Archiv für den Monat: August 2016

Kugelstoßen der Superlative beim 75. ISTAF am 3. September

 

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Die absolute Weltspitze kommt nach Berlin: Die Olympiasiegerin von Rio, Michelle Carter (USA), ist am 3. September im Olympiastadion ebenso am Start wie Silber-Gewinnerin Valerie Adams (Neuseeland) und die Überraschungs-Dritte Anita Márton (Ungarn).

Das Spitzentrio aus Rio trifft zwei Wochen nach den Olympischen Spielen auf Christina Schwanitz. Die beste deutsche Kugelstoßerin landete in Rio mit 19,03 m nur auf dem sechsten Platz. „Ich habe es mit der Brechstange versucht und wollte das Wasser aus der Kugel drücken. Das bringt halt nichts“, sagte die Welt- und Europameisterin aus Chemnitz nach dem Wettkampf. Jetzt freut sie sich auf die Revanche: „Super, daß ich die Chance habe, vor dem fantastischen Berliner Publikum gegen die drei Rio-Gewinnerinnen anzutreten. Ich bin bereit!“

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 Christina Schwanitz auf der Eröffnungs-Pressekonferenz des ISTAF

 

Meeting-Direktor Martin Seeber: „Am 3. September werden wir in Berlin eine andere Christina Schwanitz erleben. Toll, daß es uns gelungen ist, alle drei Medaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele zu verpflichten. Die komplette Weltspitze ist beim 75. ISTAF dabei – mehr geht nicht.“

Mit der Weltspitze messen werden sich beim Jubiläums-ISTAF auch die beiden Deutschen Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) und Lena Urbaniak (LG Filstal).

Alle Athletinnen erwartet beim ISTAF im Olympiastadion eine Premiere: Erstmals tragen Kugelstoßerinnen und Kugelstoßer ihre Wettbewerbe gemeinsam – genauer: parallel und nebeneinander – aus. „Es ist schön, wenn das Kugelstoßen stärker im Mittelpunkt steht“, sagt Christina Schwanitz und lacht: „Nur habe ich bei den Jungs ein bißchen Angst, daß ich zu schmal aussehe.“

 

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Meetingdirektor Martin Seeber (links), Christina Schwanitz und Robert Harting

Gemälde und Blumen im Überfluß – ein Besuch bei Emil Nolde

Als wir dachten, daß unser Kurztrip nach Nordfriesland beendet sei und nur noch die Heimfahrt nach Kiel bevorstände, überraschte uns mein Schwager Achim mit einer anderen Fahrtrichtung. Plötzlich sah ich ein Hinweisschild „Nolde-Stiftung“. Ich wußte nicht sofort, was das bedeutete. Doch recht bald kam die Erleuchtung: Wir fahren zu einem Museum, das alles über den deutschen expressionistischen Maler Emil Nolde zur Schau stellt. Das Wohnhaus des Malers und seiner Frau Ada, dann den Garten mit einer Blütenpracht, die seinesgleichen sucht und als Hauptinhalt die umfangreiche Gemäldesammlung des sehr produktiven Malers.

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Schon auf dem kurzen Weg vom Parkplatz bis zum Haus werden wir auf die wichtigsten Blickpunkte hingewiesen:

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Dann sehen wir auf einem kleinen Hügel das Wohnhaus und davor breitet sich in prächtiger Garten aus:

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Und dann lassen wir die Blumen-und Pflanzenpracht auf uns wirken. Da haben sich Emil Nolde ( 1867 – 1956) und seine Frau Ada ein prächtiges Refugium geschaffen, daß auch heute sehr gut gepflegt wird:

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Im Haus selbst ist noch alles so erhalten, wie es früher vom Ehepaar Nolde genutzt wurde:

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Auch der Hut und die Tabakspfeife von Emil Nolde sind zu sehen:

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Und dann lädt uns Hausherr Emil Nolde ein, seine vielen Werke zu genießen:

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Es gibt sehr viel zu sehen für die Besucher:

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Interessant die handschriftlichen Erinnerungen:

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Einige seiner Malwerkzeuge sind ausgestellt:

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Mehr als 140 Werke, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken sind zu sehen, so steht es im Museumsführer. Doch diese Zahl scheint uns untertrieben.

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Im Untergeschoß ist u.a. das Ensemble „ Kreuzigung Jesu“ zu sehen:

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Und weiter geht es, und ich muß aufpassen, nicht doppelt zu fotografieren:

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Die Vielfalt ist berauschend, beeindruckend. Irgendwann sind wir „gesättigt“ und begeben uns langsam wieder hinaus ins Freie.

Und sehen die malerische Landschaft direkt vor bzw. hinter dem Haus:

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Nun ab ins Auto und auf die Heimfahrt begeben. Denken wir, aber noch ein Überraschungshalt ist geplant: Mittags-bzw. Kaffeepause auf dem Aussichtsturm in der Gemeinde Schleswig.

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Zunächst der Blick hinüber zum Schleswiger Dom:

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Viele Boote haben unterhalb des Turmes festgemacht:

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Das Schloß wird gerade restauriert:

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Oben in der 26. Etage genießen wir nicht nur die Suppe und den Kuchen, sondern auch die Aussicht. Nebenher plaudern wir mit einem freundlichen Ehepaar aus Zeven.  Zeven, dort findet ja immer ein Leichtathletikmeeting statt.

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Dann aber geht es endgültig nach Kiel zurück. Es ist Mittwoch, der 10. August 2016.

