Archiv für den Tag: 5. März 2016

Auf den Spuren des Leipziger Marathons

Am Sonntagvormittag vor einer Woche (28.2.) wollte ich erkunden, wo ich vor über 30 Jahren in Leipzig Marathon gelaufen bin. Mein Hotel lag günstig, denn nach nur zwei Kilometern war ich auf dem Schleußiger Weg schon ganz nahe an der Strecke, so dachte ich. Von der Brücke aus fotografierte ich die Elster, die ruhig dahinfloß.

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Wie gerufen kamen da zwei Damen dahergelaufen. Freundlich waren sie über die Maßen, als ich sie fragte, ob hier vielleicht vor 30 Jahren ein Marathon stattgefunden habe. „ Ja, meinten sie, aber, schade, daß unsere Männer nicht hier sind, denn die könnten mehr erzählen, weil sie damals auch gelaufen sind“. Eine der Damen fügte noch hinzu: „ Ich habe lange in Berlin gelebt, bin nun Sächsin geworden“. Die Freundlichkeit dieses Menschenschlages hat sie wohl schnell angenommen.

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Die zwei freundlichen Läuferinnen laufen weiter.

Weiter auf der Suche sah ich in der Ferne das Hauptgebäude der Galopprennbahn Scheibenholz.

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Die Galopprennbahn Scheibenholz

Ich konnte mich gut erinnern, daß der Marathonkurs damals dort vorbeiging. Aber wo führte er wirklich entlang? Wie gerufen kam ein alteingesessener Leipziger des Weges. „Ich war zwar damals nicht dabei, aber ich kann etwas zur Entwicklung der Stadt seit der Wende erzählen,“ erklärte er. Und dann war er kaum zu stoppen in seinem Redefluß. „ Leipzig war früher ein Industriezentrum. Nach der Wende brachen viele Betriebe weg, die Arbeitslosigkeit war hoch. Doch wir rappelten uns wieder auf, und heute können wir stolz sein, was aus der Stadt geworden ist. „ Und auch in diesem Viertel in der Südvorstadt, wo ich gerade geparkt hatte, sahen die Häuser schmuck aus, ganz wie später bei meinem Kurztripp in der Innenstadt (siehe Spaziergang durch die Leipziger Innenstadt).

Weiter also Richtung Clara-Zetkin-Park, dort, wo wir damals etliche Runden drehten.
Ich knipste munter vor mich hin und bedauerte, daß ich die wenigen alten Bilder von damals zuhause gelassen hatte. So konnte ich erst später vergleichen.

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Die Straßenkreuzung Karl-Tauchnitzstraße /Telemannstraße

Weiter auf einem Asphaltweg dicht an der Galopprennbahn (das muß der Rennbahnweg gewesen sein, stellte ich später fest)

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Zuhause nahm ich das Foto vom Marathon 1983 zur Hand, auf dem ich 50 Meter vor dem Ziel im Rennbahnweg zu sehen bin und den Läufer vor mir noch unbedingt überholen will.

KMU-Marathon 1983 50 m vor dem Ziel

Und war mir nun sicher, daß ich 33 Jahre danach auf der richtigen Spur gewesen bin.
Das Ziel hatte ich also, doch nun wollte ich auch etwas vom Rundkurs im Clara-Zetkin-Park sehen. Doch da wird das Erinnern schwieriger.
Einfach ist es noch, das Hauptgebäude der Galopprennbahn zu finden, was ich ja schon aus der Ferne gesehen hatte. Wie mein Leipziger mir vorhin erzählte, war es vor einiger Zeit komplett saniert worden. Und die Pferde laufen auch noch an einigen Renntagen im Jahr.

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Doch wo liefen wir Marathonis damals? Erinnern konnte ich mich, daß wir über eine oder zwei Brücken gelaufen sind. Und das sah ich dann auch zuhause auf folgendem Foto:

KMU-Marathon 1983

Die erste Brücke war wohl die, auf der ich ein „Rendezvouz“ mit meinen freundlichen Leipzigerinnen hatte. Aber die zweite Brücke? Also lichtete ich quasi auf Verdacht einige Brücken ab und zwischendurch auch den Ruderachter:

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Welche Brücke war es nun? Sicher bin ich nicht. Vielleicht kann mir einer der damals Beteiligten Näheres mitteilen.

Sicher bin ich mir aber, daß wir im Stadtzentrum nahe des Gebäudes der Karl-Marx-Universität (KMU) starteten. KMU war das Kürzel für die Uni und auch der Namensgeber für den Marathon.

KMU-Marathon 1983 Härtrich

Start im Jahr 1983  (Foto: Thomas Härtrich, heute zu finden unter  www.norwegenfotograf.de)

Drei Runden im Zentrum folgten, u.a. vorbei am Alten Rathaus.

Leipzig Marathon 1984 Härtrich

KMU-Marathon 1984, am Alten Rathaus  (Foto: Thomas Härtrich;  heute zu erreichen unter www.norwegenfotograf.de)

Im Clara-Zetkinpark wurden acht Runden absolviert. Zumindest war das im Jahr 1983 so, wie es aus meinen Aufzeichnungen hervorgeht:

„ Am 18. Juni war es beim Start um 14 Uhr mit 15-20 Grad etwas zu warm, und deshalb lief ich auch mit Netzhemd. Drei Runden in der Innenstadt folgten acht Runden im Clara-Zetkin-Park. Ab 20 km nahm ich immer alle 4,4 km (so war also die Länge der Runde) etwas Tee zu mir. Außerdem wurden ausreichend Schwämme gereicht. Nach 3:14:41 h war ich im Ziel. Die Zwischenzeiten: 5 km 21:30; 10 km 42:45; 15 km 65:30; 20 km 1:27:30; 25 km 1:52:00; 30 km: 2:16:05; 40 km: 3:03:30.“

Irgendwann an diesem Sonntagvormittag mußte ich meine Suche beenden, denn ich wollte ja noch das Stadtzentrum besichtigen.
Aber diese zwei Stunden reichten aus, um den Atem der Vergangenheit zu spüren. Und ich freute mich, daß heute sehr viele Leipziger wieder laufenderweise den Clara-Zetkin-Park frequentieren.