Archiv für den Monat: Januar 2016

Die Frauen um Cindy Roleder vor schnellem Hürdensprint beim ISTAF-INDOOR

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Diese Damen haben definitiv noch eine Rechnung offen. Am 13. Februar 2016 treffen sich die Hürdensprinterinnen Cindy Roleder (Leipzig), Sharika Nelvis (USA) und Noemi Zbären (Schweiz) in der Mercedes-Benz Arena beim dritten ISTAF INDOOR.
Zuletzt hatten sich die Drei am 28. August 2015 im Finallauf der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking gesehen. Mit dem glücklichen Ende für Cindy Roleder, die Silber holte. Die Schweizerin Zbären wurde WM-Sechste, die Amerikanerin Nelvis nur Achte. Dabei kann gerade Sharika Nelvis viel schneller laufen, was sie nun zu Beginn der olympischen Saison beweisen will.
Eine der wichtigsten Fragen aus deutscher Sicht ist, wie gut die Vizeweltmeisterin Cindy Roleder zwei Wochen vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig in Form ist. Die Leipzigerin hatte im Vorjahr für einen der drei deutschen Siege beim ISTAF-INDOOR gesorgt.
Die Amerikanerin SharikaNelvis war 2015 in der Halle die schnellste Frau der Welt und reiste auch als Favoritin zu den Weltmeisterschaften nach Peking. Mit ihrer erst im Juni gelaufenen persönlichen Bestzeit (12,34 Sekunden) hätte sie dort sogar Gold holen können. Aber ausgerechnet bei der WM reichte es „nur“ zum achten Platz. In der Halle hat sie eine persönliche Bestzeit von 7,83 Sekunden.
Die Schweizerin Noemi Zbären, Junioren-Vizeweltmeisterin von 2012, hat sich mit dem sechsten Platz in Peking einen Platz in der Weltspitze erkämpft. Aber auch in der Halle ist sie schnell, was sie 2011 als Junioren-Vizeweltmeisterin bewies.
Mit Pamela Dutkiewicz und Franziska Hofmann sind zwei weitere junge Deutsche am Start. Während sich Dutkiewicz mit ihren 8,18 Sekunden zu Beginn dieser Hallensaison in den TOP 10 der Weltbestenliste wiederfindet, gilt Hofmann Start als eine Investition in die Zukunft.
Meetingdirektor Seeber erklärte: „Cindy Roleder hat uns im vorigen Jahr ein großartiges Kompliment gemacht, als sie sagte, die Stimmung sei bombastisch, man könne kein besseres Meeting machen. Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen, sondern uns weiter steigern. Unter anderem wird in diesem Jahr das Sonderkonzert von Glasperlenspiel neu im Programm sein“.

ISTAF Indoor
ISTAF Indoor

Foto: Credit: Hilse/Camera4)

Fast Luxus: Telefonieren in Ost-Berlin im Jahr 1981

Für die “ Randnotizen aus Berlin“ dürfen auf dieser Homepage auch andere „Schreiberlinge“ ihre Geschichten präsentieren. So im folgenden mein Journalisten-Kollege Jörg Kotterba, früher in Ostberlin wohnend, dann kurzeitig in Köln lebend und nun seit langem in Frankfurt an der Oder.
Mit Jörg Kotterba war ich in den Achtzigern beruflich eng verbunden. Einmal bei der „Berliner Zeitung“, wo er als Sportjournalist tätig war und ich durch seine Vermittlung Korrektur lesen durfte. Und dann beim „Leichtathleten“, wo er einige Jahre Chef war und ich sein Mitarbeiter.

Jörg Kotterba schreibt seit dem 20. August 2008, dem Tag der Geburt seiner Enkelin Emily, für diese ein Tagebuch und veröffentlich das u.a. bei Facebook.

