Mit rund 36.000 Teilnehmern hat dieser Berliner Halbmarathon ungeahnte Dimensionen erreicht. Zwar ist er, gemessen am großen Bruder Berlin-Marathon, in der Öffentlichkeit nicht ganz so bekannt, aber trotzdem hängt mein Herz auch an dieser Laufveranstaltung. Nicht nur deshalb, weil ich selbst 2003 daran teilnahm, sondern auch, weil ich viele Jahre diesen Lauf journalistisch begleitete. Und gerade in diesen Tagen, am 4. April, wurde ich durch Carsten Eich auf seiner Facebook-Seite daran erinnert, daß er 1993 vor nunmehr 25 Jahren in diesem Wettbewerb den noch heute bestehenden deutschen Rekord von 60:34 min aufgestellt hat. Darüber ich damals für die Zeitschrift Leichtathletik geschrieben:
Wer sind seine möglichen Nachfolger? Zuallererst fällt mir da Homiyu Tesfaye ein, der gebürtige Äthiopier und seit vielen Jahren Deutscher. Eigentlich Mittelstreckler, fühlt er sich auch auf den längeren Distanzen zuhause, lief vor einem Monat in Den Haag im Halbmarathon 61:20 Minuten.
Und wie es der Zufall will, läuft er mir an diesem Freitag ( 6. April ) wenige Minuten vor der Pressekonferenz zum Berliner Halbmarathon im Hotel Intercontinenal „vor die Füße“. Aus etwas fünf Metern lächelt er mir zu – er ist meistens so freundlich -, und ich merke, daß er mich wiedererkennt, obwohl wir uns doch länger nicht gesehen haben. Schnell ein Foto „geschossen“, ohne Blitzlicht und leicht verwaschen, aber nachher werden die Fotos besser.
Für mich sind solche Pressekonferenzen immer auch deshalb interessant, um „alte“ Kollegen wiederzutreffen und uns gemeinsam zu freuen: Hurra, wir leben noch! Diesmal sind es die beiden Mildes, Vater Horst und Sohn Mark, Thomas Steffens, Jörg Wenig, Philip Häfner und Wolfgang Weising. Mehr sind es nicht, leider. Aber so ist der Gang der Zeit.
Zuspruch findet die Pressekonferenz im Raum Schöneberg trotzdem und unterhaltsam wird sie wie immer, auch wenn ich leider nicht jedes Wort verstehe. Zum einen „flüstern“ die Akteure vorn oft nur – eine positive Ausnahme ist Mark Milde -, und zum anderen läßt mein Hörvermögen doch nach.
Urs Weber (links), dessen Beiträge ich aus verschiedenen Laufzeitschriften kenne, moderiert, spricht mit Jürgen Lock vom SCC Events GmbH über die allgemeinen Themen des kommenden Laufes.
Einiges zu sagen hat auch der Sportliche Leiter Mark Milde:
Ich aber bin nun damit beschäftigt, die einzelnen Läufer abzulichten:
Homiyu Tesfaye:
Philipp Pflieger:
Gesa Felicitas Krause:
Und dann nochmals alles zusammen und in Grüppchen:
Es folgt ein kurzer Plausch mit Thomas Steffens (links), der nebenher mit der Pressemitteilung beschäftigt ist und sich mit Jürgen Lock austauscht:
Einige Stunden später lese ich im Internet die folgende Pressemitteilung des SCC Events GmbH:
Berliner Halbmarathon am Sonntag: Homiyu Tesfaye plant Rekordjagd, Gesa Krause für Überraschung gut
06.04.2018
Top-Athleten des Berliner Halbmarathons: Melat Kejata, Philipp Pflieger, Richard Mengich, Homiyu Tesfaye, Gesa Felicitas Krause (von links)
Deutsche Läufer haben beim hochklassigsten und größten nationalen Halbmarathon am Sonntag deutlich bessere Chancen, als das zuletzt der Fall war. Während Läufer aus Kenia und Äthiopien einmal mehr als Favoriten beim 38. Berliner Halbmarathon an den Start gehen, sind vor allen Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) und Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) für Überraschungen gut.
Bei den Männern kommen die Favoriten aus Kenia: Mit Gilbert Masai und Richard Mengich treffen dabei die Sieger der vergangenen beiden Jahre aufeinander. Masai geht als Titelverteidiger ins Rennen, sein kenianischer Landsmann Mengich gewann den Berliner Halbmarathon 2016. „Ich habe gut trainiert, nachdem mich im vergangenen Jahr ein Ermüdungsbruch im linken Bein zurückgeworfen hat. Am Sonntag will ich gewinnen“, sagte Richard Mengich. Ein kenianischer Newcomer gehört ebenfalls zu den Favoriten: Erick Kiptanui gewann sein Halbmarathon-Debüt in Lissabon im März in flotten 60:05 Minuten.
