Archiv für den Tag: 3. Oktober 2019

Der Österreicher Lukas Weißhaidinger wurde bei der WM in Doha Dritter im Diskuswurf

Kein Journalist war in den letzten Jahren so dicht am besten Österreicher im Diskuswurf, Lukas Weißhaidinger,  wie Olaf Brockmann. Und je näher das Finale in Doha heranrückte, desto mehr steigerte sich die Nervosität nicht nur beim Athleten, sondern auch beim Journalisten. Zwar durfte Weihaidinger nicht mit seinem Lieblingsdiskus werfen , weil der wegen einer angeblichen Delle verboten wurde, aber auch mit dem Ersatzdiskus ließ er die Scheibe weit fliegen.  Und Olaf Brockmann hatte Grund zum Jubeln. Doch lange jubeln durfte er nicht, denn ganz Österreich wartete auf seinen Livebericht über Facebook. Und auch Brockmann stellte einen kleinen Rekord auf, denn kaum stand das Ergebnis fest, sandte er auch den folgenden  Bericht in alle Welt:

Jaaaa! Der große Traum wurde wahr! Lukas Weißhaidinger hat bei der Leichtathletik-WM in Doha die so heiß ersehnte Medaille gewonnen. Der Oberösterreicher holte mit 66,82 m Bronze und gewann damit in der 36-jährigen Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften die überhaupt erste Männer-Medaille für Österreich. Er musste sich nur den Favoriten Daniel Stahl (Sd/67,59) und Fedrick Dacres (Jam/66,94) knapp geschlagen geben.

Luki: „Ich bin irrsinnig stolz!“

Der Wettkampf im Khalifa International Stadion begann für Luki so, wie er es sich erträumt hatte. „Ich werde im ersten Versuch gleich alles riskieren“, hatte er sich vorgenommen. Und das ging voll auf. Er schleuderte seine 2 kg schwere Scheibe gleich auf 66,74 m. Damit waren die Machtverhältnisse schon mal in Ordnung gebracht. Der Österreicher führte sogar nach dem ersten Durchgang, ehe, wie erwartet, freilich die ganz großen Kaliber Stahl und Dacres an ihm vorbeizogen. Danach steigerte sich Luki im dritten Versuch auf 66,82 m! Das war Bronze!

„Das war ein Wettkampf, wie man ihn sich nur wünschen kann. Es war immer extrem eng. Aber ich war ja von Anfang an dabei. Ich musste schon zittern, aber alles passte ja am Ende. Erstmals im Leben habe ich ein Stoßgebet zum Himmel geschickt!“ Dieses wurde erhört. „Und jetzt bin ich der erfolgreichste männliche Leichtathlet in der Geschichte Österreichs!“

Als dann die Medaille endgültig feststand, brach endloser Jubel in der kleinen rot-weiß-roten Kolonie aus, inklusiver Bruder und Mama Weißhaidinger. Die erste Männer-Medaille überhaupt! Sagenhaft! Bisher hatte es nur zweimal bei den Frauen WM-Edelmetall gegeben – durch Sigrid Kirchmann in Stuttgart 1993 (Hochsprung) und durch Steffi Graf in Edmonton 2001 (800 m).

Jetzt also die historische Bronze-Medaille. „Daraufhin habe ich mein ganzes Leben gearbeitet.“ Und für Edelmetall kassierte Weißhaidinger auch ordentlich! Der ÖLV hatte dank eines Sponsors (Helvetia) für Bronze 25.000 Euro ausgelobt. Dazu kam die Prämie der IAAF in Höhe von 20.000 Dollar. Also endlich mal ein toller Zahltag für Luki, der Verdienst für all die Mühen der letzten Jahre. Ein Verdienst natürlich auch von Trainer Gregor Högler, dem größten Tüftler, dem Wissenschaftler hinter Weißhaidinger.

Lukas Weißhaidinger und sein Trainer Gregor Högler

Vergessen war im Finale all das Theater der Qualifikation, in der Weißhaidinger nicht mit seinem Wettkampf-Diskus hatte werfen dürfen. So blieb ihm nur der Trainings-Diskus. Da hatte er nur als Zwölfter und Letzter das Finale erreicht. Aber im Finale segelte dann die Scheibe sensationell weit. So wie es die ganze Saison über gewesen war. Da hatte er heuer den zweiten Platz beim Diamond-League-Finale in Brüssel belegt und sogar das „Match“ Europa vs USA in Minsk gewonnen. Und jetzt die Krönung! WM-Bronze. Dann machte sich Luki jubelnd mit der rot-weiß-roten Fahne auf die Ehrenrunde.

In der Mixed-Zone lag er dann seinem Trainer Gregor Högler jubelnd in den Armen. Ein großartiges Duo, das inzwischen ein großes Team um Luki aufgebaut hat. Medaillen bei EM und WM hat er jetzt schon. Nächstes Jahr folgt Tokio. „Klar, da ist eine Olympia-Medaille ein Ziel. Dann hätte ich die ganze Sammlung komplett!“ Aber nach der Rückkehr ins Hotel gab es jetzt erst einmal eine Feier. Wohl auch mit dem einen oder anderen Bier…

Österreichs größte Erfolge bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften

Silber:
2001 Edmonton: Steffi Graf 800 m 1:57,20

Bronze:
1993 Stuttgart: Sigrid Kirchmann Hochsprung 1,97 m
2019 Doha: Lukas Weißhaidinger Diskus 66,82 m

Platz 6:
1993 Stuttgart: Theresia Kiesl 1500 m 4:08,04
1993 Stuttgart: Ljudmila Ninova Weitsprung 6,73 m
2017 London: Ivona Dadic Siebenkampf 6417

Platz 7:
1987 Rom: Klaus Bodenmüller Kugelstoßen 20,41 m
1991 Tokio: Hermann Fehringer Stabhoch 5,60 m
1991 Tokio: Ljudmila Ninova Weitsprung 6,72 m
1999 Sevilla: Steffi Graf 800 m 1:57,92
1999 Sevilla: Valentina Fedjuschina Kugelstoßen 18,17 m

Platz 8:
1983 Helsinki: Dietmar Millonig 5000 m 13:36,08
2009 Berlin: Gerhard Mayer Diskuswurf 63,17 m

Fotos:  Credit: Thomas Windestam (2), Olaf Brockmann (4)


Vor dem Finale schon gute Stimmung auf der Tribüne bei der kleinen rot-weiß-roten Kolonie (mit Präsidentin Sonja Spendelhofer und Sportkoordinator Hannes Gruber)