Am frühen Abend kommen wir am Pinguinweg an, wo uns auf der grünen Wiese zwischen Haus und Kieler Förde die glücklichen Kühe von Schilksee wieder begrüßen:

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Das Wasser liegt relativ ruhig vor uns:

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Ein Segelboot wird von der Abendsonne angestrahlt:

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Wir marschieren von der Wohnung meines Schwagers wieder in Richtung unseres Hotels „Godewind“.

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Auf dem Wasser ist weiterhin Betrieb:

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Schippers Ruh deutet auch für uns die Nachtruhe an:

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Meine Nacht mit dem schnellsten Mann der Welt, Usain Bolt

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Bisher habe ich die Leichtathletik der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro in den Nächten nur sporadisch verfolgt. Auch diesmal wollte ich mir lieber den Schlaf gönnen und das 100-m-Finale der Männer  morgens in der Wiederholung anschauen.

Doch manchmal kann man sich darauf verlassen, daß der Körper weiß, wann er wach werden muß. Und auch diesmal wußte er es und meinte: Das Finale mit Usain Bolt ist wichtig!   Genau 3.20 Uhr an diesem Montag, dem 15. August 2016, wurde ich wach, machte den Fernseher im Arbeitszimmer an und freute mich:   Soeben wurden die 100-m-Finalisten am Start vorgestellt. Alles war natürlich auf Usain Bolt zugeschnitten, und der Meister ließ nichts anbrennen, holte sich sein siebentes Olympiagold.

„ Ich werde immer meine Verrücktheit in den Sport bringen,“ erzählte er hinterher bei der Pressekonferenz. Und konnte nichts dagegen tun, daß wie immer wieder Dopingverdächtigungen auftauchten, natürlich im Internet, wo jeder, meistens anonym, seine Meinung kundtun kann. Aber auch bei einer Betrachtung im ZDF kurz vor den Hammerwürfen von Betty Heidler ließ ein Beitrag die Zweifel an der Sauberkeit des Usain Bolt weiter köchern. Und Moderator Norbert König unterstützte das mit Vokabeln wie fabelhaft, märchenhaft, eben mit den Zweifeln an Bolts Zeiten, an dem neuen 400-m-Weltrekord des Südafrikaners Wayde van Niekerk (43,03s)    und dem 10.000-m-Weltrekord der Äthiopierin Almaz Ayana.  Ich verstehe zwar manche Zweifel, aber es verdirbt mir natürlich auch ein wenig den Spaß an der Leichtathletik

Ich jedenfalls legte mich nach dem Bolt-Lauf wieder schlafen und freute mich dann am Morgen, als mein „Hausfotograf“, der Wiener Olaf Brockmann, via Facebook die folgenden Fotos des Finales überspielte:

Bolt Finale eins

Bolt Finale zwei

Bolt Finale vier

Bolt Finale fünf

Nach dem Lauf präsentierte sich Usain Bolt wie immer, als Publikumsliebling, als Motiv für alle Selfiefreunde.  Er ist eben ein kommunikativer Typ, pflegt dieses Image.  Das konnte auch mein Journalistenkollege Tim Oliver Kalle schon vor acht Jahren erleben, wie folgendes Foto zeigt:

Bolt und Tim Oliver Kalle

Ein aktuelles Foto aus diesem Jahr hätte mich auch verwundert, denn TOK kümmert sich vor allem um Handball.

Natur und Kultur in Nordfriesland – Ausflug auf die Insel Föhr

Nach einem Zwischenstop in Kiel und einer Übernachtung im Hotel „Godewind“ in Schilksee begeben wir uns auf die Autofahrt Richtung Nordsee. Für mich wird das eine Premiere sein. Ich kannte bisher nur die Ostsee.

Nach zwei Stunden sind wir in Dagebüll-Hafen angelangt, einem Ortsteil der Gemeinde Dagebüll in Nordfriesland. Von dort aus verlassen die Besucher der Inseln Föhr und Amrum das Festland. Doch heute ist es für uns noch nicht soweit, denn zunächst werden wir ganz in der Nähe übernachten. Nach 10 Kilometern taucht ein Schild auf:

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Das Hotel macht schon von außen einen angenehmen Eindruck.

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Auf dem Weg zum Hotel wachen zwei Löwen.

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Und innen verstärkt sich der positive Eindruck:

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Wir laden unsere Koffer ab, und ich nutze die Zeit für einen ersten Rundgang in den Garten:

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Und dann umfängt mich eine Blüten-und Pflanzenpracht:

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Einige Meter weiter grasen Schafe:

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Ein Flüßchen plätschert dahin:

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Und auch ein Windrad lugt durch die Bäume:

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Genug des Erkundens. Es gilt, wieder Richtung Hafen zu fahren. Bald landen wir auf einem riesigen Parkplatz, auf dem gefühlte 1000 Autos stehen. 15 Uhr geht unsere Fähre nach der Insel Föhr ab, wir müssen uns sputen.

Links hinten sehen wir das Abfertigungsgebäude:

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Es schaut aus wie auf einem großen Rangierbahnhof. Und später wie bei den Passagierschleusen auf dem Flughafen:

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Doch es klappt alles bestens und bald fährt unser Schiff hinaus, schaukelt auf den Nordseewellen:

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In der Ferne sehen wir die Halligen, die teilweise bewohnt sind:

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Innen ist viel Betrieb, wir lassen uns das   Seelachsfilet  schmecken.

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Und bald sehen wir die Anlegestelle auf der Insel Föhr und haben wieder Land unter unseren Füßen. Föhr liegt südöstlich von Sylt, östlich von Amrum und nördlich der Halligen. Unter den deutschen Inseln ohne Straßen-oder Bahnverbindung zum Festland ist Föhr die flächenmäßig größte Insel mit der höchsten Bevölkerungszahl von 8360 Einwohnern.

