Montag Ruhetag. Dieses Schild steht oftmals vor Gaststätten und dann heißt es, entweder zuhause essen und trinken oder aber suchen. Für mich bedeutet der heutige Montag (11. Juli 2016) Ruhe vorm Fernsehen.
Zuletzt war es einfach zuviel, was ich am Fernseher und nebenher auch im Internet verfolgte. Ein Beispiel: Samstag 9. Juli:
Auf dem Foto sieht man links, wie sich Tennisspielerin Angelique Kerber in einer Pause des Finalmatches in Wimbledon erfrischt. Rechts läuft die Leichtathletik, Ex-Mittelstrecklerin Kathleen Friedrich und Ex-400-m-Hürden-Läuferin Christiane Klopsch (links auf dem Bild) grüßen aus Amsterdam. Und etwas weiter hinten ist der Fernseher zu sehen, auf dem die Tour de France läuft.
Am meisten mit dem Herzen dabei war ich naturgemäß bei der Leichtathletik. Dort konnte ich mich schon seit Mittwoch am guten Auftreten der deutschen Leichtathleten erfreuen. Da ich die meisten Spitzenathleten noch persönlich kenne, war ich besonders nah bei ihnen.
Wolf-Dieter Poschmann im Gespräch mit Heike Drechsler beim Indoor-ISTAF in Berlin
Und da ich Wolf-Dieter Poschmann auch schon sehr lange kenne, hörte ich ihm aufmerksam zu, als er sich während des 10.000-m-Finales der Männer am Freitag über die geballte Flut von Einbürgerungen ausländischer Athleten durch die Türkei aufregte. Gerade bei einer Europameisterschaft fiel das besonders auf. Und es war wie gemacht für eine Diskussion auf Facebook, die der Chef von „Runners World“ Martin Grüning eingeleitet hatte.
Martin Grüning
Solch eine Diskussion kann man nicht zusammenfassen, weil die Meinungen doch recht unterschiedlich sind. Aber eines fiel mir auf: Die Wortmeldungen waren allesamt in wohlgesetztem Deutsch, ohne persönliche Angriffe gefaßt. Bei anderen Diskussionen geht das oft unter die Gürtellinie und man kann dann nicht mehr von dem „sozialen“ Medium sprechen, sondern nur noch von „asozial“.
Natürlich wurde auch die Doping-Karte im Fernsehen abgedeckt. Besondere Zielscheibe war am Freitag die Holländerin Dafne Schippers, die mit großem Vorsprung die 100 m gewann.
Es mag ja sein, daß in Sportjournalistenkreisen viel umherkreist und manche es genau wissen. Aber nur vage Andeutungen darüber, daß sie sich eben zu schnell als Sprinterin verbessert habe und daß Akne im Gesicht Doping vermuten lasse, sind doch in einem öffentlichen Sprachrohr wie dem Fernsehen zu wenig. Da muß man sich dann nicht wundern, wenn „Lieschen Müller“ schnell das nachplappert und sagt: Die Leichtathleten sind ja alle gedopt.
Und das wird auch unterfüttert durch die Beiträge der ARD-Dopingredaktion unter Hajo Seppelt. Ich kann mir dazu keine eigene Meinung bilden, weil ich die Fakten eben nicht kenne und nur auf diese Informationen angewiesen bin. Aber mögen sie noch so wahr und sicher sein. Wenn die Jubelberichterstattung über deutsche Leichtathletikerfolge von diesen Dokumentationen umrahmt wird, dann wirkt das auf den Fernsehzuschauer. Es bleibt dann ein schaler Geschmack, wie es ARD-Moderator Claus Lufen ausdrückte und wie es Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann noch erhöhte: „Das ist ja wie in einem Hollywoodfilm“. Das war es sicher auch. Es hätte nur noch gefehlt, wenn man mitgeteilt hätte, daß man in Zukunft keine Leichtathletik mehr übertragen wolle.
Die Leichtathletik-EM in Amsterdam ist nun also Geschichte. Alles rund um diese EM ist unter leichtathletik.de nochmals nachzulesen.
Jetzt ist für die Spitzenathleten bis zur Reise nach Rio de Janeiro Training angesagt. Am morgigen Dienstag, so meine Erinnerung, werden vom DLV die letzten Leichtathleten für Rio vorgeschlagen und es wird ein mächtiger Schub sein. Nicht immer wird die Entscheidung einfach sein, aber entschieden wird. Und dann gibt es kein Zurück, es sei denn, es werden noch die Gerichte einbezogen. Doch das will ich nicht hoffen.
Die Tour de France
Weitergehen wird am Dienstag die Tour de France, denn heute ist dort Ruhetag. Wie jedes Jahr ist die Tour für mich wieder ein Pflicht-Fernsehtermin, vom 2. Juli bis 24. Juli bestimmt sie oft meinen Tagesablauf. Und wie jedes Jahr bedauere ich ein wenig, nicht direkt an der Strecke sein zu können. Dabei hätte ich beispielweise am Samstag (9. Juli) im Etappenort Pau dabeisein können, denn dort wohnen Bekannte von mir. Und ich hätte nicht nur in Pau eine Wohnung gehabt, sondern auch irgendwo mitten in den Pyrenäen, wo meine Bekannten eine Berghütte haben. Aber – Frankreich ist weit, und Pau noch viel weiter. Da lasse ich mich eben lieber am Fernseher unterhalten. Und wenn es dann so exzellent geschieht, ob nun durch Florian Naß bei der ARD oder durch Karsten Migels und Jean-Claude Leclercq bei Eurosport, dann macht es mir eben Freude. Dazu dann die vielen Informationen über Land und Leute, mir gefällt es einfach. Und es tangiert mich dann überhaupt nicht, wenn andere meinen, daß sie „ so etwas“ nicht schauen, es seien ja doch alle gedopt. Und da sind wir wieder bei Pauschalurteilen, die einfach so nicht gefällt werden dürfen.
Peter Grau