Unter dem Datum 12. Januar 2011 steht in seinem Tagebuch:
Vor 30 Jahren ist die DDR-Hauptstadt in Jubiläumslaune, Emily. Berlins Telefonnetz feiert am 12. Januar 1981 hundertsten Geburtstag. Der weitsichtige Generalpostmeister Heinrich Stephan wirbt erstmals 1881 an der Spree für das Telefon.
Zehn Jahrzehnte später können in Berlin-Ost die Telefonleitungen ihr Alter nicht verbergen. Sie sind nicht nur extrem knapp. Und werden teilweise doppelt belegt. Mit unterschiedlichen Rufnummern zwar. Doch spricht der eine, kann der andere nicht reden. Das Niveau der DDR-Telefonleitungen ähnelt jener Beschreibung aus Meyers Konversationslexikon von 1898: „Das Fernsprechen auf weite Entfernung hat mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Laufen mehrere Fernsprechleitungen nebeneinander her, so hört man infolge der Induktionswirkung in der eigenen Leitung, was in der anderen gesprochen wird; ebenso machen sich die Ströme benachbarter Telegraphenleitungen durch Erzeugung eines knackenden Geräusches in den Telephonen bemerkbar.“
In Berlin-Ost gibt es 1985 mehr als 260 000 Telefonanschlüsse. Und 120 000 unerledigte Anträge. Auf einen Telefonanschluss wartet der Berliner drei Jahre. In den Bezirken der kleinen Republik bis zu zwölf. Der Bürger muss bei Antragstellung eine Befürwortung des Betriebes abgeben. Ohne dringende berufliche Notwendigkeit und eine saubere Kaderakte ist die Chance auf einen Anschluss gleich Null.
Seit 1972 beweisen die Nordhäuser, dass sie auch andere begehrenswerte Sachen herstellen können als Schiffsdiesel und Doppelkorn: Sie besitzen das Monopol als Fernsprechbuchmacher. Alle Druckunterlagen werden in der Zentralen Buch- und Mikrofilmstelle beim Post- und Fernmeldeamt Nordhausen vorbereitet. In Nordhausen lagern rund sechseinhalbtausend Lochstreifen. Und jeder von ihnen speichert 175 Teilnehmer. Lichtsetzmaschinen in Dresden und Berlin vollbringen die Metamorphose von der Perforation zu lesbaren Namen, Titeln, Anschriften und Rufnummer.
Die deutsche Bürokratie macht auch vor den DDR-Fernsprechbüchern nicht halt. Sucht der Ost-Berliner eine Taxirufsäule – Anlaufpunkt von wartenden Taxen -, muss er nicht unter T, sondern unter K schauen. K – wie Kombinat Berliner Taxibetriebe, Kombinatsbetrieb Taxi, Autorufsäulen.
Die Glanzleistung bietet das Geraer Fernsprechbuch. Wer darin die Rufnummer der viel frequentierten Saalfelder Feengrotten sucht, muss ein Hellseher sein. Und unter O – wie Ostthüringische Brauen Pößneck, VEB, Werk Brauhaus, Werkteil Feengrotten – suchen. Dafür ist hundert Jahre nach Einführung des Telefons im Vorspann der Fernsprechbücher exakt beschrieben, wie zu telefonieren sei: „Ermitteln Sie zunächst die Anschluss-Rufnummer des Verlangten … Heben Sie den Handapparat ab. Wählen Sie die einzelnen Ziffern … – von links beginnend.“
Um in DDR-Zeiten auf Kosten der Deutschen Post zu telefonieren, öffnen pfiffige Bürger in den „Öffentlichen“ das Telefon und drehen ein kleines Modul, das für die Polarisation zuständig ist, um. Ein anderer Trick klappt bis 1980. Mit Hilfe einer Stimmgabel in Telefonzellen können Knobel Kniffligs kostenlos telefonieren, da das Fräulein vom Amt die eingebaute Gabel nicht von einer mitgebrachten unterscheiden kann.
Telefonate in den „Öffentlichen“ kosten in der kleinen Republik bei Stromausfall nichts. Was jedesmal für einen heftigen Andrang auf das Telefonnetz sorgt. Es kommt aber auch vor, dass bei einzelnen Telefonzellen von der Stasi der Strom abgedreht wird. Um sogenannte subversive Elemente und deren Gespräche abzuhören.
(Quelle: Facebook Jörg Kotterba)

Buchtip: Goodbye DDR

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Prominente aus Ost und West erzählen, wie sie den Mauerfall am 9. November 1989 erlebt haben. Unterschiedlicher könnten die Erinnerungen nicht sein. Rainer Eppelmann hebt persönlich den Schlagbaum an der Bornholmer Straße, während Opernsänger Jochen Kowalski noch seine Arie zu Ende singt. Gregor Gysi legt den Hörer wieder auf und bleibt im Bett. Schauspielerin Anja Kling sitzt im bayerischen Auffanglager. Doch es geht nicht nur um diese Nacht, sondern um das Gefühl dieser Wochen, die Euphorie und die Zweifel, die sich einstellten. Sehr persönliche Erinnerungen stammen u.a. von Daniel Barenboim, Heinz Rudolf Kunze, Margot Käßmann, Dirk Roßmann, Manfred Stolpe, Regina Ziegler und Wolfgang Niedecken.
(ISBN 978-3-351-03582-2 )

Spaziergang im Schnee im Tempelgarten


Neuruppin
ist wieder schneebedeckt. Und ein Spaziergang in frischer Winterluft zum nahen Tempelgarten macht noch mehr Spaß als sonst.

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Vorbei am Walltor

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führt der Weg zum Nordtor.

Von dort geht es hinein in den Garten, den Tempelgarten.
Den Ursprung des Gartens bildet der von Kronprinz Friedrich in seiner Zeit als Ehren-Regiments-Kommandeur von 1732 bis 1740 angelegte Garten, den er „Amalthea-Garten“ nannte. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtete hier 1735 einen kleinen offenen Rundtempel mit acht steinernen dorischen Säulen. 1740 schenkte König Friedrich II. seinen Garten der Stadt Neuruppin. Der Tempel wurde 1793 in den heute bestehenden geschlossenen Massivbau umgestaltet.

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1853 ging der Garten an die Neuruppiner Kaufmannsfamilie Gentz über. Die Baulichkeiten im maurischen Stil mit dem Blickfang, der Gentzschen Villa, die Umfassungsmauer mit der Bastion, dem Eingangstor und die Gärtnerei mit Minarett sind sämtlichst Arbeiten von Karl von Diebitsch (Quelle: Neuruppin, Das Album, Eine Stadtführung der besonderen Art, 2015, Regional-Verlag Ruppin).

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In der früheren Gentzschen Villa befindet sich heute das „Cafe und Restaurant Tempelgarten“.

Die Plätzers aus Norwegen

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Stephan Plätzer und Kjersti Tysse Plätzer

Stephan Plätzer war ein guter deutscher Mittelstreckler und gehörte in den 90er-Jahren zu den erfolgreichen Athleten des TV Wattenscheid. Er war mehrfacher Deutscher Meister in den Staffeln und machte vor allem als Tempomacher bei Deutschen Rekorden, Europarekorden – und Weltrekorden von sich reden. Später trainierte er die norwegische Geherin Kjersti Plätzer (geb. Tysse), die 2000 in Sydney und 2008 in Peking olympisches Silber über 20 km gewann.

Doch wie kam ich nach vielen Jahren in Kontakt mit ihnen?

