Solch eine Reaktion wünscht man sich, wenn man eine Geschichte ins Internet stellt. Vor einigen Tagen habe ich mein Einstundengespräch mit Ex-Hürdensprinter Dietmar Koszewski in verkürzter Form auf meiner Homepage unter „Treffs mit Leichtathleten“ veröffentlicht, garniert mit zahlreichen Aufnahmen aus der „Unterwelt“.
Über Facebook angekündigt, klickten anfangs vor allem meine Facebook-Freunde an, weil sie eine Benachrichtigung bekommen hatten, also von der Veröffentlichung wußten. Aber nach kurzer Zeit kam plötzlich ein Strom von mir bisher unbekannten Leuten… Woher kam dieser Strom?
Ich brauchte nicht lange, um das kleine Geheimnis zu lösen. Das waren alles Taucher, die bereits auf der Tauchbasis von Dietmar Kosczewki im ägyptischen Safaga gewesen waren. Eine von ihnen, Manuela aus der Schweiz, schrieb mir: „ Ja, ich kenne Dietmar vom Tauchen und wußte natürlich von seinen sportlichen Erfolgen. Aber nicht so im Detail, und das fand ich nun spannend. Es ist ja immer etwas anderes, wenn man jemanden persönlich kennt“. Und Dietmar hatte sie kennengelernt, weil sie einige Zeit auf seiner Tauchbasis „Freedom Divers Safaga“ gearbeitet hat. Als ich ihr schrieb, daß ich lieber solche Geschichten verfasse, lieber Positives kommentiere, schrieb sie mir zurück: „ Ich denke ebenso, mag die schönen Dinge. Vom Negativen bekommt man genug zu hören und zu sehen, und ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch. Mein Glas ist immer halb voll und nicht halb leer.“
Archiv für den Monat: März 2016
Die Busses – zwei Boykottschicksale
Für meine Homepage habe ich in den vergangenen zwei Wochen mit zwei Leichtathleten gesprochen, die beide den Nachnamen Busse tragen und in Bezug auf Olympia ein ähnliches Schicksal erleiden mußten.
Andreas Busse (Jahrgang 1959) ist Mittelstreckler mit einer Bestzeit von 1:34,10 min über 1500 m gewesen. Der gebürtige Dresdner lebte bis zur Wende in der DDR und wohnt jetzt in Karlsruhe.
Jochen Busse (Jahrgang 1954) ist Weitspringer mit einer Bestweite von 8,12 m gewesen, gebürtiger Duisburger, dann lange in Köln lebend und nun nach Neuruppin im Land Brandenburg umgezogen.
Ihre beiden Lebensverläufe werde ich in der nächsten Zeit auf meiner Homepage bringen.
Doch vorab eine Übereinstimmung, die traurig stimmt und zum Nachdenken anregt.
Politischer Boykott von Olympischen Spielen
Andreas Busse, der Dresdner, nahm 1980 an den Olympischen Spielen in Moskau teil. Damals boykottierten die USA und einige ihrer Verbündeten, so auch die Bundesrepublik, die Spiele. Andreas Busse hatte damit einige Konkurrenten weniger, aber viel beschäftigt wird er sich mit dem Thema wohl nicht haben. Im Vordergrund stand sein eigener Auftritt. Damals konnte er sich nicht vorstellen, wie nah ihm selbst mal ein Boykott kommen würde.
Vier Jahre später, 1984, war Andreas Busse so schnell wie noch nie, und für die Olympischen Spiele in Los Angeles nominiert. „Ich war im bulgarischen Plowdiw im Trainingslager, als der Trainer uns den Boykott mitteilte. Da brach bei mir eine Welt zusammen. Dabei waren wir ein Jahr zuvor im Rahmen des Länderkampfes USA-DDR schon mal in Los Angeles gewesen, kannten also die Wettkampfanlagen und das olympische Dorf in der „University of Southern California“.“
Da war es dann nur ein schwacher Trost, als seine beste Jahresleistung, die in Potsdam erzielten 1:34:10 min über 1500 m, mit dem Ergebnis von Los Angeles verglichen wurden und für ihn ein dritter Platz errechnet wurde. „Ich war für die DDR nun Bronzemedaillengewinner, bekam den Vaterländischen Orden in Bronze und durfte nach Kuba fahren.“
Wie aber sah das bei Jochen Busse aus?
Für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau war er nominiert worden und bereits komplett eingekleidet. Dann entschied sich die Bundesrepublik für den Boykott. Die Enttäuschung war natürlich groß. Als kleines Trostpflaster wurde eine Alternativveranstaltung in Philadelphia (USA) organisiert. Die Ergebnisse wurden, ähnlich wie bei dem anderen „Busse“, mit denen von Olympia verglichen und danach ein sechster Platz ausgerechnet. „Dafür bekam ich dann eine bescheidene Prämie und eine Reise für 14 Tage nach Vancouver/Kanada.“
1984 wurde zwar Olympia wieder boykottiert, aber nun vom Ostblock. Jochen Busse hätte also starten dürfen. Von den Leistungen her machte er sich auch große Hoffnungen. In den Jahren zuvor hatte er sich konstant in Bereichen über 8 m bewegt und auch 1984 lief für ihn gut. Er wurde deutscher Meister, schaffte die Norm für Olympia und wurde doch nicht mit nach Los Angeles genommen. „ Ich war 30 Jahre und sie haben mir gesagt, daß ich zu alt sei.“
Zwei Schicksale von zwei Ex-Leichtathleten, deren Lebensumfeld sehr verschieden war, die aber von einem politischen Boykott, dem sie hilflos ausgeliefert waren, gleichermaßen getroffen wurden.