Auch Homiyu Tesfaye will vorne mitlaufen. „Richard Mengich wird es nicht leicht haben, wenn er gewinnen will“, sagte der aus Äthiopien stammende 1.500-m-Spezialist, der bereits vor einem Jahr beim Berliner Halbmarathon als Siebenter in 62:58 Minuten überrascht hatte. „Das war gar nicht so gut im letzten Jahr, dieses Mal bin ich besser vorbereitet“, sagte Homiyu Tesfaye, der sich im März in Den Haag auf starke 61:20 steigerte und nun am Sonntag in Berlin den deutschen Rekord ins Visier nimmt. „Mein Ziel ist es, diesen Rekord zu brechen.“ Die Bestmarke hatte der damalige Leipziger Carsten Eich beim Berliner Halbmarathon vor 25 Jahren aufgestellt. Er gewann 1993 das Rennen in 60:34 Minuten, was damals sogar ein Europarekord war. Mit Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) ist ein zweiter deutscher Topläufer am Start, der gut in das Wettkampfjahr 2018 gestartet ist. „Ich habe zuletzt gut trainieren können und will mich am Sonntag weiter steigern“, sagte der 30-Jährige.
Im Rennen der Frauen startet mit Kejeta Melat eine Läuferin, die vor kurzem sehr gute Form zeigte: Die Äthiopierin, die für Grün-Weiß Kassel startet und in Deutschland lebt, ist die einzige Läuferin im Feld, die eine Bestzeit von unter 70 Minuten aufweist (68:41). „Ich habe gut trainiert und hoffe, dass das Wetter gut ist“, sagte Melat. Einen zweiten Anlauf nimmt beim Berliner Halbmarathon Gesa Krause. Europas beste Hindernis-Läuferin hatte sich vor einem Jahr in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) schon einmal an den 21,0975 km versucht, kam dort jedoch nicht ins Ziel. „Ich freue mich, dass ich wieder in Berlin laufen kann – wenn auch auf einer ungewohnten Strecke. Deswegen ist es schwer, eine Zeitprognose abzugeben. Aber ich bin in Topform“, sagte Gesa Krause, die erst am Freitagmorgen aus einem Trainingslager in Südafrika direkt nach Berlin kam. Wenn die Hindernis-WM-Dritte von 2015 ihr Potenzial auch nur halbwegs auf den Halbmarathon übertragen kann, kann sie am Sonntag eine gute Rolle spielen.
Hilfreich ist für Gesa Krause, dass mit Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) eine Trainingspartnerin und Freundin im Rennen ist. Nachdem sie vor einem Jahr beim Berliner Halbmarathon ihre persönliche Bestzeit um 30 Sekunden verpasst hatte, will Heinig es dieses Mal besser machen. 72:55 Minuten war sie vor zwei Jahren in Barcelona gelaufen. In Berlin plant die 28-Jährige eine deutliche Steigerung.
Ausgewählte Topläufer mit Bestzeiten
Männer:
Gilbert Masai KEN 0:59:31
Richard Mengich KEN 0:59:35
Erick Kiptanui KEN 1:00:05
Noah Kigen KEN 1:00:25
Vincent Kipchumba KEN 1:00:32
Simon Tesfaye ERI 1:01:00
Homiyu Tesfaye GER 1:01:20
Zouhair Talbi MAR 1:02:00
Suttoali Khoarahlima LES 1:02:04
Evans Kurui KEN 1:02:08
Emmanuel Kiprono KEN 1:02:56
Birhanu Addisie ETH 1:03:20
Philipp Pflieger GER 1:03:44
Frederick Kipkosgei KEN Debüt
Frauen:
Kejeta Melat ETH 1:08:41
Maryanne Wangari KEN 1:10:13
Eunice Kioko KEN 1:10:31
Maja Neuenschwander SUI 1:10:46
Anne-Mari Hyryläinen FIN 1:11:10
Martina Strähl SUI 1:11:50
Neheng Khatala LES 1:12:46
Katharina Heinig GER 1:12:55
Gesa Felicitas Krause GER – – –
Und später sehe ich noch ein hörenwertes Interview, welche Urs Weber nach (oder vor) der Pressekonferenz mit den deutschen Hauptakteuren führte.