Archiv für den Monat: Juli 2016

Franka Dietzsch – das Leben nach ihrer sportlichen Karriere

 

Der Diskuswurf ist eine Disziplin mit einer langen Historie, die bis in die Antike zurückreicht. Der Diskuswerfer wurde schon damals als der Inbegriff des Athleten angesehen (mehr dazu bei Wikipedia unter Diskuswurf). Sehr häufig sieht man die  Diskusscheiben werfenden Athleten auch als Bronzestatuen.

Franka Dietzsch Bronzestatue

Aber auch in der Neuzeit ist gerade aus deutscher Sicht der Diskuswurf eine Erfolgsstory. Erst am Freitag (8. Juli 2016) holten sich mit Julia Fischer und Shanice Craft zwei Diskuswerferinnen Silber und Bronze.

Begegnung mit Franka Dietzsch

Lange Zeit dominierte eine Frau die deutsche Diskus-Szene: Franka Dietzsch. Ihr Name hat immer noch einen sehr guten Klang in der Werferfamilie, und deshalb erfreute es mich auch, als ich sie bei den Halleschen Werfertagen am 21. Mai 2016 wiedersehen und sprechen konnte.

Zuletzt hatten wir im September 2009 in Elstal bei Berlin ein Gespräch, damals, als sie sich gerade vom aktiven Leistungssport verabschiedet hatte. Was war seitdem mit ihr geschehen?

Wie immer ist sie gern bereit, mir darüber etwas zu erzählen. Dabei hat sie gerade an diesem Tag und zu dieser Stunde nicht beste Laune. „ Mir geht es gerade nicht so gut, „ sagt sie, die fast wie ein Häufchen Unglück auf einer Bank neben dem Diskusring sitzt. „ Ich bin gerade sehr unzufrieden mit den Auftritten von zwei Athleten, die ich in Neubrandenburg trainiere und die nun nicht die erwartete Leistung gebracht haben.“ Zum einen ist es die gebürtige Rostockerin Lara Kempka (Jahrgang 1997), die in der Altersklasse U20 den 1-kg-Diskus nur auf 47,75 m geworfen hatte und damit Vierte wurde. „ Dabei hat sie schon einige Erfolge zu verzeichnen, war bei den Olympischen Jugendspielen 2014 Dritte und im gleichen Jahr auch deutsche Meisterin. (Zwei Wochen nach unserem Gespräch, am 5. Juni, warf Lara Kempka als Zweite hinter der bekannteren Claudine Vita immerhin 49,29 m weit und einen Tag danach, am 6. Juni, in Leipzig 53,42 m).

Franka klein  zwei finster

Franka Dietzsch, noch etwas finster blickend

Der andere Schützling, welcher Franka Dietzsch gerade Sorgenfalten auf die Stirn treibt, heißt Tim Ader. „Ihn habe ich in diesem Jahr übernommen, er ist ebenfalls schon deutscher Meister in seiner Altersklasse geworden. Heute ist er in einer höheren Altersklasse gestartet, hat mit einem schwereren Diskus (1,75 kg) schwach geworfen. Und ich bin eben nicht damit einverstanden, wie er sich eben präsentiert hat. ( Doch schon einen Tag später rückte er mit dem Sieg mit der 1,5-kg-Scheibe und einer Weite von 58,47 m alles gerade. Und als Lohn folgte später die Nominierung für die U18-EM in Tiflis.)

Frank Dietzsch setzt im Training und Wettkampf hohe Maßstäbe. „ Manches setze ich einfach voraus, und kann dann nicht verstehen, warum man das nicht kann. Manchmal drehe ich schon durch, wenn ich sehe, wie schlecht sie beispielsweise Standwürfe machen“. Ihre Schützlinge, 4 Mädchen und 1 Junge, haben zwar den nötigen Ehrgeiz für den Leistungssport. „ Aber es regt mich auf, wenn es nicht richtig klappt, und wenn mir etwas nicht paßt, dann sage ich es auch und werde auch mal lauter. Aber ich bin auch eine faire Trainerin, und grundsätzlich haben wir ein Superverhältnis“.