Peter Grau
Dietmar Koszewski: Vom Hürdenwald zur Tauchbasis
Der Berliner Dietmar Koszewski gehörte in den 90er Jahren zu den führenden deutschen Hürdenkurzsprintern. Regelmäßig lieferte er sich u.a. mit Florian Schwarthoff packende Kämpfe über den Hürden.
Seine größten Erfolge waren der siebente Platz bei der WM 1993 in Stuttgart, der Studentenweltmeistertitel 1993 in Buffalo und der dritte Platz bei der Europameisterschaft 1990 in Split.
Dietmar Koszewski ist Diplomphysiker, Diplomingenieur für Luft-und Raumfahrttechnik und außerdem Diplomsportwissenschaftler. Seit 2002 arbeitet er dort, wo andere Urlaub machen: in Port Safaga in Ägypten. Dort ist er Miteigentümer einer Tauchbasis.
Anfangs der blaue Judo-Gürtel
Wie aber ist Dietmar Koszewski überhaupt zur Leichtathletik gekommen? Wie viele Jungs spielte er in seiner Kindheit Fußball, fand aber nur wenig Gefallen daran. Schon mehr Spaß machte es ihm beim Judo, wo er es bis zum blauen Gürtel brachte. Nur braun und schwarz fehlten ihm dort. Er probierte Vollkontakt-Karate, schnupperte ins Turnen hinein und kam dann zur Leichtathletik, zum SC Charlottenburg. Dort fühlte er sich beim Mehrkampf in einer großen Gruppe unter Trainer „Robbi“ >Kruse sehr wohl, gewann auch seinen ersten deutschen Jugendmeistertitel. Weniger Glück hatte er 1986 bei den Juniorenweltmeisterschaften, als er wegen eines Muskelrisses im Weitsprung aufgeben musste. Die Verletzungen häuften sich und außerdem hatte er große Schwächen in den Würfen.
Der Wechsel zum Hürdensprint
So wechselte er schließlich zu seiner Schokoladendisziplin, dem Hürdensprint . „Hürdenlauf ist technisch sehr anspruchsvoll, verlangt nicht nur Maximalkraft und Schnelligkeit, sondern auch koordinative Fähigkeiten, Technik und ein allgemeines Bewegungsverständnis,“ sagte er 1994 in einem Interview in der Zeitschrift „Leichtathletik“.
Dietmar Koszewski wechselte damals nicht nur die Disziplin, sondern auch den Trainer. Von nun an betreute ihn in Berlin Frank Hensel, der heutige Generalsekretär des DLV.
1988 wurde Dietmar Koszewski Zweiter bei der DM, erreichte mehrmals die Norm für die Olympischen Spiele. Warum er nicht nach Seoul mitgenommen wurde, weiß er bis heute nicht. Es war für ihn eine große Enttäuschung, aber trotzdem dachte er nicht ans Aufhören. Und bald ging es im neu gegründeten LAC Halensee Berlin wieder voran.
Erster deutscher Meistertitel
1989 holte er sich den ersten Titel bei den Männern, bezwang dabei erstmals Florian Schwarthoff. „ Ich war vorher immer Zweiter, hatte mich zeitweise schon damit abgefunden. Aber jeder möchte gewinnen. Doch trotz unserer Konkurrenz verstanden wir beide uns sehr gut, haben viel miteinander erlebt, und diese Freundschaft hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.“
Auch international ging es voran. 1990 ließ er in der Bestzeit von 13,41 s mit der unerwarteten Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in >Split aufhorchen.
Doch 1991 folgte bei der WM in Tokio ein Rückschlag, als er schon im Vorlauf ausschied. Und bei den Olympischen Spielen von Barcelona kam im Halbfinale das Aus. Doch auch aus diesen Tiefs kämpfte er sich wieder heraus.
Im WM-Finale von Stuttgart
Das Jahr 1993 konnte sich sehen lassen. Zunächst holte er sich den Hallenmeistertitel in Sindelfingen, bei Zeitgleichheit mit Florian Schwarthoff. Und auch der Titelgewinn bei der DM im Freien in Duisburg war Koszewski nicht zu nehmen.
Der Erfolg bei der Universiade in Buffalo stärkte sein Selbstvertrauen weiter. Bei der WM in Stuttgart war er schon im Vorlauf in 13,52 s so schnell wie noch nie in einem internationalen Wettkampf. Im Endlauf blieb er dann nicht fehlerfrei, aber für seinen siebten Rang konnte er sich gemeinsam mit Schwarthoff, der Fünfter wurde, vom begeisterten Publikum auf einer Ehrenrunde feiern lassen.