Wir kommen auf Wyk an, einem Ort, der als einziger auf der Insel Föhr einen städtischen Charakter hat. Unter anderem gibt es hier einen 15 km langen Sandstrand und mit der Promenade Sandwall eine der schönsten Flaniermeilen Deutschlands (so steht es zumindest bei Google).

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Unsere Fähre fährt weiter zur Insel Amrum:

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Wir aber bummeln zunächst durch den Hafen:

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Und dann sind wir bald im Ort Wyk und verbringen dort rund fünf Stunden. Dabei gibt es einiges zu sehen:

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Gegen 19 Uhr beenden wir unseren Stadtgang und setzen uns ganz in der Nähe unseres eigentliches Zieles in eine Bushaltestelle. Dort erleben wir einige Regenschauer, aber irgendwann ist es dann 19.40 Uhr und wir begeben uns trockenen Fußes auf unser Schiff, die W.D.R.-Fähre Wyk/Föhr.

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Dort erwartet uns ein außergewöhnliches Konzert, auf außergewöhnlichen Instrumenten.

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So sieht der Zuschauerraum aus, der später ganz gefüllt sein wird:

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Fünf junge Leute aus Berlin, das GlasBlasSing Quintett, unterhalten uns dann für zwei Stunden mit ihrem Programm: Volle Pulle-Flaschenmusik XXL.

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Draußen wird es langsam dunkel:

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Aber auch für die Rückfahrt ist alles bestens organisiert. Wir steigen wieder auf eine Fähre, die uns hinüber nach Dagebüll-Hafen bringt. Unser Auto steht noch auf dem Riesenplatz, und unser Chauffeur, mein Kieler Schwager, bringt uns auch ohne Navi sicher zurück in unser Hotel Nahnhof. Gegen Mitternacht treffen wir dort ein, ein ereignisreicher Tag geht zuende.

Morgenstund hat Gold im Munde. Und das erfahren wir, weil uns ein von der Hausherrin Petra Jessen-Petter liebevoll gedeckter Frühstückstisch erwartet:

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Abschied von Hausherr Siegfried Petter und seiner Frau, und dann geht es gen Kiel. Denken wir zumindestens. Eine kurze Pause wird eingelegt, und nochmals die Landschaft bewundert:

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Doch dann kommt noch eine Überraschung. Mein Schwager hat das nächste Ziel geheimgehalten und so will ich es auch handhaben. In der nächsten Geschichte wird das Geheimnis gelüftet. Bis dahin….

Peter Grau

Christoph Harting – ein Olympiasieg ohne Worte

 

Wie beschreibt man einen Olympiasieg im Diskuswurf Mit Worten. Und normal ist dann, wenn der Sieger auch etwas sagt. Bei den Hartings ist das total unterschiedlich. Robert, der Ältere, der Extrovertierte, spielt mit den Worten.  Christoph, der sechs Jahre  Jüngere, der Introvertierte, läßt allein seine Wurfkunst reden.

Bisher wartete Diskuswerfer Christoph Harting geduldig auf den großen Wurf. Bei der WM 2013 in Moskau verpaßte er nur um 17 Zentimeter das Finale, bei der EM 2016 in Amsterdam fehlten 14 Zentimeter zu Bronze. Zuletzt, so hört man, fand er eine professionellere Einstellung zu seinem Sport, nachdem er  früher alles etwas lockerer nahm. Und er stellte auch seine Wurftechnik um, wirft nun nicht mehr aus dem Stützabwurf wie sein Bruder, sondern springt am Ende mit den Füßen um.  Nun hat all das bei den Olympischen Sommerspielen in  Rio Früchte getragen. Und das in einem spektakulären Wettkampf. Ohne Robert Harting, der die Quali nicht überstanden hatte, schien der Pole Piotr Malachowski der Topfavorit zu sein. Er wurde dieser Rolle auch lange gerecht, hielt das Gold nach fünf Durchgängen mit einer Weite von 67,55 m  schon fast in den Händen. Wäre da nicht ein Harting gewesen. Christoph Harting, der 2,07-m-Riese vom SCC Berlin, zelebrierte den Super-Wurf seiner bisherigen Karriere im letzten Durchgang. Die Zwei-Kilo-Scheibe flog auf die neue persönliche Bestweite von 68,37 m.  Es war der Goldwurf. Der Pole konnte nicht mehr kontern und der Wattenscheider Daniel Jasinski, genannt Jasse, war mit dem Bronze-Wurf von 67,05 m  sowieso im siebenten Himmel.

Christoph Harting hat lange auf diesen Erfolg gewartet. Wie Robert Harting von Torsten Lönnfors trainiert, war er sich diesmal seiner Sache sicher. „ Vor dem letzten Versuch dachte ich:  Das ist meine Bühne, das ist mein Stadion. Den Sieg nimmt mir keiner weg“. Entsprechend zelebrierte er den Sieg, kostete seinen Sieg aus.  Und sorgte anschließend für reichlich Verwirrung, ja Unverständnis wegen seines Verhaltens bei der Siegerehrung.

 

Christoph Harting

Diskuswurf  I  Männer

Alter: 25 Jahre

Land: Deutschland

Bestleistung: 68,37 m

Erfolge:  Olympiasieger 2016, Vierter EM 2016, Achter WM 2015, Zweiter DM 2016, Deutscher Meister 2015

 

Auf der offiziellen Pressekonferenz legte Christoph Harting dar, daß er nicht die Öffentlichkeit suche, und daß es ihm vollkommen egal sei, was die Journalisten von ihm denken. „Ich muß vor keinem von Ihnen versuchen, besonders gut dazustehen. Was Sie über mich denken, ist mir vollkommen egal“.  Mit diesen Worten und vorher mit seiner präzise durchgezogenen Haltung, keine Interviews zu geben, löste er natürlich bei den Journalisten kein Wohlgefallen aus. Es war abzusehen, daß er dafür bald die Quittung bekommen würde. Und die kam sowohl im Netz als auch in den Medien, in Funk, Fernsehen und Presse. Vor allem sein Verhalten bei der Nationalhymne stieß bei fast allen auf Unverständnis.

