Archiv für den Monat: Januar 2016

Der dritte Tag im Rückenzentrum

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So sieht man aus, nach intensiven 60 Minuten Training im Rückenzentrum. Hinterher kann man also noch lächeln, aber vorher vergeht einem das Lachen. Heute war mein dritter Tag, und wie immer war es anstrengend, aber hoffentlich nutzbringend. 10 Minuten auf dem Ergometer am Anfang, mit 70 Umdrehungen pro Minute, das ist noch die leichteste Übung. Eben zur Erwärmung.
Dann aber wird es schon härter: Hinunter auf die Gymnastikmatte. Es wird fleißig gedehnt, die Bauchmuskulatur angestrengt, die Beinmuskulatur beansprucht. Dabei das Atmen nicht vergessen, mahnt Toni, der Cheftherapeut.
Danach geht es zum Zirkeltraining an die fünf Geräte. Zuerst habe ich mir diesmal das unangenehmste Gerät gewünscht. Und es wird wieder strapaziös. Zur Stärkung der Hals-und Nackenmuskulatur sollen die 2 Minuten dienen. Nach links und rechts muß ich mit dem Kopf drücken und dabei möglichst immer noch nach vorn schauen. Ich merke, daß da oben eine meiner Schwachstellen existiert. Sicherlich durch die viele Arbeit am Computer ist die Muskulatur in diesen Bereichen verkürzt und schmerzt.
Die folgenden vier Geräte machen dann schon mehr Spaß. Rumpfbeugen und Rumpfrotation, das macht fast Spaß, wäre da nicht das im Vergleich zum letzten Mal höhere Gewicht. Aber irgendwie packe ich alles. Und kann eben danach sogar noch lächeln.

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Ost-West-Treffen 1991 in der Berliner Wuhlheide

An einem lauen Sommertag im Jahre 1991 lief ich mit meiner Laufgruppe von unserem Wohnviertel hinaus in die Berliner Wuhlheide. Rund zehn Leute waren wir immer, doch diesmal tauchte ein neues Gesicht auf. Wie während unserer Trainingsläufe üblich kamen wir ins Gespräch. Als ich ihm, Michael Täuber, erzählte, daß ich nicht nur in Berlin lebe, sondern auch in Neuruppin und dort eine Ruth kennen würde, da schrie Michael fast: „ Ich habe eine Cousine, sie heißt Ruth und wohnt in Neuruppin. Ich kenne aber nicht ihren Nachnamen und persönlich haben wir uns bisher nie gesehen. Meinen wir die gleiche Person?“ Wir meinten sie! Und fortan waren wir beide über sieben Ecken verwandt. Und besonders freuten sich auch zwei Mütter, die sich länger nicht gesehen, sich aus den Augen verloren hatten: Die Mutter von Michael, die in Köln lebte, und die Mutter von Ruth, die in Würzburg und später in Kiel gelebt hatte und nun nach Neuruppin gezogen war.

Michael und Gisela Täuber

Michael Täuber (1714) und seine Frau Gisela vor dem Start zum 25-km-Lauf in Berlin auf dem Olympischen Platz vor dem Olympiastadion

Michael kam fortan öfter auch mal nach Neuruppin oder zuletzt im Mai 2015 zum großen Familientreffen nach Berlin.
Doch wie war er, der Kölner, damals überhaupt nach Berlin gekommen?
Michael Täuber erinnert sich: „Von heute auf morgen wurde ich 1991 durch das Bundesministerium der Verteidigung in Bonn, – ich war damals als Pionieroffizier im Bereich der Infrastruktur tätig-, zum Bundesministerium des Innern abkommandiert und zwar zur Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Joachim Gauck, in die Berliner Glinkastraße.
„Sie werden sich um den stark sanierungsbedürftigen Zustand des ehemaligen Ministeriums des Inneren, der Stasizentrale Ruschestraße, und der Stasizentralen in den ehemaligen Bezirkshauptstädten der DDR kümmern. Alles Nähere werden Sie vom Leiter der Behörde Herrn Joachim Gauck erfahren.“