Physik, Raumfahrt und Sport
Von da an aber setzte er andere Schwerpunkte, gab der beruflichen Ausbildung mehr Raum. 1985 hatte er an der Technischen >Universität Berlin das Studium begonnen. Da er vielseitig interessiert war, wählte er gleich drei Fächer: Mathematik, Physik sowie Luft-und Raumfahrttechnik. Er hatte in der Schule bereits Leistungskurse für Mathematik und Physik belegt und alles, was mit Fliegen zusammenhängt, faszinierte ihn. Zwei Fächer schloss er ab, durfte sich nun Diplomphysiker und Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik nennen. Gern wäre er auch auf diesem Gebiet beruflich eingestiegen, aber es fehlten die entsprechenden Angebote. So kam ihm der Gedanke, seine Physik-Kenntnisse weiter zu nutzen und ein Lehramt Sport /Physik anzustreben. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sollte sein, in Köln ab 1996 Sport zu studieren. Gleichzeitig versuchte er sich für die Olympischen Spiele 1996 zu qualifizieren. Im entscheidenden Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften im Müngersdorfer Stadion von Köln wurde er aber hinter Florian Schwarthoff, Claude Edorh und Eric Kaiser nur Vierter. Der Zug nach Olympia war damit abgefahren. Und langsam ließ er seine sportliche Laufbahn ausklingen. 1999 hörte er mit dem Hochleistungssport auf.
Sein Sportstudium schloss er ab, war nun auch noch Diplomsportwissenschaftler.
Die Leichtigkeit des Seins beim Tauchen
Und dann vollzog er 2002 einen rigorosen Schnitt in seinem Leben.
„ Ich folgte meiner Passion, dem Tauchen, ging nach Ägypten, um dort unter Wasser meine Ruhe zu finden, Spaß zu haben und anderen das Tauchen beizubringen.“
Tauchen war schon lange sein Hobby. 1988 fing er damit an, und wie es der Zufall wollte, lernte er das Tauchen im ägyptischen Safaga am Roten Meer, dort, wo er nun seine Tauchbasis betreibt. Doch bis dahin sollten noch einige Tauch-Jahre ins Land gehen. „Ich war zum Tauchen in den USA, in Indonesien, Thailand, Malaysia, auf den Philippinen u.s.w.“
Und die Anfangsfreude erlosch nicht. „Ich genoss nicht nur die Ruhe, sondern auch das Schweben und das Gefühl von Wasser auf der Haut“, drückt er es aus. „ Über Wasser sind wir an den Luftdruck, an den Wind u.s.w. gewöhnt. Unter Wasser ist das etwas anderes: Ich atme durch meine Lunge ein, erzeuge Auftrieb und empfinde dann eine Leichtigkeit. Gleich wie schwer man ist, unter Wasser bekommt man ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Und das begeistert mich.“
Viele bunte Fische
Begeistert ist Dietmar Koszewski natürlich auch von dem, was er unter Wasser sieht. Seine Kurzformel: vbF und svF. Das bedeutet: Viele bunte Fische und sehr viele bunte Fische. „ Und wenn die Fische, egal ob groß oder klein, Dich sehen wollen, dann siehst Du sie auch“, schwärmt er. „Mich fasziniert die extreme Vielfalt hier im Roten Meer. Und die Leichtigkeit des Seins und die Ruhe und die Entspanntheit, die
man dort haben kann.“
Eine eigene Tauchbasis
Nach Safaga kam er also 2002 wieder, und zwar zunächst als Angestellter. Heutzutage hat er gemeinsam mit den drei Ägyptern Moumen, Ahmed und Essa eine eigene Tauchbasis mit dem klingenden Namen Freedom Divers –Diving Center ( übersetzt in etwa: Die Freiheit des Tauchens – Tauch-Zentrum).
Von links: Dietmar Koszewski, Moumen Nabata und Ahmed Nabata.
Das Konzept umreißt er so: „ Wir geleiten Touristen durch die Unterwasserwelt und bringen sie sicher wieder zurück. Und wir zerstören die Umwelt nicht. Ich empfinde das als eine sehr wertbringende Tätigkeit. Seit mittlerweile 14 Jahren bewege ich mich also im Bereich der Erwachsenenbildung oder Weiterbildung, und es macht mir immer noch sehr viel Spaß.“ Er ist damit gewissermaßen doch noch ein „Lehrer“ geworden, wenn auch anders als damals in Köln angedacht.
Dietmar Koszewski, der über das Internet einen intensiven Draht zur Welt und speziell zu Deutschland hat, ist natürlich über die Sorgen informiert, die seine Kunden plagen. Sorgen, ob Ägypten ein sicheres Reiseland sei. „ Ich hatte in den letzten sieben Jahren kein schlechtes Gefühl, meinen Gästen zu sagen: kommt jetzt hierher. Ich würde mir nur dann Gedanken machen, wenn die „Deutsche Lufthansa“ keine Linienflüge mehr nach Kairo anbieten würde. Aber das ist sogar in den turbulenten letzten fünf Jahren des „Arabischen Frühlings“ nicht der Fall gewesen. Sie ist immer nach Kairo geflogen. Erst wenn das nicht mehr so ist, überlege ich, wie ich schnell aus diesem Land herauskomme.“
Auch diesmal, im Jahre 2016 im Februar, hatte er ein sicheres Gefühl, als er geschäftlich nach Deutschland flog, um die Bootsmesse in Düsseldorf zu besuchen. Und man konnte wieder mit ihm plaudern, über die alten Zeiten im Hürdenwald und die neue Zeit unter Wasser.