Franka klein eins

Franka Dietzsch, wieder lächelnd

Franka Dietzsch ist also seit dem 1. April 2011 als Nachwuchstrainerin für den Diskuswurf und das Kugelstoßen beim SC Neubrandenburg beschäftigt. Doch das ist nur eine nebenberufliche Tätigkeit auf Honorarbasis. „ Hauptberuflich bin ich bei der Deutschen Kreditbank (DKB) tätig“. Sie hat also ihre berufliche Linie durchgezogen. Zu DDR-Zeiten lernte sie Industriekaufmann, war danach bei der Sparkasse in Neubrandenburg angestellt. Nun also die DKB, die ja auch beim Sportsponsoring eine Hausnummer ist.

Was aber macht sie bei der DKB? Die DKB hat in Brandenburg, 60 km nördlich von Berlin ein Schloss: das Schloss & Gut Liebenberg. Die DKB besitzt zwar nicht das Schloß, aber sie hält dort Seminare für Mitarbeiter ab. Und Franka Dietzsch ist auch dabei: „ Ich darf mit ihnen Sport treiben. Entweder mache ich mit ihnen Frühsport oder trainiere abends nach den Seminaren mit ihnen. Seit 2010 bin ich dort und es macht mir Spaß. Zumal ich zur Auflockerung auch aus meiner sportlichen Laufbahn erzähle. Und ab und an führe ich Wochenendseminare durch, in denen ausschließlich Sport getrieben wird.“

Franka Dietzsch ist viel unterwegs. Entweder fährt sie nach Liebenberg, oder sie trainiert in Neubrandenburg oder ist mit ihren Sportlern zu Wettkämpfen unterwegs. Und da kommt es ihr sehr entgegen, daß sie sich nun gemeinsam mit ihrem Freund Ulrich einen Ruhepunkt geschaffen hat. „ Zehn Kilometer von Neubrandenburg entfernt haben wir uns in Sponholz ein Hause gebaut. Ich bin also aufs Dorf gezogen“. Zurück zu den Wurzeln, denn Franka Dietsch kommt aus einem Dorf, aus Koserow auf der Insel Usedom. „ Ich habe mir aber immer vorgenommen, wieder aufs Land zu ziehen“. Und sie läßt keinen Zweifel, daß sie sich dort wohlfühlt.

Franka drei klein Telefoin

Die aktuelle sportliche Szenerie verfolgt sie naturgemäß weiter sehr intensiv, ist bei vielen großen Wettkämpfen dabei. „ Im letzten Jahr war ich durch Anna Rüh oft unterwegs, nun ist sie ja von Neubrandenburg nach Magdeburg gezogen“.

Franka Dietzsch hat heutzutage keine Entzugserscheinungen, weil sie nun nicht mehr aktiv ist. „ Ich bin froh, daß ich in einer anderen Zeit geworfen habe, und nicht jetzt. Jetzt ist es definitiv schwerer, vorn zu landen. Man bekommt ja mit 66 oder 67 m kaum noch eine Medaille. Da habe ich großes Glück gehabt.“

Peter Grau

Ausfahrt mit dem Rad – Pause vom Dauerfernsehen bei Leichtathletik, Tour de France und Fußball-EM

In diesem Juli 2016 bin ich multi-sportive unterwegs. Was bedeutet das? Ich schaue mir fast pausenlos Sport im Fernsehen oder im Internet an. Angefangen von den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam

Amsterdam EM klein Einführungsfoto

über die Tour de France, dessen Zusammenspiel von Sport, Kultur und Landschaft mich jedes Jahr begeistert,

Tour de France klein 2016 Titel Plan

bis hin zur Fußball-EM in Frankreich, der man nicht entgehen kann, auch wenn manche, eigentlich zu viele Spiele nicht gerade pausenlose Superunterhaltung garantieren:

Fußball EM 2016 Titel

Doch, was zuviel ist, ist zuviel. Da braucht es manchmal Ablenkung, sprich eine ganz normale Radtour in die nahe Umgebung Neuruppins. Gestern war ich rund eine Stunde unterwegs, allerdings mit Fotopausen.

Begonnen habe ich die Tour im neuen Wohngebiet am Sonnenufer. Allerdings hielt sich die Sonne zurück, ließ die Wolken dominieren.

