Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause kommt als Europameisterin ins Berliner Olympiastadion, hat den neuen deutschen Rekord im Gepäck. Nur eine olympische Medaille kann sie nicht vorzeigen. Doch Vorwürfe ob des Finallaufes in Rio muß sie sich nicht machen. Einige Zeit sah es dort zwar so aus, also ob die Chance vorhanden sei. Doch dann schlug die spätere Olympiasiegerin Ruth Chebet, gebürtige Kenianerin und nun für Bahrain laufend, vorn ein hohes Tempo an, und Gesa Krause wußte, daß sie da nicht mitgehen konnte. „Ich habe gekämpft, vielleicht hat mir heute etwas die Lockerheit gefehlt. Aber ich muß mit dem sechsten Platz zufrieden sein“. Ein wenig tröstete sie sich mit dem neuen deutschen Rekord von 9:18,41 min, den vorher Antje Möldner-Schmidt hielt, und schob gleich nach: „ Es geht aber noch besser“. Vielleicht schon beim ISTAF.
An sich geglaubt hat sie schon als 11-Jährige, beschrieb ihren größten Traum damals so: „ Einmal an Olympischen Spielen teilnehmen.“ Nun war sie schon zweimal bei Olympia und ist mittendrin in der Weltspitze auf einer Strecke, auf der es bei 7 ½ Stadionrunden jeweils vier Hürden sowie eine Hürde mit einem Wassergraben zu überwinden sind. Sie gilt als eine der besten Stillistinnen, würde für ihre Technik meistens Höchstnoten bekommen. Und Stil hat sie auch in den Gesprächen, die man gern und oft mit ihr führt.
Im Gespräch mit der „Frankfurter Neuen Presse“ hat sie kürzlich erzählt, wie sie ihr Vater in früher Jugend zum Sport führte. In Dillenburg, wo ihre Eltern noch heute wohnen, veranstaltete er die „Ilmenkuppenläufe“ und Gesa-Felicitas war schon damals schnell. Zwar probierte sie auch Judo und Turnen, doch sie fand das nicht spannend genug, landete beim Laufen. Als Gesa 15 Jahre ist, übernimmt Wolfgang Heinig, früher Trainer der Marathonläuferin Kathrin Dörre Heinig, die Fernbetreuung. Mit 16 Jahren zieht sie ins Internat nach Frankfurt/Main um, macht das Abitur und sieht bald ihre Chance im Hürdenlauf. Mit 19 Jahren wird sie 2012 in London bei Olympia Achte. Doch danach kommen zwei magere Jahre, auch mit Achillessehnenproblemen. Als sie merkt, dass ihr Studium „International Business“ sich nicht mit dem Leistungssport vereinbaren lässt, legt sie eine Studienpause ein.
Und ordnet alles dem Sport unter. Seit 2009 wird sie von Wolfgang Heinig direkt trainiert, und das ist wohl ein Glücksfall für beide. Oberstes Gebot bei dem Trainer ist immer Disziplin gewesen, und da rennt er bei Gesa Krause offene Türen ein. Und eigenes Mitdenken, natürlich Ehrgeiz und Kampfgeist, das brauchte er seinem Musterschützling nicht mehr anzutrainieren. „ Mein Trainer hatte von Anfang an einen Plan, wie man Leistung entwickelt – fundiert, strukturiert und zielstrebig. Das war mir gleich pausibel.“ Sie ist ein Kopfmensch, wie sie selbst sagt. Wenn sie denn man nicht trainiert, kocht sie selbst, denn eine ausgewogene Ernährung ist ihr wichtig. „Aber ich trinke auch mal gern ein Glas Rotwein zum Essen.“
Peter Grau
Fotos: Dirk Gantenberg
Gesa Felicitas Krause
3000 M Hindernis I Frauen
Alter: 24 Jahre
Land: Deutschland
Bestleistung: 3000 M Hi: 9:18,41 min
Erfolge: Europameisterin 2016, Sechste Olympia 2016, Bronze WM 2015, Neunte WM 2013, 2011, Achte Olympia 2012, Dritte EM 2012, Fünfte EM 2014
U23-Europameisterin 2013, U20-Europameisterin 2011