Peter Grau
Bei einem Abstecher in Nepal auf einer Höhe von 6.473 Metern
Lesenswertes über Neuruppin und Umgebung
Peter Pusch, Neuruppiner Urgestein und Geschichtskenner, hat seit Sonntag (6. März) endlich seine eigene Homepage im Netz. Endlich, weil er schon lange den Wunsch hatte, und endlich, weil es in Zusammenarbeit mit Ulrich Bredow nun gelang.
Unter www.regionalverlagruppin.magix.net ist sein Werk zu bestaunen.
Peter Pusch hatte gemeinsam mit seiner Frau 1990 den Regional-Verlag Ruppin gegründet und seitdem diverse heimatgeschichtliche Publikationen veröffentlicht. Außerdem produzierte er für andere Firmen diverse Materialien.
Auf seiner Homepage nimmt der Kreiskalender einen breiten Raum ein. Diesen Kreiskalender hat Peter Pusch von 1991 bis 2015 herausgebracht. Das war viel mehr als ein gewöhnlicher Kalender. Es bildet nun ein Nachschlagewerk zur Geschichte des Landkreises Ostprignitz-Ruppin und zu Neuruppin und Umgebung. Eine Reihe von Kreiskalendern ist heute noch käuflich zu erwerben. Entsprechende Angaben kann man auf der Homepage nachlesen.
Und auch die Festschrift zu „ 650 Jahre Ersterwähnung der Neuruppiner Lateinschule“ und die bisher aktuellste Produktion, das Buch „Neuruppin Das Album“ ist noch verfügbar.
Aber zur Ruhe setzen will sich Peter Pusch nicht. Deshalb kündigt er als nächstes Projekt auf seiner Homepage an, in diesem Jahr das Buch „ Neuruppin – Straßen, Häuser, Namen“ zu erarbeiten und bis zum 20. November 2016 fertigzustellen.
Und auch für seine Homepage plant er noch einiges. Wie sagt man doch so schön: Aller Anfang ist schwer. Nun, da endlich die Tücken der „Technik“ überwunden wurden, kann sich Peter Pusch wieder mehr mit Inhalten befassen.
Werbung in Wort und Bild für Neuruppin und Umgebung
Im April 2015 hatte sich unser Trio, Ulrich Bredow, Peter Pusch und ich, zusammengesetzt , um Pläne für eigene Seiten im Internet zu schmieden. Zuerst kam meine Homepage ins Netz, allerdings mit Berliner Hilfe. Und nun haben es auch meine beiden Mitstreiter geschafft, Ulrich Bredow und Peter Pusch.
Ulrich Bredow ist mit seiner Homepage www.rhinfilm.de im Internet.
Ulrich Bredow, ein gebürtiger Berliner, lebte lange in Mönchengladbach und wählte sich dann eine neue Heimat: „ Das konnte nur Neuruppin sein, für mich die interessanteste Stadt Brandenburgs. Mein großes Interesse gilt der Geschichte Brandenburg-Preußens“, so schreibt er auf seiner Homepage zur Einführung. „Im weitesten Sinne, von Heimatkunde bis Architekturgeschichte, aber auch Natur, Land und Leute, wie Fontane sie beschrieben hat. Das kann ich nun hier verbinden mit Fotografie und Filmen.“
Einen Film über Neuruppin hat er bereits produziert, unter dem Titel: Neuruppin, Fontane mag’s nicht!? Zu erwerben ist die DVD für nur 10 Euro.
Mit seiner Website möchte er nicht nur eigene Produktionen vorstellen, sondern mit Fotos und Videoclips an Neuruppin und dem Ruppiner Land ein noch größeres Interesse wecken.
Der Name rhinfilm basiert auf dem 129 km langen Fluß Rhin.
Auf den Spuren des Leipziger Marathons
Am Sonntagvormittag vor einer Woche (28.2.) wollte ich erkunden, wo ich vor über 30 Jahren in Leipzig Marathon gelaufen bin. Mein Hotel lag günstig, denn nach nur zwei Kilometern war ich auf dem Schleußiger Weg schon ganz nahe an der Strecke, so dachte ich. Von der Brücke aus fotografierte ich die Elster, die ruhig dahinfloß.
Wie gerufen kamen da zwei Damen dahergelaufen. Freundlich waren sie über die Maßen, als ich sie fragte, ob hier vielleicht vor 30 Jahren ein Marathon stattgefunden habe. „ Ja, meinten sie, aber, schade, daß unsere Männer nicht hier sind, denn die könnten mehr erzählen, weil sie damals auch gelaufen sind“. Eine der Damen fügte noch hinzu: „ Ich habe lange in Berlin gelebt, bin nun Sächsin geworden“. Die Freundlichkeit dieses Menschenschlages hat sie wohl schnell angenommen.