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Auf dem Radweg Richtung Industriegebiet Treskow fällt mein Blick bald auf den Ruppiner See:

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Auf der rechten Seite sind Häuser mit riesigen Gärten oder sogar landwirtschaftlich genutzten Feldern zu sehen:

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Vornweg öffnet sich der Blick auf den Fernsehturm:

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Links erblicke ich eine Herde von Ziegen und gewaltige Getreide-Pellets:

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Noch recht neu ist die Waschanlage für Autos und Fahrräder:

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Und Autos kaufen man außerhalb der Stadt auch bei vielen Autohändlern:

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Der Radweg bietet ständig neue Fotomotive:

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Blaue Kornblumen und roter Klatschmohn:

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Auf dem Rückweg kann ich noch ein Segelboot auf Zelluloid (so sagte man früher) bannen:

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Und mit einem Blick auf den Ruppiner See verabschiede ich mich für diesen Vormittag:

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(Dieser Beitrag wurde zuerst am 7. Juli veröffentlicht. Am 12. Juli habe ich alle Fotos ersetzt, sprich ohne die bisherige Komprimierung. Und nun sind sie nach einem Klick so scharf wie im Original)

Als Zuschauer 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam

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Vom 6. Juli bis 10. Juli 2016 finden in Amsterdam die Europameisterschaften der Leichtathleten statt, und zwar in dem Stadion, das 1928 als Wettkampfstätte für die Olympischen Spiele diente.

Als gestern mein Wiener Journalistenkollege Olaf Brockmann ein Foto vom Olympiastadion Amsterdam aus dem Jahre 1928 postete, erinnerte ich mich sofort daran, daß mein Vater Walter Grau als Zuschauer auch bei diesen Olympischen Spielen zugegen war. Er hat mir zwar nie davon erzählen können, weil er aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr zurückkam, aber ich fand kürzlich einige Fotos, die er damals gemacht hatte. Zwar ist die Qualität der Fotos nicht mit heutigen Maßstäben zu messen, aber sie sind immerhin ein Zeitdokument.

Zunächst bannte er zweimal Langstreckler Paaovo Nurmi auf seinen Film und schrieb dazu, daß dieser im 5000-m-Lauf gerade wieder Konkurrenten überrundet.

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Aber es reichte für den Finnen in 14:40,0 min „nur“ zum zweiten Platz hinter seinem finnischen Landsmann Ville Ritola (14:38,0).  Dafür drehte Nurmi dann über 10.000 m den Spieß um und holte sich in 30:18,8 min Gold.

Nurmi war zu dieser Zeit in aller Munde, und ich erinnere mich, daß wir in der Schule auch „so schnell wie Nurmi“ laufen wollten.  Später begegnete ich Nurmi nochmals, allerdings in Stein, als Denkmal vor dem Stadion in Helsinki.

 

Damals 1994 war ich Berichterstatter bei den Europameisterschaften der Leichtathleten.

Und nochmals kam mir der Name „Nurmi“ unter. Das war allerdings in einem unerfreulichen Zusammenhang. Als vom Staatssicherheitsdienst der DDR über mich eine Akte angelegt wurde, wählte man für meine Person den Namen „Nurmi“, wohl wegen meiner damaligen intensiven Lauf – und  Marathonambitionen.

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Doch zurück ins Jahr 1928. Warum war mein Vater überhaupt nach Amsterdam gefahren? Wie ich aus Briefen und durch Fotos mitbekam, war er schon von Jugend an sehr sportinteressiert. Alles, was irgendwie möglich war, betrieb er. Ob es nun der Skisport war, der Segelsport oder der Hockeysport, er schien alles auszuprobieren. Stolz war er u.a. auf die Besteigung des Großglockners (mein Vater links):

Vater Großglockner

Viel Gefallen fand er auch an Mannschaftssportarten, so vor allem am Hockeysport, der damals noch viel populärer war als heute:

Vater Hockeymannschaften

Die schönsten Erlebnisse hatte er wohl mit dem THC Apolda, dem Thüringer Hockeyclub Apolda. Hier bei einem Gastspiel in München (mein Vater erste Reihe, rechts):

Vater THC Apolda

Und mit dem Apoldaer Hockeyclub machte er sich auch auf die Reise nach Amsterdam:

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Apoldaer Hockeyclub vor der Abreise

Über  manche Fotos kann ich mir noch keinen Reim machen. So vom folgenden Foto, das meinen Vater (links) vor dem Zollamt in Bentheim zeigt:

Zollamt Bad Bentheim

Was wollte er dort? War es auf der Hinfahrt oder der Rückfahrt?  Gemeint ist wohl der Ort Bad Bentheim, der dicht an der niederländischen Grenze liegt.