Ich hatte die Welt gesehen und mich überall schnell zurecht gefunden. Aber diesmal überzeugte mich anfangs nur das Versprechen: „Herr Täuber, machen Sie mal ein halbes Jahr, danach können wir über Ihren Antrag auf vorzeitige Pensionierung reden.“ Gesagt, getan, „ich fuhr also nach Ostberlin, holte den Schlüssel, zog in die Wohnung ein. Aber nicht nur die Arbeit sollte mich beschäftigen. Ich wollte als Marathonläufer meinen Sport ausüben und gleichzeitig auch persönlichen Anschluß finden. Recht schnell machte ich im Stadtplan einen nahe gelegenen Sportplatz aus, den Zachertsportplatz. Der dort residierende Verein hatte sich gerade wieder seinen alten Namen „SC Borussia 1920 Friedrichsfelde e.V.“ zugelegt. Der Anschluß an die dortige Laufgruppe gestaltete sich sehr einfach. Läufer verstehen sich überall sehr schnell. Für mich war das der Beginn von zwei wunderschönen Jahren, in denen ich viele neue Freunde gewann und tief in die Seele der Ostberliner eindringen konnte.“ In Erinnerung ist ihm ein Schild geblieben, das er von Herrn Gauck bei seiner Begrüßung erhielt.

Michael Feie Fahrt klein

Gauck

Dankesschreiben von Joachim Gauck zum Abschied.

Samstagsspaziergang in Neuruppin

Der Schnee, der am Freitag so reichlich gefallen war, schmolz leider viel zu schnell weg. Aber trotzdem lohnt sich ein Spaziergang immer, nicht nur, um zu schauen, sondern auch, um sich zu bewegen.
Erster Blickfang ist die Pfarrkirche Sankt Marien, auch Kulturkirche genannt, die vor allem für Konzerte, Konferenzen, Bankette und Firmenveranstaltungen genutzt wird. Gestern gab hier der Bürgermeister der Stadt Neuruppin, Jens-Peter Golde, den Neujahrsempfang für Gäste aus Wirtschaft und Politik.

Samstag-SpazierP1020007Pfarrkirch

Nächster Halt ist vor der Löwen-Apotheke im Fontanehaus, dem Geburtshaus von Theodor Fontane.
Spaziergang Samstag P1020004Fontane

Am Ende der Karl-Marx-Straße liegt auf der rechten Seite der Stadtgarten, auch als Kulturhaus Neuruppin bekannt. Das ist die zweite Heimstätte für Kulturveranstaltungen, vornehmlich für volkstümliche Musik, Konzerte für die Jugend und Auftritten von Künstlern verschiedenen Genres.
Spaziergang SamstagP1020010Stadtgarten

Auf der anderen Seite befindet sich der Bahnhof „Rheinsberger Tor“ mit dem Tourismus Service Bürgerbahnhof.

Spaziergang Samstag P1020012Rheinsberger Tor

Weiter geht der Spaziergang auf der sogenannten „Kommunikation“ , rechts liegen die Wallanlagen.

Spaziergang Samstag P1020013 Kommunikation

Vorbei an der Rosenstraße,
Spaziergang Samstgag P1020014Rosenstraße

dem Molliusschen Haus
Spaziergang SamstagP1020015Palais

und der Virchowstraße

Spaziergang SamstagP1020017Virchowstraße

endet unser Weg in der Friedrich-Ebert-Straße.