Weckruf um Mitternacht

Kürzlich lag ich um Mitternacht im Bett, konnte nicht einschlafen und schaute auf mein Smartphone. Da sah ich auf Facebook die Eingabe: Stephan Plätzer stellt eine Freundschaftsanfrage. Nicht immer liegt mir jeder Name auf der Zunge, denn zu viele sind es in den Jahrzehnten geworden. Aber da machte es sofort Klick: Plätzer, da gab es doch die norwegische Geherin Kjersti.

Fast die Begegnung in Eisenhüttenstadt

Sofort schlug ich in meinem Archiv nach und entdeckte, dass ich sie zuletzt im Jahr 2000 beim Europacup der Geher in Eisenhüttenstadt gesehen hatte. Dort, auf der „Insel“, war ich viele Jahre zu den jährlichen Geherwettkämpfe gewesen. Dieser Europacup war in dieser Kette der Höhepunkt.
Kjersti Plätzer belegte über 20 km den dritten Platz, aber gesprochen habe ich nicht mit ihr. Da hatte ich wohl zuviel mit den deutschen Athleten zu tun. Vor allem mit Andreas Erm, der hinter dem Polen Korzeniowski Zweiter geworden war und mit den deutschen Frauen, die allerdings hinter den hohen Erwartungen zurückblieben. Über sie hatte ich in der „Leichtathletik“ vom 20. Juni 2000 geschrieben:
„Viel Trost brauchte diesmal das „schwache“ Geschlecht. Nach den guten Leistungen von Naumburg vor sechs Wochen hatten sie selbst von sich mehr erwartet. Kathrin Boyde und Beate Gummelt, die bereits für Sydney qualifiziert sind, und Melanie Seeger, die sich auf der „Insel“ qualifizieren wollte. Am Ende standen sie mit leeren Händen da, sprich mit für sie selbst enttäuschenden Zeiten. „Ich weiß nicht, woran es liegt, denn mein Training deutete klar auf eine 1:30er Zeit hin“, erklärte Beate Gummelt. „Und ich weiß, dass andere auch nicht anders trainieren, habe in Flagstaff mit der Norwegerin Kjersti Plätzer trainiert, die hier Dritte wurde“.
In Eisenhüttenstadt kam ich also mit der Norwegerin nicht ins Gespräch. Und auch ihrem Trainer Stephan Plätzer begegnete ich dort nicht.

Der Zufall ist das Salz des Lebens

Nach über 15 Jahren nun der erste richtige Kontakt, diesmal über das Internet. Stephan Plätzer hatte meinen Namen zufällig bei Facebook gesehen und erinnerte sich daran, dass ich früher viel über die Geherinnen und Geher geschrieben habe. „ Ja, Facebook bringt die Menschen zusammen“, schrieb er mir später. „ Auf diesem Weg habe ich viel Kontakt zu vielen Leuten, die Kjersti und mir zu unserer aktiven Zeit begegnet sind.“
Ein wenig Zufall also, und noch etwas mehr Zufall kam hinzu: Gerade an diesem Tag hatte ich mir erstmals einen silbernen Ring mit der Inschrift „ Norge 1940“ aufgesteckt, den mein Onkel in den Kriegstagen in Norwegen erstanden und später mit nach Deutschland zurückgebracht hatte. Zudem war ich vor wenigen Monaten erstmals in Norwegen gewesen, auf einer kleinen Kreuzfahrt mit der Color Line von Kiel nach Oslo und zurück.
„ Es gibt immer wieder Zufälle“, bestätigt auch Stephan Plätzer. „ Auch wir erleben immer wieder mal einige Überraschungen. Die Welt ist schon klein. 1989 hatte ich bei der Universiade in Duisburg den Norweger Ove Talsnes in meinem 1500-m-Vorlauf. Er ist jetzt Arzt der Norwegischen Leichtathleten, und wir reisen nun seit mehreren Jahren gemeinsam zu den Internationalen Meisterschaften. Ove in seiner Funktion als Nationalmannschaftsarzt und ich als Trainer für die beiden norwegischen Geher Erik Tysse (den Bruder von Kjersti; 20 km und 50 km) und Håvard Haukenes (50 km).

Umzug nach Norwegen

klein Trainingsstrecke der Geher

Trainingsstrecke für die norwegischen Geher

Nachdem Stephan Plätzer 1995 Kjersti geheiratet hatte, siedelte er 1998 nach Norwegen um. Seitdem lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, Tochter Kiara Lea und Sohn Sebastian, in Syfteland, einem kleinen Ort südlich von Bergen.
Stephan arbeitete bis Ende 2012 für das norwegische Olympische Komitee im Ausdauerbereich. „ Meine Aufgabe war es, die deutschsprachige Literatur für das Ausdauertraining und das Höhentraining zu verfolgen und an Höhentrainingsseminaren im In-und Ausland teilzunehmen,“ erzählt er. „ Und ich habe auch im Kreise der norwegischen Skilangläufer Vorträge gehalten und bin mit Kjersti im Trainingslager der norwegischen Biathleten gewesen. Die norwegischen Spitzenbiathleten Liv Grete Poiree und Raphael Poiree sind unsere Freunde“.
Inzwischen ist Stephan Plätzer in der Nähe seines Wohnortes als Lehrer tätig, unterrichtet die Schüler der 8. bis 10. Klassen in den Fächern Deutsch, Englisch, Sport und im „Wahlfach“ Aktivität und Gesundheit. Dort hat er einen sportfreudigen Arbeitgeber, der seine Tätigkeit im Leistungssport, sprich die Betreuung der Geher-Athleten Erik Tysse und Håvard Haukenes sowie der portugiesischen Geherin Susana Feitor, voll unterstützt und ihn zu wichtigen Anlässen wie Meisterschaften und Trainingslagern freistellt. Und es war Stephan 2014 auch möglich, bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich für das schweizerische Fernsehen die Wettbewerbe der Geher als Co-Kommentator zu begleiten. Dafür hatte er sich schon früher die Grundlagen erarbeitet. „ Ich habe an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportpublizistik studiert und war anschließend bei Sat 1 in Hamburg.“

