Das Ruppiner Handwerk – gestern und heute

Möglich, daß man im vorgerückten Alter eine engere Beziehung zum Historischen bekommt. Man erinnert sich selbst gern, und wenn man sich nicht mehr erinnern kann, läßt man andere sprechen.

So war es auch an diesem 15. September 2016, als der Historische Verein der Grafschaft Ruppin zu einer Veranstaltung einlud, auf der ich mehr über die Geschichte des Handwerks erfahren sollte.

Und ich war da auch privat vorbelastet, denn Dr. Peter Schmidt, der Vorsitzende des Historischen Vereins, hatte meine Lebenspartnerin Ruth Scheerer, ihres Zeichens Glasermeisterin, eingeladen, um sie von ihren Erfahrungen rund um das Glaserhandwerk  berichten zu lassen.

Der Historische Verein forscht nicht nur in der Historie, sondern lockert das Vereinsleben auch durch zahlreiche Veranstaltungen auf. An diesem Donnerstag stand die Veranstaltung unter dem Motto „Ruppiner Handwerk gestern und heute“. Im ersten Teil sollten Kurzreferate zur Geschichte des Neuruppiner Bäckerhandwerkes und der wechselnden Präsenz Ruppiner Handwerksbetriebe im Stadtbild stehen.

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Im zweiten Teil sollte ein Podiumsgespräch mit Neuruppiner Handwerksmeistern den Mittelpunkt bilden. Handwerksmeister, die kürzlich den Goldenen oder sogar den Diamantenen Meisterbrief erhalten haben, für das 50jährige bzw. 60jährige Jubiläum ihres Meisterbriefes. Genug Erfahrung war also angesammelt. .

Ort des Geschehens war der Klosterhof, eine Gaststätte mit anschließendem parkähnlichen Garten und einem Extra-Gebäude, in dem früher mal eine Tischlerei residierte.

Schon der Gang durch den Garten hin zum Veranstaltungsort war anregend:

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Auch die Klosterkirche lugte über den Häusern der Nachbarschaft hervor:

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Da die Veranstaltung noch nicht begonnen hatte, nahm ich mir die Zeit, um im Haus herumzufotografieren.

Und bald erblickte ich den ehemaligen Hausherren auf einem Foto: Tischlermeister Erhard Becker:

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Meine Frau Glasermeisterin konnte sich gut erinnern, damals mit ihm zusammengearbeitet zu haben. „Als ich meine Glaserei 1963 in der Schäferstraße eröffnete, kamen viele Gratulanten mit Blumen. Erhard Becker kam nicht mit Blumen, sondern überreichte mir einen Zettel, auf dem ein Auftrag für Glaserarbeiten in der Fehrbelliner Straße aufgeschrieben war. So war Erhard Becker, immer auf gute Zusammenarbeit bedacht. Und er hat auch später in meiner Werkstatt in der Friedrich-Ebert-Straße viele Holzarbeiten erledigt“. Soweit die Erinnerungen meiner Frau an den Tischlermeister Becker.

Vieles aus der damaligen Zeit ist erhalten geblieben und vom Besitzer des Klosterhofes, Marco Leppin, pfleglich behandelt und publikumswirksam aufgestellt bzw. angehängt. Es war eine Lust, das alles zu fotografieren:

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Aber auch ein Spinnrad, eine Nähmaschine und Schusterutensilien sind zu sehen:

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Das Firmenschild Töpfermeister Fischer verweist auf ein weiteres Gewerke:

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Weiteres Sehenswertes:

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Und die Wände des zweistöckigen kleinen Gebäudes sind geschmückt mit alten Meisterbriefen. Darunter sind wahre Schmuckstücke:

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Nachdem ich rund 60 Fotos „geschossen“ hatte, fuhr ich schnell mit dem Rad nachhause, um die Fotos auf einen Stick zu überspielen. Den wollte ich dann noch während der Veranstaltung Peter Pusch übergeben, der gerade wieder über einem neuen Buchprojekt sitzt, das sich mit Straßen und Häusern von Neuruppin befassen wird.

So schnell hatte Peter Pusch wohl nicht damit gerechnet, denn ich konnte ihm die Fotos, eingepackt auf einem kleinen Stick, bereits in der Pause der Veranstaltung übergeben.

Und wie es der Zufall wollte, kam ich gerade recht zum zweiten Teil der Veranstaltung. Dr. Peter Schmidt moderierte gekonnt, erfragte bei den vier Handwerksmeistern, Glasermeisterin Ruth Scheerer, Uhrmachermeister Jürgen Hallex, Karosseriebaumeister Wolfgang Hintze und Tapezierermeister Günther Eckart vieles, was sie in ihrer langen Berufslaufbahn sowohl zu DDR-Zeiten als auch in der Zeit nach 1989 erlebt haben. Locker ging es dabei zu und auch die Gefahr, daß einer der „glorreichen Vier“ sich in seinem Erzähl-Eifer nicht mehr bremsen konnte, wurde vom Moderator mit Fingerspitzengefühl gebahnt. So erfuhren die dankbaren Zuhörer viel Wissenswertes und konnten nach einer Besichtigung des Hauses (ich ersparte mir das, denn ich hatte ja schon alles gesehen) befriedigt den gastlichen Ort verlassen. Und sie werden in Zukunft gern mal wieder die Atmosphäre des „Klosterhofes“ genießen. Davon kann man ausgehen.

Peter Grau

 

Weitere Informationen zur „ Gaststätte Klosterhof“ unter:

www.neuruppin-klosterhof.de

 

Informationen über den Historischen Verein unter:

www.historischer –verein-ruppin.de