Zu erkennen ist ein Gemälde, vielleicht ein teuerer „Holländer“? Bei uns zuhause aufgetaucht ist er nie, soweit ich mich erinnern kann.

Zu den anderen Fotos gibt es keinen roten „Erzählfaden“. Deshalb reihe ich sie so einfach aneinander, mit den Beschriftungen aus dem Fotoalbum.

Zunächst ein Foto von Helmut Körnig:

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Helmut Körnig (mein Vater schrieb Hellmuth Körnig) steht hier vor dem Trainingsquartier der Deutschen Olympiamannschaft. Körnig holte sich über 200 m die Bronzemedaille und als Schlußläufer der 4×100-m-Staffel Silber. Mit in dieser Staffel liegen Georg Lammers, Richard Corts und Hubert Houben.

 

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Grandhotel in Zandvoort, Trainings-Quartier der Deutschen Olympiamannschaft (rechts); links das Quartier der USA-Mannschaft und der kanadischen Olympiamannschaft auf einem großen Dampfer.

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Oben links:  Ablösung der Wache vor dem Königlichen Palais; Königliches Palais; Unten links: Die Kalverstraat, die schon damals sehr belebte Geschäftsstraße Amsterdams; daneben Blick auf den Centralbahnhof

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Links Hafengasse, rechts moderne Wohnbauten.

 

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Links Zoo in Amsterdam; rechts Markt.

 

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Am Nordseestrand in Zandvoort, wo man nach den Olympischen Spielen noch einige Tage Urlaub verlebte. Oben links Strandwagen; rechts daneben:  ein Teil der Hockeytruppe (mein Vater Zweiter von rechts); unten biegsame junge Damen.

Amsterdamer Hafen

Amsterdamer Hafen

 

Und dann noch zwei Fotos direkt zur Leichtathletik:

Schwarz-Rot-Gold weht am höchsten Mast. Lina Radke  hat die 800 m der Frauen gewonnen:

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Nochmals Helmut Körnig, u.a. Dritter im 200-m-Lauf,  vor dem Quartier in Zandvoort:

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Und somit haben wir wieder die Brücke (deren es in Amsterdam so viele gibt) zu den Leichtathletik-Europameisterschften, die morgen, am 6. Juli 2016 im Olympiastadion beginnen.

88 Jahre, nachdem mein Vater Walter Grau dort als Zuschauer weilte.

Peter Grau

Amsterdam EM klein Einführungsfoto

 

 

Rund um den Traberweg – Lauferinnerungen

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Vor vielen Jahren, als ich noch in Berlin wohnte, hatte unsere Laufgruppe eine Trainingsstrecke, die vom Zachertsportplatz in Lichtenberg vorbei an meiner Wohnung in der Mellenseestraße (dicht am Tierpark), durch eine Gartenkolonie, über eine kleine Brücke über die Eisenbahngleise in Richtung Pionierpark und Wuhlheide führte.

Bei einem Kurzbesuch in Berlin habe ich kürzlich einige Punkte dieser Strecke besucht.

Zunächst spazierte ich nochmals über die Brücke, schaute auf die Gleise.

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Dann blickte ich hinunter auf den Weg Richtung Traberweg und wunderte mich, wie „steil“ dieser Weg war.

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Und dann war ich schon im Park, der direkt Richtung Trabrennbahn Karlshorst führte.

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Traberweg, dort trabten wir damals entlang.

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Stechlinstraße:

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Das Wiedersehen mit unseren Enten

In Gedanken waren wir oft bei unseren Enten, bei der Entendame mit den 10 Küken, die uns einen Monat in Atem gehalten haben. (   http://www.petergrau-leichtathlet.de/?p=1723    ).

Am 13. Mai 2016 geleiteten wir sie hinunter an den Ruppiner See.

Was ist wohl aus ihnen geworden? So fragten wir uns oft.