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Stephan Plätzer (rechts) als Co-Kommentator des Schweizer Fernsehens SRF bei der EM 2014 in Zürich; links Jann Billeter vom SRF

Zusätzlich arbeitet Stephan auch als Persönlicher Trainer, hat dafür von 2011 bis 2012 gemeinsam mit seiner Frau ein Studium an der Norwegischen Sporthochschule absolviert.
Seine Frau Kjersti beendete ihre Karriere nach der WM 2009 in Berlin. Sie bestreitet jetzt ein fünfjähriges Teilzeitstudium, das in der nahen Gemeinde Os angeboten wird. Kjersti will später Schüler von der 1. bis zur 7. Klasse unterrichten. Neben der umfassenden Pädagogik hat sie bereits Mathematik und Norwegisch abgeschlossen. Gegenwärtig studiert sie die Fächer Religion und Sport. Im nächsten Jahr wird sie das Studium mit einem Bachelor abschließen. Neben ihrem Studium ist Kjersti auch als Persönliche Trainerin aktiv.
Langeweile gibt es also nicht im Hause Plätzer. Und für Stephan ist der Kontakt nach Deutschland nach wie vor sehr wichtig. „ Ich bin häufig mit meinen Athleten in Wattenscheid, wo sie hervorragende Trainingsbedingungen vorfinden und Freundschaften pflegen können.“
Und darüber hinaus hält er den Kontakt zur Welt über das Internet. So ist das ferne Norwegen dann doch nicht so fern.

Peter Grau

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Blick im Sommer aus dem Küchenfenster

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Blick im Winter aus dem Küchenfenster

Weltklassehürdensprinter beim ISTAF INDOOR

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Noch mehr Weltklasse beim ISTAF INDOOR am 13. Februar 2016 in Berlin: Ein halbes Jahr vor Beginn der Olympischen Spielen von Rio de Janeiro werden sich die weltbesten Athleten über 60 Meter Hürden ein packendes Rennen in der Mercedes-Benz Arena liefern.

Am Start stehen Orlando Ortega (Spanien), Weltjahresbester 2015 über 60 und 110 Meter Hürden, David Oliver (USA), Weltmeister 2013 und Olympia-Dritter 2008 über 110 Meter Hürden, Dimitri Bascou (Frankreich), Vize-Europameister 2015 über 60 Meter Hürden und Garfield Darien, zweifacher Vize-Europameister über 110 Meter Hürden. Der gebürtige Kubaner Ortega, der nach Querelen mit dem Leichtathletik-Verband seines Landes eine Startberechtigung für Spanien erstritten hat, gewann reist als Titelverteidiger zum ISTAF INDOOR. Im Vorjahr gewann er in Berlin in Weltjahresbestzeit und mit Meetingrekord von 7,51 Sekunden den Wettkampf.
Wegen des Weltklassefeldes wird es beim ISTAF INDOOR wie schon bei den 60 Metern auch im Hürdensprint zwei Vorläufe geben, aus denen sich die sechs Schnellsten für den Endlauf qualifizieren. Von ihren Bestzeiten her, liegen die Spitzenleute David Oliver (7,37 Sekunden), Orlando Ortega (7,45 Sekunden), Dimitri Bascou (7,46) und Garfield Darien (7,47) extrem dicht beieinander.
Für die deutschen Asse Erik Balnuweit (Bestzeit 7,54 Sekunden) und Alexander John (7,65 Sekunden) wird es eng, ins Finale zu kommen. Am ehesten ist das dem Deutschen Hallenmeister Erik Balnuweit zuzutrauen, der es im vergangenen Jahr bis ins Finale der Hallen-Europameisterschaften schaffte. Dort belegte er den undankbaren vierten Platz.

Das ISTAF INDOOR präsentiert in jeder der sieben angebotenen Disziplinen echte Weltstars. Nach den Olympiasiegern Renaud Lavillenie (Frankreich,Stabhochsprung) und Robert Harting (Berlin, Diskuswurf), 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande), den früheren Weltmeistern Raphael Holzdeppe (Zweibrücken, Stabhochsprung 2013) und Kim Collins (St. Kitts & Nevis, 100 Meter 2003) oder dem amtierenden 100-Meter-Europameister James Dasaolu (Großbritannien) sagen nun also weitere Hochkaräter ihre Starts zu.

Meetingdirektor Martin Seeber: „Auf den Hürdensprint freue ich mich auch dieses mal ganz besonders. Orlando Ortega läuft so elegant und ist der herausragende Hürdensprinter der vergangenen Jahre. Er hat bei einigen Meetings wie beim ISTAF im Sommer gewonnen und hätte sicher auch bei den Weltmeisterschaften in Peking Gold geholt, wenn er hätte starten dürfen. Er ist auch ein Favorit in Rio, wenn er
denn dort für Spanien starten darf.“

ISTAF Indoor
ISTAF Indoor

Foto: Credit Camera 4

Nicole Best- ein Leben zwischen Triathlon und Gehen

Mehr als zehn Ironman-Starts, unzählige weitere Triathlon-Wettkämpfe, flotte Zeiten im Laufen und den Weltmeistertitel im Bahngehen zählt Nicole Best zu ihren Erfolgen. Auf ihrer Homepage (www.nicolebest.com) sind die Ergebnisse fein säuberlich aufgezählt. Und in ihrer Vita kann man dort nachlesen, wie sie zum Sport, zum Gehen und zum Triathlon gekommen ist.