Spaziergang SamstagP1020018Freidrich-Ebert

Fliegende Holländerin beim ISTAF INDOOR dabei

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Für das ISTAF INDOOR am 13. Februar 2016 in der Mercedes-Benz Arena haben die nächsten Stars der internationalen Leichtathletik zugesagt.
Dafne Schippers, die „fliegende Holländerin“, die bei den Leichtathletik-WM in Peking Gold und Silber auf den wichtigsten Sprintstrecken holte, wird über 60 m an den Start gehen. Im Vorjahr hatte sie den Wettkampf in der Weltklassezeit von 7,09 s gewonnen. „ Ich freue mich riesig auf meinen neuerlichen Start. Ich war im vergangenen Jahr erstmals dabei und bin noch immer völlig begeistert von der Atmosphäre in der Arena.“ Zwar ist die Holländerin die Favoritin, aber mit der Britin Asha Philip, der Südafrikanerin Carina Horn, der US-Amerikanerin Jeneba Tarmoh und der Schweizerin Mujinga Kambundji steht harte Konkurrenz mit am Start. Die deutschen Farben werden durch die Nachwuchsstars Chantal Butzek und Lisa-Marie Kwayie vertreten.
Fünf Wochen vor dem dritten ISTAF INDOOR sind bereits 8000 Tickets abgesetzt. Erneutes Ziel der Veranstalter ist es, die Arena wie im Vorjahr mit 12.500 Zuschauern komplett zu füllen. Informationen über die Tickets gibt es unter www.istaf.de.

ISTAF Indoor
ISTAF Indoor

Foto: Credit:Camera4

Spaziergang im Schnee

Heute früh lag der langerwartete Schnee auf Neuruppins Straßen, und ich durfte erstmal vor unserem Haus den Pulverschnee wegschieben. Am Nachmittag begab ich mich auf Schuster Rappen (welch blumige Sprache hatte man früher), um frische Luft zu schnappen (und so einfach war es zu reimen).
Nach 50 Metern landete ich auf dem Schulplatz, so genannt, weil früher dort das Gymnasium stand und auch heute noch steht, nur anders genutzt wird (Bibliothek, Musikschule).

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Der Weihnachtsbaum steht noch, aber nun mehr ungeschmückt. Bis Februar wird er dort bleiben, dann an Ort und Stelle zersägt und das Holz verkauft.
P1010978Schulplatz 2

Vom Schulplatz aus geht es Richtung Klosterkirche. Sie ist aus allen Himmelsrichtungen ein beliebtes Fotomotiv.
P1010980Weg zu Klosterkirche

Beliebt auch das Gebiet direkt am Ruppiner See, mit dem Blick auf den Spielplatz und das Hotel „Altes Kasino“.

P1010988Spielplatz

P1010989Uferweg

Vom Uferweg (dem Bollwerk) fällt der Blick erneut auf die Klosterkirche. Sie dominiert diesen Raum.
P1010991Kirche und Spucknapf

Beliebtes Wanderziel ist auch eine kleine Holzbrücke, die neben dem Hotel in den See hineinragt und im Sommer der Ausgangspunkt von Bootsfahrten ist.
P1010993Brücke

Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher ist der Teeladen von Sven Stirnemann, der ein reichhaltiges Angebot an Teesorten, Pralinen, Kuchen und anderen Leckereien, die Liköre und Spirituosen von Hans-Hermann Degener und vieles andere bereit hält und zudem auch zu einem Tee einlädt.

P1010997Stirnemann

Gleich neben dem Laden geht es die Siechenstraße entlang, vorbei an der Siechenhauskapelle. Und ganz vorn „grüßt“ schon wieder die Klosterkirche. Sie ist eben allüberall.