Dieser Sonntag, der 3. Juli, brachte das Wiedersehen. Am Ende einer Radausfahrt – vor allem, um die Elfmeterschlacht der Fußball-EM zwischen Deutschland und Italien zu verarbeiten-, machte ich an der Kastanienwiese halt. Dort stehen, wie der Name sagt, viele Kastanienbäume, und wenn das Wasser des Ruppiner Sees genügend temperiert ist, suchen viele Neuruppiner auf dieser wilden Badestelle Abkühlung.

Diesmal gab es keine Badende, aber am linken Teil der Badestelle erblickte ich eine Ente mit ihren Jungen. Irgendwie wußte ich sofort: Das sind sie!

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Ich pirschte mich näher heran, aber unruhig wurden sie nicht. Sie ruhten vor sich hin, die Jungen eher ganz ruhig, die Ente mit Körperpflege beschäftigt.

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Ich versuchte, die Jungen zu zählen, kam auf 6 oder 7. Also nicht mehr 10, aber auch mit solch einer Kinderschar gibt es sehr viel zu tun für die Entendame. Und vom Entenmann war, wie schon auf unserem Glasdach, weit und breit nichts zu sehen.

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Die Entendame am 3. Juli

Ente wieder Allein Spucknapf

Die Entendame am 13. Mai

 

Keine Frage, es ist unsere Entendame! Auch wenn die unterschiedlichen Aufnahmen mit verschiedenen Fotoapparaten und eine andere Umgebung einige Phantasie vom Betrachter verlangen.

Und es ist doch beachtlich, wie sich die Jungen seit ihrer Geburt am 13. Mai bis heute verändert haben.

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Die Ruhe am Ruppiner See

Vor 50 Tagen am Geburtstag vor dem Restaurant „Klosterhof“:

Ente wieder 200 Pro 742 Klosterhof

(am 3. Juli erschien dieser Beitrag. Am 13. Juli habe ich die Mehrzahl der Fotos nochmals bearbeitet. Bei einem Klick bzw. Doppelklick erscheinen sie nun in voller Größe und Schärfe.)

Kugelstoßerin Denise Hinrichs – Abschied und Ausblick

Jeder Abschied ist auch ein Anfang.  Und auch wenn ein Abschied manchmal  plötzlich und unerwartet kommt, kann es Gründe geben, die das Abschiednehmen geradezu herausfordern.

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Denise Hinrichs im Jahr 2015 (Foto:  Dirk Gantenberg)

 

Kugelstoßerin Denise Hinrichs hatte sich für dieses Jahr 2016 viel vorgenommen, wollte zur EM nach Amsterdam. Aber auch die Olympischen Spiele waren ein Ziel. „ Die Rio-Norm von 18,50 Metern ist happig, aber durchaus ein Thema,“  ließ sie im Herbst 2015 verlauten.

Doch es lief 2016 nicht wie gewünscht bei der Wattenscheiderin. Zwar versuchte sie es nochmals bei der Deutschen Meisterschaft in Kassel, aber ohne Erfolg.  Drei ungültige Versuche kamen für sie ins Protokoll.

Und am Montag darauf, dem 27. Juni,  las ich bei Facebook eine Nachricht von Denise Kunze. Ich wunderte mich, denn dieser Name war mir bisher nicht bekannt. Nach wenigen Sätzen und nach dem Wort „ Kugel“ fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es mußte sich um Denise Hinrichs handeln.

Und das wurde bald noch deutlicher, als das folgende Hochzeitsfoto erschien:

Denise Kunze Hochzeitsfoto

Denise Hinrichs und ihr langjähriger Partner Thomas Kunze haben also geheiratet.

 

Davon, vom Abschied vom Sport, und von dem Hauptgrund des Abschieds informierte Denise also einen Tag nach Kassel in sehr emotionalen Worten Freunde und Bekannte im folgenden Facebook-Eintrag:

Veränderungen gehören zum Leben!

Es wird Zeit die Kugel in die Ecke zu legen und in die Zukunft zu blicken.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel habe ich meine Karriere mit xxx beendet. Nicht schön, doch irgendwie auch passend zu mir!

Ich habe eine wirklich tolle Zeit in der Welt des Sports erleben dürfen.1996 startete ich beim Schwaaner SV, 2000 wechselte ich nach Neubrandenburg ehe ich 2007, beim TV Wattenscheid, mein Glück fand.