Ich traf sie zuletzt 2009 am Rande der Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in der Leipziger Arena, dort, wo auch in diesem Jahr 2016 wieder die deutschen Hallenmeisterschaften stattfinden. Diesmal aber ohne Nicole Best, denn das Gehen steht nicht auf dem Programm.

Über ihren Auftritt bei den Hallenmeisterschaften 2009 habe ich in der „Leichtathletik“ Nr. 11 vom 18. März 2009 den folgenden Artikel geschrieben:

Unterwegs in zwei Welten

Triathleten gelten allgemein als ziemlich modern – neudeutsch darf sogar das Wort cool verwendet werden. Da kommt die „alte Tante“ Leichtathletik meistens nicht mit. Es gibt aber eine Athletin, die beides auf höchstem Niveau verbindet: Die Geherin Nicole Best wandelt zwischen Deutschen Hallen-Meisterschaften und dem Ironman auf Hawaii.
Sie war mit 41 Jahren die älteste Medaillengewinnerin bei den Deutschen Hallenmeisterschaften Ende Februar in Leipzig… Natürlich konnte Best der siegenden Olympiafünfzehnten von Peking, Sabine Krantz /TV Wattenscheid/12:15,70) über 3000 Meter nicht Paroli bieten, aber 13:37,89 Minuten und die Silbermedaille waren trotzdem ein riesiger Erfolg. Im „Schlussspurt“ hatte sie Christin Elß (SC Potsdam) auf den dritten Rang verwiesen. Auch hier galt der Spruch von Danny Ecker: Nicht das Alter, sondern die Höhe, sprich Leistung entscheidet. Christina Elß ist knapp halb so alt wie Nicole Best.

Training auf der Rolle

Dabei frönt die Hessin nur selten ihrer „alten Liebe“, dem Gehen. Im Winter hatte sie anfangs überhaupt nicht spezifisch trainiert, „nur Laufen sowie für den Triathlon Rollentraining und Schwimmen.“ Triathlon? Richtig, Nicole Best ist seit vielen Jahren eine erfolgreiche Triathletin. Seit 1992 bestreitet sie Triathlons. „ Ich mag vor allem die lange Distanz. Einmal im Jahr bin ich bei einem Ironman dabei.“ Oder auch zweimal, denn 2008 mußte sie erst in Klagenfurt antreten, um sich dort als Achte hinter sieben Profis und als klare W40-Siegerin für den Gipfel des Triathlons, die Weltmeisterschaft auf Hawaii (3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und ein Marathonlauf) zu qualifizieren. In sehr guten 9:32:02 Stunden gelang ihr das. Den Marathon absolvierte sie dabei in beachtlichen 3:22:11 Stunden. Im Oktober startete dann das große Abenteuer Hawaii. „ Nach 10:33 Stunden war ich im Ziel, eine Stunde langsamer also. Aber die Witterungsbedingungen waren dort auch besonders schwierig. Es war heiß, heißer ging es nicht“.

Da hat es Nicole Best einfacher, wenn sie über die kürzere Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren , 10 km Laufen) Wettkämpfe in der Hessenliga für ihren Darmstädter Triathlonverein bestreitet. Aber auch in diesem Jahr soll es ein Ironman sein, im Sommer ist Roth an der Reihe.
Anfang 2009 galt die volle Konzentration der 41-Jährigen jedoch den ganz kurzen Strecken. Im Januar stieg Best ins Gehtraining für die 3000 Meter en. „ Ich dachte, dass ich genug Kondition durch den Triathlon, durch das Ausdauertraining habe und nun nur etwas Technik trainieren müßte. Aber da habe ich es gleich übertrieben und mir eine Muskelverletzung zugezogen. Doch zwei Tage Pause wirkten Wunder, die Schmerzen gingen weg.“ Im DM-Finale habe sie zwar noch etwas gemerkt, aber stets gedacht: „ Da muß ich jetzt durch“. Und ihre Endzeit lag dann mit 13:37,89 Minuten nur knapp 20 Sekunden über ihrer Bestzeit aus dem Jahre 2000.

Elegante Technik

Nach wie vor macht es Freude, der zierlichen Nicole Best beim Gehen zuzuschauen. Sie hat diese nicht einfache Fortbewegungsart im Blut, könnte man denken. Aber schon 1999, nachdem sie in Erfurt über 10.000 Meter Deutsche Meisterin geworden war, hatte sie mir im Gespräch von ihrer neuen Liebe, dem Triathlon, vorgeschwärmt….

Soweit Auszüge aus dem Artikel in der „Leichtathletik“.
Und wie kam ich nun wieder in Kontakt zu Nicole Best. Ganz einfach: über Facebook.
(Fotos sind auf ihrer Homepage zu sehen)

2012 – als es noch das Kugelstoßmeeting in Nordhausen gab

Seit vielen Jahren hatte ich im Januar immer ein festes Ziel: Nordhausen. Dort fand ein Kugelstoßmeeting statt, das die Weltelite und die deutsche Elite anzog. Ich als gebürtiger Thüringer fuhr gern ins thüringische Nordhausen, auch wenn manchmal Schnee und Eis auf den Straßen lagen und die Anreise nicht immer einfach war. Aber wohl fühlte ich mich dort immer. Um so mehr vermisse ich nun dieses Meeting.
Es bleibt mir wie vielen anderen nur die Erinnerung. Doch die ist auch gerade dann etwas wert, wenn anderswo dunkle Wolken über der Leichtathletik hängen.