P1010998Siechenstraße

Erstes Training im Rückenzentrum

Rückenzentrum ich Ergeometer andere Größe

Das war ein erfolgreicher Vormittag. 9 Uhr begann die Trainingsstunde im Rückenzentrum mit dem Aufwärmen auf dem Ergometer. Nach 15 Minuten bat Toni, mein Cheftrainer, an die Geräte. Fünf an der Zahl standen für mich bereit, um meine Rücken-und Bauchmuskulatur zu stärken. Zuvor wurde noch die Analyse vom letzten Training übermittelt. Resümee: „Die meisten Werte waren recht gut, nur an der Bauchmuskulatur müssen wir kräftig arbeiten.“ Doch das scheint ein normales Faktum zu sein.
Die fünf Geräte forderten mich, vor allem mußte ich ständig auf das Display der Geräte schauen, um mich immer im grünen Bereich zu bewegen. Aber auch das packte ich. Zwischendurch wurde gedehnt, Wasser getrunken und über die Darts–WM am Sonntag gesprochen. Toni ist mehr für Snooker, für Handball oder Volleyball.
Fazit: Es machte mir Freude, ich fühlte mich nicht überfordert und hinterher, als ich das Rückenzentrum verließ und mich auf den Heimweg begab, war ich etwas stolz auf mich. So wie bei manchen Marathon-Zieleinläufen.

Die Leere nach Ally Pally

Dart Fotos

Es ist wie immer nach sportlichen Großereignissen. Dann fällt man als Zuschauer in ein mentales Loch, bedauert, daß das Spektakel nun vorbei ist. Und es war ein Spektakel, diese Darts –WM im Alexandra Palace in London, besser bekannt als Ally Pally. Das Finale am gestrigen Sonntag hielt an Spannung nochmal alles, was es versprach. Es war, wie ich heute in einem Kommentar der „Zeit“ las, ein ewiges Elfmeterschießen.
Bestaunenswert, mit welcher Konstanz die beiden Finalisten aus 2,37 m Entfernung ihre Pfeile auf die Darts-Scheibe warfen und dabei oft nur ein Ziel hatten: diesen schmalen, roten Streifen im 20er-Sektor, der das Triple, sprich 60 Punkte verhieß. Hervorzuheben die Fairneß beider Aktiven, die die gegenseitigen Leistungen anerkannten. Am Ende wiederholte der Schotte Gary Anderson seinen Vorjahressieg und setzte sich gegen den Engländer Adrian Lewis durch.
Und wie überwinde ich das mentale Loch? Erstens, indem ich selbst einmal die Pfeile fliegen lasse, doch da muß es auf dem Dachboden wieder wärmer als jetzt werden. Und zweitens mit der Arbeit an meiner Homepage. Der Start ist das eine, aber nun muß es auch mit Inhalt untersetzt werden. Die zwei nächsten größeren Geschichten sind in Arbeit, Michael aus Köln und Stefan aus Norwegen werden noch einiges beisteuern. Und außerdem krame ich in meinen Lauferinnerungen. Da findet sich noch viel Stoff.

Berlins Läufer feierten den Jahreswechsel 1989/1990

Das war speziell für uns Läufer ein ganz besonderer Jahreswechsel. Nur wenige Monate zuvor war die Mauer gefallen, die gerade für uns Berliner ständig sichtbar gewesen war. Läufer aus Ost und West hatten danach wenig Berührungsängste. Sichtbar vor allem beim 1. Gesamt-Berliner Neujahrslauf.
Auch in der Zeitschrift „ Der Leichtathlet“ wurde das gebührend gewürdigt. Für alle, die damals dabei waren, „drucke“ ich nochmals die Seiten 2 und 3 der Ausgabe vom 12. Januar 1990 ab. Für all diejenigen, die damals noch nicht dabei waren, weil sie zu weit von Berlin entfernt wohnten oder aber noch gar nicht geboren waren, stellt es ein Zeitdokument dar.