Die zwei freundlichen Läuferinnen laufen weiter.
Weiter auf der Suche sah ich in der Ferne das Hauptgebäude der Galopprennbahn Scheibenholz.
Die Galopprennbahn Scheibenholz
Ich konnte mich gut erinnern, daß der Marathonkurs damals dort vorbeiging. Aber wo führte er wirklich entlang? Wie gerufen kam ein alteingesessener Leipziger des Weges. „Ich war zwar damals nicht dabei, aber ich kann etwas zur Entwicklung der Stadt seit der Wende erzählen,“ erklärte er. Und dann war er kaum zu stoppen in seinem Redefluß. „ Leipzig war früher ein Industriezentrum. Nach der Wende brachen viele Betriebe weg, die Arbeitslosigkeit war hoch. Doch wir rappelten uns wieder auf, und heute können wir stolz sein, was aus der Stadt geworden ist. „ Und auch in diesem Viertel in der Südvorstadt, wo ich gerade geparkt hatte, sahen die Häuser schmuck aus, ganz wie später bei meinem Kurztripp in der Innenstadt (siehe Spaziergang durch die Leipziger Innenstadt).
Weiter also Richtung Clara-Zetkin-Park, dort, wo wir damals etliche Runden drehten.
Ich knipste munter vor mich hin und bedauerte, daß ich die wenigen alten Bilder von damals zuhause gelassen hatte. So konnte ich erst später vergleichen.
Die Straßenkreuzung Karl-Tauchnitzstraße /Telemannstraße
Weiter auf einem Asphaltweg dicht an der Galopprennbahn (das muß der Rennbahnweg gewesen sein, stellte ich später fest)
Zuhause nahm ich das Foto vom Marathon 1983 zur Hand, auf dem ich 50 Meter vor dem Ziel im Rennbahnweg zu sehen bin und den Läufer vor mir noch unbedingt überholen will.
Und war mir nun sicher, daß ich 33 Jahre danach auf der richtigen Spur gewesen bin.
Das Ziel hatte ich also, doch nun wollte ich auch etwas vom Rundkurs im Clara-Zetkin-Park sehen. Doch da wird das Erinnern schwieriger.
Einfach ist es noch, das Hauptgebäude der Galopprennbahn zu finden, was ich ja schon aus der Ferne gesehen hatte. Wie mein Leipziger mir vorhin erzählte, war es vor einiger Zeit komplett saniert worden. Und die Pferde laufen auch noch an einigen Renntagen im Jahr.
Doch wo liefen wir Marathonis damals? Erinnern konnte ich mich, daß wir über eine oder zwei Brücken gelaufen sind. Und das sah ich dann auch zuhause auf folgendem Foto:
Die erste Brücke war wohl die, auf der ich ein „Rendezvouz“ mit meinen freundlichen Leipzigerinnen hatte. Aber die zweite Brücke? Also lichtete ich quasi auf Verdacht einige Brücken ab und zwischendurch auch den Ruderachter:
Welche Brücke war es nun? Sicher bin ich nicht. Vielleicht kann mir einer der damals Beteiligten Näheres mitteilen.
Sicher bin ich mir aber, daß wir im Stadtzentrum nahe des Gebäudes der Karl-Marx-Universität (KMU) starteten. KMU war das Kürzel für die Uni und auch der Namensgeber für den Marathon.
Start im Jahr 1983 (Foto: Thomas Härtrich, heute zu finden unter www.norwegenfotograf.de)
Drei Runden im Zentrum folgten, u.a. vorbei am Alten Rathaus.
KMU-Marathon 1984, am Alten Rathaus (Foto: Thomas Härtrich; heute zu erreichen unter www.norwegenfotograf.de)
Im Clara-Zetkinpark wurden acht Runden absolviert. Zumindest war das im Jahr 1983 so, wie es aus meinen Aufzeichnungen hervorgeht:
„ Am 18. Juni war es beim Start um 14 Uhr mit 15-20 Grad etwas zu warm, und deshalb lief ich auch mit Netzhemd. Drei Runden in der Innenstadt folgten acht Runden im Clara-Zetkin-Park. Ab 20 km nahm ich immer alle 4,4 km (so war also die Länge der Runde) etwas Tee zu mir. Außerdem wurden ausreichend Schwämme gereicht. Nach 3:14:41 h war ich im Ziel. Die Zwischenzeiten: 5 km 21:30; 10 km 42:45; 15 km 65:30; 20 km 1:27:30; 25 km 1:52:00; 30 km: 2:16:05; 40 km: 3:03:30.“
Irgendwann an diesem Sonntagvormittag mußte ich meine Suche beenden, denn ich wollte ja noch das Stadtzentrum besichtigen.
Aber diese zwei Stunden reichten aus, um den Atem der Vergangenheit zu spüren. Und ich freute mich, daß heute sehr viele Leipziger wieder laufenderweise den Clara-Zetkin-Park frequentieren.