In der Zeitschrift „Leichtathletik“ vom 25. Januar 2012 schrieb ich folgende Reportage über das Meeting:

Einmal dabei, immer dabei

Warum nehmen Drei-Zentner-Männer eine lange Anreise für nur einen einzigen Meeting-Start in Europa in Kauf? Ganz einfach: Weil es nach Nordhausen geht. Die thüringische Kleinstadt hat sich zum Mekka der Kugelstoßer gemausert.
Jedes Jahr im Januar kommen sie auch aus den USA. „Gemeinsam mit Reese Hoffa bin ich nur für diesen einen Wettkampf nach Europa geflogen“, erzählt der US-Hüne Christian Cantwell und ergänzt: „ Es ist toll, in solch einer Atmosphäre zu agieren, und ich habe den Eindruck, dass es immer besser wird, das Publikum noch mehr mitgeht“.
Da kann er mitreden, denn er ist schon zum fünften Mal dabei. Landsmann Adam Nelson, der eine 16 Stunden lange Anreise von Athens (Bundestaat Georgia) in den Knochen hat, beschreibt es so: „Dies ist eine unglaublich dichte Atmosphäre, um die Saison zu beginnen. 2000 Leute, und sie alle lieben Kugelstoßen. Die Intensität in der Halle hebt uns auf ein besseres Niveau. Was wir hier an Leistungen sehen, dürfte mehr mit der Stimmung zu tun haben, als mit der Form der Athleten.“

Vier Stunden Unterhaltung

Was aber zieht die Massen in die vor zehn Jahren erbaute Wiedigsburghalle, in der auch viele Konzerte stattfinden? Es ist zu allererst der Sport. Die Leute wollen Leistungen sehen und fühlen sich zudem vier Stunden bestens unterhalten. Schon der Beginn ist spektakulär, wenn das Hallenlicht gedämpft wird und die Scheinwerfer auf die Athleten gerichtet werden. Jeder Einzelne läuft, begleitet von einem Nachwuchssportler, eine kleine Runde auf der Riesenmatte. Dann nehmen sie in Reih und Glied Aufstellung, lauschen den Kurzfassungen der Nationalhymnen. Alles stilgerecht und emotional.
Die Emotionen dürfen dann im Ring ausgelebt werden. David Storl übertrifft alle Erwartungen, ist wie schon bei der WM der Größte. Dreimal stößt er weit, dreimal reißt er sofort die Arme hoch. Das ist ein ganz anderer Storl als noch vier Jahren, als er erstmals als Jugendlicher in Nordhausen startete und etwas unterkühlt nach dem U20-Sieg auftrat. (übrigens durfte ich damals erstmals ein Interview mit ihm führen und habe seitdem seine Entwicklung hautnah verfolgen können. P.Gr.).
Mit 21,24 Metern gewinnt er die zwölfte Auflage des Meetings. „ So habe ich mir den Einstieg in die Olympiasaison vorgestellt. Ich habe schon beim Einstoßen gemerkt, dass es hier gut geht“, freute sich Storl. Trainer Sven Lang meinte: „ Das war die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Schön, dass er sich seine Lockerheit bewahrt und nervenstark wie eigentlich immer agiert hat. Der Sieg gegen die Amerikaner war gut für sein Selbstbewusstsein“.
Das Publikum ist jedenfalls begeistert, die „La-Ola“ schwappt durch die Wiedigsburghalle, die an sich nur einen spröden Charme versprüht. Man sitzt auf schmalen Holzbänken, ohne Rückenlehne, und Hunderte stehen auf der Empore. Aber Luxus will man nicht, man will Sport sehen.
Und den sieht man doppelt, einmal live im Ring und gleichzeitig auf einer riesigen Videowand. Zusätzlich sorgt das Sprecher-Gespann Hardy Gnewuch und Andreas Möckel für Informationen, bindet das Publikum immer wieder ins Geschehen ein.

Kugelstoßen mit Musik

Die Hände bleiben nicht ruhig, und zudem wird noch durch flotte Musik die Stimmung hochgehalten. Man könnte die Veranstaltung auch“ Kugelstoßen mit Musik“ nennen, in Anspielung auf das Hochsprung-Meeting im nicht weit entfernten Arnstadt.
Noch mehr Adrenalin wird so in die Körper der Sportler gepumpt, und für manche ist das fast zuviel. Christian Cantwell beschreibt das so: „ Es ist echt hart hier. Ich hatte vorher gute Trainingsleistungen. Nun komme ich her und erlebe diese Atmosphäre. Die Aufregung hat mir den Wettkampf verdorben“. Aber immerhin wurden es noch 21,01 Meter, was Platz drei bedeutete.
Die Zuschauer bejubeln alle Athleten, aber manche eben noch ein wenig mehr. Natürlich thront David Storl über allen, aber auch Reese Hoffa ist ein Publikumsliebling. Nicht nur, weil er, der im Dezember noch mit Kniebeschwerden zu tun hatte, mit 21,14 Metern Zweiter wird, sondern auch wegen einer Sondereinlage. Der Drehstoßer trifft im dritten Versuch gegen das die 21 Meter markierende Hütchen am linken Rand des Sektors, das in tausend Teile zersplittert. Hoffa freut sich unbändig darüber, auch wenn der Stoß ungültig ist. Die Zuschauer lieben ihn dafür noch ein bisschen mehr.

