Kürzlich konnte ich meine 1000. Facebook-Freundschaft besiegeln. Und der Zufall wollte es, daß es eine Persönlichkeit aus einem Gebiet „traf“, in dem ich bisher nur wenig Freunde gesucht hatte. Waren es zunächst vor allem Sportler, kamen zuletzt vor allem Künstler, speziell Maler hinzu. Nun aber wurde ich in einem anderen künstlerischen Bereich pfündig: der Musik. Isabel Santol! Zunächst hatte ich sie vor allem nach ihrem Bild ausgewählt, wie recht oft. Allerdings schaue ich mir auch immer die Info und Chroniken an, und wenn dann dort irgendetwas mich anspricht, versuche ich die Freundschaft einzuleiten.
Bei Isabel Santol lockte mich: Jazzsängerin. Jazz, das ist irgendwie eine Liebe, die immer in mir schlummerte, aber leider sich nicht zur vollen Blüte entfalten konnte. Zu DDR-Zeiten wollte ich meinem Schulfreund Bernd nacheifern, der ein großer Jazzfreund war und ist. Aber es blieb beim Wollen. Zunächst sprach mich der Rock´n Roll an, ein bißchen Elvis, ein bißchen Bill Haley. Danach wechselten meine musikalischen Vorlieben. Aber immer, wenn ich etwas Jazziges hörte, gefiel es mir.
Bei Isabel Santol wurde ich zunächst auf You Tube geleitet und hörte mir einige ihrer Stücke an. Ihre Stimme gefiel mir von Anfang an. Ob „Sentimental Journey“, „Schuhverliebt“, “ Say it with a kiss“, „What´s your story, what´s your jive”, es sprach mich alles an.
Und ich merkte auch sehr schnell, daß sie nicht nur so mal sang, sondern hochprofessionell, und daß sie schon sehr erfolgreich gewesen ist. Um so mehr freute ich mich über unsere Facebook-Freundschaft. Ihre positive Reaktion auf meinen Dank bestätigte mich. Ich versprach ihr, sie bald einmal auf meiner Homepage vorzustellen.
Doch wie nähert man sich einer Persönlichkeit, die man bisher nicht kannte? Das Internet verrät viel, aber nicht alles. Und einen Lebenslauf fand ich nicht. Als Liechtensteinerin wurde sie vorgestellt, vor allem im österreichischen und Schweizer Raum trat sie auf. Und natürlich mit Singles und Alben weit darüber hinaus.
Am einfachsten, so dachte ich mir, wird es sein, mir einige Platten –Cover vorzunehmen und darauf einige Texte zu zitieren. Dann kann man sich schon ein Bild über die Sängerin Isabel Santol machen (die Schauspielerin, die sie auch war und ist, lasse ich hier mal außen vor).
Entsprechend folgen nun drei Passagen zu ausgewählten Stücken:
SAY IT WITH A KISS (2016)
“Say it with a kiss” – oder sing’ es mit einem Song! Isabel Santol, die s(w)ingende Lady aus Liechtenstein, bleibt ihrem Credo und ihrer seit zwei Alben und zwei Singles bewährten Liebe zum Jazz und zum Great American Songbook treu. Der unterkühlte Charme ihrer Stimme trifft bei diesem Swing-Song-Klassiker aus dem Jahre 1937 auf die Top-Crew österreichischer Jazzmusiker. Oliver Kent am Piano, Martin Spitzer an der Gitarre, Joschi Schneeberger am Bass und Paul Clarvis (UK) an den Drums als Rhythmusgruppe, bilden ein Eleganzzentrum, das punktgenau swingt und zum Tanz auffordert. Die Krachledernen bleiben allerdings draußen. Denn wenn dann noch Isabel Santols Stimme mit ihrem Coolness-Faktor zum Kuss auffordert, dann nur, um uns von der Erdenschwere zu befreien und uns in eine schönere Welt zu entführen.
LONDON AFFAIRS (2011)
Welch ein Glück – es war kein One-Night-Stand, kein einmaliger Ausrutscher, mit dem die Sängerin Isabel Santol im Jahr 2008 der Liebe auf den Grund ging. Ihr damaliges Album hieß The Love Recordings (ATS-Records 0669) und bestand aus neun Durchgängen durch das American Songbook, bei denen sie Klassiker der Sehnsucht und Liebe regelrecht dekonstruierte. Zwischen erotischer Coolness und melancholisch anmutender Lebensweisheit changierend, legte sie die ansonsten oftmals von Kitsch überzogenen Songbook-Schmankerln frei und brachte ihren innersten Kern, den der Hingabe an die Liebe, wieder zum Glühen. Dafür gab es ausdrückliches Kritikerlob.
Drei Jahre später zeigt sich nun, wie sehr diese Liebe unter die Haut ging. Die Liebeslieder haben sich zu einer regelrechten Affäre ausgewachsen. Folgerichtig heißt ihr aktuelles, von der Sängerin selbst in England produziertes Album, London Affairs (ATS-Records 0753), und es prickelt hübscher denn je, aufregende 14 mal und über 50 Minuten lang, um genau zu sein! Denn erneut gelingt es Isabel Santol, eigentlich bis zum Überdruss bekannte Klassiker der Songschreiberkunst wie „Puttin’ On the Ritz“, „La Vie En Rose oder “Blue Moon“ wieder hörbar zu machen. Nicht, weil sie radikal neu interpretiert werden. Stattdessen setzt die Sängerin ganz auf die Kraft der Tradition und einer nicht exzentrischen, sondern eher klassisch anmutenden Interpretation.
