Archiv für den Tag: 9. März 2018

Die Hallenweltmeisterschaften der Leichtathleten in Birmingham: Viel Stimmung in der Halle, wenig Resonanz in Deutschland

Ivi acht

Foto: Olaf Brockmann

Traurig bin ich,  daß die stimmungsvollen Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten im britischen Birmingham so wenig in Deutschland ankamen. Ich habe während der vier Tage ( 1.-4. März 2018) und auch danach mich in meinem Bekanntenkreis umgehört und stieß überall auf Unwissenheit. Man hatte einfach nichts davon mitbekommen.

Sicher war daran mit Schuld, daß das öffentlichen Fernsehen nur kurze Sendungen brachte, aber verständlich war das auch, denn nur rund 20 deutsche Leichtathleten fanden den Weg auf die Insel. Zwar konnte man überall nachlesen und hören, daß alles auf den Sommer ausgerichtet sei, daß alle sich vor allem auf die Europameisterschaften im Freien in Berlin vorbereiten würden. Doch gerade die drei Medaillengewinner David Storl (Silber, Kugelstoßen), Mateusz Przybylko (Silber Hochsprung)  und Sosthene Moguenara (Bronze, Weitsprung)   werden es nicht bereut haben, unter harten Wettkampfbedingungen die Startmöglichkeit genutzt zu haben.

Ich habe noch nie verstanden, warum die Wettkämpfe in der Halle so wenig Bedeutung haben. Dabei könnte man doch die Gelegenheit nutzen, auch im Winter  das Interesse an der Leichtathletik wachzuhalten und nicht alles dem Wintersport und dem Fußball zu überlassen.

Und zum anderen sind solche Wettkämpfe wie in Birmingham für das Publikum einfach mitreißend, vor allem auch, weil man in der Halle so dicht am Geschehen sitzt.

Dicht am Geschehen war ich auch zuhause am Computer, weil die Titelkämpfe im livestream übertragen wurden, und zwar komplett. Auch einen deutschen Sprecher vermißte ich dabei nicht, denn ich sah ja, was sich abspielte und konnte deshalb auch den englischen Kommentator gut verstehen.

Informiert wurde ich auch über leichtathletik.de,  Silke Bernhart  war direkt am Ort.

Und heutzutage ist es auch üblich, daß man die Live-Ergebnisse auf seinem Computer verfolgen kann. Man ist also hautnah dabei.

Direkt aus Birmingham wurde ich zudem von meinem Wiener Journalistenkollegen Olaf Brockmann informiert, der sich diesmal vor allem an der Silbermedaille der Fünfkämpferin Ivona Dadic erfreuen durfte. (mehr dazu ist unter  http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=11923 ) nachzulesen.

Und am Mittwoch nach der Veranstaltung wurde ich auch in der Wochenzeitung „Leichtathletik“ ausführlich informiert:

Leichtathletik Magazin Birmingham

Was bleibt mir von Birmingham in Erinnerung?  Vor allem, daß Leichtathletik in der Halle sehr unterhaltsam ist.

Und  ich weiß, daß es im Sommer dann auch im Freien ähnlich aussehen wird, wenn im August die Europameisterschaften der Leichtathleten in Berlin stattfinden, im Olympiastadion und im Stadtzentrum.

Peter Grau  

Pan neunzehnEM 2018 Titelbild Kowalski EM 2018 Marathon

Olaf Brockmann: Bejubelte die Silbermedaille der österreichischen Fünfkämpferin Ivona Dadic bei der Hallen-WM in Birmingham

Olaf Brockmann,  der Wiener Sportjournalist, tummelt sich weiterhin bei den internationalen Höhepunkten der Leichtathletik, auch wenn er nun nicht mehr bei der Wiener Kronen Zeitung fest angestellt ist. Aber natürlich darf er weiter für die „Krone“ schreiben. Und er entwickelt sich zum Glücksbringer.

So etwa beim ISTAF Indoor in Berlin, als er vom Sieg des österreichischen Diskuswerfers Lukas Weißhaidinger berichtete (siehe   http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=11455 )

 

Silberglück für Ivona Dadic

Anfang März 2018 weilte er nun bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Leichtathleten im britischen Birmingham, und wieder brachte er der kleinen österreichischen Delegation Glück.