Bäume am Ruppiner See
Wolf-Dieter Poschmann: „Ich polarisiere gern“
strong>Wolf-Dieter Poschmann interviewt beim 3. ISTAF-INDOOR in Berlin Weitspringerin Alexandra Wester nach ihrem 6,95-m-Sprung.
In der Rubrik „Treffs mit Leichtathleten“ sollen nicht nur eigene Interviews präsentiert werden. So nahm ich gern das Angebot meines Journalistenkollegen Berthold Mertes an, ein Interview mit dem ZDF-Moderator und Leichtathletik-Experten Wolf-Dieter Poschmann wiederzugeben, das im Bonner Generalanzeiger erschien.
Darin äußert sich Poschmann zum Wandel der Sportberichterstattung im Fernsehen, eigenen journalistischen Ansprüchen, Reaktionen im Internet, der Dopingbekämpfung und Barfuß-Auftritten.
26.2.2016 BONN. Vom Rhein ist Wolf-Dieter Poschmann irgendwie nie losgekommen. In Köln geboren, unter anderem für den LC Bonn als Leichtathlet gestartet, hat er in Mainz seine berufliche Heimat gefunden. (Mainz liegt gegenüber der Mündung des Mains am Rhein, P.Gr.).
Nach 30 Jahren ZDF, davon zehn Jahre als Leiter der Hauptredaktion Sport, geht der langjährige Moderator des Aktuellen Sportstudios nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio in den Ruhestand.
Mit dem 64-Jährigen sprachen Berthold Mertes und Hartmut Eickenberg für den Bonner Generalanzeiger.
Herr Poschmann, die Fernsehgemeinde war überrascht bis irritiert, als Sie das ZDF spezial zum Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach barfuß moderierten. Machen Sie das häufiger?
Wolf-Dieter Poschmann: Ich bin halt als Enthüllungsjournalist bekannt und bekomme auch keine kalten Füße, wenn ich über Brisantes berichte… Nein, das war Zufall. Ich habe damit nicht gerechnet, dass meine Füße zu sehen sein könnten und auch nicht, dass Menschen angesichts dieses schwerwiegenden Themas auf solche Petitessen achten. Dass daraus eine solche Welle wurde, ist einerseits amüsant, aber auch bezeichnend für den Zustand unserer Medienlandschaft.
Der Grund interessiert uns aber nun doch.
Poschmann: Der ist ganz banal. Ich hatte neue Einlagen für meine Schuhe bekommen und sollte sie ohne Strümpfe einlaufen. Wir hatten wenig Zeit bis zur Sendung, der Moderationstisch war sehr niedrig, übertrieben gesagt fast Kniekehlenhöhe. Ich bin 1,90 m. Bevor nun wieder hektisch umgebaut wurde, habe ich schnell die Schuhe ausgezogen. Das brachte ein paar Zentimeter. Dass trotz der Blende vor dem Tisch meine Füße zu sehen waren, darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.
Ihr Auftritt war ein Internet-Hit.
Poschmann: Es gab einige Interview-Wünsche, ich wurde gebeten, eine offizielle Erklärung zu formulieren, selbst in einer unserer ZDF-eigenen Sendungen sollte ich die Szene nachspielen und aufklären. Ich habe gefragt, ob ich ihnen den Puls fühlen müsste…..
Da sind wir beim Thema: Wie hat sich die Fernseh-Landschaft mit den Jahrzehnten verändert?
Poschmann: Grundlegend. Als ich vor 30 Jahren beim ZDF angefangen habe, waren es paradiesische Zustände. ARD und ZDF waren allein auf weiter Flur. Wohin wir auch mit unseren Kameras gekommen sind, wir wurden geradezu dankbar empfangen. Wir hatten die Souveränität, unser Programm ausschließlich nach journalistischen Kriterien, nach der Bedeutung der jeweiligen Ereignisse zu gestalten. Das, was man als Angebots-Fernsehen definieren kann.
Das heißt?
Poschmann: Wir haben ein Programm nach unseren redaktionellen Vorstellungen gemacht, ohne groß nach den Wünschen der Zuschauer zu fragen. Es war die hohe Zeit der Magazine, wie dem Sport-Spiegel, der auch hintergründigen, nachdenklichen Geschichten. Auf die Quote wurde kaum Rücksicht genommen, die hatte man. Das hat sich mit dem Aufkommen des Privatfernsehens radikal verändert.
Und heute?
Poschmann: Sind wir ein Nachfrage-Medium. Wir erfragen über Quoten und Umfragen, was die, die uns Gebühren bezahlen, mehrheitlich sehen wollen. Wir sind also in erster Linie Dienstleister. Und die Erkenntnis ist: Live schlägt alles. Nachbearbeitung, Hintergrundgeschichten sind Garnitur. Das Fernsehen heute ist streng erfolgsorientiert, das Selbstverständnis einer Redaktion tritt zunehmend in den Hintergrund, Unterschiede sind kaum noch wahrnehmbar.
Wie sehen Sie die Entwicklung?