Ein wenig war Christoph Harting dann doch überrascht von der Negativreaktion der Öffentlichkeit und versuchte, sein Verhalten zu erklären:

Olympiasieger Harting: „Stillstehen war nicht so meins“

Christoph Harting (25) hat seinen viel diskutierten Auftritt bei der Siegerehrung nach seinem Diskus-Olympiasieg in Rio erklärt. „Wie bereitet man sich darauf vor, Olympiasieger zu werden? Ich meine, selbst bei aller Tagträumerei, die man irgendwie vollziehen kann – sowas kannst du dir nicht vorstellen, sowas kannst du dir nicht ausmalen“, sagte der Berliner in einem Interview der ARD. „Ich meine, die haben die Hymne nur für mich gespielt. Es war unfassbar“, sagte Christoph Harting. „Stillstehen war nicht so meins, deswegen ist das vielleicht falsch angekommen.“ Er hatte geschunkelt und gefeixt, als die Nationalhymne gespielt worden war. Sein befremdliches Verhalten löste große Kritik aus. „Du bist auch noch halb im Wettkampfmodus, du bist im Kopf eigentlich völlig woanders, du bist hormon-technisch völlig übersteuert. Damit umzugehen ist natürlich eine Kunst für sich“, so Harting.

Mein Schlußfazit:

Es war für den wohlwollenden Betrachter ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst der Jubel über einen grandiosen sportlichen Erfolg eines Athleten, der einen großen Namen trägt, und dann die Enttäuschung darüber, wie er sich danach verhielt. Schade, daß es so endete, aber Christoph Harting hat es anscheinend so gewollt.

Peter Grau

Eine kleine Olympiapause – drei Tage zwischen Kiel und Nordfriesland

 

Manchmal braucht man solch eine Pause. Sonst reibt man sich auf, zwischen Olympiafernsehen, dem Dauer-Internet und der geballten Ladung von Negativnachrichten aus aller Welt. So war es mir sehr willkommen, daß wir vom Montag (8. August) bis Donnerstag (12. August) meinen Schwager in Kiel besuchen und mit ihm kurzweilige Tage verbringen konnten. Nebenbei wurde viel fotografiert, so 200 Fotos kamen da schnell zusammen. Und der Akku des Fotoapparates machte auch bald schlapp, aber ich hatte ja einen Ersatzakku dabei.

Nach und nach werde ich die Fotos hier veröffentlichen. Aber das braucht etwas Zeit, denn nun läuft ja wieder die olympische Dauerbeschallung, und zudem erfordert das Programmheft für das ISTAF 2016 am 3. September im Berliner Olympiastadion

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einiges Nachdenken und viele Geschichten.

 

 

Erster Programmpunkt der Reise war der Besuch eines ganz niedlichen, gemütlichen Kaffees auf der anderen Seite der Kieler Börde. In Friedrichsort wird das Auto geparkt, dicht am Kriegerdenkmal:

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Und nach wenigen Schritten sind wir an der Schiffsanlegestation. Die See ist rauh:

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Blick hinüber zu einer ehemaligen Werft, der Lindenau-Werft:

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Auf der anderen Seite zieht ein großes Schiff der „Color Line“ vorbei. Mit einem solchen Schiff sind wir im vorigen Jahr mal auf Dreitages-Trip in Oslo gewesen.

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Neugierige studieren das Neueste im Schaukasten:

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Bald kommt die Fähre, die uns hinüber ins Ostseebad Heikendorf , Möltenort bringen soll.

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Rund zehn Minuten dauert die Überfahrt.

Linkerhand zu sehen das Marine-Ehrenmal „Laboe“:

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Der Leuchtturm mitten auf dem Wasser:

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Die Anlegestelle:

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Viele Boote sind dort festgemacht:

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Viele Informationen für Touristen:

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Kurzer Fußweg in Richtung Cafe, das den schönen Namen „Galerie Café Roehrskroog“ trägt:

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Sehr schönes Ambiente im Innern des Cafés. Leckerer, selbstgebackener  Kuchen im Angebot und Kunst an den Wänden:

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Rückweg zur Anlegestelle. Die See ist immer noch rauh:

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Und nochmals die Schiffe abgelichtet:

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Unsere Fähre kommt pünktlich:

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Blick von der Fähre:

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Ein kurzweiliger Nachmittag ist vorbei.  Zwei ereignisreiche Tage werden folgen.

(Fortsetzung: Natur und Kultur in Nordfriesland – Ausflug auf die Insel Föhr)

Robert Harting – Rio und der Hexenschuß

 

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Robert Harting ist für Schlagzeilen immer gut. Wenn er nicht gefragt wird, dann meldet er sich selbst zu Wort. Und sein Intellekt ermöglicht  es, sich zu vielen Themen zu melden.   Diese Schlagzeile aber wollte er auf keinen Fall:   Robert Harting bei Olympia in Rio das Opfer eines Hexenschusses.  Vielmehr wollte er medaillengeschmückt zum ISTAF in sein „ Wohnzimmer“ kommen.