Neujahrslauf 1989-1990

Das war ein Lauf-Grand mit Vieren in Berlin

Erster Akt

Wie jedes Jahr lockte auch heuer der Silvesterlauf in den Plänterwald. Zum zweiten Mal mit viel Engagement und Geschickt von der BSG Motor Lichtenberg organisiert, wurde es diesmal wieder ein Supererfolg. Anfangs, bei der Anmeldung im neuen Organisationsbüro an der Eichbuschallee, rollte es zwar nur langsam an, aber – wie oft haben wir es schon bemängelt-, der einzige Grund dafür lag in den überreichen Nachmeldungen. Kurzentschlossen verkündete Organisationsleiter Jürgen Stark die viertelstündige Verlegung der Startzeit, und dann hatten endliche alle 650 Teilnehmer ihre geschmackvollen Startnummern.
Kühl waren die Temperaturen, doch die Fröhlichkeit der Aktiven schwappte auch auf die Zuschauer über. Der für kurze Zeit zum „Bezirksschornsteinfegermeister“ ernannte Werner Pohl konnte nach den üblichen guten Wünschen für den Jahreswechsel per Silvesterknaller den Startschuß für die 5-und 10-km-Wettkämpfer freigeben. Bunt das Feld und nicht zu übersehen die zahlreichen Gäste aus westlichen Gefilden. Auch Prominenz ließ sich sehen, so Marathonspezialistin Kerstin Pressler vom Westberliner LAC Halensee, die nach 34:55 min als erste Frau das Ziel vor der Ostberlinerin Rosemarie Kössler erreichte und sich sichtlich wohl im Kreise ihrer neuen Lauffreunde fühlte. …
Auf Streckenerkundung auch Manfred Steffny, zweifacher Olympiateilnehmer im Marathon und seit langem Chefredakteur der bundesrepublikanischen Laufzeitschrift „spiridon“. Nach einer 5-km-Runde in rund 20 Minuten – ein für ihn normaler Schnitt, denn erst kürzlich lief er 2:48 h im Marathon- war er von der Plänterwaldrunde recht angetan. Sicher hatten dazu auch die fleißigen Helfer des Veranstalters beigetragen, die den Kurs sorgsam gefegt und begradigt hatte.
Manfred Steffny war aber nicht allein an der von weither angereisten Journalistenfront. Auch der Chef der BRD-Läuferzeitschrift „Condition“, Michael Schläbitz, und Thomas Steffens vom Schweizer „Läufer“ nahmen Kontakte zur DDR-Laufszene auf…

Zweiter Akt

Am Nachmittag des Silvestertages zog es dann insgesamt 1555 Aktive nach Westberlin, der SC Charlottenburg hatte zum 14. Berliner Silvesterlauf eingeladen. Reizvoll ist dieser Start für rund 350 Teilnehmer aus der DDR, auch wenn ein harter Kanten bevorstand.
Doch da konnte man vorbeugen, denn es standen Distanzen von 6,8 km, 11,2 km, 15,6 km und 20 km zur Auswahl. Im Mommsenstadion befand sich das Organisationsbüro, vor dem Stadion wurden die Massen in Bewegung gesetzt.
Auch hier wie am Vormittag im anderen Teil der Stadt war manch Silvesterkostüm zu sehen und vor allem Stimmung zu spüren. Über die Harbigstraße ging es Richtung Teufelsberg, dem Aufstieg zur Radarstation folgte dann der kräftezehrendere zum Drachenfliegerberg. Doch leider wurde die Stimmung dadurch gedämpft, daß es schwierig war, den richtigen Weg zu finden. Streckenmarkierungen fehlten bzw. wurden von Antisportlern verändert. Die wenigen Streckenposten waren überfordert. Aber der Veranstalter hat das Problem erkannt, im nächsten Jahr wird ihm das hoffentlich nicht wieder passieren. Und es zeigt sich, daß es auch auf diesem Gebiet deutsch-deutsche Gemeinsamkeiten gibt, leider negative (der Leichtathlet schrieb ja erst kürzlich über das Problem der Streckenmarkierung).
Am Ende konnte demzufolge kein Sieger gekrönt werden. Sicher wäre Olaf Beyer (ASK Vorwärts Potsdam) auch darunter gewesen. Ihn sahen wir in vorderster Front Richtung Ziel laufen, aber es hatte wohl nicht sollen sein.