Ich feierte Erfolge (U20/ U23 Europameisterin, Vizehalleneuropameisterin mit meiner Bestleistung von 19,63 m u.s.w, doch fiel ich oft und lernte was es heißt ‚immer wieder aufzustehen‘! Ich möchte gar nicht lamentieren ‚Was wäre wenn…‘- Nein, ich möchte ‚Danke‘ sagen:

Danke, lieber Miro – für 9 Jahre, in denen du nicht nur Trainer, sondern auch Motivator, Zuhörer und Freund geworden bist! 🙂

Danke, TV Wattenscheid– für 9 Jahre Treue in ‚Guten wie in schlechten Zeiten‘!

Danke, Dr.Carsten Radas– du hast wohl einen Einblick in meine Knie wie kein anderer 😉

Danke, Bundespolizei– mein Arbeitgeber steht seit 10 Jahren hinter mir und gibt/gab mir die nötige Sicherheit , den Leistungssport auszuüben!

Danke, liebe Familie und Freunde– ohne euch ist das Leben nur halb so schön!

Danke, mein lieber Ehemann Thomas -du musstest die letzten 5 Jahre so viel auf mich verzichten! Doch diese Zeit ist vorbei!

Danke an alle, die Teil unserer Hochzeit waren- Ihr habt diesen Tag wirklich unvergesslich werden lassen!
Lindi und Britta, ihr seid ganz tolle Freundinnen :-*

Und ganz zum Schluss freue ich mich über den schönsten und wichtigsten Grund, meine Karriere zu beenden! Mein Mann und ich erwarten im Dezember unseren Nachwuchs!

Wir freuen uns auf diesen Teil des Lebens und blicken freudig der Zukunft entgegen!

Danke an alle, die bis zum Schluss gelesen haben 😉

Denise

 

Denise Kunze klein mit Kugel 2015 HDM

Denise Hinrichs bei der Hallen-DM 2015 (Foto: Dirk Gantenberg)

 

Meine Begegnung mit Denise Hinrichs im Jahre 2011

Den sportlichen Weg von Denise Hinrichs habe ich sehr lange als Berichterstatter verfolgt. Und ich habe sie immer als eine  freundliche, auskunftsfreudige Athletin erlebt. Zuletzt, und das sehr ausgiebig, beim einem Mittagessen im Athletenhotel, vor dem Kugelstoßmeeting in Nordhausen. Das war im Jahre 2011 und auch damals erzählte sie einiges über ihre Verletzungssorgen. Da konnte ich noch nicht ahnen, daß dann am Wettkampfabend neue Sorgen hinzukamen. Der erste Kreuzbandriß ereilte sie und ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil ich wenige Stunden zuvor mit ihr dieses lange Gespräch geführt habe. Seitdem habe ich es in der Regel unterlassen, mit Athleten vor dem Wettkampf zu plaudern.

Als ich jetzt Denise von meinen Schuldgefühlen berichtete, erteilte sie mir  gewissermaßen Absolution:  „Du musst dir da keine Vorwürfe machen. Mein Körper hat diese Schnellkraftsportart nicht so verkraftet.“

 

Soweit der Blick in die Vergangenheit. Und er wird unterstützt durch den Artikel, den ich damals 2011 nach dem Kugelstoßmeeting in Nordhausen für die Zeitschrift „Leichtathletik“ schrieb:

 

Denise Hinrichs erlitt Kreuzbandriss

Die Hallen-Vizeeuropameisterin Denise Hinrichs zog sich beim Kugelstoßmeeting in Nordhausen einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu. Am 17. Februar soll sie operiert werden.

So schnell schlägt das Schicksal manchmal zu. Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) war voller Optimismus, der Wettkampf begann mit 17,81 Metern auch recht gut. „ Doch beim zweiten Versuch knackte es im Knie. Weil der Schmerz  nachließ, versuchte ich es nochmal, aber da hatte ich überhaupt keine Kontrolle mehr über das Knie und es tat auch sehr weh.“  Zwar ergab die erste Arztkontrolle in der Halle erstmal leichte Entwarnung, doch im Trainingslager in Kienbaum, wo sie anschließend mit ihrem Trainer Miroslaw Jasinski hingefahren war, kam der Schmerz zurück. Bei der Untersuchung im Berliner Unfallkrankenhaus wurde dann erstmals der Verdacht auf einen Kreuzbandriss geäußert und in Sendenhorst durch Dr. Carsten Radas bestätigt.