Zwar liefen die letzten Jahre beileibe nicht reibungslos. Im September 2015 riß er sich das Kreuzband im Knie, Nach OP und Reha freute er sich wie ein kleines Kind, als er im Februar beim Hallen-ISTAF 2016 wieder im Ring stand. Doch dann riß es weiter, Quadrizepssehnenriß, Muskelfaserriß, „ meine mentale Energie wurde weniger“.

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Erst im sechsten Versuch bei der DM 2016 in Kassel war es wieder der „alte“ Harting, mit 68,04 m holte er sich den Titel. In solche Weitenregionen wollte er in Rio werfen.

Aber der Zweifel warf immer mit. Vielleicht hatte er es geahnt, denn am 10. August schrieb er aus Rio: „Wenn ich im Finale stehe und mich bis dahin nicht verletzt habe, dann mache ich drei fette Kreuze“.

Nun aber steht er mit leeren Händen da, und es ist noch nicht mal klar, ob er in Berlin überhaupt in den Ring treten kann. Solch ein Hexenschuß kann hartnäckig sein. Bei Robert kam er einen Tag vor der Quali, spätabends, als er mit dem Fuß den Lichtschalter ausknipsen wollte.  Neun Spritzen und schmerzstillende Tabletten konnten ihn zwar wieder zum Laufen bringen, „aber meine Beine waren taub, die Spritzen habe jegliche Rücken-und Beinspannungen herausgenommen“.

Nun hat er Zeit zum Nachdenken. „ Ich hoffe, daß mir klare Gedanken kommen , die zu einem guten Ergebnis für die nächsten beiden Jahre führen.“  Dann findet 2018 die Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion statt.  Ob danach für Robert Harting Schluß im Ring sein wird, ist aber noch offen.   „ Man muß auch überlegen, ob ich nicht doch noch vier Jahr anhänge und die nächsten Olympischen Spiele ansteuere. Denn so aufhören ist nicht mein Ding. Mal sehen, wie meine Motivationslage ist.“  Die Motivation, noch einige Mal beim ISTAF anzutreten, sollte er auf alle Fälle haben.

Robert Harting

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Alter:  31 Jahre

Bestleistung: 70,66 M

Erfolge: Olympiasieger 2012, Weltmeister 2009/2011/2013

Europameister 2012/2014.

 

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Zur Eröffnungs-PK des ISTAF 2016 konnten beide noch lächeln. Nun aber erwischte Robert Harting der Hexenschuß und Christina Schwanitz ein schwaches olympisches Finale mit einem enttäuschenden sechsten Platz.

 

 

Impressionen aus Rio – Olaf Brockmann auf Fotopirsch

Olaf Brockmann von der „Kronen Zeitung „ aus Österreich ist weiter als Fotograf aktiv. Dabei hat er vorher mitgeteilt, daß er sicher nicht soviel zum Fotografieren kommen wird. Aber es sind natürlich zuviel schöne Motive, als das er  die Augen verschließen könnte. (Und immer daran denken:  auf die Fotos klicken, dann werden sie viel schöner!)

 

Tennisstadion:  Finale Kerber gegen Puig

Olaf TEnnis Kerber gegen Puig

Auf dem Weg zwischen Olympiastadion und Pressezentrum:

Olaf Weg eins

Olaf Weg zwei

Olaf WEg vier

 

Maracana nahe des Olympiastadions

Olaf Maracana nahe Olympiastadion

Olaf Maracana zwei

Olaf Maracana drei

Olaf Maracana vier

 

Leichtathletikstadion und Jusain Bolt:

Olaf Leichtathletikstadion

Olaf Leichtathletik eins

Olaf Leichtathletik zwei

Olaf Leichtathletik drei

Olaf Leichtathletik vier

 

 

Wildwasserkurs:

Olaf Wildwasser

Schießen:

Olaf Schießen

Die Ruderstrecke:

Olaf Ruderstrecke

Olaf Rudern schöne Aussicht

Olaf nochmals schöen Aussischt

Olaf Rudern in Aktion

Beachvolleyball:

Olaf Beachvolleyball

Center Court Tennis:

Olaf Center Court Tennis

Handballarena:

Olaf Handballarena

Sicherheit an der Copacabana:

Olaf Strand und Schiff

Olaf Copacabana

Weltrekord durch die US-Schwimmerin Katie  Ledecky:

Olaf Ledecky WR

Schwimmer Phelps:

Olaf Phelps letztes Rennen

Olaf Phelps

 

Tischtennis:

Olaf Tischtennis

 

Eindrücke vom Judo:

Olaf Judo

Broju eins

 

Olaf Brockmann’s  Arbeitsplatz in der Schwimmhalle:

Broswim eins

Broswim zwei

Broswim drei

Broswim vier

 

Zeit blieb ihm auch für einen Rundgang über den Olympiapark:

Park eins

Park zwei

Park drei

Park vier

Park fünf

Park sechs

Park sieben

Park acht

Park neun

Park zehn

 

 

Olaf Brockmann – Fotos von der Eröffnungszeremonie

Olaf Brockmann Porträt mit Telefon

Olaf Brockmann von der „Kronen Zeitung „ aus Österreich gefiel die Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, sodaß er nicht nur darüber schrieb, sondern auch pausenlos auf den Auslöserknopf seiner Kamera drückte.