Poschmann: Sehr kritisch. Die Konkurrenz auf dem Markt lässt einen schneller wankelmütig werden, auch in seinen eigenen journalistischen Ansprüchen. Man ist geneigt, neuen Tendenzen, Strömungen zu folgen. Es gab Zeiten, als Spielerfrauen auf der Tribüne oder Hobbys der Profis fast wichtiger als der Sport selbst wurden. Darüber haben wir intern heftig diskutiert und uns gefragt: Wollen wir das mitmachen oder wollen wir uns nicht doch unseren Standpunkt, unseren Stil bewahren und ein Mahner bleiben.
Aber Sie haben sich angepasst.
Poschmann: Ja, viel zu häufig, und das finde ich bedauerlich. Die Berichterstattung im Allgemeinen ist braver, geschmeidiger und weniger kontrovers geworden.
Das gilt auch fürs Aktuelle Sportstudio, das Sie 230 Mal moderiert haben. Die jungen Moderatoren sind nett, aber nicht sehr kritisch.
Poschmann: Das sagen Sie. Sie dürfen nie vergessen, Moderation und Kommentierung unterliegen immer auch subjektiven Einschätzungen, es gibt im Grund genommen keine objektivierbaren Kriterien. Jeder muss wissen, wofür er steht: für welche Werte, für welchen Stil. Vielen ist angenehmer, fröhlich und unterhaltsam daherzukommen und kontroverse Themen zu umgehen, das bietet weniger Angriffsfläche. Aber natürlich ist auch relevant, welchen Rahmen eine Redaktion vorgibt und welchen Anspruch sie hat.
Interviews haben Wolf-Dieter Poschmann immer Spaß gemacht. Ob im Fernsehen, bei Straßenläufen oder wie hier beim 3. ISTAF-INDOOR in Berlin, als er mit der nun nicht mehr aktiven Sprinterin Verena Sailer sprach.
Wer hat Sie geprägt?
Poschmann: Dieter Kürten. Er hat mich geholt. Dafür bin ich ihm ein Leben lang dankbar. Als ich als Deutschlehrer kam, war ich begeistert, wie wichtig für Kürten, Harry Valérien oder Wolfram Esser Sprache war und wie sehr sie sich darum bemüht haben, uns zu vermitteln, den Sportjargon nicht zu übernehmen und Klischees zu vermeiden. Das ständige Erinnern an die Verantwortung, die man vor einem Millionenpublikum hat. Auch in dieser Hinsicht war Dieter Kürten ein wunderbarer Lehrmeister. Er sagte: Nur, wenn du dich in deiner Alltagssprache bemühst, sauber zu formulieren, wirst du das auch in einer Live-Sendung, in der du unter Druck formulieren musst, aktivieren können, Rolf Kramer sprach von der „präsenten Prosa“.
Ein missglückter Satz kann in heutiger Zeit im Netz einen Shitstorm auslösen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Poschmann: Wer den Schritt in die Öffentlichkeit wagt, sollte ehrlicherweise niemals die vielen Privilegien vergessen und deshalb auch nicht wehleidig werden. Bedauerlicherweise sind aber Grenzen des Anstands verrutscht, der Ton verroht. Aber klar: Im großen, unergründlichen Netz muss man radikalisieren, übertreiben, beleidigen, um aufzufallen.
Treten Sie in Interaktion mit Usern?
Poschmann: Nein, ich bin weder bei Facebook noch Twitter. Ich habe auch nichts gegen seriöse Kritik, wir dürfen ja nie vergessen, wir kritisieren und bewerten doch selbst permanent Sportler, Trainer, Funktionäre. Wenn Dieter Kürten mich nach einer Sendung mal beiseite nahm und sagte: Pass auf, du bist da auf einem schwierigen Weg, da bin ich sehr hellhörig geworden. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Oder wenn mich Telefonanrufer nach der Sendung darauf aufmerksam machen, dass ich mich gesetzt hätte, bevor meine Gäste Platz genommen hatten. Das sei unhöflich. Ja, das darf man annehmen. Berechtigte und begründete Kritik ist doch auch letztlich hilfreich, und über gut formulierte Verrisse kann ich auch schmunzeln…nach 2 Tagen, versteht sich! …
Sie haben sich mal mit einer Äußerung bei den WM 2009 über die Hammerwerferin Betty Heidler vergaloppiert.
Poschmann: Ich habe gesagt: Wenn man in Marzahn aufgewachsen ist und das unbeschadet überstanden hat, ist man zu allem fähig. Das war eher launig gemeint, hatte aber durchaus den Hintergrund, sich auch mithilfe des Sports in einem nicht unauffälligen Stadtteil durchgesetzt zu haben. Witzig war, dass sie nach der Äußerung deutschen Rekord warf und Silber gewann. Ein Sturm der Entrüstung, der Besser-Wessi war schnell an die Wand genagelt. Nicht das erste Mal, dass ich die Humor-Toleranz überschätzt habe. Leute – es ist doch nur Sport – kommt von „disportare“, zerstreuen….macht Euch locker – bitte !!!
Sie werden 65 Jahre. Sind die Spiele in Rio die Abschiedsvorstellung?