Ivi acht

Schon im Vorfeld hatte er auf die Chancen von Ivona Dadic hingewiesen, hatte die Athletin im Training beobachtet:

Ivi elf Ivi neun

Aber daß es dann so gut klappte, überraschte auch ihn. Entsprechend euphorisch schrieb er am 2. März  abends 21.23 Uhr nach Wien:

Sensationell! Der große Traum wurde wahr! Ivona Dadic eroberte bei der Hallen-WM in Birmingham die ersehnte historische Medaille für Oesterreichs Leichtathletik.

Ivi eins

Im Fünfkampf erkämpfte die WM-Sechste Silber. Im abschließenden 800-m-Lauf war sie vor 6000 Fans zu 2:17,82 Minuten gestürmt und war damit auf insgesamt 4700 Punkte gekommen. Damit mußte sie sich nur Katarina Johnson-Thompson (Gb/4750) geschlagen geben. Jubelnd absolvierte die Modellathletin die Ehrenrunde – eingehüllt in die rot-weiß-rote Fahne. Danach jubelte sie: „Es ist alles einfach wunderbar!“ Und gedachte auch ihres vor neun Jahren bei einem Motorrad-Unfall tödlich verunglückten Bruders Ivan, dem sie ihre Silberne widmete.
Mit ihrer Medaille hat Ivona Dadic ein Stück österreichische Leichtathletik-Geschichte geschrieben! Zuvor hatte es für Rot-Weiss-Rot in der Historie der Hallen-Weltmeisterschaften seit 1987 nur vier Mal Edelmetall gegeben – und zwar Silber durch Klaus Bodenmüller im Kugelstoßen 1991 in Sevilla, jeweils Silber durch Steffi Graf über 800 m 2001 in Lissabon und 2003 in Birmingham sowie 200-m-Bronze durch Karin Mayr 2004 in Budapest.
Kein Wunder, daß der Jubel im kleinen österreichischen Leichtathletik-Lager in der Birmingham Arena grenzenlos war! Ivi, die auch von ihren Eltern (die vor Freude weinten), ihrem Freund und zwei weiteren Freundinnen angefeuert wurde, gewann damit in ihrer noch jungen Karriere im dritten Jahr in Folge ihre dritte internationale Medaille. 2016 war sie EM-Dritte im Siebenkampf in Amsterdam und im Vorjahr Zweite bei der Hallen-EM im Fünfkampf in Belgrad. „Ich bin in allen Disziplinen konstanter geworden“, faßte die von Philipp Unfried maßgeblich betreute Athletin ihren Sensations-Erfolg von Birmingham zusammen. Auch wenn mit Nafi Thiam (Bel), Olympiasiegerin 2016 und Weltmeisterin 2017 im Siebenkampf, sowie Europameisterin Anouk Vetter (Ned) zwei Top-Athletinnen in diesem WM-Fight fehlten, kann dies ihren Triumph natürlich nicht schmälern. Dadic, eine perfekte Wettkampfathletin, hat die Gunst der Stunde in Birmingham, dem Mekka der weltweiten Hallen-Leichtathetik, einfach genutzt.

Ivi sechs Ivi fünf Ivi vier Ivi sieben
In der Morgen-Session hatte sie den Grundstein zu ihrer Medaille gelegt. Über 60 m Hürden begann sie mit einer persönlichen Bestzeit von 8,32 Sekunden (zuvor 8,39), dann ließ sie 1,82 m im Hochsprung folgen und legte im Kugelstoßen mit 14,27 m eine zweite persönliche Bestleistung drauf. Zum Auftakt der Abendsession trumpfte sie im Weitsprung auf: Zweimal flog sie auf 6,29 m, dann sogar auf 6,40 m – nur einen Zentimeter hinter ihrem persönlichen Rekord zurück. Damit lag sie vor dem abschließenden 800-m-Lauf schon auf dem Silberplatz.
Ivi dankte in Birmingham nach Silber vor allem auch ihrem ganzen Team: „Seit einem Jahr habe ich dieses Team aufgebaut. Jetzt weißt du, warum alle Trainer mit dabei waren“, lachte sie. Neben Unfried (Spezialist für die 60 m Hürden) waren dies Inga Babakowa (Hoch), Wolfi Adler (Weit und 800 m) sowie Klaus Moser (Kugel).

Der Traum wurde wahr!

Ivi drei Ivi zwei