Ich bin froh, daß ich von ihm die Erlaubnis habe, diese seine Fotos aus Rio auch auf meiner Homepage zu publizieren.   Am Ende der Spiele werde ich alle seine Fotos in einem Extra-Ordner zusammenfassen.  Zunächst aber kommen die Fotos erstmal einzeln:

Eindrücke von der  Eröffnungszeremonie vom 5. August 2016:

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Brock open drei

Brock open zwei

Brock open vier

Brock open sechs

Brock open acht

Brock open neun

Brock open zehn

Brock open elf

Brock open zwölf

Brock open dreizehn

Brock open vierzehn

Brock open sechszehn

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Rio 2016: Der Olympia-Rebell Robert Harting

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Wenn es Robert Harting nicht geben würde, müßte man ihn erschaffen.  Was er mit seinen sportlichen Leistungen, mit seinen zahlreichen Wortmeldungen  bewegt, daß ist für die Leichtathletik, ja für den gesamten Sport  fast einmalig.

Ich habe ihn in einem längeren Gespräch erstmals am 10. Juni 2006 am Rande der Berliner Meisterschaften in Berlin-Wilmersdorf   kennengelernt.  Ein Jahr zuvor, 2005, war er in Erfurt, meiner Heimatstadt, gerade U23-Europameister geworden. Im Gespräch ging es damals u.a. auch um seinen Trainerwechsel, von Jürgen Schult zurück zu Werner Goldmann. Und so nebenbei erzählte er mir auch, daß Diskuswerfer Torsten Schmidt auch gerade den Trainer gewechselt hatte. Das war vor zehn Jahren. Heute ist dieser Torsten Schmidt der Trainer von Robert Harting.

Damals bei den Berliner Meisterschaften schleuderte Robert Harting die Scheibe auf 60,25 m und sein Trainer Werner Goldmann meinte dazu: „ Die Spritzigkeit ist im Moment nicht da. Er hat ein wenig Knieprobleme, was ihn behindert. Aber vom gesamten Bewegungsablauf war es schon recht ordentlich.“   Mit der Kugel schaffte er dann noch die persönliche Bestweite von 18,08 m.

Robert Harting war damals bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Potsdam angestellt, machte sich aber auch Gedanken darüber, Architektur oder Innenarchitektur zu studieren. „ Ich habe jetzt ein Jahr nur trainiert, das erfüllt mich nicht vollends.“

Schon  damals war er sehr offen zu mir,  erzählte mir von seinen Problemen,  obwohl wir uns gerade einmal kennengelernt hatten. Später habe ich oft mit ihm geplaudert, wie viele andere Journalisten auch.

 

Einer, der immer sehr nahe an ihm dran war, ist mein Kollege Michael Reinsch von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

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Michael Reinsch  auf einer PK mit  Robert Harting

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Michael Reinsch (links) im Gespräch mit Fotograf Eberhard Thonfeld auf der Eröffnungs-PK des ISTAF 2016

 

Zuletzt im Juli 2016 hatte Michael Reinsch ein sehr langes und intensives Gespräch mit Robert Harting im Trainingslager in Kienbaum.

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All das, was ihm der Diskuswerfer ihm dort erzählte und all das, was er vorher schon über ihn erfahren hatte, faßte Michael Reinsch in einer umfangreichen Geschichte zusammen, die er nun, selbst schon in Rio de Janeiro weilend,  zur Redaktion der FAZ schickte und dort am 5. August 2016 veröffentlichen ließ.

Lesen Sie im folgenden Auszüge aus dieser Geschichte über Robert Harting, die die vielschichtigen Seiten des Olympiasiegers von 2012  beleuchtet.

 

Rio 2016: Der Olympia-Rebell Robert Harting

Rio 2016 für Homepage

Diskuswerfer Robert Harting hat sportlich alles erreicht. Bei Olympia in Rio ist er der deutsche Sportler mit dem höchsten Bekanntheitsgrad. Das ist ihm nicht genug. Er legt sich mit allen Mächtigen des Sports an.

Welcher Sportler hat schon sein eigenes Markenzeichen, oder noch besser: Welcher Sportler ist schon seine eigene Marke? Neun Jahre ist es her, da wurde Robert Harting unverwechselbar. Bei der Weltmeisterschaft 2007 in Osaka zerriss der Diskuswerfer, kaum hatte er die Silbermedaille gewonnen, schreiend vor Glück das Nationaltrikot auf der breiten Brust. Seitdem ist er zwei Mal Europameister geworden, drei Mal Weltmeister und, 2012 in London, Olympiasieger. Trikots zerreißt der 2,02 Meter große Riese aus Berlin schon lange nicht mehr. Aber jeder weiß: Bei Harting fliegen die Fetzen.

Wie in der vergangenen Woche. Da sagte er über Thomas Bach, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): „Für mich ist er Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems.“ Bach hat die russische Auswahl eingeladen zu den Sommerspielen in Rio de Janeiro, obwohl die Welt empört ist über das staatlich organisierte Doping im russischen Sport und die dreiste Manipulation der Doping-Kontrollen bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi vor zwei Jahren. Am Freitag beginnt Olympia mit der Eröffnungsfeier.

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Aus der Eröffnungs-Pressekonferenz des ISTAF 2016 in Berlin

Er gehe nicht mit Thesen in Pressekonferenzen, sagt Harting, er lege sich solche Statements auch nicht zurecht. Ein Interview sei für ihn ein Meinungsaustausch mit Journalisten; er denke halt laut. Und so erzählte Harting, als er kürzlich im Trainingslager in Kienbaum zu seinem Pressetag einlud, dass er eine schlaflose Nacht verbracht habe nach der Entscheidung von Bach. Als die Journalisten nachfragten, drehte und wendete er vor den Kameras und Mikrofonen die Frage, ob Bach tragbar sei als IOC-Präsident. „Wenn ich sage, dass er das nicht ist – was ich persönlich so empfinde -, wird sich daran trotzdem nichts ändern“, redete er so vor sich hin. „Robert Harting ist der Sportler, der sich bei Olympia bewegt, der vielleicht auch zwei, drei Sachen sagt. Aber allein werde ich nichts verändern können.“ Das ist alles andere als Resignation. Für Harting ist das eine Herausforderung.