Dritter Akt

Nach dem turbulenten Jahreswechsel – gerade in Berlin teils fröhlich, teils traurig endend-, nahmen am ersten Tag des Jahres 1990 die Laufenthusiasten wieder das Zepter in die Hand. Tradition bot hier am Vormittag der Neujahrslauf im Friedrichshain. Zum 19. Male wurde auf den 2-km-Rundkurs gerufen. Der Andrang hielt sich diesmal in Grenzen, „nur“ 3000 Aktive begaben sich auf die Strecke, um danach ihre grünen Teilnehmerschleifen in Empfang zu nehmen.
Mit dabei im großen Pulk, aber nicht ganz unentdeckt von Lauffreaks, Herbert Steffny, der 36jährige Marathonspezialist aus Freiburg. Der Bronzemedaillengewinner der Stuttgarter EM von 1986 ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Laufspektakel in Berlin dabeizusein. Und er wie viele andere waren dann auch am Nachmittag bei dem Lauf dabei, dem 1. Gesamtberliner Neujahrslauf.

Neujahrslauf 1989-1990 (3)

Vierter Akt

Und dieses grenzüberschreitende Laufereignis wurde dann zum eigentlichen Höhepunkt des Lauf-Grand mit Vieren. Auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule wuchs das Gewimmel zur frühnachmittäglichen Stunde mehr und mehr, nahm Riesenausmaße an. Aus beiden Teilen Berlins, aus beiden deutschen Staaten und aus dem Ausland eilten Laufenthusiasten und Laufsympathisanten herbei, und der Regierende Bürgermeister von Westberlin, Walter Momper, schickte im Beisein von Berlins Oberbürgermeister Erhard Krack 20.000 Aktive auf den Weg.
Solch ein farbiges Bild hatte diese Strecke wohl selbst beim Berlin-Marathon noch nicht gesehen und solch eine lockere, ja geradezu euphorische Stimmung ist wohl schlechthin nicht zu überbieten. Hier ging es nicht um Leistung, sondern um das Ausdrücken von Gefühlen für die so plötzlich entstandene völlige Veränderung der politischen Situation an diesem auch in der Vergangenheit markanten Punkt deutscher Geschichte.
Und Walter Frese, Lauforganisator der BSG Fortuna Biesdorf, traf wohl den Nagel auf den Kopf, als am Start seine sieben Tauben in die Lüfte steigen ließ und jeder Taube einen Wunsch zuordnete: Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt, Völkerverständigung, Liebe, Glück, Gerechtigkeit und ein vereintes Europa, das waren die Ziele, für die auch dieses Laufspektakel so überaus eindrucksvoll wirkte.
Das Riesenfeld setzte sich langsam in Bewegung, gewissermaßen in Erwartung des Nonplusultras. Was viele Läuferherzen seit Jahren und Jahrzehnten herbeisehnten, sollte Wirklichkeit werden: einmal in solch einer Gemeinschaft durchs Brandenburger Tor zu laufen!
Und dann war es soweit. Die Läuferschlänge trennte sich vor der Mauer nach links und rechts, wir trabten an freundlich grüßenden Grenzpolizisten vorbei. Unsere Startnummer galt als Dokument für den Grenzübertritt. Ein kurzer Schwenk zur Mitte, und dann die erhebenden Schritte durchs Brandenburger Tor. Ein solches Glücksgefühl, das sich anschließend im jubelnden Zuschauerspalier fortsetzte, haben wir wohl selten empfunden. Es brachte uns allen Hoffnung für die Zukunft und bewies gerade an dieser Stelle, welche wunderschöne, ja die schönste Nebensache der Welt der Sport sein kann bzw. ist.
Die folgenden Kilometer führten über die Straße Unter den Linden, vorbei am Palast der Republik, dem Nikolaiviertel, dem Roten Rathaus bis zum Wendepunkt am S-Bahnhof Alexanderplatz. Zurück ging’s vorbei an der Markthalle, der Marienkirche, dem Palasthotel und dem Berliner Dom wieder Richtung Brandenburger Tor. Diese Kilometer haben wir 20.000 fröhlich im Wechselspiel mit den begeisterten Zuschauern erlebt und genossen, das „Prosit Neujahr“ flog ständig hin und her.
Obwohl bei manchen langsam die Kräfte schwanden – mitgeführte Transparente und nicht laufgerechte Kleidung taten ein übriges-, wurde auch die zweite läuferische Begegnung mit dem monumentalen Brandenburger Tor mit Würde und Anstand, mit ausgelassenem Optimismus bestanden, und mancher ließ sich noch schnell einen Grenzpassierstempel auf seine Startnummer drucken. Am Ziel der rund 6 bis 7 km langen Strecke dann verdienter Lohn in Form einer Erinnerungsurkunde an diesen Ersten Gesamt-Berliner Neujahrslauf durch beide Teile der Stadt.
Einhelliges Resümee aller Teilnehmer: Das war das Laufereignis des Jahres 1990, und alle waren glücklich, dabeigewesen zu sein.
Peter Grau