Und sie begeistern sich diesmal auch am Wettstreit der Frauen. Lange Zeit sieht die Magdeburgerin Nadine Kleinert mit ihrem Anfangsstoß von 18,96 Metern wie die Siegerin aus. Doch der erhoffte Stoß über die 19 Meter bleibt für sie aus.
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) rückt ihr immer näher und begeistert sich und das Publikum im fünften Versuch mit dem Siegesstoß von 19,06 Metern. „Das war noch nicht alles, was ich kann. Aber der beste Saisoneinstieg meiner Karriere“.
Mit dem persönlichen Hallenrekord von 18,29 Metern überzeugt die Bronzemedaillengewinnerin der Hallen-EM von Paris 2011, Josephine Terletzki (SC Magdeburg).
Das Publikum geht jedenfalls zufrieden nach Hause. Meetingdirektor Werner Hütcher strahlt ob des leistungsmäßig bisher besten Nordhäuser Meetings und ist sich sicher: „ Wer einmal hier war, kommt immer wieder“.

Da ahnte er wohl noch nicht, dass 2013 das letzte Kugelstoßmeeting in Nordhausen stattfinden würde.
Es bleiben nur die Erinnerungen.
(Videoaufnahmen u.a. von den Meetings 2004 bis 2006, 2009 und 2010 sind auf You Tube zu sehen)

Ein Lauf im Namen des Friedens im Jahre 1983

In der DDR wurde das Wort „Frieden“ fast inflationär gebraucht. Es hieß oft bei politischen Meinungen oder gar Entscheidungen des Einzelnen: „ Wenn Du das und das nicht machst, dann bist Du nicht für den Frieden.“ Eine sehr vordergründige These.
Aber es gab auch Ereignisse, wo wir gern dabei waren. So beim Friedenslauf im Jahr 1983 in Berlin. Da Frieden an sich ja etwas sehr Schönes, Erstrebenswertes war und ist, hatten wir Läufer keine Skrupel, an einem Friedenslauf teilnehmen. Da war garantiert, daß auch die staatlichen Stellen voll dahinter standen und uns unterstützten.
Meiner Mutter schrieb ich hinterher: „ Es war eine ziemliche Masse, die sich in Bewegung setzte. Ich startete über 20 km (1:25:41), mit mir noch ca. 1500 Läufer, dazu 800 Marathonläufer und ca. 500 Läufer über 10 km. Es ging vom Leninplatz über den Strausberger Platz, den Alex, vorbei am Palast der Republik bis kurz vor die Friedrichstraße. Dort war die erste Wende. Dann zurück bis zum Strausberger Platz, entlang der Karl-Marx-Allee, Frankfurter Allee, Straße der Befreiung, durch den Autotunnel und danach war für uns die Wende. Die Marathonläufer mußten noch nach Marzahn. Das Wetter war gut, rückwärts Rückenwind. Elke und Ulrike sahen mich am Start, dort war ich schön weit vorn, dann nochmals am Strausberger Platz und dann am Ziel. Ich war mit meinem Platz (24. in der Altersklasse, 199. insgesamt ) zufrieden.“

Im „Leichtathleten“ schrieb ich dann etwas „parteiischer“, sprich der Frieden kam da schon mehr vor. Heutzutage liest sich das vielleicht etwas seltsam, aber damals war es ganz normal:
„Rund 35000 Berliner Sportler und Gäste aus allen Teilen der Republik sowie dem Ausland beteiligten sich am 2. Berliner Friedenslauf. Volks- und Spitzensportler, junge und ältere Läufer, Familien und Hausgemeinschaften machten diese Laufveranstaltung zu einer machtvollen Demonstration für die wichtigste Aufgabe unserer Zeit, die Erhaltung und Festigung des Friedens. Eindrucksvoll das Bild auf dem Leninplatz, als sich die Aktiven kurz vor dem Start auf den verschiedenen Stellplätzen einfanden. Zur Eröffnung richtete die Turnolympiasiegerin Dr. Katrin Büttner-Janz, Mitglied des DDR-Friedensrates, mahnende und zugleich aufrüttelnde Worte an die Sportler… „In diesen Tagen, unmittelbar vor dem Weltfriedenstag, vereinen sich unsere Gedanken und Vorschläge stärker denn je mit den Forderungen von aber Millionen Menschen der ganzen Welt an die verantwortlichen Politiker der NATO-Staaten, sich den zahlreichen Friedensangeboten nicht zu verschließen. Wir sagen nein zu den Atomkriegsplänen der USA. Wir sagen ja zu den Friedensinitiativen der Sowjetunion.“… Mit dem Ertönen des Startschusses setzte sich das Riesenfeld in Bewegung. Fast unübersehbar das Gewimmel auf den kürzeren Strecken im Friedrichshain. Für manche war das schon eine beträchtliche Anstrengung. Aber voller Begeisterung wurden die Meile oder die 5 km gemeistert. Nicht anders ging es auf den Wettkampfstrecken zu. Treffend drückte es der Neuruppiner Ludwig Wolter aus: „ Es ist leichter, im Schweiß zu baden, als in Asche zu vergehen“.

…Im 20-km-Lauf hatten sich nach der Hälfte der Distanz Michael Heilmann (TSC Berlin) und Roland Günther aus einer Fünfergruppe gelöst, der TSC-Sportler behauptete sich dann im Zielspurt knapp. Dramatisch auch das Geschehen im Marathonlauf. Hier konnten der Berliner Manfred Vetter und der Bulgare Vesselin Wassilew nach 30 km eine Vierergruppe sprengen. 9 km vor dem Ziel setzte sich dann Vetter ab und sah schon wie der Sieger aus. Doch dann bekam er krampfartige Beschwerden und mußte einige kurze Gehpausen einlegen. So konnte im Ziel am Leninplatz der Bulgare als Sieger gefeiert werden…

Hinterher gab mir der damals 33-jährige Diplomsportlehrer Stefan Senkel, im DTSB-Bezirksvorstand Berlin für den Freizeit-und Erholungssport verantwortlich, und einer der Hauptorganisatoren des Friedenslaufes, ein Interview.

