nur 500 m voneinander getrennt. Wir besuchten uns öfters, sahen unsere Kinder heranwachsen.   Auch heute besteht noch eine Verbindung, wenn wir auch räumlich auseinandergerückt sind. Er wohnt in Grünheide bei Berlin, ich in Neuruppin.

Armeefreunde

Von 1958 bis 1960  war ich bei der Armee, genauer bei einer Artillerieeinheit auf der „Henne“, einer Kaserne vor den Toren Erfurts. Sicherlich verstand ich mich dort mit  manchen Kameraden besser, aber geblieben ist aus dieser Zeit keine Freundschaft.

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 Studienfreunde

1960 zog ich dann nach Berlin, begann ein Jahr später mein Studium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt – Universität. In meiner Studiengruppe bildeten sich schnell Grüppchen. Um mich scharte ich mit Klaus, Wolfgang und Manfred drei Leute, die ich Freunde nennen konnte. Und einen besonders, Klaus Fricke. Da erinnere ich mich auch heute noch, daß er für mich ein echter Freund war. Doch nach dem Studium riß irgendwann der Kontakt, weil wir uns beide beruflich und räumlich voneinander entfernten. Bedauert habe ich das immer. Und ich versuche nun, seine Spuren wieder aufzunehmen. Vielleicht hilft das Internet dabei.

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Lauffreunde

Einen wesentlichen Raum meines Lebens in Ostberlin bildete seit 1978 meine Laufleidenschaft.  Ich meldete mich bei der BSG Empor Brandenburger Tor (EBT) an, und bestritt alle Wettkämpfe für diesen Verein.

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Das Training aber absolvierte ich gemeinsam mit der  dortigen Laufgruppe in Berlin-Friedrichsfelde. Dort hatte ich mit dem Laufen begonnen und schnell Gleichgesinnte gefunden.

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Vor allem das fast tägliche Lauftraining schweißte uns zusammen. Mit dabei auf den Wegen vom Zachertsportplatz bis in die Wuhlheide waren damals vor allem: Jürgen, Horst, Bernd, Siggi, Manfred, Gunther, Günther, Klaus, Werner. Später kamen ein weiterer Klaus (der Entwickler meiner Homepage) und Birgit hinzu. Rainer und Udo liefen die gleichen Wege, aber viel schneller als wir.

Aber wir waren nicht nur im Training beisammen. Bei vielen Laufveranstaltungen rückten wir und unsere Familien zusammen, feierten dort unsere Siege und Niederlagen. Und auch außerhalb der Lauferei trafen wir uns,  bei Geburtstagen, im normalen Alltag und regelmäßig bei gemeinsamen Silvesterfeiern im damals noch eingemauerten Land.  Es waren für mich alles  echte Lauffreunde, und da Laufen zu dieser Zeit für mich ganz oben stand, eben auch Freunde.

Auch außerhalb unserer Laufgruppe fand ich viele Lauffreunde. Ob Roland,  Wolfgang, Udo, Gerd, Rosi, Bertold, Ute, Inge, Fritz, Volker, Gerhard… diese Reihe kann ich nach Belieben noch erweitern…

Mit allen hatte ich ein freundschaftliches Verhältnis, auch wenn sie nicht zu meinen „echten“ Freunden wurden.

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Nur einer, dem ich sehr nahe war, enttäuschte mich später. Klaus traf ich oft, er schrieb meine Laufpläne, führte mich im Marathon ganz dicht an die 3-Stunden-Grenze. Auch nach der Wende sahen wir uns noch am Rande von Wettkämpfen. Doch die Enttäuschung kam, als ich dann meine Stasi-Akte las. Er, mein Freund, war ein IM (Informeller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit), der mich beschattete. Als ich das aus den Akten erfuhr, brach fast eine Welt für mich zusammen. Vor drei Jahren rief er mich an, stellte sich als Zatopek vor (das war sein Deckname). Er meinte, diese Zeit verdrängt zu haben, betonte die beruflichen Zwänge, die auf ihm lasteten. Aber überzeugen konnte er mich damit nicht.

Doch das war Gottseidank ein Einzelfall. Es sei denn, weitere Forschungen in den Stasiakten ergeben für mich neue Erkenntnisse.

Freunde auf Arbeit

Damals in Berlin bestand das Leben nicht nur aus dem Laufen. Auch die Arbeit bot  die Gelegenheit, Freunde zu gewinnen. Doch das ist wieder ein neues Kapitel, was ich demnächst  angehen möchte. Es ist ja das Schöne an solch einer Homepage, daß man die Geschichten immer wieder ergänzen kann.

Journalistenfreunde

Ab ca. 1985 stieg ich auch in das Journalistenleben ein. Nach der Wende durfte ich auf vielen Leichtathletikveranstaltungen in aller Welt dabei sein, und dort entwickelten sich naturgemäß engere Bindungen zu manchen Kollegen.

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Olaf Brockmann Porträt mit Telefon

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Ob  Klaus, Frank, Rolf, Anja, Silke, Ursula, Christian, Norbert, Jörg, Wilfried, Jochen, Karl-Heinz, Peter, Ralf, Martin, Werner,  Dirk, Iris, Gladys und viele andere, mit ihnen verstand ich mich immer recht gut. Zwar wurden es keine „echten“ Freunde, denn  so etwas gedeiht wohl auch nur, wenn man recht dicht beieinander wohnt. Aber es waren und sind noch immer Menschen, mit denen man sich versteht, mit denen man sich austauschen kann.

Freunde in Neuruppin

Seit langem gehört auch Neuruppin zu meinem Lebenskreis. Pendelte ich anfangs von Berlin nach Neuruppin, bin ich nun seit 2005 hier ansäßig. Und auch hier habe ich mir zunächst meine Freunde in der Laufszene gesucht. Zunächst war ich Stammgast beim Hubertuslauf, der auch über die Stadtgrenzen hinaus seine Anziehungskraft hatte und hat. Und dann fand ich auch hier eine kleine Laufgruppe, mit der ich oft trainierte. Wir trafen uns jeden Sonntag am Birkenweg, und von da aus ging bzw. lief es hinaus, zur Schleuse Neumühle, weiter bis Stendenitz. Es fand sich ein harter Kern, mit  Gerald, Siggi,  Franzer, Gerhard u.a.

Und ich malte mir aus, wie ich später mal, als Rentner, mit diesen Läufern weiter zusammen sein würde. Denn es war ja nicht nur das Laufen, sondern auch das pausenlose Reden über Gott und die Welt während des Laufens. Doch daraus ist leider nichts geworden. Ich bin der Einzige, der noch läuft. Die anderen haben das Laufen aufgegeben, zumeist wegen körperlicher Probleme.

Es wurde also nichts mit der lebenslangen Freundschaft. Vielleicht ist das Laufen auch nur ein zu dünnes Band…

Wie wichtig sind Freunde?

Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich gemerkt, daß ich selten „richtige“ Freunde hatte. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß ich immer selbst „mein bester Freund“ war, sprich, ein wenig meinen Egoismus übertrieb. Doch diesen Charakterzug zu ändern, ist nun wohl auch nicht mehr möglich. So muß ich, und das tue ich gern, den einzigen wahren Freund, mit dem ich mich über alles austauschen kann und zu dem ich mit allen Sorgen gehen kann, festhalten: meine Lebenspartnerin Ruth:

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