Auf den Spuren des Palastes

An diesem Sonntag, dem 15. September 2024, will ich endlich mir mit eigenen Augen ansehen, was an der Stelle des Palastes der Republik im Zentrum Berlins seine Heimstatt gefunden hat. Das Schloß oder das Humboldt Forum, gleich wie man es nennt. Ich bin gespannt.

Aus Neuruppin kommend, fahre ich zunächst die Prenzlauer Allee entlang, staune, was in der Nähe meiner ehemaligen Wohnung in der Metzer Straße für ein Riesenhaus entsteht. Gut sind rote Ampeln, um kurz zu fotografieren. Der Fernsehturm blickt mir freundlich entgegen. Vorbei am Berliner Verlag, wo ich früher auch mal für die Berliner Zeitung Korrektur gelesen habe, bin ich gleich am Alexanderplatz. Dominiert wird der von Baukränen, Neues entsteht. An der Längsseite des Roten Rathauses blicke ich auf das Nikolai-Viertel. Ich fahre Richtung Spandauer Straße, vorbei an meiner Uni. Dann weiter über Hackeschen Markt, Ackerstraße, Rosenthaler Platz, zurück Richtung Alex und dann finde ich plötzlich direkt neben der S-Bahnstrecke einen Parkplatz. Zwar kostet die Stunde 4 Euro, aber das leiste ich mir.

Diese Stunde muß reichen, um zu Fuß das „Revier“ zu erkunden. Vorbei am altehrwürdigen Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät spaziere ich Richtung Berliner Dom. Der Goldschmied, bei dem ich 1969 unsere goldenen Eheringe anfertigen ließ, ist erwartungsgemäß nicht mehr dort. Büros haben seinen Platz eingenommen. Aber ich fühle mich schnell zuhause, laufe über die Brücke, blicke rechts auf die Museumsinsel und links auf den Berliner Dom. Und wohltuend finde ich, wieviel Leute, Einheimische und Touristen, umherspazieren. Es ist eine gelöste, entspannte Atmosphäre, dank auch des milden Spätsommerwetters.

Dann aber gilt meine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Gebäude, das nun seit 2021 den Platz des Palastes der Republik einnimmt. Auch wenn ich den Palast mochte und viele schöne Stunden dort verbrachte, will ich unvoreingenommen herangehen. Mein erster Eindruck: Das Humboldt Forum ist ein gelungenes Gebäude, es dominiert den Raum und ist eher ein Schloß als ein Forum.

Ich erinnere mich kurz, daß ich am 4. November 1989 an eben dieser Stelle mit 500.000 Berlinern am Palast der Republik vorbeigezogen bin, kurz vor Ende der DDR. 35 Jahre sind seitdem vergangen, eine lange Zeit. Lang genug, um sich wohl an Vergangenes zu erinnern, aber auch das Neue zu akzeptieren, zu würdigen.

Ich nehme mir vor, beim nächsten Mal auch das Innere des Schlosses zu erkunden, Ausstellungen zu besuchen und näher heranzurücken an das Humboldt Forum. Für heute aber ist es ausreichend, denn ich habe ja nur eine Stunde Zeit.

Einfach ist es überall, zu fotographieren. Einfach, weil das Smartphone alles erleichtert. Einfach aber auch, weil so viele Motive darum bitten, abgelichtet zu werden.

Das gilt auch für den prächtigen Berliner Dom, an dem zwar immer, vergleichbar mit dem Kölner Dom, gebaut wird. Es immer etwas zu renovieren. Aber der Berliner Dom zieht die Massen trotzdem in seinen Bann.

Mich aber zieht es weiter, hinüber zum Gebäudekomplex, in dem früher zu meiner Berliner Zeit das von den Schweden 1979 gebaute Palasthotel seine Gäste empfing. 2001 wurde es abgerissen, und ein neuer Komplex mit dem Namen „Das DomAquaree“ errichtet. Hotel, Büros, Gastronomie vor allem in einigen Freigaststätten direkt an der Spree bilden nun den Anziehungspunkt,.

Mich aber zieht ein Imbißstand an, Currywurst und Pommes beruhigen meinen Magen. Ich esse genüßlich und sitze dabei direkt an der Spree, mit Blick auf den Berliner Dom. Meine Gedanken schweifen zurück, als ich hier ganz in der Nähe an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt Universität von 1961 bis 1965 studierte. Was alles ist seitdem passiert?

Und nun sitze ich wieder hier und fühle mich sofort wieder heimisch. Ich habe eben mehr als einen Koffer in Berlin.

Peter Grau

(Fotos folgen, wenn ich es technisch bewerkstelligen kann)