Frage: Für die wettkampferfahrenen Läufer waren die 20 km und der Marathon gedacht. Sie sind selbst Marathonläufer. Wie ist Ihre Meinung zu solchen Stadtmarathons?
S. Senkel: Diese Läufe sind sowohl für Aktive als auch für Zuschauer reizvoll. Die Laufstrecken sind abwechslungsreich und stimulieren die Sportler. Der Werbeeffekt für das Laufen ist sicher auch nicht zu unterschätzen. Dadurch kann die sich immer stärker entwickelnde Laufbewegung doch mehr in das Bewußtsein der Öffentlichkeit eindringen, als wenn die Läufe auf abgeschiedenen Waldwegen stattfinden…
Frage: Wie wurde die Versorgung und Betreuung gesichert?
S. Senkel: Die Umkleideräume, Wasch-und Duschgelegenheiten reichten aus, von vielen wurde nach dem Lauf das Schwimmbad an der Friedensstraße genutzt. An den sieben Verpflegungspunkten wurden ausreichend Tee, Haferschleim, Keks, Salz, Regusal, Zucker und Zitronenscheiben bereitgestellt. Natürlich war auch die medizinische Hilfe einsatzbereit, aber dank der guten Vorbereitung der Teilnehmer gab es keine nennenswerten Zwischenfälle.
Soweit das Interview.

Interessant auch, zumindest für diejenigen, die dabei waren, ein Einblick in die Ergebnisliste:
(Berlin, 28.8.1983): 20 km: Männer, AK 18-32: Heilmann (TSC) 1:03:03, Günther 1:03:04, Tronnier ( bd. SC Magdeburg) 1:04:13; AK 37-42: Krebs (Lok Potsdam) 1:12:14, AK 43-50: Kastanowicz (TSG Oberschöneweide) 1:13:15; AK über 60: Witte 1:25:45, Selby 1:30:48. Frauen, AK 18-28: Riethmüller 1:17:11, Schmidt 1:19:12, Weinhold 1:20,00, Ute Goldammer (Einheit Pankow) 1:22:53; AK 29-32; Bianchin (Freiberg) 1:29:53, Nemitz 1:28:13; AK 37-42: Oehler 1:32:10.
Marathon, Männer: AK 18-32: Wassilew 2:26:01; AK 33-36: Vetter (HfÖ Berlin) 2:26:08; AK 37-42: Lachmann (EBT Berlin) 2:27:21, Stolz 2:33:28, Deparade 2:35:41; AK 43-50: Lorenz (EBB) 2:32:07, Oppermann 2:32:49, Kahms 2:35:59. Frauen: Gudrun Strohbach (Humboldt-Uni) 3:12:23, Pöplow 3:13:15, Naumann (Motor Weißensee) 3:14:17, Pikhart (Ruhla) 3:32:58.
(Quelle: Der Leichtathlet Nr. 36/83 vom 8. September 1983)

Anonymer K(r)ampf gegen den Alkohol

Die Polizei hat in diesen turbulenten Tagen überall viel zu tun. Aber mancherorten reicht das anscheinend noch nicht aus. Wie vor kurzem in Neuruppin. Dort trafen sich die Frauen einer Gymnastikgruppe zum vorweihnachtlichen Feiern in einer Gaststätte. Ein wenig gegessen, ein wenig getrunken und viel geredet wurde, und es lief alles harmonisch ab. Und für die Heimfahrt war auch gesorgt. Mein Freund Klaus und ich, – beide nachweislich nicht unter Alkoholeinfluß-, fuhren mit den Autos vor und luden die Damen ein. Alles verlief ohne Zwischenfälle, die Damen langten wohlbehütet zuhause an.
Nur bei Klaus verlief es etwas anders. Er hatte kaum in seinem Wohnzimmer Platz genommen, hatte auch noch keinen Alkohol zu sich genommen (was sich später als sehr weise herausstellte), als es plötzlich an der Tür schellte. Seine Frau öffnete und da standen zwei Polizisten vor ihr. „Gehört das Auto Ihnen und wer ist damit gefahren?“, fragten sie. “Mein Mann“ , antwortete sie. Und die Polizisten: „Uns liegt eine anonyme Anzeige vor, daß ihr Mann eben mit Alkohol gefahren ist.“ Ungläubiges Staunen bei Klaus. So etwas war ihm noch nie vorgekommen. Er wurde aufgefordert, in ein Röhrchen zu pusten (was ihm bei seinen Atem –und Lungenproblemen sichtlich Mühe machte). Resultat: Null Promille. Für ihn keine Überraschung. Nur seinen Blutdruck hätten die Polizisten nicht messen dürfen, der war bestimmt auf 200.
Die Frage, wer denn angezeigt hätte, wurde so beantwortet: „ Es war ein anonymer Anruf, wir dürfen den Namen aber sowieso nicht nennen“. „ Einen schönen Abend noch“, das klang fast wie Hohn. Es war wie ein Spuk, der plötzlich vorbei war. Und er hatte etwas Unwirkliches.
Erst im Nachhinein kam der Ärger bei Klaus und seiner Frau so richtig hoch. Sie stellten sich die Frage: Hat die Polizei nichts Besseres zu tun? Und darf heutzutage einfach jeder jeden anonym anzeigen?