Poschmann: Definitiv. Ein wunderbarer Abschluss. Und langsam ist es ja auch gut, keine Bitterkeit. Ich habe so viel Spannendes und Großartiges erlebt, durfte ein kleiner Teil von großen Sportmomenten sein, habe Generationen von Sportlern kommen und gehen sehen, habe die deutsche Einheit, die im Sport ja irgendwie immer noch nicht richtig vollzogen ist, begleitet. Es fällt mir nicht schwer loszulassen – also jetzt. Wie’s im Oktober ist, weiß ich nicht. Aber dann habe ich Zeit, im Netz richtig abzulästern. ..
Bei den Sommerspielen 2012 in London haben Sie sich bei der Übertragung des 100-m-Finales in bemerkenswerter Weise zum Dopingkampf in Deutschland geäußert: ineffektiv, zu teuer, die wenigen, die erwischt würden, würden dämonisiert. Das klang für einige wie ein Plädoyer für Dopingfreigabe.
Poschmann: Mir ging’s um das Comeback von US-Sprinter Justin Gatlin nach vierjähriger Dopingsperre. In Deutschland gab’s Stimmen, die über seinen Start überhaupt Unverständnis äußerten. Ich habe den Standpunkt vertreten, der Sport dürfe kein rechtsfreier Raum sein. Die deutsche Rechtsauffassung sieht vor, dass ein Mensch, der einen Regelbruch begangen hat, nach Abbüßung seiner Sanktion und Sperre das Recht auf Wiedereingliederung und die Chance auf einen Neuanfang hat, es also keinen Grund gibt, einen ehemaligen Sünder zu dämonisieren.
Gatlin war die eine Seite. Die andere der Vorwurf, Kontrollen bringen nichts.
Poschmann: Aufwand und Ertrag bei den Trainingskontrollen stehen für mich in keinem vernünftigem Verhältnis. Mit einem enorm hohen logistischen, personellen und finanziellen Aufwand und einem für mich unangemessenen Eingriff in die Privatsphäre werden Trainingskontrollen durchgeführt. Die Statistik der Nada beweist jedes Jahr, dass im Verhältnis zu Proben und Kontrollen im Training mehr Dopingfälle im Wettkampf aufgedeckt werden. Wenn man dann die Erkenntnisse der Biochemiker heranzieht, die über mannigfaltige Mittel und Methoden berichten, wie sich die Kontrollen umgehen lassen, wenn man weiß, dass der Anti-Doping-Kampf im Interesse nur weniger Nationen liegt, dann kommen mir Zweifel. Ich halte es für angemessen, das zu äußern.
Der Eingriff in die Privatsphäre wird von vielen Sportlern kritisiert.
Poschmann: Wer Einblick hat in den Ablauf einer Dopingkontrolle, der wird zur Einschätzung kommen, dass das unangemessen ist und gegen die Würde des Menschen verstößt. Dass sich Menschen, nur weil sie Leistungssport betreiben, bei Sportverbänden an- und abmelden und ihren Standort definieren müssen, ist ebenfalls unwürdig.
Also kein Plädoyer für die Freigabe von Doping.
Poschmann: Im Gegenteil. Es ist ein Plädoyer für intelligente, raffinierte und international gleichwertige Maßnahmen.
Dennoch gab es von Seiten der Dopingbekämpfer heftige Kritik.
Poschmann: War ja auch nicht anders zu erwarten. Ich habe wie viele als braver, netter Moderator begonnen. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: Wofür willst du stehen, was ist dein journalistischer Anspruch, was sind deine Werte? Mit der Erfahrung der Jahre und der Kenntnis der Hintergründe habe ich beschlossen, zu benennen, was meiner Meinung nach falsch läuft. Dass ich damit polarisiere, ist mir bewusst. Damit lebe ich gut und gerne.
(Auszüge aus einem am 26. Februar 2016 im „Bonner Generalanzeiger“ erschienenen Interview, geführt von Berthold Mertes und Hartmut Eickenberg. Nachzulesen auch auf der Website der Tageszeitung unter www.general-anzeiger-bonn.de.)
Zur Person
Wolf-Dieter Poschmann (64) wollte nach einem Studium der Germanistik und Pädagogik eigentlich Deutschlehrer werden. 1985 kam er als Hospitant zum ZDF, wurde freier Mitarbeiter und ist dort seit 1993 Redakteur. Der Leichtathletik-Experte, der selbst ein herausragender Langstreckenläufer war, moderierte von 1994 bis 2011 das Aktuelle Sportstudio und war von 1995 bis 2005 Leiter des Hauptsports. Poschmann hat von zahlreichen internationalen Großereignissen berichtet.
Wolf-Dieter Poschmann beim 3. ISTAF-INDOOR im Interview mit Weitspringerin Heike Drechsler
Spaziergang durch die Leipziger Innenstadt
Am vergangenen Sonntag (28.Februar) nutzte ich die vormittägliche Wettkampfpause bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften zu einem Abstecher in die Leipziger Innenstadt. Dabei sah ich Altbekanntes und Neues. Teilweise erinnerten mich die Inschriften der ehemaligen Messehäuser an frühere Messebesuche.
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