Kugelstoßerin Christina Schwanitz krönte sich im Jahr 2015 zur Kugel-Königin von China. Im „Vogelnest“-Stadion von Peking brauchte sie drei Versuche, um mit einem Stoß auf 20,37 Meter die zunächst führende chinesische Lokalmatadorin Lijiao Gong in die Schranken zu weisen. Damit war die Straße zum Gold frei. „Ich war als Jahresweltbeste die Favoritin und ich wollte das auch bestätigen. Es war für mich die Saison meines Lebens“.
Zumal China ein gutes Pflaster für die gebürtige Dresdnerin ist. 2013 kam sie in Shanghai erstmals über die 20 Meter, im Mai 2015 wuchtete sie die Eisenkugel in Peking auf 20,77 Meter. Und nun pflückte sie im gleichen Stadion das WM-Gold.
Es war allerdings bis dahin ein steiniger Weg. Lange Zeit war ihr der Spaß am Leistungssport entglitten, musste sie mehr mit den Schwächen ihres Körpers kämpfen als mit der Kugel. Das konnte sie auch mit ihrer sprichwörtlichen Fröhlichkeit nicht wegwischen. Doch als nach vielen Operationen die Metallschrauben wieder aus ihrem Fuß entfernt waren und sie 2009 einen Neuanfang bei Trainer Sven Lang wagte, kam der Spaß am Sport wieder zurück. Aber was manchmal so einfach aussieht, ist aus harter Arbeit erwachsen. Ihr früherer Trainer hat mal gesagt: „Wenn du aus dem Kraftraum kommst, haben die Geräte Muskelkater“.
Doch um so süßer ist dann der Lohn. Erfolg heilt alle Wunden, heißt es so einfach. In Zürich holte sie 2014 bei der EM ihren ersten großen Titel. Danach bekam sie zwar mit einer Knie-Operation wieder einen Schuss vor den Bug. „ Ich dachte kurzzeitig sogar an ein Karriereende“. Doch ihr Körper ließ sie nicht im Stich, unterstützt durch medizinische Künste, durch einen einfühlsamen Trainer und die Unterstützung ihres Ehemannes Tomas.
Für 2016 hatte sich die nunmehr 30-jährige Christina Schwanitz zwei Ziele gesetzt: die EM in Amsterdam und dann Olympia in Rio. Doch beide Ziele schienen zunächst stark gefährdet, denn eine Verletzung ließ sie lange fast verzweifeln.
Doch auf der Eröffnungspressekonferenz des ISTAF am 9. Juni konnte sie endlich wieder strahlen und Entwarnung geben.
Und dann klappte es am 7. Juli in Amsterdam ganz nach Wunsch, holte sie sich mit 20,17 m den Europameistertitel.
Zuletzt sah ich sie am 2. August bei meinem Besuch in Kienbaum. Zunächst ihr gesponsertes Auto, parkend vor dem Kraftraum.
Und dann nochmals beim Mittagessen. Doch an diesem Tag hatten wir nur einen kurzen Gruß füreinander, weil wir andere Verpflichtungen hatten.
Länger konnte sich einige Tage zuvor mein Kollege Philip Häfner mit ihr unterhalten.
Philip Häfner
Sein ausführliches Interview mit Christina Schwanitz war dann in der Zeitung „ Forum-Das Wochenmagazin“ (www.magazin-forum.de) vom 29. Juli auf den Seiten 10-13 nachzulesen.
http://www.magazin-forum.de/sites/default/files/Inhalte/Beilagen/Ausgabe%202016%2031%20Beilage%20Olympia.pdf
Nun aber gilt das ganze Augenmerk von Christina Schwanitz dem olympischen Finale am 12. August. Und welche Medaille wird sie dann beim ISTAF im 3. September im Berliner Olympiastadion präsentieren?
Peter Grau
Christina Schwanitz
Kugelstossen I Frauen
Alter: 30 Jahre
Land: Deutschland
Bestleistung: 20,77 M
Erfolge: Europameisterin 2016, Weltmeisterin 2015, Europameisterin 2014, Silber Hallen-WM 2014, Silber WM 2013, Hallen-Europameisterin 2013