Zuversicht beim Mittagessen

Fünf Stunden vor dem Wettkampf hatte die Welt für die freundliche Athletin noch rosig ausgesehen.  Entspannt ließ sie sich im Athletenhotel das Mittagessen munden, nur am Eis hatte sie etwas auszusetzen. „Ich mag Schokoladeneis nicht, ebenso wenig wie Schokoladenpudding. Dafür aber  reine Schokolade“. Im Nachhinein eine Randnotiz, unwichtig im Vergleich zu gesundheitlichen Problemen.

Und über die erzählte die gebürtige Rostockerin ausführlich. Ihre sportliche Karriere hatte  2009 mit dem 2. Platz bei der Hallen-EM in Turin, dem 11. Platz bei der WM in Berlin und den beiden Bestleistungen von 19,63 Metern in der Halle und 19,47 Metern im Freien ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Beruflich konnte sie den Abschluss der Ausbildung bei der Bundespolizei in Cottbus als Erfolg vermelden. Aber danach lief bei der Polizeimeisterin im mittleren Dienst nicht alles rund.

„ Auf die Hallensaison 2010 hatten wir verzichtet, wegen der Ausbildung und auch deshalb, weil in Cottbus die Trainingshalle abgerissen worden war. Wir trainierten dann für die Sommersaison in Kienbaum, aber dort fing ich mir einen Norovirus ein. Bis Anfang Juni hatte mein Körper damit zu tun.“ Aber das war noch nicht alles. „Es traten, wie schon 2009, wieder Probleme zwischen Knie und Wade auf, die mich in der maximalen Belastung behinderten.“ Die Ärzte waren nicht sicher, woher die Probleme rührten, auf den MRT-Bildern war es nicht zu erkennen.  „Die Probleme blieben, meine Technik verschlechterte sich.“  Mit dem 8. Platz bei der EM in Barcelona (18,48 m) musste sie also noch zufrieden sein.

Im September 2010 ließ sich Denise Hinrichs am Knie operieren, stieg danach ins Training ein, doch im Dezember 2010 meldete sich die Wade erneut. Kurz vor dem Nordhausen-Meeting  war sie eine Woche im St. Joseph-Stift in Sendenhorst bei Münster,  dort, wo viele Athleten Linderung ihrer Schmerzen und kompetente Diagnosen suchen. Neue Hoffnung keimte.„ Dr. Radas als Arzt und Peter Müller als Physiotherapeut haben  nun wohl die Ursache für die Schmerzen gefunden, „ berichtete Denise Hinrichs und erläuterte den medizinischen Stand: „Hinter dem Kreuzband hat sich Kapselflüssigkeit gebildet, die sich verhärtet und bei Maximalbelastung in die Muskulatur drückt. Das wurde angespritzt und seit einer Woche bin ich nun schmerzfrei und hoffe, dass es so bleibt.“  Fünf Stunden später aber wusste sie, dass diese Hoffnung trog.

Dabei hatte die 1,80 m große Athletin, die von 2000 bis 2007 bei Gerald Bergmann in Neubrandenburg trainierte,  seitdem in Bochum –Wattenscheid wohnt und dort von Miroslaw Jasinski betreut wird, schon große sportliche Pläne geschmiedet.

„ Natürlich will ich zur Hallen-EM und zur WM nach Südkorea, und in der Weite will ich einfach noch eine Schippe drauflegen, auch in Richtung Olympia 2012“. Und Trainer Jasinski ergänzte: „Sicher sind auch die 20 m nicht unmöglich.  Und damit kann man jeden Wettkampf vorn mitbestimmen.“

Nun also dieser Rückschlag. „Es wird ein langwieriger Prozess werden. Aber ich werde noch stärker zurückkommen,“ macht sich Denise Hinrichs Mut. Und sicher hilft der Polizeimeisterin  dabei mental auch, dass sie ab Oktober 2010  ein Studium der Politikwissenschaften beginnen wird.

Peter Grau

(veröffentlicht in der Zeitschrift „Leichtathletik“ im Februar 2011)