Dementsprechend hat sich die österreichische Jazzerin Mitmusiker ausgesucht, die in England Höchstachtung genießen: Mit Julian Joseph sitzt ein Mann am Piano, der gleichermaßen Jazz und Klassik in seinem Werk vereinigt. In Großbritannien hat er seit 1991 vier Alben herausgebracht, er spielt mit verschiedenen Bandprojekten, moderierte Jazz-Sendungen für TV und Radio. Sein Spiel trägt die Musik dieses Albums ebenso wie das luftige Miteinander der Rhythmusgruppe mit dem Bassisten Mark Hodgson (u.a. Jamie Cullum, Bill Bruford, Randy Brecker, Matthew Herbert) und dem Drummer Paul Clarvis (u.a. Mick Jagger, Annie Lennox, Terence Blanchard, Michel Legrand, Michael Nyman, Hugh Masekela, The Orb). Das hochkarätige Triospiel steht im Zeichen klanglicher Transparenz, es entstehen spannungsvolle Freiräume, die es der Sängerin ermöglichen, die melodiösen Höhen und Tiefen der Songs mit kristalliner Grazie zu durchmessen.
Wenn das, wie die Sängerin sagt, ihre ‚Jazz Bar Classics‘ sind dann gehören diese so elegant aufbereiteten Standards aber nicht in die Kellerbars, wo Musik nur der Unterhaltung dient. London Affairs gehört in die eleganten Lounges, in denen man statt Beifall zu klatschen leise mit den Juwelen klimpert. (Wer sich dann noch nicht satt gehört hat, kann noch zusätzlich den Cole-Porter-Song „Ev’ry Time We Say Goodbye’ als Bonus Track downloaden!).
Genau so stimmt dann das Gesamtpaket: London Affairs ist der klingende Beweis für die Fortsetzung einer Liebe zu den Perlen der Songschreibekunst mit anderen, bewährten Mitteln.
Harald Justin, Musik-Publizist, Wien, Oktober 2011
LOVE RECORDINGS (2008)
Gibt es perfektere musikalische Kunstwerke als die des Great American Songbooks? Möglicherweise. Aber Isabel Santol liebt sie mehr als alles, diese Songs aus den 20er, 30er und 40er Jahren. So wie Millionen Menschen seit Jahrzehnten diese Lieder lieben, in denen künstlerische Inspiration, Poesie und Handwerk eine glückliche Verbindung eingingen. Tatsächlich können Lieder, die seit Generationen die Gefühlstiefen der Liebe ausloten und immer noch als wahrhaftig erkannt werden, so schlecht nicht sein.
Wer liebt, weiß, was Verlassensein, Untreue und Verrat, Heimlichkeiten und Hass, aber auch Freude, Wärme, Vertrauen, Abschied, Verzeihen und Neuanfangen bedeuten. In Liedern haben diese Gefühle Platz, es ist ihr Ort, den sie sich seit Jahrtausenden nicht nehmen lassen. Was nicht heißt, dass Isabel Santol die Lieder des Great American so singen muss, wie sie seit Jahrzehnten gesungen wurden. Wenn Isabel Santol die uralten Gefühle besingt, so wie sie bei „Lover Man“, „That Old Feeling“ oder „Darn That Dream“ direkt in Hirn und Herz treffen, so bemüht sie nicht die Arrangements von einst. Sie gehorchten natürlich dem Zeitgeschmack von damals, und wer befürchtet, dass es mitunter schwer fällt, die Schönheit der Songs unter damaligen zuckrig bis zickig klingenden Zurichtungen herauszuhören, liegt mit seiner Angst ja nicht unbedingt falsch.
Glücklicherweise hat sich Isabel Santol bei ihrer Neuinterpretation der Standards nicht dazu verleiten lassen, etwa kitschig klingende Violinen lediglich durch modern klingenden Wohlklang, möglicherweise durch Saxophone, auszutauschen. Nein, sie ist einen Schritt weitergegangen. Sie unterzieht, zusammen mit dem Gitarristen Heimo Trixner und dem Drummer Stephan Maass, ihre Lieblingslieder einer Radikalkur der Totalerneuerung. Bis auf den Kern der Kenntlichkeit werden die Songs reduziert und dekonstruiert – und erstrahlen neu im Glanz einer E-Gitarre und ihrer dezenten Effekte, dem gefühlvollen, Akzente setzenden Spiel des Drummers und natürlich dem Gesang von Isabel Santol, der treffend zwischen erotischer Coolness und melancholisch anmutender Lebensweisheit changiert. So wird im getragenen Rhythmus musikalischen Kunstwerken Tribut gezollt, die es wert sind, einmal mehr gehört zu werden – ganz ein Werk der Liebe eben, diese „Love Recordings“.
Harald Justin, Jazz-Journalist, Wien
Sicher muß man sich in die musikalischen Betrachtungen erst einlesen, aber sie geben doch, wie ich denke, die Richtung an, in der Isabel Santol singt.
Dann aber darf und muß man sich der Musik hingeben.
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Und wer genaueres wissen möchte oder einfach seine Meinung der Künstlerin mitteilen möchte, der kann das über: office@isabelsantol.at
Sie (2016)