Die scheinbare Ausweglosigkeit hat ihn seine ganze sportliche Karriere über zu Höchstleistungen angetrieben. „Mir ging es immer um Anschluss, um Anerkennung“, sagt er. „Ich habe mit dem sportlichen Erfolg das erzwungen, was ich nicht hatte.“ Aus der Handballmannschaft in seiner Heimatstadt Cottbus flog er als Halbwüchsiger, weil seine Eltern mit dem lächerlich geringen Monatsbeitrag im Rückstand waren. Mit 17 Jahren verabschiedete er sich auf die Sportschule nach Berlin – mit Tattoo auf dem Unterarm und Piercing in der Augenbraue. Gegen die Einsamkeit hielt er in seinem Internatszimmer einen Hasen; er nannte ihn „Braten“.

Abitur, Studium, sportlicher Erfolg – für Harting war alles ein Existenzkampf. Zu Meisterschaften stieg er, als wäre er ein Boxer, zur Entscheidung über alles oder nichts in den Ring. Den Druck braucht er. „Ein kompletter Athlet bist du erst als Olympiasieger“, sagte er 2012, als ein chronisch entzündetes Kniegelenk ihn quälte. „Und wenn ich später im Rollstuhl sitze: Ich will dieses verdammte Gold.“ Er holte es sich. Und wurde erstmals zum Sportler des Jahres gewählt, vor Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel.

Harting hat an der Universität der Künste in Berlin Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert, er beherrscht das Handwerk. Vor einem Jahr produzierte er einen kaum anderthalb Minuten langen Film mit der Magie eines Musik-Videos. Sportlerinnen und Sportler distanzieren sich darin, unterlegt mit dem Rhythmus eines Herzschlags, vom korrupten Leichtathletik-Weltverband. „Liebe IAAF, wir können dir nicht mehr trauen“, sagt Harting auf Englisch. „Du hast verraten, woran ich glaube.“ Bei Youtube ist das Video mehr als hunderttausend Mal gelaufen.

Das ist die höchste Form des Protests, denn Athleten können nicht streiken. „Jeder Sportler hat fünf, sechs Sportfördersysteme im Hintergrund“, erklärt Harting die prekäre Mischfinanzierung aus Sponsorleistung, Klubfinanzierung und Geld vom Staat. Bundeswehr, Polizei, Bundespolizei und Zoll stellen mehr als tausend Stellen zur Verfügung, um Athleten wirtschaftlich abzusichern. Doch die Verbände entscheiden, ihre Trainer und Sportdirektoren vergeben die Anstellungen. Wer nicht verlässlich sportliche Leistung bringt, ist draußen.

„Das ist eigentlich kein demokratisches Fördersystem, sondern eine Diktatur“, findet Harting. „Jeder sieht sich im Vordergrund, und die Athleten sind abhängig. Wenn sie sich weigerten, in Rio anzutreten, würden sie vom Markt verschwinden.“ Ein Arbeitskampf ist in Rio zwar ausgeschlossen, eine Demonstration der Sportler aber wohl in Vorbereitung.

Früher dachte er über eine Freigabe von Dopingmitteln nach

Einfach war es für Harting nicht, die Rolle des Kritikers und Anti-Doping-Vorkämpfers einzunehmen. Nach der Qualifikation bei der WM 2009 im Berliner Olympiastadion klagte er, noch im Adrenalinrausch, dass ihm der Protest der Doping-Opfer-Hilfe auf die Nerven gehe. Die Organisation hatte vor dem Stadion Augenbinden verteilt, damit man das Doping-Elend nicht sehen müsse. Harting fühlte sich angegriffen und schimpfte, sein Diskus solle den Protestierern an den Kopf fliegen.

Mit bald 32 Jahren ist er nicht viel ruhiger geworden. Doch er scheint seinen Weg gefunden zu haben. Als er 2009 über die Wirkungslosigkeit von Dopingkontrollen lamentierte, empfahl er noch, über eine Freigabe der Mittel nachzudenken. „Ich bin ein ganz harter Anti-Doping-Kämpfer“, sagt Harting heute. „Aber unser Engagement scheitert an den Funktionären.“ Als der Leichtathletik-Weltverband den zwei Mal des Dopings überführten Sprinter Justin Gatlin als Leichtathleten des Jahres zur Wahl stellte, forderte Harting öffentlich, aus der Kandidatenliste gestrichen zu werden. Der Verband änderte seine Regeln; Doper dürfen nicht mehr geehrt werden.

Auch im Fall der russischen Sportler hat er sich schon früh und entschieden zu Wort gemeldet. „Das Ende des Vertrauens“ hieß ein Beitrag, den Harting im Januar 2015 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb. Neun Monate bevor Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) systematisches Doping in der russischen Leichtathletik belegten und obendrein die Polizei über Erpressung, Bestechung und Geldwäsche an der Spitze des Leichtathletik-Weltverbandes informierten. Anderthalb Jahre bevor IOC-Präsident Bach mit der Einladung Russlands nach Rio die Sportwelt schockierte, beschrieb Harting geradezu prophetisch die Athleten als rechtlose Figuren in einem schändlichen Spiel.