Neujahrslauf 1989-1990 (2)

Erinnerungsurkunde, unterzeichnet von Horst Milde und Stefan Senkel.

Rückblick und Ausblick

Die ersten Stunden des neuen Jahres 2016 sind ins Land gegangen, und es ist Zeit, ein klein wenig auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Wie immer ist viel in einem Jahr geschehen, Positives und Negatives. Am besten ist es, wenn man sich an dem Positiven festhält, im Persönlichen, im Freundeskreis und in der Welt. Nach dieser Grundeinstellung versuche ich immer zu leben, auch wenn es manchmal schwerfällt. Doch auch Schicksalsschläge dürfen einen nicht aus der Bahn werfen, denn man selbst lebt ja weiter, kann die Freuden des Lebens genießen. Nur gesund muß man sein, das gilt für alle Altersbereiche. Und soviel für möglich dafür tun.
In Tageszeitungen, Zeitschriften, im Fernsehen, im Radio und vor allem im Internet wird man wahrlich mit Informationen überflutet. Da bringt es nichts, wenn man in einer Jahresbetrachtung auf einzelne Geschehnisse eingeht, denn diese nimmt jeder sowieso auf seine Weise wahr. Auffällig für mich war, daß teilweise die Toleranz abnimmt, man nicht mehr dem Anderen zubilligt, eigene Vorstellungen vom Leben zu haben und die Dinge anders zu werten, als man sie selbst sieht. Daran können wir alle arbeiten.
Viel Toleranz, aber vor allem auch Zuspruch habe ich gefunden, als ich am 14. Dezember 2015 eine Homepage ins Internet gestellt habe. Bewußt habe ich dabei Persönliches offengelegt, wohl wissend, daß der eine oder andere mit der Stirn runzeln könnte. Aber das muß man erdulden, wenn man in die Öffentlichkeit geht. Gemerkt habe ich schnell, daß der Hauptgedanke, auf der Homepage einen kleinen Treffpunkt für Ex-Leichtathleten nach ihrer Sportkarriere zu bilden, gut angenommen wird. Viele Jahr ist man im Sport eng zusammen, und dann reißt das Band ab, überwiegen neue Prioritäten. Da ist es schon viel wert, wenn man vom anderen hört, wie es ihm seitdem ergangen ist.
Meine Homepage ist weiter im Werden, täglich sprießen neue Gedanken. 2016 wird wieder viel Neues bringen und ich weiß, daß ich daraus auch viel für mich schöpfen kann. In diesem Sinne wünsche ich allen ein glückliches Neues Jahr.