„Allein wenn ein Athlet sich nicht dem Wada-Kodex unterwirft, wird ihm alles genommen: sein Startrecht, der Sinn seines Trainings, die Möglichkeit, Sponsoren zu finden. Wenn aber Länder sich offen weigern oder den Kodex unterlaufen, geschieht nichts. Das System ist erst fair, wenn auch Länder und Verbände gesperrt werden, die sich nicht an die Regeln halten.“

Er ging damals auch auf Julija Stepanowa ein, die Whistleblowerin, der das IOC nun mangelnde ethische Qualifikation attestiert. Sie hatte sich an die Wada gewendet mit der Beschreibung eines Systems, mit belastenden Filmaufnahmen der obersten russischen Nationaltrainer. „Dass bis jetzt keine Konsequenzen erkennbar sind, lediglich von oberster Stelle geprüft wird, ist das Ende des Vertrauens in diese Einrichtung“, schrieb Harting.

Heute wirft er für Rio die Frage des Schadensersatzes auf: Wenn Athleten aus dem russischen System nun Medaillen gewinnen und später als Doper auffliegen, ist für ihn die Verantwortung eindeutig. Es sei an der Zeit, sich zu überlegen, wie die betrogenen Athleten entschädigt werden sollten, sagt er.

Als die Regierung 2015 das Anti-Doping-Gesetz schuf, ging er in den Widerstand. Im Gesetzgebungsprozess lud der Bundestag ihn als Experten ein. Doch Harting bekam zu spüren: „Ich war nicht erwünscht.“ Denn er argumentierte gegen die Strafbarkeit des Besitzes von Doping-Mitteln, den Kern des Gesetzes. Seiner Ansicht nach ist die Gefahr zu groß, dass Athleten Opfer eines Komplotts und ihnen Doping-Mittel untergeschoben werden. Doch die große Koalition war sich einig und verabschiedete das Gesetz. Damals beschloss er, sich an öffentlichen Debatten solcher Tragweite nicht mehr zu beteiligen. „Ich habe gelernt, dass der Einfluss eines Athleten schnell am Ende ist“, sagt er.

Deutsche Sportlotterie als Fördermittel gescheitert?

Ähnliches erlebte er bei einer anderen Herzensangelegenheit: dem Versuch, die große Ungerechtigkeit der Sportförderung endlich zu beseitigen. Gemeinsam mit dem Unternehmer Gerald Wagener entwickelte Harting, beginnend im Olympia-Jahr 2012, die Deutsche Sportlotterie, ein Tippspiel, für das sie sogar die Glücksspiel-Lizenz erwarben. Doch statt Geld in die Portemonnaies der Athleten zu spülen, stieß das Projekt auf den Widerstand der Sportorganisationen. In den Augen vieler Funktionäre gefährdete es die Umsätze von Lotto und Toto und damit die Fördermittel, die aus diesen Einnahmen fließen. Heute ist das Sportlotto als eines von neun Angeboten auf der Internetseite von Hessen-Lotto gestrandet; es darf als gescheitert gelten.

Nun also Rio, es sollen Hartings letzte Spiele werden. Ein Kreuzbandriss im einen, eine Entzündung im anderen Knie und schließlich ein Muskelriss in der Brust haben ihn anderthalb Jahre gekostet. 68,50 Meter traut er sich nun zu. Damit ist von Platz vier bis zur Goldmedaille alles drin.

Harting reist erst nach der Eröffnungsfeier an

Aus dem Wettbewerb um die Rolle des Fahnenträgers der deutschen Mannschaft war Harting freiwillig ausgestiegen. Er will erst drei Tage nach der Eröffnungsfeier in Rio eintreffen und unbelastet in seinen Wettbewerb mit Qualifikation am 12. und dem Finale am 13. August gehen. Vom Trainingslager in Kienbaum aus hält er Kontakt mit Enttäuschten, Unzufriedenen und Aufmüpfigen. Olympia in Rio: Die Situation schreit danach, sich demonstrativ vom IOC zu distanzieren. Doch zumindest für ihn persönlich ist diesmal alles anders: „Ich darf Olympia noch einmal erleben“, sagt Harting. „Zum ersten Mal kämpfe nicht um meine Existenz.“

Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass das Ergebnis keine Relevanz hat. Harting will mehr als einen guten Wurf. „Es geht um sportliche Relevanz; darum, eine Position zu erreichen, in der ich nicht ignoriert werden kann“, sagt er, mit dem alten Kämpfergeist. „Im System muss man als Sportler Gewicht haben. Wenn ich Erfolg habe, habe ich weiterhin die Möglichkeit zu wirken. Wenn nicht, dann nicht.“ Harting will was reißen, um die Marke zu stärken.

Michael Reinsch, Korrespondent für Sport in Berlin

(aus Frankfurter Allgemeiner Zeitung von 5. August 2016)

Michael Reinsch

 

Die sportliche Karriere des Robert Harting:

Der Athlet Robert Harting wird in Rio de Janeiro zu seinen dritten Olympischen Spielen antreten. 2008 in Peking enttäuschte der gebürtige Cottbuser sich und sein deutsches Team mit Platz vier, 2012 triumphierte Harting in London und gewann die ersehnte Goldmedaille. Auch sonst hat der 31 Jahre alte Leichtathlet fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Dreimal nacheinander gewann er den Weltmeisterschaftstitel (2009, 2011, 2013), acht Mal in Folge wurde er deutscher Meister (2007 bis 2014), zweimal wurde er Europameister (2012, 2014). Dass Harting bei Fachleuten beliebter ist als bei Funktionären, zeigte sich bei den Wahlen zum „Sportler des Jahres“: Er trug den Ehrentitel 2012, 2013 und 2014.

Fotos von der Deutschen Meisterschaft 2016 in Kassel, als Robert Harting mit 68,04 m deutscher Meister wurde:

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(Fotos aus Kassel:  Alwin Wagner)